Spontan Zeichnen und unsere Vorbilder

Spontan Zeichnen – Was ist gute Malerei?


Spontan Zeichnen wird sehr bewundert, auf dem Weg dahin stehen uns allerdings oft klassische Kunstbegriffe im Weg. In der Malerei oder beim Zeichnen geht es darum Gefühle zu transportieren, das vergessen wir aber allzu oft. Wenn wir Ansprüche an uns selber stellen, sind wir oft allzu hochtrabend.Wenn Schüler in meinem Atelier ankommen und ich frage, wie sie denn mal malen wollen, dann erzählen Sie mir ganz oft von klassischen Meisterwerken. Die sixtinische Kapelle, der nackte David oder ganz bemerkenswerte Bilder prominenter Maler. 

Michelangelo [Public domain], via Wikimedia Commons

An diesen Wünschen ist prinzipiell nichts auszusetzen, doch insgesamt ist es bei uns Menschen so:

Nichts ist gewöhnlicher, als der Wunsch bemerkenswert zu sein. (Shakespeare)

Bei diesen hochtrabenden Ansprüchen vergessen wir allzu oft, dass es sehr oft das Einfache und Alltägliche ist was bewegt.

Viele meiner Schüler sind sehr enttäuscht, wenn sie solche Motive malen, das Ergebnis ist mitunter durchaus toll, aber die Motive frustrieren, weil sie zu immer mehr Perfektion aufrufen und selbst kleinste Fehler auffallen. Dabei sind selbst tolle Ergebnisse oft sehr steif, sie gehen nicht ans Herz, denn das was man als gute Kunst versteht, kommt aus der Renaissance und der Lebensalltag der Renaissance hat einfach nichts mehr mit unserem heutigen Lebensalltag zu tun. Und es bliebe noch die Frage, wie viel Aufsehen so ein nackter David an einer Straßenecke in Florenz in der Renaissance hervorgerufen hätte.


Perfektion geht nicht ans Herz


Wir vergessen bei der kühlen Schönheit des David, dass die kleinen alltäglichen Dinge, die wir für ganz selbstverständlich halten, oft viel tiefer beeindrucken und ans Herz gehen.

Solche monumentalen Werke, wie von Michelangelo, haben natürlich Generationen von Malern und Bildhauern geprägt und sind tief in unseren Werten über Kunst verankert.

In unserem Kopf ist die Bewertung gleich klar: “ Klar, es ist ein Michelangelo, das muss große Kunst sein!“

Der Umkehrschluss, dass wir jetzt alle wie Michelangelo malen müssen um kleine Kunstwerke zu erzeugen, ist jedoch falsch.

Sind wir denn verrückt geworden?  Wieso glauben wir, dass die  Darstellung alter Meister so unglaublich viel besser ist als das, was wir im Alltag tun können?

Vittoria Colonna. Ritratto di Michelangelo. ~1550: British Museum, London gemeinfrei

Michelangelo eine Zeichnung 500 Jahre alt

Die Erkenntnis, dass so große Ikonen wie Michelangelo beim spontanen Zeichnen nicht viel besser sind als wir, hat doch etwas beruhigendes. Wenn man sich diese Skizze von Michelangelo anschaut, dann sieht man dass sie genau auf dem Niveau ist, welches viele Künstler heute in sozialen Netzwerken posten. Da halten wir doch mit unserem Schulfüllhalter mit! Im Facebook oder im Flickr würde heutzutage niemand bei dieser Zeichnung Hurra schreien, diese Zeichnung von Michelangelo wäre schlicht und einfach eine unter vielen.

Ich finde, wir sollten nicht auf die Knie fallen und uns demütig vor Kunstbegriffen beugen, die nichts mit unserem Alltag zu tun haben.  Der Kopf ist viel freier, wenn man ihn nicht mit den Meinungen toter Menschen voll stopft.

Wir haben heute selber Geschichten zu erzählen.

Nicht dass ich Michelangelo nicht toll finde, ganz im Gegenteil, aber ich finde ob man nun gern klassisch malt oder modern oder abstrakt, wichtig ist, dass wir unsere eigenen Darstellungsformen im Alltag finden können.

Wenn du anfängst mit dem spontan Zeichnen, dann solltest du nicht immer ängstlich fragen: Oh Gott, sieht es aus wie ein alter Meister?


Alltägliche Schönheit in eigener Kunstformen finden


Man muss kein neuer Michelangelo sein um kleine Schönheiten zu erstellen, durch ganz kleine und alltägliche Grafiken und schlichte Kritzeleien kann man Herzen bewegen, dieser Zusammenhang macht es einem sehr leicht.


 

Der kleine Michelangelo im Alltag


Ich habe ein echtes Problem, den ganzen Tag bringe ich Menschen das Zeichnen und Malen bei und das liebe ich. Für mich ist das kein Beruf, sondern eine Berufung! Wenn die anderen Sorgen und Nöte beim Zeichnen und Malen haben, dann muss ich da sein, weiterhelfen und in den Arm nehmen.

Damit ich selbst das Glück des spontan Zeichnens im Alltag nicht vergesse, mache ich Zeichnungen auf Bierdeckeln, kleine schnelle Beobachtungen.

Vor ca. sechs Jahren begann ich intensiv zu Zeichnen, ich habe vorher gemalt, aber das Zeichnen fiel mir schwer. Mein Ziel war es bessere Vorzeichnungen für meine Ölmalerei zu machen. Zuerst hatte ich den Gedanken ganz klassisch zu zeichnen.

 

Tine Klein Portrait von Pierre Bonnard

Im Laufe der Zeit ist aber aus diesen kleinen Zeichnungen etwas Rasanteres geworden. Ich habe meine eigenen Ansprüche ans Zeichnen überdacht, spontanes Zeichnen ist mir immer wichtiger geworden. Ich male, wie andere ihre Handykamera benutzen und empfinde es als Riesenglück. Diese Art des Zeichnen machte mich schnell gut, der Stift wurde zu meiner Sprache. Damit meine ich nicht so kleine Portraits, die ich auch mal gerne von alten Fotos abmale,  nein ich liebe die spontanen Zeichnungen.

Spontan zeichnen das ist wie eine Safari, auf der Jagt nach Gefühlen.

Es gibt jeden Tag Unglaubliches zu beobachten, zum Beispiel: Der erste Zahn ist weg:

 

Spontan zeichnen-Tine Klein-Skizze auf Bierdeckeln

Natürlich ist das kein Michelangelo, aber es macht doch Spaß. Schön dass ich mich an diesem Moment immer mal wieder erinnern darf.

Der Alltag hat viel zu bieten, witzige und skurrile Momente über die man lachen musste, aber wenn man sie nicht malt vergisst man sie, diese großartigen Momente sind einfach viel zu schade um sie zu vergessen.

Für mich ist Malen auch Nachdenken, deswegen male ich auch Momente, die ich eigentlich lieber sofort vergessen möchte:

Spontan zeichnen-Tine Klein-Skizze auf Bierdeckeln

Pubertät es etwas idiotisches, leider ist sie sehr wichtig für den Menschen, nichts desto trotz hat sie schon so manch einen in den Wahnsinn getrieben.

Gerade wenn ich über Trauriges nachdenken muss, sind meine Stifte oft sehr hilfreich. Ich kann mit meinem Stift Gefühl viel eher auf einen Punkt bringen. Oft sind mir die traurigen Bilder, die nie gezeigt werden, die Nächsten.

Spontan zeichnen-Tine Klein-Skizze auf Bierdeckeln

Das Weinen, wie das Lachen, banne ich auf Bierdeckel, all die Dinge eines gefüllten Leben.

Spontan zeichnen-Tine Klein-Skizze auf Bierdeckeln

Auch wenn man vielleicht nicht bei jeder Zeichnung das Gefühl hat, dass man auf die Meisterschaft zustrebt. Und gerade wie bei diesen Bildern, die schon etwas älter sind, denke ich oft, „Oh Gott, oh Gott,  würde ich heute anders machen“, das Gefühl steckt ihn ihnen und damit sind sie wertvoll.

Spontan zeichnen-Tine Klein-Skizze auf Bierdeckeln

Spontan Zeichnen, das heißt Dinge festhalten, die sonst sehr schwer greifbar wären. Alltägliche Beobachtungen sind die interessantesten Motive, denn in ihnen steckt die Wahrheit.

Auf diese Art und Weise entstehen ganz besondere Fotoalben. Ich male mein Leben, gemalte Fotoalben mit Lachen und Weinen und  tollen Erlebnissen. Diese Art und Weise des Zeichnen hat mich persönlich ganz langsam gut gemacht.

Keine großen Oelschinken, keine Michelangelos, mein Leben und mein Stift wir sind Eins.

Material: Bierdeckel und wasserfeste Tinte und Bleistift

Liebe Grüße

Tine

Schaut mal in dem Artikel kann man auch mal ein Urban Sketching von Michelangelo sehen:

www.geo.de/magazine/geo-epoche-edition/1068-rtkl-portfolio-michelangelo-buonarroti

Wenn ihr noch ein bisschen weiter lesen wollt, es gibt noch einen Artikel zu spontaner Motivauswahl.

Hier weiter im Blog

 

 

 

Verfluchter Fluchtpunkt!

Hast du Probleme mit den Fluchtpunkt beim Zeichnen? Na, dann bist du in bester Gesellschaft!

Von einer Freihand gezeichneten Perspektive träumen viele, aber es scheint unerreichbar. Es ist jedoch nicht schwer, wenn man die ganze komplizierte Materie auf drei kleine Sachverhalte zusammen schrumpft.


Die merkwürdigen Effekte der Perspektive


Letzte Woche waren wir mit Freunden spazieren, mein Mann ärgert die Kinder damit, dass er behauptete man würde regelmäßig den Zürichsee ablassen, um ihn zu reinigen wie die Badewanne.

Wir liefen ganz langsam den Berg hinab zum Zürichsee und mein Mann behauptete, man könnte heute ja deutlich sehen, dass sie den Zürichsee auslassen würden, er verstehe nur nicht warum sie das am Wochenende machen würden, denn den ganzen Zürichsee zu schrubben sei ja eine Menge Arbeit.

Tatsächlich waren die Kinder total verblüfft, denn je mehr wir den Berg hinab liefen, desto tiefer sank der Wasserspiegel. Nach kurzer Zeit fragte der erste Erwachsene ob der Zürichsee ein Stauwehr habe? Ich musste mich innerlich vor Lachen krümmen, denn das ist Perspektive.

Weißt du woran dieser Effekt liegt?

Wenn nicht, dann wird es jetzt Zeit! Denn der verblüffende Effekt mit dem Wasserspiegel, hilft sehr beim Zeichnen.


Augenhöhe und Fluchtpunkt, wie mein Einfaches absolut komplizieren kann


Wenn ich Fachbücher über Perspektiven lese, weiß ich leider nicht, ob ich lachen oder weinen soll, hier versuchen Menschen anderen Menschen Perspektive zu erklären, die diese offensichtlich nicht verstanden haben.

Es wäre zum brüllen komisch, wenn es nicht so traurig wäre.

Solche Fachbücher fangen bei Perspektive häufig so an:

„Gerade Linien die im Orginal parallel zueinander laufen, treffen sich in einem gemeinsamen Fluchtpunkt. (Ähhm, ich dachte parallele Linien treffen sich nicht?) Blickst Du direkt von vorne auf das Objekt, benötigst Du einen Fluchtpunkt, der genau in der Mitte liegt. ( Bla,bla bla, was heisst hier benötigt, es gibt einfach einen Fluchtpunkt). Blickst Du seitlich auf das Objekt, benötigst Du zwei Fluchtpunkte, die links und rechts des Objekts liegen. (Oh ha ! Schnelldenker!). Auch senkrechte Linien treffen sich in einem Fluchtpunkt, der aber meist weit außerhalb des Bildes liegt und nicht auf der Horizontlinie, sondern auf einer senkrechten Linie liegt. (Ja ich malte mir als Anfängerin immer den Fluchtpunkt auf die Uni-Tische, verratet es aber nicht weiter. Ist wie bei Murphy´s Law mit dem Butterbrot, Fluchtpunkt liegt gefühlt 2 Meter weiter). Die Horizontlinie zeigt an, ob der Betrachter von unten, von vorne oder von oben auf das Objekt sieht. (Komplizierter konntest du es nicht ausdrücken?) Die Fluchtpunkte der waagerechten Linien liegen alle auf der Horizontlinie. (Aber sicher, und jetzt hast du immer noch nicht gesagt warum!)“

Aus einen Blog zum Thema kopiert, den ich nun aus Respekt nicht nennen möchte

Erst Fachtexte sorgen dafür, dass man meint der Wortstamm von Fluchtpunkt kommt von fluchen!

Bla,bla,bla,blahhhhhhhh und dann folgen 1000 unnütze Schaubilder die so kompliziert sind das man Augenkrebs bekommt!

Falls dein Kopf vor Müdigkeit, beim dritten Satz auf den Tisch geknallt ist, dann hast du ganz normale Reflexe!

Das ist nicht nur zum Gähnen langweilig, so kann man einfach keine Perspektive erklären! Was viele Autoren gerne Horizontlinie nennen, ist schlicht und einfach die Höhe deiner Augen.


Perspektive ist dein Sehfehler


 

Wenn es um Sehen geht, bist Du das Zentrum der Welt!

Du brauchst also gar nicht lange suchen, wo die Horizontlinie ist, sie ist genau auf der Höhe deiner Augen und bei einem Foto ist sie genau auf der der Kameralinse. Und genau da sind alle Fluchtpunkt. Hier steht die Kamera auf dem Balkon.

Augenhöhe ist die Horizontlinie

Das alles in der Entfernung kleiner wird ist leider ein Sehfehler unserer Augen! Also findet sich der Fluchtpunkt als Summe unseres Sehfehler genau auf unserer Augenhöhe und das nennen die Vollpfosten in Fachbüchern hochtrabend Horizontlinie.

Die Kameralinse steht hier auf der Balkonbrüstung und magischerweise verschiebt sich der Horizont auf genau diese Höhe. Das ist der Grund warum mein Liebster den Kindern auch ganz glaubhaft versichern kann, der Wasserstand im See würde sinken, wenn wir den Berg herunter laufen. Denn die Horizontlinie ist unsere Augenhöhe und sind wir tiefer am Berg, dann schaut es so aus als hätte der See  weniger Wasser!

Es ist doch logisch, du siehst mit deinen Augen und deine Augen sind  das Zentrum des Bildes.

Auch wenn Perspektive uns oft fühlen lässt als sein wir totale Deppen, es ist ganz einfach.

Wenn du mal verwirrt bist hältst du dich an diesen 3 simplen Leitsätze.

  • Über meinen Augen fällt es in der Entfernung
  • Unter all meinen Augen steigt es in der Entfernung
  • Auf der Höhe meine Augen ist alles gerade, da tut sich gar nichts und dort bilden sich die Fluchtpunkte.

Tomaten auf den Augen!  Nein, du bist nicht völlig verblödet, wenn du es nicht siehst, denn das ist ganz normal!

Anders als auf dem Foto, wenn alles auch noch mit deutlich sichtbaren Linien markiert ist, ist es im Alltag total schwer zu sehen ob eine Linie fällt oder steigt.

Dann erinnere dich bitte an das Schaubild oben, alles über deinen Augen sinkt und alles unter deinen Augen steigt.


Man muss sich sichtbar machen!


Wenn du es nicht sehen kannst dann mach es dir einfach mit dem Stift sichtbar, das funktioniert so:

https://blog-herz-der-kunst.ch/alles-eine-frage-der-perspektive/

Ohne den Stift hättest du nicht sehen können, das das Dach leicht abfällt.

Schau mal hier man sieht es einfach nicht!

Fluchtpunkt und Perspektive sieht man nicht, Tine Klein

So schön ist es bei uns, liebe Grüße an den Künstlerverein in Bremgarten AG

Schau mal so würde es ohne Stift aussehen. Würdest du bei dem Dach mit dem Pfeil sehen, dass die Linie fällt?

Nö?, Na dann ist alles OK du siehst Normal!

 

Also schnapp Dir einen Stift und mach Dir die Perspektive sichtbar. Falls du die verfluchten Fluchtpunkte suchst, sie sind auf Höhe der Uferpromenade, ich stehe tiefer als die Brücke.

Freihandzeichnen Tipp:

Mach dir klar wo die Augenlinie steckt. Am besten im Bild markieren, alles drüber fällt in der Entfernung, alles drunter steigt in der Entfernung.

Bei meinem Bild vom Zürichsee ganz oben, brauchte ich  keine Perspektive zeichnen, weil mein Kopf genau auf einem dieser der Dächer ist. Dadurch fluchtet nichts, das macht das Zeichnen luxuriös einfach!

Merke je genauer du bist, desto genauer wird das Sehen des Betrachters!

Schönes Wochenende wünscht die Tine.

Mehr Info´s zum Thema: Perspektive

(P.S.: Das Bild oben ist „Two in One“. Zwei meiner Lieblingsplätze in meinem Skizzenbuch war noch eine alte Skizze von Bora Cay, Schiffe vor der Insel in der Abenddämmerung. Die sind doch nie fertig geworden, darauf habe ich den Bauernhof mit Hühnerstall über dem Zürichsee gemalt, an der Straße ist eine Bank, dort halte ich gern abends um den Sonnenuntergang am Zürichsee zu bewundern. Die Stelle liegt sehr hoch über dem Zürichsee, durch die großen Schiffe wirkt das Wasser jedoch ganz nah.)

 

 

 

 

 

Materialliste, was brauche ich bei Tine!

Danke schön für die vielen Anmeldungen!


Aus einem Kurs wurden aufgrund der vielen Anmeldungen 3, vielen lieben Dank dafür!

Wer bei uns am Zürichsee ist, darf deshalb gerne schnuppern kommen, ebenfalls die Schüler noch eine Freikarte für den Spaziergang mit Stift haben.

Am Samstag Nachmittag ab 16 Uhr findet sich nach Voranmeldung bestimmt ein Platz.


