Stadtmotive malen!

Stadtmotive sind das schönste Chaos!

Stadtmotive sind einfach super, weil in der Stadt das Leben tobt. In jedem Motiv finden sich hunderte von kleinen Motiven. Und all diese kleinen farbigen Dinge bilden zusammen wie ein Mosaik ein neues Bild. Das macht ein Bild so bunt und schön wie das Leben.

Möchtest du ein Stadtmotiv malen, dann ist es deine Aufgabe, all diese kleinen Dinge zu einer Einheit zu verschmelzen.

Heute lade ich dich in meine Straße ein.  Mein Zuhause ist krumm von den Jahrhunderten. Seit 1438 beobachtet mein Haus die Nachbarschaft.

Wie soll ich mit meinem Pinsel die Geschichte dieses Ortes erzählen?

Mein Stadtteil wird liebevoll Dalbe genannt. Die Dalbe ist ein kleines Zeitloch, schaut man auf die Gebäude, dann ist hier die Zeit stehen geblieben. Ein Dorf, das sich weigert zu erkennen, dass es in einer Großstadt liegt. Die Häuser hier sind uralt, das Leben jedoch pulsiert. Keiner braucht hier ein Auto. Jeden Tag flitzen hunderte von Fahrrädern über das Kopfsteinpflaster. Jeden Mittag treffen sich die Menschen  zu einer Schüssel Eintopf im Spoon.  Mit dem Löffel in der Hand trifft man sich zum Ratschen, hier werden Neuigkeiten und Stadtteilklatsch ausgetauscht. Ob mein Haus lächelt, weil es diese Nachbarschaft seit 500 Jahren kennt und sich doch so wenig verändert hat?

Stadtmotive malen- Zwischen Haus und Lebensgefühl

Wenn man eine Stadt malt, dann gibt es im Wesentlichen zwei große Hauptmotive. Das eine Motiv ist die bauliche Struktur, das andere Motiv ist das Leben in der Stadt.

Ich kenne viele Maler, die ihre Motive ohne Menschen malen. Ich kann dieser Betrachtungsweise nichts abgewinnen, denn eine Stadt wird erst sie selbst durch das Lebensgefühl der Menschen.

Wegen dieses Lebensgefühls lebe ich hier!

Deshalb reicht es mir nicht, wenn ich nur die bauliche Struktur male. Will man Stadtmotive malen, würde ich es auf diese Formel bringen:

Stadtmotiv = Kulisse + das Menschliche + die Dinge, die wir hier benutzen  (Stadtmöbel)

Bringen wir es mal auf den Punkt: Um die Geschichte eines Ortes zu erzählen, muss ich etwas darüber erzählen,  was die Menschen da tun! Dazu gehört der Mensch in seiner üblichen Tätigkeit und all das Zeug, was er leider verbraucht.

Auf das Wesentliche reduzieren!

Wer eine Szene illustrieren möchte, merkt recht schnell, dass nicht alles aufs Blatt passt.

Zuerst überlegt man sich,  was alles drauf muss. Im meinem Fall: Was machen die Menschen hier? Mittagspause, essen und quatschen. Wie sind sie hergekommen? Zu Fuß oder mit dem Fahrrad.

Wenn ich all dies in ein Bild packen möchte, dann brauche ich den richtigen Bildausschnitt.

Der Bildausschnitt ist richtig, wenn er das zeigt, was ich zeigen möchte.

Alles andere kann weg. Die Geschichte konzentriert sich auf den Laden im Erdgeschoss, der Rest des Hauses ist nur ein wenig Kulisse.

Motive miteinander verschmelzen:

Stadtmotiv = Kulisse + das Menschliche + Stadtmöbel

Wenn man Stadtmotive malen möchte, dann muss man die drei oben genannten Punkte raffiniert miteinander verschmelzen.

Viele Maler bekommen Probleme mit den Menschen, weil sie zuerst das vermeintliche Motiv malen. Sie malen die Häuser zuerst, und müssen dann Menschen auf das Motiv malen, wo auch immer es möglich ist.

