Zu wenig Papier für so viel Motiv


Novelle über die Verwandschaft von Gummimensch und Motiv


Copy Right Tine Klein Skizzenbuch, Malerei Zürich, Altstadt, Motiv: Urania Sternwarte

Tine Klein Urania Zürich

Manchmal kommt mir ein Motiv so vor wie der Gummimensch im Zirkus! Da gibt es eindeutig eine Verwandschaft, denn beide werden in eine Kiste gehämmert bis ihnen die Knie über den Ohren hängen.


Über die Macht des Faktischen


Als ich noch als Wissenschaftlerin tätig war, ist mir etwas Komisches aufgefallen:

Wenn ich mit meinen Vorgesetzten und und unseren Geldgebern aus Politik und Wirtschaft diskutierte, dann wurde man oft von den alten Alphawölfen in der Luft zerrissen, das Ego war oft wichtiger als das Thema.

Wenn mir etwas wichtig war, legte ich jedoch still und leise einen fertigen Entwurf auf den Tisch. Bei allen entstand der Eindruck, das sei ja fertig und längst diskutiert, es gab ein paar winzige Änderungen und die Sache war vom Tisch.

Das ist die Macht des Faktischen und ich hab mich darüber auf der Damentoilette oft vor Lachen ausgeschüttet. Hihi, schon wieder hat der alte Wolf nicht gemerkt, dass Blondi Rotkappe ihn ausgetrickst hat.


Nicht austricksen lassen!


Die Macht des Faktischen ist eine Trickfalle und in genau die tappen wir mit unseren Motiven.

Der Mensch hat einen Ausschalter am Gehirn: Bei: „So ist es eben!“ wird die Stromzufuhr im Gehirn sofort abgestellt. Tine Klein

Blätter oder auch Keilrahmen haben eine bestimmte Größe und das verleitet dazu diese Größe auch zu nutzen und schon stecken wir mit beiden Beinen in der Falle.

In uns gibt es immer so einen Chor unterschiedlichster Anweisungen und  diese inneren Stimmen helfen uns  garantiert jedes Motiv zu ruinieren:

  • Innere Stimme eins ∗seusel∗ : Mal alles, dann bist du auf der sicheren Seite!
  • Innere Stimme zwei ∗flöt∗: Sei ganz fleißig und verschwende kein Papier! Schau mal Liebes da ist noch eine Ecke, die hast du noch gar nicht bemalt!

Lernen heißt: Idiotische innere Stimmen zum Schweigen bringen und zwar mit dem Holzhammer! Sonst passiert dies, hier kann ich nicht ganz bei Bewusstsein gewesen sein:

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Negativ Beispiel: Hätte schön aussehen können, wenn das Motiv komplett an den Rand gerutscht wäre und es nicht so aussieht als würde es sich am rechten Rand stauen.


Lass dich nicht fesseln


Merke: Du musst dein Motiv nicht behandeln als wenn du es in einen Koffer stopfen möchtest und dann auf dem Deckel rumhopsen!

Natürlich ist es sinnvoll das Papierformat auszunutzen, es geht jedoch darum das Motiv zu unterstützen und nicht darum das Blatt bis in die hinterste Ecke anzustreichen.

Ich finde man darf mit Motiven so ziemlich alles machen was ihnen hilft, sie also auch mal quer völlig kreuz und quer zum Papierformat malen.

Besonders hilfreich ist es sich von der statischen Rechteckform bei Skizzen zu lösen

Man kann sie auch mal auf dem Papier drehen, sie biegen oder krümmen, siehe oben. Wichtig ist was das Motiv braucht und nicht was das Papier will.

Wenn wir aufhören in Din – Formaten  und harten Rechteckformen zu denken, dann hängen wir erst mal in der Luft.

Intuition ist ja auch von der Erfahrung gespeist, da wir es nicht anders kennen, sind wir total verwirrt.

Die ersten Versuche nicht im Rechteck zu malen sind wie würfeln!

Ich war mal auf einem Aquarellkurs, dort hat uns der Kursleiter „verboten!“ in anderen Formaten zu malen als nur in A3 quer, weil er es seid 30 Jahren tut. Jedes Motiv wird ins gleiche Format gehämmert! Ich hab die ganze Zeit dämlich vor mich hingegrinst, weil ich mir den Mann immer auf so einen Sado-Masostuhl geschnallt vorstellen musste.

Tipp: Solche Phantasien  nicht hilfreich um an einem Kurs mit den nötigen Ernst teilzunehmen.


Eigene Wege finden


Wenn einem dabei die Intuition nicht hilft. Was hilft dann?

 

Ausprobieren! und klare Linien finden.

Ich für meinen Teil habe festgestellt, dass das Motiv nicht total ausfransen darf.

Trotzdem beginne ich wie oben ganz langsam an dem starren Rechteck zu knabbern, dies sollte einem Rhythmus oder einer Leitlinie folgen oder sich an eine geometrische Form anlehnen.

Ich hab noch einen kleinen Trick, ich betrüge mich selbst: Ich Tape die Seitenränder meines Blattes. So kann ich im Notfall ein paar zusätzliche cm gewinnen, wenn ich das Klebeband abziehe. Diese kann ich dann nutzen um mein Bild zu balancieren und zu ergänzen.

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Hier kannst du sehen wie ich den abgeklebten Rand benutze um aus dem Rahmen auszubrechen.

Ein Kiah Kien schert sich oft nicht um Papierformat und seine Bilder sind wunderschön und  dynamisch. Schaut mal ob ihr da was findet was euch inspiriert.

Wie ist es denn bei Euch? habt ihr auch Strategien entwickelt? Unter der Überschrift ist der Button zum Kommentieren, ist dieser nicht sichtbar klickt die Überschrift an, dann erscheint er.

Liebe Grüße ins Wochende

Tine

 

Hier kannst du noch was über Kiah Kien lesen:

Kiah Kien und seine Technik

KK´s Webseite

4 commentaires sur “Zu wenig Papier für so viel Motiv

  1. Die inneren Stimmen oder auch die Prägung mit vermeintlichen Lebensweisheiten beeinflussen unser täglich Leben so auch natürlich das malen und zeichnen. Dessen sollte man sich bewußt sein. Malen und zeichnen ist eine wunderbare Möglichkeit um den Prägungen auf die Schliche zu kommen und sich selbst zu reflektieren.

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