Wer gerne malt und zeichnet, der zeigt gern die Welt und da stellt sich recht schnell die Frage:
Kann ich schreiben?
Den Zeichnen ist Geschichten erzählen und es gibt noch eine andere Möglichkeit Geschichten zu erzählen.
Wort und Bild gehören zusammen wie Kuchen und Schlagsahne
Und deshalb wird dein Skizzenbuch besser wenn du dich traust zu schreiben. In diesem Blog möchte ich mal ein paar Tipps zum natürlichen Schreiben zusammenfassen.
Aller Anfang ist schwer?
Man sitzt vor dem Papier und denkt sich: Wie um Gottes Willen fange ich an? Wie drücke ich mich aus! Und an diesem Punkt wollen wir es besonders gut machen, wir wollen zeigen dass wir hoch intelligent sind, dass wir in der Schule viel gelernt haben und wir wollen uns vor allen Dingen überhaupt nicht angreifbar machen. Der Gedanke, dass andere das was wir geschrieben haben schrecklich finden, der treibt uns dazu alles besonders korrekt machen zu wollen.
Schmeiss das alles weg und fang einfach an!
Politisch korrekt!
Die Folge ist, dass die meisten Menschen ungefähr genauso spannend schreiben, wie ein Nachrichtensprecher der völlig ohne Emotionen die Nachrichten des Tages vorliest.
In den Nachrichten ist dies wirklich wichtig, denn eine korrekte Berichterstattung erfordert, dass der Nachrichtensprecher nicht seine Emotionen zeigt. Der Nachrichtensprecher darf zu den vorgelesenen Nachrichten keine Meinung haben, denn wir leben in einer Demokratie und d. h. dass jede Meinung respektiert werden muss.
Gott sei Dank, ist die Sachlage bei persönlichen Texten völlig anders.
Politische Korrektheit ist doof!
Anders als bei den Börsennachrichten wollen wir unsere Betrachter oder Leser packen, wir wollen Sie mit unseren Gefühlen regelrecht infizieren.
Gefühl ist Macht
Diese wunderschöne Musik war jahrelang verboten, weil sie über die Schönheit eines Landes erzählt. Das war verboten!
Heute ist so etwas kaum verständlich! Aber was hinter dem Verbot steckt ist die Kraft der Gefühle. Und so etwas fürchten Despoten! Also verbot Hitler diese wunderschöne Musik.
Das Wichtigste ist also das du in deinen Texten deine Gefühle ungeschminkt zeigst.
Dir Kraft der Gefühle
Jetzt kommen wir zum Kern der Sache, gute Bilder und auch gute Texte entstehen genauso wie gute Musik durch die Kraft der Gefühle. Die schlechte Nachricht ist, willst du gute Bilder malen und gute Texte schreiben, dann musst du die Hosen runterlassen.
Emotionen sind enorm wichtig. Sei ganz natürlich. Male und schreibe so, als wenn du mit deinen Freunden sprichst.
Feiere etwas, denk über etwas nach oder reg dich total auf! Das alles ist gut und richtig, wenn man tolle Bilder machen will oder einen tollen Text schreiben will.
Schreiben lernen heißt, genauso wie Malen lernen, seine Gefühle zu formulieren.
Eines ist klar, mit dieser Art des Schreibens und des Malens machst du dich angreifbar, aber mach dir eins klar, du musst das ja nicht herumzeigen. Am Anfang ist es viel leichter so etwas nur für sich zu machen.
Denkt nicht an die anderen, beim Malen und Schreiben geht es nur um dich.
Schreiben wie die Schnauze gewachsen ist
Oben haben wir festgestellt es geht um Emotionen und genau deshalb ist es grundfalsch beim Schreiben eine total korrekte Sprache zu verwenden. Wenn du jetzt das Gefühl hast, dass dies gegen das Schreiben, was du in der Schule gelernt hast verstößt, dann liegt das meist daran, dass in der Schule gar kein privates Schreiben geübt wurde. Dir kommt es komisch vor, weil wir in der Schule geübt haben, all unsere Emotionen aus dem Text heraus zu lassen. Wir sollten lernen für den Beruf zu schreiben, sachliche und kurze Texte für Versicherungen und Behörden. Dies alles hat in privaten Texten überhaupt nichts zu suchen.
Wer Schreiben lernen will und seine privaten Bilder mit Texten zu erläutern, der muss sehr spannend erzählen, nur dann erhältst du die Aufmerksamkeit deiner Leser.
Bei diesem Schreiben ist alles erlaubt was Emotionen trägt, lautes Jubeln, verbotene Kraftwörter und schöne Bilder.
Gerade beim biografischen Schreiben ist es enorm wichtig nicht überkorrekt zu sein.
Mein Großvater war Schriftsteller und hatte acht Geschwister.
Wenn er seine Biografie mit den Worten begonne Ich, Franz wurde am Januar 1910 Geboren , meine Geschwister am…
Willhelm am 26.10.1905, Fritz 17.4 1907, Erika am 2. 12.1908, Herribert am …
Willheline…, Otto…., August…..,Hermine,
Das ist das zwar völlig korrekt, aber wen interessiert das?
