Bewegung malen, das Schöne steht nicht still!

Tine klein Aquarell Barcelona, Spanien Placa de Catalunya, Tutorial Bewegung malen

Korrigiert

Ich bin mal wieder unterwegs und ständig begegnen mir so schöne Dinge!

Ich denke immer: Oh mein Gott, das möchte ich einfangen, festhalten! Es gibt so viele großartige Sachen, und viele davon stehen einfach nicht still!

Die schönsten Plätze dieses Universums sind voll mit Leben und Bewegung. Wenn man solche Orte ohne die bewegten Dinge malt, dann stimmt etwas nicht!

An den schönen Orten wuseln Menschen herum, die Leute kommen mit dem Auto angefahren, Fahrräder und Motorroller flitzen vorbei.

Das pralle Leben ist immer in Bewegung!

Und nun sind wir beim heutigen Thema:

Bewegung malen, denn das Leben steht nicht still:

Schöne Orte sind immer in Bewegung und dies hat schon so manchen beim Malen zur Verzweiflung gebracht.

Viel zu schnell rollt, rast alles vorbei und niemand rastet!

Das alles scheint für Maler ziemlich unlösbar, wenn man nicht mit dem Foto arbeitet. Doch auch mit dem Foto ist dies so eine Sache, denn Fotos zeigen nicht unbedingt das, was man als Maler*in zeigen möchte. Dem Maler* stehen ja viel tollere Möglichkeiten zur Verfügung als nur ein schnödes Standbild.

Bleibt also die Frage:

Welche einfachen Möglichkeiten habe ich, wenn ich Bewegung malen möchte?

Bewegung malen, aber wenn es stillsteht:

Gerade die Bewegung macht einen Ort schön und einmalig!

Und nun die großartige Nachricht, Gegenstände verändern sich nicht, wenn sie in Bewegung sind!

Wer es sich zu schwer macht, der ärgert sich und macht die Welt schlechter, als sie ist.

Wenn lauter Taxis an mir vorbeirasen, dann brauche ich den Kopf meistens nur ein bisschen zu drehen und schon steht ein Taxi am Rand, das ich in aller Ruhe betrachten und zeichnen kann.

So einfach ist es!

Das Geheimnis des Lebens ist die Ausgeglichenheit, wo Bewegung ist, da ist auch Stillstand. Schon die nächste Ampelphase lässt die Autos stillstehen.

Muss denn Hektik ausbrechen, wenn die wegfahren?

Nö, lass sie ziehen und behalte die Ruhe, denn man kann ein Auto problemlos durch ein anderes ersetzen. Die sehen doch eh alle sehr ähnlich aus.

 Tipp 1: Sei schlau, mal sie im Stillstand, denn es verändert sich nichts.

Man kann Bewegung malen, das ist einfacher, als sie zu fotografieren.

Jetzt wirklich, das kann doch nicht sein, oder?

Doch, wir Maler*innen haben so unsere Möglichkeiten.

Der Rallye-Streifen wirkt Wunder!

Wenn man einen Gegenstand streifig malt, wirkt er bewegt.

Schaut man sich die Bilder von Vincent van Gogh an, ist immer Bewegung im Spiel. Das liegt an den vielen kleinen Streifen und Strichen, die der Maler benutzte.

Vincent Van Gogh, La mer aux Saintes-Maries, Saintes-Maries-de-la-Mer, 1888.jpg

Quelle: Von Vincent Van Gogh, La mer aux Saintes-Maries, Saintes-Maries-de-la-Mer, 1888 – https://www.fondationlouisvuitton.fr/fr/evenements/icones-de-l-art-moderne-la-collection-morozov Musée d'État des Beaux-Arts Pouchkine, Moscou., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=108289036

Selbst eine ruhig daliegende Landschaft wirkt unruhig und bewegt.

Vincent van Gogh’s famous painting, digitally enhanced by rawpixel-com 46.jpg

Quelle: Rawpixel, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

Tipp 2: Streifen, Striche oder gerichtete Punkte, geben das Gefühl von Bewegung!

Diesen kleinen Trick wende ich auch in meinem Bild an, ich nenne es Bewegungsstreifen.

Dieser Trick ist einfach und gut, der Pinsel zaubert im Handumdrehen Bewegung. Bewegung malen ist also nicht so kompliziert wie gedacht.

