Bäume malen im Winter
Vor meinem Fenster steht ein Baum, er reckt seine kahlen Arme in den Winterhimmel. In seinen vielen kleinen Zweigen schaukeln zwei Elstern. Sie tragen vorsichtshalber schon mal viele kleine Äste zusammen – der Frühling wird kommen!
Doch jetzt ist die perfekte Zeit, um Bäume malen zu lernen, denn man sieht den Bauplan.
Fast jeder von uns kann jetzt einfach aus dem Fenster schauen und das Geäst studieren.
Bäume malen ist nicht schwer
Trotzdem stellen Bäume gerade für Anfänger und auch für Fortgeschrittene eine echte Herausforderung dar. Warum? Weil Bäume unendlich viele kleine Verästelungen haben – unzählige Äste, Schatten und individuelle Details.
Bäume malen und zeichnen – Hingucken hilft nicht!
Da denkt man sich:
„Das kann doch nicht so schwer sein, ich muss einfach genau hinschauen.“
Und doch verheddert man sich – das Resultat? Eine grobe Kritzelei! Zu genaues Hinschauen wird zum Problem, denn je länger man schaut, desto mehr Verästelungen und Details tauchen auf. Genau das macht das Zeichnen und Malen von Bäumen so schwierig. Am Ende entsteht ein unästhetisches Durcheinander.
Denn kein mehrere Quadratmeter großer Baum kann auf ein wenige Zentimeter großes Blatt Papier gequetscht werden, ohne dass er unübersichtlich wirkt.
Abstrahieren ist der Schlüssel!
Jeden Baum – und auch jeden Strauch – muss man vereinfachen. Die vielen kleinen Details müssen reduziert werden, damit der Baum klar erkennbar bleibt. Das klingt einfach, doch genau hier liegt die Schwierigkeit:
Uns fällt das Weglassen enorm schwer!
Wir vertrauen auf unsere Augen, und plötzlich entspricht das, was wir zeichnen oder malen, nicht mehr exakt dem Baum, den wir sehen.
Genau das verunsichert uns.
Erst das Ganze, dann die Details!
Wer Bäume malen oder zeichnen will, sollte nicht mit den kleinsten Zweigen anfangen.
Stattdessen hilft es erst die Grundstruktur festzulegen und sich dann Schritt für Schritt zu verfeinern.
So bleibt das Bild lesbar – und sieht trotzdem lebendig aus!
Man sieht zwar, was man sieht, aber man konzentriert sich nur auf die Gesamtform des Baums, seinen ganz typischen Umriss.
Das ist die Schweiz: Kleine schnelle Skizze nach dem Kurs am Bodensee. Lustig, die Eiswolken sahen aus wie ein Berg.
Glaube mir, damit hast du die halbe Miete eines gelungenen Baumes bereits geschafft. Diese Grundform ist es, die einen Baum nach seiner Art wiedererkennbar macht.
Die Silhouette gibt dir die Sicherheit, alles Unnötige wegzulassen.
Die Grundform ist der große Leitfaden beim Malen und Zeichnen von Bäumen.
Wenn es nötig ist, kann man die große Grundform noch etwas unterteilen. Ein Baum gliedert sich: Er hat Äste, und um diese herum bilden sich die Ansammlungen kleiner Zweige. Die kleineren Formen, diese Verzweigungen, sind das Ordnungsmuster innerhalb der großen Grundform.
Arbeitest du nach diesem Muster, wirst du Bäume erhalten, die nicht chaotisch und trotzdem wiedererkennbar sind.
Jetzt noch mal die Vorgehensweise in aller Kürze:
Ich persönlich arbeite beim Malen und Zeichnen von Bäumen in mehreren Schritten:
- Grundform des Baumes skizzieren.
- Dann die Form des Stammes hinzufügen.
- Nun die kleineren Details und Verzweigungen ergänzen, indem ich mich an Stamm und Grundform orientiere.
