Die kleine Serie im Aquarell.

Und noch eine kleine Nachricht am Rande: In meinem nächsten Kurs sind wegen einer Absage 2 Plätze frei – während der Zusatzkurs schon komplett ausgebucht ist. 😅 Den Link findest du im Blog!

https://www.boesner.ch/niederlassungen/veranstaltungen/licht-und-schatten-2-19375

https://www.boesner.ch/niederlassungen/veranstaltungen/licht-und-schatten-1-19371

https://www.boesner.ch/niederlassungen/veranstaltungen/licht-und-schatten-19369

 

Lernen ist ein spannender Mix aus Wiederholung und Veränderung.

Unser Gehirn funktioniert wie ein Muskel – je öfter wir etwas üben, desto stärker werden die Verbindungen zwischen den Nervenzellen.

Genau deshalb ist Wiederholen so wertvoll: Es schafft Routine, Sicherheit und ein Fundament aus Wissen, auf dem wir aufbauen können. Aber: Einfach nur stumpf dasselbe hundert Mal tun, bringt uns nicht weiter.

Wer stumpf wiederholt, brennt sich seine eigenen Fehler tief in die Synapsen!

Wie schon Albert Einstein so treffend sagte:


„Es wäre Wahnsinn zu erwarten, wenn man etwas hundertmal gleich macht, dass es beim 101. Mal anders ist.“

Der Trick liegt darin, die Wiederholung leicht zu variieren.

Denn kleine Veränderungen öffnen die Tür zu neuem Lernen.

Wenn ein Pinselstrich nicht gelingt, kannst du die Richtung, den Druck, das Papier oder die Wassermenge ein bisschen anpassen, man kann die Farbgebung und die Techniken variieren, um etwas zu zeigen.

Jede Abweichung zeigt dir, was funktioniert – und was nicht.

Dein Gehirn verknüpft diese Unterschiede und baut so ein viel tieferes Verständnis auf.

Am besten wiederholt man also in kleinen Serien:


Ist dir schon mal aufgefallen, dass Maler in Ausstellungen sehr häufig Serien zeigen? Mit gutem Grund! Denn die Serie führt zur Meisterschaft.

Erst übst du mehrmals denselben Ablauf, dann veränderst du einen einzelnen Faktor. So erkennst du, welche Stellschraube den größten Effekt hat. Gerade beim Aquarell und Zeichnen ist dieses Prinzip Gold wert:

Wiederholung gibt dir Sicherheit, Variation schenkt dir Ausdruckskraft.

Ich muss meinem Kopf beibringen, weiterzukommen.

Eine Serie malen – das ist Nachdenken mit dem Pinsel!

Ein Bild mehrfach zu malen ist immer wieder überraschend! Man hat den direkten Vergleich und kann sehen, welcher Faktor welche Auswirkungen hat.

Malen lernen bedeutet beobachten – und dies tun wir heute an der folgenden Location:

Zürich Universitätskrankenhaus, Blick auf die Universität.

Bild eins:

Die kleine Serie, Blog zum Thema Aquarell Zürich Tine Klein

Bild 2:

Die kleine Serie, Blog zum Thema Aquarell Zürich Tine Klein

Vergleich und Erkenntnis in der kleinen Serie

Malen lernen – Beobachtung in der kleinen Serie 1:

Im ersten Bild benutzte ich Gelb, um das Licht in der Straße zu zeigen. Obwohl das Gelb des ersten Bildes dunkler ist als das sanfte rosa Licht des zweiten Bildes, wirkt das gelbe Bild heller. Eine optische Täuschung.

Tipp: Licht lässt sich am besten in gelben Farben zeigen.

Malen lernen – Beobachtung in der kleinen Serie 2:

Bild 1: Wir schauen von der Dunkelheit ins Licht. Das ist super, denn der Betrachter sieht, dass etwas im Vordergrund steht. Das lässt das Bild enorm tief wirken.

Bild 2: Das Auto im Vordergrund (ist meines, es heißt Max) wächst mit den anderen Autos zusammen. Vordergrund und Hintergrund sind nicht mehr so stark getrennt. Der Raum verliert dadurch seine Tiefenwirkung. Das Monumentale des Universitätsgebäudes verliert sich

Tipp: Die optimale Tiefenwirkung wird von der Trennung von Vordergrund, Motiv und Hintergrund unterstützt.

Malen lernen – Beobachtung in der kleinen Serie 3:

Königin und Prinzen.

In Bildern geht es immer darum, die Aufmerksamkeit zu den spannenden Punkten des Bildes zu leiten.

Bild 1

In Bild 1 ist sicher das Ende der Straße am spannendsten: Licht, Farben und Bewegung. Das Ende der Straße ist das Ziel des Blickes – eindeutig die Königin des Bildes.

In Bild 2 ist die Kuppel der Universität super gemalt. Auch das Grün der Augen springt ins Auge. Die Bäume in der Straße sind spannender gestaltet. Trotz des gleichen Bildentwurfs ergibt sich kein eindeutiges Bildzentrum. Das macht es für das Auge unbequem!

Der Betrachter empfindet das Bild, obwohl es fa besser gemalt ist als das erste, als weniger überzeugend.

Es gibt keine Königin, nur lauter Prinzen.

Tipp: Wenn es im Bild kein eindeutiges Bildzentrum gibt, muss im Bildentwurf nachgeschärft werden. Das Bild braucht eine deutlich nachvollziehbare Bewegung oder ein stärkeres Bildzentrum.

Malen lernen – Beobachtung in der kleinen Serie 4:

Tiefenlinien sind enorm gut, um in ein Bild hineinzuführen.

Bild 2

Bild 2: Es wirkt enorm gut, dass die Linien im Dunklen hell sind und im Hellen dunkel.

Auch bei Bild 1 ist die Perspektivlinie gut, aber nicht so gelungen wie im zweiten Bild.

Merke: Formen an ihren Tonwert in der Umgebung anzupassen, bringt viel Wirkung.

Die kleine Serie im Aquarell.

Die kleine Serie im Aquarell ist ein enormes Werkzeug, um Wissen zu sammeln. Nutze sie, um dir Fragen zu stellen:
Wie wirkt ein Bild in einer anderen Farbkombination? Wie setze ich Dunkelheit am besten ein? Wie viele Grautöne braucht ein Bild und wie erzeuge ich Tiefenwirkung? Wer mit Köpfchen malt, kann sich bestimmte Fragen selbst beantworten!

Habe den Mut, smart zu malen!

Liebe Grüße
Tine

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Weiterlesen zur Serie:

https://blog.herz-der-kunst.ch/notan-und-der-bildentwurf/

Notan und der Bildentwurf!

Der richtige Pinsel fürs richtige Ergebnis!

Der richtige Pinsel: Beim Unterricht ist mir etwas Erschreckendes aufgefallen

Ich unterrichte oft Menschen, die schon lange und viel malen – Urban Sketcher, Aquarellisten und Skizzenbuchkünstler.

Viele Schüler malen mit Pinseln, von denen sie nicht wissen, was sie eigentlich tun.

Die einen mühen sich mit Pinseln, die ständig Wasser ins Bild spucken, und die anderen versuchen mit Pinseln, die kein Wasser halten können, feuchte Lasuren zu malen!

Der richtige Pinsel: Das kleine Geheimnis mit großem Effekt

Wir Aquarellmaler haben das Problem, dass sehr unterschiedliche Pinsel optisch vollkommen gleich aussehen.

Doch innerlich haben die Pinsel ganz unterschiedliche Funktionsmechanismen. Das mag überraschen, da die Pinsel äußerlich identisch wirken. Ein vergleichbares Problem hätte ein Tischler, wenn eine Säge und eine feine Feile gleich aussehen würden! Wir müssen uns diesem Problem stellen, denn …

Wichtig ist, das passende Werkzeug für die jeweilige Aufgabe zu wählen –
doch dumm, wenn man nicht weiß, was das passende Werkzeug ist!

Drei Pinsel und welche davon sind Lasurpinsel?

Auflösung später!

Wenn du es schaffst, diese Pinsel auseinanderzuhalten, dann ersparst du dir plötzlich viele Frusterlebnisse.

Techniken, die seit Jahren nicht funktionieren, könnten auf einmal klappen!

Es gibt im Aquarell bei den Rundpinseln zwei große Klassen:

 Die beiden Klassen sind Lasurpinsel und Pinsel fürs Malen und für Detailarbeiten.

Der Lasurpinsel sieht genauso aus wie der große Rundpinsel, doch er ist für ganz andere Techniken geschaffen!

Lasurpinsel:

Der Lasurpinsel ist das, was man sich unter einem wunderbaren Aquarellpinsel vorstellt: Er ist wertig, liegt wunderbar in der Hand und tankt gierig Pigmente und Wasser.

Benutzt man ihn, zaubert er weiche und zarte Übergänge zwischen traumhaften Lasuren!

Er erschafft, solange man ihn im Feuchten verwendet, wunderbare Lasuren und Farbübergänge. Zu Hochform läuft dieser Pinsel in Himmeln auf. Aber auch hier in den Bäumen, schaft er zauberhafte Farbwechsel.

Doch verwechselt man ihn mit einem „normalen Malpinsel“, verwandelt sich der wertvolle Pinsel in einen grauenhaften Begleiter.

Der Lasurpinsel ist ein Säufer!

Und wenn man mit ihm normale Malarbeiten ausführt, entleert er sich unkontrolliert ins Bild. Er ist eben ein Säufer – er „gießt“ das Wasser ins Bild. Wie die Leute, die morgens früh vom Oktoberfest torkeln und 10 riesige  Krüge mit Bier gesoffen haben.

Deshalb ist es sinnvoll, den Lasurpinsel beiseitezulegen, sobald die ersten Lasuren abgeschlossen sind.

Am besten legt man den Lasurpinsel sehr  weit weg vom Arbeitsplatz, denn jenseits der Lasuren löst dieser Pinsel nur noch Chaos im Bild aus.

Der falsche Einsatz von Lasurpinseln hat viele unangenehme Folgen:

  1. Wasserflecken entstehen, wenn ein sehr feuchter Pinsel auf etwas trockenere Farbe trifft.

  2. Die Farben des Aquarells verblassen, da der Pinsel immer zu viel Wasser führt.

  3. Deine Malerei wirkt plump und grob, da Lasurpinsel keine gute Spitze formen – sie sind einfach zu weich.

Doch die zauberhaften Farbwechsel hier in den Bäumen, die erschafft man nur mit einem Pinsel, der einiges im Tank hat.

Oft werde ich gefragt:

Sind Lasurpinsel deshalb generell schlecht?

Nein, natürlich nicht! Niemand würde einen Tischler fragen, ob eine Säge schlecht ist, nur weil es auch Feilen gibt.

Elsass Tine Klein Aquarell. Blick zum Rhein gemalt, zum Thema der richtige Pinsel

Der Lasurpinsel ist ein großartiger Pinsel. Er ist eben für streifenfreie Hintergrundlasuren geschaffen – und sieht leider genauso aus wie ein guter Allroundpinsel.

Der richtige Pinsel und wie man ihn erkennt

Die meisten Schüler haben einen Kasten voller Pinsel. Dies ist der Friedhof der Frustpinsel. Hier liegen all die Pinsel, die gekauft wurden und sich später als unpraktisch erwiesen.

Oder vielleicht nur falsch eingesetzt wurden?

Doch es gibt einen einfachen Test, der dir helfen kann:

Tauche deine Pinsel in ein Glas Wasser und halte sie darin, bis sie weich und vollkommen durchnässt sind. Drücke dann sofort auf den Pinsel:
– Gibt der Pinsel nur ein paar Tropfen Wasser durch die Spitze ab, ist es ein Allroundpinsel.
– Läuft ein kleiner Bach aus dem Pinsel, hast du mit großer Wahrscheinlichkeit einen Lasurpinsel in der Hand.

Der richtige Pinsel Laur- und Aquarellpinsel

1 und 3 sind Lasurpinsel. Es liegt aber nicht an der Optik.

Der richtige Pinsel und seine Bauart

Der richtige Pinsel ist natürlich der, der die Aufgabe, die du vorhast, auch wirklich erfüllt. Damit du Pinsel findest, die für dich funktionieren, erkläre ich kurz die Bauweise:

  1. Die Bindung von Lasurpinseln
    Lasurpinsel sind Spezialisten für große, gleichmäßige Farbflächen. Ihre Bindung ist so ausgelegt, dass sie maximal viel Wasser und Pigment speichern. Typisch ist:
    – Lange, weiche Haare (oft Naturhaar wie Fehhaar oder Mischungen), die Wasser regelrecht „tanken“.
    – Sobald der Pinsel mit Wasser in Kontakt kommt, wird der Pinselkopf breit und weich – dadurch lassen sich Flächen ohne harte Kanten anlegen.
    – Lockere Spannung in den Haaren: Der Pinsel ist weich und gibt kontinuierlich Wasser ab. Das macht weiche Übergänge leicht, aber feine Linien fast unmöglich.

Ergebnis: perfekte, fließende Verläufe – aber eben keine Kontrolle für Details.

Der richtige Pinsel – der Allrounder:

  1. Die Bindung von guten Allroundpinseln (Rundpinsel, Mop-artig, Kolinsky oder hochwertige Synthetik)
    Ein Allroundpinsel, der auch Feinarbeiten kann, ist anders konstruiert:
    – Dicht gebunden und spitz zulaufend: Die Haare stehen enger zusammen und laufen in einer präzisen Spitze aus.
    – Federkraft: Der Pinsel drückt sich bei Belastung auseinander, findet aber sofort wieder in seine Spitze zurück. Das ist entscheidend für kontrollierte Striche.
    – Ausgewogenes Wasserhaltevermögen: Er nimmt genug Flüssigkeit für mittlere Flächen, gibt das Wasser aber kontrolliert ab.

Gute Pinsel können sehr groß sein und trotzdem eine feine Spitze haben.

Ergebnis: Ein solcher Pinsel kann sowohl großzügige Lasuren als auch feine Linien, weil er zwischen Bauch (für Fläche) und Spitze (für Detail) wechseln kann.

Der Bauch und die Spitze dieses Pinsels sind spannend: Er kann mit der Spitze feine Linien malen, mit dem Bauch lasieren, wenn er sehr feucht ist und bei trockenem Pinsel gebrochene Strukturen erzeugen.

Elsass Tine Klein Aquarell. Blick zum Rhein gemalt, zum Thema der richtige Pinsel

Die dunkle Wolke kann man nur mit einem guten Allroundpinsel in den feuchten Himmel setzen. Warum? Aus dem Lasurpinsel kommt zu viel Wasser! Das wäre, als wenn man Milch in Kaffee kippt, da malt sich auch kein Monet von selbst!

Der große Unterschied


– Lasurpinsel = das Kamel mit Wassertank im Rücken – er ist der Marathonläufer für Himmel, Wände und Hintergründe und hat immer viel Wasser dabei. Oder bei sehr feuchten Farbwechseln wie im Baum.

Kaiseraugst Aquarell mit Lasurpinsel. Tutorial den richtigen Pinsel auswählen.


– Allroundpinsel = Chamäleon – er kann sich anpassen: breite Striche mit Druck, feine Linien mit der Spitze.

Das erklärt, warum ein Maler wie Dan Marshall sagt: „Nimm nicht für alles den größten, weichsten Pinsel.“ Der Lasurpinsel ist genial für den Anfang, aber sobald du ins Bild „hineinzoomst“, brauchst du die straffe Bindung und die präzise Spitze eines Allroundpinsels.

Liebe Grüße aus der Schweiz
Tine

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Korrigieren im Aquarell? Ja – mit der Lifting Technik

Korrigieren Im Aquarell? Ja, klar mit der Lifting Technik. Tutorial Tine Klein Aquarell Lago Maggiore

Mythos zerplatzt: Warum Aquarell längst nicht mehr unkorrigierbar ist!

„Aquarell verzeiht nichts!“ – das ist wohl einer der hartnäckigsten Mythen überhaupt. Viele glauben, dass man im Aquarell keine Fehler machen darf, weil die Farbe nicht korrigierbar ist.

Warum du bei diesem Satz getrost die Augen gen Himmel drehen kannst, verrate ich dir heute!

Im Kern geht es darum, dass du getrost Fehler machen darfst – und wie du sie ganz leicht wieder loswirst.

„Aquarell ist nur etwas für Meister!“, „Da kann man ja nichts korrigieren!“, „Viel zu kompliziert fürs schnelle Zeichnen unterwegs!“

– kommt dir das bekannt vor? Diese Sätze höre ich oft, und sie stammen meist von Menschen, die wenig Ahnung von Aquarelltechniken haben.

Doch die Wahrheit ist: Moderne Aquarellfarben lassen sich sowohl im trockenen als auch im feuchten Zustand erstaunlich leicht verändern.

Heute gilt: Vergiss die alten Mythen! Das Aquarell hat sich in den letzten Jahren radikal verändert – und mit ihm die Möglichkeiten.

Eine der wichtigsten neuen Möglichkeiten ist die Lifting Technik im Aquarell.

Liften bedeutet, dass etwas vom Papier abgehoben wird

– das heißt, man nimmt Farbe einfach vom Papier herunter. Man korrigiert das Gemalte direkt, unkompliziert und manchmal sogar mit einem frechen Augenzwinkern.

Diess sieht man hier am Dach oder an den Fenstern.

Farben können angelöst, ausgewaschen oder übermalt werden – und so wird das moderne Aquarell flexibel, lebendig und unkompliziert.

Wichtig dabei: Die beschriebenen Methoden sind nicht nur Korrekturtechniken. Viele nutzen sie ganz bewusst gestalterisch, um schnell und locker zu malen.

Feuchte Lifting Technik

Man macht das Papier feucht und legt mit großen Pinselstrichen beispielsweise einen Himmel oder eine andere größere Fläche an. Dabei arbeitet man zügig und entfernt sofort mit einem Taschentuch oder Lappen die nasse Farbe an den Stellen, wo sie später stören würde.

Das heißt: Ich wische etwa einen Turm aus dem Himmel heraus, lasse die Himmelsfarbe aber dort stehen, wo ich ohnehin später mit dunkleren Farben arbeite.

Zu beachten ist: Die Farbe darf nicht antrocknen. Auch offenporige Papiere, die die Farbe sofort aufsaugen, sind für die feuchte Lifting Technik ungeeignet.

Diese Technik macht Hilfsmittel wie Abdeckflüssigkeit in vielen Fällen nahezu unnötig. Das Aquarell wird dadurch schnell, direkt und unkompliziert.

Ein Beispiel für diese Technik findet man bei Viktoria Prischedko.

Trockene Lifting Technik

Aquarell lebt – auch wenn es trocken ist.

Früher galt Aquarell als Diva: Einmal falsch gesetzt, und der Fehler blieb.

Doch moderne, hochwertige Farben haben eine andere Formel. Viele Marken setzen auf fein gemahlene Pigmente und Bindemittel, die sich zwar gut mit dem Papier verbinden – aber nicht unwiderruflich.

Einige Hersteller haben für lösliche Farben eigene Symbole.

Tipp: Teste deine Farben! Male eine Fläche, lass sie gut trocknen, benetze die Stelle, die heller werden soll, mit Wasser. Warte ein paar Sekunden und wische die Farbe dann beherzt aus.

Reaktivierbarkeit / Wiederanlösbarkeit

Einige Marken (z. B. Schmincke, Daniel Smith, White Nights) geben an, wie gut sich getrocknete Farbe wieder anlösen lässt. In den Produktbeschreibungen gibt es dafür Symbole – allerdings sind diese nicht genormt. Jeder Hersteller hat eigene Zeichen, die du auf den jeweiligen Farbkarten nachschauen musst.

– Oft ist es ein S. Dies bedeutet Staining– Ein offener Kreis oder leerer Punkt kann auf gute Wiederanlösbarkeit hinweisen.
– Bei White Nights findet sich gelegentlich ein Wassertropfensymbol, das bedeutet, dass die Farbe sich gut mit Wasser reaktivieren lässt.

Tipp: Lege dir eine eigene Testkarte an mit Notizen wie „Liftet gut / mäßig / schlecht“. Wer mit viel Licht in seinen Bildern arbeitet, ist gut beraten, Farben zu nutzen, die sich gut liften lassen.

So kann man Aquarell entspannter angehen als je zuvor.

Weitere Tipps zum Liften

Nicht jedes Papier ist für die Lifting Technik im Aquarell geeignet.

Hochwertige Baumwollpapiere sind oft wunderbar für die feuchte Technik.

Die eigentlichen Stars sind jedoch heißgepresste Aquarellpapiere.

Wie bitte? Angeblich sind das die minderwertigen Aquarellpapiere!

Daran steckt ein Körnchen Wahrheit. Für Nass-in-Nass-Techniken sind Baumwollpapiere tatsächlich besser, da sie lange feucht bleiben und weiche Übergänge erzeugen. Wasserflecken und harte Kanten entstehen dort seltener, weil man mehr Zeit zum Arbeiten hat.

Viele Maler haben jedoch auf heißgepresstem Papier angefangen – und so haben sich in der Aquarellszene unzählige neue Techniken entwickelt, die genau auf diese Papiere abgestimmt sind.

Die Lifting Technik im Aquarell ist eine davon. Man kann das Aquarell dann fast wie eine Bleistiftzeichnung bearbeiten: Mit dem richtigen Pinsel ist sogar ein „Radieren“ möglich.

Robuste, hochwertig verleimte Oberflächen funktionieren am besten. Leider geben die Hersteller diese Information kaum auf den Verpackungen an. Hier hilft nur: Testen!

Beispiele:
– Hahnemühle Anniversary Edition (400 g/m²) – robust und zuverlässig.
– Hahnemühle Le Rouge – sehr gutes Liftingverhalten, allerdings dünner und leicht wellig.
– Arches Glatt – Baumwollpapier, das ebenfalls gutes Lifting erlaubt.

Welche Papiere nutzt ihr? Teilt eure Erfahrungen gerne auf Facebook und Instagram – davon profitieren wir alle.

Der richtige Pinsel für die Lifting Technik

Generell funktionieren Kunsthaarpinsel besser als Naturhaarpinsel. Vorteilhaft ist, wenn der Pinsel kurz gebunden ist, denn dann ist er härter und kann Pigmente besser abheben.

Wo findet man diese Pinsel? Meist nicht in der Aquarellabteilung – eher bei Schulpinseln oder Pastellpinseln.

Fazit zur Lifting Technik im Aquarell

Der Charme des Aquarells liegt in frei fließenden Farben. Deshalb sollte man beim Liften nicht übertreiben: zu viel Schrubben zerstört Papier und Bild.

Die Lifting Technik im Aquarell entfaltet ihre Stärke, wenn man sie beherzt, aber dosiert einsetzt.

Liebe Grüße Tine

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Euro und Franken unterscheiden sich nur um rund 10 Prozent.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kompositionsskizzen im Aquarell

Kleine Experimente mit großer Wirkung

Viele Malerinnen und Maler stürzen sich voller Begeisterung direkt ins Bild –

und merken erst später, dass etwas nicht stimmt.

Das direkte Malen im Aquarell klappt oft nur, wenn man nach Schema F arbeitet. Dann produziert man zwar gute Ergebnisse. Doch sie sind nicht neu, nicht erfrischend – oft gutes Handwerk, aber eben nicht genau an die Situation angepasst.

Den Wow-Effekt erzeugt man meist nur, wenn man etwas riskiert.

Und dann hat man anderthalb Stunden Arbeit und ein katastrophales Ergebnis. Und das ist mir schon oft so gegangen.

Die Farben wirken nicht so, wie man es im Kopf hatte. Die Stimmung kippt. Oder die Komposition zieht den Blick ins Leere und zeigt nicht das Schöne der Szene.

Genau hier kommen Kompositionsskizzen im Aquarell ins Spiel: kleine, schnelle Studien, die uns vor Enttäuschungen bewahren.

Ein Ort und tausend Arten, ihn zu malen:

Kompositionsskizzen im Aquarell Urania

Kompositionsskizzen im Aquarell Bahnhofsstraswse Zürich

Kompositionsskizzen im Aquarell Shilstrasse

Mir gefällt die letzte am besten – und dir?

Warum macht man Kompositionsskizzen im Aquarell?

Eine Kompositionsskizze ist wie ein Probeauftritt auf der Bühne. Man schaut: Wie wirkt der Tonwert? Stimmen Hell und Dunkel? Passt der Farbklang, also die Harmonie der Farbtöne?

Und vor allem: Trägt das Bild die Stimmung, die ich ausdrücken möchte?

Wer den Wow-Effekt möchte, muss etwas riskieren. Aber man braucht keine lange Zeit, um zu testen, was man im Kopf hat. Genau dafür sind Kompositionsskizzen im Aquarell gedacht.


Kleine Formate für große Erkenntnisse

Der Trick dabei: Die Skizze bleibt bewusst klein und einfach.

Keine Details, keine Perfektion. Es geht nicht um Schönheit, sondern um Erkenntnis. Manchmal reicht ein Kärtchen oder ein kleines Stück Aquarellpapier. So kann man spielerisch ausprobieren, ob das Bild trägt.

Das Schöne: Eine Serie kleiner Kompositionsskizzen im Aquarell zeigt, wie viele verschiedene Wege in einem Motiv stecken.

Schon durch winzige Änderungen in Format, Tonwertverteilung oder Farbwahl können völlig unterschiedliche Ergebnisse entstehen.

Direkt ins Aquarell – warum nicht?

Manche zeichnen Kompositionsskizzen mit Bleistift oder in Grauwerten. Doch gerade im Aquarell ist es spannend, sofort mit Farbe zu arbeiten.

Es sind die Farbverläufe und zarten Abstufungen des Wassers, die das Aquarell so zauberhaft machen.

Direktes Aquarell – „direct watercolor“ – heißt: ohne Vorzeichnung, ohne Umwege.

Pinsel ins Wasser, dann auf das Papier.

Der Vorteil: Man sieht sofort, ob der geplante Farbklang funktioniert. Farben reagieren aufeinander eben anders als im Kopf.

Fehler und Schlampigkeiten sind dabei nicht von Belang.

Es geht darum, zu testen, ob deine Idee funktioniert.

Tipps für Kompositionsskizzen im direct watercolor

– Halte die Formate klein, Postkartengröße reicht völlig.
– Arbeite mutig und schnell, lieber in Minuten als in Stunden.
Konzentriere dich auf die großen Flächen, nicht auf Details.
– Reduziere die Farbpalette – drei bis vier Farben genügen, um die Harmonie zu testen.
– Spiele bewusst mit Tonwerten: Was passiert, wenn ich dunkler werde? Oder alles heller halte?
– Probiere verschiedene Seitenverhältnisse: Hochformat, Querformat, quadratisch. Jedes erzählt eine andere Geschichte, erzeugt eine andere Wirkung.

Nimm die Skizzen ernst, aber nicht zu ernst: Sie sind Werkzeuge, keine Mini-Meisterwerke.

Geschichten erzählen mit Kompositionsskizzen im Aquarell

Das Geschichten-Erzählen ist in der Malerei sehr wichtig. Nur wer eine kleine Geschichte erzählt, zieht seine Betrachter in den Bann. Jede Kompositionsskizze im Aquarell ist ein Schritt, um genau diese Wirkung zu finden.

Fazit: Kompositionsskizzen im Aquarell sparen Zeit und Nerven

Kompositionsskizzen im Aquarell sind wie Landkarten: Sie zeigen uns den Weg durch das Bild.

Wer diesen kleinen Umweg macht, spart sich später viele Frustmomente.

Gleichzeitig entdeckt man, wie reich ein einziges Motiv sein kann, wenn man es in mehreren Varianten denkt.

Wer Lust hat, kann sich angewöhnen, vor jedem größeren Aquarell zwei, drei solcher Farbskizzen zu machen.

Man wird überrascht sein, wie sehr diese kleine Gewohnheit die eigene Malerei verändert.

Mein Tipp: Malen mit dem Timer

Wenn du in meine Skizzen schaust, dann sind sie nicht lange geplant, sondern spontan. Besser viele Skizzen als Perfektion. Oft ist die Skizze auch im Alltag die bessere Option, denn sie hilft dir, mehr Erfahrungen zu sammeln. 10-15 Minuten sind die optimale Zeit.

Wer sich dies antrainiert, lernt viel

Gerade wenn man nicht viel Zeit hat, ist es ein unterhaltsames Spiel. Man lernt und merkt, was funktioniert.

Das ist viel besser für die Seele als ein frustrierendes Bild, in dem der Zwang zur Perfektion steckt.

Hat man die Erfahrungen mit dem Motiv gesammelt, entsteht das eigentliche Aquarell wie von Zauberhand, denn man hat die Probleme des Motivs im Kopf geklärt. Auch wenn es sich merkwürdig anhört:

Kompositionsskizzen im Aquarell sparen viel Zeit und Nerven, wenn man sie als Spiel betrachtet.

Noch ein Tipp: Notan – die Kompositionsskizze in einer Farbe

Wenn dir das alles noch ein wenig zu kompliziert erscheint, solltest du meinen Artikel zum Notan lesen – einer Kompositionsskizze in nur einer Farbe.

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Weiter zum Thema:

https://blog.herz-der-kunst.ch/notan-und-der-bildentwurf/