Mensch und Tier, vermaledeit, sie wollen einfach nicht stillstehen!

Was tun? Brauchen wir nun die Eiskanone wie der Bösewicht im James Bond? Ja, das wäre ein Spaß! Das wäre mal ein Mal-Equipment, das mir mein Holder zu Weihnachten basteln könnte!

Spaß beiseite, brauchen wir gar nicht. Es gibt die typischen Körperhaltungen.

Wie bewegt sich denn ein Mensch, wenn er eilig ist?

Antwort: Im gestreckten Schweinsgalop!

Das ist Dialekt und heißt so viel wie: Mit langen Schritten.

 

Tipp 3: Menschen in Bewegung immer mit Schritten darstellen. Je länger der Schritt, desto schneller wirkt es.

Wenn es einem beim Malen zu schnell wird, nimm dein Handy und fotografiere die Szene, bis du eine typische Körperhaltung eingefangen hast, die passt dann optimal ins Bild.

Beobachte die Bewegung – Ducken macht es schnell:

Bewegung malen ist wirklich nicht schwer, wenn man sich Zeit und Ruhe zur Beobachtung nimmt.

Die beste Mal- und Zeichenstunde ist die Beobachtung. Setze dich ans Fenster und guck mal zu. Jugendliche auf einem Roller machen sich immer rund, sie ducken sich, um noch schneller zu sein. Wer schnell ist, macht lange Schritte. Bei einem normalen Gehtempo ist oft nur ein Beim zu sehen.

Solche Beobachtungen machen deine Bilder gut! Viel Spaß!

Liebe Grüße

Tine

Hallo meine Lieben,

In meinem Blog geht es um das Malen und Zeichnen. Kultur und Malerei sind so wichtig für ein zufriedenes Leben, deshalb teile ich jede Woche ehrenamtlich meine Gedanken. Aber auch Du kannst was für mich tun. Gerade wenn ich auf Reisen bin, wäre es schön, wenn Du beim Blog angemeldet wärst, denn dann bräuchte ich den Blog nicht in die sozialen Netzwerke stellen. Bitte sei so lieb und melde dich an, dass ich mit deinen Daten keinen Quatsch mache, versteht sich von selbst.

Du bekommst den Blog regelmäßig. Vielleicht hast du gemerkt, dass man meine Kurse nur selten im Netz findet? Meine Kurse sind meistens ausverkauft, nur bei neuen Themen gibt es mal einen Platz. Ein weiterer Vorteil ist, dass es sehr selten eine Rundmail gibt, wenn es neue Kurse gibt.

Ich danke Dir herzlich für das Lesen, ich freue mich darüber sehr

Tine




Weiterlesen bei Tine:

Menschen malen

https://blog.herz-der-kunst.ch/menschen-malen/

 

 

Urban Sketchings nachbearbeiten?

Wir sind Impressionisten:

Wie man das auch immer nennen mag, wir sind Impressionisten. Ob man den ganzen nun den Stempel, des Urban Sketchings, des Pleinairs oder des Impressionismus aufgedrückt.

Eines bleibt immer das Gleiche:

Es ist wunderschön, von den eigenen Beobachtungen zu arbeiten.

Aus Zufall bin ich auf dieses Bild gestoßen, was unser Lebensgefühl eindeutig festhält:

Urban Sketchings :) Monet by John Singers Sargent ist 1885

By John Singer Sargent – http://www.tate.org.uk/art/artworks/sargent-claude-monet-painting-by-the-edge-of-a-wood-n04103 Transferred from en.wikipedia to Commons., Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1854607

Das Bild von John Singers Sargent ist 1885 entstanden und ich sehe überhaupt keinen Unterschied zu dem Lebensgefühl in meinem eigenen Freundeskreis.
 
Spontane Kunstwerke haben den Riesenvorteil, dass sie ohne nachzudenken aus dem Herzen kommen.
Sie zeigen, was wir lieben und erleben.
 
Das spontane Malen ist eine Lebenseinstellung. Es geht um das Erlebte, deshalb wehren sich auch viele Menschen dagegen, solche spontan entstandenen Bilder im Nachhinein zu korrigieren.

Darf man Urban Sketchings  korrigieren?

