Bildentwurf das Auge lenken Teil 1

Blick zum Zürichsee Männedorf Tine Klein

Heute möchte ich euch mal einen kleinen schnellen Tipp für den Bildentwurf geben, es geht darum den Blick zu leiten.

Viele Mallehrer behandeln den Bildentwurf  oft sehr langweilig. Das Einzige was Schüler zu sehen bekommen, ist in der Regel der goldene Schnitt.

Der goldene Schnitt bewirkt Wunder, Bilder sehen gleich viel besser aus. Viele andere Harmonieregeln sind deutlich schwerer anzuwenden und haben beim Zeichnen und Malen nicht oft sofort Erfolg, aber wenn man sie erklärt, sind diese Entwurfsregeln für die Aussage von Bildern Gold wert.


Vive la tristesse!


Oft achtet man beim Motiv nur auf die Landschaft oder die Gebäude, alles dazwischen wird irgendwie zu Einöde. Straßen verwandeln sich in leere Landebahnen, Wiesen in leere grüne Flächen, dabei läuft man Gefahr, dass die Bilder immer wieder stereotyp werden.

Der Betrachter fühlt sich in solchen leeren Landschaften ein wenig verloren und das macht selbst großartig gemalte Bilder ein wenig kühl.

Man sieht ein Haus oder einen Baum, aber es ist so schwer eine Beziehung dazu aufzubauen.

Deshalb empfehle ich so oft wie möglich Lebendiges zu zeichnen. Wann immer man draußen sitzt und zeichnet, dann wird klar anscheinend bekommen nur Urban Sketcher und Hundebesitzer frische Luft, deshalb findet man in vielen meiner Bilder Hunde.

Die fleißigen Gassi-Gänger findet man überall verstreut in meinem Skizzenbuch. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich Lebendiges auf Vorrat male. Ich zeichne die Hunde oder Herrchen zuerst, denn das garantiert mir, dass ich mein Bild später nicht damit verderbe.


Es viele Methoden um den Bildentwurf zu beeinflussen


Schon oft habe ich mit euch darüber gesprochen, wie sinnvoll es ist Lebendiges in die Bilder einzubringen. Es ist wirklich simpel:

Lebendiges macht Bilder lebendig!

Die schon gemalten Menschen oder Tiere, sind für den Bildentwurf Gold wert, weil sie ein wenig Herzenswärme bringen, aber das ist bei weitem nicht alles, mit Lebendigem kann man den Blick des Betrachters in ein Bild hinein leiten.

Der Blick folgt Lebendigem viel leichter als tote Materie. Man schaut Menschen oder Lebendigem einfach hinterher.

Auch Augen sind etwas magisches, wenn einem etwas aus einem Bild anschaut, dann schaut man sofort dorthin.


Den Blick leiten


Dabei ist mir der folgende Effekt aufgefallen, ein Bild verändert sich völlig, wenn es Figuren im Vordergrund gibt. Achtet beim Betrachten bitte mal ganz genau wohin und wie Eure Augen wandern.

Tutorial das Auge leiten Aquarell von Tine Klein für Aquarell, Skizzenbuch,

Und? Fällt euch etwas auf? Man betrachtet das Bild anders.

Beim ersten Bild flitzt das Auge direkt dorthin wo das Motiv  und die stärksten Farbkontraste sind. Unser Gehirn hält sich nicht mit Unwichtigem auf und so ist es Bild zwar hübsch, aber das Auge hat relativ wenig Verweilzeit auf es.

Tatsächlich wandert das Auge beim zweiten Bild über das Blatt, während sich der Blick beim ersten Bild kurz irgendwo bei dem großen weißen Haus festsaugt.

Kurz gesagt, der Blick wird durch den Hund deutlich gelenkt

Halten wir mal kurz fest was passiert:

  • Das erste Bild ist viel ruhiger, es wirkt nicht leer, weil der Vordergrund gestaltet ist. Das Bild hat eine ruhige und stille Aussage.
  • Das zweite Bild wird lebendiger, aber auch unruhiger, das Auge des Betrachters wandert über das Bild hin und her.

Der beschriebene Effekt ist keine Regel, es ist aber gut zu wissen, was passiert wenn!

Den Effekt des Blickwinkels kann man noch viel stärker ausprägen. Lässt man Gruppen von Menschen eine Straße entlang gehen, dann folgt das Auge zwangsläufig. Mit diesen Augenmagneten kann man den Betrachter regelrecht zwingen dorthin zu schauen, wo wir es wollen.

Tutorial das Auge leiten Aquarell von Tine Klein für Aquarell, Skizzenbuch, Mallerei Zürich, Alststadt, Großmünster

Bei dieser Skizze sieht man den Effekt ganz eindeutig, die Menschen führen auf die Kirche zu und sie schauen hinauf zum Kirchturm und so folgt unser Blick ganz automatisch.


Der Blick eine Brücke für das Auge


Besonders gut ist der Effekt, wenn man zielgenau auf sein Motiv hin leitet. Beim Grossmünster in Zürich habe ich nach dieser Methode gearbeitet: „Ganz nach dem Motto alle Wege führen nach Rom „

Die Figuren bilden also eine Brücke für den Blick.

Der Effekt funktioniert übrigens nicht nur bei Lebendigem, wer sich noch nicht traut, kann auch ganz wunderbar durch einfach Objekte in ein Bild hineinführen.

Dazu eignen sich wunderbar Laternen, Pfosten, Zäune oder auch ganz einfach der Straßenrand.

Diesen Effekt im Bild können also Anfänger wie Fortgeschrittene ganz wunderbar benutzen.

Ganz herzliche Grüße wünscht Tine aus dem Herz der Kunst

Achtung coole Veranstaltung im Aargau:

Wir haben eine Schnitzeljagt mit Skizzenbuch vorbereitet: Urcoole Motive an der Reuss vom Schwein bis zur Orgel alles wird für uns geöffnet:

http://www.reusspark.ch/files/inhalte/reusspark/Veranstaltungen/2018_07_Skizzen.pdf

Wenn ihr noch Lust hat ein wenig weiterzulesen, dann empfehle ich euch den folgenden Blog: Vordergrund macht Bildgesund

Oder mal ein ganz anderer Bildentwurf das Wimmelbild:

https://blog-herz-der-kunst.ch/das-wimmelbild-fuers-skizzenbuch/

Ein Kommentar zu “Bildentwurf das Auge lenken Teil 1

  1. Ganz allgemein ,es gibt viele Möglichkeiten den Blick des Betrachters zu lenken. Aber ob das immer gut ist ? Bei Ihrem 2. Beispiel finde ich, dass die drei Personen eher wie eine Mauer dem Blick die Freiheit nehmen. Wie ein Zaun, der den Weg ins Innere versperrt.
    Auch das 1. Beispiel ist kein besonders Gutes. Der Hund wirkt eher wie ein Wächter, der dem Blick das Herumschweifen verbietet. Aber ganz allgemein stimmt schon was sie sagen. Beim „Zusammenbasteln“ einer Bildkomposition sollte man berücksichtigen, dass jedes Bildelement auf den Blick des Betrachters Wirkung hat. Nur so leicht wie Sie das hier zeigen sind die Dinge nicht, leider! Trotzdem Danke für Ihre Erklärung!

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