Tine Klein schnelle Skizze mit Hake. Glaner Land Berggasthof nähe Braunwald Ch
Hake Brush,was ist das?
Was zum Teufel ist ein Hake Brush?
Ein Hake Brush ist ein Flachpinsel mit sehr kurzem, feinen Ziegenhaar. Dieser Pinsel ist nichts Neues, denn er ist in der traditionellen japanischen Kunst seit Jahrhunderten in Gebrauch. Das Ziegenhaar ist sehr weich. Man kann ihn sehr gut im Aquarell verwenden.
Meistens ist dieser Pinsel ziemlich riesig. Der Pinsel hält sehr viel Wasser und man kann ihn ganz wunderbar für Lasuren und Verwaschungen im Aquarell einsetzen. So weit so gut, das würde natürlich auf viele Pinsel zutreffen.
Der Hake Brush wird jedoch immer moderner, viele Menschen begreifen, wie hilfreich dieser Pinsel ist.
Warum Hake Brush?
Die eigentliche Fähigkeit dieses Pinsel ist etwas, was man noch vor wenigen Jahren als einen Makel empfunden hätte. Nach klassischen europäischen Maßstäben wäre jeder Hake Brush kein guter Pinsel.
Denn dieser Pinsel kann alles, nur keine richtige Pinselspitze.Um es mal ganz klar zu sagen:
Der Hake Brush oder Pinsel ist total strubbelig
Sobald man auf diesen Pinsel ein wenig Druck ausübt oder ihn ein bisschen dreht, verstrubbeln die Haare des Pinsels ganz weich.
Die Kanten der Farbflächen werden also nicht unpräzise, sondern sie bilden weiche und wilde Übergänge.
Der Pinsel ist ein Albtraum für Ordnungsfanatiker
Dennoch wird dieser Pinsel in letzter Zeit richtig modern und das zu Recht.
Die Stärke des Hake Brush sind weiche und wilde Übergänge.
D. h. überall dort, wo man organische Strukturen hat, die nicht geordnet sind, kann man den Pinsel ganz wunderbar einsetzen, und es entstehen ohne Mühe organische Strukturen.
Ein Pinsel, der Spuren hinterlässt
Der Hake Brush hinterlässt also wilde Strukturen, deshalb eignet er sich am besten für alles mit weichen und wilden Oberflächen-
Sehr empfehlen kann ich diesen Pinsel für das Malen und Skizzieren von:
Wolken:
Wichtig ist, dass Wolken sehr weiche und ausdrucksstarke Kanten haben. Bei Wolken malt man eigentlich immer die Farbe zwischen den Wolken. Dafür muss der Pinsel sehr nass sein, weil man große Flächen damit malen möchte, ohne Ansätze zu bekommen. Andererseits möchte man aber, dass die Kanten zu den Wolken weich bleiben. Die Wolken sollen ja schließlich nicht aussehen, als seien sie in Beton gegossen.
Dreht man den Pinsel, so verwirbeln sich seine Haare gewaltig, und diese Fähigkeit ist bei Wolken einfach großartig.
Das Gleiche gilt für ferne Bergstrukturen: Irgendwo fängt der Berg an, der Schnee auf den Gipfeln reflektiert das Licht, doch vor den Bergen liegt der Dunst und alles ist weich.
Bei diesem Bild habe ich die gesamte Landschaft mit einem Pinsel gemalt, ohne dabei den Pinsel auszuspielen. Jedes Mal, wenn ich den Pinsel gedreht oder getupft habe, sind ganz lebhafte Strukturen entstanden.
Strukturen: die große Stärke des Hake Brush
Strukturen sind die große Stärke des Pinsels. Schaut euch einmal an, wie weich und gleichzeitig lebhaft der Berg in die Wiese übergeht. Nichts davon musste ich bewusst malen, denn beim sanften Tupfen entstehen solche Strukturen mit dem Hake Brush ganz von selbst.
Hake Brush: die simpelste Methode für Bäume
Ich weiß, dass viele meiner Schüler mit Bäumen kämpfen. Wenn man Bäume ganz normal malt, dann sehen sie zu kompakt aus. Die Bäume sehen aus, als seien sie ausgeschnitten und ins Bild geklebt. Doch Bäume sind beweglich, wenn man mit dem Pinsel ein wenig reibt, entstehen ganz selbstverständlich völlig harmonische und lebendige Strukturen.
Mit dem Hake entstehen diese Strukturen in Sekunden.