Darf man spontane Kunstwerke korrigieren? Dies ist sicher eine sehr spannende Frage, und ich bin mir auch sicher, dass sich hier einige leidenschaftliche Leute sich gegenseitig die Augen auskratzen und die Haare ausreißen könnten.

Standpunkte, die das Leben erleichtern, finde ich jedoch erfrischend.
Immer dann, wenn Regeln so streng werden, dass sie den eigentlichen Sinn einer Sache untergraben, dann sind sie meiner Meinung nach sinnlos.
 
Die Bewegungen des Urban Sketchings und der PleinAir -Malerei sind entstanden, damit Menschen draußen und von direkter Beobachtung malen.
 
Wenn wir jetzt jedes einzelne kleine Detail draußen reinmalen müssen, dann wäre ich im Laufe meines Lebens bereits mehrmals erfroren.
Wenn Regeln so streng werden, dass sie das eigentliche Ziel verhindern. Dann sind sie nicht nur sinnlos, sondern bescheuert.
 
Ich finde das nach Bearbeiten von spontanen Kunstwerken immer dann gut, wenn sie tatsächlich Erlebtes in das Bild bringen.

Vergessene Erinnerungen in Urban Scratchings einfügen.

Immer dann, wenn ich lange vor ein Motiv gesessen habe, haben sich die Erinnerungen in meinen Kopf eingebrannt.  
In meinem Fall ist durch die Maltechnik der winzige kleine Heilige auf dem Tor des Klosters verloren gegangen.
Dies nervt mich maßlos, obwohl es wohl jemand anderes nicht registrieren wird.
im fertigen Bild gibt es auf dem Tor einen hellen Strich, das ist mein Heiliger. Der Strich wird mich auf ewig an ihn erinnern.
 

Sehnen wir uns nicht alle nach einem wundervollen Bild?

So sehen meine Sketching aus, wenn ich heimkomme.
Ich höre auf, wenn mir kalt wird oder ich gehen muss. Das Leben hat Vorrang!
 

Ich bin nicht perfekt!
Besonders dann, wenn ich draußen arbeite, passieren immer wieder unerwartete Dinge. Sei es nur ein Vogel, den ich beobachten möchte. Solche kleinen Störungen so wundervoll wie sie auch sind, machen sich in der Qualität der Bilder bemerkbar. 
Das linke Haus ist fast weg!
 
Ich hole das Haus wieder raus, mit wischen, nachdem es trocken ist. In diesem Fall weiß ich gar nicht ob das Bild dadurch besser wurde. Die Triebfeder war, dass ich es genossen habe, wie die Häuser vor dem dunklen Hintergrund leuchteten.
Also verändere ich das Bild, damit es zu meinem Erlebten passt!

Spontane Kunst, bestimmte Techniken sind besonders anfällig.

Ich möchte natürlich beides, die schöne Erfahrung und ein tolles Bild!

Eine Pizza hat ja auch Fett und Kohlenhydrate!

Besonders zwei Probleme, die bei spontaner Kunst entstehen, kann man mit wenigen Handgriffen griffen verbessern, zum Beispiel Wasserränder und Tonwerte!

Tolle Kunst durch kleine Handgriffe:

Wasserränder:

Beim spontanen Malen gibt es zwei verschiedene Sorten von Wasserflecken.

Die einen sind die guten und positiven Wasserflecken, die zeigen, dass ein Werk spontan und schnell draußen gemalt wurde. Wie unten in der Wiese.

Diese Flecken sind ein beliebtes Stilmittel, um die natürlichen Strukturen, die man draußen findet zu zeigen.

Natur ist niemals glattgebügelt!

Beim schnellen Arbeiten, entstehen aber auch Wasserränder, die überhaupt nicht förderlich sind. Draußen trocknet Farbe nicht, und so entstehen Wasserränder, die dem Motiv schaden.

Der Wasserrand im Bauernhaus links Haus ist fies!

Kommt man nun mit einem feuchten Pinsel in nasse Farbe, dann entsteht der gefürchtete hässliche Wasserrand.

Ist der Wasserrand leicht an getrocknet kann man diesen mit einem Handgriff beseitigen. Man nimmt ein feuchten synthetischen Flachpinsel und verwischt die Farbe. So wird der Wasserfleck gemildert, bis er nicht mehr stört.

