Schnee malen – so wird’s frostig auf dem Papier

Schznee malen Tutorial Aquarell Schnee Baselland Tine Klein

Endlich ist es so weit – ich darf Schnee malen!

Der Winter ist ein wahrer Künstler, der mit seiner weißen Farbe leuchtende Landschaften zaubert.

Schnee fasziniert mich immer wieder. Letzte Woche war es endlich so weit: Innerhalb weniger Minuten fiel eine unglaubliche Menge feuchter, klebriger Schneeflocken und verwandelte die Landschaft in einen wahren Wintertraum. Es sah aus, als hätte jemand eine Szene aus einem Disney-Film direkt vor meiner Haustür gemalt.

Lange musste ich darauf warten. Obwohl ich in der Schweiz lebe, bin ich am Rhein zu Hause, wo es fast immer zu warm für Schnee ist.

Das Malen nach Fotos gibt mir nie dasselbe Gefühl. Es ist die direkte Beobachtung, die mich glücklich macht und mir das Gefühl gibt, eins mit der Natur zu sein.

Heute verrate ich dir ein paar Tricks und Kniffe, wie du Schnee lebendig und atmosphärisch aufs Papier bringen kannst.

Die Farben des Schnees

Denkt man an Schnee, denkt man sofort an Weiß! Doch wenn du genauer hinschaust, entfaltet sich ein faszinierendes Farbspektrum.

Schnee ist wie ein Spiegel, der die Farben des Himmels und der Umgebung einfängt.

Die Farbe des Schnees wird stark vom Licht beeinflusst. Je nach Licht und Tageszeit verändert sie sich ständig.

An einem strahlend sonnigen Tag reflektiert der Schnee die Farbe des Himmels. Deshalb spielen beim Schneemalen verschiedene Blautöne eine zentrale Rolle.

Besonders spannend wird es, wenn die Sonne tief steht – dann schimmern die Schneeflächen in goldenen oder zarten Rosatönen.

Bei bedecktem Himmel verliert der Schnee seine Strahlkraft und wird grau.

Schnee malen und Blautöne

Generell eignen sich alle Blautöne, um Winterlandschaften darzustellen. Trotzdem möchte ich dir ein paar Tipps geben, wie du die Farbstimmung noch lebendiger machen kannst.

Ultramarinblau und Kobaltblau sind wunderbare Begleiter, um die Blautöne des Schnees einzufangen. Diese transparenten Farben erzeugen ein warmes Blau – und genau diese Freundlichkeit ist in kalten Winterbildern so wichtig.

Aber: Greif auch unbedingt zu einem leuchtenden, kalten Blau! Phthaloblau ist dafür perfekt. An klaren, frostigen Tagen beginnt der Schnee fast zu strahlen, und Phthaloblau fängt dieses Strahlen hervorragend ein. Mit solchen kühlen Blautönen kannst du die Kälte und Frische des Winters wunderbar darstellen.

An bewölkten Tagen hingegen verändert sich der Schnee.

Das leuchtende Blau weicht gedämpften Tönen, und hier kommt das Grau des Winters ins Spiel.

Um solche Szenen realistisch und lebendig wirken zu lassen, ist es sinnvoll, eine ganze Reihe lebhafter Grautöne zu mischen. Achtung: Verwendest du nur einheitliche Grau- oder Blautöne, können deine Bilder schnell monoton und trist wirken.

Also Finger weg! Kein gekauftes Grau!

Winterbilder leben von Kontrasten. Wenn du ausschließlich kalte oder graue Farben einsetzt, wirkt das Bild auf den Betrachter oft freudlos und ungemütlich. Das Auge freut sich, wenn es einen Gegenpol hat.

Deshalb solltest du beim Schneemalen gezielt warme Farbtöne einstreuen.

Kleine Akzente in Gold, Rosa oder zartem Orange machen deine Winterlandschaften strahlender, lebendiger und vor allem freundlicher.

