Tine Klein das Wetter der letzten Woche, das Haus neben meinem Parkplatz in Basel.
Im Rausch der Farben und Farbstimmung:
Ich möchte mit den Farben in einen Rausch geraten, mit Leichtigkeit die Farben auf das Papier bringen und nicht nachdenken, einfach fühlen!
Wenn ich anfange, mich für ein Motiv zu interessieren, dann ist das oft ein ganzes Paket von wundervollen sinnlichen Eindrücken. Die Skizzen werden intensiv durch die tiefe Liebe zum Erlebten.
Der Schrei des Raubvogels, der über die weite goldene Landschaft der Felder streift. Das satte Grün nach einem Regen riecht nach feuchter Erde und die kleinen Frühlingsblumen darauf die aussehen wie weiße Sternchen.
Mal ganz davon abgesehen, dass mich solche Eindrücke immer wieder glücklich machen
ist das Umsetzen nicht ganz einfach.
Gestern gab ich Online-Unterricht per Zoom und da formulierter es meine Schülerin Sandra folgend:
Ich möchte frei malen, doch insbesondere, wenn ich draußen sitze, ist alles zu viel. Ich bekomme es nicht hin die Stimmung einfach in Farben umzusetzen.
Es kommt dann ganz anders, als ich es möchte.
Wie eine Farbstimmung entsteht:
Ich kenne Sandras Problem sehr gut.
Um eine Farbstimmung entstehen zu lassen, braucht man keine besonderen Farben, sondern die Fähigkeit, seine Gefühle und das Erlebte in ein Bild einzubringen.
Eine Farbstimmung ist oft die Mischung aus eigenen Gefühlen und dem Licht, der Temperatur und den Farben des Motivs.
Farbstimmungen kann man nicht korrekt ablesen, sie entstehen durch Dich.
Farbstimmung: Jeden Tag anders!
Der erste Schritt zur Farbstimmung ist die Beobachtung und die Verbindung mit den eigenen Gefühlen.
Das ist schon mal die der halbe Weg zum Erfolg.
Das können ganz einfache Dinge sein: “ Mensch, nach dem Regenguss sind alle Bäume so saftig grün! “
Die Fragen an den Farbkasten entstehen jeden Tag aufs Neue, weil es um andere Stimmungen geht.
Farbstimmung und Fachwissen
Es gibt einfach zu viele Faben, deshalb ist es sinnvoll, es sich einfach zu machen!
Die Lösung zur guten Farbstimmung ist die Basisfarbe. Die Basisfarbe ist ein sicherer Hafen. Sie ist der feste und sichere Standpunkt, auf den man sich verlassen kann.
Sie ist der Bezugspunkt, von dem man dann in alle Richtungen mischen kann.
Das Konzept der Basisfarbe:
Ich möchte dies am Beispiel Grün erklären. Wenn ich jetzt 3 Grüntöne im Kasten habe und 3 Gelbtöne und 3 Blautöne, dann entsteht Chaos und mal klappt das Mischen und mal nicht. Über 700 Farbtöne sind möglich, Chaos ist vorprogrammiert!
Deshalb ist es sinnvoll von einer Basisfarbe auszugehen:
Tipp: Phthalo Blau, der Vater aller guten, saftigen Grüntöne
Phthalo Blau wirst du auf jeden Fall haben, denn es gehört zur Standardausstattung von Farbkästen. Alternativ ist ein Preußischblau prima.
Warum denn diese Farbtöne, wenn es um Grün geht?
Ganz einfach, beide Farben sind kalt und grünlich. Da sie ohnehin grünlich sind, fällt es mit ihnen besonders leicht schöne, reine Grüntöne zu erzeugen.
Würde man alternativ einen warmen Blauton nehmen, wie zum Beispiel Ultramarine, klappt es nicht! Warum? Warm heißt übersetzt: Enthält Spuren von Rot.
Rot jedoch wird Grünbraun oder Grau, weil es eine Komplementärfarbe ist.
Was bis jetzt hängen geblieben sein muss. Eine Basisfarbe erleichtert dir das mischen, weil du dir nur merken musst, wie diese Farbe beim Mischen reagiert. Sie muss optimal zum Thema passen.
Bei dem Thema Grün, ist die Basisfarbe kalt, zum Beispiel Phatalo oder Preußischblau, denn diese Farben erzeugen reine Grüntöne, weil sie keine Verunreinigungen der Komplementärfarbe enthalten.
Eine Farbstimmung erzeugen
Eine Farbe ist natürlich noch keine Farbstimmung. Im zweiten Schritt kann ich jetzt meine Gelbtöne in die Farbe geben.
Du wirst feststellen, mit Zitronengelb wird die Farbe sehr leuchtend, mit einem wärmeren Ton wird es ein ruhiges Grün, und mit einem sehr warmen Gelb oder Naturton wird das Grün matt und wirkt herbstlich alt.
Der Vorteil einer fest definierten Basisfarbe ist, dass man die Steuermöglichkeiten leichter erkennt!
Jetzt probiert man die Gelbtöne im Kasten mit unserer Basisfarbe aus.
Dabei erkennt man sehr schnell, wie die Farbe untereinander reagiert.
