Die Kulisse von St. Malo ist atemberaubend, einfach umwerfend. Ich saß im Sand und fragte mich? Wie bekomme ich das bloß aufs Blatt! Und dann raufte ich mir die Haare.
Den Blog kennt ihr vielleicht schon. Aber das Thema ist so wichtig und das Wissen unbekannt. Und dieser Blog ist der Auftakt zu meiner Boesner Kursreise…Komposition die Wurzel der Schönheit.
In eigener Sache:
Ich erhalte im Moment sehr viele Mails, weil meine Kurse bei Boesner Schweiz ausgebucht sind. Es wird einen Zusatzkurs im November geben. Sollte dieser ausgebucht sein: Weiter anmelden! Ich mache dann noch einen Zusatzkurs.
Moin ihr Lieben,
Ich sitze also in St. Malo im Sand und bekomme eine Krise, weil die Stadt vor mir ca. 100.000 Details hat!
Das Wort Krise setzt sich im chinesischen aus zwei Schriftzeichen zusammen, das eine bedeutete Gefahr, das andere Gelegenheit!
Beim Malen lernen findet man Lösungen oft dort, wo man sie nicht vermutet.
Wenn du ein Problem nicht lösen kannst, dann kann es sein, dass Du dich an zu viele Regeln hältst.
Oder Regeln zu starr anwendest, denn jeder muss seinen eigenen Weg finden.
Regelmäßig schreibe ich die Regeln der Kunst auf.
Doch Kunst hat keine Regeln.
Obwohl Orange oft als die Farbe der billigen Werbung beschrieben wird, liebe ich Orange. Generell gilt, man darf gerne auf Regeln pfeifen. Wenn ich euch also nun die Regeln lehre, dann sind sie wie Kühlschränke. Darin bewahrt man Wissen auf, damit es nicht verdirbt.
Regeln sind wie Kühlschränke, man holt sich raus, was man braucht! Und frisst nicht den ganzen Kühlschrank, bis man sich übergibt.
Jeder holt sich aus dem Kühlschrank, was er mag!
Deshalb möchte ich heute 3 Menschen und unterschiedliche Problemlösung zeigen. Die heutige Frage ist:
Wie bekommt man in einem Bild viele Sachen unter einen Hut?
Chaos ist die normalste Sache der Welt. Schließlich weiß Jeder:
Wo Chaos auf Ordnung trifft, gewinnt das Chaos, weil es viel besser Organisiert ist!
Also brauchen wir beim Malen lernen Methoden, um die Unordnung angenehm fürs Auge zumachen.
Das Gestaltungsgesetz der begrenzten Formenzahl hilft uns beim Malen lernen:
Das Gestaltungsgesetz der begrenzten Formenzahl besagt, dass ein Bild eine begrenzte Anzahl von Formen enthalten sollte, um eine klare harmonische Wirkung zu erzielen.
Wie bei allen Gesetzen ist es wichtig, dass es nicht überall und ohne Verstand angewendet wird. Eine Form bilden heißt nicht nur einen Klotz ins Bild zu malen. Es gibt viele erfolgreiche Designs, die das pure Chaos enthalten. Das machen meine liebe Freundin Steffi Frank so und auch Felix Scheinberger, weil sie es in ihrer Kunst gut unter einen Hut bekommen. Letztlich hängt die Anzahl der Formen davon ab, wie groß ein Format ist oder welchen Stil und welche Botschaft du hast. Aber es könnte auch ein kleiner Trick dahinterstecken.
Ist das hier, wirklich unbegrenztes Chaos?
Ich denke nicht, denn immer, wenn etwas so leicht und natürlich ausschaut, dann steckt viel Fachwissen dahinter.
Solltest du zu den Menschen gehören, die ihre Bilder regelmäßig kaputt malen, dann darfst du nun die Ohren spitzen.
Was steckt hinter dem Gesetz der begrenzten Formenzahl?
Das Gesetz geht auf den Gestaltungsphysiologen Max Wertheimer zurück. Er hat darüber geforscht, wie Mensch im Gehirn Informationen verarbeiten.
Die Idee, die dahintersteckt, ist, dass das menschliche Gehirn visuelle Informationen schneller und effektiver verarbeiten kann, wenn sie in einer begrenzten Anzahl von Formen gruppiert werden.
D. h. nichts anderes, als das Bilder chaotischer wirken, wenn der Betrachter mit so vielen Informationen in Form von einzelnen Formen bombardiert wird.
Das Gesetz besagt, dass das menschliche Gehirn, Informationen besser aufnehmen kann, wenn es in wenigen und einfachen Formen gemalt oder gezeichnet wird.
Also nur noch einen Klotz ins Bild? Ganz und gar nicht, warte bitte noch einen Moment, bevor du die Stirn in Falten legst.
Malen lern mit Gestaltungspsychologie:
Wenn man daran verzweifelt, dass die eigenen Bilder immer chaotischer werden, oder wie ein Sammelsurium aus der Hand eines sechs Klässlers aussehen. Dann kann es sein, dass einem dieses Gesetz hilft.
Beim Bildentwurf sollte man sich darauf konzentrieren, das Bild in einfachen und klaren Formen zu organisieren.
Dann wird der Betrachter, das Bild als übersichtlich und informativ betrachten.
Was mache ich mit dem ollen Gesetz, wenn ich doch Details malen möchte?
Hilfreich wird das Gesetz beim Malen lernen erst, wenn man ein paar Zusatzinformationen hat.
Jetzt kommt ein Haufen Theorie denn ich gleich in Klartext übersetzen werde.
Das Gesetz der Ähnlichkeit:
Die Gestaltpsychologie identifiziert mehrere Gestaltgesetze, die alle auf der Annahme beruhen, dass das menschliche Gehirn dazu neigt, visuelle Informationen auf bestimmte Weise zu organisieren und zu interpretieren. Zu diesen Gesetzen gehört auch das Gesetz der Ähnlichkeit, das besagt,
dass Elemente, die ähnlich aussehen, als zusammengehörig wahrgenommen werden.
Hie ein Beispiel von meiner Freundin Steffi, viel Action und trotzdem eine Einheit! Steffi setzt auf gelbe Sternschnuppen. Eine eigenwillige und gute Methode, um Einheit zu erzeugen. Das funktioniert so gut, weil sie nicht jedes Teil einzeln malt, sondern ihnen ein gemeinsames Farbkleid verpasst.
Das Gesetz der Nähe:
Dieses Gesetz besagt, dass Elemente, die nahe beieinander liegen, als zusammengehörig wahrgenommen werden.
Indem Designer Elemente mit ähnlichen Formen und Farben in der Nähe zueinander platzieren, können sie die begrenzte Formanzahl in einem Bild erreichen.
Denn alles, was gemeinschaftlich ausschaut, wird als ein Brei betrachtet.
Malen lernen im Klartext:
Schritt 1: Form definieren
Ich definiere einen Bereich, in dem alles Wichtige stattfindet.
In diesem Fall ist dies, dass perspektivische Dreieck der Küstenlinie in Lissabon.
Ich nenne das den Aktionsraum meines Bildes. Eine Line of Action, wenn man so möchte.
In dieser definierten Form balle ich die gesamten Einzelmotive meines Bildes. Bis auf ganz wenige Ausnahmen, werden alle Formen, die ich male in diesem Dreieck konzentriert.
Ich nenne dies Shape of Action – Oder Aktions Raum.
In dieser geometrischen Form dampfe ich alle Einzelmotive zusammen. Ich backe aus ihnen einen gemeinsamen Kuchen.
Das Auge des Betrachters, bekommt für alle Motivbestandteile, eine große und einfache geometrische Form präsentiert.
Schritt 2: Malen lernen mit dem Gesetz der Ähnlichkeit und der Nähe:
Malen lernen heißt oft Ähnlichkeit und Gemeinschaft erzeugen:
Innerhalb der großen Form gibt es eine ganze Reihe von unterschiedlichen Motivbestandteilen. Dabei achte einerseits darauf, dass sich ähnliche Bestandteile innerhalb des Motives regelmäßig wiederholen. Perspektive Linien, Fenster und Menschen werden entlang der von mir definierten Form aufgereiht. Dabei achte ich tunlichst darauf, dass sich die einzelnen Motivanteile nicht isolieren.
Hier benutze ich eine einzige große Bewegung, die sich quer durchs Bild zieht.
So kann man einen chaotischen Haufen von Motivbestandteilen zusammenbinden.
Tipp Farbe als Bindeschnur: Alle Motivanteile werden aus denselben Farben gemischt. Ich benutze niemals vorgefertigte Farben, sondern verbinde die einzelnen Motivanteile, durch Farben, die ineinander übergehen. Hier ist dies Indigo, Ultramarin, Indischgelb, Lasurorange und ein Kadmiumrot. Ich erlaube den Farben in verschiedene Motivanteile zu überschwappen. Farbe und Bewegung schaffen die Verbindung! Die Farbe der Dächer ist die Farbe der Köpfe. Als sei es mit demselben Faden gestrickt.
Wer dies beachtet, wird beim Malen lernen schnell, Gemeinsamkeit und Harmonie erzeugen.
Tipp: Die Technik dazu ist Wet in Wet, sie verschmilzt Farben. Zeichner können Schraffuren benutzen, um Formen zu verbinden.
Das Gesetz der Nähe:
Alles, was nahe zusammenliegt wird vom Betrachter als Einheit empfunden.
Generell balle ich alle Aktionen in meiner definierten Form der Aktion. Die Verbindung erfolgt schon allein dadurch das ich alles in die Form quetsche.
Doch es gibt weitere Tricks:
Wenn ich zum Beispiel Linien quer durchs Bild ziehe dann verbinden diese einzelne Motivanteile. Diesen Trick sieht man oft bei dem Maler Bernhard Vogel. Er schafft Verbindung in sehr dynamischen Bildern.
Auch schlau, eine Negativform! Felix zieht eine graue, braune Negativform quer durchs Bild, dies wirkt wie eine Straße fürs Auge.
Felix setzt auf einen klar erkennbaren Weg, eine gemeinschaftliche Richtung, in der die Formen verbunden sind, sie sind so nah zusammen, das Einheit entsteht.
Fazit: Malen lernen bedeutet Harmonie ins Chaos bringen.
Ich hoffe dir ist nun klar, warum chaotische Bilder bei einigen Malern und Illustratoren trotzdem harmonisch und einheitlich wirken. Der Maler hat die Einzelobjekte in eine begreifbare und zusammenhängende Form gebracht. Ähnlichkeit, Nähe und Farbliche Einheit sind die Zauberworte.
Einige Künstler bändigen das Chaos zu einer begreifbaren Form.
3 Menschen 3 völlig unterschiedliche Lösungen für ein Problem! Steffie, Felix und Tine haben ihre eigene Methode gefunden. Deine Bilder werden gut, wenn du dich traust Regeln wie einen Kühlschrank zu benutzen. Koch was Eigenes, das dir schmeckt!
Lieben Dank an Felix und Steffi.
Liebe Grüße ins Osterwochenende Tine!
Hast du was gelernt? Was ist Dir Fachwissen wert?