Heute möchte ich euch Tipps für den Menschen im Bild geben.
Wenn man Menschen darstellen möchte, dann stellt man schnell fest, dass die Art, wie man Menschen im Bild zeigte, von Epoche zu Epoche sehr unterschiedlich war oder gar verboten. Aber eines bleibt über alle Zeiten und Kulturen, es interessiert uns:
Was machen die da?
Mein Bild kannst du interpretieren, denn es gehört zu deinem Alltag.
Bei anderen menschlichen Darstellungen wird es schwerer.
Kein Kopf, aber dafür unendlich viel Busen!
Mein erster Gedanke war, Alice Schwarzer würde ausrasten! Der Mensch in der Steinzeit dachte: Prachtweib!?
Danke an: Nina Paley, CC0, via Wikimedia Commons
Eine Frau sagte: “ Himmel, die Kerle haben noch immer auf dicke Brüste gestanden!“
Diese Aussage wurde umso lustiger, weil die kulturhistorische Interpretation, die neben der Statue stand, so unglaublich hochtrabend war.
Wir liegen wohl beide falsch! Wir sind Kinder unserer Zeit.
In der Ausstellung erfuhr ich, dass die dicke Frau mit dem katastrophalen Body-Mass -Index durchaus ein Massenprodukt war und dass die Statuen über hunderte von Kilometern transportiert wurden! Als Künstler zieht man daraus den Schluss, dass es seit jeher ein starkes Bedürfnis gegeben hat, den Menschen in der Kunst zu zeigen.
Twiggy war wohl nicht das Schönheitsideal?
Aber interessant ist es schon, oder? Was heißt das für uns, wenn wir malen?
Der Mensch im Bild. Mal ihn einfach!
Solange man erkennt, was Menschen machen, ist dies auch interessant für andere Menschen, deshalb darfst du dich ruhig trauen, Menschen zu malen.
Darstellungen müssen überhaupt nicht hochtrabend sein, die einfachen ägyptischen Zeichnungen faszinieren uns noch heute, sie zeigen den Alltag und die Mythologie einer längst untergegangenen Kultur. Die einfachen und oft gekritzelten Skizzenbücher der frühen Forscher in Südamerika sind noch heute interessant und wichtig. All diese Bilder sind nicht perfekt.
Mach dir klar, dass du etwas Wertvolles erstellst, auch wenn es nicht perfekt ist.
Alltägliche Dinge reichen, sie werden wertvoll:
Oft unterschätzt man die Wichtigkeit der alltäglichen Dinge. Wichtig ist es, den Menschen in seine Zeit einzubinden, sonst gibt es so komische Gedanken wie oben. Auch wenn ich in meinem Alltag in Basel leider nicht mit Inbrunst eine Jagdgesellschaft beschreiben und malen kann, die eine rasende Antilopenherde verfolgt. Wie gerne würde ich die donnernden Hufe malen!
Was sind denn meine Alltagskleinigkeiten wert?
Ich stelle mir gerne vor, wie in 500 Jahren mein Atelier ausgegraben wird und die Menschen staunend über meinen Alltagsskizzen stehen!
Was haben sie da gemacht?
War das ein Jagdhund? Eine Jagdgesellschaft im Bern für uns, kaum glaubhaft. Wir wissen, es sind Passanten. Menschen werden erst im Zusammenhang interpretierbar.
Vielleicht hält man in 1000 Jahren meine Pinsel für Kultgegenstände?
Ja! Mein Pinsel ist Kult!
Weil im Jahr 100 nur noch digital gemalt wird. Wahrscheinlich denken die Menschen, ich hätte mir den Pinsel durch die Nase gesteckt und dabei wirre Gebete in die Nacht hinausgeschleudert.
Aber sie werden von meinem Alltag genauso fasziniert sein, wie ich jetzt vom Steinzeitmann.
Ein unerklärlicher Ruf aus der Vergangenheit!
Tipps für den Mensch in Bild:
Motivwahl: Der Mensch im Bild.
Wir haben oft keine Wertschätzung für die alltäglichen Dinge. Immer wieder stelle ich genervt fest, dass Menschen tausendfach Klischees aus Büchern abmalen. Vielen Menschen erscheint ein Massai unter einer Schirmakazie in Afrika offensichtlich viel interessanter als der eigene Alltag.
Wie wär’s mit Oma auf E-Bike?
Ist das nicht exotisch genug?
Überlegt einmal, wie viele Informationen von Generation zu Generation verloren gehen! Den einfachen Alltag festzuhalten, ist sehr wichtig.
Du wirst überrascht sein, wie dankbar die Menschen für Motive aus ihrem Alltag sind.
Die Geste macht es
Man denkt immer, man müsse viel tun, um ausdrucksstarke Menschen zu malen oder zu zeichnen. Dabei lässt man absolut außer Acht, dass uns Menschen nur interessiert, was der andere macht. Deshalb reicht es oft, Streichholzmännchen zu zeichnen, Hauptsache, die Geste stimmt. Wenn der Mensch sich zum anderen neigt, dann sieht man, dass die Menschen reden! Unterschätze niemals die Macht der einfachen Körperhaltung, denn dies werden die Menschen in 500 Jahren immer noch verstehen.
Körperhaltung ist wichtiger als Schnick-Schnack!
Tätigkeiten machen den Menschen im Bild magisch:
Was werden die Menschen in 500 Jahren hier denken? Kultische Handlungen bei den Weihnachtssaturnalien? Gott sei Dank malen wir für heute…grins!
Nimm dir die Zeit und die Ruhe, Menschen bei bestimmten Tätigkeiten zu beobachten. Du wirst schnell feststellen, dass es ganz typische Gesten gibt. Irgendwer steht wie ein Stock auf den Schlittschuhen und im Gegensatz dazu werden die Kinder übermütig. Es muss gar nicht perfekt sein, Bewegungen machen dem Betrachter generell Spaß.
Eine zackige Bewegung verzeiht viele kleine Fehler.
Die Beziehung zwischen dem Menschen im Bild und den Gegenständen
Der Mensch im Bild wird erst gut, wenn er zu den Gegenständen seiner Umgebung passt. Bei einem Fischerort passen Blaumann und Bikini ganz wunderbar zusammen.
An einer Bushaltestelle brauchst du vielleicht weniger.
Hier reicht die Silhouette, um die Geschichte zu erzählen. Der Mensch im Bild wird neben einer Straßenbahn ganz automatisch zum Passagier.
Als Faustregel gilt, die Tätigkeit oder Körperhaltung sollte zu den Gegenständen im Bild passen.
Die Masse macht’s:
Oft kann man Menschen auch ineinander verschwimmen lassen. Gibt es an einem Ort viele Menschen, dann reicht schon die Andeutung der Körperform. Wie viele Köpfe und Beine da sind, ist völlig uninteressant. Ab einem gewissen Punkt malt man einfach eine Menschenmenge. Hier ist es oft sogar gefährlich, zu viel zu malen. In einem Stadion zählen wir nicht Hände und Füße! Mit dieser Erkenntnis kann man entspannt Menschen malen.
Verkünstle dich nicht!
Mein wichtigster Tipp beim Menschenmalen jenseits der Technik ist: Verkünstle dich nicht.
Ich habe im Malunterricht hunderte von Bildern sterben sehen, weil ein Schüler eben noch ein Detail einfügen wollte.
Schaut man in eine Menschenmasse, dann interessieren uns die Gesichter nicht!
Wir würden in der Stadt wahnsinnig.
Weniger ist mehr – mach´s dir nicht schwer!
Liebe Grüße Tine
Mehr lesen:
Zum, Menschen:
malen oder zur Venus.
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/schon-in-der-eiszeit-gab-es-grosse-transporte-13387170.html