Warme Farben – und der Schnee beginnt zu strahlen

Es gibt eine lockere Regel beim Malen, die deine Bilder schnell harmonischer und lebendiger macht: Hat ein Bild eine dominante Grundfarbe, dann braucht diese Farbe einen Gegenpol.

Beim Schneemalen setzen wir zu 70 bis 80 % auf kalte Farben – Weiß und Blau dominieren die Szene.

Doch genau deshalb sind ein paar warme Farbtupfer in der Landschaft so wichtig, um das Bild freundlicher und ausgewogener wirken zu lassen.

Gerade im Herbst bleiben viele Orange-, Gelb- und Brauntöne in der Landschaft sichtbar, auch wenn der Schnee sie teilweise bedeckt. Diese Farben sind eine wunderbare Gelegenheit, deine Schneebilder zu bereichern. Kleine Akzente in Gebranntem Siena, Indischgelb oder Quinacridongold bringen Wärme ins Bild. Auch tief dunkle oder goldene Brauntöne setzen reizvolle Kontraste.

Besonders spannend für das Auge: Warme Farben wie Orange oder Rottöne sind komplementär zu den Blautönen.

Sie lassen das Blau des Schnees regelrecht leuchten. Gleichzeitig erleichtern sie das Mischen interessanter Schattentöne – ein entscheidender Faktor, um Schneebilder lebendig und atmosphärisch darzustellen.

Der Schatten malt den Schnee

Schatten lassen den Schnee lebendig wirken – sie geben ihm Tiefe und Form.

In der kalten Jahreszeit steht die Sonne oft tief am Himmel. Das sorgt für lange, weiche Schatten, die sich malerisch über die Schneeflächen ziehen.

Besonders spannend: Schatten im Schnee sind selten grau oder schwarz. Stattdessen schimmern sie in kühlem Blau, oft mit einem Hauch von Violett.

Für lebendige Schneeschatten empfehle ich dir Ultramarin,Cobalt oder Ceruleanblau. Mische diese mit einem kleinen Schuss Crimson oder Opernrosa, um sanfte, lebendige Nuancen zu erzeugen. Wenn du nur ein einziges, gekauftes Grau verwendest, wirken deine Bilder oft eintönig und flach.

Da Schneebilder von Blautönen dominiert werden, solltest du darauf achten, viele kleine farbliche Nuancen einzufügen.

Dies macht dein Bild interessanter und lebendiger. Nutze die Blautöne, die du im Bild verwendest, um vielseitige Grautöne zu mischen.

Schnee malen, dabei gibt es jedoch eine kleine Herausforderung:

Nicht alle Blautöne lassen sich mit warmen Farben wie Orange oder Gebranntem Siena zu Grau mischen.

Kalte Blautöne wie Phthaloblau oder Türkis können dabei lebhafte Grüntöne erzeugen, die in einer gedämpften Winterlandschaft störend wirken.

Um solche Blautöne für Schatten zu dämpfen, brauchst du Rottöne. Farben wie Crimson, Permanent Rosa, Opernrosa oder Magenta helfen, diese kühlen Blautöne in harmonische und vielseitige Schattentöne zu verwandeln.

So erhält dein Schneebild voller Tiefe und Atmosphäre.

Schnee malen – Die wichtigsten Aquarelltechniken 

 

Der trockene Pinselstrich

Der trockene Pinselstrich ist die wichtigste Technik beim Malen von Schnee. Schnee zu malen ist so anspruchsvoll, weil er oft an dunklen Objekten klebt und dabei gebrochene Strukturen bildet. Hier blitzen kleine weiße Punkte hervor, dort zeichnet sich ein dunkler Baum ab.

Der trockene Pinselstrich hilft dir, diese gebrochenen Strukturen perfekt darzustellen.