Tonwertprobleme:

Alle Menschen, die draußen malen, haben ein und dasselbe Problem. Scheint die Sonne nicht, sieht man keine Schatten. Scheint die Sonne zu stark sieht, sind das eigene Auge nichts. Deshalb kommt es häufig vor, dass man draußen ein sehr schönes Bild gemalt hat, und dann trocknet die Farbe und der gewünschte Effekt ist weg.
 
Farbschichten, die auf ein Aquarell gesetzt werden, wirken wie ein Pflaster, man sieht sie auf unangenehmste Art und Weise.
 
Und so leiden viele Urban Sketchings und Pleinair Aquarelle unter diesem Problem:
 
Angeblich kann man diese Probleme nicht mehr beseitigen.
 
Dabei ist die Lösung allerdings ganz einfach, man braucht eine Pumpsprühflasche.
 
Man legt aus einiger Entfernung einen Sprühnebel über das Bild. Gibt es im Bildbereiche, die von dem Sprühnebel nicht getroffen werden dürfen, muss man diese mit der Hand oder einem Stück Papier abdecken, während man den Feuchtigkeitsnebel über das Papier berieseln lässt.
 
Dann kann man nachträglich, ohne Probleme abdunkeln.
 
Die Farben verschmelzen sanft mit dem Untergrund, weil ein leichter Feuchtigkeitsfilm über dem Blatt liegt.

Grasgrün und Dunkelblau sind dank Wassernebel ins Bild geschmolzen.

Urban Sketchings verändern -ja klar!

Hier noch mal direkt nebeneinander:

Tine Klein Tutorial urban sketchings Kartause Ittingen Aquarell Skizze

Tine Klein urban sketchings Kartause Ittingen Aquarell Skizze

Ich weiß nicht welches Bild besser ist. Beides hat etwas für sich. Egal ob man pro oder kontra Nachbearbeitung ist. Das wichtige ist, das man an dem Platz gewesen ist!

Die Gefühle und Erinnerungen stecken im Bild.

Ich wünsche euch ein wundervolles Wochenende, und ich hoffe wir haben noch einen goldenen Herbst.

Tine

Ich danke herzlich allen Menschen die ab und zu etwas Spenden! Ihr haltet solche Kostenlosen Angebote am Leben.

Noch ein kleiner Artikel über gute und böse Wasserränder:

https://blog.herz-der-kunst.ch/das-aquarell-und-die-wasserraender/

 

Das Aquarell und die Wasserränder

 

 

Jeder Maler muss 3 Mal Sehen lernen!

Tine Klein ein Tutorial zum Malen lernen und sehen lernen mit dem Herzen.

Malen ist Sehen und Seele.

Malen lernen ist sehen lernen:

Ein normaler Mensch lernt, alles zu übersehen, was er nicht für eine Aufgabe braucht.

Beim Malen lernen, lernen wir wieder alles zu sehen, das ist brutal. Wenn wir Malen lernen, dann stehen zuerst sehr technische Aspekte im Vordergrund. Wir versuchen unsere Hand darauf zu trimmen, das, was wir sehen, haargenau wiederzugeben.

Sehen lernen und das zu einer Form machen ist das Thema.

Dieses Training ist erfreulich und auch richtig so, denn ein Maler muss zeit seines Lebens eine gute Form machen können.

Eine gute Form ist das, was ein Betrachter aussagekräftig findet.

Wenn wir dann etwas länger Malen, stellen wir fest, dass absolute Genauigkeit gar nicht vonnöten ist. Natürlich muss die Form erkennbar bleiben, manchmal aber auch nicht. Laisser-faire heißt so viel wie locker oder laufen lassen.

Der Laisser-faire-Effekt ist ein weitverbreitetes Phänomen bei Menschen, die schon lange malen.

Die Lockerheit stellt sich beim Malen und Zeichnen nach viel Übung automatisch ein. Die Person hat begriffen, dass es nicht auf jede Kleinigkeit ankommt.
Normalerweise passiert genau im selben Zeitpunkt auch etwas anderes, Die Malerin oder der Maler klebt nicht mehr sklavisch am Motiv. Motive sind nicht mehr ganz real.

Was ist los? Verlernen erfahrene Maler das genaue Sehen?

