Tine Klein spricht mit Felix Scheinberger: Teil 1

 


Tine Klein denkt nach: Wieviel Inspiration ist normal?


Tine Klein Herz der Kunst

Wir alle machen und lieben Kunst, deshalb möchte ich heute ein wichtiges Thema aufwerfen. Wieviel Inspiration tut gut? Gerade für Zeichner mitten in der Stilentwicklung eine wichtige Frage. Prof. Felix Scheinberger wird nächste Woche antworten.


Gibt es eigentlich noch Musen?


Ich muss mich jetzt outen: Ich habe Musen! Eine davon ist Felix Scheinberger.

affen

Felix Scheinberger Illustration

…Innerlich läuft beim Betrachten von Felix´s Bildern dieser Film ab: Meine kleine innerliche Fee klatscht in die Hände, schlägt vor Vergnügen kleine Saltos und lacht lauthals über jede gelungene Frechheit.


Felix ist meine Muse


Was ja nicht mehr heißt, als dass er mich entertaint. Als ich Felix kennen lernte, hatte  ich noch nicht einmal ein Foto von Ihm gesehen und es ist komisch, einen Menschen kennenzulernen, der einen schon so oft zum lächeln gebracht hat.

Felix Scheinberger Illustration Hamburg

Felix Scheinberger , Illustration

Zurück zum Thema: Musen sind Menschen, die einen amüsieren und einen entspannt und bestenfalls glücklich zurück lassen. Felix hat eine ganze Generation charmant mit seinem Stift eingewickelt. Deshalb wird in seinem „Bilderwald“ brutal gewildert.


Dürfen wir unsere Musen beklauen?


Es ist das ein Riesenkompliment, die Leute sind begeistert von ihm.  Das Kopieren ist sowas wie der anarchistische Zeichner-Orden.

Tine Klein Herz der Kunst Kuh

Tines Facebooklogo

Aus meinem Facebook-Logo hat mal jemand eine Postkarte für ein Stadtfest gemacht. Als das an mich ausgeteilt wurde, dachte ich, ich bin im falschen Film. Ich war empört.


Ich frage mich, wie ist es für Felix, ständig von allen möglichen Leuten kopiert zu werden?


Wenn Leute nett sind, dann fragen sie einfach:
„Tine, was muss ich tun, damit Zeichnungen aussehen wie Deine?“ 

Bitte hört auf zu lachen. Es ist vielleicht naiv formuliert, aber die Schreiberin treibt der gleiche Wunsch wie uns alle. Sie will besser werden, ich sehne mich auch danach, immer besser zu werden.


Inspiration ist was Tolles


Ich glaube, das Kopieren entsteht aus Unsicherheit. Die Frage, ob man selbst jemals so gut werden kann wie sein Vorbild, steht schmerzhaft im Raum. Für viele Künstler, vor allen Dingen Hobbykünstler ist das Entwickeln eines eigenen Stils wirklich schwierig.

Zumal das Entwickeln eines eigenen Stils oft gar nicht positiv aufgenommen wird.


Das Umfeld ist oft irritiert, wenn ein Zeichner nicht mehr versucht  abzubilden


Tine Klein expressiv Aktzeichnung figürlich Zeichnen

Expressive 1-Minutenzeichnung von Tine Klein entstanden in Aktzeichnen CH 

Als ich anfing expressiv zu zeichnen, war ich glücklich damit! Aber mein Umfeld sagte so Sätze wie: …Ähmm… das malst du aber nochmal, oder? Das ist die Vorzeichnung? Du kannst doch so hübsch malen, wieso macht du jetzt so einen Schmuddelkram?


Felix Scheinberger ´s Bücher haben mir den Rücken gestärkt


Dauernde negative Rückmeldung hat mich im Zeichenstil total zurückgeworfen. Die Bücher von Felix  kamen mir da grad recht.

Meine Zeichnungen waren ganz lange geheim. Mein Skizzenbuch war mein geheimer Platz für Spiele und Experimente. Hier konnte ich mich austoben. Früher habe ich gedacht, meine Ölbilder seien Kunst, denn sie waren anerkannt. Ich habe sehr spät erkannt, dass meine geheimen Kritzeleien meine eigentliche künstlerische Stärke sind.