Mit wenig Wasser und fast trockener Farbe kannst du die unregelmäßigen Formen des Schnees andeuten. Dabei ist es wichtig, dass der Pinsel wirklich trocken ist. Der trockene Strich funktioniert am besten, wenn du den Pinsel schnell über das Papier gleiten lässt – aber nicht mit der Spitze, sondern mit der Seite des Pinsels.

Negativtechnik – der Schnee ensteht durch den Schatten

Schnee ist weiß, also malt man ihn nicht. tatt Schnee direkt darzustellen, lässt du einfach die weiße Papierfläche stehen. Male um den Schnee herum – zeige ihn durch seine Schatten und die Farben der Umgebung.

Der Schnee wird erst durch seine Schatten lebendig – deshalb ist das Mischen der richtigen Schattenfarben so entscheidend für Winterbilder. Diese Schatten machen den Schnee sichtbar und verleihen deinem Winterbild Tiefe und Atmosphäre.

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Weiterlesen bei Tine:

https://blog.herz-der-kunst.ch/wie-malt-man-schnee-und-kaelte/

Wie malt man Schnee und Kälte?

Herbstfarben Mischen

Herbstfarben mischen Tine Klein Tutorial Aquarell Meridian Park in Basel

Herbstfarben ganz schön gegensätzlich!

Zum Schönen gehört oft das Paradoxe: Etwas wird erst dann besonders, wenn es im Kontrast zu seinem Gegenstück steht. Genau diese Spannungen sind es, die der Malerei Leben einhauchen.
Kontraste machen ein Bild lebendig und fesselnd.
Denkt man an Herbstfarben, springen sofort das warme Goldgelb und das leuchtende Orange ins Auge. Doch das wahre Gesicht des Herbstes zeigt sich erst durch das Zusammenspiel mit sanftem Grau, gebrochenen Erdtönen und der aufziehenden Dunkelheit.
Es ist dieses Wechselspiel, das die Farben des Herbstes leuchten lässt – ein Tanz der Gegensätze, den das Auge mühelos erkennt und der den Herbst so unverwechselbar macht.

Herbstfarben von leuchtend bis gebrochen:

Herbstfarben mischen: Von leuchtend bis gebrochen

Das Erste, was einem bei gedämpften Farben einfällt, ist Grau.

Fügt man nur ein wenig Schwarz in eine Farbe, stellt sich die melancholische Novemberstimmung sofort ein.

Doch Schwarz hat seine Tücken: Es macht alle Farben grau und wirkt oft schmutzig. Genau deshalb meiden die meisten Maler Schwarz, egal ob sie mit Aquarell, Öl oder Acryl arbeiten – sie wissen, wie stark Schwarz die Farbstimmung beeinflusst.

Schwarz – ein Tabu, das Tristesse bringt

Aber warum eigentlich? Schwarz erzeugt doch auf Anhieb die gewünschte Novemberstimmung! Das Problem liegt darin, dass Schwarz den Farben die Lebendigkeit nimmt. Es bricht alle Farben auf dieselbe Weise und macht das Bild eintönig und stumpf.

Merke:

Schwarz verdreckt nicht nur die Farben, sondern verwandelt sie in einen monotonen Einheitsbrei. Es dominiert das Bild und reißt die Kontrolle an sich. Statt die Stimmung zu bereichern, erstickt es die Vielfalt der Farben.

Herbstfarben gedämpfte Töne mischen:

Es ist ganz leicht, gedämpfte Töne, zarte Grautöne und tiefe Dunkelheiten aus Herbstfarben zu mischen. Wer warme, gebrochene Orangetöne oder Brauntöne braucht, muss sie nicht extra kaufen. Mit wenigen Standardfarben, die jeder im Farbkasten hat, lassen sich wunderschöne Herbstfarben und satte Dunkelheiten zaubern.

Herbstfarben mischen heißt oft , das man die Farbe mit der Komplementärfarbe bricht.