Anforderungen an den Maler
Prinzipiell ist der Pinsel sehr einfach zu erlernen. Wie bei allen Pinseln muss man aber erst lernen, wie sich der Pinsel nass und trocken verhält.
Am allerbesten erlernt man diesen Pinsel, indem man ihn spielerisch ausprobiert.
Der Hake Brush reagiert sehr stark auf Druck, Drehungen und Reibung.
Er ist also kein Pinsel, den man ganz vorne anfasst, sondern ein Pinsel, den man hinten am Griff führt, der Pinsel braucht ein bisschen Freiheit.
Man muss ihn mit Fingerspitzengefühl führen. Und dies braucht ganz einfach etwas Übung.
Viele der Maler , die sich an diesem Pinsel gefühlt haben, sagen, dass er spektakuläre Ergebnisse erzeugt. Sie möchten ihn nicht mehr missen. Geht mir auch so.
Preis des Pinsels
Die Pinsel sind absolut nicht teuer, in Deutschland muss man mit etwa 4 -15 € rechnen. In der Schweiz mit 5-20 Fr.
Ich wünsche euch ein wunderschönes Wochenende, viel Spaß beim Ausprobieren.
Ganz liebe Grüße Tine
Nächter Kurs bei Tine, da seht ihr den Hake in Action
In diesem Video zeigt ein sehr alter Maler, wie man den Pinsel benutzt: Ron Ranson , gebt ihm eine Chance und ihr werdet staunen. Ein Beispiel, was wir von den Generationen vor uns lernen können.
Es gibt ein paar Tipps, bei denen ich gehofft hätte, das sie mir jemand früher mitteilt.
Malen lernen kann einfach sein, wenn man es sich nicht selbst schwer macht.
Teilweise sind Tipps, die deine Zeichnungen und Skizzen viel besser machen, hirnrissig einfach. Aber gerade weil diese Tipps so einfach sind, begreift man sie am Anfang nicht. Denn wer anfängt zu malen, merkt erst mal eins:
Man sieht den Wald voller Bäume nicht
Als ich begann zu malen, da wollte ich nach den Sternen greifen. Das Resultat war oft Frust und Stress.
Kleine schnelle Skizzen helfen dir: Du lernst abstrahieren, du merkst ganz schnell was geht und nicht erst wenn du eine Stunde oder zwei investiert hast.
Der Druck ist einfach weg und es macht dich glücklich. So ging es mir in Amsterdam, tausend Leute gucken dir über die Schulter.
Tipp eins: Traue keinen selbstberufenen Kunstkritikern. Lass dich nicht von Leuten irritieren, die dir über die Schulter schauen, Kunst ist eine sehr persönliche Sache.
Mach es dir einfach
Auf ein Blatt passt viel weniger als man denkt. Mache ich es mir einfach, dann schaffe ich mir Klarheit. Diese kleinen Vorstudien helfen mir enorm. Sie zwingen mich ganz wenig auf das Blatt zu machen, das hilft.
Wenn ich merke: „Upps, mir wird alles ein bisschen viel!“, dann helfe ich mir mit schnellen kleinen Quicki – Aquarellen, denn auf den Spass kommt es an.
Dies sind viele kleine Farbstudien
Riesige Werke werden besser, wenn der Kopf vorher klar ist, die kleinen Werke helfen den Kopf nicht zu verlieren
Auch für alle großen Bilder gilt, den Kopf nicht verlieren
Hier mal meine Zusammenfassung der besten Tipps und Tricks, die deine Bilder sofort besser machen. Malen lernen heißt: Mach es easy.
Erst mal gucken, ob es machbar ist.
Hier die super einfachen Tipps zum Malen lernen:
Male nur was dich wirklich interessiert
Habe keine Angst loszulegen
Keine epochalen Werke, mache mehrere Varianten
Halte inne und überdenke
Zeitbudget beachten
Mach es öfter mal
und habe dein Malzeug parat, den suchen beim malen verdirbt alles.
Male nur die Dinge, die dich wirklich interessieren
Viel muss nicht auf das Bild, nur was dich interessiert
Wenn man Dinge malt, die einen interessieren, dann macht das die Zeichnung gleich viel interessanter . Wenn man sich dabei auf das konzentriert, was man wirklich liebt bekommt die Zeichnung oder die Malerei gleich einen Fokus, d. h. das Bild wird stark, denn man verschwendet keine Kraft in all den unwichtigen Unfug drumherum. Du wirst dabei ganz automatisch eine Bildsprache für wichtig und unwichtig entwickeln, dadurch wird das was du liebst immer ganz besonders sein. Genau das werden deine Betrachter zu schätzen wissen.
