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Besonders himmlisch: Es gibt einen Zusatztermin!
Viele von euch haben lange gewartet – jetzt ist es endlich so weit: Himmlisch gut findet nochmal statt!
Ein paar Plätze sind noch frei.
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Wie du durch das Verschmelzen von Formen stärker malst
Dieser Artikel ist für eine Frau aus den Urban Sketchers Girona. Sie schaute auf mein Bild und sagte: „Das ist keine Skizze.“ Wir halten hier den Augenblick fest. Sie konnte überhaupt nicht glauben, dass Aquarell schneller und perfekter sein kann als das vermeidlich schnelle und unkomplizierte Arbeiten mit dem Stift. Hier verrate ich dir, wie man diese Stärke und Geschwindigkeit mit dem Pinsel erreicht – und zwar mit der Technik der Merging Shapes.
Wir alle starten gleich: mit dem Gedanken, dass man jedes einzelne Objekt ordentlich, vollständig und klar getrennt malen muss. Dazu lädt der Stift ein. Ein Haus ist ein Haus. Ein Baum ist ein Baum. Und das Menschlein auf der Bank?
Natürlich bekommt alles seine eigene kleine Bühne.
Mit dieser Art zu malen hat man jedoch viel Mühe …
Doch halt! – Es gibt gute Gründe, genau das nicht zu tun.
Gerade im Aquarell-Sketching ist das „ordentliche Auseinanderhalten“ von Formen oft kontraproduktiv.
Denn wenn wir jedes Ding wie ein kleines Einzelwesen behandeln, wirken unsere Bilder schnell überladen, kleinteilig und unruhig.
Und du? Du verzettelst dich in Einzelteilen, brauchst viel Zeit und bist am Ende vielleicht doch nicht ganz zufrieden, trotz all deiner Mühe.
Die gute Nachricht: Es geht auch anders – und oft sogar besser.
Kennst du das? Ein Maler wirft ein Bild aufs Papier und es sieht nach kurzer Zeit einfach stimmungsvoll und großartig aus?
Wie kann es so einfach sein?
Die Magie der Merging Shapes – Formen verschmelzen statt trennen
In der englischsprachigen Malerei- und Zeichenlehre spricht man vom Konzept der Merging Shapes, also dem bewussten Verschmelzen von Formen.
Die Idee: Du verzichtest auf trennende Linien und harte Kanten zwischen benachbarten Objekten – dann nämlich, wenn sie in Licht, Tonwert oder Farbwirkung ohnehin ähnlich sind.
Oft geht zum Beispiel der Schatten eines Hauses einfach in die Bäume über. Statt in klar abgegrenzten Objekten zu denken, arbeitest du mit gemeinsamen Flächen, mit sogenannten Form-Clustern oder Flächenzusammenhängen.
Klingt abstrakt? Ist es gar nicht.
Warum also jede Figur einzeln herausarbeiten, wenn sie im Licht ohnehin eine zusammenhängende Fläche bildet?
Also schau mal hier in das Bild. Ich habe das Bild in zwei Teile geteilt: Himmel und Landschaft. Schaust du in die Landschaft, wirst du feststellen, dass überall Siena natur durchblitzt.
Was habe ich also getan? Ich habe die Grundform gemalt – ohne Trennungen – und zwar alles in Gelb- und Terracottatönen. Ich habe Baum, Haus und Strauch zusammengefasst. Unser großer Vorteil dabei ist: Durch das Zusammenfassen geht das Malen blitzschnell.
Diese Art zu malen hat die folgenden Vorteile:
Warum Merging Shapes funktionieren – und dein Bild stärken
Dieses Zusammenfassen von Formen bringt mehrere Vorteile mit sich. Erstens entsteht mehr Ruhe in der Komposition: Anstelle von zwanzig Einzelteilen, die gegeneinander arbeiten, hast du nur noch wenige große Flächen. Das gibt dem Auge Halt – und deinem Bild Struktur.
Zweitens verbessert sich die Lesbarkeit: Unser Auge liebt Klarheit. Wenn Licht, Schatten und Tonwerte gut durchdacht sind, wirkt dein Bild stimmig – auch wenn es skizzenhaft bleibt.
