Malen macht glücklich!

Malen macht glücklich!

Wirklich? Hat sich Van Gogh nicht das Ohr abgeschnitten?

Malen macht glücklich? Mich auf jeden Fall – ja!

Wenn ich den Glückszustand bewahre.

Ich setze mich hin, mein Kopf hört auf zu kreiseln, und ich sehe mir das Schöne an. Plötzlich habe ich keinen Stress mehr, ich höre auf zu grübeln,  und die Schönheit und ich – wir haben Zeit füreinander!

Eine kleine, lebenslange Romanze! Wenn ich mit ihr zusammen bin, vergesse ich alles.

Oft hilft mir auch, dass das Malen schwierig ist – ich muss Entscheidungen treffen, und plötzlich bin ich raus aus der Mühle des Alltags … ich denke nur an das Malen.

Und das ist nicht nur bei mir so …

Die Wissenschaft weiß es! Nutzst du es?

Ja, es gibt erstaunlich viele wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, warum Malen uns zufrieden, ja manchmal sogar zutiefst glücklich macht. Und es ist kein Zufall, dass viele von uns beim Malen in einen Zustand geraten,

in dem die Zeit verschwindet und der Kopf endlich still wird.

Neurologie und Psychologie können heute recht genau erklären, was dabei im Gehirn geschieht – und warum gerade das bewusste Sehen, das Rausgehen in die Natur und das kreative Tun so wohltuend wirken.

Malen macht glücklich, weil es den Kopf abschaltet – manchmal zumindest.

Beginnen wir im Kopf:

Beim Malen schaltet das Gehirn von der sprachlich-analytischen linken Hemisphäre in einen Modus, der stärker von der rechten Hirnhälfte getragen wird – dort, wo räumliches Denken, Intuition und Emotion beheimatet sind. Dieser Wechsel entlastet das sogenannte Default Mode Network,

also jene Hirnregion, die ständig mit Grübeln, Planen und Selbstreflexion beschäftigt ist.

Die Welt ist so laut und kompliziert!

Sobald wir malen, wird dieses Dauerrauschen leiser.

Neurologisch messbar sinkt die Aktivität in Arealen, die mit Stress und Selbstkritik verbunden sind, während Bereiche, die mit Belohnung, Zufriedenheit aktiver werden.

So zumindest habe ich es gelesen und so fühle ich es auch.

Vertiefung ist Glück.

Der Psychologe Mihály Csíkszentmihályi hat den Begriff Flow geprägt – jenen Zustand völliger Vertiefung, in dem man aufhört, sich zu beobachten, und stattdessen ganz im Tun aufgeht.

Im Flow produziert das Gehirn vermehrt Dopamin und Endorphine, die uns euphorisch, aber gleichzeitig ruhig und klar machen. Künstler berichten dann oft:

„Ich war einfach weg – nur Farbe, Wasser und ich.“

Das ist kein poetischer Zufall, sondern Biochemie.

So geht es mir häufig beim Malen in der Natur.

Die Natur ist meine Kathedrale.

Dies hier ist einer meiner Lieblingsplätze – die Basler Schleuse mit Blick auf die Autobahn.

Malen macht Glücklich! Schwarzwaldbrücke Basel, Tine Klein Aquarell

Im Flow finde ich sogar Autobahnbrücken aus Beton höchst befriedigend.

Ich nutze das Malen, um das Schöne im Alltäglichen zu sehen.

Malen macht glücklich – und es lehrt sehen!

Doch Malen ist nicht nur Gehirnchemie – es ist auch Wahrnehmungsschulung.

Wer malt, sieht anders.

In der Natur den Schatten einer Wolke zu beobachten oder eben die Spiegelungen einer Autobahnbrücke – all das aktiviert unser visuelles System auf hohem Niveau. Neurowissenschaftlich ist bekannt, dass aktives Beobachten die Verbindungen zwischen sensorischen und emotionalen Zentren stärkt.

Sprich: Wir sind ganz im Fühlen und Beobachten.

Das bedeutet:

Was wir aufmerksam sehen, wird emotional bedeutsam.

Deshalb empfinden viele Künstler beim Malen in der Natur ein tiefes Glücksgefühl –

sie sind buchstäblich „auf Empfang“ für die Welt.

Und das klappt auch in einer Umwelt, die nicht perfekt ist.

Psychologisch betrachtet wirkt Malen wie eine achtsame Meditation.
Es entschleunigt, weil man lernt, wirklich hinzusehen, statt nur zu erkennen. Die Psychologin Ellen Langer beschreibt Achtsamkeit als

„aktives Wahrnehmen der Unterschiede“

– genau das passiert, wenn man draußen malt: Jeder Himmel ist anders, jeder Schatten erzählt eine andere Geschichte. Diese Art der Aufmerksamkeit zieht uns aus den Routinen des Alltags.

Lehrt uns zu sehen, aber nicht zu bewerten.

Sie ist das Gegenteil von Bildschirmzeit: Wir erleben direkt, körperlich, unmittelbar.

Hast du dich schon mal nach vier Stunden iPad oder Fernsehen durch und durch gut gefühlt?

War das befriedigend?

Gefühle akktivieren:

Hinzu kommt das Sinneserlebnis. Selbst ein Foto aktiviert beim Malen schöne Erinnerungen. Plötzlich kommen sogar Gerüche zurück, die du längst vergessen hattest – noch besser, wenn man draußen malt!

Beim Malen bin ich zufrieden, und das speichert mein Körper.

Selbst das Geräusch meines Wasserbechers und des Pinsels bringt mir Zufriedenheit – all das sind Eindrücke, die mein Gehirn mittlerweile liebt. Weil es weiß: Jetzt geht Tines gute Zeit los!

Lernen, Kreativität und Schönheit! Man könnte sagen: Beim Malen repariert sich das Gehirn selbst – es sortiert, beruhigt und erfindet sich neu.

Malen macht glücklich – besonders draußen!

Auch das Rausgehen spielt eine zentrale Rolle. Studien zeigen, dass der Aufenthalt in der Natur das Stresshormon Cortisol messbar senkt und gleichzeitig Serotonin ausschüttet. Wenn man nun malt, verstärkt sich dieser Effekt: Man wird vom Beobachter zum Teil der Umgebung.

Wer sich auf ein Motiv einlässt, atmet anders, steht still, hört genauer hin –

und findet dadurch jene Art von Ruhe, die weder auf der Couch noch im Fitnessstudio zu haben ist.

Es gibt also gute Gründe, warum das Malen glücklich macht.


Es ist kein esoterisches Geheimnis, sondern eine biologische Tatsache: Kreatives Tun, Naturerleben und konzentriertes Sehen bringen das Nervensystem in Balance. Sie erlauben es dem Geist, wieder mit dem Körper zu sprechen.

Während wir malen, tun wir unbemerkt etwas viel Größeres:

Wir heilen die Trennung zwischen Denken und Fühlen. Wir kommen buchstäblich zu uns selbst zurück.

Malen macht glücklich – aber nur, wenn du es zulässt!

Drum mach dir das Erlebnis nicht kaputt, indem du zu kritisch mit dir bist.

So ein Bild wie hier betrachte ich fast als Abfall.


Nicht, weil ich es nicht wertschätze, sondern weil es nur das Produkt der eigentlichen Kunst ist.

Die Kunst ist, zu beobachten, sich selbst und die Umwelt in eine gemeinsame Schwingung zu versetzen. Die Kunst ist, ganz in der Welt zu sein.

Was ist, wenn ich mit meinen Bildern dennoch nicht zufrieden bin?

Oft verfliegt das Glück direkt nach dem Malen. Dann kommt der Nörgler in uns raus!
Malen macht glücklich – aber was ist, wenn ich mit meiner Leistung absolut nicht zufrieden bin?

Nörgeln hilft nicht.

Beobachten aber schon! Beobachte deine Bilder wertungsfrei! Dann kann man von den eigenen Fehlern lernen. Mir hilft, dass ich mir selbst vorgaukle, dies sei nur die Vorzeichnung, die Skizze vor dem richtigen Bild.

Ich kann es ja nochmal tun! Durch diesen kleinen psychischen Trick bewahre ich das Glück.

Liebe Grüße ins Wochenende
Tine

Herzlichen Dank an alle, die gespendet haben!
Nach dem letzten Aufruf sind tatsächlich einige Spenden eingegangen – das hat mich sehr gefreut. Es zeigt, dass euch das Herz der Kunst am Herzen liegt.

Aber ich möchte euch eines bewusst machen: Die öffentliche Hand fördert eure Hobbys nicht. Unterstützung fließt fast ausschließlich in die großen Häuser, nicht in die freie Kunstszene, in Blogs oder in unabhängige Bildungsarbeit.

Ehrlich gesagt: Von über 5000 Leserinnen und Lesern im Monat spendet bisher nur eine Handvoll. Das ist schade, denn mit ein paar Euro von jedem könnte ich sehr viel mehr für euch auf die Beine stellen.

Ich möchte seit Jahren mehr für euch tun – aber das geht nur mit eurer Unterstützung.
Wenn ihr also mögt, dass Herz der Kunst weiter frei und unabhängig bleibt, dann helft mit. Jeder Beitrag, egal wie klein, bewirkt etwas.

Herzlichen Dank fürs Mittragen und Dabeisein!
Eure
Tine Klein

 

EUR