Die Menschen werden dunkel, weil man sie mit deckender Farbe auf das Haus malt.

Darunter leidet die Aussage des Bildes enorm.

Viel sinnvoller ist es, die Menschen im Vordergrund mit der Kulisse in Beziehung zu stellen.

Es muss sich ein natürliches Wechselspiel zwischen Haus und Mensch ergeben.

Jetzt möchte ich euch einen kleinen, aber sehr wichtigen Trick verraten: Es ist absolut sinnvoll, die Menschen nicht aufs Haus zu malen. Sondern die Menschen werden durch das Haus gemalt.

Was heißt das? Den Menschen durch das Haus malen?

Negativ -Technik: Mensch und Haus verschmelzen

Ich positioniere die Menschen im Bild so, dass das Haus sie am besten zur Geltung bringt. Ich male die dunklen Fensterscheiben, um die Menschen herum. Der Mensch entsteht durch das Malen der Fensterscheibe. So wird der Mensch zum Teil des Hauses. Die dunklen Farben der Fensterscheiben stützen die Menschen im Vordergrund.

Die dunklen Farben lassen die bunten Farben der Menschen strahlen.

Mensch und Haus werden in einem Zug gemalt, dadurch entsteht Einheit und gleichzeitig Tiefe.

Stadtmöbel verschmelzen :

Wo etwas passiert, gibt es viele Gegenstände im Vordergrund. Diese nenne ich Stadtmöbel. In der Stadt sieht es aus wie bei Hempels unterm Bett.

Großstadtmöbel gibt es meistens viel zu viele,   deshalb muss man vor dem Malen aufräumen!

Dabei sollte man sich nicht als Opfer betrachten, du musst nicht alles malen, was du siehst! Die Stadt-Möbel sind absolut beweglich.  Die Klappstühle und Tische stehen jeden Tag an einem klein wenig anderen Platz. Du musst nicht jede Tasche, jeden Mensch und jedes Auto malen.

Male genau das, was für deine Erzählung und die Seele des Ortes wichtig ist! Schiebe all die Kleinteile hin und her, bis sie dir helfen, dein Bild zu malen.

Verschmelzen zu großen Einheiten:

Wenn man diese Dinge gefunden hat, wie zum Beispiel die Stühle, dann muss man nicht jeden einzelnen malen.  Ich fasse Tischplatten, Stuhlbeine, Bänke, Teller oder Flaschen zu einem einzigen großen Motiv zusammen. D. h. ich male sie nicht einzelnen, sondern einfach in einem Rutsch.

Ich tue so, als wenn alles zusammengehört.  Dadurch entsteht ein einziger großer Gegenstand,  und dies beruhigt das Auge des Betrachters enorm.

Ich würde diesen Gegenstand Stadt-Café  nennen. Der Betrachter erkennt anhand der Stuhlbeine, die aus der Masse hervorschauen, was er vor sich hat.

Man hört auf,  einen einzelnen Gegenstand zu malen, sondern malt nur noch die entstehende gesamte Silhouette.

Mein Tipp: Regelmäßig  mehrere Gegenstände in einem Zug malen oder zeichnen. Dabei gehören die Augen auf das Motiv und der Stift oder Pinsel auf das Blatt. Nicht absetzen und nicht ständig kontrollieren,  ob man auch alles richtig gemalt hat! Damit lernst du, den flüchtigen Blick eines Spaziergängers zu malen. Aus vielen Gegenständen wird ein Gegenstand, und das beruhigt das Bild.

Liebe Grüße ins Wochenende

Tine

Vielleicht ist dir aufgefallen, dass die Farben kräftig und trotzdem weich wirken. Es ist eine Mischung aus Aquarell und Gouache. Gouache erleichtert das Wechselspiel von hell und dunkel enorm. Warum? Mann kann das Licht in beide Richtungen malen, von hell nach dunkel wie im Aquarell. Aber auch genau anders herum, so das man das Licht zum Schluss auf die Dunkelheit setzt. Das macht dem Umgang mit Motiven spielerisch und besonders einfach.