Tine Klein Aquarell basel, Herbstfarben mischen , Meridian Park

Leuchtende, klare Farbe steht neben gebrochener Farbe.

Die klassische Herbstfarbe ist Orange – bis hin zu gebranntem Siena oder Ocker.

Für mich persönlich ist Orange die schönste Herbstfarbe. Besonders gern verwende ich Lasur-Orange. Diese Farbe gibt es bei vielen bekannten Farbmarken, und sie leuchtet besonders intensiv, weil sie transparent ist. Das Licht wird durch die Farbschicht hindurch zurückgeworfen – und das lässt das Orange fast von innen heraus strahlen.

Doch das leuchtende Orange kommt erst richtig zur Geltung, wenn es im Zusammenspiel mit gedämpften Herbsttönen steht.

Herbstfarben mischen -So entstehen Herbsttöne im Handumdrehen

Gedämpfte Herbsttöne muss man nicht kaufen. Mische einfach Orange mit Ultramarin oder Ultramarin Feinst, und du erhältst wunderschöne Grautöne, Brauntöne und auch tiefe Dunkelheiten. Ein kleiner Schuss Gelb dazu, und es entstehen warme, natürliche Brauntöne.

Tipp für Experten:

Wenn du statt Ultramarin französisches Ultramarin verwendest, erhältst du eine besondere Textur: Die Farbe zeigt kleine Tupfen, die man Granulation nennt. Mit diesem Effekt wirkt das Herbstlaub in deinen Bildern wie von selbst lebendig und natürlich.

Die starke Dunkelheit das eigentliche Geheimnis der Herbstbilder.

Tine Klein urban sketchings Kartause Ittingen Aquarell Skizze

Herbstfarben mischen hängt eng mit der Dunkelheit im Bild zusammen. Dunkelheiten sind der Schlüssel zu beeindruckenden Herbstbildern, denn unser Auge arbeitet durch Vergleiche. Es ist unser Gehirn, das Helligkeit und Dunkelheit in Relation setzt – gesteuert durch die Stäbchen in unserem Auge, die auf Kontraste reagieren.

 

Setze eine starke Dunkelheit neben eine helle Herbstfarbe, und diese beginnt regelrecht zu leuchten.

Herbstfarben mischen,Aquarellskizze Tine Klein über die Bedeutung von Dunkelheit

Oben sprachen wir bereits über die sehr nützliche Kombination von Orange und Ultramarin.

Wir sprachen bereits über die Kombination von Orange und Ultramarin. Mit nahezu derselben Mischung lassen sich auch faszinierende, farbige Dunkelheiten erzeugen. Ersetzt man Orange durch gebranntes Siena, wird der Farbton fast schwarz.

Das Besondere: Diese Mischung erlaubt Variationen. Sie kann bläulicher, gräulicher oder rostbraun werden – je nach Dosierung. Dadurch entsteht eine natürliche Vielfalt, die deinen Bildern Tiefe und Abwechslung verleiht. Das Ergebnis: Deine Grautöne und dunklen Flächen wirken nicht eintönig, sondern lebendig und vielschichtig. Deine Bilder gewinnen spürbar an Attraktivität.

Profitipp:

Mit dieser Kombination schlägst du gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.

Erstens bringen die starken Dunkelheiten die leuchtenden Herbstfarben noch besser zur Geltung. Zweitens kannst du mit denselben Farben eine beeindruckende Vielfalt an Grautönen und Brauntönen erzeugen – perfekt für die Tiefe und Stimmung in deinen Herbstbildern.

Profitipp 2:

Wie wir bereits gesehen haben, bringen Dunkelheiten Herbstfarben zum Leuchten. Doch Vorsicht: Bleibt man bei nur einer einzigen Dunkelheit, wirkt das Bild schnell monoton. Kalte Dunkelheiten lassen sich leicht mit Ultramarin mischen.

Aber Herbstfarben sind nicht nur kühl – sie brauchen auch Wärme!