Keine Angst vor dem ersten Schritt
Mach einfach, lass die Puppen tanzen, Entspanntheit erzeugt die besten Ergebnisse
Viele Erwachsene sitzen wie ein Ochse vom Berg vom leeren Blatt. Die Frage was man alles falsch machen könnte, frisst sich tief in die Seele. Und das ist der Feind jeden Malers, denn Zögerlichkeit sieht man auf jeden Fall in den Pinselstrichen.
Es ist sehr wichtig, dass man sich erst mal klar macht, das überhaupt nichts passieren kann. Leg einfach los, es macht überhaupt nichts aus, denn jeder einzelne Fehler wird dich besser machen.
Die innere Stimme
Wer spontan loslegt hat in der Regel noch Zugang zu seinem Unterbewusstsein. Die innere Stimme, die einem dazu treibt etwas zu malen, ist etwas sehr wichtiges. Ob Schnapsidee oder Tieferes ist völlig egal. Alles was nicht aussieht, wie alles andere, ist viel besser als ein ödes Postkartenmotiv.
Halte inne und überlege
Spontanität ist etwas Großartiges. Unsere erste Einschätzung, das erste Gefühl das ist oft unschlagbar gut. Intuition ist etwas Großartiges, sie trifft den Sachverhalt oft wie der Hammer den Nagel auf den Kopf trifft.
Nur dummerweise wird diese Intuition immer wieder kaputt gemacht in dem man in Bildern viel zu viel und viel zu unüberlegt weiter arbeitet.
Deshalb ist wohl der wichtigste Tipp, mach immer mal wieder in Ruhe eine Pause und überlege wie es im Bild weitergehen könnte.
Malen heißt entscheiden
Immer dann wenn man eine großartige Idee einfach übermalt, wird das Bild brutal schnell sehr viel schlechter.
Mein Tipp:
Arbeite mit Skizzenrolle, dies ist eine Rolle mit Transparentpapier und sie gibt dir die Möglichkeit Superideen von Schnapsideen zu unterscheiden. Man legt das Transparentpapier einfach über das Bild und schon kannst du mehrere Möglichkeiten ausprobieren.
Keine Epochalwerke:
Wer jemals den Schöpfungszyklus von Oskar Kokoschka gesehen hat, der wünscht sich, ein ebenso besonderes Werk zu malen. Der Schöpfungszyklus von Oskar Kokoschka hat mich total fasziniert. In diesem Bildern wimmelt es vor Leben, der Künstler hat einfach alles eingefangen was Menschen interessiert, man sieht den Himmel, entfernte Landschaften, das Licht, immer wieder das Licht und das Leben tummelt sich. Leben, Lieben, Sex, Paradies , Gott, Hölle und Teufel.
Solche Bildentwürfe treiben einen in den Wahnsinn, denn auch sie brauchen Klarheit, deshalb lieber schlicht anfangen.
Doch das alles muss man irgendwie zusammenbringen, wer jemals versucht hat einen vernünftigen Bildentwurf für ein DIN-A vier großes Blatt zu machen, der dürfte bei einer 8 m langen Leinwand leicht hysterisch werden.
Doch dann stellt man fest, dass die meisten Bilder durch eine ungeheure Schlichtheit gut werden.
Die meisten Bilder sterben durch zu viel und nicht durch zu wenig
Der wirklich wichtige Tipp ist dich aufs Weglassen zu konzentrieren
Die schlichte Wahrheit ist, dass ein Maler an vielen kleinen Werken und einer regelmäßigen Malpraxis viel mehr lernt als an einem riesigen Bild.
Das Zeitbudget beachten:
Jetzt mal ganz ehrlich natürlich hätte ich gerne den Schöpfungsmythen von Oskar Kokoschka. Wie wunderbar wäre es, wenn ich mich in meinem Himmelbett unter all diesen prächtig gebauten griechischen Göttern lümmeln könnte und mich dabei als Vollweib fühle, während ich den Farb- und Lichtwechseln dieses Bildes schwelge.
Dieser Plan wurde leider vereitelt, weil ich die 12 m großen Werke nicht unbemerkt durch den Ausgang des Züricher Kunsthauses schmuggeln konnte. Das Dinger waren einfach zu unhandlich handlich. Wie kriege ich 12 Meter Bild in mein Schlafzimmer, die Frage bleibt noch zu lösen!