Experimentieren macht Spaß  – lasst uns ein neues Material erspielen!

Die Ateliers sind großzügig, haben viel Platz.

18.- 19 Februar Aarberg:

https://www.boesner.ch/niederlassungen/unternehmen/geschaeftsfelder/veranstaltungen/gouache-die-farbe-der-erzaehler-5985

4-5 März  Münchwilen:

https://www.boesner.ch/niederlassungen/unternehmen/geschaeftsfelder/veranstaltungen/gouache-die-farbe-der-erzaehler-1-5987

18. -19 März Unterentfelden: 

https://www.boesner.ch/niederlassungen/unternehmen/geschaeftsfelder/veranstaltungen/gouache-die-farbe-der-erzaehler-1-1-5989

01. – 02. Apr. 2022 Unterentfelden:

https://www.boesner.ch/niederlassungen/unternehmen/geschaeftsfelder/veranstaltungen/gouache-die-farbe-der-erzaehler-1-1-1-5991

 

Wenn du regelmäßig liest, danke ich herzlich für eine kleine Spende, das hilft, denn Menschen ohne Geld profitieren von solchen kulturellen Angeboten.



Weiterlesen bei Tine:

https://blog.herz-der-kunst.ch/menschen-malen-geselligkeit-im-bild/

Menschen malen: Geselligkeit im Bild

 

 

 

 

Wie malt man Schnee und Kälte?

Wie malt man eigentlich Schnee und Kälte? Dafür muss man zuerst einmal die folgende Frage klären:

Was sind eigentlich kalte und warme Farben?

Basel am Rhein, Aquarell, Gouache Tutorial Schnee malen Tine Klein

Das zu erklären ist ein bisschen, wie den Unterschied zwischen Moll und Dur in der Musik zu erklären! Wenn ich jetzt anfange,  von drei Tönen in Terzabstand und so weiter und sofort zu labern, dann versteht das kein Mensch, es scheint kompliziert.

Dabei hört man es so einfach!

Dur ist heiter, Moll ist die Melancholie! Man spürt es mit jeder Faser seines Körpers! Das zu spürende Gegenstück in der Malerei sind warme und kalte Farben!

Wenn man dieses Bild sieht, dann spürt man: Es ist kalt!

Warum?

Große Teile des Bildes sind doch in Rot gemalt, und Rot ist doch eine eindeutig warme Farbe oder?

Ist dies ein Paradox oder steckt mehr dahinter?

Farbe ist Gefühl -Schnee ist kalt:

Warme und kalte Farben sind Gegenpole, sie stehen für ganz unterschiedliche Sinnesempfindungen. Warme und kalte Farben sind Dur und Moll der Malerei.

Hinter unseren Beurteilungen von warmen und kalten Farben stecken Erfahrungen und Sinnesempfindungen.

Im Laufe der Zeit haben wir gelernt, dass der Himmel im Winter stahlgrau oder kaltblau ist. In der warmen Jahreszeit gibt es viel mehr  Rot- oder Gelbtöne schon wegen des wärmeren Lichts. Deswegen würde fast jeder rote Töne in Richtung warm einordnen, denn auch das Feuer ist rot oder gelb.

Eis oder Schnee wirken oft nicht nur grau oder weiß, sondern auch blau.

Hinter diesen Beobachtungen stecken Fakten. Jeder Gegenstand, der im Schatten steht, ist  von der Temperatur kühler und die Farben sind auch bläulich. Nach und nach prägt sich im Menschen ein:

“ AH! Blau ist kalt!“

Nach und nach fangen wir an, Farben in kalte und warme einzuordnen, diese Einordnung erfolgt sicherlich aufgrund von physikalischen Tatsachen,  die wir von Anfang an beobachten.

Warme und kalte Farben beherrschen!