Das dritte Sehen – mit dem Herzen sehen!

Ich möchte euch hier nicht mit Küchen-Psychologie kommen. Dennoch müssen wir mal über die Beziehung von Sehen und Seele sprechen.

Augen zwar ein Präzisionswerkzeug aber sie sehen nicht unabhängig, sie sind mit dem Gehirn gekoppelt. Das heißt sie sehen je nach Aufgabe etwas anderes, weil das Gehirn mitspielt.

Ein Beispiel ich bin mit dem Auto oder dem Fahrrad schon 1000 mal durch eine Straße gefahren. Kaum halte ich einen Stift in der Hand sehe ich dort ein Haus, was ich vorher noch nie wahrgenommen habe. Ein Motiv! Plötzlich sehe ich anders.

Vielleicht ist es dir auch schon so ergangen?

Die Wechselbeziehungen zwischen Gehirn und Augen sind vielfältig, ein Maler lernt über die Jahre nicht nur tolle Striche zu machen, gleichzeitig merkt er, dass seine erfolgreichen Bilder immer etwas mit der Seele zu tun haben. Als Maler oder Zeichner hört man also mit dem Sehen lernen nicht auf.

Irgendwann erlaub man den Augen nur das zu sehen was das Herz zum Glühen bringt.

Zuerst geht es um das sehr genaue Sehen lernen, dann scheint sich aber die Aufgabenstellung bei Malern im Kopf zu verändern und plötzlich sehen sie was anderes.

Jetzt ist die Aufgabenstellung nicht mehr: Zeichne das Haus haargenau! Sondern die Aufgabenstellung ist, zeig was dich daran anspricht!

Sehen lernen, das Sehen verändert sich kontinuierlich!

Kennst du das Kinderspiel:

Ich sehe was, was du nicht siehst?

So ist es im Alltag immer! Glaube bloß nicht, dass die anderen genau das gleiche sehen wie du. Denn das was wir sehen wird schwer von unserer Seele, unserem Beruf und sogar von unserer Kindheit beeinflusst.

Wenn ich die Bilder meiner Schüler sehe, dann weiß ich oft welchen Beruf sie hatten.
Dinge, die dich interessieren nimmst du wahr, andere Dinge, die dir nicht in den Kram passen wirst du, ohne es zu merken, gnadenlos wegignorieren.

Schlimmer noch, wurde dir eine Weltsicht eingeprügelt, kannst du lange Jahre die Welt nur noch bruchstückhaft sehen.

Alle Leute glauben immer, dass ihre Augen unbestechlich sind.

Dies ist ein großes Dilemma in unserer Gesellschaft! Jeder glaubt, dass das was er sieht, wahr ist, und dass die anderen deshalb auf dem Holzweg sind.
Viele Maler haben diese fatale Eigenschaft der Augen begriffen. Sie lassen die Augen einfach schweifen und malen dann das was ihnen aufgefallen ist.

Obwohl der Maler dies so gesehen hat, weichen seine Bilder brutal von der Realität ab.

Man kann ein Sujet immer wieder malen und es ist immer anders.

Ist dies nicht so, dann sehen vermutlich nur die Augen.

Viele Schüler versuchen immer so sehen zu sehen wie der Maler, dabei ist dies unmöglich du musst sehen wie du selbst.
Die gewaltigen Unterschiede im Bildentwurf entstehen dadurch, dass der Maler sich erlaubt die Augen über die Dinge schweifen zu lassen, die er klasse findet.
Viele Menschen glauben, dass der Maler dann einen Bildentwurf zusammenlügt, weil das einfach besser aussieht.
Möglicherweise ist dies aber ganz anders, dieser Bildentwurf entsteht, weil der Maler malt, was er an dem Tag tatsächlich gern gesehen hat.

Das Bild was du heute siehst ist vor meiner Haustür. Jedes Mal, wenn ich die Kirche male, sehe ich sie anders an. An diesem Tag habe ich mir die Erker des Münsters bewundert. Die Böschung unterhalb des Münsters habe ich überhaupt nicht betrachtet, deshalb fehlt dort ein ganzes Stück. Als sich dieses Bild gemalt habe, hat mein Unterbewusstsein mit gemalt. Ich habe mir die Erker betrachtet und obwohl sie im Bild nicht auftauchen sollten, sind sie einfach irgendwie erschienen nun so groß wie Häuser.