Kein Kaufrausch


Generell geht es in Tine´s Kursen herzlich wenig um Material, denn das Wissen ist wichtig, Das Material ist Mittel zum Zweck. Euer eigenes Lieblingsmaterial, ist im Kurs herzlich willkommen. Es geht darum, dass ihr euch wohl fühlt.


Materialliste


 

Kein automatischer Alternativtext verfügbar.

 

  • Aquarellkasten alle Grundfarben in kalt und warm sollten vorhanden sein. Hast du keinen Kasten bekommst du Notfalls einen Leihkasten und eine Einkaufsberatung.
  • § Pinsel,bitte nicht zu klein, oben ein Rundpinsel wie der oben mit guter Spitze reicht, Wassertankpinsel sind auch OK, so winzige wie der blaue Pinsel oben bitte nicht! Wenn ihr ihn habt ein eckiger flacher Syntetikpinsel ca. Daumenbreit.
  • Falls vorhanden Buntstifte oder Aquarellstifte zum aufhübschen von blassen Farben (nur 2-3 in leuchtenden Farben)
  •  Aquarellblock oder Multimediapapier min 185gr§ Steckt auch sehr preiswertes Papier ein, Für Experimente ist es sehr ratsam, nicht immer auf edlem Papier zu zeichnen.
  •  Ein weißer Gelstift von Signo  ist sehr hilfreich aber kein muss
  • Weicher Bleistifte, Radiergummi und ein Spitzer sind natürlich auch immer gut
  •  Ein Lappen Oder Papiertaschentücher
  •  Mein Herz schlägt für den für die Füllhalter. Preiswert und super gut ist der Lamy Safari (siehe oben) , den gibt es überall. Der Füllhalter und eine schöne Tintenfarbe wirken Wunder in jedem Skizzenbuch. Alternativ könnt ihr auch mit Feinlinern arbeiten zum Beispiel von Stabilo oder Copic.

 

Summery


Farbkasten, Stift, Bleistift und Aquarellpapier und preiswertes Suddelpapier

Tipp: nicht in einen Kaufrausch ausbrechen ihr dürft im Kurs auch Material ausprobieren. Nach dem Kurs kaufen ist oft sinniger, denn Materialkunde gehört dazu.

Kuss und Gruß Das wird eine super Zeit! Und ich freu mich total auf Euch

Tine

wer mit machen möchte darf sich gerne in den Verteiler eintragen:

Bitte schreibt mir ob ihr aus der Schweiz oder aus anderen Ländern kommt;) es gibt unterschiedliche Verteiler.

Verteiler

Rhythmus im Blut, Zeichnen und Takt

Tine klein Skizze Dächer von Barcelone Rhythmus Chaos und Tackt sind in Zeichnungen wunderbar erinnerbar.

Rhythmus: Ist die Wiederholung und und Anordnung von bestimmten Ereignissen, Gegenständen oder Tönen

Und was hat das jetzt mit Malen oder Zeichnen zu tun?

Heute möchte ich mit euch über ein Thema reden, was sehr oft vernachlässigt wird: Es ist der Rhythmus in der Zeichnung. Das Thema vergisst man immer wieder und manchmal braucht man einen kleinen Tritt um daran erinnert zu werden, wie zauberhaft die Unterbrechung und Variation ist.

Regelmässiges kann schnell langweilig werden, unterbricht man es aber und gibt ihr einen Takt dann wird es fast magnetisch.

 


Making of des Bildes


Mit meiner Zeichenausrüstung bewaffnet, schleppe ich mich die Stufen der Casa Batló hinauf.

Eine meiner vielen Fehler ist, dass sich ein schrecklicher Morgenmuffel bin. Das trifft es allerdings nicht, ich bin kein Morgenmuffel, ich bin ein Morgentrottel. Jetzt trottete ich mit dem Schlaf in den Augen, die Treppenstufen der Villa hinauf, für das funkelnde Treppenhaus habe ich noch keinen Blick, mein Ziel ist die prachtvolle Aussicht von der Dachterrasse der Villa.

Entsetzt schaue ich in das Panorama, um diese Uhrzeit habe ich meine rosa Brille noch nicht auf. Was ich in Front dieses wundervollen Kulturgutes sehe, ist nicht nur das prachtvolle Panorama von Barcelonas Bell Epoque, sondern ich Glotze betroffen auf hunderte Klimaanlagen und Lüftungsschächte.

Wie konnte mir das beim letzten Mal entgangen sein?

Schlagartig ist mir als Morgenpessimist klar, das kann man nicht malen. Allerdings zücken ich nun meinen Füller und kritzele mich erst mal ein.

Erfahrungsgemäß weiß sich, irgendwann findet der Blick etwas, was mich fasziniert und dann ist es aus mit dem Pessimismus.

Heute packt mich erstaunlicherweise, die scheußliche Pracht des Technikmülls auf Barcelonas Dächern. Anders als erwartet, ist das Motiv nicht unhaltbar, sondern seine Andersartigkeit und Scheußlichkeiten ist das was mich packt.

Die Klimaanlagen und Schornsteine sind alle gleich und doch anders, es gibt regelmässige Gruppen und Tackte aber auch mal gar keine.

Meiner Hand wird klar es ist eine Melodie, es gibt einen Takt und Rhythmus ehe mein Kopf überhaupt wach ist.

Tatsächlich ist es gar nicht scheußlich, es ist anders als erwartet und es ist rhythmisch wie ein Takt, es ist Musik. Das hier ist kein Musikstück von Bach, das hier ist Bach mit einem fetten Rap davor.

Der Rhythmus ist unwiderstehlich


Rhythmus, Änderung und Variation


Dies sind starke Mächte beim Zeichnen. Wenn sich Formen eintönig wiederholen, dann vergisst man sie viel leichter als Dinge, die scheinbar anarchisch ihren eigenen Takt angeben.

Oft sind Motive von denen man glaubt sie seien unmalbar, die besten Motive.

Wenn sich eine Form immer und immer wieder wiederholt, dann wird es für das Auge unglaublich langweilig.

Wenn sich Formen beständig verändern und doch einen kleinen gemeinsamen Nenner haben, dann ist dies unglaublich attraktiv, ohne dabei zu chaotisches zu wirken.

Alles verändert sich und doch ist ein gemeinsamer Takt da. Auf so etwas sollte man achten.

Diese Gestaltung und Harmonieregel findet sich nicht nur bei technischen Gegenständen, jeder Wald ist eine Herausforderung für den Zeichner, die Versuchung exakt gleiche Formen immer wieder zu reproduzieren ist hoch.

Aber dafür bezahlt man einen hohen Preis, denn das Bild wird auf jeden Fall langweilig und monoton. Es ist wie eine Tapete an der Wand eines Zimmers, die sich immer wieder wiederholt, man vergisst sie einfach.


Das reinste Chaos: Wunderbar-Erinnerbar!


Die Grundform gibt die Ruhe, das Chaos den Rhythmus und Tackt!

Rhythmus Chaos und Tackt sind in Zeichnungen wunderbar erinnerbar. Tine Klein

Schöne Chaos hat jedoch eine innerliche Ordnung

Wiederholungen, Unterbrechungen und Variationen des gleichen Thema sind aber wie eine „Marching Band“ mit vielen unterschiedlichen Trommeln, aber es gibt für den unterbrochenen Rhythmus einen Takt wie in der Musik, ist es kein reines Chaos, sondern geordnetes Chaos und das mag das Auge. Das Zeichnen ist überhaupt nicht schwer, weil es immer wieder die gleiche Grundform ist doch, die Variation gibt dem Auge richtig was zu tun.

Mit Bach hat das nichts zu tun aber vielleicht etwas mit Bebob oder Rap.

Liebe Grüße ins Wochenende

Tine

Passend zum Thema:

blog.herz-der-kunst.ch/schoen-was-ist-schon-schoen

 

 

Tricks zum Zeichnen von Bewegung

Letzes Jahr war bei mir so viel los, dass ich gar nicht dazu gekommen bin zu berichten. Eines der schönsten kleinen Events bei meinem Spaziergang mit Stift war das Slow-Up. Ein Slow-Up ist ein Event bei dem die Straßen gesperrt werden, damit sie frei sind für Fahrradfahrer und Rollschuhlfahrer.

Wir setzten uns mit Stühlen auf die Straße und trainierten das Zeichnen in Bewegung.

Man sind die schnell und zack sind sie weg!

Bewegungen zeichnen, macht einen am Anfang ratlos. Es ist doch schon auf dem Foto schwer genug!

Hier hocken wir wie die Hühner auf der Leiter und warten auf unsere rollenden Opfer.

Das war ein wundervolles und buntes Treiben, jedoch ist es für den Zeichner der absolute Horror, denn auf einem Slow-Up hält niemand still.

Der beste Tipp ist sich nicht von dem Getümmel unter Druck setzen zu lassen

Also erst einmal gemütlich hinsetzen, sich das Treiben ansehen und dann herauszufinden was hier eigentlich die typische Bewegung ist. Wenn viele Menschen das Gleiche tun, dann machen auch alle immer mal wieder die gleichen typischen Bewegungen.