Sich selbst Fehler zuzugestehen ist die Quelle des eigenen Stils


Wer zeichnet, begreift ziemlich schnell, dass Zeichnen Arbeit mit sich selbst ist. Man muss lernen, auf sich selbst zu hören. Die Kunst ist es nicht nur, die eigenen Fehler zuzulassen, sondern diese als Inspirationsquellen zu benutzen.


Wieviel Inspiration ist eigentlich normal?


Ich bin ja mitten drin in der Zeichnerkommunity und ich sehe, wie sich die Geier auf Felix Scheinbergers Zeichnungen stürzen. Wenn ich das merke, dann muss ich mich fremdschämen. Diese Zeichnung wurde abgekupfert, ungelenk auf Leinwand gezeichnet und dann teuer verkauft.

Felix Scheinberger Skizze

Originalskizze aus Felix Scheinbergers Buch: Mut zum Skizzenbuch

Viele Zeichner brauchen Inspiration. Inspiration ist ein super Mittel um besser zu werden. Mir macht es enorme Freude, andere Zeichner anzuschauen und ihre Linien zu erforschen.


Da stellt sich doch die dreiste  Frage: Was darf ich der Muse klauen?


Das Erste, was ich aus den Zeichnungen anderer ungehemmt mitnehmen darf, ist Vergnügen. Gute Zeichner fesseln oder unterhalten mich. Jeder auf seine Art und natürlich will ich rauskriegen, wie sie das hinbekommen.

Ich ich mopse gern die eine oder andere Technik. Wir leben alle nicht auf der dunklen Seite des Mondes, das Rad neu zu erfinden, wäre doof. Bei Fachwissen und Technik finde ich es sogar wichtig, ein wenig zu stehlen.

Es gibt allerdings einen Punkt, da bin ich empfindlich: Man darf nie die Persönlichkeit stehlen. Das wundervolle an Kunst ist der Blick durch Augen ganz unterschiedlicher Menschen, das ist der Kern der Kunst jedes einzelnen.


Wenn ich der Muse die Unterwäsche klaue, wird es unmoralisch


Für mich gibt es einen Punkt, der macht Zeichnungen magisch. Es ist das Bauchgefühl. Diese zauberhafte Mischung aus Seele und Lebensgefühl, die sich im Strich spiegelt.

Gummiboot Zeichnung Skizze Illustration Tine Klein

Illustration Tine Klein

Das Bauchgefühl ist bei mir das entscheidende Kriterium, das eine Zeichnung für mich unwiderstehlich macht. Eine Zeichnung Komponieren heißt, das eigene Gefühl in Szene setzen.

Für mich ist es mit dem Zeichnen wie mit dem Kochen: Es es kommt nicht auf die Einflüsse oder Zutaten an, es kommt darauf an, dass die Suppe am Ende lecker schmeckt. Ekelig wird es, wenn der Brei von Jemand anders hemmungslos aufgekocht wird. Kennt ihr diese Buden, wo draußen steht Pizza, Döner und Chinesisch? Dort kocht jemand gedankenlos und das Essen ist oft ekelig.

Liebe Grüße Tine

Felix wird nächste Woche antworten…..


p.S. schon neugierig? Wer schnuppern will, hier geht es zu Felix:

http://www.felixscheinberger.de/#hamburg

 

Marathon der Zeichner

 

Zwei Zeichenwallküren mit Skizzenbuch beim Weißbier

-gleich und gleich gesellt sich gern-


Einer der Riesenvorteile des Zeichnens ist das man unglaublich viele Menschen trifft, mit denen man sich auf Anhieb liebevoll verbunden fühlt. Eine dieser Bekanntschaften ist Jutta Richter. Jetzt sitze ich hier ein Weißbier vor mir und fühle mich durch und durch zufrieden. Jutta Richter erzählt mir von einem Zeichenprojekt das jedes Jahr im Mai weltweit und öffentlich stattfindet. Jutta hat eine ausgesprochen angenehme Stimme, je begeisterter Jutta wird desto Bayrischer wird ihr Akzent und ich merke wie ihre Begeisterung mich mitreißt.

gezeichnetes Selfie, Jutta Richter, Zeichnen

Jutta Richter

Tine: Jutta wie genau heißt dieses Zeichenevent?


