Gelb! Frühjahrsputz im Farbkasten!

 

Bern, die Menschen kommen auf die Straße um die Frühjahrssonne zu genießen.

Gelb ist der Frühling


Ich bin des Winters müde und brauche nun ein paar Sonnenstrahlen, ich will mich über die ersten Blumen freuen und über das strahlende Grün der ersten Blätter. Bei jeder Primel, ja, die blühen hier im Süden schon, könnte ich ein bisschen feiern. Gelb, das ist die Wärme, die Sonnenstrahlen und das Licht. Gelblich  schimmern 1000 kleine Primelsterne und Osterglocken in der Wiese. Doch viel merkt man davon noch nicht.

Der Frühling jedoch ist noch völlig unentschlossen, der Winter behält die Oberhand, auch wenn der Himmel über Bern noch ein paar Schneeflocken in der Hand hat, ich mache dennoch die gelben Farben startklar, denn ich bin des Winters Grau müde.  


 

Gelb ist die Farbe des Fingerspitzengefühls


Gelb ist eine Farbe bei der es viele Missverständnisse gibt, denn bei kaum einer Farbe kommen die sehr unterschiedlichen Eigenschaften von Pigmenten und Farbpsychologie so stark zum Tragen wie bei dieser Grundfarbe und dies hat eine ganze Reihe von Verarbeitungsfehlern zur Folge.

In den meisten Fällen werden alle gelblichen Töne als hell und freundlich wahrgenommen, doch Gelb wirkt nicht in allen Fällen warm und freundlich und es ist sehr anfällig für Verschmutzungen.

Sonne darf nicht dreckig aussehen

Die Folge ist, dass man Gelbtöne immer getrennt von anderen Farben verarbeiten sollte, denn keine andere Farbe verändert sich so schnell wie das Gelb.

Schau mal auf die linke Seite unterhalb der Kuppel, hier ist Blau und auch ein wenig Rot in das Gelb gelaufen. Die Farbe leuchtet nicht mehr, in diesem Fall ist dies nicht weiter tragisch, denn es ist auf der Schattenseite des Gebäudes passiert. Die gleiche Farbe siehst du bei dem Gebäude ganz links, dort war die Farbe schon trocken, der Füllfederhalter wurde auf der trockenen Farbe angewendet und konnte nicht auslaufen. Die Farbe ist strahlend hell und leuchtend, es ist kaum zu glauben, ganz links am Haus und ganz rechts unterhalb der Kuppel wurde genau die gleiche Farbe verwendet.

Ungeplante Mischfarben des Gelbs können wirklich scheußlich sein, um nicht zu sagen, die Farbe sieht aus wie schon mal gegessen.

Und verschmutzte Farbe hat eine völlig andere Aussage als die Reine, ein bisschen grünlich und schon wirken Gelbtöne ganz anders als geplant, giftig oder dreckig.


Gelb abdunkeln auf Messers Schneide


Gelb ist das Licht und wo es Licht gibt, da ist der Schatten nicht weit. Um es ganz klar zu sagen Gelb liebt den Schatten, denn erst die Dunkelheit lässt das Gelb so richtig strahlen.

Das Licht und Schattenspiel macht das Gelb erst so richtig toll.

Und jetzt kommen wir zu einer ziemlich kniffligen Frage:

Wie dunkelt man eigentlich Gelb ab? Wie mischt man dunkles Gelb?

Ist dunkles Gelb nicht wie ein bisschen schwanger? Geht das überhaupt?

Gelb ab zu dunkeln ist wirklich knifflig, denn ist das Gelb nur ein wenig feucht dann entstehen die berühmt-berüchtigten Matschfarben.

Doch bei der Frage wie man ein dunkles Gelb mischt, fällt einem meist nichts anderes ein als sich am Kopf zu kratzen, deshalb sollte man sich schon Gedanken darüber machen welche Farbtöne man im Farbkästen hat.

Ich habe 5 Gelbtöne. Ist das Luxus? Nein ich glaube nicht, denn Gelb ist eine Grundfarbe und die Investition in ein oder zwei Gelbtöne mehr ist, eine Investition in unendliche Mischfarben, die man erzeugen kann.

Zu meiner Grundausstattung gehören ein sehr kaltes Zitronengelb, das als das hellste und strahlendste Gelb wahrgenommen wird.

Die zweite Farbe, die ich benutze, ist ein sehr warmes Indisch Gelb oder Kadmium – Gelb dunkel, diese beiden Töne wirken schon dunkler als das Zitronengelb. Dann wechsele ich in die Naturtöne, lichter Ocker oder Umbra Natur sind Gelbtöne die deutlich dunkler wirken.


Lasuren


Die smarte Lösung um in Gelb Schatten zu setzen sind Lasuren. Gelb sieht neben Dunkelheit und matten Grautönen noch mal deutlich leuchtender aus.

Der wichtigste Verarbeitungshinweis ist das das Gelb absolut trocken sein muss, wenn Schatten im Bild eingefügt werden.

Besonders gut wirken leicht lila lastige Grautöne, denn ein Grau mit einem leichten Stich ins Lila enthält die Komplementärfarbe zu Gelb und macht es damit noch frischer. Schau mal wie es auf diese Methode leuchtet:

Tine klein Bern funkelt Gelb

Der Schnee schmolz in Bern, als ich ich dort war, es war herrlich warm doch die Feuchtigkeit des geschmolzenen Schnee funkelte überall auf der Stadt.

Wenn du ins Bild schaust, dann wirst du feststellen dass die Gelbtöne überall dort besonders gut leuchten wo sie mit Grautönen, Dunkelheit oder den Matsch-Farben in Berührung kommen.

Ich wünsche euch frohe Ostern und endlich mal ein bisschen Frühling, deshalb Frühjahrsputz im Farbkasten, macht die gelben Farben startklar, die Osterglocken warten.

Leider ist durch ein WordPress Update die Abo-Funktion weg, wer den Blog weiterhin abonnieren möchte kann sich oben einfach erneut anmelden, Mérci dafür.

Eine tolle Zeit wünscht Tine aus dem Herz der Kunst

Demnächst bin ich auch mal wieder im Norden oder Zuhause mit Skizzenbuch unterwegs, ich freu mich auf Euch in Bremen und in Düsseldorf.

Düsseldorf

Bremen

Hier kann man mehr zu Licht und Schatten lesen:

Licht ist meine Lieblingsfarbe!

 

Alla prima: Malen in einem rutsch


Alla Prima


alla Prima Tine Klein

Den Ausdruck “ Alla Prima- Malerei“ hast du bestimmt schon mal gehört. Eigentlich kommt dieser Begriff aus der Öl- Malerei und heißt so viel wie sofort.

Könnte auch „Dalli Dalli“ Malerei heißen

Alla Prima heißt also nichts anderes als spontanes Skizzieren mit Öl. In der Ölmalerei ist dies absolut nicht selbstverständlich, in dieser Fachdisziplin der Malerei wird viel geplant und sehr, sehr langsam gemalt. Die Farbe muss oft extrem lange trocknen, das kann Wochen dauern. Dieses Trocknen lassen hat mich persönlich wahnsinnig gemacht, denn das Trocknen lassen bedeutete für mich, dass die Gefühle zu einem Bild ganz langsam aber sicher abkühlten.

Mein Lieblingsbild ist immer das, was ich gerade male, denn in diesem Bild stecken all meine Gefühle und es ist das, was ich gerade erlebe.

Zuerst habe ich mir selbst Vorwürfe gemacht, ich dachte ich sei sprunghaft. Doch dann fiel mir auf, dass auch die Bilder anderer Maler durch den langen Planungs- und Perfektionierungsprozess enorm an Frische verloren.


Der große Vorteil der Geschwindigkeit


Die Geschwindigkeit hat enorme Vorteile. Gerade in der Landschaftsmalerei ist nur diese Art des Malens wirklich in der Lage sofort und direkt Lichtverhältnisse darzustellen. Doch es gibt noch einen wesentlich wichtigeren Aspekt, das was der Maler fühlt, wird sofort aufs Papier gebannt.

Ohne Zensur

Tine Klein Venedig alla prima

Oft entwickeln diese Bilder, die der Geschwindigkeit geschuldet sind, eine viel größere Kraft, als Bilder in denen man immer wieder herummalt. Ich denke der wirkliche Kern der Aussage geht durch die Perfektion manchmal verloren und so kommen wir an einen Punkt, an dem die Perfektion dafür sorgt, dass die Bilder ganz und gar nicht mehr perfekt sind.

Viele kennen das vielleicht aus dem Leben, das erste Gefühl ist oft das Richtige.

Ich selbst bin als Oelmalerin von Grund auf ausgebildet und die Beobachtung dieser Freiheit und Frische hat mich zur Skizzenbuch Künstlerin werden lassen. Wirft man Perfektion gegen Gefühl in die Waagschale, so gewinnt in den allermeisten Fällen das gefühlvollere Bild.

Das alla prima malen mit Aquarellfarben ist anders als beim Öl malen keine reine Nass in Nass Technik. Es geht eher darum, spontan seine Gefühle und seine Beobachtungen auf das Blatt zu werfen.

In der Ölmalerei arbeitet man deshalb nur mit einer Schicht. Im Aquarell ist dies jedoch nicht nötig, durch die hohe Geschwindigkeit des Aquarellmalens lassen sich  in aller Kürze auch mehrere Schichten von Farbe realisieren. Hinter der Definition von alla prima verbirgt sich ein sehr großer Freiraum. Ich selbst setze mir eher ein Zeitlimit von ein paar Minuten. So garantiere ich, dads ich noch eine zweite Schicht Komplementärfarben über meine Lasur setzen kann. Dies macht die Bilder strahlender. 

Wie gesagt beim alla prima handelt es sich nicht um eine nass in nass Technik sondern vielmehr um den Vorsatz eine Szene in Licht und Gefühl frisch auf das Papier zu bannen.


Aller Anfang ist schwer -Fehler tolerieren


Alla prima bekommt man einfach sehr viel leichter einen Zugang zu sich selbst. Jedoch muss man am Anfang lernen die eigenen Fehler zu tolerieren. Kein Vorzeichen, kein Korrigieren, kein langwieriges Nachdenken….ups….

Tatsächlich ist eine lahme Skizze die vielleicht nicht absolut perfekt ist, viel besser als gar keine. Alla prima trainiert vor allen Dingen die eigene Ausdrucksfähigkeit.


Kontrollverlust


Du wirst vielleicht merken, dass dieser Kontrollverlust am Anfang höchst unangenehm ist. Im Grunde lernt man bei der alla Prima Malerei loszulassen. Fehler können nicht lange ausgebügelt werden, sondern man muss direkt Lösungen finden.

In der alla prima Malerei geht es also um reagieren nicht um kontrollieren.

Das Zeitlimit rettet letztendlich sehr viele Bilder, weil die meisten Bilder durch zu viel kaputt gehen und nicht durch zu wenig.

Gerade unterwegs und jetzt auch im Winter muss eine Skizze schnell sein. Bei diesem Wetter auf jeden Fall, denn man hält es gar nicht aus lange zu malen. Auch wenn in dieser Geschwindigkeit gerne etwas daneben geht, die Bilder die gelingen haben oftmals eine enorme Leichtigkeit. Man lernt das nicht jeder Strich sitzen musst und dass man nicht alles planen oder überarbeiten muss. Wenn man mal eine Zeit lang alla Prima Malerei gemacht hat, dann bekommt man ein sehr gutes Gefühl dafür, was ein Fehler ist und was nur eine kleine Ungenauigkeit ist.


Farben reduzieren


Bei der alla Prima Malerei wird nass in nass gearbeitet, was bedeutet, dass man sehr genau wissen muss, was man mit Farben macht. Deshalb ist es sinnvoll mit wenigen Farben zu arbeiten.

Wenn du mit wenigen Farben arbeitest, dann weißt du sehr schnell welche Mischfarben entstehen, selbst wenn du die Farbe auf dem Blatt mischt.


Ausschau nach großen Farbflächen halten


Am besten gelingt diese Technik, wenn man das Bild in große Farbflächen gliedert. In diesen Farbflächen arbeitet man am besten mit verwandten Farben. Also zum Beispiel mit rot und blau und den entstehenden Mischfarben. Dieses Vorgehen sorgt grundsätzlich für strahlende Farben und es entstehen keine unliebsamen Überraschungen.


Das Licht schützen


Du musst dich fragen, wo du auf keinen Fall drüber malen darfst, denn wenn man einmal malt, dann geht alles in Sekunden schnelle. Beim Aquarell arbeitet man beim alla prima Malen von hell nach dunkel.

Bei aller Spontanität, es ist also enorm wichtig  die Stellen, die weiß oder hell bleiben müssen im Kopf zu behalten.


Das Werkzeug


In der Regel ist es sinnvoll mit großen Pinseln zu starten, denn diese Malerei stützt sich auf die Fläche. Feinheiten kann man erst im zweiten Schritt malen, wenn die Farbe etwas an getrocknet ist, denn sonst verschmelzen alle Striche mit der Fläche.

Ich empfinde die modernen Pinsel mit Synthetik-Naturhaarimitaten für diese Technik am besten geeignet. Wenn man mit Aquarellfarbe skizziert, ist es selbstverständlich, das man keine riesigen Formate benutzt. Deshalb ist es  sinnvoll, wenn die Pinsel nicht übermäßig viel Wasser speichern, denn das verhindert ein zügiges malen.

Das Motto muss sein so viel Wasser wie nötig, nicht so viel Wasser wie möglich. Zu viel Wasser behindert das schnelle Weitermalen der Aquarellskizze und dies stände im krassen Gegensatz zum Ziel der Technik.

Eigentlich ist die einzige Herausforderung an dieser Technik, dass man lernt wie viel Wasser man benötigt. Die Wassermenge ist tatsächlich eine Trainingsfrage. Gerade jetzt im Winter darf das Papier bei einer schnellen Skizze nicht schwimmen, denn es trocknet nicht. Diese hochwertigen Synthetik-Naturhaarimitat- Pinsel haben den enormen Vorteil, dass sie nicht zu viel Wasser transportieren und gleichzeitig enorm gute Spitzen haben.

Ich selber habe zwei Lieblingspinsel: Ich liebe die Da Vinci casaneo Pinsel genauso wie den Escoda Reisepinsel. Beide Pinsel verfügen über die moderne Naturhaarimitation und haben deshalb super stabile Spitzen.

Liebe Grüße ins kalte Frühlingswochende, ich bin es leid ich brauche Sonne

Tine

Demnächst bin ich auch mal wieder im Norden oder Zuhause mit Skizzenbuch unterwegs, ich freu mich auf Euch in Bremen und in Düsseldorf.

Düsseldorf

Bremen

 

Alla prima hat viel mit vereinfachen zu tun hier mehr zum Thema:

Vereinfachen aber wie?

 

Wer bin ich?! Identität und Malen


Kunst und Identität


So hab ich meine Heimatstadt in Erinnerung, der Weg in den Westfalenpark mit Sonnenbrand, Dackel Rudi und Badetasche für uns Kinder, denn es gab Wasserfässer für Seeschlachten auf den Teichen. Das ist mein Lebensgefühl aus den 70er Jahren, doch gemalt hab ich es im letzten Sommer. Diese Art des Lebens ist ein Teil meiner Identität.

Künstler zeigen seit jeher in ihren Bildern wie sie sehen und wie sie denken. Kunst ist niemals frei von Zeitgeist.

Früher waren es oftmals Handlungsreisende und Künstler, die in ihren Skizzenbüchern oder Aufzeichnungen Ideen aus fernen Ländern mitbrachten. Was allerdings von diesen wundervollen Ideen fruchtete, das ist immer ein Mischung aus Glück und Zeitgeist.

Immer dann wenn sich eine Idee explosionsartig verbreitet, dann ist sie auf den richtigen Nährboden gefallen. Meistens ist der Grund, das sich die Zeiten, Ideen oder Lebensumstände der Menschen geändert haben und dann kam die Idee zum rechten Zeitpunkt. So eine Explosion hat in meiner Heimatstadt stattgefunden…aber dazu später.

Eine Idee muss großartig, praktisch oder hilfreich sein.

Neue Ideen verbreiten sich immer dann wie ein Lauffeuer, wenn sie genau das treffen was viele Menschen denken. Oft sind es Philosophien oder Ideen, wie die Renaissance mit ihrem großartigen Menschenbild. Kommt dann das passende Geld hinzu sind Städte wie Florenz oder Siena das Resultat.

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:View_of_Florence_from_Piazzale_Michelangelo.jpg

Man kann geradezu sagen eine gute Geographie, Geld und Freigeist sind die Nährböden für großartige Kunstwerke und Städte.

File:View of Florence from Piazzale Michelangelo.jpg

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:View_of_Florence_from_Piazzale_Michelangelo.jpg

Es gibt zwei Dinge, die für den Menschen wirklich überzeugend sind, dass eine ist die Schönheit und noch viel überzeugender ist das Brot. Denn Menschen wollen leben. Die Identität wird oft durch das bestimmt was einen ernährt.

Meine Stadt Dortmund wurde von der Kohle geprägt, ganz normal war es, wenn wir nicht mit der weißen Strumpfhose auf die Mauer durften, weil dort der Kohlestaub klebte, denn die Kohle war das Brot.


Epochen, das ist doch ganz normal


Wenn man in die Vergangenheit schaut, kommt einem dies ganz normal vor, denn man selbst sieht nur noch das gute Ergebnis der Vergangenheit, dass dahinter dramatische Umbrüche steckten, das kann man in der Zukunft nicht mehr wahrnehmen. Ein Kunst- oder Baustil ist für uns etwas ganz selbstverständlich, das hat man eben so gemacht.

Ein sehr gutes Beispiel ist die Gotik, ich kenne Niemand der von der atemberaubenden Schönheit der gotischen Kathedralen nicht berührt wird.

Schönheit verbreitet sich eben, aber war das bei uns daheim eine Epoche?

Die Künstler und Handwerker trugen dieses Wissen in ihren Skizzen von Baustelle zu Baustelle und so verbreitete sich die Gotik langsam aber sicher über ganz Europa. Tatsächlich stand dahinter aber wieder der dramatische Umbruch, immer mehr Menschen flüchteten vom Land in die Städte. Wer es lebend in eine Stadt schaffte, konnte es zu etwas bringen. Das war der große Traum der Freiheit und so wurde der Adel ganz langsam entmachtet und in der Stadt brauchte man Kirchen.

Die Städte konnten Kirchen finanzieren, etwas ganz Neues. Es war der Trotz ihrer plötzlich freien Bürger, die die Kirchen in den Himmel streben ließen. Wir machen uns heute nicht klar, dass diese Jahrhundertbauwerke im Grunde alle sehr große STINKEFINGER in der Landschaft gegen den Adel sind.

An solchen wundervollen Bauten fuhren wir auf dem Weg in die Ferien an der Nordsee vorbei.

https://de.wikipedia.org/wiki/St.-Johannes-Kathedrale_(%E2%80%99s-Hertogenbosch)#/media/File:Sintjandenboschnl.jpg

Das hier ist die Kathedrale von S’Hertogen Bosch, auf dem Dach tummeln sich lauter wundervolle Gestalten, der Bau ist pures Lebensgefühl:

 

Den Bosch St. Jan's kathedraal-Cathedral - panoramio (5).jpg

https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Saint_John%27s_Cathedral,_%27s-Hertogenbosch?uselang=de#/media/File:Den_Bosch_St._Jan%27s_kathedraal-Cathedral_-_panoramio_(5).jpg

 

Nach solch prächtigen Epochen, besinnen sich die Menschen oftmals aus purer Not wieder auf die Schlichtheit. Und so wechseln die Epochen ihr Outfit wie die Unterwäsche, mal gibt es großartige bombastische Epochen wie die Renaissance oder die Gotik, dann wieder kommen Epochen deren Baustil bewusst bescheiden ist.

So ergangen ist es meiner Stadt, ehemals stolze Handelsstadt brannte sie im Krieg bis auf die Grundfesten nieder und damit brannte auch meine Familiengeschichte und unsere Häuser.

Beklagt hat sich keiner, praktisch waren alle. Es ging in meiner Jugend um Häuser bauen und  Ausflüge in den Westfalenpark mit Picknicktasche.

 


Kunst und Kultur das ist Meinung


Kunst und Kultur das sind Meinungen und Meinungen können sich schnell ändern.

Plattenbauten waren in der DDR der neueste Schrei und tatsächlich der begehrteste und modernste Wohnraum.

Gruenau-Hochhaus.jpg

https://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCnau_(Leipzig)#/media/File:Gruenau-Hochhaus.jpg

Ich bezweifele das diese Idee in 500 Jahren noch steht. Auch meine Heimatstadt war nicht gerade eine Schönheit, mehr zweckmässig als schön. Wir lebten dann irgendwann in einen der grünen Vororte, doch die Heimatstadt blieb Dortmund.


Zeugen epochaler Umbrüche


Wenn man selbst zum Zeuge eines epochalen Umbruchs wird, dann ist es ein durch und durch komisches Gefühl. Eine Epoche in der Vergangenheit kommt einem so normal vor, es ist doch ganz selbstverständlich das Kunst und Städtebau sich verändern.

Wenn sich die eigene Stadt umgekrempelt, wie ein Wurm zum Schmetterling, dann ist das völlig unerwartet.

Ich könnt mich in den Hintern beißen dass ich nicht viel früher begonnen habe meine Stadt zu dokumentieren.

Heute hilft mir das Skizzenbuch all diese Umbrüche zu verdauen, wenn ich in der Heimat bin, dann setze ich mich ins Auto fahren einen Ort meiner Kindheit und zeichne, wie es  jetzt da ist.

Gefühlsmässig gibt es  meine Heimatstadt nicht mehr.

Ich merke wie verwirrt die alten Leute sind, dort wo ich herkomme, da hatten wir ein Herz aus Kohle und Stahl. Aber das ist heute nicht mehr so, wir Kinder sind alle in anderen Berufen und so starb meine Welt innerhalb von ein paar Jahren. Bergbau das gibt es nicht mehr.

das Zeichnen der Umgebung von Industriebauten ist interessant, das was man für hässlich hielt fehlt einem jetzt!

Jeder Blick ist anders!

https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Westfalenpark?uselang=de#/media/File:Westfalenpark_Phoenix_West.jpg

 

Da wo ihr das Stahlwerk seht ist heute blauer Himmel, alles weg. Es steht jetzt in China.

Ist das verrückt!? Meine Stadtsilhouette steht jetzt in China!

Die Dortmunder selber haben sich sicher längst daran gewöhnt, doch ich bin verwirrt. Häufig gab es zwei Sonnenuntergänge, wenn der Hochofen geöffnet wurde, dann wurde es am späten Abend wieder taghell der Himmel glühte. Wenn der Himmel rot wurde wie der Vorhof der Hölle, dann wusste ich, ich muss die Beine in die Hand nehmen, denn jetzt muss ich ins Bett.

Das Motto der Generation meiner Eltern war:

Jetzt wird in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt!

Manchmal rieselte Asche vom Himmel und die Erde meiner Stadt war zu großen Teilen verwüstet. Doch tatsächlich merkten wir das nicht, wir spielten glücklich zwischen den Rosen. Ich kann mich an die Rosen erinnern, Rosarium nannte sich das in den 70igern Die Silhouette des Stahlwerks habe ich ausgeblendet, irgendwie unsichtbar. Aber an den Duft meiner Lieblingsrose kann ich mich erinnern.

Der zweite Sonnenuntergang, den es heute nicht mehr gibt, ist für mich so normal, dass ich den Himmel in Dortmund immer Orange malen will!

Die Kunst ist für mich ein wichtiges Mittel diese Umbrüche zu verdauen. Meine Identität wurde durch diese Stadt bestimmt. In Dortmund wurde großes geleistet und das ist gut so! Aber verwirrend ist es.

Hier seht ihr wie ein riesiger See, der Phönixsee, durch einen sauberen Fluss geflutet wird, der  war in meiner Kindheit allerdings so giftig, das wir schon Ärger bekamen wenn wir uns in die Nähe wagten, deshalb verlief er meist unterirdisch in Rohren.

 

Bildergebnis für Phönix ost Fernsehturm

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:2000-2010_Dortmund_Phonix-ost.jpg

Heute ist an dieser Stelle nach dem man 250.000.000 Kubikmeter Erde bewegte, ein wunderschönes Naherholungsgebiet ein riesiger See und eine neue Stadt.

Touristen gibt es jetzt bei uns, unfassbar!

Das Blöde ist, ich verlaufe mich in meiner Geburtsstadt, die Straßen meiner Kindheit gibt es nicht mehr. Gerade deshalb ist es so wichtig, wenn wir mit unseren Skizzenbüchern unterwegs sind, dass wir einfach drauf loszeichnen. Kunst ist ein Zeitzeuge.

Da wo einmal Altlasten waren, verbrannte Erde, da ist jetzt was Zauberhaftes. Als junge Städtebauerin habe ich genau das vehement gefordert, wir wollten den Umbruch zum Schmetterling!

Super gemacht, aber jetzt muss ich es verdauen….. Womit mal wieder bewiesen wäre, Kunst ist mehr als malen…. Zum Thema Identität: Wir sind heute Jemand anders und deshalb ist unsere Stadt Jemand anders. Irgendwie erschreckend schön, mein Stift wird unsere neue Identität erforschen.

Liebe Grüße aus Zürich ins Heimatland

Tine Klein

Demnächst bin ich auch mal wieder im Norden oder Zuhause mit Skizzenbuch unterwegs, ich freu mich auf Euch in Bremen und in Düsseldorf.

Düsseldorf

Bremen

 

Mehr lesen?

Schön, was ist schon schön?

https://blog-herz-der-kunst.ch/schoen-was-ist-schon-schoen/

 

 

 

 

Weiß das Nichts, das nicht ein Nichts sein darf

 

 


Weiß macht einen riesigen Unterschied


Nahe Castel Novo in den italienischen Bergen

Hallo liebe Leser und Schüler, heute möchte ich über einen klassischen Workshop-leitersatz sprechen, der immer mal wieder mit 85 Dezibel im Befehlston durch den Raum fliegt:

Stooooooopppp!!! Aufhören!!! Nicht alles zumalen!

Wenn dieser Satz fliegt, dann haben Mallehrer nicht ihre dominanten Neigungen entdeckt, sondern sie versuchen das Bild des Schülers zu retten.


Was soll das eigentlich heißen: Mal nicht das Bild zu?


Bilder werden zauberhaft, eindrucksvoll und räumlich, wenn sie Licht und Schatten enthalten. Immer dann, wenn sie mindestens 3 Stufen des Lichts, also hell, mittel und dunkel haben, werden die Bilder interessant und abwechslungsreich.

Jetzt passiert gleich in der ersten Phase des Malens  folgendes:
Die Helligkeit und das Licht sehen aus wie ein Loch.

Das Loch scheint nicht richtig zu sein und es entsteht ein regelrechter Drang all diese Löcher zu schließen

Deshalb überpinseln viele unerfahrenen Maler das gesamte Licht.
Die Folge ist, dass das Bild ohne Einsatz von weißer Farbe gar nicht mehr gut werden kann. Schade den gerade das Papierweiss ist leuchtend und passt sich am besten in das Bild ein.

Weiße Löcher ziehen den Pinsel an wie schwarze Löcher.

Möchtest Du also ein gutes Bild? Es bleibt Dir nicht anderes übrig als das Weiß zu schützen.


Das Weiß retten… aber wo?


Die Tatsache das ein strahlend weißer Fleck im Bild erst einmal blöd aussieht bleibt.

Viele Schüler hadern noch kurz vor dem Schluss mit diesen harten weißen Flecken und ruinieren erst dann das Bild

Der weiße Fleck ist so unangenehm, weil er ein Nichts ist.

Tatsächlich ist es auch so, dass nicht jeder weißer Fleck gut ist. Es gibt auch die störenden weißen Flecken, die tatsächlich das nichts sind und diese bleiben unangenehm für das Auge. Bleibt die Frage: Was muss weiß bleiben und welches Nichts muss weg.


Das Nichts gestalten!


In dieser Phase des skizzieren mit Aquarellfarbe ist das Bild weder Fisch noch Fleisch.


Weiße, ausgefranste Katen ziehen unangenehme Aufmerksamkeit


Bei der Nummer 1 habe ich mal mit weißem Stift hereingekritzelt, was ich bei meinen Schülern ganz oft finde. Die Schüler haben Angst dass die Farben ineinander laufen, deshalb entstehen zwischen zwei Motivteilen ungewollte und unregelmäßige weiße Flächen. Diese krakeligen weißen Linien sind ungenutztes Papier, weil man etwas Sicherheit braucht, damit die Farbe nicht ineinander läuft.

Ausgefranste Flächen bringen Unruhe und sind nur dort gut wo sie einen Sinn haben.

Diese weißen Flächen sind schlicht einem Verarbeitungsfehler geschuldet, wer mit Komplementärfarben arbeitet, muss die Farben bevor er weiter arbeitet trocknen lassen, sonst vergraut das Bild. Eine gezackte weiße Linie mitten im Bild ist keine Lösung. Die beste Lösung ist das Bild einfach ein 2 Minuten trocknen zu lassen und dann weiterzuarbeiten.

Solche unsinnigen weißen Krakel-Linien müssen weg, denn sie haben nichts mit dem Bild zu tun.

Hier gilt es Ungewollte Augenmagnete zu beseitigen.


 

Weiss braucht Struktur


Nummer 2 ist das gute Weiß, was wir auf jeden Fall stützen müssen. Dieses Weiß hat im Bild seinen Sinn, denn es zeigt die Flächen die das Licht reflektieren.

Malst du das zu, geht das Licht aus!

Leider sieht man dieses Phänomen in dieser Phase des Bildes überhaupt nicht und deshalb möchte man diese Flächen magisch zu malen, dabei fehlen aber nur ein paar Strukturen und schon erkennt das Auge was diese leere, vielleicht weiße Fläche ist.

Ein häufiger Fall sind weiße Hauswände, die sind für das Auge überhaupt nicht erkenntlich, wenn sie ausfransen. Der Übergang zwischen technischer und natürlicher Umwelt muss klar und deutlich herausgearbeitet werden.

Eine sehr einfache Möglichkeit bietet in der Skizze die sogenannte Negativmalerei, man geht mit einer Farbe bis an die Kante zum Weiß heran und beseitigt das Ausgefranste.
Selbst wenn die Hauswand eine deutlich erkennbare Form hat, ist es manchmal sehr sinnvoll das optische Bröckeln zu beseitigen, denn das bringt Ruhe ins Bild. Klare Kanten heißt aber nicht, das man das Licht übermalen darf.

Da fehlt noch was! und dieser Impuls lässt uns zum Pinsel greifen:   Aber  tatsächlich fehlt nur noch die Prise Salz!

In der unangenehm großen weißen Fläche fehlten nur ein paar Fenster. Jetzt sieht man ganz genau was der weiße Fleck ist.

Es gilt die Devise: Finger weg! Lieber zuviel weiß als zu wenig.

Malt man alle Häuser in der gleichen Farbe entsteht eine monotone Steinwüste.


Vordergrund macht Bild gesund


Vielleicht ist dir aufgefallen, dass sich auch der Vordergrund stark verändert hat. Der Vordergrund eines Bildes hat oft das gleiche Problem wie die weißen Flächen. Das Gefühl das es zu weiß ist und dass es einfach noch zu leer ist, führt dazu das unnötig mit Farbe übermalt wird. Es entstehen einfarbige, große Flächen, die ausschauen wie Landebahnen.

Diese großen und leeren Farbflächen dominieren oft das gesamte Bild.

Häufiger fehlen nur ganz kleine Hinweise mit dem Pinsel.

Eine Andeutung was denn da ist, das Auge will geleitet werden. Schon ein paar Grashalme machen klar, hier ist etwas. Wenn man die Helligkeit und das Licht eines Bildes erhalten möchte, sind Strukturen im Vordergrund die weit bessere Lösung als eine flächige dunkle Farbe.


Struktur verleiht Identität


Tatsächlich wirken die weißen Löcher gar nicht mehr so  krass, wenn man ihnen keine Form verleiht.

Die beste Lösung ist, dass man sich fragt:“ Was soll ich hier eigentlich sehen?“
Mann muss dem Auge zumindest einen Anhaltspunkt geben, was es sehen soll. Undefinierte Flächen könne ganz wundervoll durch kleine Strukturen definiert werden, z.B. Mauersteine und Schatten. Diese Informationen über die Oberfläche machen nicht nur aus den weißen Flächen einen Gegenstand.

Fazit: Langsam herantasten ist eine viel bessere Lösung als grobes zumalen. Einfach mal im Kopf behalten, dass man beim Malen die Möglichkeit hat ein Bild in mehreren Schichten zu malen.

Liebe Grüße ins Wochenende

Tine

Wenn es doch mal passiert: Abdecken mit Acrylmarkern.

 

 

 

Spontan Zeichnen und unsere Vorbilder

Spontan Zeichnen – Was ist gute Malerei?


Spontan Zeichnen wird sehr bewundert, auf dem Weg dahin stehen uns allerdings oft klassische Kunstbegriffe im Weg. In der Malerei oder beim Zeichnen geht es darum Gefühle zu transportieren, das vergessen wir aber allzu oft. Wenn wir Ansprüche an uns selber stellen, sind wir oft allzu hochtrabend.Wenn Schüler in meinem Atelier ankommen und ich frage, wie sie denn mal malen wollen, dann erzählen Sie mir ganz oft von klassischen Meisterwerken. Die sixtinische Kapelle, der nackte David oder ganz bemerkenswerte Bilder prominenter Maler. 

Michelangelo [Public domain], via Wikimedia Commons

An diesen Wünschen ist prinzipiell nichts auszusetzen, doch insgesamt ist es bei uns Menschen so:

Nichts ist gewöhnlicher, als der Wunsch bemerkenswert zu sein. (Shakespeare)

Bei diesen hochtrabenden Ansprüchen vergessen wir allzu oft, dass es sehr oft das Einfache und Alltägliche ist was bewegt.

Viele meiner Schüler sind sehr enttäuscht, wenn sie solche Motive malen, das Ergebnis ist mitunter durchaus toll, aber die Motive frustrieren, weil sie zu immer mehr Perfektion aufrufen und selbst kleinste Fehler auffallen. Dabei sind selbst tolle Ergebnisse oft sehr steif, sie gehen nicht ans Herz, denn das was man als gute Kunst versteht, kommt aus der Renaissance und der Lebensalltag der Renaissance hat einfach nichts mehr mit unserem heutigen Lebensalltag zu tun. Und es bliebe noch die Frage, wie viel Aufsehen so ein nackter David an einer Straßenecke in Florenz in der Renaissance hervorgerufen hätte.


Perfektion geht nicht ans Herz


Wir vergessen bei der kühlen Schönheit des David, dass die kleinen alltäglichen Dinge, die wir für ganz selbstverständlich halten, oft viel tiefer beeindrucken und ans Herz gehen.

Solche monumentalen Werke, wie von Michelangelo, haben natürlich Generationen von Malern und Bildhauern geprägt und sind tief in unseren Werten über Kunst verankert.

In unserem Kopf ist die Bewertung gleich klar: “ Klar, es ist ein Michelangelo, das muss große Kunst sein!“

Der Umkehrschluss, dass wir jetzt alle wie Michelangelo malen müssen um kleine Kunstwerke zu erzeugen, ist jedoch falsch.

Sind wir denn verrückt geworden?  Wieso glauben wir, dass die  Darstellung alter Meister so unglaublich viel besser ist als das, was wir im Alltag tun können?

Vittoria Colonna. Ritratto di Michelangelo. ~1550: British Museum, London gemeinfrei

Michelangelo eine Zeichnung 500 Jahre alt

Die Erkenntnis, dass so große Ikonen wie Michelangelo beim spontanen Zeichnen nicht viel besser sind als wir, hat doch etwas beruhigendes. Wenn man sich diese Skizze von Michelangelo anschaut, dann sieht man dass sie genau auf dem Niveau ist, welches viele Künstler heute in sozialen Netzwerken posten. Da halten wir doch mit unserem Schulfüllhalter mit! Im Facebook oder im Flickr würde heutzutage niemand bei dieser Zeichnung Hurra schreien, diese Zeichnung von Michelangelo wäre schlicht und einfach eine unter vielen.

Ich finde, wir sollten nicht auf die Knie fallen und uns demütig vor Kunstbegriffen beugen, die nichts mit unserem Alltag zu tun haben.  Der Kopf ist viel freier, wenn man ihn nicht mit den Meinungen toter Menschen voll stopft.

Wir haben heute selber Geschichten zu erzählen.