Als Maler ist das Beherrschen von kalten und warmen Farben aus mehreren Gesichtspunkten sehr begehrenswert. Einerseits können wir durch das Benutzen von kalten und warmen Farben dem Betrachter Temperaturen übermitteln. Andererseits können wir aber auch Gefühle übermitteln oder ein Bild absolut aufregend machen.

Ein starker Wechsel von warmen und kalten Farben wirkt immer sehr aufregend und ansprechend für das Auge des Betrachters.

Wenn du jetzt einmal mein Bild anschaust, dann habe ich in diesem Bild sehr viele Rot- und Beigetöne verwendet. Würdest du die meisten Menschen fragen, dann würden sie schwören, dass diese Farben warm sind.

Warum wirkt das Bild denn dann so kalt?

Warme und kalte Farben,   die Farbtemperatur!

In der Kunst und in der Wissenschaft gibt es keine einfachen Antworten.

Auch warme Farben können ausgesprochen kalt sein!

Ähhh? Habe ich nicht gerade doziert, dass warme Farben warm wirken?

Der physikalische Zusammenhang, den wir seit unserer Kindheit beobachten, ist:

Wenn man einen Schatten über eine sehr warme Farbe wirft, dann wird aus dieser Farbe ein wenig des Rotanteils herausgefiltert. Das Farbspektrum verschiebt sich im Schatten ein wenig zum Blauen. Genau deshalb nehmen wir Blau als kalt war.

Die rote Farbe, über der der Schatten liegt, bleibt natürlich rot, aber sie wird blauer.
D. h. eine rote Farbe mit einem hohen Blauanteil wirkt auf den Betrachter kälter.

Das Auge arbeitet als Vergleichsmaßstab, Feuerrot empfindet es als ausgesprochen warm. Magenta oder Pink haben Blauanteile, deshalb interpretieren wir sie als viel kühler.
An diesem Punkt haben wir ein zusätzliches Prinzip entdeckt:

Warme Farben können vergleichsweise kalt sein.

Wenn ich in meinem Bild also warme Farben benutze, dann benutze ich die Farben mit einem hohen Blauanteil. Damit übermittle ich dem Auge des Betrachters eine Information. Ich sage:

Schau mal selbst, das Rot ist hier kalt!

Ergo, eine Spur Blau in einer warmen Farben macht ein Bilder kälter.

 

Kalte und warme Farben im Kasten

In jedem Farbkasten stecken warme wie kalte Rottöne und auch warme Blautöne.

Wie lernt man  zu sehen, ob ein Blauton warm ist? Oder ein Rotton kalt?

Die Antwort ist einfach. Ohne Vergleichsmaßstab sieht ein unerfahrener Maler die Farbtemperatur einer Farbe überhaupt nicht.
Du musst lernen, diese Farben in ihrer Temperatur zu erspüren. Dabei hilft dir der Farbkreis:

Beim Rot sind alle Farben kalt, die sich zum Blau neigen. Wird das Rot also ein bisschen lila, dann wird es kalt.

Bei Orange und Gelbtönen ist es noch etwas schwieriger. Orangetöne werden umso wärmer, je mehr warmes Rot darin steckt. Ein Gelb ist kalt, wenn es ein wenig grünlich wird! Der kälteste Gelbton ist das Zitronengelb. Wenn du jetzt mal in den Farbkreis schaust, dann liegt dieses Gelb direkt neben dem Grasgrün. Es steckt ein Hauch Blau drin.
Ein Blau wird warm, wenn es lila wird, steckt Rot darin.

Am Anfang wirst du es nur mit Farbkreis sehen.

Mach dir keine Sorgen, du wirst es langsam, aber sicher erspüren, später wirst du keinen Farbkreis mehr brauchen, um zu erkennen, ob eine Farbe warm oder kalt ist. Das  Erkennen der Farbtemperatur kommt mit Erfahrung.