Hier siehst du viele Vereinfachungen von Bäumen, doch alles hat seine Grundform ->
Wie sind eigentlich Äste aufgebaut?
Viele Menschen glauben, dass Äste ganz natürlich gebogen oder krumm sind. Doch schau einmal genauer hin! Das, was wir als gebogenen oder chaotischen Ast wahrnehmen, folgt einem klaren Organisationsmuster.
Dieses Organisationsmuster besteht aus Wachstumsknoten. Ein Ast wächst ein Stück und bildet dann einen neuen Wachstumsknoten. An diesem Knoten entstehen neue Äste, oder der Ast wechselt seine Richtung.
Deshalb kann es sinnvoll sein, Äste und Stämme nicht in einem einzigen Zug zu malen oder zu zeichnen, sondern dem natürlichen Verzweigungsmuster zu folgen. Dieses Muster ist oft ruckartig und eckig, denn genau an diesen Punkten nimmt der Baum Richtungsänderungen oder neue Verzweigungen vor.
Bäume malen und zeichnen – aber wie?
Oft sind Bäume nur ein Teil des Motivs. Deshalb ist der wichtigste Schritt, den Baum einfach in seiner Grundform darzustellen. Die einfachste Methode ist, zunächst die Grundform festzulegen und den Baum dann zu schraffieren. Wer etwas mehr Detail möchte, kann die Grundform mit der typischen Aststruktur füllen.
Nur wenn der Baum das Hauptmotiv ist, wird er ausführlich gemalt.
Das ist aber nicht das Thema dieses Blogs, denn heute geht es um Bäume, die man in seine Bilder oder Skizzen einfügt.
Die Herausforderung dabei ist, nicht zu viel zu machen.
Zu viele Details zerstören die Bildkomposition. Ein überkritzelter Baum übernimmt die Kontrolle über den Entwurf und kann das gesamte Bild ruinieren.
Deshalb lautet die Grundregel: Grundform zeigen – und nicht mehr! Dabei arbeitet man ruhig und kontrolliert.
Die einfachste Methode:
- Ruhig schraffieren
- Die Grundform an der oberen Linie mit Ästen füllen und den Stamm ergänzen
- Die Grundform in Farbe malen und nur wenige grafische Details hinzufügen
Das kannst du so machen – sieht aber Kacke aus!
Natürliche Dinge haben ihre Ordnungsstruktur. Doch Kontrolle ist zerstörerisch!
Du kannst das größte Chaos zeichnen, wenn es der Grundstrucktur folgt.
Doch wenn du diese nun feinsäuberlich und sehr langsam in die Grundform überträgst, wird es wieder zu viel. Warum? Wenn man Geäst langsam und unsicher zeichnet oder malt, fließt zu viel Farbe aus Pinsel oder Stift. Das führt zu dicken Strichen, die unästhetisch wirken. Das, was man zeichnet oder malt, wird einfach zu überladen.
Um das Problem zu lösen, braucht man zwei kleine Umstellungen in der Technik:
- Den Stift oder Pinsel nicht zu weit vorne anfassen.
- Last runter von der Spitze! So bleibt der Strich locker, klein und zart.
- Die feinen Verästelungen nicht langsam und zögerlich zeichnen oder malen.
- Ganz im Gegenteil: Mutig und rasant schnell sollen Pinsel oder Stift über das Papier gleiten.
Bäume malen heißt Kontrolle loslassen!
Meiner Erfahrung nach sehen solche Strukturen am besten aus, wenn man dem Pinsel oder Stift eine gewisse Freiheit gibt.
Wenn man natürliche Strukturen gut malen oder zeichnen möchte, dann muss man die Kontrolle ein Stück weit loslassen.
Viel Spaß beim Ausprobieren und Experimentieren! Denk daran: Ein Baum muss nicht perfekt sein – er muss lebendig wirken. Also, schnapp dir Stift oder Pinsel und leg einfach los!
Bis zum nächsten Mal und happy sketching! 😊🎨
Tine
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