Every Day in May


Jutta: Every Day In May – auf gut bayrisch „Jeda Dog im Mai“, kurz EDiM ist aus der Bewegung „Every Day Matters“ von dem Buchautor Danny Gregory entstanden. Die Gruppe hat auf Yahoo, flickr und facebook ihre Plattformen gefunden. Ende April gibt es jedes Jahr eine Liste von Dingen, durchnummeriert von 1 bis 31. Diese Liste arbeitet man dann Tag für Tag zeichnerisch ab.


Bringt Dich auf andere Gedanken!


Tine : 31 Kunterbunte Dinge?  Was denn zum Beispiel?

Ich zeichne da Sachen, die ich sonst nie zeichnen würde. Wer würde schon auf die Idee kommen, ein Hütchenspiel zu zeichnen. Ich schnappte mir einen kleinen Stempel in dieser Hütchenform und verdrehte mein Hand und los ging’s. Das Schöne, man wird aus der Komfortzone geworfen.

Mensch Argere Dich Nicht, Jutta Richter, Illustration, zeichnen

 


Jeden Tag eine Zeichnung? Du bist doch immer so eingespannt?


Und es hält auf Trab, denn jeden Tag eine Zeichnung kann im beruflichen Alltag schon mal zur Herausforderung werden. Es gibt natürlich keinen Zwang zu zeichnen, aber man möchte schon gerne am Ball bleiben. Die täglichen Zeichnungen werden dann im Internet geteilt.


Inspiration ist was Tolles


Dabei ist es super interessant, wie andere Zeichner an dieselbe Thematik herangehen. Man lernt unglaublich viel. Ich denke mir oft: „Wow, was für eine coole Idee, darauf wäre ich nicht gekommen. Oder, boah, die Schraffur muss ich mir abgucken. “ Es gibt da ein paar Leute die binden spezielle Skizzenbücher oder arbeiten z.B. mit Collagen. Eine Zeichnerin hat letztes Jahr die tägliche Zeichnung auf die Hand gekritzelt, abfotografiert und das Foto dann online gestellt. Ich hoffe, sie hat im Anschluss ihre Hand gewaschen. 🙂 Das ist schon fast eine Kunstform.

Collage aus den Skizzen im Mai 2015, Jutta Richter, Zeichnungen

Collage aus den Skizzen im Mai 2015

Tine: War es schwer, jeden Tag zu zeichnen?
Jutta: Manchmal schon. Denn ich bin ja nicht für mich allein. Gerade in den Mai fallen bei mir in der Familie Geburtstage, Hochzeitstag und vieles mehr. Und einen Kunden in der Firma konnte ich auch nicht abspeisen. Am Hochzeitstag ist dann ein schnelles Bild mit zwei Eiswaffeln entstanden, die wir uns nach der Arbeit gegönnt hatten und verliebt verspeisten. Das passte zum Thema „Das Letzte, was Du gegessen hast“. Aber ich habe alle Themen geschafft.


Tu was Du liebst! -Dann machst Du es gut


Tine: Hat es dir was gebracht? Hast du zum Beispiel eine Veränderung deines Zeichenstils bemerkt?
Jutta: Und wie! Das tägliche Zeichnen und das Ansehen anderer Zeichnungen im Internet brachte mich enorm weiter. Das Motto: Wenn Du etwas liebst, dann machst Du es täglich und wenn Du es täglich machst, dann machst Du es gut! Das greift bei mir. Außerdem ist dabei ein wunderbares, handgebundenes Skizzenbuch entstanden, das ich mir bestimmt immer wieder gerne ansehe.

Prosit wünschen Jutta und Tine, viel Spaß beim ausprobieren


Links


Jutta Richter

flickr Seite von Jutta Richter
facebook Jutta Richter


Every Day in May

Every Day in May auf flickr
Every Day in May auf facebook


 

 

Materialliste: figürliches Zeichnen

Materialliste Tine Klein figürliches Zeichnen Workshop

Im Herz der Kunst geht es diesmal um spontane Zeichentechniken für das figürliche Zeichnen. Das schnelle Zeichnen wird geprobt.

Um 9.30 legen wir los. Hier nochmal die Materialliste für die Teilnehmer:

Für das Aktzeichnen oder das figürliche Zeichnen mit Modellen muss man notgedrungen Geschwindigkeit entwickeln, dafür eignet sich am Besten völlig unkompliziertes Material.

Es gibt jedoch viele Speedzeichentechniken die einfach sind und trotzdem überraschende Ergebnisse bringen. Insbesondere gestische und flächige Zeichentechniken eignen sich.


Mit dem Zen-Pinsel die Sau rauslassen?


Wer glaubt das Einsteigerkurse bei Tine Klein im Atelier „HERZ DER KUNST“ so sind, wie in allen anderem Malschulen, der irrt.

Der Weg ist das Ziel…der Schlüssel zum Erfolg ist die Kombination aus Fachwissen und Bauchgefühl.

Tine hat keine Lust Malschüler einfach nur Zeichnen zu lassen, sie will Künstler erschaffen, dass ist sowohl gut für Anfänger als auch Fortgeschrittene, weil sie den Schülern nicht den Stil des Lehrers überstülpt.


Von Hart bis Zart, jeder darf alles ausprobieren


Wir werden zum Thema figürliches Zeichnen sehr unterschiedliche Techniken ausprobieren.


Diesmal lassen auch den ganz fetten Pinsel tanzen, deshalb bitte alte Kleidung anhaben.


Materialliste:

• Denkt bitte an großes preiswertes Papier ….in kleinen Formaten sind gestische Zeichnungen nicht halb so schön wie in Großen.
• Tipp…ganz dickes Packpapier…schont den Geldbeutel. Auch große Zeitungsblätter bringen tolle Ergebnisse und kosten nichts.
• Farbkasten und Pinsel, wenn vorhanden. Wichtig ein dicker Rundpinsel, wenn vorhanden.
• Tusche oder Tinte im Fass, Kohle und dicke Kreideblöcke mitbringen soweit ihr es daheim schon habt.
• Schmierpapier …jede Menge: Experimente engros
Wichtig:
Creta Blöcke, wenn vorhanden mitbringen

Unverzichtbar:


• Sehr weiche Skizzierstifte
Zum Beispiel Neocolor 1 oder 2 gibt es preiswert in jeder Migros
• Oder weicher Bleistift zum Beispiel Faber Castell 8B (nichts Härteres als 6B)
• Alternativ: Peel of Ölmarker oder Graphite Stifte


Ich freu mich auf Euch

Tine

 

http://www.herz-der-kunst.ch/events…lehre.html

Skizzenbuch: Malen im Urlaub

Alte Skizzenbüchern speichern die Erinnerung an schöne Tage

Malen im Urlaub Aquarell Maskierflüssigkeit

Heute war die Sonne weg, da habe ich in meinen Skizzenbüchern gekramt und eine halbfertiges Aquarell gefunden. An dem Bild klebt noch versteinert die Maskierflüssigkeit. Nur noch ein paar Striche und sie ist fertig, warum habe ich Sie damals vergessen? Ich weiß es nicht, es steckt so viel Erinnerung drin.
Zeichnen entspannt unglaublich, schon auf der Suche nach Motiven findet man unendlich viele schöne Dinge. Aber es kann auch umgekehrt sein, das Zeichnen kann viele unschöne Situationen einfach versüßen; zum Beispiel warten. Natürlich ist Zeichnen keine Droge, doch den Blick regelmäßig an die schönen Dinge zu heften wirkt wie Antidepressiva.


Wer ein Skizzenbuch in der Tasche hat kennt kein ärgerliches warten


Die Geschichte hinter dem Bild -Zeichnen in der Karibik

Segeln in der Karibik, das hört sich doch gut an, als wir ankommen riecht das Boot nach Farbe, dank Renovierung. Strahlend weiß liegt es in den türkisfarbenen Wellen. Toll! ein Ökoboot total umgerüstet auf Sonnenenergie.
Schon auf den ersten Seemeilen fällt ständig die Elektrik aus. Der Segeltörn wird zur Katastrophe. Insbesondere die Riesige vor sich hin gammelnde Kühltruhe wird bei Karibischen Temperaturen schnell zum Problem und kein Strom für die Navigation ist auch nicht witzig.
Wir stranden ständig vor irgendwelchen All-in-klussive-Anlagen. Unser Schiff liegt unter Dauerbeschallung.

Irgendwo in der Dominikanischen Republik muss es einen Keller geben, in dem Alleinunterhalter mit Hammondorgeln geklont werden, die kriechen da raus und wollen die Menschheit mit Poolanimation in den Wahnsinn treiben!
Unsere kleine Gruppe bekommt böse Phantasien, wenn die Kühltruhe schon zu nix taugt, dann kann man da doch bestimmt kleine Animateure reinstopfen?


