Pinsel pflegen: So bleibt dein Pinsel jahrelang ein treuer Begleiter

Pinsel pflegen, Jade Pinsel

Jade Pinsel. Die Zwinge ist aus Jade und soll beim Malen Glück bringen. Dieser Pinsel ist Unfug, die reine Leidenschaft.  XD Er gehört zur Deko meines Ateliers.

Pinsel pflegen: So bleibt dein Pinsel jahrelang ein treuer Begleiter

Frohe Weihnachten! Wenn wir Weihnachten kochen, dann ist das für viele Menschen. Deshalb haben wir nicht die klassische Ente, sondern einen Turkey. Das ist bei uns eine liebe und gute Weihnachtstradition. Dieses Jahr hatte unser Patenkind mitten in der Innenstadt die großartige Idee, dass sie ein Pony als Haustier möchte. Als sie nun zu meinem Mann ging, um dieses Pony aus ihm heraus zu nörgeln, antwortete mein Mann zum Thema Pony zu Weihnachten: „Super Idee, eigentlich haben wir ja immer Turkey, aber von einem Pony werden bestimmt auch alle satt! Grins!“ (Fand sie nicht so lustig!)

Obwohl Malen mein Beruf ist, liebe ich es immer noch, mir einen ganz tollen Pinsel zu gönnen. Und hier sind wir nun bei Teil zwei unserer Weihnachtsserie: Tolle Weihnachtsgeschenke liebevoll pflegen und erhalten. Heute geht es um die wunderbaren Pinsel, die ihr euch zu Weihnachten gegönnt habt.

Pinsel pflegen: Zwischen Lust und Last(er)

Pinsel sind kleine Kunstwerke. Für mich sind sie definitiv ein Laster, denn obwohl ich bereits die Pinsel gefunden habe, mit denen ich gerne male, gibt es immer wieder einen, den ich unbedingt haben muss. Dann bin ich wie unser Patenkind – das Pony oder der Pinsel müssen mit einer dicken roten Schleife unter den Weihnachtsbaum! Bei guten Pinseln ist der innere Aufbau das Ergebnis einer jahrhundertelangen Handwerkstradition. Je nachdem, was der Pinsel tun soll, sind die Haare im Innenleben kunstvoll angeordnet. Dieser Aufbau gibt dir die präzise Kontrolle über deine Arbeit, die perfekten Striche und Texturen.

Die meisten Pinsel, die nicht tun, was sie sollen, sind entweder zu einem anderen Zweck konstruiert oder der Besitzer hat sie versehentlich ruiniert. Denn genauso wie gute Schuhe oder Werkzeuge brauchen auch sie die richtige Pflege, um lange zu halten. Heute verrate ich dir, wie du deine Pinsel pflegen und schützen kannst, damit sie dir viele Jahre Freude bereiten.

Was macht Pinsel kaputt?

Mechanische Belastung

Das unsanfte Reinigen oder „Schrubben“ auf rauen Oberflächen schadet besonders empfindlichen Pinseln. Naturhaare brechen leicht, und Synthetikhaare können ausfransen. Obwohl synthetische Pinsel stabilere Spitzen haben, kann auch sie zu viel Schrubberei ruinieren.

Pinsel pflegen, Tutorial Tine Klein

Tolles Ding, ein Linienpinsel! Zieht ungemein feine Linien, bei mechanischer Belastung ist er sofort kaputt! Im Moment mein Lieblingspinsel, der Clou, er hat eine Silberspitze am Ende. Der Pinsel ist also auch ein Stift.

Im Alltag sehe ich zwei Fehlerquellen, bei denen meine Schüler ihre Pinsel ruinieren, oft ohne es zu merken:

  1. Schlagen im Wassertopf: Viele schlagen die Pinselspitze wütend auf den Boden des Gefäßes – wie ein Angler, der den Fisch erlösen will. Hier die schlechte Nachricht: Auch dein Pinsel stirbt daran.
    • Tipp: Reinige deinen Pinsel im Wassergefäß, indem du ihn sanft schüttelst, ohne den Boden zu berühren.
  2. Zu kleine Farbnäpfchen: Fancy Mini-Farbkästen mit kleinen Näpfchen sind eine Belastung für gute Pinsel. Die ständige Reibung an den harten Wänden der Näpfchen zerstört die Haarspitzen.
    • Tipp: Wer empfindliche Pinsel nutzt, sollte auf Farbtuben umsteigen. Die weiche Konsistenz der Farben reduziert die mechanische Belastung.

Rückständige Farbe

Trocknet Farbe in den Haaren oder – noch schlimmer – am Ansatz, wird der Pinsel steif und schwer zu reinigen. Farbpigmente, die sich an der Zwinge ablagern, spreizen die Haare und ruinieren die Spitze. Spül deinen Pinsel sorgfältig an der Zwinge aus, um seine Lebensdauer zu verlängern.