Wenn mein Bild von Münster jedes Mal anders aussieht, dann ist das nicht, weil ich dich belüge, sondern weil mein Herz dir erzählt, wie schön die Erker sind.

Sehen ist subjektiv:

Sehen lernen ist sehr subjektiv, möglicherweise malst du plötzlich viel bessere Bilder, wenn du dir erlaubst das zu malen was du wirklich siehst. Schreite nicht ein, wenn deine Hände plötzlich etwas anderes malen als die Realität.

Wie viele Maler und Zeichner haben schon gerufen: Mein Gott da habe ich doch ein ganzes Haus vergessen!
Vielleicht ist das gut so, als Stadtplanerin habe ich an einer Studie teilgenommen, wo wir festgestellt haben, das ganze Stadtteile kollektiv bestimmte Häuser nicht sehen. Wenn man sich fragt welche Häuser da stehen, dann erinnern die Leute an diese Häuser einfach nicht.

Meine Frage ist also, muss man unsichtbare Häuser malen?

Was ist meine Aufgabe beim Malen und Zeichnen? Wir sehen bestimmte Dinge nicht, weil sie nicht in unser Wahrnehmungsschema passen. Wenn man ganz ehrliche und intuitive Bilder macht, dann gibt es eben diese unsichtbaren Häuser. Andererseits werden auch Dinge in Bildern auftauchen, die dir wichtig sind, anders als in der Realität.

Dann spricht die Seele.

Vielleicht bist du manchmal mit deinen Bildern unzufrieden, weil du gemalt hast, was du musstes und nicht das was deiner Seele wirklich sieht.

Liebe Grüße von Tine und dem kleinen Prinzen.

Denk mal drüber nach.

 

Ich danke euch herzlich:


 

Weiterlesen zum Thema bei Tine:

Blick, Realität und Bildentwurf

https://blog.herz-der-kunst.ch/blick-realitaet-und-bildentwurf/

 

 

Herbstfarben – mehr als nur buntes Laub

Aus den Träumen und der Liebe des Frühlings wird im Herbst Marmelade gemacht!

Tine Klein Aquarell Schwarzwald bei Freiburg. Tutorial Herbstfarben. Blog Herz der Kunst

Der Herbst kommt immer schnell!

Bei vielen von euch ist die Herbstzeit mit dem bunten Laub vielleicht schon vorbei. Ich lebe im Tor zum Süden. Meine Stadt Basel gehört zu den ersten Städten im deutschsprachigen Raum mit mediterranem Klima, d. h. bei uns gibt es noch viele Bäume mit grünen Blättern. Deshalb bin ich bei Artikeln, die rund um den Herbst drehen, immer etwas spät dran.
Doch auch hier im warmen Süden wird uns langsam klar:
Die Zeit des Altweibersommers vorbei ist.
Der heutige Artikel soll nicht nur über Herbstfarben gehen, sondern ich möchte euch darauf aufmerksam machen, was sich im Herbst in der Landschaft verändert.

Trotzdem noch ein Tipp für eine tolle Herbstfarben:

Eine meiner liebsten Farben ist Quinacridone Gold (PR206/PY42)
Dies ist ein Gelbton, der extrem voll, tief und golden wirkt, obwohl er absolut transparent ist.
Eine andere Farbe dich nicht nur im Herbst liebe ist Lasur-Orange,
Lasur-Orange ist ebenfalls transparent. Beide Farben fangen im Zusammenklang mit dunklen Farben extrem an zu leuchten.
Dass Herbstfarben wundervoll sind, ist nichts Neues. Farbzusammenstellungen für Herbstfarben findet man zuhauf im Internet. 
Leider erklären die Autoren nie, was sich im Herbst verändert.
Im Herbst blättert die Landschaft eine Seite um, sie macht sich bereit für den Winter. Dabei passiert viel mehr, als dass nur das Laub gelb wird, dies zu beobachten lässt einen Maler gute Herbstbilder malen, ganz ohne gelbes Laub.

Beobachten ist süß! Die anderen Herbstfarben!

