Spontanität, wie lernt man das?

Aquarell Fürth von Tine Klein zum Thema Spontanität

Ich hätte dieses Bild weggeworfen, weil von Anfang an der Wurm drin steckte. Einfach weitermachen, spontan bleiben. Über Spontanität zu schreiben ist eine Wahnsinnstat! Und ich fühle mich gerade wie des Wahnsinns fette Beute.

Spontanität muss sorgfältig geplant werden!

Jetzt echt? Ich kann es nicht fassen, dass ich diesen Artikel schreibe!  Spontanität macht Bilder gut! Was auf den ersten Blick absolut lächerlich wirkt, ist auf den zweiten Blick trotz des komödiantischen Potentials tatsächlich möglich.

Man kann Spontanität üben!

Spontanität und Gewohnheit

Der natürliche Fressfeind der Spontanität ist die Gewohnheit. Wir fühlen uns einfach sicherer, wenn wir Dinge planen und genauso machen, wie wir es immer tun.

Das gibt Sicherheit und hilft beim Anfang!

Das eine Problem daran ist, dass wir dabei nichts lernen, und das andere Problem daran ist, dass man sich daran klammert, auch wenn das Kind längst in den Brunnen gefallen ist.

Und die meisten Bilder und Zeichnungen gehen daran kaputt, dass wir uns nun darüber aufregen, dass ein vermeintlicher Fehler passiert ist. Jetzt versucht man das Bild so zu verbessern, dass es wieder auf die geplante Schiene kommt. Doch das funktioniert meistens nicht, ab jetzt wird das Bild immer schlechter.

Diese Situation kennt sicher jeder.

Immer dann, wenn man aus der geplanten Bahn geworfen wurde, ist es wichtig, mit dem Geist in die Gegenwart zurückzukehren.

Wer jetzt an der Vergangenheit hängt, macht seine Zeichnung oder sein Bild kaputt.

Normalerweise gebe ich an diesem Punkt den Tipp:

Einen Moment durchzuatmen und zu schauen, wo man jetzt eigentlich wirklich steht.

Was kann ich jetzt tun?

Spontaneität heißt, günstige Gelegenheiten zu erkennen, und man muss auch zugreifen.

Die Erkenntnis, dass ein Plan Geschichte ist, ist einfach unglaublich wichtig und hilfreich! Und so machte ich mit dem Bild siehe oben weiter.

Es gibt mehrere Sorten der Spontanität:

Der berühmte Philosoph Immanuel Kant sagt dazu:

Die Fähigkeit von Verstand und Vernunft, von sich aus etwas zu tun, sei es, indem z. B. der Verstand spontan Anschauungen unter Regeln bringt und so Erscheinungen, die er wahrgenommen hat, begreift (siehe auch Begriff (Philosophie)), oder dass der Wille (als praktische Vernunft) eine Handlung nach freier Entscheidung vollzieht, ohne sich von außen oder von seinen Gefühlen und Neigungen bestimmen zu lassen.

Bums, ich bin grad vor Langeweile vom Stuhl geplumpst! Man muss seinen Lesern auch mal was zumuten! Ich musste aus vollem Halse lachen! Also Spontanität und Impulsivität gehörten sicherlich nicht zu Kants Kernkompetenzen!

Trotzdem, da ist was dran, denn Spontanität ist keine Dummheit, sie kann sehr fundiert sein, wenn man im Hintergrund schon viel Fachwissen angehäuft hat.

Unsere Frage ist: Wie wird man spontan, wenn der Plan gescheitert ist? Ja, das kannst du, auch wenn du von Natur aus nicht impulsiv bist.

Viele glauben, dass der Verstand die Spontanität hemmt.

Im Falle von Immanuel Kant scheint dies absolut der Fall. Kleiner Seitenhieb, haha.

Schnelle, spontane Striche sehen am besten aus. An diesem Punkt muss man sich einfach geistig klarmachen, dass man einfach auf andere Art und Weise weitermachen muss, auch wenn das Ergebnis nicht geplant ist und auch wenn der Erfolg nicht garantiert ist.

Das hat einfach etwas mit Mut zu tun, man macht weiter und findet neue Wege.

Spontanität ist Alltagsintelligenz, da wo Planung versagt hat, probiert man etwas Neues aus. Und diese Erlaubnis muss man sich selbst geben!

Spontane Einfälle gehen zu oft der Vernunft in die Falle.

Viele Menschen haben die Erfahrung gemacht, dass Dinge besonders gut gelingen, wenn man aufhört, darüber nachzudenken.

Sei es Zufall oder Bauchwissen, die Spontanität kreiert oft die besten Dinge. Immer dann, wenn wir in den Zustand kommen, dass wir nicht mehr nachdenken, gelingen uns Techniken und Bilder, die wir sonst nie meistern würden.

In diesem Zustand vernetzt das Gehirn offensichtlich viele abgespeicherte Dinge miteinander, und plötzlich gelingt es, ganz ohne nachzudenken.

Man kann sich in diesen Zustand versetzen.

Lustigerweise kann man Spontanität tatsächlich erstaunlich gut planen.

Natürlich ist das paradox, aber das Gehirn gewöhnt sich an alles, auch an Spontanität!

Üben ist wichtig für die Spontanität.

Wer gut malen möchte, muss viele Pinseltechniken beherrschen. Wer über diese Pinseltechniken oder Zeichentechniken zu viel nachdenkt, verkrampft, und dann sieht das Machwerk sehr steif und sehr geplant aus.

Der Schlüssel zum Loslassen ist das Üben! Man übt Dinge, bis man nicht mehr darüber nachdenkt! Oder denkst du darüber nach, wie du eine Schleife bindest?

Jedoch gibt es einen Unterschied zu stereotyp eingeübten Handlungen. Erst wenn dein Schnürriemen reißt, bist du bereit, darüber nachzudenken, wie du deinen Schuh anders zu bekommst. Jedem von uns ist das schon mal passiert, und wir haben  den Schuh dann trotzdem geschlossen.

Wenn man Spontanität lernen möchte, dann muss man beim Üben den Zufall und Unfall mit einbeziehen. Weil man Techniken erst dann virtuos beherrscht, wenn man sie auch unter widrigen Umständen lernt! Schnelligkeitsübungen sind heilsam, denn dabei passieren immer kleinere Unfälle. Diese Unfälle muss man schnell ausbügeln.

Viele Kunstakademien setzen deshalb auf extrem schnelle Zeichenübungen oder Speed-Malerei.

An Akademien beginnt das Aktzeichnen sehr schnell, der Mensch muss in 1 bis 2 Minuten fertig sein. Dies kann man eigentlich nicht schaffen, und deshalb schaltet der Kopf ab, und man macht einfach.  Das faszinierende Resultat ist, dass es dann trotzdem irgendwie funktioniert.

Wasser ist auch etwas was man nicht planen kann, Mut, Technik und einfach machen! Der Mut zum Umfall ist gefragt.

Spontane Menschen haben oft viel Fachwissen, das sind abgespeicherte Lösungen! Diese Lösungen muss man mit dem hemmungslosen Mut zum Machen koppeln!

Und diese befreite Arbeit macht glücklich!

Mein bester Freund, ein Architekt, schwört darauf. Er benutzt diese Übungen, schnelle Aktzeichen-Übungen, nicht um Malen zu lernen, sondern zur Entspannung. Haha, ich weiß, woran du jetzt  gedacht hast! Schäme dich! Durch die Geschwindigkeit des Zeichnens stellt sich sein Kopf ab, und der gestresste Mann ist plötzlich absolut entspannt. Die Geschwindigkeit tut seiner Seele gut, weil er Ruhe findet. Sein Kopf wird trotz eines brutalen Arbeitstages leer. Das Gehirn ist ein Wunder!

Mein Tipp zum Lernen von Spontanität:

Übe regelmäßig und schnell! So schnell, dass sich dein Kopf ausschaltet. Bei der Geschwindigkeit passieren Fehler, und du hast keine Zeit zu grübeln.

Du musst machen!

Dein Gehirn wird die Spontanität erlernen, auch wenn es sich am Anfang nicht gut anfühlt! Setz dir ein nicht zu schaffendes Zeit-Limit!

Liebe Grüße

Tine

 

Neue Kurse:

Fürth DE:

2-Tage-Workshop in Fürth Thema: Malen mit klassischen und frechen Pinseltechniken! Der Workshop findet am 9. und 10. April in Fürth, Kulturort, Badstraße 8 e. V. statt. Falls jemand dabei sein möchte, bitte kurze Nachricht mit einer aktuellen E-Mail-Adresse senden. Bitte wendet euch post@stefan-guenther.net
Es gibt möglicherweise eine Warteliste, tragt euch ein oder ergattert den letzten Platz, wir planen einen zweiten Kurs.
Fürth ist ein Geheimtipp. Wir haben den Kursraum ganz in der Nähe dieses romantischen Fleckens.

Aarberg CH:

Tiere malen mit Gouache macht Spass. Sieht toll aus und die Technik ist bestechend einfach! Ich liebe es, weil man die Farbe einfach spritzt. Mehr Infos und Anmeldung findet ihr hier:

https://www.boesner.ch/niederlassungen/veranstaltungen/tiere-malen-mit-gouache-macht-spass-5985

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5 commentaires sur “Spontanität, wie lernt man das?

  1. Zitat „…dass man einfach auf andere Art und Weise weitermachen muss, auch wenn das Ergebnis nicht geplant ist und AUCH WENN DER ERFOLG NICHT GARANTIERT IST“. – – – Aber ist das denn nicht genau das was Kunst ausmacht?? etwas trotzdem zu tun, obwohl man keine Garantie hat, ob es was werden wird – aber man vertraut halt darauf, dass sich die „Reise“ an sich, in jedemfall lohnen wird … . – – – Kennst du nicht auch dieses MOMENT-Gefühl, wo kurz die Zeit stehen bleibt, und dir bewusst wird, dass DU(>dein Hirn) genau in diesem Moment etwas lernst, oder anders gesagt, dass sich gerade jetzt, in diesem Sekundenbruchteil, eine (od. mehrere?) Synapse gebildet hat … . Das ist so ein cooles Gefühl ! (Ich kannte das früher nicht. Entweder konnte ich was, oder ich liess es bleiben. Und nun, mit 55 J., lerne ich plötzlich den Lerneffekt kennen). Aber, egal ob man es mitkriegt, oder nicht – DASS man dabei etwas lernt (und das ist doch der Fall, wenn ein Bild nicht funktioniert) ist den Aufwand, die Reise, in jedemfall wert. Oder ??

  2. Der natürliche Fressfeind der Spontität sei die Gewohnheit? Nun ja, das mag schon sein, dass AUCH das ein Feind ist …, aber der HAUPTFressfeind des Spontiseins ist und war und wird immer bleiben (ob du’s glaubst oder nicht) >> die verdammte Angst!! Manche nennen es auch Perfektionismus, aber in Wahrheit ist das immer bloss lähmende Angst, die sich hinter so albernen Ausdrücken wie diesem verschanzen. Tja, und SCHNELL malen ist bei lähmender Angst auch schwer möglich. Die Frage, was ist das allerschllimmste was hier passieren könnte, hilft manchmal. …

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