Farbe ist Erfahrung

Hallo ihr Lieben,

ich habe oft Panik, dass ich all die guten Dinge, die es gibt, einfach nicht schaffe.
Ich habe zum Beispiel in einer Abhandlung über Farbe etwas über eine mittelalterliche Stadt gelesen. Gibt es die noch? Ich google und mir fallen die Augen aus dem Kopf. Weltkulturerbe und das mit Recht, also Skizzenbuch in die Tasche und nix wie hin.


Quedlinburg


Ich bin in in Quedlinburg, hier ist es wunderschön! Eine Stadt voller oranger Häuser, was bei mir akute Verliebtheit in diese 1000 Jahre alte Stadt auslöst. So wunderbar, dass  ich überlege hier nächstes Jahr einen Malkurs anzubieten.

Das Schöne festhalten


Rotiniert fange ich an zu malen und nichts klappt, es liegt an der Hitze. Mein schwarzer Metallkasten wirkt wie ein kleiner indischer Solarkocher, er lässt die Farbe verrauchen.
Bei fast 40 Grad hocke ich im Schatten und habe keine Lust mich zu bewegen, das größte mentale Problem ist der ständige Drang sich das Malwasser über den Kopf zu kippen.

Aquarell vom heißen Blechstein


Herrlich Spontan, ja, aber leider nicht heute, meine Pigmente verhalten sich wie Bleienten bei der Hitze.

Meine Pigmente und ich sind uns einig, Bewegung ist bei der Hitze unmöglich. Das nichts so richtig klappt, hat einen Grund: Pigmente wollen baden!
Pigmente haben sehr unterschiedliche Gewichte, fehlt das Wasser ist das Mischverhalten der einzelnen Farben völlig anders.
Herrlich spontan!

Das A und O sind beim Aquarell die Trockenzeit und Pigmentstärke, deshalb mus ich mich heute so verhalten, als wenn ich die Farben nicht kenne.

Ein bisschen Laborarbeit bei 40 Grad


Mir ist klar, heute muss ich doppelt soviel Wasser nehmen wie sonst, sonst wird das Aquarell zur Wüste.

Ein Farbsetup testen


Hauptfarben des Bilds sind Ultramarin feinst, Bergblau, Lasurorage und indisch Gelb,
ich teste durch wie sie sich untereinnder verhalten.

Weiß ich nicht wie die Farbe trocknet, bin ich Spielball der Farbe

Natürlich könnte ich im Kasten mischen, aber der ist heiß und angerührte Farbe wirkt im Kasten stumpfer als die die erst auf dem Blatt gemischt wird, denn diese Farbe haben die Freiheit sich zu splitten. Dafür muss man sie aber schwimmen lassen.

Auf dem Blatt mischen warum?


Farbe die arbeiten darf sieht anders aus. Falls es Dir nicht klar ist mach den folgenden Test:

Mische  einmal Dunkelblau und Zitronengelb im Kasten, es wird grün…tropfe Zitronengelb in nasses Dunkelblau ohne darin herum zurühren, es passiert folgendes: das schwere Gelb drückt das Blau weg, es entstehen 3 Farben. Ganz wichtig, lass die Farbe selbst arbeiten, auch wenn es schwer fällt, lass die Farbe in Ruhe. Das Papier sollte nicht plan aufliegen.

Oben neben dem Bild siehst du wie ich genau das teste, das ist sonst nicht sichtbar. Ich teste strategisch wie sich die Farbe verhält. Farbe verändert beim Trocknen stark ihren Farbton und auch ihren Tonwert.
Hier seht ihr, wie ich langsam aber sicher Informationen über die Farbe gewinne. Für euch ist das ein Glücksfall, denn diese Dinge habe ich normalerweise einfach im Kopf abgespeichert,

Spontanität ist das gespeicherte Wissen, darüber wie sich Mischungen verhalten und wie sie trocknen.

Für deine wichtigsten Lieblingsfarben solltest die Mischverhalten im Kopf haben,
ich bin neidisch geworden, die Pigmente dürfen schwimmen, das mache ich jetzt auch,
denn nur dieses Wissen unterscheidet Spontanität von einem Umfall.

Bei der Hitze mache ich nun das Gleiche wie die Pigmente, schwimmen gehen1!

 

Liebe grüsse Tine

Ein Kommentar zu “Farbe ist Erfahrung

  1. Liebe Tine, ja Quedlinburg ist eine faszinierende Stadt. Und da sie gar nicht so weit weg ist, war ich schon öfter da. Man fühlt sich wirklich in eine andere Zeit versetzt. Bei mir sind es aber mehr die Formen und Strukturen die mich gefangen halten.
    Leider hat die Stadt und die Burg auch andere schon fasziniert – hast Du gewusst, dass Himmler die Burg in eine Weihestätte der SS umfunktioniert hat?
    Das sollte aber niemanden davon abhalten die Stadt zu besuchen.
    Nun wünsche ich uns allen ein etwas erträglicheres Wetter und vor allem niedrigere Temperaturen. So wie heute, 24 Grad sind doch einfach ideal zum Zeichnen 😉

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