Leuchtende Farben in Aquarellen!

Manchmal treffe ich auf Menschen, die beim Malen von Aquarellen ungeduldig werden. Sie wollen alles gleichzeitig: die leuchtenden Farben, die satten Schatten, die Tiefe, die Atmosphäre. Und dann landen all diese Wünsche gleichzeitig auf dem Papier, vermischen sich fröhlich miteinander – und das Ergebnis wird matschig.

Und das erklärt, warum meine fröhlichsten und nettesten Schüler die matschigsten Bilder malen!

So nach dem Motto ohne uns hätte das Chaos kein Zuhause. XD X)

Möchtest du das vermeiden?

Dann lies diesen Artikel, denn es ist eganz einfach:

Einfach ist es wirklich. Hier siehst du eine schnelle Skizze vom Mont Saint-Michel mit Stempel. So siehst du, dass es wirklich fix und direkt vor Ort gemalt wurde.

Leuchtende Farben Aquarelle, Aquarell Mont Saint Michel Frankreich. Tutorial Tine Klein, Herz-der-Kunst

Die Technik zeige ich dir in einem Video, das am Sonntag ab 10:00 Uhr auf Instagram zu sehen ist. Und hier kommen wir zu einem wichtigen Thema: Große Kunsthäuser bekommen hohe Summen. Menschen, die Kultur für dich machen, bekommen nichts. Wenn dir also gefällt, was ich hier mache, dann lass aus eigenem Interesse auch mal eine Spende da. Denn es ist peinlich: 5000 lesen mit – und nur ein paar Helden spenden! Aber auch Kultur braucht ein Budget. Unten hängt ein Spenden Link an.

https://www.instagram.com/tine.klein/

Und noch wichtiger: Lass, wenn du das Video siehst, einen Kommentar und ein Like da! Reposte das Video und sende es an Freunde mit gleichen Interessen! Warum? Kultur hat es enorm schwer, sich gegen Katastrophen und Ärger durchzusetzen. Wir wollen Kultur und keine Katastrophe – also bitte hilf mit. Du tust etwas Gutes!

Leuchtende Farben durch 2 Schritte!

Ein gutes Aquarell entsteht in zwei klar voneinander getrennten Phasen. Was wie eine kleine organisatorische Entscheidung klingt, hat in Wahrheit etwas Befreiendes.

Man legt einfach los und braucht keine Fehler zu fürchten, wenn man dies beachtet…

In der ersten Phase geht es um Licht. Und mit Licht meine ich wirklich Licht in seiner reinsten malerischen Form: helle, leuchtende Farben, nichts Überschattetes.

Du malst flüssig in verwandten Farben,

zum Beispiel Gelb, Rot, Orange oder Blau, Gelb und Grün – also Farben, die im Farbkreis aneinander grenzen!

Tine Klein Aquarell Mont Saint Michel. Tutorial leuchtende Farben.

Leuchtet schon gut oder? Schnell, weil keine Details drin sind!

Wenn diese Grundlage stimmt, hat das ganze Aquarell später frische und leuchtende Farben.

Das liegt daran, dass sich die Pigmente nicht gegenseitig dämpfen. Keine Überlagerung, keine unnötigen Mischungen, kein Chaos.

Die Farben bleiben rein wie frisch ausgepackte Bonbons.

Und deshalb darfst du auch nicht in der Farbe herumrühren.

Du trägst sie auf – und dann: Pfoten weg!

Klare, leuchtende Farben entstehen durch Pfoten weg!!! Nichts ist schlimmer als 1000 Pinselstriche.

Damit diese Frische nicht verloren geht, gibt es eine wichtige Regel:

Keine Komplementärfarben in Phase eins.

Leuchtende Farben sterben durck komplementäre Farben!

Und hier lohnt es sich, einmal kurz wissenschaftlich zu werden.

Komplementärfarben – das sind jene Pärchen, die sich auf dem Farbkreis diametral gegenüberstehen:

Gelb und Violett, Rot und Grün, Blau und Orange. Sie haben die wunderbare Eigenschaft, sich gegenseitig auszubalancieren.

Wenn man sie mischt, wirken sie neutralisierend. Sprich sie werden Grau.

Das kann großartig sein, wenn man graue Töne, Schatten oder Erdigkeit braucht – aber eben ganz und gar nicht in der ersten Phase.

Benutzt man sie zu früh, nimmt man dem Aquarell die Strahlkraft, bevor es überhaupt anfangen darf zu leuchten.

Es ist ein bisschen, als würde man das Licht ausmachen, bevor man überhaupt im Raum ist.

Deshalb: Phase eins gehört den freundlichen, hellen Tönen.

Reines Gelb, heiteres Blau, frisches Türkis, zartes Rosa – alles, was den Frühling im Herzen weckt. Wenn Komplementärfarben nötig sind, setzt man sie so, dass sie sich nicht berühren. Kleine Abstände, klare Bereiche, feine Übergänge.

Und dann kommt Phase zwei: Leuchtende Farben zum Strahlen bringen.

Jetzt darf es spannend werden. Wenn die erste Phase das warme Sonnenlicht ist, so ist die zweite Phase der dunkle Gegenspieler.

Hier kommen die dunklen Farben, die Schatten, die Nuancen, die Kontraste ins Spiel.

Tine Klein Aquarell Mont Saint Michel. Tutorial leuchtende Farben.

Trotz des schlechten Wetters in der Bretagne, die Farbe leuchted ohne die Aussage zu verfälschen!

Und ja, hier dürfen Komplementärfarben ihre ganze Kraft entfalten. Jetzt sind sie nicht mehr destruktiv, sondern konstruktiv.

Sie machen Tiefe, sie machen Erzählung, sie machen das Bild glaubwürdig.

In dieser Phase male ich gerne sehr bewusst. Ich entscheide mich für Dunkelheiten, nicht weil ich sie „brauche“, sondern weil sie die hellen Bereiche zum Leuchten bringen. Dunkel ist nur interessant, wenn es hell gibt – und umgekehrt. Kontraste sind das, was uns aus Fotografien und Gemälden sofort anspringt.

Unser Gehirn liebt Unterschiede.

Durch den Abstand der Tonwerte entsteht ein visuelles Kribbeln, das das Auge immer wieder neu anregt. Die Farben scheinen zu glühen, nicht weil sie selbst so extrem kräftig wären, sondern weil ihre Umgebung ihnen die Bühne schenkt.

Ich nenne das Futter für die Augen. Leuchtende Farben entstehen durch diese Kontraste.

Diese Zweiteilung in leuchtende Farben und Schatten hat enorme Vorteile.

Der wichtigste: Man macht sich selbst das Leben leichter.

Statt alles im Auge behalten zu müssen – Farbsauberkeit, Tonwerte, Lichtführung, Komposition – trennt man die Aufgaben sauber. Zuerst die Atmosphäre, die Farbe und das Licht! Dann die Struktur.

Zuerst der Klang, dann der Rhythmus.

Man arbeitet in Schichten, lässt ganz bewusst die Farbe laufen, aber ruhig und gelassen, denn man weiß: Die Struktur kommt erst mit den Schatten.

Leuchtende Farben und Freiheit!

 

Ein zweiter Vorteil, den viele unterschätzen:

Das Aquarell bleibt flexibel.

Die erste Untermalung mit den leuchtenden Farben ist kein Gesetz!

Man kann daraus etwas ganz anderes machen, als man vorher plante.

Dies ist eine ganz wichtige Erkenntnis der Freiheit.

Ob Stift oder Schatten – beides ist frei, denn die dunklere Farbe ist mächtiger als die hellen!

Wenn man sich in Phase eins nicht schon dunkle Flecken hineingemalt hat, kann man später frei entscheiden, Wie man die Form legt.

Das Bild bleibt offen, und man kann spielerisch entscheiden, welche Elemente den Fokus erhalten. Ein helles Boot braucht einen dunklen Hintergrund, solche Entscheidungen lassen sich erst treffen, wenn man sieht, was los ist.

Die Aufteilung des Malens in zwei Schritte bringt also Freiheit und ein wenig Sicherheit.

Und schließlich schafft diese Methode etwas, das man mit Worten kaum erklären kann: Sie bringt Harmonie, die ein Bild lebendig macht.

Ein Aquarell, das in zwei Phasen entstanden ist, hat diese innere Ordnung. Es strahlt, es wirkt ruhig und gleichzeitig vibrierend.

Wenn man diese zwei Phasen einmal verinnerlicht hat, wird das Malen entspannter.

Man wird sicherer, weil man weiß, dass man nicht alles sofort entscheiden muss. Man gönnt dem Bild – und sich selbst – eine Pause zwischen Licht und Schatten. Und am Ende entsteht etwas, das ganz natürlich aussieht – obwohl es in Wahrheit das Resultat einer sehr bewussten Entscheidung ist.

Um die Sicherheit, die dir diese Methode gibt, zu nutzen, musst du jedoch einige Ketten in deinem Kopf abschütteln!

Liebe Grüße
Tine

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