Einfaches und praktisches Malmaterial passt besser in den Alltag
Biereckel und Buntstift manchmal praktischer als 12m Leinwand
Mein Tipp ist: such dir eine Maltechnik die wirklich einfach ist, d. h. für den Anfang reicht alles für das du nicht viel Aufwand betreiben musst. Legte dein ganzes mal Material so bereit, dass du jederzeit anfangen kannst. Der Effekt ist durchschlagend, weil es kein Aufwand ist zu malen, wirst du es viel öfter tun. Weil du dadurch viel mehr Praxis bekommst, werden deine Bilder viel schneller besser.
Machs öfter
Zudem einem Aspekt des „Mach es öfter“ sind wir schon mal gekommen. Dein Malmaterial muss so einfach sein, dass du es immer tun kannst. Denn wer du nur im Urlaub malt, der wird schwerlich Meisterschaft erringen können.
Bei diesem Tipp geht es aber um etwas völlig anderes. Mein Tipp ist ein und dasselbe Bild gleichzeitig mehrfach zu malen. Oft gibt es in Bildern Scheidewege, du weißt nicht wirklich ob das eine oder das andere richtig ist. Male mehrere Bilder gleichzeitig und sehr spontan.
Dabei wird dein Gehirn begreifen, dass es nicht nur eine Möglichkeit gibt etwas darzustellen, ganz langsam aber sicher wirfst du in dir den Samen der Freiheit aus.
Zu begreifen, dass es nicht nur eine richtige Möglichkeit gibt, sondern dass die Welt voller unglaublicher Lösungen steckt, ist der erste Schritt um ein brillanter Maler zu werden.
Für meine Freundin Claudia, mit der selbst Regentage Spass machen.
Einige der häufigsten Diskussionen dich mit meinen Studenten habe, ist ob schwarze Aquarellfarbe sinnvoll ist. Vorab möchte ich schon mal sagen, ich benutze kein Schwarz.
Ob man wirklich Schwarz malen will, sollte man sich stark überlegen
Haha, kleines Wortspiel.
Aber ich habe mal bei den Redensarten nachgeschlagen, nichts was wirklich positiv ist, wird mit Schwarz umschrieben: sich schwarz ärgern, da kannst du warten bist du schwarz bist, schwarz arbeiten, schwarz sehen, Schwarzmarkt. schwarze Gedanken, schwarzes Schaf und schwarze Liste
….Peng, Tod umfall, ach du scheiße, die Assoziationen werden nicht besser
Ich habe einfach nix für Happy schwarz gefunden. Sein wir mal ehrlich, willst du deinem Bild wirklich diese Assoziationen geben?
Ja natürlich, falls du gerade an einer tiefen schwarzen Depression leidest, na dann ran an den schwarzen Pinsel, alle anderen dürfen gerne weiter lesen:
Keine schwarze Aquarellfarbe
In der Tuschemalerei kann schwarze Farbe einfach gut aussehen. Dort ist sie der optimale Kontrast. In der Aquarellmalerei oder in Skizzen ist schwarze Farbe jedoch sehr gefährlich. Wenn man sie entschieden malt, wie in der Tuschemalerei, so ist sie schön, dann hat das Bild jedoch nicht mehr viel mit einem Aquarell zu tun.
Aquarelle bestechen durch ihre schönen und transparenten Farben
Der Grund warum ich keine schwarze Aquarellfarbe benutze ist, dass alle anderen Farben, die mit dieser Farbe in Berührung kommen, verdrecken.
Der andere Grund ist, dass ich Farben liebe und laut Wikipedia ist:
Schwarz das Gefühl der abwesenden Farbe.
Fertiges Schwarz heißt kein Leben in der Farbe
Schwarz heisst die Farbe macht gerade Urlaub und wir bleiben im Regen zurück
Claudia und ich haben an einem Regentag eine Windmühle gemalt, wir hatten den Wechsel aus Sonne und Regen.
Claudia benutzt in der Regenphase schwarz, ergänzt es aber mit Indigo und gebranntem Oker, so entsteht Leben im Bild. Indigo ist eine Farbe die dem Schwarz sehr verwandt ist. Umbra oder Siena gebrannt bringen dazu einen kleinen Komplementärkontrast.