Zeichnen verhindert das man freie Zeit durch negative Gedanken verschwendet


Doch schnell verfliegt die üble Stimmung im Paradies. Malen im Urlaub macht glücklich. Wir haben Reiseaquarellkästen dabei und unsere Gruppe fängt an zu zeichnen. Das Zeichnen lässt uns die schönen Dinge sehen anstatt uns über Dinge aufzuregen, die wir nicht ändern können. Das Warten auf die Reparatur wird zum Vergnügen. Wir liegen im Bug auf dem Segelsäcken und Zeichnen die Traumkulisse aus sicherer Entfernung zu Elektro-Orgel-Terroristen.
Dem Skipper sind das alles wahnsinnig peinlich. C´est la vie, was willst du tun? Er ist total fasziniert von unserer unerklärlichen Zufriedenheit. Das Boot wippt, die Wellen plätschern und wir lassen schönes Entstehen anstatt uns zu Ärgern. Der Frieden macht dem Skipper Sorgen, sein schlechtes Gewissen bringt ihn fast um. Irgendwann sagen wir Skipper lass uns in Ruhe malen! Oder sollen wir dich Anschreien, damit es Dir das hilft?
Der Skipper findet wir sind Freaks…er wird sonst auf perfekten Törns angemeckert.


Malen im Urlaub:  Tipps für Zeichner und Freaks


Auf diesem Maltripp hatten gleich 2 Leute einen leichten Sonnenstich. Beim Skizzieren und malen vergisst man grundsätzlich die Zeit, das ist heimtückisch! Hut, Sonnenbrille und 24 Stunden haltbare Sonnencreme sind Pflicht!
Beim Zeichnen im Sonnenlicht reflektiert das Licht vom Blatt ins Auge. Danach hat man eine Zeitlang Sehprobleme und sieht schwarze Flecken. Ich weiß das das insbesondere für Brillenträger ein echtes Problem ist, denn geschliffene Sonnenbrillen sind teuer. Ich habe eine Sonnenbrille mit eingeschliffenen Sehfenster zum Malen, dies ist viel billiger als Gleitsichtbrillen und zum Zeichnen wirklich praktisch. Ich hab im Optikerladen auf dem Fußboden gehockt, damit der Optiker die Brille auf meine Haltung beim Zeichnen auf dem Bordstein anpassen konnte.

Im Sonnenschein und mit Sonnenbrille kann man Farben nicht richtig einschätzen. Meist werden sie viel zu grell. Das kleine Aquarell Skizze das ihr hier seht, war total blass, weil ich dachte ich male eh alle zu grell. Da hilft nur eines, wenn es geht mal in normalen Licht schauen ob die Farben stimmen.

Achtung! Maskierflüssigkeit kann verhärten, wenn man sie im Urlaub auf dem Bild lässt, dann reißt sie unkontrolliert die oberste Papierschicht ab. Besser schon im Urlaub ablösen sonst hat man sie auf ewig im Aquarell. (das Türkis im rosa Haus ist Maskierflüssigkeit, ob Fehler oder nicht, jetzt ist sie Teil der Skizze)

Auf Maskierflüssigkeit kann man heute getrost verzichten, es gibt so gute weiße Gelstifte, die sind viel praktischer zum schnellen Skizzieren.

Das Türkis von Schminke Horodam hat die unwiderstehliche Farbe von klarem Wasser über Sand.

Ganz herzliche Grüße an alle Zeichenfreaks
Tine

Wer Tipps hat zum Zeichnen in der Sonne bitte als Kommentar hat bitte posten!

Urban Sketching: Urlaub vom Alltag

Urban Sketching Skizze Zürich Bahnhof Aquarell

Die Urban Sketching Story zur Skizze:


Ist Dir das auch schon passiert? Durch die Schönheit gehetzt und Sie nicht mal gesehen?


