Die meisten Bilder gehen durch zu viel kaputt!
Zwei Striche zuviel und schon ist es hin, wie viel Herzblut ich auf diese Methode vergossen habe möchte ich nicht nachrechnen! Der Weg war lang zu der Erkenntnis: Das Weglassen die Schönheit der Dinge unterstreicht. Es macht unsicher so viel Freiheit zu haben. Die Freiheit des Weglassens ist eine ganz schön schwere Freiheit, denn was genau darf ich weglassen? Das zu sehen ist am Anfang und auch später ganz schön schwer.
Weglassen ist wichtig, weil es deine Kunst einzigartig macht. Weglassen zeigt, das man weiß, was für die eigene Idee nicht wichtig ist.
Ich sehe was, was Du nicht siehst!
Vielleicht habe ich Euch diese Geschichte schon mal erzählt, aber sie macht es so klar :
Neulich auf einen Sketchscrawl in Zürich malte ich neben einer Frau. Ich genoss es sehr, wie eigenwillig sie ihre Umgebung malte. Sie war ganz anders als ich, schlicht, gerade und grau. Ich mochte ihre Kunst sofort! So ernsthaft und wundervoll klare Linien!
Sie kann nicht sehen, was ich sehe, sie sieht was mir verborgen ist.
Nach einer Weile legte sie ihr Papier hin und sagte, bei dir ist Zürich so wundervoll wie der Palast eines Harems. Ich habe 10 Jahre in diesere Straße gewohnt, ich kenne hier jeden Stein und immer wenn ich in dein Bild sehe, dann entdecke ich etwas Neues. Vorhin habe ich gedacht wo kommt den der Zwiebelturm her? Und ich gucke hin und da ist er plötzlich am Haus, ich hätte schwören können, so was gibt es hier nicht.
Es ist die selbe Zeit, das selbe Licht und der selbe Ort und doch ist es nicht gleich.
Als wir uns später mit den Anderen treffen, merke ich, wie gut es war unserer Andersartigkeit freien Lauf zu lassen. Denn ihre Kunst wie meine Kunst sind durch unsere Betriebsblindheit einzigartig.
Viele der anderen Bilder wurden zerstört, weil die Zeichner so pflichtgbewusst waren, alles zu malen. Die Bilder sind ein wenig beliebig.
Wenn man dies erstmal begriffen hat, dann ist es enorm hilfreich, denn man gewinnt die Freiheit des Weglassens.
Weglassen kann Spaß machen
Weglassen darf keine Feigheit sein, wie: „Ich lasse die Hände im Bild weg, weil ich davor Panik habe“. Es ist mehr so: „Ich gehe nicht auf diese Party, weil ich einen tollen romantischen Abend mit meinem Liebsten möchte“. Ich habe die Wahl zwischen guten Dingen und wähle das Beste!
Also ziemlich schnell ist erkannt; ich muss nicht jedes Fenster malen um eine Straße darzustellen:
Tine Klein: Aquarellskizze in Zürich gesehen auf dem Fussweg vom Zürichsee nach Enge
Die Fläche ist der Klebstoff
Weglassen kann vergnüglich sein, wenn man es als Spiel begreift, ein hin und her Fläche und Linie. Ich lege zuerst einmal ganz grob die großen Farbflächen an. Die Farbflächen sind das Element, welche meine Skizzen und Bild hinterher zusammenhalten. Ich benutze die Farbe als Leinwand für meine Interessen. In der Untermalung darf der Pinsel ganz frei wie ein Otter über das Blatt flitzen. Erst wenn ich weiß, was ich will, beginne ich starke Akzente zu setzen, den Rest behandele ich Stiefmütterlich, er ist nur der Rahmen für mein eigentliches Bild.
Begine mit dem, was das Herz berührt
Anders als viele Menschen zeichne ich nicht vor. Ich beginne oft mit den Dingen, die ich liebe, ich arbeite dann kreisförmig um Sie herum bis sich alles richtig anfühlt.
Lass deine Liebsten nicht zum Aschenputtel werden
Das was ich liebe, betone ich mit allen Mitteln; farblich oder durch Struktur, aber ich sorge auch dafür, dass das was ich mag nicht an den Rand gedrängt wird.
Optimale Plätze für Bildzentren
Ich beginne nicht am Rand und arbeite mich dann pflichtschuldig von links nach rechts, denn sonst bestimmt der Rand was im Bild passiert.
Harmonie entsteht oft durch den goldenen Schnitt.
Deshalb platziere ich meinen Focus, so dass ich genug Platz habe den goldenen Schnitt oder eine andere Idee zu realisieren.
Arbeitest du einfach von links nach rechts, dann musst du deinen Bildauschnitt so exakt zeichnen wie ein Drucker, denn dann rückt oft Zufälliges oder Uninteressantes in die besonders wichtigen Punkte des Bildes. Deine liebsten Punkte werden zu Aschenputtel.
Zugegeben, manchmal verrücke ich einen Turm um einen Meter, Hauptsache er ist am rechten Fleck.
Wir malen nur das, was uns interessiert!
Ich halte nichts von Pflichten in der Kunst. Kunst sind Gefühle und wann haben sich schon mal Gefühle pflichtgemäß eingestellt?
Kann Dich Jemand zwingen zu Lieben?
Du wirst feststellen das deine Bilder an Stärke gewinnen, wenn du nicht pflichtgemäß arbeitest.
Also male ich keine Häuser, wenn mich nur der Dachstuhl interessiert. Zeichne das was Du toll findest. Im Film dreht sich ja auch nicht alles um die Statisten, sie sind nur dazu da die Hauptpersonen zu stützen!
Viele Liebe Grüße ins Wochenende
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Einmal mehr ist dein Blog mein Highlight des Freitags. I love it! Danke dir Tine.
Thomas
Hallo lieber Jacob, vielen lieben Dank. Es tut total gut, tatsächlich höre ich selten was die Leute denken. Schweizer sind so zurückhaltend sind, umso besser tut das Lob. Mérci vielmals
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