Für Maler die gerne in gedeckten Farben arbeiten, hat Claudia eine optimale Kombination für die Dunkelheit gefunden:
Claudia Stichel: Windmühle im Regen
Was Claudia richtig macht, ist das sie keine fertigen Schwarztöne benutzt. Ihr Bild ist regentrüb aber nicht dreckig grau. Im Aquarell ist reines Schwarz sind oft sehr tot. es ist entweder darauf angelegt extrem dunkel zu sein oder darauf angelegt absolut neutral zu sein, das ist gut, denn es soll ja zu allem passen.
Zu allem passen, heisst keine Aussagekraft
Was zu allem passt, zeigt kein Gesicht, es ist die pure Dunkelheit. Dabei verliert man eine ganze Menge an Aussagekraft.
So bringt zum Beispiel eine große dunkle Fläche, die kalt ist, eine warme Farbe deutlich besser zum Strahlen.
Eine große dunkle Fläche, die warm ist, verbindet sich mit warmen Tönen.
Wer also eine rein schwarze Fläche malt:
Der hat ein Statement
Zu Kosten einer gewissen Isolation, die Bilder fallen auseinander, weil die schwarze Fläche etwas eigenes für sich bildet ohne auf die anderen Teile des Bildes zu reagieren.
Schwarze Aquarellfarbe mischen:
Schwarz lässt sich sehr einfach mischen, man darf dabei nicht viel Wasser nehmen, denn man möchte die Pigmente ja anhäufen, so dicht machen, dass sie schwarz werden. Prinzipiell braucht man um Schwarz zu mischen alle drei Grundfarben. Diese Grundfarben hat jeder von uns im Kasten. Man mischt die Farben aus rot, blau und gelb.
Ich benutze für meine Dunkelheiten gerne
permanent Karmin, Quinacidrome Gold und Ultramarine
Je nach Zusammensetzung erhält man ein sehr dunkles Braun, Grün, Violett oder Violett, alle Töne wirken Schwarz.
In dieser kleinen Skizze sieht man den Effekt genau:
Wirkt Schwarz, ist es aber nicht. Seht ihr die Ausblutungen des Ultramarines in der Dunkelheit?
Tine Klein: Wind und Wolken schnelle Skizze der Windmühle in Amsterdam
Diese Dunkelheit entstand aus Ultramarine, Umbra gebrannt und einem Hauch Quinacidrome Gold.
Sehr sinnvoll ist es das Schwarz zu mischen in dem du Farben benutzt, die auch in deinem Bild vorkommen. So passt das Schwarz auch immer optimal zu dem was du gemalt hast, ohne einen schwarzen fremdartigen Klotz zu bilden.
Dunkle Motive:
Dieses Wissen ist enorm wichtig, wenn man dunkle Motive malen möchte, in Amsterdam gab es sehr viele schwarze oder dunkle Häuser. Schwarz, Bordeauxtöne und gebrannter Umbra sind die Farben von Amsterdam. Trotz der dunklen Häuser, Amsterdam ist eine Stadt die freundlich wirkt. Keine Spur von Tristesse. Die Herausforderung mit Aquarellfarben ist, diese Töne so zu malen, dass sie auch freundlich wirken.
Oft muss man nicht wirklich Schwarz mischen, es reicht Dunkelheiten herzustellen. Ich zum Beispiel liebe anstelle von Schwarz die Mischung aus Ultramarin und gebranntem Ocker oder Siena gebrannt. Dies ergibt ein sehr schönes und warmes violettes Grau. Brauche ich die Farbe etwas kälter, gibt es mehr Blau in der Mischung Und benötige ich eine etwas wärmere Farbe, benutze ich natürlich mehr von der rötlichen Farbe des gebrannten Ockers. In dem folgenden 10 Minuten vor einem Regenschauer gemalt, seht ihr das Spiel aus Ultramarine und Siena gebrannt.
Generell finde ich das es viel besser aussieht, wenn das Schwarz eben nicht Schwarz ist, sondern eine sehr sehr dunkle und satte Farbe.
Dunkle satte Farbe ist aussagekräftiger als ein schwarzes Loch
Schwarz sollte mehr zu bieten haben als nur Dunkelheit
Das Licht vor dem Regen Tine Klein Windmühle in Amsterdam
In der Windmühle seht ihr ganz genau, wie ich mit der Farbe gespielt habe. Große Teile der Windmühle sind eher dunkelblau oder violett. In anderen Teilen sieht man eher die warmen Töne der Mischung. In der schwarzen Windmühle sieht man also starke Kontraste zwischen blau und fast orange also einem Komplementärkontrast, zwischen hell und dunkel und zwischen kalt und warm. Wir haben hier das Spiel von drei Kontrasten und das macht die schwarze Farbe zu einem interessanten Hingucker für das Auge. Und das nicht nur weil die Farbe so enorm dunkel ist, sondern weil sie mehr zu bieten hat als nur Dunkelheit.