Noch ein kleiner Tipp: Leise rieselt der Schnee

Weiß wirkt ausgesprochen kalt und frisch. Schon weil Weiß in der Natur meistens Schnee ist. Besonders kalt wird es mit kleinen Beimischungen von Grün und Blau.

Manche Dinge kann man  mit Aquarellfarben nicht malen.

Das Malen mit weißer Aquarellfarbe ist in Fachkreisen verpönnt. Das liegt daran, dass sie nicht gut deckte und vergraute. Dies ist auch heute noch so, große Schneeflächen muss man aussparen, dann leuchten sie traumhaft.

Doch das Blatt hat sich gewendet, moderne Gouache-Farben sind so gut, dass man durchaus kleinere weiße Lichtflecken eindrucksvoll aufsetzen kann.

Das  Spiel mit dem Schnee geht dann so leicht von der Hand.

Leicht und locker muss die deckende Farbe wirken. Tupfen und Spritzen….

Das Spiel mit den deckenden Farben will gelernt sein. Deshalb lade ich euch herzlich zu meinen Illustrationskursen ein.

Wer es ausprobieren möchte, das Spiel mit den deckenden Farben, kann mit einer Tube weißer Gouache starten. Achte dabei auf Markenprodukte, mit wenig pigmentierter Farbe wird es nicht klappen.

Liebe Grüße ins Wochenende

Tine

Kurse in der Schweiz:

Experimentieren macht Spass -lasst uns ein neues Material erspielen!

Die Ateliers sind großzügig haben viel Platz.

18.- 19 Februar Aarberg:

https://www.boesner.ch/niederlassungen/unternehmen/geschaeftsfelder/veranstaltungen/gouache-die-farbe-der-erzaehler-5985

4-5 März  Münchwilen:

https://www.boesner.ch/niederlassungen/unternehmen/geschaeftsfelder/veranstaltungen/gouache-die-farbe-der-erzaehler-1-5987

18. -19 März Unterentfelden: 

https://www.boesner.ch/niederlassungen/unternehmen/geschaeftsfelder/veranstaltungen/gouache-die-farbe-der-erzaehler-1-1-5989

01. – 02. Apr. 2022 Unterentfelden:

https://www.boesner.ch/niederlassungen/unternehmen/geschaeftsfelder/veranstaltungen/gouache-die-farbe-der-erzaehler-1-1-1-5991

 

Wenn du regelmäßig liest, danke ich herzlich für eine kleine Spende, das hilft, denn Menschen ohne Geld profitieren von solchen kulturellen Angeboten.



 

Weiterlesen bei Tine:

Zum Thema Farbharmonie:

 

https://blog.herz-der-kunst.ch/farbharmonie/anleitung-farbharmonie-von-tine-klein-fuer-aquarell-skizzenbuch-mallerei/

Anleitung Farbharmonie von Tine Klein für Aquarell, Skizzenbuch, Mallerei

 

 

 

 

 

 

Das Sujet. Wie wird’s zum Bild?

Tine Klein, Aquarell, Watercolor, Basel Spalen Switzerland Tutorial vom Sujet zum BildDie dunkle Jahreszeit hat viele wundervolle Sujet, wenn man genauer hinguckt, dann findet man jetzt viel Traumhaftes zum Malen.

 

„Genau hinguckt“ ist das Stichwort!

Für die deutschen Leser: Sujet ist ein schönes schweizerdeutsches Wort für Motiv, und dieses Wort trifft es viel genauer als das Wort Motiv, das Wort guckt genauer hin!

Ab jetzt solltest du jedes Motiv Sujet nennen! Denn es ist der Schlüssel zu großartigen Bildern!

Das schweizerdeutsche Wort Sujet ist enorm bedeutsam, denn es heißt Thema. Noch besser versteht man es, wenn man das Wort in einem Satz einbaut

Cést a quel sujet? – Worum geht?

Wer diese Frage beantwortet und dann konsequent verfolgt, der wird großartige Bilder malen. Versprochen!