Nicht dass ich Michelangelo nicht toll finde, ganz im Gegenteil, aber ich finde ob man nun gern klassisch malt oder modern oder abstrakt, wichtig ist, dass wir unsere eigenen Darstellungsformen im Alltag finden können.

Wenn du anfängst mit dem spontan Zeichnen, dann solltest du nicht immer ängstlich fragen: Oh Gott, sieht es aus wie ein alter Meister?


Alltägliche Schönheit in eigener Kunstformen finden


Man muss kein neuer Michelangelo sein um kleine Schönheiten zu erstellen, durch ganz kleine und alltägliche Grafiken und schlichte Kritzeleien kann man Herzen bewegen, dieser Zusammenhang macht es einem sehr leicht.


 

Der kleine Michelangelo im Alltag


Ich habe ein echtes Problem, den ganzen Tag bringe ich Menschen das Zeichnen und Malen bei und das liebe ich. Für mich ist das kein Beruf, sondern eine Berufung! Wenn die anderen Sorgen und Nöte beim Zeichnen und Malen haben, dann muss ich da sein, weiterhelfen und in den Arm nehmen.

Damit ich selbst das Glück des spontan Zeichnens im Alltag nicht vergesse, mache ich Zeichnungen auf Bierdeckeln, kleine schnelle Beobachtungen.

Vor ca. sechs Jahren begann ich intensiv zu Zeichnen, ich habe vorher gemalt, aber das Zeichnen fiel mir schwer. Mein Ziel war es bessere Vorzeichnungen für meine Ölmalerei zu machen. Zuerst hatte ich den Gedanken ganz klassisch zu zeichnen.

 

Tine Klein Portrait von Pierre Bonnard

Im Laufe der Zeit ist aber aus diesen kleinen Zeichnungen etwas Rasanteres geworden. Ich habe meine eigenen Ansprüche ans Zeichnen überdacht, spontanes Zeichnen ist mir immer wichtiger geworden. Ich male, wie andere ihre Handykamera benutzen und empfinde es als Riesenglück. Diese Art des Zeichnen machte mich schnell gut, der Stift wurde zu meiner Sprache. Damit meine ich nicht so kleine Portraits, die ich auch mal gerne von alten Fotos abmale,  nein ich liebe die spontanen Zeichnungen.

Spontan zeichnen das ist wie eine Safari, auf der Jagt nach Gefühlen.

Es gibt jeden Tag Unglaubliches zu beobachten, zum Beispiel: Der erste Zahn ist weg:

 

Spontan zeichnen-Tine Klein-Skizze auf Bierdeckeln

Natürlich ist das kein Michelangelo, aber es macht doch Spaß. Schön dass ich mich an diesem Moment immer mal wieder erinnern darf.

Der Alltag hat viel zu bieten, witzige und skurrile Momente über die man lachen musste, aber wenn man sie nicht malt vergisst man sie, diese großartigen Momente sind einfach viel zu schade um sie zu vergessen.

Für mich ist Malen auch Nachdenken, deswegen male ich auch Momente, die ich eigentlich lieber sofort vergessen möchte:

Spontan zeichnen-Tine Klein-Skizze auf Bierdeckeln

Pubertät es etwas idiotisches, leider ist sie sehr wichtig für den Menschen, nichts desto trotz hat sie schon so manch einen in den Wahnsinn getrieben.

Gerade wenn ich über Trauriges nachdenken muss, sind meine Stifte oft sehr hilfreich. Ich kann mit meinem Stift Gefühl viel eher auf einen Punkt bringen. Oft sind mir die traurigen Bilder, die nie gezeigt werden, die Nächsten.

Spontan zeichnen-Tine Klein-Skizze auf Bierdeckeln

Das Weinen, wie das Lachen, banne ich auf Bierdeckel, all die Dinge eines gefüllten Leben.

Spontan zeichnen-Tine Klein-Skizze auf Bierdeckeln

Auch wenn man vielleicht nicht bei jeder Zeichnung das Gefühl hat, dass man auf die Meisterschaft zustrebt. Und gerade wie bei diesen Bildern, die schon etwas älter sind, denke ich oft, „Oh Gott, oh Gott,  würde ich heute anders machen“, das Gefühl steckt ihn ihnen und damit sind sie wertvoll.

Spontan zeichnen-Tine Klein-Skizze auf Bierdeckeln

Spontan Zeichnen, das heißt Dinge festhalten, die sonst sehr schwer greifbar wären. Alltägliche Beobachtungen sind die interessantesten Motive, denn in ihnen steckt die Wahrheit.

Auf diese Art und Weise entstehen ganz besondere Fotoalben. Ich male mein Leben, gemalte Fotoalben mit Lachen und Weinen und  tollen Erlebnissen. Diese Art und Weise des Zeichnen hat mich persönlich ganz langsam gut gemacht.

Keine großen Oelschinken, keine Michelangelos, mein Leben und mein Stift wir sind Eins.

Material: Bierdeckel und wasserfeste Tinte und Bleistift

Liebe Grüße

Tine

Schaut mal in dem Artikel kann man auch mal ein Urban Sketching von Michelangelo sehen:

www.geo.de/magazine/geo-epoche-edition/1068-rtkl-portfolio-michelangelo-buonarroti

Wenn ihr noch ein bisschen weiter lesen wollt, es gibt noch einen Artikel zu spontaner Motivauswahl.

Hier weiter im Blog