Zitronengelb, kalt: das Ergebnis ist von saftig bis schrill (kalte leuchtende Farben).
Kadmiumgelb, warm: mittlerer harmonischer Grünton (mittlere Strahlkraft)
Siena, warm, erdig, matter Erdton – matte, bräunliche Farben geringer Strahlkraft
Mit einer Basisfarbe ist das Mischen so einfach wie das Lenken mit einem Lenkrad.
Ich weiß, wenn ich nach rechts will, muss ich in diese Richtung drehen und wenn ich nach links will, muss ich in jene Richtung drehen.
Rechts und links sind in diesem Falle kalte oder warme Gelbtöne.
Dies möchte ich euch noch an einem Beispiel zeigen:
Diese Basisfarbe wird zum Basislager der Expeditionen.
Ich möchte euch dies einmal am Wetter der letzten zwei Wochen zeigen.
Die Farbstimmung fange ich ein, indem ich die Farbe lenke. Wichtig alle Bilder basieren auf einer Grünmischung mit Phatalo und Lasurgelb, falls du das nicht hast, alle kalten Gelbtöne, wie zitronengelb erzeugen ähnliche Effekte.
Zuerst war es 14 Tage lang sehr warm, es war staubig in der Stadt.
Mischung mit Naturton Siena:
Ich mische phathalogrün mit Lasurgelb, schönes Grün aber zu grell für staubiges, warmes Wetter. Ich male die Mischung in feuchtes Siena, einem erdigen Gelbton. Alle Farben werden sandig, weich und natürlich. Merke: Naturtöne wie Siena dämpfen stark.
Die Mischung war also der Ausgangspunkt für einen neuen Effekt.
Basisbaustein plus Blau:
Dann kommt der Regenguss. Am nächsten Tag sind die Bäume wie frisch gewaschen. Diesem Bild füge ich zum Phthaloblau, Lasurgelb und Zitronengelb hinzu, ich bekomme ein sattes saftiges Grün. Ich benutze unseren Basisbaustein also pur. Alles wirkt kühler und feuchter. Soll etwas sehr grün wirken, sind kalte Farben das richtige Wahl.
Die Basisfarbe gibt mir Sicherheit, weil ich jeweils nur einen neuen Effekt berücksichtigen muss, dadurch wird die Farbstimmung kalkulierbar.
Basisbaustein plus gebranntes Siena:
Zack, Zack bei meinem Umzug habe ich immer wenig Zeit … Hier ist mit gebranntes Siena in die grüne Farbe gelaufen. Rottöne brechen Grüntöne, sie werden Braun und Schwarz.
Dies lässt einen Kastanien riechen, als sei der Herbst nah, also die falsche Mischung für Grüntöne zu dieser Jahreszeit. Merke: Rötliche Blautöne und Rottöne brechen Grün und machen es herbstlich, sind aber großartig zum Abdunkeln. Merke: Wieder wurden zur Basis nur bräunliche Töne wie Siena gebrannt hinzugefügt und die Farbstimmung verändert sich gewaltig.
Oftmals muss man die Farbe gar nicht mischen. Wir haben hier das Basisgrün und im Umfeld wurden Pastelltöne benutzt.
Fazit:
Mit dem Grünton gemischt aus Phthaloblau lassen sich in vielfältige Farbstimmungen umsetzen. Du musst nicht viele Grüntöne kaufen. Lerne sie zu mischen, denn wenn du die Grundtöne im Bild weiter benutzt, entstehen vielfältige harmonische Möglichkeiten.
Der Aufbau auf einer Basis erzeugt keine Monotonie.
Reduziere die deine Farben und arbeite mit Bausteinen, die du in bestimmte Farbstimmungen veränderst, das gibt Sicherheit!
Liebe Grüße ins Wochenende probiert es einfach aus.
Es gibt Hunderte von kleinen hilfreichen Tipps zu diesem Thema. Wie man kalte und warme Farben erkennt und wie man wundervolle Farbwelten erschafft, erkläre ich in meinem nächsten Boesner Kurs in der Schweiz. Ich hoffe wirklich, dass es im Herbst wieder losgehen kann! Deshalb nehmt euch in acht damit keine 2. Welle kommt.
Und dann kann der Spass wieder losgehen.
Ich bekomme einen Lagerkoller! Mensch ich freue mich, wenn es sicher losgehen kann.
https://www.boesner.ch/niederlassungen/aarberg/veranstaltung/spontan-locker-frei
Vielen Lieben Dank!
Besonders gefreut habe ich mich über den lieben Brief von Heidi Steger. Ein richtiger Aufsteller! Ich danke euch allen herzlich für die wunderbaren Worte und Spenden.
Ich stecke trotz Corona im Umzug und bin schlapp wegen eines Zeckenbisses. Die Spenden und lieben Worte tun total gut! Bitte sagt auch ihr Danke, denn diese Menschen ermöglichen euch den kostenlosen Malunterricht!
Die Hall of Fame!
Danke an Heidi Steger, Renato Nasso, Erich Kürsteiner, Sabine Mund-Schmidt, Jürgen Dreier, michele.stricker, Eva nitschke, Susanne Bögel, Germaine Egli, Jacob Osterwalder, Olivia Braun, Anna Katharina Inäbnit
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