Die Amerikaner haben in der Malausbildung einen festen Begriff für diese Frage:

Painting what really matters! – Male, was wirklich zählt!

In der deutschen Fachliteratur gibt es keinen feststehenden Begriff für dieses Problem beim Malen.

Sujet ist also viel genauer und besser für den Bildentwurf geeignet!

Abmalen führt zu Chaos:

Die meisten Laien benutzen beim Malen einen Bildentwurf, der von der Form ausgeht. Zuerst einmal die Form abmalen, dann die Farbe drauf.

Das ist das Klassische, erst die Linie machen, dann ausmalen.

Viele Menschen argumentieren damit, dass ein Bild genauso war, wie sie es gesehen haben. Diese Vorgehensweise erzeugt beim Malen jedoch Chaos.

Es erscheint zuerst viel einfacher, sich an das zu halten, was man sieht.

Doch ein Pinsel kann ein Bild nicht drucken. Viele Menschen verzweifeln dabei, denn wenn man anfängt so zu malen, als wenn man einen Fotoapparat benutzen würde, dann stellt man schnell fest, dass dies nicht funktioniert. All diese Probleme treten beim Malen auf und so wird das Malen eine Folge unangenehmer Überraschungen. Häufig ist den Malern dabei nicht bewusst, dass auch ein Fotograf ständig Entscheidungen treffen muss. Wenn man sich zuerst um diese Entscheidungen herumdrückt, dann hat man beim Malen ein schmerzhaftes Erwachen. Viele dieser Entscheidung treffen sich dann von selbst, es entstehen komische Farben, merkwürdige Formen und die Lichtverhältnisse sind auch nicht das Gelbe vom Ei. Oft werden die misslungenen Bilder damit entschuldigt, dass alles ja so war! Ich habe jedoch eher das Gefühl, dass die Ergebnisse rein zufällig entstehen, und zwar aufgrund dessen, welches Material gerade vorhanden ist.

Profis ersparen sich viele Probleme

Ein Profi beginnt mit dem Sujet.

Sujet im Sinne von „Was macht mich hier an?“

Die schönste Frage ist: Was weckt meine Leidenschaft? Was erfreut dich?

Himmel! Du hast deinen Mann auch nicht ausgesucht, weil der Typ ein Langweiler ist? Du suchst nichts aus, was dich kalt lässt!

Hier liegt der Schlüssel zum Erfolg!

Und deshalb geht ein Profi genau von diesem Punkt aus. Man kann dies bewusst oder unbewusst tun. Ob du nun mit dem Kopf herausfindest, was du magst, oder ob du‘s mit dem Bauch herausfindest, völlig egal. Hauptsache, schmeckt dir.

Dadurch, dass wir gefunden haben, was uns interessiert, ändert sich der Bildentwurf enorm.

Quatsch, er ändert sich brutal!

Ich zeige dir nun mal die heutige Straßenecke:

Sujet: Was ist das Licht aus den Fenstern so schön:

Tine Klein, Aquarell, Watercolor, Basel Spalen Switzerland Tutorial vom Sujet zum Bild

Was ist mit dem Weg zum Rhein? Der Frühling ist da!

17 Uhr:  Rushhour und Gedrängel an der Bahn!

Tine Klein, Aquarell, Watercolor, Basel Spalen Switzerland Tutorial vom Sujet zum Bild

Je nachdem, wo ich sitze, was ich fühle, entstehen aus dem gleichen Motiv völlig unterschiedliche Sujets!

Es ist also unerlässlich, dass man das Warum klärt!

Vom Motiv zum Sujet -Mein Warum:

Was diese Jahreszeit wunderbar macht, ist der Kontrast zwischen der Kälte und der Dunkelheit und dem wunderbar warmen Licht aus den beleuchteten Fensterscheiben.

Wenn ich meinen Abendspaziergang mache, dann finde ich die warmen Lichter so wunderbar wie eine Motte.

Die Sujet-Technik:

Schritt Nummer 2. Die Form:

Wenn man weiß, dass die Form nichts zur Sache tut, kann man sie einfach weglassen oder vereinfachen.

