Der richtige Pinsel fürs richtige Ergebnis!

Der richtige Pinsel: Beim Unterricht ist mir etwas Erschreckendes aufgefallen

Ich unterrichte oft Menschen, die schon lange und viel malen – Urban Sketcher, Aquarellisten und Skizzenbuchkünstler.

Viele Schüler malen mit Pinseln, von denen sie nicht wissen, was sie eigentlich tun.

Die einen mühen sich mit Pinseln, die ständig Wasser ins Bild spucken, und die anderen versuchen mit Pinseln, die kein Wasser halten können, feuchte Lasuren zu malen!

Der richtige Pinsel: Das kleine Geheimnis mit großem Effekt

Wir Aquarellmaler haben das Problem, dass sehr unterschiedliche Pinsel optisch vollkommen gleich aussehen.

Doch innerlich haben die Pinsel ganz unterschiedliche Funktionsmechanismen. Das mag überraschen, da die Pinsel äußerlich identisch wirken. Ein vergleichbares Problem hätte ein Tischler, wenn eine Säge und eine feine Feile gleich aussehen würden! Wir müssen uns diesem Problem stellen, denn …

Wichtig ist, das passende Werkzeug für die jeweilige Aufgabe zu wählen –
doch dumm, wenn man nicht weiß, was das passende Werkzeug ist!

Drei Pinsel und welche davon sind Lasurpinsel?

Auflösung später!

Wenn du es schaffst, diese Pinsel auseinanderzuhalten, dann ersparst du dir plötzlich viele Frusterlebnisse.

Techniken, die seit Jahren nicht funktionieren, könnten auf einmal klappen!

Es gibt im Aquarell bei den Rundpinseln zwei große Klassen:

 Die beiden Klassen sind Lasurpinsel und Pinsel fürs Malen und für Detailarbeiten.

Der Lasurpinsel sieht genauso aus wie der große Rundpinsel, doch er ist für ganz andere Techniken geschaffen!

Lasurpinsel:

Der Lasurpinsel ist das, was man sich unter einem wunderbaren Aquarellpinsel vorstellt: Er ist wertig, liegt wunderbar in der Hand und tankt gierig Pigmente und Wasser.

Benutzt man ihn, zaubert er weiche und zarte Übergänge zwischen traumhaften Lasuren!

Er erschafft, solange man ihn im Feuchten verwendet, wunderbare Lasuren und Farbübergänge. Zu Hochform läuft dieser Pinsel in Himmeln auf. Aber auch hier in den Bäumen, schaft er zauberhafte Farbwechsel.

Doch verwechselt man ihn mit einem „normalen Malpinsel“, verwandelt sich der wertvolle Pinsel in einen grauenhaften Begleiter.

Der Lasurpinsel ist ein Säufer!

Und wenn man mit ihm normale Malarbeiten ausführt, entleert er sich unkontrolliert ins Bild. Er ist eben ein Säufer – er „gießt“ das Wasser ins Bild. Wie die Leute, die morgens früh vom Oktoberfest torkeln und 10 riesige  Krüge mit Bier gesoffen haben.

Deshalb ist es sinnvoll, den Lasurpinsel beiseitezulegen, sobald die ersten Lasuren abgeschlossen sind.

Am besten legt man den Lasurpinsel sehr  weit weg vom Arbeitsplatz, denn jenseits der Lasuren löst dieser Pinsel nur noch Chaos im Bild aus.

Der falsche Einsatz von Lasurpinseln hat viele unangenehme Folgen:

  1. Wasserflecken entstehen, wenn ein sehr feuchter Pinsel auf etwas trockenere Farbe trifft.

  2. Die Farben des Aquarells verblassen, da der Pinsel immer zu viel Wasser führt.

  3. Deine Malerei wirkt plump und grob, da Lasurpinsel keine gute Spitze formen – sie sind einfach zu weich.

Doch die zauberhaften Farbwechsel hier in den Bäumen, die erschafft man nur mit einem Pinsel, der einiges im Tank hat.

Oft werde ich gefragt:

Sind Lasurpinsel deshalb generell schlecht?

Nein, natürlich nicht! Niemand würde einen Tischler fragen, ob eine Säge schlecht ist, nur weil es auch Feilen gibt.

Elsass Tine Klein Aquarell. Blick zum Rhein gemalt, zum Thema der richtige Pinsel

Der Lasurpinsel ist ein großartiger Pinsel. Er ist eben für streifenfreie Hintergrundlasuren geschaffen – und sieht leider genauso aus wie ein guter Allroundpinsel.

Der richtige Pinsel und wie man ihn erkennt

Die meisten Schüler haben einen Kasten voller Pinsel. Dies ist der Friedhof der Frustpinsel. Hier liegen all die Pinsel, die gekauft wurden und sich später als unpraktisch erwiesen.

Oder vielleicht nur falsch eingesetzt wurden?

Doch es gibt einen einfachen Test, der dir helfen kann:

Tauche deine Pinsel in ein Glas Wasser und halte sie darin, bis sie weich und vollkommen durchnässt sind. Drücke dann sofort auf den Pinsel:
– Gibt der Pinsel nur ein paar Tropfen Wasser durch die Spitze ab, ist es ein Allroundpinsel.
– Läuft ein kleiner Bach aus dem Pinsel, hast du mit großer Wahrscheinlichkeit einen Lasurpinsel in der Hand.

Der richtige Pinsel Laur- und Aquarellpinsel

1 und 3 sind Lasurpinsel. Es liegt aber nicht an der Optik.

Der richtige Pinsel und seine Bauart

Der richtige Pinsel ist natürlich der, der die Aufgabe, die du vorhast, auch wirklich erfüllt. Damit du Pinsel findest, die für dich funktionieren, erkläre ich kurz die Bauweise:

  1. Die Bindung von Lasurpinseln
    Lasurpinsel sind Spezialisten für große, gleichmäßige Farbflächen. Ihre Bindung ist so ausgelegt, dass sie maximal viel Wasser und Pigment speichern. Typisch ist:
    – Lange, weiche Haare (oft Naturhaar wie Fehhaar oder Mischungen), die Wasser regelrecht „tanken“.
    – Sobald der Pinsel mit Wasser in Kontakt kommt, wird der Pinselkopf breit und weich – dadurch lassen sich Flächen ohne harte Kanten anlegen.
    – Lockere Spannung in den Haaren: Der Pinsel ist weich und gibt kontinuierlich Wasser ab. Das macht weiche Übergänge leicht, aber feine Linien fast unmöglich.

Ergebnis: perfekte, fließende Verläufe – aber eben keine Kontrolle für Details.

Der richtige Pinsel – der Allrounder:

  1. Die Bindung von guten Allroundpinseln (Rundpinsel, Mop-artig, Kolinsky oder hochwertige Synthetik)
    Ein Allroundpinsel, der auch Feinarbeiten kann, ist anders konstruiert:
    – Dicht gebunden und spitz zulaufend: Die Haare stehen enger zusammen und laufen in einer präzisen Spitze aus.
    – Federkraft: Der Pinsel drückt sich bei Belastung auseinander, findet aber sofort wieder in seine Spitze zurück. Das ist entscheidend für kontrollierte Striche.
    – Ausgewogenes Wasserhaltevermögen: Er nimmt genug Flüssigkeit für mittlere Flächen, gibt das Wasser aber kontrolliert ab.

Gute Pinsel können sehr groß sein und trotzdem eine feine Spitze haben.

Ergebnis: Ein solcher Pinsel kann sowohl großzügige Lasuren als auch feine Linien, weil er zwischen Bauch (für Fläche) und Spitze (für Detail) wechseln kann.

Der Bauch und die Spitze dieses Pinsels sind spannend: Er kann mit der Spitze feine Linien malen, mit dem Bauch lasieren, wenn er sehr feucht ist und bei trockenem Pinsel gebrochene Strukturen erzeugen.

Elsass Tine Klein Aquarell. Blick zum Rhein gemalt, zum Thema der richtige Pinsel

Die dunkle Wolke kann man nur mit einem guten Allroundpinsel in den feuchten Himmel setzen. Warum? Aus dem Lasurpinsel kommt zu viel Wasser! Das wäre, als wenn man Milch in Kaffee kippt, da malt sich auch kein Monet von selbst!

Der große Unterschied


– Lasurpinsel = das Kamel mit Wassertank im Rücken – er ist der Marathonläufer für Himmel, Wände und Hintergründe und hat immer viel Wasser dabei. Oder bei sehr feuchten Farbwechseln wie im Baum.

Kaiseraugst Aquarell mit Lasurpinsel. Tutorial den richtigen Pinsel auswählen.


– Allroundpinsel = Chamäleon – er kann sich anpassen: breite Striche mit Druck, feine Linien mit der Spitze.

Das erklärt, warum ein Maler wie Dan Marshall sagt: „Nimm nicht für alles den größten, weichsten Pinsel.“ Der Lasurpinsel ist genial für den Anfang, aber sobald du ins Bild „hineinzoomst“, brauchst du die straffe Bindung und die präzise Spitze eines Allroundpinsels.

Liebe Grüße aus der Schweiz
Tine

Museen und Theater bekommen Fördergelder. Aber wer fördert die Malenden?
Hier geht es um deine Kunst – bitte unterstütze uns mit einer Spende, damit diese Angebote auch morgen noch bestehen. Wir brauchen dich!

 

EUR