Schwarz ist an sich ein Kontrast, zum Star wird sie wenn es noch andere Kontraste um sich versammelt
Versuche dein Schwarz immer abzuhandeln, wenn du ein fertig gemischtes Schwarz im Kasten hast, musst du dies nicht unbedingt wegwerfen. Versuche einmal den folgenden Trick: Gebe jeweils reichlich Pigmente von Blau oder Rot mit in das Schwarz. Wenn du jetzt zum Beispiel ein gelbes Haus gemalt hast, schau dir einmal an wie das Haus mit einem grauen Schatten, einem grauen Schatten mit Blau oder einem grauen Schatten mit Rot aussieht. Du wirst sehr deutliche Unterschiede in der Aussagekraft finden.
Deshalb hier der wichtigste Tipp:
Benutze dein Schwarz niemals pur, mache es immer zu einer Farbe
Viele Menschen malen nicht gerne mit großer Dunkelheit, weil sofort alle Fehler stark betont werden und das was vorher im Bild gut ausgesehen hat, wird plötzlich zu blass.
Auf Dunkelheit zu verzichten ist keine Lösung
Dunkelheit ist der Lichtschalter des Bildes. Ohne starke Dunkelheit wird dein Bild immer blass bleiben. Sich zu drücken ist keine Alternative.
Wenn man anfängt starke Dunkelheiten einzusetzen, muss man einfach lernen, die anderen Farben anzupassen.
Schwarz oder Dunkelheit hat den den Effekt einer Neonröhre, der entscheidende Faktor ist welche Tönung hat die Neonröhre
Wir kennen den Effekt von Neonröhren mit Kaltlicht, selbst der gemütlichste Raum wirkt damit wie eine Obdachlosenunterkunft.
Hallo ihr Lieben,
letzte Woche gab es keinen Blog, weil viele von uns auf dem Symposium der Urban Sketchers in Amsterdam waren.
Jetzt werden sich viele von euch fragen:“ Was zum Teufel sind diese Urban Dingsdabumsdas und was zur Hölle ist ein Symposium.
Wenn man dies mal in normale deutsche Sprache übersetzt, dann bedeutet das, ganz viele Menschen, die gerne aus direkter Beobachtung zeichnen, treffen sich in einer Stadt und machen da dann eine riesen Zeichenparty.
Dieses Jahr sollen geschätzt 3000 Zeichner beim Symposium in der Stadt gewesen sein.
Tine Klein: Ruhige Momente im Sturm: Skizze beim Kaffee mit Claudia in der Skybar Blue in Amsterdam
Symposium Kunst auf der Straße
In der Umgebung wird also jede Straße zum Kunstatelier. Zu Hunderten sitzen die Menschen auf dem Fußboden und zeichnen, malen, kolorieren oder was sonst noch irgendwie geht. Einige von den Künstlern haben sogar mit Klebeband ganze Stadtansichten auf den Fußboden geklebt. Ihr seht also, es gibt weit mehr Möglichkeiten als man so denkt.
Auf dem Symposium ist alles möglich.
Was alle 3000 Menschen verbindet ist, dass sie Kunst draußen leben und dass sie sich darüber austauschen wollen.
Egal wo man ist, es wimmelt nur so vor Zeichnern
Angemeldete oder Unangemeldete, der Spass zählt
Nur ca. 600 Menschen waren zu diesem Symposium angemeldet. Es gibt die unterschiedlichsten Varianten, man bezahlt Workshops oder man besucht Demonstrationen. Der überwiegende Teil der Zeichner kommt jedoch mit ganz kleinem Budget. Es wird kein Geld ausgegeben, sondern man trifft sich einfach auf der Straße zum Zeichnen. Diese freien Symposiums werden zum Beispiel in sozialen Netzwerken wie Instagram, WhatsApp oder Facebook organisiert.
Wie funktioniert das?
In der Regel tritt man in einem sozialen Netzwerk einer Gruppe bei die die eigene Sprache spricht. Welche Gruppen dies sind, merkt man schon im Vorfeld, denn bevor das Symposium beginnt, verabreden sich die Menschen öffentlich.
Ist man dann einer dieser Gruppen beigetreten, werden dort öffentlich die Punkte in der Stadt bekannt gegeben, wo sich alle treffen und zusammen zeichnen.