Eine warme Dunkelheit kann deinen Bildern zusätzlich Strahlkraft verleihen. Ein Rotton wäre ideal. Leider sind viele dunkle Rottöne stumpf und oft zu deckend. Hier lohnt es sich, nach einer transparenten Alternative zu suchen, um die Herbststimmung perfekt abzurunden.

Dunkle und warme Herbstfarben mischen:

Alizarin Crimson Deep: Ein Geheimtipp für Dunkelheiten

Alizarin Crimson Deep, Crimson Deep, Garance Brune oder Purpurlac – verschiedene Namen für eine Farbe, die dunkel, transparent und vielseitig ist. Achtung: Der Farbton variiert je nach Hersteller stark.

Ich bevorzuge die Variante von Sennelier – keine Schleichwerbung, nur persönliche Begeisterung! Dieses Rot kombiniert mit Ultramarin ergibt ein tiefes Violett, das fast schwarz wirkt.

Vielleicht fragst du dich jetzt: „Was soll ich mit einem ganz dunklen Violett für meine Herbstbilder?

Herbstfarben mischen -Warum ein dunkles Violett?

Die Antwort ist einfach: Gelb!

Gelb ist die zweite dominierende Herbstfarbe. Und auch Gelb kann durch Kontraste zum Strahlen gebracht werden.

Du möchtest, dass deine Bilder genauso leuchten wie die Herbstfarben in der Natur? Dann nutze den Komplementärkontrast – der einfachste Trick, Farben zum Strahlen zu bringen.

Komplementärfarben liegen im Farbkreis direkt gegenüber. Sie haben gegensätzliche Wellenlängen, die unser Auge als besonders stark wahrnimmt. Der Effekt: Die Farben verstärken sich gegenseitig.

Tine Klein, Tutorial, Herbstfarben mischen, Aquarell Basel Rochetürme

Schau mal unter die Bäume dort sind violette Schatten.

Orange lässt sich leicht zum Leuchten bringen, indem wir unsere Dunkelheiten aus Orange und Ultramarin – seiner Komplementärfarbe – mischen. Für gelbe Herbstbäume funktioniert der gleiche Trick: Statt Gelb mit seiner Komplementärfarbe zu mischen, greifen wir direkt zu einem dunklen Violett. Damit erzeugen wir starke Dunkelheiten, die das gelbe Herbstlaub strahlen lassen.

Herbstfarben mischen Tutorial Tine Klein. Aquarellskizze Basel Fischmarkt

Ich hoffe, dieser Blog hat dir genauso viel Freude gemacht wie mir beim Schreiben!

Liebe Grüße in den regnerischen, aber trotzdem wundervollen Herbst,
Tine 😊

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weiterlesen bei Tine:

Herbstfarben – mehr als nur buntes Laub

 

https://blog.herz-der-kunst.ch/herbstfarben-mehr-als-nur-buntes-laub/

Die Freiheit für die Perspektive!

In eigener Sache:

Mein Perspektiv-Kurs im Frühjahr 2025  bei Boesner CH war überfüllt. Entschuldigung an die, die keine Plätze bekommen haben. Die gute Nachricht: Wir haben Zusatzkurse eingestellt. Es gibt wieder Plätze.

Manchmal ist das Einzige, was man braucht, eine neue Perspektive.

Tine Klein Frankreich Skizzenbuch Perspektive an der Seine, Paris

Tine Klein Frankreich Skizzenbuch Perspektive an der Seine, Paris

Perspektive ist lockerer als man denkt.

Doch ganz ohne Regeln geht es allerdings nicht.

Der erste Trick, um in der Perspektive freier zu werden, ist, sich die grundlegenden Regeln anzueignen.

Nur wer sattelfest ist, kann frei zeichnen!

Wenn du die Regeln gut kennst, merkst du bald, wo man sie ein wenig biegen kann.