Nicht zum ersten Mal habe ich bemerkt, wie gut das Zeichnen für mich ist. Beladen mit dicken Mappen versuche ich mich zusammenstoßfrei durch die Menschenmenge zu navigieren und direkt zum Bahnsteig zu hetzen. Ich habe nie bemerkt wie schön dieser eine Seiteneingang im Bahnhof Zürich ist, nie den Blick auch mal nach oben gerichtet und nicht mal die zauberhaften Kronleuchter bemerkt. 5 Minuten skizzieren heilt mich davon. Ich tauche ein in ein Urlaubsland. Ein Land in dem Licht glitzert und auch Zwerge lange Schatten werfen. Plötzlich kann ich sehen, jedes schöne kleine Detail. Fünf Minuten skizzieren relaxt mich so nachhaltig, dass ich danach das Gemüt einer leicht beschwipsten „Otterkönigin“ habe.


Wie ich die Farben in meinem Wunderland zum Strahlen oder zum Sterben bringe ….. davon handelt der Rest des Artikels.


Benutz niemals Schwarz! -Der Beelzebub unter den Farben

Hier trifft Urban Sketching auf die klassischen Themen der Malerei. Im Anfängerkurs dauert es beim Farbenmischen meistens nur 30 Sec bis dieser Satz energisch durch den Raum schallt: Benutz NIEMALS! Schwarz! zum Mischen! Dabei wird Schwarz betont SChwahhhhhhartzzzz! …als habe man sich gerade übel verbrannt. Ich gebe ich mir Mühe möglichst betroffen zu gucken und meine Nase angeekelt in Falten zu legen, damit jeder Malschüler nur einmal ein Bild ruiniert. Der leibhaftige Teufel im Bild, jede Farbe die damit gemischt wird schaut sofort nach Tiefendepression aus.


Überlege beim Mischen immer erst ob man die Farbe ohne Schwarz abdunkeln kannst.


Im Bild siehst du ja zum Beispiel auch sehr dunkle Gelbtöne, die wären mit schwarz einfach nur ekelhaft graugrün. Es stimmt wirklich! Schwarz verdreckt schöne Bild in Sekundenschnelle und damit ist das Bild im wahrsten Sinne des Wortes versaut.

Nur dummerweise ist auch der erste Tipp völlig hirnrissig, denn unerfahrene Zeichner tappen damit zielsicher in die nächste Falle, denn ohne Dunkelheit werden Bilder fast immer grau und öde.

Auch wenn Urban Sketching nur für einen Selbst ist, so will man doch keine öden Skizzen erstellen, deshalb muss man etwas riskieren und sich an die Dunkelheit trauen.

Skizzen ohne Dunkelheit sind wie Kochen ohne Salz.


 „Schwarz oder nicht Schwarz? das ist hierdie Frage! „Was denn nun? Schwarz eine Entscheidung zwischen strahlen und sterben.


Womit mal wieder bewiesen wäre, Patenlösungen funktionieren nur bei Werbeverkaufssendern und werden auch nicht wahrer wenn man sie mit nerviger Stimme gefühlte 80-mal wiederholt.
Ich übersetze jetzt: Benutz niemals Schwarz! Heißt: Natürlich darfst und muss Du Schwarz benutzen, denn sonst würden deine Bilder niemals strahlen.


Licht braucht die Dunkelheit wie die Liebe die Leidenschaft. 


Du sollst bloß nicht alle Farben damit verdrecken.
Du darfst ja auch nicht mit schlammigen Stiefeln ins Haus! Heißt: Trampel mir bloß nicht mit schwarzen Tretern in meiner schönen strahlenden Farbenwelt rum!
Schwarz neben jeder hellen Farbe lässt sie strahlen. In einer hell erleuchteten Kirche würdest du die wunderbaren Glasfenster nicht mehr sehen.


Eselsbrücke:
Bei Schwarz und der Farbe ist es wie beim Ying und Yang, ausgewogen ist immer schön nebeneinander.


Der Satz müsste lauten, sei bei Schwarz genauso pingelig wie bei der Auswahl deines Liebsten. Das Schwarz was Bilder toll wirken ist nicht schmuddelig, sondern warm und farbig. Zum Beispiel ein ganz dunkles Lila oder Blau das Schwarz wirkt. Diese Farben musst du mischen. Am Anfang ist dies sehr schwer. Es gibt aber auch hochwertige Schwarztöne zu kaufen die nicht schmuddeln …zum Beispiel Neutraltinte von Windsor Newton…dieses Grau wirkt nicht so dreckig mit Wasser verdünnt ist es ein warmes Grau-Lila.

Zeichenkurse bei Tine: http://www.herz-der-kunst.ch/events…lehre.html