Der erste Schritt verändert also grundlegend das Vorzeichen. Deswegen werden die meisten Maler im Laufe ihres Lebens immer reduzierter.

In meinem heutigen Bild bedeutet dies, dass ich nur die grobe Grundform der Häuser brauche, denn sie sind ja nur die Umrahmung für das Licht aus den Schaufenstern.

Halten wir mal fest, die Idee mit dem Sujet ist super, weil sie hilft, die notwendigen Formen zu vereinfachen.

Der dritte Schritt im Bildentwurf ist die Hierarchie von Licht und Schatten.

Die meisten Menschen haben das Bedürfnis, die Umgebungsverhältnisse genau abzumalen. Sie möchten das wie eine Kamera tun. Sie denken immer daran, wie großartig das beim Foto aussieht. Tatsächlich kann man selten die tatsächlichen Tonwerte der Umgebung übernehmen. Kaum einer macht sich klar, dass heutige Kameras mit sehr ausgeklügelten Software-Routinen arbeiten, um das tatsächlich vorhandene Licht für das Auge gut erkenntlich in Licht- und Schattenverhältnisse umzuwandeln. Die traurige Wahrheit ist, dass ein Maler nicht anders arbeitet als die Softwareroutinen, er muss gut verständliches Licht erzeugen.

Schritt Nummer 4: Farbe

Erst im letzten und vierten Schritt werde ich mich um die Farben kümmern.

Auch hier ist es oft wichtig, dass das Bild andere Farben hat, als du sie in der Realität siehst. Tatsächlich gibt es für ein Bild immer zwei Realitäten, das eine sind die sichtbaren Farben, das andere sind die Gefühle, die wir an einem bestimmten Ort haben. Reale Farbe und gefühlte Farbe können voneinander abweichen.

In meinem Bild wandle ich Feuchtigkeit und Kälte in Blau um. Das Haus fühlt sich im Januar blau und kalt an.

Tine Klein, Aquarell, Watercolor, Basel Spalen Switzerland Tutorial vom Sujet zum Bild

Sujet, wie wird’s zum Bild?

In den vorhergegangenen Absätzen habe ich formuliert, wie die Frage:“ Worum geht es?“,  zu Veränderungen in der Bilddarstellung führt. Das Motiv wird über die Frage, was uns daran berührt, zum Sujet, und dies führt zu gewaltigen Umbrüchen im Bildentwurf.

Für ein gelungenes Bild muss man all diese Bestandteile zusammenführen und, um ehrlich zu sein, man muss auch oft Dinge hinzufügen.

Erfahrene Maler lügen oft Dinge in reale Szenen hinein.

Ich benutze gerne reale Dinge, um ein Bild zu vervollständigen.

 

Im heutigen Bild bleiben die Menschen ganz oft vor den Schaufenstern stehen. Und dann bilden ihre dunklen Silhouetten eine Form, die die Idee des Bildes enorm stützt.

Motten werden vom Licht angezogen.

Auch hier zeigt sich, wie enorm hilfreich die Sujet- Technik ist.

Ich finde die Technik macht Bilder viel besser, weil sie dir selbst klar macht, was du suchst.

Summary:

Erstens: Motiv daraufhin betrachten, was du magst. So wirds zum Sujet: Worum gehts!

Zweitens: Beim Vorzeichen und Malen die Formen vereinfachen, wenn sie nicht zur Aussage gehören.

Drittens: Untersuchen, ob Licht und Schatten mit der Idee des Sujets zusammenpassen.

Viertens: Eine harmonische Farbauswahl treffen, die zu den realen Gegebenheiten passt.

 

Wenn du das nächste Mal startest, dann solltest du einmal über das Sujet nachdenken. Es funktioniert genauso gut, wenn man seinem Bauchgefühl wie ein Spürhund folgt.

Liebe Grüße ins Wochenende!

Tine

Ich danke herzlich: