Leuchtende Farben in Aquarellen!

Manchmal treffe ich auf Menschen, die beim Malen von Aquarellen ungeduldig werden. Sie wollen alles gleichzeitig: die leuchtenden Farben, die satten Schatten, die Tiefe, die Atmosphäre. Und dann landen all diese Wünsche gleichzeitig auf dem Papier, vermischen sich fröhlich miteinander – und das Ergebnis wird matschig.

Und das erklärt, warum meine fröhlichsten und nettesten Schüler die matschigsten Bilder malen!

So nach dem Motto ohne uns hätte das Chaos kein Zuhause. XD X)

Möchtest du das vermeiden?

Dann lies diesen Artikel, denn es ist eganz einfach:

Einfach ist es wirklich. Hier siehst du eine schnelle Skizze vom Mont Saint-Michel mit Stempel. So siehst du, dass es wirklich fix und direkt vor Ort gemalt wurde.

Leuchtende Farben Aquarelle, Aquarell Mont Saint Michel Frankreich. Tutorial Tine Klein, Herz-der-Kunst

Die Technik zeige ich dir in einem Video, das am Sonntag ab 10:00 Uhr auf Instagram zu sehen ist. Und hier kommen wir zu einem wichtigen Thema: Große Kunsthäuser bekommen hohe Summen. Menschen, die Kultur für dich machen, bekommen nichts. Wenn dir also gefällt, was ich hier mache, dann lass aus eigenem Interesse auch mal eine Spende da. Denn es ist peinlich: 5000 lesen mit – und nur ein paar Helden spenden! Aber auch Kultur braucht ein Budget. Unten hängt ein Spenden Link an.

https://www.instagram.com/tine.klein/

Und noch wichtiger: Lass, wenn du das Video siehst, einen Kommentar und ein Like da! Reposte das Video und sende es an Freunde mit gleichen Interessen! Warum? Kultur hat es enorm schwer, sich gegen Katastrophen und Ärger durchzusetzen. Wir wollen Kultur und keine Katastrophe – also bitte hilf mit. Du tust etwas Gutes!

Leuchtende Farben durch 2 Schritte!

Ein gutes Aquarell entsteht in zwei klar voneinander getrennten Phasen. Was wie eine kleine organisatorische Entscheidung klingt, hat in Wahrheit etwas Befreiendes.

Man legt einfach los und braucht keine Fehler zu fürchten, wenn man dies beachtet…

In der ersten Phase geht es um Licht. Und mit Licht meine ich wirklich Licht in seiner reinsten malerischen Form: helle, leuchtende Farben, nichts Überschattetes.

Du malst flüssig in verwandten Farben,

zum Beispiel Gelb, Rot, Orange oder Blau, Gelb und Grün – also Farben, die im Farbkreis aneinander grenzen!

Tine Klein Aquarell Mont Saint Michel. Tutorial leuchtende Farben.

Leuchtet schon gut oder? Schnell, weil keine Details drin sind!

Wenn diese Grundlage stimmt, hat das ganze Aquarell später frische und leuchtende Farben.

Das liegt daran, dass sich die Pigmente nicht gegenseitig dämpfen. Keine Überlagerung, keine unnötigen Mischungen, kein Chaos.

Die Farben bleiben rein wie frisch ausgepackte Bonbons.

Und deshalb darfst du auch nicht in der Farbe herumrühren.

Du trägst sie auf – und dann: Pfoten weg!

Klare, leuchtende Farben entstehen durch Pfoten weg!!! Nichts ist schlimmer als 1000 Pinselstriche.

Damit diese Frische nicht verloren geht, gibt es eine wichtige Regel:

Keine Komplementärfarben in Phase eins.

Leuchtende Farben sterben durck komplementäre Farben!

Und hier lohnt es sich, einmal kurz wissenschaftlich zu werden.

Komplementärfarben – das sind jene Pärchen, die sich auf dem Farbkreis diametral gegenüberstehen:

Gelb und Violett, Rot und Grün, Blau und Orange. Sie haben die wunderbare Eigenschaft, sich gegenseitig auszubalancieren.

Wenn man sie mischt, wirken sie neutralisierend. Sprich sie werden Grau.

Das kann großartig sein, wenn man graue Töne, Schatten oder Erdigkeit braucht – aber eben ganz und gar nicht in der ersten Phase.

Benutzt man sie zu früh, nimmt man dem Aquarell die Strahlkraft, bevor es überhaupt anfangen darf zu leuchten.

Es ist ein bisschen, als würde man das Licht ausmachen, bevor man überhaupt im Raum ist.

Deshalb: Phase eins gehört den freundlichen, hellen Tönen.

Reines Gelb, heiteres Blau, frisches Türkis, zartes Rosa – alles, was den Frühling im Herzen weckt. Wenn Komplementärfarben nötig sind, setzt man sie so, dass sie sich nicht berühren. Kleine Abstände, klare Bereiche, feine Übergänge.

Und dann kommt Phase zwei: Leuchtende Farben zum Strahlen bringen.

Jetzt darf es spannend werden. Wenn die erste Phase das warme Sonnenlicht ist, so ist die zweite Phase der dunkle Gegenspieler.

Hier kommen die dunklen Farben, die Schatten, die Nuancen, die Kontraste ins Spiel.

Tine Klein Aquarell Mont Saint Michel. Tutorial leuchtende Farben.

Trotz des schlechten Wetters in der Bretagne, die Farbe leuchted ohne die Aussage zu verfälschen!

Und ja, hier dürfen Komplementärfarben ihre ganze Kraft entfalten. Jetzt sind sie nicht mehr destruktiv, sondern konstruktiv.

Sie machen Tiefe, sie machen Erzählung, sie machen das Bild glaubwürdig.

In dieser Phase male ich gerne sehr bewusst. Ich entscheide mich für Dunkelheiten, nicht weil ich sie „brauche“, sondern weil sie die hellen Bereiche zum Leuchten bringen. Dunkel ist nur interessant, wenn es hell gibt – und umgekehrt. Kontraste sind das, was uns aus Fotografien und Gemälden sofort anspringt.

Unser Gehirn liebt Unterschiede.

Durch den Abstand der Tonwerte entsteht ein visuelles Kribbeln, das das Auge immer wieder neu anregt. Die Farben scheinen zu glühen, nicht weil sie selbst so extrem kräftig wären, sondern weil ihre Umgebung ihnen die Bühne schenkt.

Ich nenne das Futter für die Augen. Leuchtende Farben entstehen durch diese Kontraste.

Diese Zweiteilung in leuchtende Farben und Schatten hat enorme Vorteile.

Der wichtigste: Man macht sich selbst das Leben leichter.

Statt alles im Auge behalten zu müssen – Farbsauberkeit, Tonwerte, Lichtführung, Komposition – trennt man die Aufgaben sauber. Zuerst die Atmosphäre, die Farbe und das Licht! Dann die Struktur.

Zuerst der Klang, dann der Rhythmus.

Man arbeitet in Schichten, lässt ganz bewusst die Farbe laufen, aber ruhig und gelassen, denn man weiß: Die Struktur kommt erst mit den Schatten.

Leuchtende Farben und Freiheit!

 

Ein zweiter Vorteil, den viele unterschätzen:

Das Aquarell bleibt flexibel.

Die erste Untermalung mit den leuchtenden Farben ist kein Gesetz!

Man kann daraus etwas ganz anderes machen, als man vorher plante.

Dies ist eine ganz wichtige Erkenntnis der Freiheit.

Ob Stift oder Schatten – beides ist frei, denn die dunklere Farbe ist mächtiger als die hellen!

Wenn man sich in Phase eins nicht schon dunkle Flecken hineingemalt hat, kann man später frei entscheiden, Wie man die Form legt.

Das Bild bleibt offen, und man kann spielerisch entscheiden, welche Elemente den Fokus erhalten. Ein helles Boot braucht einen dunklen Hintergrund, solche Entscheidungen lassen sich erst treffen, wenn man sieht, was los ist.

Die Aufteilung des Malens in zwei Schritte bringt also Freiheit und ein wenig Sicherheit.

Und schließlich schafft diese Methode etwas, das man mit Worten kaum erklären kann: Sie bringt Harmonie, die ein Bild lebendig macht.

Ein Aquarell, das in zwei Phasen entstanden ist, hat diese innere Ordnung. Es strahlt, es wirkt ruhig und gleichzeitig vibrierend.

Wenn man diese zwei Phasen einmal verinnerlicht hat, wird das Malen entspannter.

Man wird sicherer, weil man weiß, dass man nicht alles sofort entscheiden muss. Man gönnt dem Bild – und sich selbst – eine Pause zwischen Licht und Schatten. Und am Ende entsteht etwas, das ganz natürlich aussieht – obwohl es in Wahrheit das Resultat einer sehr bewussten Entscheidung ist.

Um die Sicherheit, die dir diese Methode gibt, zu nutzen, musst du jedoch einige Ketten in deinem Kopf abschütteln!

Liebe Grüße
Tine

Hilf mit! Sei ein Held der die Kultur hochhält!

CHF

Proportionen Zeichnen!

Weißt du, Proportionen zeichnen ist ein bisschen wie Abschmecken beim Kochen.

Proportionen Zeichnen! Und so sind die Resultate meiner schnellen Skizze. Die Klein Aquarell Schweiz Urban sketching

Wir suchen den Moment, wo alle Einzelteile harmonisch zusammenarbeiten. Erst wenn alles miteinander harmoniert, entsteht dieser leise Moment, in dem man spürt:

Jetzt passt es.

Und genau dahin wollen wir ja.

Anders als man denkt, geht es oft nicht um die millimetergenaue Abbildung von Proportionen, sondern um ihre Wirkung zusammen.

Also sollte man nicht sofort die Flinte ins Korn werfen, wenn man eine kleine Ungenauigkeit in der Zeichnung hat.

Proportionen erkennen – Proportionen Zeichnen.

Die gute Nachricht: Der Mensch ist ein Naturtalent im Erkennen von Verhältnissen.

Unser Gehirn liebt Muster. Blöd ist nur, dass wir beim Zeichnen ablenkbar wie die Katzen sind. Und noch eine schlechte Nachricht:

Beim Zeichnen bringt uns unser Denkorgan Apparat ständig in Schwierigkeiten, weil er uns einflüstert, wir wüssten schon, wie etwas aussieht. Und genau da beginnt das eigentliche Lernen.

Wenn ich Menschen Proportionen beibringe, arbeite ich am liebsten mit der Vergleichsmethode.

Du nimmst ein Element – zum Beispiel die Höhe eines Kopfes, die Breite einer Tasse, die Länge eines Bootes – und setzt alles andere dazu ins Verhältnis. Das ist wie ein ständiges leises Nachfragen:

Ist die Strecke kleiner oder größer als die andere Strecke?

Ist das wirklich so breit?

Wie schaut der Winkel der Strecke im Vergleich zur letzten Strecke aus?

Passt das zueinander?

Diese Methode zwingt dich, zu sehen statt zu glauben.

Und darum geht es im Kern.

Wir vergleichen  – und das bringt die Proportion!

Und dann schauen meine Vorzeichnungen so simpel aus! Null Details! Suchend nur die große Form.

Proportionen Zeichnen! Tine Klein Vorzeichnung

Hier ist mein Geschenk für dich: Ab Sonntagmorgen, so ab 10 Uhr, kannst du sehen, wie die Vorzeichnung zum Bild entsteht. Kultur zu machen ist nicht einfach. Kultur kommt im Kampf gegen Terror und Hass in den sozialen Netzwerken kaum an. Deswegen: Sei ein Held der Kultur! Kommentiere das Video und poste oder schicke es weiter. Damit die sozialen Netzwerke sehen, dass wir Kultur möchten – und nicht immer nur schlechte Nachrichten.
Du findest mich auf Instagram unter Tine.Klein. Nicht den Punkt vergessen!

https://www.instagram.com/tine.klein/

Proportionen Zeichnen ohne Ablenkung:

Wichtig ist dabei eine ruhige, neugierige Haltung. Du fängst an zu zeichnen und vergleichst jede Strecke nach Winkel und Länge mit der vorangegangenen.

Du suchst keine Perfektion, sondern Zusammenhänge.

Die gute Nachricht: Die meisten Menschen können dies mit ein wenig Übung ganz gut!

Wenn du eine Linie ziehst, sollte sie immer eine Antwort auf das sein, was du gerade beobachtet hast.

Die Zeichnung ist ein Gespräch zwischen Auge und Hand.

Doch wenn du dich ablenkst, dann wird’s schwierig.

Die größten Fehler? Ach, davon gibt es ein paar Klassiker.

Es gibt ein paar klassische Fehler, die das Proportionen Zeichnen fast unmöglich machen.

Der schlimmste ist, sich selbst durch kleine Details abzulenken!

Und damit kommen wir zu „Weniger ist mehr“. Das klingt wie eine Atelierfloskel, aber eigentlich ist es ein sehr praktischer Hinweis.

Wer sich nicht an die großen Linien der Proportion hält, verwirrt sich selbst.

Jedes zusätzliche Detail ist eine Ablenkung! Wir möchten durch Details unsere Zeichnung hübscher machen, doch das Gegenteil passiert! Wir malen kleine Fenster und irgendeinen Trallala.

Und dadurch vergisst unser Kurzzeitgedächtnis die Proportion.

Die Grundformen haben ihren Zusammenhang verloren, und damit führt jedes weitere Detail zum Vergessen.

Die Proportion fällt wie ein Kartenturm in sich zusammen.

Reduziere den Anfang unbedingt auf große Formen, einfache Verhältnisse und klare Achsen. Keine Ablenkungen!

Keine Details!

Wenn das sitzt, kannst du die Zeichnung später nach Herzenslust ausbauen – und plötzlich wirkt selbst eine schnelle Skizze erstaunlich sicher.

Proportionen zeichnen hat nichts mit Raten zu tun!

Der zweite von den fatalen Fehlern ist der:

„Ich-weiß-schon-wie-das-aussieht“-Reflex.

Er führt dazu, dass Köpfe zu groß werden. Eine Kaffeetasse ist aus unserer Perspektive oval.

Trotzdem malen wir sie rund, weil unser Gehirn ein kleiner Klugscheißer ist.

Wir wissen ja, dass es rund ist! Da hilft nur: Hingucken!

Fahre mit dem Stift über das Foto, bei direkter Beobachtung fährst du in der Luft über die Form. Dann merkst du ganz genau, dass eine gezeichnete Tasse kein Kreis ist.

Was hilft noch? Oh, einiges:

• Keine Angst vor falschen Linien. Halte deinen Stift sehr locker, fast ein bisschen weit hinten. Das schafft Distanz und verhindert Verkrampfen. Der Strich wird zart, dann kann man bei Fehlern einfacher korrigieren.
• Zeichne große Formen deines Motivs zuerst, in der oben beschriebenen Vergleichs-Methode. Es fühlt sich manchmal zu einfach an, ist aber die beste Versicherung gegen schiefe Verhältnisse.
• Schau öfter auf dein Motiv als auf deine Zeichnung.  Das wirkt banal, ist aber eine der effektivsten Übungen überhaupt. Versuche, deine Motorik so zu trainieren, dass du zeichnen kannst, ohne ständig auf deine Zeichnung zu sehen.

Wenn du Proportionen lernst, lernst du im Grunde, die Welt neu zu sehen. Es ist ein Training in Aufmerksamkeit, und das macht unglaublich viel Spaß, wenn man sich darauf einlässt.

Und irgendwann – ganz unspektakulär – merkst du, dass deine Hand beginnt, die Dinge so zu erfassen, wie sie wirklich sind.

Dann wird Zeichnen zum Entdecken statt zum Kämpfen. Und genau das ist der Moment, in dem es leicht wird.

Und dann darfst du loslassen!

Denn das ist der Moment, in dem du den Kopf frei hast, etwas Neues zu lernen. Denn dann kannst du lernen, der Zeichnung zu geben, was sie braucht, und nicht sklavisch am Motiv zu hängen.

Beim Loslassen beginnt die Kunst!

Und dann kannst du schnell hintereinander Skizzen machen:

Resultate aus meinen Workshops:

So schön ist die Schweiz Tutorial zum reduzierten Vorzeichnen. Proportionen Zeichnen! Aquarell von Tine Klein.

So schön ist die Schweiz Tutorial zum reduzierten Vorzeichnen. Proportionen Zeichnen! Aquarell von Tine Klein.

So schön ist die Schweiz Tutorial zum reduzierten Vorzeichnen. Proportionen Zeichnen! Aquarell von Tine Klein.

Und wenn du Zeit hast, lies den Artikel unten!

Und vergiss nicht Sonntag kommt ab 10 Uhr das Reel auf Instagram:

Du findest mich auf Instagram unter Tine.Klein. Nicht den Punkt vergessen!

https://www.instagram.com/tine.klein/

Kunst braucht Budget! 5000 lesen – und ein paar Helden spenden. Lass eine kleine Spende da, das macht die Arbeit leichter!

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https://blog.herz-der-kunst.ch/jeder-maler-muss-3-mal-sehen-lernen/

Jeder Maler muss 3 Mal Sehen lernen!

Liebe Grüße Tine

Locker und frei! Wie vermeidet man den Ausmalbuch-Effekt beim Zeichnen.

Tine Klein Zeichnen und Malen Aquarellskizze

Die neuen Zeichenkurse sind offen!

Wie immer sind einige Plätze schon jetzt knapp, weil viele sich ihren Lieblingskurs ein Jahr im Voraus sichern. Aber lass dich davon nicht bremsen – melde dich trotzdem an! Wenn genügend Interesse da ist, können wir zusätzliche Gruppen öffnen, vorausgesetzt wir finden noch ein freies Plätzchen im Raumplan.

Und ganz wichtig: Trag dich unbedingt auf die Warteliste ein. So rutschst du zuverlässig nach, bekommst mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Platz – und ich kann viel besser planen, damit niemand draußen bleiben muss.

Unterentfelden 30-31.1.2026:

https://www.boesner.ch/niederlassungen/veranstaltungen/ausdrucksstark-zeichnen-5-21023

Münchwilen 13-14.2.26:

https://www.boesner.ch/niederlassungen/veranstaltungen/ausdrucksstark-zeichnen-3-21019

Aarberg 20-21.2.26:

https://www.boesner.ch/niederlassungen/veranstaltungen/ausdrucksstark-zeichnen-1-21015

Münchwilen: 6-7.3.26

https://www.boesner.ch/niederlassungen/veranstaltungen/ausdrucksstark-zeichnen-2-21017

Aarberg 13-14.4.26:

https://www.boesner.ch/niederlassungen/veranstaltungen/ausdrucksstark-zeichnen-21011

Wie vermeidet man Ausmalbuch-Effekte und wird locker und frei?

Heutzutage stehen graphische Elemente in Skizzen und Aquarellen hoch im Kurs.

 Das Arbeiten mit schwarzen Linien und Flächen hat große Vorteile, es lässt Farben strahlen und strukturiert Skizzen und Malerei enorm gut.

Alles wirkt schön plakativ! Doch manchmal wird es zu plakativ.

Und dann passiert etwas, das viele von uns nur zu gut kennen:

Die Bilder erinnern plötzlich an ein Kindermalbuch.

Linien stehen wie starre Gitter, Flächen werden brav bis zur Kante ausgefüllt. Das Bild wirkt ordentlich, vielleicht sogar nett, aber es hat keine Energie, keine Luft, keine Lebendigkeit. Es wirkt wie festgenagelt.

Und so stehen wir vor der zentralen Frage dieses Blogs:

Wie vermeidet man den Ausmalbuch-Effekt, der durch starre Linien und flächiges Ausfüllen entsteht?

Der Ausmalbuch-Effekt, ist mangeldes Spiel

Der Ausmalbuch-Effekt entsteht immer dann, wenn der graphische Effekt – also die dunkle Linie des Stiftes oder die dunklen, klaren Flächen im Aquarell – nicht mehr spielerisch sind.

Die Linie dominiert alles und lässt dem Aquarell oder der Skizze einfach keine Luft zum Atmen.

Besonders häufig entsteht dies, wenn die Zeichnung oder die dunklen, monotonen Flächen das Aquarell regelrecht umschließen wie ein Käfig. Die dunkle Linie reagiert dann nicht mehr auf die Farbe. Sie hält sie fest, klemmt sie ein wie eine Zange. Das Bild verliert seine Freiheit.

Die Hauptfehlerquellen, die zum Ausmalbuch-Effekt führen:

Eine charakterlose, harte und geschlossene Linie.

Hast du schon mal eine schöne, flüssige und ästhetische Handschrift bewundert?

Dann erkennst du sofort, dass der Schreiber ein Meister seines Fachs ist. Die Buchstaben fließen frei über das Blatt, sie tanzen, brechen, schweben.

Eine schöne Handschrift hat sich von vielen Regeln gelöst.

Sie schwingt in ihrer eigenen Art, verbunden mit dem Menschen am Stift. Und genau so ist eine gute Linie:

Sie lebt.

Eine Druckschrift dagegen wirkt starr. Sie folgt zu vielen Regeln, nimmt sich wenig Freiheit, ist abgehackt.

Sie ist korrekt, aber uninspiriert.

Und genau das passiert auch beim Malen. Wenn du deine Linie mit dem Stift oder dem Pinsel zu hart, zu langsam oder zu kontrolliert setzt, verliert sie ihre Lebendigkeit. Sie wird schwer.

Sie wird zur Grenze, zur Barriere, zum Rahmen, der das Bild einsperrt.

Muss die Linie also meisterlich sein, um diesen Effekt zu vermeiden?

Natürlich wäre das schön.

Ich wünsche dir eine meisterliche Linie.

Natürlich wäre das schön, aber um die Wahrheit zu sagen: Ich arbeite selbst immer noch daran. Und das Gute ist:

Es gibt zahllose Wege, die Linie freier und ausdrucksstärker werden zu lassen.

Eine Linie mit Charakter ist kein Gefängnisgitter.

Sie darf tanzen. Sie darf hüpfen.

Sie darf zeigen, dass sie von dir kommt.

Alles, was sie leisten muss, ist eine Grundform zu zeigen – nicht mehr. Lies dazu gern den Blog der letzten Woche: Was ist eine gute Form?

Wichtig ist, dass du deiner Linie erlaubst, erzählerisch zu verlaufen.

Im Schatten darf sie dunkler und kräftiger sein. Bei Blättern und Pflanzen darf sie organisch sein. Bei Gebäuden darf sie kantig und klar sein. Die Linie hat ihre eigene Sprache.

Der coole Sau-Effekt

Der coole Sau-Effekt entsteht genau hier. Es gibt Handschriften, bei denen man Luft holen muss, weil sie so viel über den Menschen erzählen. Wirf das „Ich muss“ zugunsten des „Ich darf“ ab. Frag nicht: „Darf ich das?“ Sag: „Ich fühl das so.“

Probier alles aus: Lass die Linie brechen, zittern, kippen, springen. Alles ist erlaubt.

Damit man den Stift so frei über das Papier rasen lassen kann, ist Vorzeichnen oft ein guter Weg. Denn wer gehemmt ist, zeichnet und malt nicht frei. Die Vorzeichnung gibt Sicherheit, aber sie soll nicht das endgültige Bild sein.

Ausmalbuch-Effekt und das Vorzeichnen:

Die Vorzeichnung soll dir Halt geben, nicht Fesseln.

Der häufigste Fehler ist, zu denken, dass in die Vorzeichnung alles hinein muss. Nein!

Die Vorzeichnung darf nur ganz leicht und zart Proportionen andeuten. Und erst dann lässt du den Stift darüber tanzen.

Der coole Sau-Effekt entsteht später, wenn du rasant, schnell und emotional zeichnest. Dadurch wird Energie freigesetzt.

Der Ausmalbuch-Effekt entsteht auch, wenn Linien oder Flächen als strenge Grenzen wahrgenommen werden.

Ein Bild zerbricht, wenn man Motivteile getrennt malt und zeichnet.

Die Fläche wird dann zum Innenraum, der ausgefüllt werden muss.

Oder man streicht eine Fläche einfach stumpf mit Schwarz oder Grau an. Dann wirkt das Bild wie ausgeschnitten.

Ganz falsch, denn die Form wird wie ein Diktator.

Die Skizze oder das Aquarell hat keine Luft zu atmen.

Um dies zu vermeiden, verändert man die Arbeitsweise:

Schritt 1
Lege die Aquarellfarben locker an. Denke an Umrisse, aber halte sie nicht fest. Lass die Farbe laufen. Denke an Licht, Bewegung, Stimmung. Exakte Formen entstehen später mit Dunkelheit und Linie. Farbe darf größer sein als das Objekt. Farbe darf frei sein.

Schritt 2
Wenn die Farbe trocken ist, entsteht eine sanfte Vorzeichnung.

Die Zeichnung orientiert sich an der Farbe, sie muss es aber nicht.

Wichtiger sind Spannung und Lebendigkeit. Die Linie entsteht schnell, aus dem Bauch, im Jetzt. Ohne Plan.

Lass Fehler abtropfen wie Regentropfen auf einer Windschutzscheibe.

Zeichne nicht, um zu erklären. Zeichne beim Fühlen.

Unser Gehirn liebt es, selbst zu ergänzen.

Und deshalb: Arbeite frei wie ein Vogel. Mach, was dir in den Kopf kommt.

Freiheit ist am Anfang schwer.

Aber genau sie erzeugt Spannung und Lebendigkeit.

Wenn du beim Zeichnen kaum aufs Papier schaust, sondern auf das Motiv, entstehen Ungenauigkeiten. Sie sind Gold. Sie machen das Bild menschlich und lebendig.

Wir suchen nicht Perfektion. Wir suchen Ausdruck.

Und darum: Geschwindigkeit hilft. Wer zögert, verliert Energie. Wer fließt, gewinnt Ausdruck.

Ein Bild lebt, wenn Linie und Farbe sich berühren, kreuzen, widersprechen dürfen.

Erst dann atmet es.

Der Ausmalbuch-Effekt etsteht nicht…

Wenn man diese freie Linie sanft betonnt und verdichtet, dafür braucht es keine geschlossenen Gitter!

Liebe Grüße
Tine

Weiterlesen bei Tine: Hilfreich wie erstellt man eine gute Form:

https://blog.herz-der-kunst.ch/die-macht-der-form-so-machst-du-interessante-aquarelle-und-skizzen/

Herzlichen Dank an alle, die gespendet haben!

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Ich möchte seit Jahren mehr für euch tun – aber das geht nur mit eurer Unterstützung.
Wenn ihr also mögt, dass Herz der Kunst weiter frei und unabhängig bleibt, dann helft mit. Jeder Beitrag, egal wie klein, bewirkt etwas.

Die Macht der Form: So machst Du interessante Aquarelle und Skizzen

Bevor es hier mit der Macht der Form los geht:

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Auf dich kommt es an!!!!!

Liebe Grüße
Tine

Tine Klein ein Aquarell am Zürisee zum Thema, wie macht man eine gute Form.

Was ist eine gute Form?

Die „gute Form“ ist kein Zufall. Sie ist eines der ältesten Themen der Kunsttheorie – von den Griechen über Leonardo da Vinci bis hin zur modernen Gestalttheorie.
Schon die alten Griechen wussten, dass Formen harmonisch wirken können.

Leonardo suchte sie in Proportionen, Goethe im „Urphänomen“ der Natur.

Aber Hand aufs Herz: Diese Theorien helfen einem oft wenig, wenn man mit zitternder Hand vor dem weißen Blatt sitzt!

Darum hier meine persönliche Übersetzung:

Gestalte deine Form so, dass sie einfach, klar, ausgewogen – und trotzdem spannungsvoll ist.

Klingt paradox? Ist es auch. Doch wer das Prinzip einmal verstanden hat, kann selbst aus dem simpelsten Motiv etwas Traumhaftes machen.

Faustregel:
Eine gute Form ist so einfach, dass man sie versteht – und so komplex, dass sie interessant bleibt.

Die Grundform vereinfachen!

Am Anfang steht immer die typische Form.
Man soll sie auf den ersten Blick erkennen: „Das ist ein Haus!“ oder „Das ist ein Stuhl!“.

Mach es dir ruhig einfach – die Grundform rockt das Ding!

Das nennt man das Gesetz der Prägnanz:


Wir merken uns die klarste, einfachste Struktur.

Ein Dreieck versteht das Auge schneller als ein krummes Vieleck. Ein Haus? Ein Viereck mit einem Dreieck obendrauf.

Das heißt: Die einfachste Struktur als Grundform ist die am besten verständliche Form.

Aber so einfach ist es dann doch nicht! Zu einfache Formen wirken wie von Kinderhand gemalt.
Das Ziel ist, eine Form zu entwickeln, die einfach, erkennbar und ausdrucksstark ist.

Die gute Foem Anleitung tine Klein Tutorial

Wie stärkt man die Aussage einer Form?

Eine interessante Form ist nicht überfrachtet mit Details, sondern klar genug, dass das Auge sie versteht – und komplex genug, dass sie den Betrachter beschäftigt.

Ich möchte ein ausgewogenes Gleichgewicht, aber auch ein bisschen „Entertainment“ in der Form.

Schau dir mal dieses einfache Motiv an:

Der weiße Bereich des Bauernhauses ist ganz klar als Haus zu identifizieren.
Also – ein Kasten mit einem Dreieck drauf!

Ob eine Form top oder flop ist, liegt an ihrer Aussagekraft.

Klappern gehört zum Geschäft!
Jetzt machen wir die Form interessanter. Dort, wo eine Form spannend wirken soll, stärkt man ihre Ecken!

Wenn wir eine Form betonen möchten, sind die Ecken von äußerster Bedeutung – sie machen eine Form verständlich!

Deshalb ziehe ich im Bild die Ecke meines Bauernhauses etwas weiter heraus.

Nun erkennt selbst ein flüchtiger Blick, dass es sich um ein Bauernhaus mit großem Dachüberstand handelt.

Das, was du an einem Motiv betonen möchtest, bekommt besonders interessante Ecken!

Und dies stärkt auch noch die erzählerische Kraft deiner Bilder.

Dadurch entsteht auch im Kopf des Betrachters eine Geschichte:
Ist das Süddeutschland oder die Schweiz?

Er zieht seine eigenen Schlüsse – und genau das wollen wir!

Aber Vorsicht – wir wollen das Motiv nicht einklemmen.
Das heißt nicht, dass man es beim Zeichnen zum Kasten machen muss.

Beim Zeichnen und Malen werden nur die wesentlichen Eigenschaften betont.

Alles, was weniger interessant sein soll, wird lockerer, lässiger behandelt.

So signalisierst du dem Betrachter: Hier darfst du zur Ruhe kommen.

Das siehst du im Bild deutlich – auf der linken Seite des Hauses und auch bei der Landschaft daneben.


Dort läuft alles ruhiger, weicher, mit weniger Betonung.


So lenke ich das Interesse gezielt auf die Hausform und lasse die Umgebung als Bühne wirken.

Im Bild  erkennt man das gut:


Der weiße Teil des Hauses bringt Ruhe und Klarheit, aber der linke Teil mit seiner leicht schrägen, unregelmäßigen Dachkante sorgt für Spannung und Überraschung.

Das ist die Kirsche auf der Torte!

Das bedeutet: Einerseits ist das Haus klar erkennbar, aber gleichzeitig leicht asymmetrisch, also unerwartet.
Dadurch bleibt das Auge länger interessiert – es will verstehen, was hier passiert.

So funktioniert übrigens auch der Goldene Schnitt:
Er rückt Motive ein wenig aus der Mitte und erzeugt so einen spannenderen Bildaufbau.
Wenn du also die Symmetrie leicht brichst, entsteht Bewegung und Spannung.

Setze ein Objekt leicht aus der Mitte herraus– das bringt schon viel.

Dann beginnt das Auge zu wandern – es sucht Balance, findet sie und bleibt dadurch länger in der Zeichnung oder im Aquarell.


Mehr dazu in einem anderen Blog (siehe unten).

Ein Profi wird unruhig, wenn seine Zeichnung zu symmetrisch ist!
Künstler wie Degas oder Hokusai haben Asymmetrien meisterhaft genutzt – sie geben dem Auge immer eine Aufgabe.
In ihren Bildern ist Bewegung.

Bauhaus-Weisheit: Spannung und Gleichgewicht

Mein Großvater war am Bauhaus und erzählte mir:
Im Unterricht dort lehrte man, dass jede Fläche oder Form dann „gut“ wirkt, wenn sie

Spannung und Gleichgewicht zugleich besitzt.

Gleichgewicht schafft visuelle Ruhe.
Ungleichgewicht bringt Energie.

Wenn beides vorhanden ist, hält das Auge still – aber aus Interesse, nicht aus Langeweile.

Daraus ergibt sich eine einfache Faustregel für die gute Form:


Halbiere dein Motiv einmal längs und einmal quer.

Sind beide Formen unterschiedlich und trotzdem interessant, hast du eine perfekte Form erzeugt.

Das ist keine ausgedachte Regel, sondern die praktische Anwendung einer komplexen Gestaltungstheorie.

Warum das funktioniert?


Weil dabei zwei Dimensionen der Balance geprüft werden – horizontal und vertikal.

So werden sowohl die Links-Rechts-Balance als auch die Oben-Unten-Balance berücksichtigt.

Unterschiedlichkeit erzeugt Spannung, Ausgewogenheit erzeugt Ruhe.


Wenn beide Hälften exakt gleich sind, wirkt es statisch.


Sind sie völlig ungleich, wirkt es chaotisch.
Die Regel fordert: Mach beide Teile interessant – aber lass sie zusammenwirken.

Etwas muss eine Seite mit der anderen verbinden.


Teilt man das Haus einmal längs und einmal quer, erkennt man, wie ich der Regel folgte.
Teilung vertikal: Das Haus ist rechts klar und weiß – eine gut erkennbare Form, die Ruhe bringt.
Die linke Seite ist kontrastreich, schräg und ein wenig anarchisch – das bringt Spannung.
Horizontale Teilung: Die obere Hälfte mit dem Dach gibt starke Formen, macht klar, dass es ein Haus ist, und bringt Spannung und Pfiff.
Unten haben wir Ruhe und eine klare Trennung von Licht und Schatten. Die Form passt.

Fazit zur guten Form beim Malen und Zeichnen

Eine gute Form ist kein theoretisches Gebilde, sondern eine Verabredung zwischen Auge, Herz und Gehirn.

  • ist klar, aber nicht banal

  • vereint Spannung und Ruhe

  • folgt einer inneren Logik oder Bewegung

  • erzählt eine Geschichte

Man könnte sagen:
Eine gute Form ist das Gespräch zwischen dir und dem, was du siehst.

Liebe Grüße
Tine

5000 lesen – nur eine Handvoll spendet.
Ein bisschen peinlich… und deshalb ein umso größerer Dank an euch!
Ihr seid die stillen Heldinnen und Helden im Hintergrund.
Danke, dass ihr Kultur nicht nur genießt, sondern tragt. 💛🎨

CHF

Weiterlesen zum Bildentwurf:

Der goldene Schnitt

https://blog.herz-der-kunst.ch/der-goldene-schnitt/