Heute geht es darum, wie du spielerisch mit Perspektive umgehen kannst und dabei trotzdem überzeugende Zeichnungen machst.

Locker in der Perspektive – eine Frage der Erfahrung!

Perspektive ist beim Zeichnen bei weitem nicht so heiß, wie sie gekocht wird. Doch Lockerheit mit Perspektive lernen die meisten Zeichner erst nach Jahren.

Daher bitte Vorsicht bei Menschen, die sagen: „Perspektive in zwei Tagen lernen – garantiert!“ – Fassungslos die Augen nach oben dreh!

Wer perspektivische Regeln bricht, muss Erfahrung haben.

Wenn ein Laie Perspektivregeln bricht, dann sieht dies in der Regel stümperhaft aus.

Wenn ein Künstler Perspektivregeln bricht, dann sieht das mitunter besser aus, als wenn die Perspektive vollkommen stimmt.

Welche Regeln man brechen darf und welche nicht, das ist eine Frage der Erfahrung und auch eine Frage des Sehens.

Am Anfang ist dein Sehorgan so schlecht trainiert, dass du die Winkel einer Perspektive gar nicht korrekt erkennen kannst. Du musst lernen, die Perspektive zu sehen, aber die gute Nachricht ist, deine Betrachter sind auch nicht wirklich geschult im Sehen von Perspektive.

Aus der Reihe tanzen – die Linienführung bewusst brechen

Wenn man einen Fluchtpunkt auf dem Blatt hat und ihn exakt mit einem Lineal anvisiert, dann folgen die Linien ihm gestochen scharf, und der Betrachter kann ihnen genau folgen.

Das ist ein Problem, denn so werden kleinste Fehler deutlich sichtbar!

Erfahrene Zeichner wissen, wie viel Lockerheit möglich ist, ohne dass das Bild die Perspektive verliert.

Freihandzeichnen erlaubt kleine Ungenauigkeiten – sie gelten oft nicht als Fehler, sondern bringen Lebendigkeit in die Zeichnung.

Erfahrene Zeichner lassen Perspektivlinien leicht „verspringen“. Sie visieren zwar den Fluchtpunkt an, zeichnen jedoch frei.

Tine Klein Bahnhof Barcelona Aquarell Perspektive

Tine Klein, Barcelona der Zug ist zu spät

Dadurch hüpfen die Fluchtlinien leicht, was der Betrachter toleriert und als dynamisch empfindet. Das Auge wird nicht durch die kleinen Abweichungen gestört, empfindet aber die Lockerheit des Striches schön.

An diesem Punkt stößt man das erste Mal auf das Paradox, dass eine leicht falsche Perspektive besser aussehen kann als eine gestochen scharfe.

Freihand anvisieren

Übung ist hier das A und O! Mach regelmäßig kleine, einfache perspektivische Skizzen. Zeichne dir Fluchtpunkte ein und visiere sie frei an. So trainierst du die Hand-Augen-Koordination und bekommst ein Gefühl für das Spiel mit der Perspektive. Erfahrene Zeichner haben den Vorteil, dass sie diese Bewegungen fast automatisch machen – aber auch die haben geübt.

Bevor du zeichnest, führe die Hand in Richtung Fluchtpunkt. Bewege deine Hand mit dem Stift hin und her, damit sich dein motorisches Gedächtnis merkt, wie der Winkel der Fluchtlinie sein sollte.

Hier kann ich nur sagen: Übung macht den Meister*in…

Peile den Fluchtpunkt locker an, stimmig muss nur die Hauptrichtung sein.

Gesundes Chaos: Etwas Unordnung in die Perspektive bringen

Füge sanfte Ungenauigkeiten ein. Lasse zum Beispiel die Linie eines Dachfirsts leicht durchhängen.