Mein Gottesvater schrieb: Jeden Abend sassen wir brav mit gewaschenen Händen und mit gekämmten Haaren am Tisch, bei uns herrschte Zucht und Ordnung. Das Tischgebet war der Anpfiff, eine hungrige Meute stürzte sich auf das Abendbrot, bei 8 Geschwistern musste man bei Tisch verflucht schnell sein.
Nicht korrekt aber deutlich besser oder?
Es ist wirklich wichtig dass du ganz natürlich über die Dinge sprichst, die dich wirklich berühren.
Sex, Kraftwörter, Religion, Begeisterung und Hass das alles ist erlaubt!
Mein Philosophielehrer, Herr Schrader aus Herdecke, hat mal zu mir gesagt, selbst ein Tropfen an der Scheibe kann hoch spannend sein. Es liegt im Auge des Betrachters.
Und diese Augen sind es ,die du formulieren musst, scheue dich nicht über Normales zu schreiben, zeig was für dich daran spannend ist.
Schreiben lernen in Bildern denken
Ich glaube für Zeichner und Maler ist es oft wesentlich einfacher schreiben zu lernen. Ein guter Autor muss Bilder mit Worten entwerfen. Menschen die Malen oder Zeichnen können, dürfte das Schreiben lernen also nicht besonders schwer fallen
Wichtig ist, dass du ein Bild nicht nur beim Malen entwirfst, sondern dass du das gleiche Bild eindringlich bildhaft beschreibst. Dabei müssen die Vergleiche überhaupt nicht realistisch sein, sie müssen auch überhaupt nichts mit dem Bild zu tun haben, es ist nur wichtig dass du ganz eindringlich deine Gefühle darstellst.
Der Typ in der Badi Weißensee hatte deutlich größere Brüste als ich, dafür aber auch deutlich mehr Haare auf dem Rücken als ich auf dem Kopf. Und trotzdem muss ich immer an dieses Bild denken: no matter what they say I am beautiful…
Then suddenly
It’s hard to breathe
Now and then I get insecure
From all the pain
I’m so ashamed
No matter what they say
Words can’t bring me down
I am beautiful
In every single way
Yes words can’t bring me down
Oh no
So don’t you bring me down today
Dieser Mann hat für mich seine eigene Schönheit, die mich zum Lächeln bring. Stell ihn dir vor, wie er das Lied singt und schon ist er wunderschön.
Deutliche Bilder malen ist beim Schreiben lernen genauso wichtig wie beim Malen lernen.
Der wichtigste Tipp beim Schreiben ist:
Sei einfach du selbst
Themen finden:
Wer in seinem Skizzenbuch zeichnet und malt der sitzt eine ganze Zeit lang an einem Ort.
Machte Notizen darüber was du in dieser Zeit gesehen hast, was typisch war und was du gedacht hast. Halte halte dabei nichts für unwichtig.
Sätze wie: Heute als ich heute Notre Dame malte roch es an der Seine nach Himbeereis, sind ganz wunderbar und persönlich.
Zeig deine Gedanken. In Hamburg fragte ich mich bei den Fotos der alten Matrosen.
Wie ist es, ohne Funktionskleidung nur im Strickpulli auf einem Seelenverkäufer Käufer um Kap Horn zu Segeln?
Gerade Gedanken, die nicht ganz perfekt sind, bei denen man sich innerlich am Kopf kratzt, das sind auch die Gedanken, die für andere Menschen interessant und lustig sind.
Solche Gedanken hat man oft nur ganz kurz, diese Gedankenfetzen vergisst man normalerweise und kann sich daran schon wenige Minuten später nicht mehr erinnern.
Wer Schreiben lernen will, sollte solchen Gedankenfetzen allerdings sehr viel Aufmerksamkeit schenken.
Auch Pleiten, Pech und Pannen sind ganz wunderbar um darüber zu berichten.
Die meisten Menschen denken, sie müssen über Perfektes schreiben, wir sind es doch alle nicht!
Die meisten Menschen schönen doch zum Beispiel ihre Urlaubsberichte, freu dich, wenn du eine Kakerlake im Zimmer findest, denn es gibt garantiert ein großartiges Bild und einen noch besseren Text
Die ungefilterten und echten Gedanken, sind das was einen guten Text ausmacht
Meine privaten Skizzenbücher sind voll mit ganz trivialen Geschichten, wie zum Beispiel ein Spaziergang mit meinem Mann an der Promenade in Hamburg
Wie muss es wohl sein auf so einem Schiff über den Ozean zu fahren, den Wind in den Haaren! Wir halten hart auf Kap Horn zu…. Upps ich glaube bei der Vorstellung wird mir schlecht, dann doch lieber ein Spaziergang an der Promenade.
Es gibt eine Menge zu sehen, tolle Häuser und das Tropen-Institut.
Das Schlendern mit Tom macht Spaß, zum perfekten Glück gehören 2 Fischbrötchen.
Und noch eine kleine Reisewarnung, nehmen sie sich in acht vor dieser Möwe! Und weg war mein Fischbrötchen. Jetzt muss ich den gleichen Trick bei Tom anwenden und ihm sein Brötchen klauen.
Doch am Ende bleibt Hamburg was es ist, ein Hafen…das Tor zur Welt , ich wollte immer die Welt sehen und in Panama riecht es nach Bananen.
Weder Text noch Bild müssen perfekt sein, sie stärken sich gegenseitig.
Liebe Grüße Tine
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