Wer keine sozialen Netzwerke mag, kann auch offen den öffentlichen Sketch Walks des Veranstalters teilnehmen.
Ein Sketch Walk ist übrigens eine Art Spaziergang mit Stift.
3000 Leute zeichnen mit mir
3000 Leute zeichnen mit mir, an jeder Straßenecke trifft man statt Zeichner und Maler aus aller Welt. Man hört viele Sprachen und die Menschen haben alle Hautfarben. Was uns alle verbindet, ist die Liebe zum Malen und Zeichnen.
Das sind alles Zeichner, du unterhälst dich mit Fremden, doch viele werden schnell Freunde, denn wir lieben alle das Gleiche.
Falls du jetzt denkst, das ist nur etwas für Profis, dann liegst du völlig falsch. Hier zeichnen Anfänger und Profis fröhlich nebeneinander.
Insgesamt brauchst du überhaupt keine Angst haben so ein Symposium aufzusuchen, denn selbst wenn du nicht so gut zeichnen kannst, wird dir das Symposium unglaublich viel bringen.
Lernen durch Sehen
Zuerst einmal kann man sich natürlich alle beobachten, wie sie Zeichnen und Malen. Dabei lernt man unglaublich viel. Am meisten lerne ich selber über Kunstmaterial, dadurch dass man die Menschen arbeiten sieht, sieht man natürlich auch welches Kunstmaterial sie benutzen.
Dabei lernt man Erstaunliches, super praktische Wasserbehälter geschnitten aus alten Milchkartons. Super tolle Pinsel, oft auch gar nicht so teuer. Man sieht hier Kunstmaterial in Aktion, man erkennt sehr schnell welches Kunstmaterial großartig ist, welches praktisch ist und was man damit machen kann.
Diese Informationen könnte einem kein Kunstgeschäft der Welt geben.
Ich laufe durch die Gegend fotografiere Pinsel, die ich mag. Ich finde tolle Farben und lasse mich einfach in der Menge treiben. Die Straße verwandelt sich ins Atelier.
Der große Vorteil ist, dass man die ganzen Menschen auf der Straße arbeiten sieht, jeder lernt dabei unglaublich viel!
Reizüberflutung der Kopf ist voll
Wenn ich erst mal im Symposium über die Straße gelaufen bin, setzt schnell die Reizüberflutung ein. Schnell hat man 500 andere Menschen arbeiten sehen und immer entdeckt man irgendetwas, was man selber ausprobieren möchte.
Wenn ich durch eine Straße gelaufen bin, dann fühlt sich mein Kopf an wie ein großer Teller Spaghetti mit Sauce.
Wenn ich jetzt anfange zu malen, dann purzeln 1000 Informationen durch meinen Kopf.
Und dann passiert etwas Furchtbares, ich male die schlechtesten Bilder meines Lebens und 3000 Leute schauen mir über die Schulter!
Hilfe, 3000 Menschen schauen mir über die Schulter!
Ich gucke so gern den Malern zu!
Blöderweise gucken natürlich auch alle anderen bei Dir.
Sehen und gesehen werden
Jeder bekommt dabei kurzzeitig eine kleine Krise, ja, wirklich jeder. Meine Freundin Birgit hatte ein hartes Jahr, sitzt jetzt neben mir und bekommt eine kleine Krise. Kein Bild ist würdig, alles Mist! Bei so viel Kunst fängt jeder denkende Mensch an sich zu zweifeln. Mir geht es ebenso: Himmel, Arsch und Zwirn, wenn einem 3000 Leute über die Schulter gucken, da kriegt man schon mal Knoten im Hintern und zitterige Hände.
Ich merke das sofort, die Bilder wollen nicht auf Anhieb so locker und happy aus mir herausfließen wie ich das gewohnt bin. Zweifelnd starre ich auf mein Papier und Birgit fängt an über ihrem Skizzenbuch echt Westfälisch an zu möckern.
Birgit hat diese Szene gemalt, ihre kleine Skizze ist durchaus gut, doch Birgit ist in „ich bin total unwürdig Laune“, sie hat jetzt überhaupt keine Lust darüber nachzudenken das man aus dieser Skizze durchaus etwas Großartiges machen könnte, denn Birgits Arbeitsspeicher im Kopf es einfach voll.
Informationsüberflutung und Freundschaft
Tatsächlich geht uns das allen so mir übrigens auch, so viele neue Informationen kann kein Mensch verarbeiten, ohne dass irgendetwas in den eigenen Zeichnungen nicht stimmt.