Gut zu wissen, alle machen irgendwie das Gleiche!

Das Erste ist das man herausfindet, wie das Ganze ungefähr zusammenhängt.


Das Grundmuster finden


Fahrradfahrer machen immer wieder die gleiche Bewegung. Sie hängen mit einem Buckel auf ihrem Drahtesel und die Beine strampeln sich unten ab.

Die Bewegungen ähneln sich immer wieder Buckel, ein gestecktes Bein und ein langes Bein.

Da die Bewegung unglaublich schnell ist, darf man sich einfach nicht treffen lassen. Der beste Tipp ist nicht nur eine Person zu malen, sondern das Gemalte ganz in Ruhe aus mehreren Personen zusammenzusetzen.

Super geeignet dafür ist gestisches Zeichnen. Um sich klarzumachen wieso eine Person auf dem Fahrrad aussieht, malt man sie einfach in der Luft, während man die Fahrradfahrer beobachtet. Dadurch dass man praktisch in der Luft eine Geste malt, wird einem ziemlich schnell klar was die Grundform ist. Die Grundform eines Fahrradfahrers ist einfach ein Haken. Der Buckel mit dem langen Bein, dazu kommt noch ein angewinkeltes Bein.

Die Geste vereinfacht die Sache!

Macht man sich dies klar, ist die Sache gar nicht mehr so brutal schwer.

Hat man erst mal begriffen, dass man eine Bewegung in einen einfachen Pinselschwung oder Strich umsetzen kann, dann kann man auf dieser einfachen Basis enorm lebendige Bilder oder Zeichnungen machen.


Vereinfachen ist das A und O


Oft hilft es sich das Leben so einfach wie möglich zu machen! Wenn man erst mal versucht, die Dinge von hinten zu malen. Schon hat man viel länger Zeit sich das Ganze anzusehen.

Opi auf dem Rad, Atelier Herz-der-Kunst, Malen und Zeichnen von Bewegung

Tine Klein: Opi auf dem Fahrrad

Auch hier sieht man das Grundmuster, das gestreckte und das abgewinkelte Bein. Diese Vereinfachung und etwas mehr Zeit nimmt einem enorm den Stress.

Mutig vereinfachen ist das A und O des schnellen Zeichnen. Aus einem Reifenprofil wird einfach eine Zickzacklinie, aus einem angewinkelten Bein ein Dreieck. Vom Fahrrad sieht man nicht mehr als den Reifen und die Lenkergriffe.

Wenn man von hinten malt, hat man sich auch den Stress gespart die Fahrradkonstruktion von der Seite zu malen.

Gerade das Einfache sorgt dafür, dass man das Typische einfängt

 

Zu viele Details gehen bei dieser Art und Weise des Malens überhaupt nicht. Besonders notwendig ist es sich auf die wichtigsten Dinge zu spezialisieren.

Also kein Schnickschnack, sondern das Nötigste.


Nur Wer wagt, der gewinnt


Es gibt kein Weg daran vorbei, wer es nicht ausprobiert, wird es auch nicht lernen

Doch es gibt Hoffnung, beim Zeichnen von Bewegung hat man einen ganz enormen Vorteil, dieser Vorteil ist das Bewegung gerne mehrere Linien toleriert. Eine falsche Bewegung ist, anders als in einer normalen Zeichnung, nicht unbedingt ein Fehler sondern nur ein Anzeichen für die Bewegung. D. h. deine Versuche und auch kleinen Fehler sehen mitunter sogar extrem cool aus

Fahrradfahrer mit Navi, Atelier Herz-der-Kunst, Malen und Zeichnen von Bewegung

Rennfahrer mit Navi, lustig bei der Seestrasse am Zürichsee, die 30 km lang völlig gerade ist

Schau noch mal in meine erste Zeichnung, das erste Hinterrad passte so wenig zum Fahrrad, dass ich das Blatt am liebsten weggeschmissen hätte.

Nicht beim ersten Fehler Skizzenbuch beißen

Suchende Linien sind beim Zeichnen von Bewegung kein Fehler, das Rad bewegt sich und die Linie bewegt sich und so werden deine vermeintlichen Fehler oftmals zum Design!


Wie man mit Schüchternheit umgeht


Obwohl ich es gewohnt bin vor Menschen zu malen, kriege ich immer noch Hitzewellen, wenn die Menschen so nah ran kommen. Wenn ich dann Fehler mache, bekomme ich Angst und natürlich geht das erst recht meinen Schülern so.

Atelier Herz-der-Kunst, Malen und Zeichnen von Bewegung

(diese Fahrradfarbe hat mich inspiriert siehe oben)

Aber wenn man das Gespräch aufnimmt, dann merkt man 99,9 Prozent der Menschen sind positiv, sie kommen weil sie es toll finden, das wir malen. Sie wollen mitmachen.

Einfach machen ist das Rezept, erst dann  wird man bestärkt

 

Bewegung -Material und Technik


Schaut mal, dieser junge Mann hängt auf seinem Rennrad wie Sancho Panza auf seinem Esel.

Fahrradfahrer auf RennradBlog Herz der Kunst, Malen und Zeichnen von Bewegung

Tine Klein: Drahtesel und Sancho Panza in Zürich auf der Seestraße

Aber wie kann es sein, dass ich Ihnen so kurzer Zeit malen kann.

Die schlichte Wahrheit ist: „Ich kann es nicht!“

Auf der Strecke kommen hunderte von Fahrradfahrern, wenn ich einmal etwas Typisches gesehen  habe, dann schärft sich mein Auge dafür. Ich lege mich auf die Lauer bis der nächste Radfahrer kommt.

Den Malprozess zerlegen


  • Zuerst male ich in Ruhe den Lenker und die Fahrradlampe, dann warte ich bis der nächste Rennradfahrer kommt.
  • Jetzt habe ich schon im Kopf welche Pose ich malen will, dann male ich nur die absolute Grundform in einem dicken Block, oft sogar wie oben ganz grob nur in Farbe.
  • Jeder folgende Fahrradfahrer steuert nun einen kleinen Teil zu Motiv bei. Bewusst schaue ich auf Details zum Beispiel die Hände.
  • Wenn etwas ganz besonders schön war, dann versuche ich es im Kopf zu behalten. Ich schließe zwei dreimal die Augen, und versuche mir das Bild intensiv einzublenden. Diese Etappendetails wie zum Beispiel das Gesicht oder die Brille ergänze ich dann ganz in Ruhe aus dem Kopf.

Das Wesentliche aber ist die Haltung und dies habe ich oft schon beim ersten Fahrradfahrer festgehalten.

Die Technik auf gefärbten Papier


Beim Skizzieren von Bewegung ist der Papierverbrauch hoch. Am Einfachsten fällt es, wenn man mit Mut ans Werk geht. Dabei muss man sich einfach zugestehen, dass man Fehler macht.

Viel Material braucht man nicht. Hier habe ich mit Aquarellfarben, meinem Füllhalter, einem Bunstift und weißer Tusche gearbeitet.

Was man allerdings braucht ist viel Papier, denn Abfall und Schwund gehören dazu. Wenn ich jetzt, wie bei mir, jede Menge gelungene Skizzen seht, dann macht euch klar jeder macht Fehler, auch ich produziere jede Menge Schrott.

Zum schnellen Zeichnen sind in der Regel sehr glatte Papiere geeignet.

Glattes getöntes Zeichenpapier

Das Papier was ich hier benutzt habe ist Paint On Multitechniques, es wurde auf dem Deutschen-Urban- Sketcher -Meeting von Boesner Glinde, Hamburg-Kiel gesponsort, vielen lieben Dank dafür, denn das hilft uns Kunstmaterial zu erkunden.

Ich selber hatte bis dahin nur selten auf getönten Papier gearbeitet, ich war sehr positiv überrascht, weil das Papier mit 250 g/Quadratmeter sehr dick ist und deshalb ist es sehr fehlertolerant. Man kann auch noch mal drüber malen.

Was ich diesmal mit der weißen Tusche reichlich gemacht habe, dass das Papier so robust war hat gute Ergebnisse ermöglicht.

Da Fehler beim schnellen zeichnen unvermeidlich sind, habe ich mit weißer Tusche gearbeitet, so konnte ich allzu auffällige Fehler abdecken. Durch die Dicke des Papiers hat sich dann auch nichts gewellt.

Dieses Papier ist auf jeden Fall großartig für das Zeichnen und Malen geeignet.

Wichtig ist aber, dass man sich die Angst vor dem Material zerstören nimmt, der Fehlversuch gehört dazu. Einige Schüler arbeiten auch gerne auf Suddelpapier, das ist der Schweizerische Ausdruck für Schmierpapier, denn das macht frei im Kopf.

Ein Bekannter von mir arbeitet auf zerknitterten Butterbrotpapier, das macht ihn frei. Ich bevorzuge Multimedia-Papier, denn mein Malstil ist sehr robust.

Eine Schülerin malt auf Probeblättern, die Angst das gute Papier zu verderben ist weg!

Blog Herz der Kunst, Malen und Zeichnen von Bewegung


Es geht nicht ums Kunstwerk, sondern um das Erfahrungen sammeln


Die Schülerin oben hat es goldrichtig gemacht, sie hat sich Papierproben genommen und macht jetzt ihre Erfahrungen damit.  Sie weiß hinterher, welches Papier sie mag und welches nicht.  Wobei natürlich Echt-Bütten-Suddelpapier von Hahnenmühle die totale Luxusvariante ist 😉 All das was man aus Erfolgen und Fehlern lernt, das ist das schönste Kunstmaterial der Welt.

Denn das schönste Kunstmaterial bist Du!

Du wirst mit all diesen Erfahrungen besser und deine Bilder schöner!

Liebe Grüße ins Wochenende

Tine

Das A und O zur Vereinfachung ist die Abstraktion hier kannst du weiter lesen

 

 

 

 

 

Es gibt keine Einfarbigkeit.

Tine Klein Häuser nahe Cinque Terre, Einfarbigkeit ist unnatürlich

Einfarbigkeit ist unnatürlich, deshalb sieht sogar so ein Farbklecks natürlicher aus als…

Wenn man Anfängt zu malen, stolpert man schnell über einen Effekt. Man malt etwas und gibt ihm ganz genau die Farbe, die man beobachtet und doch sieht es total unnatürlich aus.

Im besten Fall sieht das Objekt aus wie eine Grafik, schön, sauber und irgendwie total künstlich. Man schaut schaut verzweifelt auf das Motiv, versucht es noch einmal und wieder sieht es völlig angestrichen aus.

Der Effekt liegt daran, dass es keine Einfarbigkeit in der Natur gibt. Natürlich sind Häuser oder auch Autos absolut künstliche Objekte.

Aber gerade bei Autos mit ihrem künstlichen Lack ist absolut keine Einfarbigkeit gegeben, denn sie reflektieren kontinuierlich ihre Umgebung. Der Lack ist ein Spiegel.

Ich sehe es einfach nicht!

Unser Gehirn ist darauf programmiert alles unwichtige nicht zu sehen und so blenden wir diese Reflexionen kontinuierlich aus. Diese Funktion des Gehirns ist sehr sinnvoll, denn sie bewahrt uns vor Reizüberflutung und so ist ein blaues Auto für uns blau. Tatsächlich jedoch spiegelt das Auto viele Farben der Umgebung und es ist alles andere als nur blau.

Bei einem so spiegelnden Lack ist es natürlich noch klar, warum es keine Einfarbigkeit geben kann.

Macht euch einmal den Spaß beim nächsten Spaziergang oder auf dem Arbeitsweg darauf zu achten, was sich alles in Auto spiegelt.

Aber wie ist es bei einer schlichten Hauswand?Man sollte doch meinen, dass das Haus rein gar nichts reflektiert.

Prinzipiell wirken Hauswände meist auf uns völlig einfarbig, aber so einfarbig ist eine Wand nicht.

Deshalb fällt dem Gehirn auf das mit deiner einfarbigen Hauswand im unseren Bildern etwas nicht stimmt.

Selbst wenn es absolut keine farbigen Reflexionen gibt, so gibt es doch immer irgendwo eine Verschattung auf der Hauswand,  unter den Dachüberstanden, in der Nähe von Fenstern, Türen oder Objekten. Alles was verschattet ist, ist schon mal ein wenig dunkler oder blauer als die originale Farbe.

Generell sind Häuser oben meist wesentlich heller als unten in der Straßenschlucht, das gleiche gilt für Licht und Schattenseite.


Das geschickte Spiel mit dem Licht


In Barcelona gibt es die Villa Casa Batlló. Die Villa wurde von Anthony Gaudi erbaut und der Architekt spielt immer wieder mit einem Effekt der Natur.

In Barcelona haben fast alle Häuser einen Lichtschacht, dieser Schacht ist dazu gemacht Licht und Luft in die Häuser zu bringen ohne sich in der Hitze auf zuheizen.

Oftmals sind diese Lichtschächte grauenhaft hässlich, graue Löcher. Antonio Gaudi hingegen spielt in seinen Lichtschächten meisterhaft mit dem Licht. Das Thema ist hier Schatten:

Blog Herz der Kunst, Barcelona Casa Batlo, Farbigkeit und Streulicht

Er verkleidete seine Lichtschächte mit tausenden kleiner Fliesen. Die Fliesen variieren alle leicht in der Farbe und werden allmählich von oben nach unten immer heller. So entsteht in Antonio Glaudis Lichtschächten ein zauberhaftes und völlig natürliches Licht.

Die Natürlichkeit entsteht durch die Variation des Lichts

Andererseits entsteht ein völlig merkwürdiger Effekt, denn der Architekt schafte es entgegen der Naturgesetze mit seiner Farbspielerei auf jeder Etage exakt die gleiche Farbigkeit zu erzeugen, dabei haben die Fliesen je nach Etage ganz stark unterschiedliche Farben.

Dort wo das Licht am hellsten ist, benutzt er dunkelblaue Fliesen, so dass auch in den oberen, heißen und sehr hellen Etagen der Effekt von Kühle und Schatten entsteht. Unten in den Tiefen und verschatteten Etagen, werden die Fliesen immer heller bis sie zum Schluss weiß sind und so entsteht der Effekt, dass der ganze Lichtschacht eine Farbe hat, obwohl er oben dunkelblau und unten weiß ist.

Ein Farbverlauf umgekehrt zu Natur erzeugt Einfarbigkeit

In der Malerei kann man von den Beobachtungen des Meisters einfach nur lernen.

Um noch einmal zurück zu unserem Ausgangsproblem zukommen, völlig einfarbige Häuser oder Strukturen sind absolut unnatürlich. Sie sehen für das Auge so künstlich aus, weil das Auge seine ganz natürlichen Anhaltspunkte und Farbverläufe sucht.

Der Architekt Gaudi erzeugt immer Streulicht, deshalb fühlt man sich in den Zimmern so unglaublich wohl.

Blog Herz der Kunst, Barcelona Casa Batlo, Farbigkeit und Streulicht

Streulicht in der Casa Batló, Einfarbigkeit wirkt unnatürlich, Streulicht gemütlich.

Diesen Effekt kann man 1:1 in die Kunst übertragen.


Farbverläufe geben Freiheit


Diese Erkenntnis gibt uns in der Malerei eine ganze Menge Freiheit. Wenn ich ein einfarbiges Haus nun in hellen und dunklen Variationen einer Farbe male, so wird das Auge diese wilde und eigentlich völlig abstruse Farbkomposition als viel natürlicher empfinden als eine einfarbig angestrichene Wand.

Unser Gehirn akzeptiert eine variierende Farbanordnung als völlig natürlich und findet selber Erklärungen. Wird eine Hauswand dunkel, so ist unserem Gehirn ganz klar dass sich dort ein Dachfirst befindet. Ist das Haus in der Mitte heller, so wird das Gehirn argumentieren, dass näher heller bedeutet, da dieser Teil des Hauses ja nun mal näher am Licht ist. Ist das Haus trotzdem dunkler, so wird das Gehirn argumentieren dass das Haus an dieser Stelle einfach verschattet ist. Wir können ein weißes oder gelbes Haus sogar grün malen, weil das Gehirn die für eine völlig natürliche Reflexion der Umgebung hält.

Obwohl solche krassen Farbverläufe ja eigentlich völlig unnatürlich sind, wirkt ein solches Bild insgesamt immer viel stimmiger als alles Einfarbige.

Ich erkläre mir das so, dass man als Maler völlige Freiheit besitzt, wenn man mit den Spielregeln der Natur arbeitet.

Mir hat einmal ein Leser geschrieben, ich verstehe überhaupt nicht wieso deine total unnatürlichen Farben immer wirklich logisch wirken. Lieber Leser jetzt weißt du es, ich spiele mit unserem natürlichen Sehmuster. Beigebracht hat mir das Antonio Gaudi als sich in seinem wundervollen Lichtschacht stand.

Antonio Gaudi baute nicht nur Häuser, sondern er spielte auch mit Licht, noch heute strömen die Menschen zu Tausenden in seine Häuser, weil diese Häuser nicht nur aus Stein sind, sondern aus Licht und Farbe. Jedes Zimmer hat ein wundervolles und angenehmes Licht, so wie es in der Natur ist, oft fühlt man sich so wie unter einem Blätterdach oder man hat das Gefühl man steht in der Nähe eines funkelnden Teichs. All dies ist natürlich nicht real, denn der Architekt malte in seinen Zimmern mit Licht.

Blog Herz der Kunst, Barcelona Casa Batlo, Farbigkeit und Streulicht

Auch hier verschwindet die Farbigkeit, weil sie natürlich wirkt. Schau mal bewusst auf den Fußboden, siehst du nun die Farben?


Lass die Sonne scheinen


Von Gaudi können wir lernen, dass es absolut magisch wird sobald man das Licht spielen lässt.

Ein natürliches Streulicht, erzeugt in Menschen Wohlgefühle.

Sobald du das benutzt, werden auch deine Skizzen und Bilder magische Anziehungskraft erzeugen.

Letztendlich ist Farbe nichts anderes als dem Licht enthoben und Licht ist völlig frei!

Deine Augen und das Gehirn werden wir nahezu alles verzeihen, wenn du anfängst mit den Reflexionen des Lichts zu malen.

Variiere die Farbe kontinuierlich und du wirst sehen, dass deine Bilder viel ausdrucksstarker werden.

Besonders harmonisch wird Licht und damit die Farbvariation, wenn es die Geschichte eines Ortes erzählt.

Ich weiß nicht einmal wie dieser Ort hieß, ich bin auf ihn gestoßen als ich mit meinem Motorroller kreuz und quer durch die Berge hinter der Amalfiküste gefahren bin.

Was mir geblieben ist ist das mediterrane, genau richtige Mass an Verfall und das wunderschöne warme Licht des Gesteins.

Liebe Grüße ins Wochenende von Tine und ich wünsche euch viel Spaß.

Hier habe ich noch etwas wunderschönes für Euch…

Eine virtuelle Tour durch die Casa Batlló leider ist das Licht nicht zu sehen, jedoch achtet mal darauf wie der Architekt die Farben in Fenster und Fliesen streut.

www.casabatllo.es/de/virtuelle-tour/

Wie man traumhafte Farbe erzeugt kannst du hier lesen: Blog.herz-der-kunst.ch/im-rausch-strahlenden-farben/

 

 

 

Nichts klappt! Sieh es positiv!

Tine Klein über die Kunst mit Kritik und negativem umzugehen. Positiv denken hilft beim malen

Sieh es positiv!

Wenn Plan A nicht klappt, sieh es positiv, das Alphabet hat noch 25 weitere Buchstaben!

Es kann nicht alles klappen, eigentlich wollte ich diesen wunderschönen Platz in Malaga malen.

Aber ich befürchte die Sterne stehen heute nicht richtig.

Ich finde dieses Jugendstilhaus mit den Palmen davor einfach traumhaft. Gestern habe ich mich entschlossen dieses lauschige Plätzchen zu malen, aber ich habe einen Plagegeist mit Hund. Eine ältere Dame malt offensichtlich auch gerne und beschließt sich den Vormittag damit zu vertreiben mir beim malen zuzuschauen, auch nicht schlimm, nur dummerweise ist sie nicht durchsichtig und sie steht immer genau vor mir!


Positiv, leichter gesagt als getan!


Die Sonne scheint, doch dummerweise habe ich meinen Plagegeist. Nicht, dass mich die alte Dame stört, aber sie ist nicht positiv.

Wann immer ich etwas mache, was ihr nicht passt stöhnt sie, schnauft sie und rollt die Augen.

Ehrlich gesagt, bin ich nach einer Weile von dem ganzen Umfeld so demotiviert, dass sich hinschmeißen möchte!

Kunstkritik frei nach Beuys, setz mal einen Haufen drauf! Die ständige nonverbale Kritik meines Plagegeistes macht mich einfach fertig!  Doch dann erleichtert sich ihr Hündchen fast in den Malkasten, puhh die härteste Kunstkritik meines Lebens. Bin ich hier in die versteckte Kamera geraten? Wie soll ich denn da positiv bleiben?

Kurz gesagt, wenig später bin ich soweit, dass es für mich nur zwei Alternativen gibt, entweder ich verschwinde oder ich drehe der alten Dame den Hals um.


Warum Kritik so schwer zu ertragen ist


Ich bin Mallehrerin und wenn ich Menschen das Malen beibringe, dann muss ich Dinge direkt ansprechen, denn wenn man etwas nicht direkt anspricht, dann kann man auch nicht darüber reden.

Kritik demoralisiert

Oft merke ich, wie die demoralisierend das für meine Schüler ist. Es dauert eine Weile bis meine Schüler begriffen haben, dass das keine Kritik ist sondern ein Gesprächsangebot.

Lehren ohne den Anderen zu verbiegen!

In der Kunst gibt es immer 1000 Möglichkeiten, ob etwas ein Fehler ist, hängt nur davon ab was der Maler oder Zeichner fühlt oder will.

Selbst ich als Zeichenlehrer, habe nicht das Recht die Aussage eines Bildes ohne Erlaubnis zu ändern.

Ständige Kritik macht einen unsicher und selbst Dinge, die sonst ganz leicht klappen, funktionieren nicht mehr.


Lernunwillig?


Als ich selbst lernte, habe ich etwas beobachtet. Wenn der Zeichenlehrer in mein Bild malte, verlor ich die innerliche Verbindung, selbst wenn das Bild viel besser war als vorher.

Und dann war ich total enttäuscht, weil das Bild nichts mehr mit mir zu tun hatte. Die Worte des Lehrers irritierten mich, selbst wenn es Lob war, denn es wurden oft Dinge gelobt die mir selbst überhaupt nicht wichtig waren.

Ich fragte mich unsicher, will ich gar nichts lernen? Kritik ist doch was Gutes!

Deshalb hänge ich heute als Lehrerin in einem totalen Zwiespalt, selbst konstruktive Kritik kann Bilder ungewollt negativ verändern. Einerseits muss ich Dinge ansprechen oder kritisieren um das fachliche Wissen zu vermitteln, andererseits möchte ich viel lieber fragen, sieht das für dich toll aus, hatte es dir Spaß gemacht, gefällt es dir? Oder wo willst du hin! Im Unterricht muss Kritik eine Anregung zum Spielen sein, kein Angriff auf den Menschen.

Das was die alte Dame auf der Straße macht ist allerdings Körperverletzung, denn hier geht hier Um das Negative. Die  Macht des Bösen ist mit ihr! Die war mit Lukes Vater in zweiter Ehe verheiratet!

Was man sich leider in der Situation selten klar macht, wenn Sie mein Bild nicht leiden kann, dann soll sie ihr eigenes malen.


Kunst sollte unabhängig von Lob oder Belohnung und erst recht von Kritik sein


Wenn dich so ein Plagegeist erwischt, dann musst du dir immer ganz klar machen das dies deine Kunst ist! Alleine schon dass die Frau ständig schnauft, sorgte bei mir dafür, dass ich mein Bild gar nicht mehr so malen konnte, wie ich es wollte. Denn nun bei jedem Fehler fange ich an zu zweifeln und kann mein Bild gar nicht mehr so unbefangen malen wie ich es wollte.

Die Häuser im Hintergrund, die ich heiter und strahlend malen wollte, werden langsam aber sicher matschig und dunkel und mit jedem Pinselstrich sinkt meine Laune.

Es ist doch total erstaunlich, wie sehr man als erwachsener Mensch noch von Lob abhängig ist.

Letzte Woche hat in meinem Malunterricht Michele ein wunderschönes dunkles Bild gemalt. Ich war mit seinem Bild absolut zufrieden, weil es so andersartig war. Michele hingegen war mit dem Bild unzufrieden und hat es dann benutzt um das eine oder andere auszuprobieren. Dieses Verhalten ist absolut richtig, denn bei Micheles Bild geht es nicht darum ob es mir gefällt, sondern darum ob es Michele gefällt.

Mach dich unabhängig von Kritik, denn das ist ein ganz wichtiger Schritt zum Finden des eigenen Stils.

Leider war Michele, dann etwas unzufrieden, weil ich das Bild so mochte wie es vorher war. Ich möchte hier noch mal eines sagen: „Hey Michele, weiter so, es sind deine Bilder!“


Eigene Wege finden!


Für mich war es sehr schwer, es hat sich bei mir immer so sehr erwachsen an, wenn ich über solche Probleme rede. Tatsächlich aber hat es mir weh getan, wie bei jedem anderen auch.

Wer ist nicht traurig? Wenn man seine Bilder scheußlich findet!

Da sich meine Laune verdunkelte, musste ich ein anderes Bildkonzept finden, denn die strahlend schöne Laune die ich malen wollte, war einfach nicht mehr in mir.

Die Alternativen sind die Pläne B bis Z!

Letztendlich ist die einzige wirkliche Alternative, dass man ein misslungenes Bild dazu benutzt Neues zu erproben.

Manchmal geht das wirklich schief und das Bild ist nachhaltig verdorben, aber dann hat man auch etwas gelernt: Man hat eine ganz wichtige Erkenntnis gefasst, das funktioniert für mich nicht!

Oft verändert sich aber wirklich etwas im Bild, wenn man selbst positiv wird und Chancen erkennt! Plan B muss her, wenn der Plagegeist kontinuierlich vor mir steht, dann bleibt mir nichts anderes übrig als den Plagegeist zum Thema meines Bilds zu machen. Normalerweise habe ich immer Probleme damit Menschen nicht besonders schön zu malen, denn ich möchte ja niemand kränken. Diesmal darf ich ohne schlechtes Gewissen das unvorteilhafte Portrait proben!

Meine alte Dame ist die einmalige Chance endlich mal ein bisschen mit dem Stift zu lästern.

Dabei ist ein für mich sehr ungewöhnlicher Bildentwurf herausgekommen und ich konnte zufrieden grinsend mit einem guten Bild in der Tasche nach Hause gehen.

So gesehen war der ganze Tag ja völlig positiv, denn ich konnte endlich mal etwas üben was mir sonst sehr schwer fällt.

Wenn ich Euch eines mitgeben darf:  Positiv denken hilft beim Malen enorm!

Ganz ganz herzliche Grüße aus dem Herz der Kunst

von Tine

Mehr zum Thema: Meine Skizzenbücher privat

 

 

 

 

 

Blick, Realität und Bildentwurf


Meine Realität -Deine Realität


Blick und Realität sind zwei völlig unterschiedliche Dinge.

Das eigene Baby ist immer das Süßeste, meine Katze ist auch nicht fett sondern kuschelweich, für meinen Ehemann bin ich die schönste Frau der Welt und meine kleinen Röllchen sind praktische Liebesgriffe.

So muss das sein, wer glücklich sein will, der muss seine Glückshormone genießen. Bei einer polizeilichen Untersuchung, würde man allerdings schon fragen ob die entsprechende Person auch wirklich zurechnungsfähig ist. Die Aussage von Zeugen ist also zweifelhaft.

Aber so funktioniert Liebe nun einmal und Sehen auch.

Was man daraus fürs Malen lernen kann, ist das Menschen völlig selektiv sehen.

Wenn ich die Aktzeichnungen meines Atelier-Kollegen sehe, hihi ***Dann weiß sich ganz genau worauf er fixiert ist!

Das ist eigentlich das Geheime das Rezept jeder guten Skizze, Zeichnung und Malerei, wer seine kleinen Fixierungen zeigt, ist auf der Siegerseite, denn wer zeigt was er liebt, der begeistert auch Andere.


Der Blick ist selektiv


Es gibt ein kleines Café in Malaga, da treffen sich gerne einige Zeichner, es liegt ein wenig abseits des Touristentrubels und ist irgendwie völlig normal. Hier ist nicht jedes Haus ein prächtiger Altbau, sondern alles ist wild gemixt. Ich liebe die Realität eines Landes.Trotz Betonklotz, ich bin gerne hier, genauso wie die Einheimischen. Wenn ich allerdings auf dem Platz sitze, dann nehme vieles nicht wahr. Ich sehe die alten Häuser mit ihren prachtvollen Fenstern, freue mich über mein Getränk und  die vollen Mülleimer sehe ich nicht.

Wenn ich abends im Bett liege, dann erinnere ich mich nur noch an die tollen Fenster des Hauses, aber nicht an das Altpapier vom Haus.

Das ist der Unterschied von einem Optimisten zu einem Pessimisten. Ein Pessimist würde an den Siebzigerjahre-Block denken, den vollen Mülleimer, die Müllabfuhr und die Durchgangsstraße.

Wir sehen, was wir sehen wollen.


Fotoapparate sind Berufspessimisten


Wenn man dann im Nachhinein das Foto betrachtet, dann zweifelt man! Aber das ist der Unterschied. Hier schaue ich von der Straße auf den Platz, aber auf dem Platz mit Freunden fühlt sich die Realität anders an.

Wenn man sich eins ganz intensiv für die eigenen Kunstwerke merken sollte, dann ist es das man immer seinen eigenen Blick zeigt.

Kunst ist gut, wenn sie verräterisch ist.

Pures abmalen ist völlig in Ordnung, wenn man dokumentarisch arbeitet oder aber das Zeichnen als eine Art Yoga betrachtet.

Aber in der Realität des Fotos befinden sich viele Dinge, die es in meiner Realität gar nicht gibt, weil wir sie nicht sehen oder nicht wahrnehmen.

Wenn man einen ganz Ort abbildet, dann zeigt das mitunter überhaupt nicht das Lebensgefühl, welches die Menschen haben, die den Ort bevölkern. Es ist also sehr zweifelhaft, welche der beiden Zeichenmethoden wahrhaftiger ist.

Ich als Tourist, nehme einen Ort immer völlig anders war, als der Mensch der darin schon sehr lange lebt.

Zugegebenermaßen habe ich persönlich sehr oft die rosarote Brille auf, aber das ist eben mein Blick!


Was sehe ich?


Als Stadtplanerin habe ich mal eine Studie über Orientierungspunkte gemacht und stellte fest, dass bestimmte Häuser einer Straße von allen wahrgenommen werden, andere Häuser sind nahezu unsichtbar.

Schönes, Schräges und Scheußliches wird erinnert!

Dies ist ziemlich aufschlussreich für Kunstwerke, wenn man mal über die Art Basel schlendert, wird plötzlich ganz klar warum man hier nicht nur Schönes sieht, sondern auch jede Menge schrägen und scheußlichen Kram sieht.

Eine der ganz wichtigen Entwurfstechniken ist sich zu fragen was man tatsächlich sieht.

Es ist sehr wichtig, dass man sich selbst klar macht, dass man im normalen Sehen nicht sieht wie ein Fotoapparat. Wir blicken nicht nur auf Dinge, wir blicken auch weg. Wenn man es schafft dies auf das Entwerfen zu übertragen, dann entstehen plötzlich ganz andere und sehr viel persönlichere Bildkonzepte.

Um den persönlichen Blick umzusetzen, muss man lernen bestimmte Dinge in der Realität auszublenden. Weglassen ist nicht die einzige Möglichkeit, Andeuten und Betonen helfen den eigenen Blick zu zeigen.

In meiner ersten Skizze habe ich den Betonklotz völlig ausgeblendet. Ich lasse ihn nicht bewusst weg, ich sehe ihn nicht. Unter meinem Sonnenschirm konzentriere ich mich auf die schönen Dinge des Lebens, es reicht wenn ich weiß wann zu Hause die Müllabfuhr kommt.


Zum normalen Sehen zurückkehren


Eine der großen Vorteile des Malens ist, dass man wirklich sehen lernt und zwar exakt. Die viel größere Herausforderung ist es jedoch, wieder zu einem normalen Sehen zurückzukehren. Jemand der alles sieht produziert Künstliches, vielleicht kennt ihr auch einen Menschen der versucht alles völlig korrekt zu machen. Diese Personen werden gerne zu Witzfiguren, denn je mehr sie sich bemühen alles richtig zu machen, desto unmöglicher wird dies.

Ein ganz ähnlicher Effekt passiert mit Bildern in denen man versucht möglichst korrekt zu sein, sie wirken steif und unnatürlich, denn in der Realität sieht niemand so korrekt.

Traut euch euch, ein Motiv aus eurem ganz eigenen und völlig persönlichen Blick zu skizzieren. Ihr werdet schnell feststellen, dass sich ganz andere Bildkonzepte ergeben, Blicke sind nicht stetig, sie wandern über das Motiv. Eure Skizzen werden sich dann vielleicht aus den normalen Formaten herauslösen, nicht mehr rechteckig sein. Vielleicht werden eure Bilder am Anfang auch wesentlich chaotischer, denn die eigene Wahrnehmung ist bei weitem nicht ordentlich oder strukturiert.

Was dabei herauskommt, liegt natürlich an der Persönlichkeit die malt, es gibt keine festen Regeln. Am Besten ist es wenn man bei sich ist, die Welt ist nicht bei jedem so rosarot wie bei mir.

Mach dir klar dass es keine Regeln gibt! Auch Scheußliches und Schräges kann super sein.

Meine These ist, das es völlig unnatürlich ist alles zu sehen, ich zeige die Dinge auf die ich mich konzentriere, zeige wohin mein Blick schweift. Es ist völlig natürlich nicht das zu zeigen was man übersehen hat und noch natürlicher ist es Dinge nicht zu zeigen die man ignoriert. Ohne ein bisschen Ignoranz wäre die Liebe furchtbar, auch die Liebe zur Kunst.

Ganz herzliche Grüße

Tine

Mehr zum Blickwinkel des Künstlers gibt es hier

 

Leider kein Blog diese Woche

Normalerweise hat Tine einen schlimmen Herz- Klappenfehler,

Herz ist zu weich und Klappe ist zu groß –              Diese Woche ist es aber nur die Wintergrippe.

Bis nächste Woche eine echte Grippe braucht ein bisschen Zeit.

Liebe grüße aus dem Herz der Kunst

 

 

Reiseaquarellkasten revolutionär!

Farben des Viviva Colorsheets, Blog Herz der Kunst, Tine Klein, Reiseaquarellkasten

Egal wo ich bin, ich möchte gerne malen!

Im Laufe der letzten Jahre bin ich immer mehr auf das Aquarell gekommen, gerade weil es draußen so praktisch ist, also bin ich immer auf der Suche nach dem optimalen Reiseaquarellkasten. Doch irgendwie bin ich nie zufrieden!


Reiseaquarellkasten für Unterwegs?


Aquarell ist sicher die praktischste aller Farben, wenn man unterwegs ist, aber es hat trotzdem eine ganze Reihe Nachteile über die ich mich immer wieder ärgere.

Meistens kämpfe ich enorm mit dem Gewicht der einzelnen Kunstmaterialien.

Ich mag keine Reiseaquarellkästen, denn ich bin Malerin mit Leib und Seele. Für mich fühlt sich ein Reiseaquarellkasten an wie alkoholfreier Gemüsewein in der Extra Light Variante. Kurzum, mir wird schmerzhaft bewusst, dass ich viel mehr will.

Gerade jetzt im Winter stoße ich Outdoor mit meinem Aquarellkasten an Grenzen, nicht selten schielt ein beunruhigter Bistrobesitzer verstört zu mir herüber, wenn ich meinen riesen Farbkasten auf den Tisch lege. In den Gesichtern, kann mal förmlich lesen, welche Verwüstungen am Inventar gerade durch den Kopf geistern.

klein und unauffällig soll er sein mein Reiseaquarellkasten


Gibt es andere  Alternativen zum klassischen Aquarellkasten?


Mit Alternative meine ich jetzt nicht einen lächerlichen kleinen Reiseaquarellkasten mit sechs winzigen Näpfchen in dem ich mit meinem großen Pinsel verzweifelt herumbohre.

Wenn man etwas haben will, dann muss man es erschaffen!

Vor etwa zwei Jahren sah ich auf Indiegogo eine Annonce, dass zwei junge Männer einen neuen Aquarellkasten entwickeln wollten. Was versprochen wurde, war zu schön um wahr zu sein, der Aquarellkasten sollte unglaublich leicht sein, gefüllt mit absolut reinen Pigmenten. Da ich Optimist bin, steuerte ich 50 € für die Entwicklung bei, wie wahrscheinlich 10.000 anderer begeisterter Outdoormaler rund um den Erdball.

Vor einigen Monaten dann erreichte mich ein kleines Paket aus Indien, darin waren meine 3 neuen Reiseaquarellkästen.


Gute Lösungen sind überraschend Einfach


Zuerst einmal musste ich schlucken, als sich die Kästen auspackte, hatte ich das Gefühl: „Das war eine Fehlinvestition!“. Meine erste Regung: Wie bitte? Das soll ein vollwertiger Reiseaquarellkasten sein?

Farben des Viviva Colorsheets, Blog Herz der Kunst, Tine Klein, Reiseaquarellkasten

In der Hand hielt ich ein kleines Heftchen, das in jede Hosen- oder Hemdtasche passt.

Es sah aus wie ein dünnes Notizheftchen, ohne harten Einband, darin 8 farbige Seiten getrennt von Pergamentpapier.

Zugegebener Massen war ich nun etwas skeptisch! Funktioniert das? Denn auf den Seiten waren 16 Farben in einer hauchdünnen Pigmentschicht aufgebracht.


Viviva ein Erfahrungsbereicht


Dieser kleine Reiseaquarellkasten nennt sich Viva Colorsheet, das heißt so viel wie Farbenkärtchen. Vorsichtshalber nahm ich drei dieser kleinen Heftchen mit in den Urlaub, denn mein erster Gedanke war, da ist ja gar nichts drin! Ich möchte gerne mehr als zwei-dreimal malen!

Farben des Viviva Colorsheets, Blog Herz der Kunst, Tine Klein, Reiseaquarellkasten

Die Überraschung kam beim ersten Einsatz, die Pigmente sind in einer sehr dünnen Schicht  auf 3 × 4 cm aufgebracht. Wenn man die Pigmente mit einem nassen Pinsel berührt, erlebt man sein blaues Wunder, sobald die Farbe aufs Papier und mit Wasser in Berührung kommt, explodiert sie regelrecht. Der Unterschied zu einem normalen  Aquarellkasten ist, dass man hier mit absolut reinen Pigmenten malt, daran muss man sich erst mal gewöhnen.

Man benötigt die Farbe nur in winzigen Mengen

Das ist cool, aber auch beim malen etwas total  knifflig. Ich glaube, dass so ein Heftchen  lange hält, denn anders als man denkt, ist in dieser dünnen Schicht wirklich extrem viel Farbe verborgen. Man muss jedoch höllisch aufpassen, dass man nicht ständig Farbe verschwendet.


Handhabung der Vivina Colorsheets


Die Dosierung der Farbe ist gewöhnungsbedürftig. Das Problem habe ich für mich folgendermaßen gelöst, ich benutze eine Einmal-Tortenplatte. Das ist eine runde Pappe, plastikbeschichtet, die man in jedem Supermarkt in der Backabteilung bekommt. Die Tortenplatten habe ich mir auf die Größe meiner Skizzenbücher zugeschnitten, so ist sie die perfekte Mischpalette, denn hier kann ich Mischen und Pigmente aufbewahren

Wer die Tortenplatten nicht findet, kann auf weiße beschichtete Einmal-Teller zurückgreifen.


Wie sind die Farben?


Für den Malgenuss-Menschen ist natürlich die wichtigste Frage:

Wie sind die Farben?!

Die Farben sind einfach schön! Klar, brillant und farbenfroh.

Farben des Viviva Colorsheets, Blog Herz der Kunst, Tine Klein, Reiseaquarellkasten

Irgendwie merkt man, dass die Farben aus dem warmen Süden kommen.

Farben des Viviva Colorsheets, Blog Herz der Kunst, Tine Klein, Reiseaquarellkasten

Die Farben sind irgendwie bunt, sehr bunt und wenn ich das sage, dann will das was heißen. Mein  zweiter Vorname ist bunt. Bunt soll in diesem Fall auf keinen Fall heißen billig, sondern mega farbig. Man hat 16 absolut transparente und farbstarke Farben zur Verfügung, das Ergebnis ist auf jeden Fall leuchtend.

Ich finde die Farben besonders gut dazu geeignet Blumen, Farbiges oder auch Transparentes darzustellen.

Wer aber Abgetötetes möchte, muss auf jeden Fall mischen, deshalb würde ich auf jeden Fall empfehlen, eine der oben beschriebenen do-it yourself Paletten mitzunehmen.


Handhabung


Die Farben, in dem Heftchenfarbkasten, sind sehr logisch angeordnet. Trotzdem muss man am Anfang ganz schön suchen, erstens ist man beim Malen das Blättern nicht gewohnt, zweitens haben verdichtete Pigmente oft eine völlig andere Farbe als man sich das so vorstellt. Ein leuchtendes Flieder wirkt als Pigment eher Tannengrün.

Die Farbzusammenstellung ist sehr schön und wirkt harmonisch.

Ein wenig störend empfinde ich, dass die meisten Farben eher warm sind, einen richtig kalten Gelbton gibt es nicht. So wirken die Farben immer satt, saftig und warm.

Die Handhabung mit dem Pinsel ist extrem einfach, doch auf 2 Dinge sollte man achten.

Immer mit dem sauberen Pinsel arbeiten und der Pinsel darf auch nicht super nass sein, denn dann fängt es an zu tropfen und das ist bei purem Pigment eine Sauerei.

Die Handhabung ist aber nach kurzer Zeit kein Problem, auch im nassen Heft lässt sich blättern, denn die Farben sind mit Pergament abgedeckt.


Aufbewahrung


Die Größe und das Gewicht der kleinen Colorsheets sind absolut optimal. Das kleine Heftchen, das wirklich einem Reiseaquarellkasten entspricht, passt optimal in die Hand oder auch in die Hemdentasche.

Es gibt eine kleine Halterung mit der man das Heftchen an das Skizzenbuch festkleben oder ein haken kann, finde ich aber eher unpraktisch, denn anders als in einem normalen Reiseaquarellkasten, muss man ja blättern um an seine Farbe zu kommen.

Die Aufbewahrung ist super einfach, ich habe ein enges Gummiband um das Skizzenbuch, dort schiebe ich das Colorsheet, meinen Pinsel und meinen Füllhalter herein.

Das Ergebnis ist optimal, die komplette Malausrüstung passt in eine kleine Handtasche.


Summary


  • Größe und Gewicht: absolut Super, deshalb volle Punktzahl
  • Farben absolut brillant, aber zumindest ein kühles Gelb fehlt genauso wie ein kaltes Signalrot
  • Die Farben scheinen extrem ergiebig: angeblich entsprechen die Pigmente einem halben Napf Aquarellfarbe, nachteilig ist, dass es die Kärtchen bis jetzt nur als gebundenes Heft gibt
  • Handhabung am Anfang ein bisschen kniffelig
  • Beim Preis einmal Luft holen, auch wenn ähnlich viele Pigmente in dem Heftchen sind wie in einem billigen Reiseaquarellkasten. Der Preis von 18 Euro oder 25 Franken fühlt sich für ein Papierheftchen mit ein paar Seiten komisch an.

Trotzdem Daumen hoch!


Trotzdem, ich bin happy! Für mich hat das Ding eine ganze Menge Probleme gelöst, da ich durch meine Finanzierungsaktion einige Hefte bekommen habe, steckt nun in jeder Handtasche ein Füller, mein Heftchen-Farbkasten und ein Mini-Skizzenbuch.

Kurz um ich bin happy!

Am Ende des Jahres werde ich berichten wie sich die Viviva Colorsheets im Dauereinsatz geschlagen haben.

Ach, ein tolles Spielzeug!

Ganz liebe Grüße

Tine

Habt ihr auch ungewöhnliches, was Jeder kennen sollte dann schreibt mir!

Hier noch ein kleiner Winterbeitrag:

 

Zeichenurlaub, ich freue mich schon!

 

Shoppingwahnsin 2.0 zu den Entwicklern des Vivia auf Indigogo geht es hier lang:

Der Link auf Indiegogo