Lagern in Wasser

Viele lassen ihre Pinsel im Wasser stehen, um sie zwischen den Farbaufträgen feucht zu halten. Aber Vorsicht: Das verbiegt die Haare, löst den Kleber in der Zwinge und deformiert die Spitze.

  • Soforthilfe: Forme die Spitze mit etwas Spucke. Bei Naturhaarpinseln helfen die Enzyme der Spucke, die Haare perfekt zu formen. Bei synthetischen Pinseln wirkt nur die Klebewirkung.

Falsche Lagerung beim Transport

Wer seine Pinsel einfach in die Tasche stopft, riskiert enorme mechanische Belastungen. Nutze Schutzkappen oder spezielle Netze, um die Pinselhaare zu schützen.

Pinsel pflege Tutorial Tine Klein Aquarell Indien

Kostet nix, ist aber unbezahlbar. Im Rucksack aus Malaysia mitgebracht. Macht super feine Spritzer und Linien. Dank guter Pflege hat der Pinsel auch nach 8 Jahren Dauergebrach eine grossartige Spitze.

Keine aggressiven Lösungsmittel

Pinsel mit Naturhaar sollten nicht in aggressive Lösungsmittel getaucht werden, da dies die Haare austrocknet. Für Synthetikpinsel ist das weniger problematisch, aber auch hier gilt: Immer gut ausspülen! Das beste und preiswerteste Reinigungsmittel ist Kernseife. Sie pflegt besonders die Naturhaare teurer Pinsel.

Pinsel pflegen: Unterschiede zwischen Naturhaar und Synthetik

  • Naturhaarpinsel: Diese empfindlichen Pinsel aus echten Tierhaaren brauchen Feuchtigkeit, um geschmeidig zu bleiben. Werden sie zu trocken, können sie brüchig werden.
  • Synthetikpinsel: Diese robusteren Pinsel reagieren empfindlich auf hohe Temperaturen. Heißes Wasser oder direkte Sonneneinstrahlung können die Haare verformen.

Fazit: Pinsel pflegen lohnt sich

Teure Pinsel sind eine Investition – sowohl in deine Kunst als auch in dein Werkzeug. Mit der richtigen Pflege kannst du sicherstellen, dass sie lange halten und dir beste Dienste leisten. Ob Naturhaar oder Synthetik: Behandle deine Pinsel mit Liebe! Sie werden es dir danken und dir viele wunderbare Malerlebnisse schenken.

Noch mehr Tipps rund ums Malen und Zeichnen findest du auf meinem Blog Herz-der-Kunst.ch. Schau vorbei und lass dich inspirieren! Ich wünsche dir frohe Weihnachten – genieße die Zeit mit deinen Lieben und vergiss nicht: Harmonie entsteht durch Wohlbefinden, nicht durch Perfektionismus.

Liebe Grüße, Tine

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Weiterlesen bei Tine:

 

Strahlende Aquarellfarben- so funktioniert es:

 

https://blog.herz-der-kunst.ch/strahlende-aquarellfarben-so-funktioniert-es/

Übung beim Malen und wie sie uns verändert

Wir alle halten Übung beim Malen für wundervoll, denn wir haben gesehen, wie Menschen durch Übung großartig wurden.

Doch manche Menschen werden mit viel Übung zu wahren Meistern, während andere trotz all ihrer Bemühungen auf der Stelle treten.

Wie kommt das? Warum wird der eine ein Genie, während der andere, obwohl er besser wird, mittelmaßig bleibt? Ein spannendes Thema, dem wir uns widmen sollten.

Kann Übung beim Malen auch schaden?

Die überraschende Antwort lautet: Ja, das kann sie!

Die meisten Menschen beginnen zu malen, ohne große Schulung. Oft wird uns in der Grundschule oder am Küchentisch einfach ein Pinsel in die Hand gedrückt mit den Worten: „Mach mal!“. So haben wir uns nach und nach verbessert, entdeckt, wie man gut malen kann. Und wer jetzt diesen Blog liest, gehört bereits zur Elite! Wir alle haben besser malen gelernt als die meisten anderen. Herzlichen Glückwunsch dazu! Auch wenn du vielleicht kein Genie bist – viele andere beneiden dich um deine Fähigkeiten.

Weil Menschen durch Übung zwangsläufig besser werden, glauben viele, dass Übung immer zum Ziel führt.

Aber stimmt das wirklich?

Routine kann schaden – Eine überraschende Beobachtung!

In einem Kurs wollte ich eine großartige neue Technik lernen. Als Profi fiel es mir leicht, dem Unterricht zu folgen und die Technik schneller zu beherrschen als die anderen Kursteilnehmer.

Doch in der Praxis begegnete mir ein unerwartetes Problem.