Drittens wird der Fokus gestärkt: Weniger ist oft mehr. Wenn du unwichtige Bereiche zusammenfasst, bekommen wichtige Stellen Raum zum Atmen. So springt der Blick auf das Wesentliche – zum Beispiel auf ein helles Gesicht inmitten einer dunklen Gruppe.
Und nicht zuletzt: mehr Atmosphäre! Gerade im Aquarell ist Merging Shapes ein Geschenk. Wenn Farben ineinanderfließen, entsteht ein Gefühl von Licht, Luft und Weichheit – etwas, das mit klaren Linien kaum zu erreichen ist.
Licht und Tonwert: Der Schlüssel zur Technik der Merging Shapes
Wenn du Formen zusammenfassen möchtest, musst du vor allem auf zwei Dinge achten: Lichtführung und Tonwert.
Überlege dir, woher das Licht kommt. Welche Objekte liegen gemeinsam im Schatten? Sobald mehrere Dinge im gleichen Licht oder Schatten liegen, kannst du sie als eine Fläche behandeln. Beispiel: Ein Haus wirft einen Schatten über Büsche oder Steine – alles wird zu einer Form.
Und dann ist da der Tonwert: Was gleich hell oder gleich dunkel ist, darf ebenfalls zu einer Form verschmelzen. Du musst das nicht exakt messen – achte einfach darauf, wie nah die Helligkeiten beieinanderliegen. Zwei benachbarte Objekte im Mittelton? Perfekt für eine gemeinsame Fläche.
Tipp: Blinzele mit den Augen! Wenn du die Augen leicht zusammenkneifst, siehst du nur noch grobe Helligkeitsunterschiede – so erkennst du sofort, welche Flächen du vereinen kannst.
Und wie geht das in der Praxis?
Starte deine Skizze mit einem lockeren Aufbau – gerne in Linien, aber ohne dich in Details zu verlieren.
Ganz grobe Skizzen von Licht und Schatten anlegen.
Male zusammenhängende Bereiche in einer gemeinsamen Helligkeitsstufe. In meinem Beispiel wurden alle Häuser, der Boden und auch teilweise die Bäume zunächst in Hellgelb und Terrakotta angelegt.
Nachdem wir die ganze Scene in einer Farbe gemalt haben,
Was ist der nächste Schritt?
Überlege dir früh, welche Tonwertblöcke du hast.
„Was jetzt dunkler ist, darf übermalt werden – ganz ohne Bedenken.“
Wo kannst du ähnliche Bereiche zusammenfassen? Der nächste Schritt ist die Dunkelheiten zusammenzufassen. Also dunkle Farben und Schatten.
Male große Formen zuerst – das ist der Schlüssel. Du musst dich nur trauen, alles zusammen zu malen. Der Schatten des linken Hauses taucht nahtlos in die Vegetation ein – als wären Haus und Natur miteinander verbunden. Lieber eine gemeinsame Schattenfläche als fünf winzige Einzelteile.
Lass Übergänge bewusst weich werden – besonders dort, wo das Licht diffus ist. Und hebe nur einzelne Details hervor – genau dort, wo der Fokus liegen soll.
Fazit: Merging Shapes bringen Zusammenhalt und Ausdruck
Das Konzept der Merging Shapes ist kein Trick – es ist ein Denkansatz. Du betrachtest Dinge nicht mehr als Einzelteile, sondern als zusammenhängende visuelle Einheiten. Du hörst auf, alles „richtig“ machen zu wollen, und beginnst, in Beziehungen zu denken.
Und ganz nebenbei: Du malst freier. Schneller. Ausdrucksstärker.
Probiere es einfach mal aus. Suche dir eine Szene – vielleicht einen Park, eine Straßenecke oder ein Café – und frage dich: Was kann ich zu einer gemeinsamen Form zusammenfassen? Und dann? Pinsel raus. Wasser drauf. Fließen lassen.
„Die besten Ideen entstehen oft da, wo kein Geld fließt – weil Kultur „gratis“ sein soll.
Aber weißt du was? Diese Vorstellung kommt aus Zeiten, in denen nur Mächtige bestimmten, welche Kunst zählen darf.
Was ist mit den leisen Stimmen, den freien Köpfen – mit deiner Kultur?
Wir brauchen dich. Kultur braucht dein Ja – und ein Budget.“