 

Auch wenn die Linie eigentlich gerade wäre, kann eine solche Abweichung der Zeichnung Lockerheit geben, ohne dass der Betrachter den genauen Fluchtpunkt erkennen kann. Diese kleinen „Schwingungen“ geben Dynamik und machen Fehler in der Perspektive fast unsichtbar. Sieht man links unten.

Tipp: Experimentiere mit diesen Krümmungen. Dein Stich wird lebendiger wirken.

 

 

Großes Format – leichteres Zeichnen

Fluchtpunkte, die außerhalb des Bildes liegen, sind oft schwer zu handhaben.

Ein Trick: Arbeite auf einer Plexiglas-Zeichenplatte und markiere Fluchtpunkte außerhalb deines Papiers mit einem wasserlöslichen Stift. So kannst du den Fluchtpunkt direkt anvisieren, und dein Auge hat einen klaren Bezugspunkt.

Das macht dir das Leben beim Zeichnen viel einfacher.

Nach der Zeichnung kannst du die Platte abwischen. Wer keine Plexiglasplatte hat, kann einfach ein etwas größeres Papierformat nutzen, um genügend Platz für die Fluchtpunkte zu haben.

Übung – Der Perspektivbrecher

Fluchtpunkte sind nicht in Stein gemeißelt!

Wenn wir uns bewegen, erzeugen wir ständig neue Fluchtpunkte. Der Standort des Auges erzeugt den Fluchtpunkt. Bewegst du also deinen Kopf, verändern sich die Fluchtpunkte im Motiv.

Das macht das Freihandzeichnen am wahren Objekt so kompliziert.

Hier die gute Nachricht: Fluchtpunkte auf der Augenhöhe (Horizontlinie) lassen sich bei Bedarf ein wenig verschieben. Dies klingt merkwürdig, denn durch das Verschieben verändert sich die Perspektive. Doch beim normalen Blick auf die Welt drehen wir unseren Kopf, und die Perspektive verändert sich ebenfalls. Für erfahrene Zeichner ist das eine gute Möglichkeit, den Fluchtpunkt etwas anzupassen, ohne dass es auffällt.

D. h. ein erfahrener Zeichner kann den Fluchtpunkt ein wenig herumschubsen.

Tipp: Mache mehrere kleine Skizzen und verschiebe den Fluchtpunkt bewusst. So lernst du, wie weit du in deiner Freiheit gehen kannst, bevor es unnatürlich wirkt.

Perspektive -Wann wird’s heikel?

Die Perspektive entsteht durch das Auge des Betrachters, daher ist die Horizontlinie, also die Augenhöhe des Betrachters, der zentrale Punkt.

Extrem unglaubwürdig wird es, wenn Fluchtpunkte plötzlich nicht auf einer einheitlichen Augenhöhe liegen.

Das wäre, als ob ein Auge auf 1,70 Meter Höhe und das andere auf Bodenhöhe wäre. Wenn zwei Augenhöhen in einem Bild auftauchen, wirkt die Perspektive sofort unglaubwürdig.

Der Betrachter steigt auch aus, wenn sich Linien das Regelsystem total über den Haufen werfen.

Immer dann, wenn sich Fluchtlinien, die nahe beieinander liegen, in deutlich unterschiedliche Richtungen bewegen, merkt der Betrachter sofort:

Hier stimmt was nicht.

Dieser Eindruck entsteht oft, wenn der Zeichner vergessen hat, wo sein Fluchtpunkt ist.

Wichtig: Nicht die Ungenauigkeit ist das Problem, sondern das Unwissen!

Lockerheit ist gut – doch wahllos verzerrte Linien, die die Naturgesetze ignorieren, erzeugen einen chaotischen Eindruck.

Liebe Grüße
Tine

Mein Tipp: Viele kleine Skizzen lehren dich mehr, als große, komplizierte frustrierende Zeichnungen.

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CHF

 

https://blog.herz-der-kunst.ch/interiors-perspektive-vereinfachen/

Interiors – Perspektive vereinfachen