Dabei wird man total strubbelig
Während ich versuche die kleine Skizze zu machen, (das große Aquarell das ich übrigens gerade angefangen habe, ist in den Mülleimer geflogen) beginnt Birgit mit dem großen indianischen Ritual des Zetterns. Haare raufend sitzt sie über ihrem Skizzenbuch. Mein Ohr beginnt zu bluten, zuckersüß sage ich: „Birgit mein Liebling, wenn du jetzt nicht sofort aufhörst, muss ich dich leider in die Gracht werfen.“
Birgit schreibt in der Skizzenbuch:
“ Das Bild es total scheiße, Tine will mich in die Gracht werfen, arbeiten unter erschwerten Bedingungen.“
Ich erwäge Birgit kurz und schmerzlos um die Ecke zu bringen, aber die Frau neben ihr trägt ein weißes Kleid und die Blutflecken gehen bestimmt nicht mehr raus!
Jetzt beginnt Birgit ein sehr unvorteilhaftes Porträt von mir zu malen. Das Porträt ist bissig böse und gut. Westfälischer Humor eben.
Birgit hält jetzt die Klappe arbeitet verzückt und ich denke, ach wie herrlich, man muss auch einfach wissen, wie man mit seinen Freunden umgeht.
Ein bisschen Hass, kann noch extrem hilfreich für den künstlerischen Prozess sein.
Wir lachen und schon klappts.
Ich erwäge Birgit zu heiraten, denn nichts ist wichtiger in einer Ehe als würdevoll Schuld zu sein.
Leute die das Gleiche mögen
Das Beste am Symposium ist, das man immer Freundschaften zu Menschen schließt, die absolut das gleiche leben wie man selbst. Du brauchst überhaupt keine Angst davor zu haben mit den anderen zu malen, selbst wenn deine Bilder überhaupt nicht gut werden, denn denk immer dran, vom Anfänger bis zum Profi, jedem geht es hier genauso.
Und wenn du Fehler machst, wird jeder dafür Verständnis haben. Denn selbst wenn wir Profis sind, wir sind natürlich auch Menschen und wir können so gut Kunst beibringen, weil wir jeden einzelnen Fehler selbst gemacht haben.
Eine russische Künstlerin, die wir an dem Abend trafen, hat dazu den folgenden Satz gesagt und ich finde den super klasse:
“In dir sind ca. 10.000 total bescheuerte Bilder, je eher du die rauslässt, desto eher können die Guten raus!“
An Birgits Beispiel merkt man, dass man einfach bei sich bleiben muss. Wenn Birgit jetzt mit dem Stift ein bisschen rummeckert, ist das genau richtig. Die “ Mecker- Bilder“ fanden wir übrigens später am allerbesten.
Birgit lebt übrigens noch:
Ich liebe ihre Bilder: Anmerkung von Birgit: Ich finde das Bild immer noch sch…., but still going strong“
“
Momente der Ruhe und des Erfolgs
Keine Sorge vor den vielen Menschen.
Zeichnen ist eine ruhige Sache. Sobald gezeichnet wird kommt die Ruhe
Meine Freundin Kathrin war sich total unsicher, sie kam umgeplant in letzter Minute.
Den Wechsel aus Ruhe und Abwechslung fand sie toll! Ihr erstes Symposium!
Und dann das Erlebnis, das Bild was Kathrin gerade malt wird zum Renner…weil sie die Stimmung genau trifft. Über 800 Menschen liken es.
Bild von Kathrin Portmann
Nicht das es um Likes geht, aber dieses Gefühl von:
Ich liebe es und die Anderen lieben mich
ist einfach großartig. Kathrin wird wiederkommen und so werden wir immer mehr.
Ich wünsche euch ein wunderschönes Wochenende mit tollem Sommerwetter. Wer übrigens nicht weiß, was westfälischer Humor ist, denn wir sind alle als humorloses Pack verschrien, dem möchte ich das folgende YouTube Video empfehlen. Westfalen sind absolut humorvoll nur ein bisschen trocken Verrückt, deshalb möchte ich euch einen Kabarettisten aus meiner Heimatstadt empfehlen: Thorsten Sträter. Die Videos findet ihr am Ende des Blogs.
Danke für die vielen Anfragen auf die Kurse, dieses Jahr gibt es noch einen Kurs in dem es ums Skizzenbuch und Aquarell geht: