Pinselspitze, der feine Strich

Tine Klein Aquarell Borsigplatz Dortmund. Ein Blog zum Thema Pinselspitze.

Borsigplatz: Meine Geschichte zum Bild: Was leicht und frühlingshaft wirkt, ist ein lauter und verkehrsreicher Platz in der Dortmunder Nordstadt. Hier wird auch schon mal bei Fußballsiegen gegrölt, die Ersten gehen zur Arbeit, wenn die Letzten ins Bett gehen. Als ich über den Platz ging, fiel mir auf, dass die Platanen zurückgeschnitten waren. Das hatte ich noch nie gesehen. Ich hechtete durch den dichten Verkehr in den mit Rasen bewachsenen Kreisverkehr. Plötzlich hatte ich das ungewohnte Bild der grünen Oase vor den Augen. La Belle Epoche … zwischen Döner, Sportwetten, Grills und BVB. Ein überraschender Blickwinkel. Eine Perle ist diese Stadt nicht, aber genauso liebenswert wie ein gelebtes Gesicht.

Pinselspitze  für die feine Leichtigkeit

Dieses Bild ist leicht und schnell gemalt wie mit dem Stift, dank einer guten Pinselspitze.
 
Die Amerikaner nennen die feine Pinselarbeit in Bildern: Calligraphie.
 
Gemeint ist die persönliche Handschrift in Bildern. Im Optimalfall erweckt ein Maler mit leichtem, lockerem Strich ein Motiv zum Leben.
Dies ist besonders gut, wenn man unterwegs ist; ohne zu zögern, kann man sehr schnell Motive festhalten, alles, was man dafür braucht, ist ein einziger Pinsel.
Entscheidend ist dabei die Leichtigkeit. Leicht geht dies aber nur, wenn Maler und Pinsel reibungslos zusammenarbeiten.
Bei Feinarbeiten in Bildern kann einiges schiefgehen, ziemlich dumm gelaufen, wenn der Pinsel fette Striche macht, wo es doch zart und leicht sein sollte. Noch besser, das Ding kleckert oder hört auf zu malen, dann ist es aus mit der Leichtigkeit. Dann ist es Zeit für den kleinen Schreikrampf zwischendurch.

Fehlkäufe leicht gemacht:

Die Auswahl des Pinsels hat eine große Auswirkung auf deine Bilder. Im Laufe der Zeit benutzen Maler immer weniger Pinsel, weil sie Pinsel gefunden haben, die perfekt zu ihrer Art des Malens passen.

Bis dahin ist der Weg mit Fehlkäufen gepflastert.

In die Falle getappt:

Die Annahme, die ins Verderben führt, ist auf den ersten Blick sehr logisch:
Ich möchte Feinarbeit machen, deshalb brauche ich jetzt ein ganz dünnes Pinselchen!
Das klingt auf Anhieb sehr logisch, dennoch hat diese Annahme schon so manchen Maler in den Wahnsinn getrieben.
Wer ein ganz kleines Pinselchen benutzt, macht schnell eine sehr leidvolle Erfahrung. Kleine Pinsel fassen keine Pigmente, deshalb muss man den Pinsel ständig in die Farbe eintauchen und dann malt er mal dicker, mal dünner oder mal überhaupt nicht.
Danach sieht ein Bild schlimmer  aus, als ein pickeliger 13 -Jähriger, dessen Haut an Hackfleisch erinnert.
Also keine gute Idee, dies merkt man aber erst einige Fehlkäufe später.

Spezialpinsel:

An diesem Punkt angekommen, einige verdorbene Bilder später, sind wir Haare raufend bereit, viel Geld für Spezialpinsel auszugeben.

Möglicherweise helfen sie gegen Rückenschmerzen, weil ihr Kauf  das Portemonnaie viel leichter macht. So ein richtiges Glücksgefühl habe ich bei diesen Pinseln nie empfunden.
Diese Pinsel sind sehr empfindlich und man braucht mit ihnen sehr viel Erfahrung.
Ich habe mehrere Linierer gekauft, doch ich war meistens sehr enttäuscht, weil sie im Alltagsbetrieb einfach empfindlich sind. 
Die Pinsel verhalten sich wie eine echte Diva, sie müssen ständig zum Friseur, weil die Haare nicht liegen.
Hier merkt man ein Problem, Naturhaar verformt sich.   Der Pinsel in der Mitte und der rechts arbeiten wirklich gut, wenn man sie in Form gebracht hat. Aber sie verlangen viel Fingespitzengefühl.

Jammern hilft nicht! Lösungen müssen her!

Was wir brauchen, ist ein Pinsel, der im Optimalfall sehr feine Linien macht.

Festhalten kann man:

Ein Pinsel für feine Linien braucht eine feine Spitze und genug Pinselkörper für den Nachschub an Flüssigkeit und Pigment.

Pinselform:

Alle Pinsel, die hinten dick sind und vorne eine feine Spitze haben, können gut geeignet sein für Feinarbeiten.
Die Pinselform, mit denen ich wirklich gute Erfahrungen gemacht habe, sind die folgenden:
  • Schwertpinsel, Katzenzungenpinsel
  • Linierer
  • dicker Rundpinsel mit verlängertem Haar und feiner Spitze, Mantelliner

Schwertpinsel und Katzenzungenpinsel

Schwertpinsel sind etwas Wunderbares, mit ihnen kann man Linien zaubern, die unglaublich lebendig sind und stark variieren. Sie reagieren auf jeden Druck und vor allen Dingen auch auf Drehung. Diese Pinsel machen  einen unglaublich lebhaften Pinselstrich. Vorsicht beim Kauf, von Firma zu Firma sind diese Pinsel sehr unterschiedlich gebunden. Bis man den Richtigen erwischt hat, das dauert ein bisschen. Je größer sie sind, desto höher ist die Gefahr, dass sie sich spalten.
 
Der Katzenzungenpinsel ist etwas plumper als der Schwertpinsel. Seine Stärken spielt der Katzenzungenpinsel aus, wenn man den breiten Pinselkörper für die Flächen benutzt und die feines Pinselspitze für die Feinarbeiten. Beim Kauf muss man auf jeden Fall auf eine gute Spitze achten.

Liner, klasse,  aber empfindlich:

Der Liner ist einer der klassischen Diven Pinsel. Da er einen dicken Pinselkörper hat und nur eine hauchfeine und sehr lange Spitze, ist er empfindlich gegen jede mechanische Einwirkung. Man kann mit diesen Pinseln nicht grob in einem Näpfchen umrühren.

Danach sieht der Pinsel aus wie ein Bobtail, der aus der Waschmaschine steigt.

Bei diesem Pinseln muss man ein wenig suchen, denn es gibt einige Marken, die tropfen. Hat man jedoch einen guten erwischt, bleibt dieser, wenn man ihn sehr vorsichtig behandelt, ein guter Freund bei feinsten Linien.

Rundpinsel mit verlängerter Spitze, Mantelliner.

Der Rundpinsel mit verlängerten Pinselkörper wird auch manchmal Mantelliner genannt.
 
Um es mal klar zu sagen, die sind super, aber auch superselten.  
In Deutschland findet man sie bei der Firma Richter,  in Australien bei der Firma Neef. 
Ich liebe diese Pinsel, weil der Pinselkörper die Spitze stützt. Falls ihr wisst, welche andere Firmen diese Pinsel herstellen, bitte ich um Tipps.
 
Dieser Pinsel sieht auf den ersten Blick völlig normal aus, in der Handhabung ist er wie gewohnt und völlig robust. Doch der verlängerte Pinselkörper und eine feine Spitze sorgen dafür, dass dieser Pinsel zum Alleskönner wird. Ein guter Mantelliner  in der Tasche ersetzt die meisten anderen Pinsel.

Geleimte Pinselspitzen.

Auch mit Fachwissen kann man beim Kauf Pech haben. Denn die Pinselspitzen werden für dem Verkauf regelrecht geleimt! Danach sieht jeder Pinsel spitz aus. Die Pinsel bekommen eine Glasur und dann ist die Spitze für den Verkauf hart. Die sieht beim Verkauf zwar immer schön aus und schützt den Pinsel vor Beschädigungen. Doch über den tatsächlichen Zustand der Pinselspitze kann man als Käufer nichts sagen.
 
 
Unter dem Leim steckt so manches Luder, das nicht schön malen will.
 
 
Übrigens, wusstest du, dass Pinselleim traditionell Spucke ist?

Pinselspitze und Material:

Halten wir fest: Feinarbeiten brauchen eine gute und stabile Spitze.
Früher war alles besser!
(Marder hassen solche Aussagen! Und schauen betroffen auf ihren Schwanz!)
Seit einiger Zeit gibt es viele Pinsel mit synthetischem Echthaar. Diese Pinsel finde ich für Feinarbeiten wirklich gut geeignet. Einerseits fassen synthetische Fasern nicht unendlich viel Wasser, d. h. der Pinsel tropft nicht. Andererseits ist die synthetische Faser immer ein wenig formstabiler als eine aus Echthaar. Die Pinselspitze ist nicht so empfindlich. Die Folge ist, dass einige meiner liebsten Pinsel mittlerweile aus synthetischem „Echthaar“ sind. Dies liegt sicherlich auch daran, weil ich selber nicht auf sehr großen Formaten male.
Ich glaube, ich kann mit gutem Gewissen sagen:
Faustregel: Die synthetische Spitze ist formstabiler und unempfindlicher.
Echthaar verformt sich leichter, hält aber mitunter mehr Flüssigkeit.

Pinselspitze und Technik:

 Je mehr Druck du auf die Pinselspitze gibt’s, desto mehr spreizt sie sich!
Ein echter Haarpinsel wird sich dem Druck anpassen und sich verformen.
Deshalb mein Tipp: Fasse den Pinsel nicht zu weit vorne an, denn dann ist es viel zu leicht, Druck auf den Pinsel auszuüben.
Druck benötigt man immer dann, wenn der Strich dick werden soll.
Es gibt aber auch noch weitere Feinheiten, die man bei der Pinseltechnik beachten muss.
Je länger ein Pinsel auf einer Stelle liegt, desto mehr Farbe gibt er ab.
Feine Linien und Striche sehen immer besser aus, wenn man schnell und zügig arbeitet.
Mein Tipp dazu: Nicht zögern, sondern schnell und entschieden arbeiten.
In dieser Phase hilft mir Musik, die zum Tanzen einlädt, denn was Füße zucken lässt, hält auch den Pinsel in Bewegung.
Lass den Pinsel mit guter Laune fliegen, dein Bild wird es dir danken.
Schau dir einmal deine Pinsel an, welche Pinsel haben gute Spitzen? All diese Pinsel könnten gut dazu geeignet sein,  locker,  luftige Zeichnungen in deine Bilder zu setzen.
Denn ein Pinsel mit guter Pinselspitze funktioniert fast so einfach wie ein Stift.
Wo auch immer du bist, ich wünsche dir ein gutes, fröhliches und gesundes Wochenende.
Liebe Grüße Tine

Die Pinsel im Video:

Achtung! Das Video ist keine Werbeveranstaltung!

Testet erst einmal eure eigenen Pinsel. Die Pinsel die ich sehr gern habe sind:

Der große Mantelliner von Springer habe ihn in 14, 16 und 18. Das war Quatsch, einer reicht! War halt gierig! Einer für alles. Feine Linien und große Flächen.

Dies gilt auch für, den Reise – Schwertpinsel von Rosemary bestellt in England.
Der Escobar versatil Reiserundpinsel, robustes Alltagsmodell! Dieser Pinsel wird geliebt und gehasst. Ich mag ihn.
Dankbar bin ich für eure eigenen Erfahrungen! Pinsel sind Erfahrungssache, da dies keine Werbung ist, dürft ihr herzlich gerne eure eigenen Erfahrungen berichten.

 

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