Komplementäre Farben auf leisen Pfoten.

Komplementäre Farben, Tine Klein, Basel, Münster, Aquarell, Urban Sketching

Komplementäre Farben, wie man Stimmungen erzeugt.

Wenn wir an komplementäre Farben denken wir meistens an die ganz krassen Kombinationen. Zum Beispiel das leuchtende Rot einer Mohnblume und das wunderschöne Grün dazu.

Komplementärfarben sind Farben, die sich gegenseitig zum leuchten bringen.

Sie liegen auf den gegenüberliegenden Seiten des Farbkreises.

Je nach Anwendung verstärken oder dämpfen Sie sich, weil sie die genau gegenüberliegende Wellenlänge des Lichts haben.

Sie strahlen und glühen und bringen damit die Lebendigkeit und Schönheit von Dingen perfekt zum Ausdruck. Jedoch stehen sie in dem Verdacht, immer ein bisschen zu schrill zu sein.

Schönheit kommt oft auf leisen Pfoten. Nicht alles Schöne ist strahlend und grell.

Viele Dinge, die wir als schön empfinden, sind sanft und harmonisch.

Wer gerne malt, hat meistens auch eine ruhige Seite. Maler sind Menschen, die sich Dinge gerne in aller Ruhe ansehen.
Und gerade Maler, die gerne ruhige und sanfte Dinge ausdrücken, kämpfen mit dem Problem,

dass diese Bilder nicht nur harmonisch aussehen, sondern auch ein bisschen langweilig.

Doch überraschenderweise ist das Wissen über Komplementärfarben für Menschen, die gerne sanft und harmonisch malen, noch wichtiger als für die, die gerne zu leuchtenden Farben greifen.

Komplementäre Farben auf leisen Pfoten:

In der Fachliteratur wird immer darüber gesprochen, wie man Farben mit der Kraft der komplementären Wellenlänge zum Strahlen bringt.
Dabei findet man in dieser Literatur meistens nur die Extrembeispiele.

Wie man leuchtendes Rot mit strahlendem Grün verstärkt, wie schrill violett und gelb zusammenwirken oder man sieht Blau und Orange, die aussehen, als seien sie aus chemischem Plastik.
Was in diesen Tutorials über Farbwirkung aber meistens vergessen wird, sind die kleinen, weniger augenfälligen Alltagstricks, die Maler benutzen, um ihre Bilder zum Strahlen zu bringen.

Sehr selten wird man darauf hingewiesen, dass komplementäre Farben auch auf leisen Pfoten kommen können. Denn nicht alle komplementären Farben sind extrem.

Der komplementäre Effekt wirkt nicht nur bei den schrillen Farben.

 

Tolle Stimmungen durch Komplementärfarben, wie geht das und was steckt dahinter?

Die meisten denken dabei an diesen Farbkreis.  Man sieht sofort, welche Farben sich gegenüber liegen und wie schön die Farben leuchten.

 

Doch heute reden wir nicht über die extremen Kontraste, sondern über das sanfte Funkeln.

Wie benutzt man den Komplementärkontrast ohne den schrillen Effekt?

Der Farbkreis oben hilft nicht, wenn es um gedämpfte komplementäre Farben geht. Wir müssen in den Bauch des Farbkreises abtauchen, denn jede Farbtheorie ihren eigenen Farbkreis.
Wir brauchen einen Farbkreis, der die Farben in ihrer Strahlkraft zeigt.

Leider sind diese Farbkreise kaum zu finden, deshalb müssen wir uns mit diesem behelfen, auch wenn er aus einem etwas anderem Kontext stammt.

Danke an Peter Forster, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons

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Außen liegen die leuchtenden und strahlenden Farben. Je mehr man nach innen kommt, desto weniger leuchten die Farben.

Dies entsteht durch deckende Anteile oder durch Anteile anderer Farben die Farben sind gebrochen.
Möchte ich ein sanfteres Bild mit Komplementärfarben malen, dann benutze ich nicht ausschließlich die leuchtenden Farben äußeren Rand des Farbkreises, sondern ich benutze etwas sanfter wirkende Farben.