Viele Maltechniken habe ich so oft geübt, dass sie vollständig automatisiert sind. Ich kann sie ohne nachzudenken anwenden – sie fließen von selbst. Genau das wurde mir nun zum Hindernis: Mein Unterbewusstsein und meine Motorik weigerten sich, die neue Technik zu akzeptieren. Obwohl ich sie verstand und umsetzen konnte, fühlte sie sich ungewohnt und mühsam an. Die alten, vertrauten Bewegungsmuster waren schlicht stärker.

Das brachte mich zu einer ernüchternden Erkenntnis:

Je routinierter und automatisierter man Techniken verinnerlicht hat, desto schwieriger wird es, einer neuen Fähigkeit Raum zu geben.

Falsche Übung beim Malen macht das Leben schwer:

Versteh mich nicht falsch, Routine ist großartig.

Sie erlaubt es uns, Bilder scheinbar mühelos entstehen zu lassen – genau das, wonach wir alle streben.

Doch Routine darf nicht dazu führen, dass wir Neues nicht mehr lernen können.

Schau dir die Stars in der Aquarell-, Sketching- oder Designwelt an: Sie alle machen etwas anders als die Masse, und genau das macht ihre Werke faszinierend und einzigartig. Diese Künstler haben sich nie darauf beschränkt, nur Standardtechniken zu beherrschen. Sie haben sich die Fähigkeit bewahrt, innovativ zu sein und ihre Routine zu durchbrechen.

Das Bild der Woche

Hier siehst du eines meiner Übungsbilder. In diesem Bild experimentiere ich bewusst mit neuen Ansätzen, um aus gewohnten Mustern auszubrechen. Statt einen Gegenstand wie gewohnt zu malen, arbeite ich mit der Negativtechnik und male ihn von außen. In anderen Fällen wasche ich Motivteile aus dunkler Farbe heraus oder überdecke bereits Gemaltes mit leuchtenden Farben.

Der Sinn dahinter?

Ich trainiere meine Technik und halte mein Gehirn flexibel, damit es nicht in Routine verfällt. Denn nur durch das Ausprobieren neuer Methoden bleibe ich kreativ und entwickle mich weiter.

 

Übung beim Malen -Wie du neue Techniken etablierst :

  1. Bewusstsein schaffen:
    Der erste Schritt ist zu verstehen, warum eine neue Technik schwerfällt. Nicht, weil sie wirklich schwieriger ist, sondern weil unsere alten Methoden wie automatische Reflexe ablaufen. Frag dich, warum du die neue Technik lernen möchtest – wenn dir ihr Nutzen klar ist, fällt es leichter, die nötige Anstrengung in Kauf zu nehmen.
  2. Routinen schaffen:
    Eine neue Technik wird nur dann Teil deines Repertoires, wenn du sie ebenfalls zur Routine machst. Nutze die Vorteile der Übung beim Malen. Plane regelmäßige Übungszeiten für deine neuen Fähigkeiten ein. Kleine Übungen sind oft effektiver als das Malen eines komplizierten Bildes.
  3. Kleine Schritte machen:
    Du musst kein großes Kunstwerk erschaffen, um Fortschritte zu machen. Lieber jeden Tag ein paar Minuten konzentriert üben, als zu selten an großen Projekten zu arbeiten.
  4. Mit Rückschlägen rechnen:
    Alte Muster sind hartnäckig – sei nicht entmutigt, wenn du anfangs immer wieder unbewusst zu deinen gewohnten Techniken zurückkehrst. Das ist normal! Bleib geduldig und halte durch. Und bleib beim Thema! Lerne zwischendurch nichts anderes – dein Gehirn will dich nur ablenken!
  5. Theorie und Praxis im Gleichgewicht:
    Beschäftige dich intensiv mit der neuen Technik: Schau dir Videos und Tutorials an, beobachte Künstler, die diese Technik beherrschen, und analysiere ihre Vorgehensweise. Aber geh direkt danach selbst ans Werk! Nur durch regelmäßiges Tun wird dein Gehirn die Theorie in die Praxis übersetzen.
  6. Motorik trainieren:
    Verständnis allein reicht nicht – die Bewegungsabläufe müssen durch Wiederholung ins Muskelgedächtnis übergehen. Auch wenn es anfangs ungeschickt wirkt, wird sich die Technik nach 2–3 Monaten regelmäßiger Übung automatisieren. Wichtig ist, dran zu bleiben!

Am Ende ist das Lernen einer neuen Technik vor allem eine Frage von Geduld, bewusster Anstrengung und Ausdauer. Und wenn du sie einmal gemeistert hast, wird sie so selbstverständlich sein wie all die Fähigkeiten, die du schon lange beherrschst. Ich wünsche dir viel Erfolg – und eines Tages möchte ich stolz hören: „Tine Klein hat mir das beigebracht!“ 😊

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EUR

Negativtechnik spontan Malen lernen!

https://blog.herz-der-kunst.ch/negativtechnik-spontan-malen-lernen/