Wenn sich der Sommer zum Ende neigt, dann wird es draußen merklich kälter. Die Tage werden kürzer und die Sonne steht tiefer. Es wird kühler und dies ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Herbst da ist.
Der Herbstanfang beginnt astronomisch dann, wenn der Tag und die Nacht gleich lang sind; Tag und Nachtgleiche. Von jetzt an wird es immer dunkler und dies ist für jeden Maler, der die Jahreszeit festhalten möchte, besonders wichtig. Gerade am Nachmittag steht die Sonne nun besonders tief.

Es entstehen extreme Gegenlichtssituationen.

Tine Klein Tutorial Herbstfarben. Blog Herz der Kunst

Bei uns in der Schweiz und im Schwarzwald hat man häufig die Situation, dass die Sonne so tief steht, dass sie hinter den Bergen ist, d. h. alle Berge oder Erhöhungen stehen im extremen Gegenlicht.

Berge, Hügel und auch Bäume stehen direkt vor der tief stehenden Sonne und werden damit für das Auge extrem dunkel, Blau wenn nicht gar schwarz, dass sieht man hier. Die Teile im Licht strahlen umso mehr.

Tine Klein Aquarell Schwarzwald bei Freiburg. Tutorial Herbstfarben. Blog Herz der Kunst

Mein erster Tipp zu den anderen Herbstfarben ist:

Alles in Gegenlicht wird extrem dunkel!

Diese Dunkelheit wird auch noch durch die Feuchtigkeit im Herbst gestützt. Oft sind Bäume oder der Boden vom vielen Regen durchweicht. Dies macht die Farben dunkel und erzeugt den typischen Duft des Herbstes nach Pilzen und Feuchtigkeit.

Herbstfarben sind also nicht nur alle goldigen und orangen Töne.

Sehr herbstlich wirken sehr dunkle Farben wie zum Beispiel Van Dyke Braun, Sepia und auch extrem dunkle Blautöne wie zum Beispiel Indigo.

Meine Dunkelheiten mische ich im Herbst gerne aus Mischungen von blau und braun.

Herbstfarben und das Licht:

Wie ein Bild aussieht und welche Gefühle es vermittelt, wird nicht nur durch die Farben vermittelt. Bilder mit Herbstfarben wirken am besten, wenn man Jahreszeit gerecht sehr lange Schatten in das Bild einarbeitet. Die Sonne steht tief und beleuchtet die Landschaft fast waagerecht. Dadurch können Schatten sehr lang werden. Bei einem meiner letzten Ausflüge bemerkte ich, dass dieser Baum den Schatten über das ganze Wasser wirft.

Diese langen Schatten sind sehr atmosphärisch.
Insofern ist die Zeit der Herbstfarben auch eine Zeit der dunklen Töne und der Grau- und Brauntöne.
Im Herbst beginnt die Zeit der Dunkelheit, auch in der Malerei.
Den passenden Schattenton zum Bild mischt man am besten aus Farben die bereits im Bild vorhanden sind.
Benutze ich zum Beispiel Lasur-Orange dann mische ich gerne mit Bergblau, dies erzeugt dann genau passende Grau-Töne zum Herbstlaub.

 

Wer gut malen möchte muss gut beobachten:

Mein Tipp zu malen lernen ist ein sehr gesunder. Wann immer es nicht regnet, empfehle ich im Herbst lange Spaziergänge. Gerade am Nachmittag kann man sehr gut beobachten, wie sich die Lichtsituation im Herbst verändert. Wenn man dies beobachtet hat, wird man schnell sehr gute Bilder malen, denn im Bild steckt eine echte Naturerfahrung und nicht nur ein bisschen orange Farbe.

Die Dunkelheit und das Gegenlicht, das bringt die Herbstfarben zum Glühen.

Tine Klein Aquarell Schwarzwald bei Freiburg. Tutorial Herbstfarben. Blog Herz der Kunst
Liebe Grüße in einen hoffentlich wundervollen Herbst wünscht

Tine

 

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Bäume malen! Hingucker im Herbst.

https://blog.herz-der-kunst.ch/baeume-malen-hingucker-im-herbst/

Ich liebe den Herbst! Ein schöner Artikel über Igel! Das gehört auch zum Herbst!

https://www.geo.de/p/plus/natur-und-nachhaltigkeit/schnarchnase–rumtreiber–sympathietraeger–der-igel-steckt-voller-widersprueche-30851444.html