Niemand zwingt mich nur Farben zu benutzen, die auf dem äußeren Rand des Farbkreises liegen.

Wenn ich zum Beispiel eine leuchtende Farbe mit einer gebrochenen Farbe kombiniere, dann sind es immer noch komplementäre Farben, aber die Wirkung ist nicht mehr schrill, sondern viel weicher.

Der Effekt der komplementären Farben funktioniert auch, wenn man sie nicht in reiner Form benutzt.

Gedämpfte Komplementärfarben oder „muted complentary Colors“:

In Englisch wird die Verwendung von gedämpften Komplementärfarben als „subdued complementary colors“ oder „muted complementary colors“ bezeichnet. Dies beschreibt die Technik, Komplementärfarben zu verwenden, die in ihrer Intensität reduziert oder gedämpft sind, um eine subtilere Ästhetik zu erzielen.

Vergleich von unterschiedlichen Komplementärkontrasten:

Komplementäre Farben kann man sehr unterschiedlich einsetzen. Die folgenden Bilder sind meistens mit den gleichen Farben gemalt. Mein Farb-Setup verändert sich grundsätzlich sehr wenig.

 

Dies sind klassische Komplementärfarben und ein starker Kontrast.

 

Bern am Casino

Hier habe ich ein leuchtendes Blau mit einem etwas sanfteren Orange kombiniert. Das Orange wurde gebrochen, indem ihnen die Strahlkraft durch etwas Siena natur genommen wurde. Das Bild wirkt nur in den Bereichen schrill, wo leuchtendes Orange auf leuchtendes Blau trifft. Siehe links.

 

Bern vom Wasser

Hier habe ich mit einem strahlenden leuchtenden Blau gearbeitet. Der Komplementärkontrast wird jedoch dadurch gedämpft, dass das Orange nicht überall eine leuchtende Farbe ist. Der überwiegende Teil der Bebauung ist er in Siena gebrannt gemalt, ein gedämpftes Orange. Zur Winterstimmung trägt bei, dass ich das grelle Blau mit einem dunkleren gebrochenen Blau ohne Strahlkraft abdeckte.

Der Umgang mit komplementären Farben ist also ein subtiles Spielchen aus abwechselnd leuchtend und gebrochen.

Reine Farben und gebrochene  komplementäre Farben, wo liegt der Vorteil?

Gedämpfte Komplementärfarben sind nicht so schrill. Sie verstärken sich gegenseitig allerdings viel feinfühlige und nicht so auffällig wie leuchtende komplementäre Kontraste. Die zurückhaltende Farbpalette wirkt raffiniert und ansprechend, ohne zu aufdringlich zu sein.

Gedämpfte Komplementärfarben bieten eine sanftere und harmonischere Wirkung.

Zusätzlich haben eine größere Bandbreite der Farben, weil uns viele Mischtöne zur Verfügung stehen, nicht nur zwei klare, strahlende komplementäre Farben. Man kann das Bild damit abwechslungsreicher gestalten, weil man eine ganze Reihe von Mischstöhnen erzeugen kann. Es ist leichter eine harmonische Farbpalette zu erstellen.

Gedämpfte Komplementärfarben eignen sich gut, um verschiedene Stimmungen und Atmosphären zu erzeugen.

Anders als bei strahlender komplementärer Farbe kann man auch sehr freundliche und weichere Stimmungen erzeugen. Dies siehst du nächsten Bild.

Komplementäre Farben, Tine Klein, Basel, Münster, Aquarell, Urban Sketching

 

Hier sind komplementäre Farben sehr ruhig und subtil eingesetzt. Der Turm ist gedämpft Orange, der Himmel gebrochen Blau und alle Schatten und Reflexionen der Fenster, sind mit gebrochenen Mischtönen, der komplementären Farbe zum Orange des Turmes erzeugt. Obwohl das Bild ausschließlich mit gebrochenen Farben erzeugt wurde, die jedoch aus der jeweils komplementären Farbe erzeugt wurden, wirkt es abwechslungsreich und nicht langweilig und trotzdem sieht man die sanfte Farbe des Sonnenaufgangs.

Liebe Grüße,

Tine.

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Komplementär-Kontrast – aufregend harmonisch!

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