Endlich ist es so weit – ich darf Schnee malen!
Der Winter ist ein wahrer Künstler, der mit seiner weißen Farbe leuchtende Landschaften zaubert.
Schnee fasziniert mich immer wieder. Letzte Woche war es endlich so weit: Innerhalb weniger Minuten fiel eine unglaubliche Menge feuchter, klebriger Schneeflocken und verwandelte die Landschaft in einen wahren Wintertraum. Es sah aus, als hätte jemand eine Szene aus einem Disney-Film direkt vor meiner Haustür gemalt.
Lange musste ich darauf warten. Obwohl ich in der Schweiz lebe, bin ich am Rhein zu Hause, wo es fast immer zu warm für Schnee ist.
Das Malen nach Fotos gibt mir nie dasselbe Gefühl. Es ist die direkte Beobachtung, die mich glücklich macht und mir das Gefühl gibt, eins mit der Natur zu sein.
Heute verrate ich dir ein paar Tricks und Kniffe, wie du Schnee lebendig und atmosphärisch aufs Papier bringen kannst.
Die Farben des Schnees
Denkt man an Schnee, denkt man sofort an Weiß! Doch wenn du genauer hinschaust, entfaltet sich ein faszinierendes Farbspektrum.
Schnee ist wie ein Spiegel, der die Farben des Himmels und der Umgebung einfängt.
Die Farbe des Schnees wird stark vom Licht beeinflusst. Je nach Licht und Tageszeit verändert sie sich ständig.
An einem strahlend sonnigen Tag reflektiert der Schnee die Farbe des Himmels. Deshalb spielen beim Schneemalen verschiedene Blautöne eine zentrale Rolle.
Besonders spannend wird es, wenn die Sonne tief steht – dann schimmern die Schneeflächen in goldenen oder zarten Rosatönen.
Bei bedecktem Himmel verliert der Schnee seine Strahlkraft und wird grau.
Schnee malen und Blautöne
Generell eignen sich alle Blautöne, um Winterlandschaften darzustellen. Trotzdem möchte ich dir ein paar Tipps geben, wie du die Farbstimmung noch lebendiger machen kannst.
Ultramarinblau und Kobaltblau sind wunderbare Begleiter, um die Blautöne des Schnees einzufangen. Diese transparenten Farben erzeugen ein warmes Blau – und genau diese Freundlichkeit ist in kalten Winterbildern so wichtig.
Aber: Greif auch unbedingt zu einem leuchtenden, kalten Blau! Phthaloblau ist dafür perfekt. An klaren, frostigen Tagen beginnt der Schnee fast zu strahlen, und Phthaloblau fängt dieses Strahlen hervorragend ein. Mit solchen kühlen Blautönen kannst du die Kälte und Frische des Winters wunderbar darstellen.
An bewölkten Tagen hingegen verändert sich der Schnee.
Das leuchtende Blau weicht gedämpften Tönen, und hier kommt das Grau des Winters ins Spiel.
Um solche Szenen realistisch und lebendig wirken zu lassen, ist es sinnvoll, eine ganze Reihe lebhafter Grautöne zu mischen. Achtung: Verwendest du nur einheitliche Grau- oder Blautöne, können deine Bilder schnell monoton und trist wirken.
Also Finger weg! Kein gekauftes Grau!
Winterbilder leben von Kontrasten. Wenn du ausschließlich kalte oder graue Farben einsetzt, wirkt das Bild auf den Betrachter oft freudlos und ungemütlich. Das Auge freut sich, wenn es einen Gegenpol hat.
Deshalb solltest du beim Schneemalen gezielt warme Farbtöne einstreuen.
Kleine Akzente in Gold, Rosa oder zartem Orange machen deine Winterlandschaften strahlender, lebendiger und vor allem freundlicher.
Warme Farben – und der Schnee beginnt zu strahlen
Es gibt eine lockere Regel beim Malen, die deine Bilder schnell harmonischer und lebendiger macht: Hat ein Bild eine dominante Grundfarbe, dann braucht diese Farbe einen Gegenpol.
Beim Schneemalen setzen wir zu 70 bis 80 % auf kalte Farben – Weiß und Blau dominieren die Szene.
Doch genau deshalb sind ein paar warme Farbtupfer in der Landschaft so wichtig, um das Bild freundlicher und ausgewogener wirken zu lassen.
Gerade im Herbst bleiben viele Orange-, Gelb- und Brauntöne in der Landschaft sichtbar, auch wenn der Schnee sie teilweise bedeckt. Diese Farben sind eine wunderbare Gelegenheit, deine Schneebilder zu bereichern. Kleine Akzente in Gebranntem Siena, Indischgelb oder Quinacridongold bringen Wärme ins Bild. Auch tief dunkle oder goldene Brauntöne setzen reizvolle Kontraste.
Besonders spannend für das Auge: Warme Farben wie Orange oder Rottöne sind komplementär zu den Blautönen.
Sie lassen das Blau des Schnees regelrecht leuchten. Gleichzeitig erleichtern sie das Mischen interessanter Schattentöne – ein entscheidender Faktor, um Schneebilder lebendig und atmosphärisch darzustellen.
Der Schatten malt den Schnee
Schatten lassen den Schnee lebendig wirken – sie geben ihm Tiefe und Form.
In der kalten Jahreszeit steht die Sonne oft tief am Himmel. Das sorgt für lange, weiche Schatten, die sich malerisch über die Schneeflächen ziehen.
Besonders spannend: Schatten im Schnee sind selten grau oder schwarz. Stattdessen schimmern sie in kühlem Blau, oft mit einem Hauch von Violett.
Für lebendige Schneeschatten empfehle ich dir Ultramarin,Cobalt oder Ceruleanblau. Mische diese mit einem kleinen Schuss Crimson oder Opernrosa, um sanfte, lebendige Nuancen zu erzeugen. Wenn du nur ein einziges, gekauftes Grau verwendest, wirken deine Bilder oft eintönig und flach.
Da Schneebilder von Blautönen dominiert werden, solltest du darauf achten, viele kleine farbliche Nuancen einzufügen.
Dies macht dein Bild interessanter und lebendiger. Nutze die Blautöne, die du im Bild verwendest, um vielseitige Grautöne zu mischen.
Schnee malen, dabei gibt es jedoch eine kleine Herausforderung:
Nicht alle Blautöne lassen sich mit warmen Farben wie Orange oder Gebranntem Siena zu Grau mischen.
Kalte Blautöne wie Phthaloblau oder Türkis können dabei lebhafte Grüntöne erzeugen, die in einer gedämpften Winterlandschaft störend wirken.
Um solche Blautöne für Schatten zu dämpfen, brauchst du Rottöne. Farben wie Crimson, Permanent Rosa, Opernrosa oder Magenta helfen, diese kühlen Blautöne in harmonische und vielseitige Schattentöne zu verwandeln.
So erhält dein Schneebild voller Tiefe und Atmosphäre.
Schnee malen – Die wichtigsten Aquarelltechniken
Der trockene Pinselstrich
Der trockene Pinselstrich ist die wichtigste Technik beim Malen von Schnee. Schnee zu malen ist so anspruchsvoll, weil er oft an dunklen Objekten klebt und dabei gebrochene Strukturen bildet. Hier blitzen kleine weiße Punkte hervor, dort zeichnet sich ein dunkler Baum ab.
Der trockene Pinselstrich hilft dir, diese gebrochenen Strukturen perfekt darzustellen.
Mit wenig Wasser und fast trockener Farbe kannst du die unregelmäßigen Formen des Schnees andeuten. Dabei ist es wichtig, dass der Pinsel wirklich trocken ist. Der trockene Strich funktioniert am besten, wenn du den Pinsel schnell über das Papier gleiten lässt – aber nicht mit der Spitze, sondern mit der Seite des Pinsels.
Negativtechnik – der Schnee ensteht durch den Schatten
Schnee ist weiß, also malt man ihn nicht. tatt Schnee direkt darzustellen, lässt du einfach die weiße Papierfläche stehen. Male um den Schnee herum – zeige ihn durch seine Schatten und die Farben der Umgebung.
Der Schnee wird erst durch seine Schatten lebendig – deshalb ist das Mischen der richtigen Schattenfarben so entscheidend für Winterbilder. Diese Schatten machen den Schnee sichtbar und verleihen deinem Winterbild Tiefe und Atmosphäre.
Liebe grüße ins Wochende Tine
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