Heute tauchen wir ein in die Kunst Perspektive zu malen. Herzlich willkommen in der fantastischen Welt der Illusionen!
Heute sprechen wir einmal über die Vogelperspektive! Denn diese stellt beim Malen eine besondere Herausforderung dar.
Jetzt soll dies aber kein Blog zu Perspektivische Panik beim Panorama werden!
Die Vogelperspektive ist eine Ansicht oder Darstellungsweise, bei der der Betrachter von oben auf die Szene schaut. Lass dich überraschen!
Vergiss alles, was du über perfekte Linien und mathematische Berechnungen gehört hast – wir sind hier, um die Kunst des überzeugenden Schwindels zu zelebrieren!
Alles was auf einem Blatt erscheint, ist und bleibt natürlich flach und trotzdem können wir eine erstaunliche Tiefe auf unser Papier zaubern.
Das hier ist die Via Rizzoli in Bolognam gemalt aus dem 3. Stock der Bibliothek.
In diesem Bild steckt ein hanebüchener Schwindel und keiner merkt es, dazu aber später.
Vogelperspektive Malen ist Herausforderung pur:
Die Vogelperspektive Malen ist immer schwierig! Dabei kommt man immer wieder durcheinander! Doch nicht, weil die Vogelperspektive schwieriger wäre als irgendeine andere Perspektive. Die Vogelperspektive ist uns einfach ungewohnt! Wir schauen selten von oben herab, denn wir können nicht fliegen.
Bei der Vogelperspektive liegen die Fluchtpunkte weit oben, d. h. die meisten Linien im Bild laufen in der Entfernung nach oben. Dies ist ganz anders, als wir es aus dem normalen Leben kennen, denn dort ist es genau andersherum; hohe Häuser werden in der Entfernung kleiner, weil die oberen Fluchtlinien nach unten verlaufen.
D. h. in der Vogelperspektive verlaufen die meisten Fluchtlinien nach oben, im Alltag kennen wir das genau andersherum.
Wenn man sich nun die Horizont- oder Augenlinie nicht sehr deutlich markiert hat, dann geht mit der Perspektive im Bild alles schief. Die Perspektive ist wahllos, mal falsch und mal richtig.
Denn falsche Fluchtlinien kommen uns richtig vor, weil wir diese aus dem Alltag so kennen.
Aber das verzeiht der Betrachter nicht!
Vogelperspektive malen, die Augen sind weit oben!
Beim Malen aus der Vogelperspektive ist die Berücksichtigung der Augenhöhe entscheidend, um eine realistische und überzeugende Darstellung zu erreichen.
Das Allerwichtigste ist, dass du dir zuerst klar machst, wo deine Augen sind. Die Horizontlinie und Augenhöhe sind das Gleiche. Hier entstehen die Fluchtpunkte.
Merke unterhalb dieser waagerechten (türkisen) Linie laufen alle Fluchtlinien nach oben und oberhalb dieser waagerechten Linie laufen alle Fluchten die Linie nach unten. IMMER! Und bei jeder Perspektive.
Die Horizont- oder Augenlinie ist also der Dreh und Angelpunkt der Perspektive.
Perspektiven wirken immer dann falsch, wenn der Maler oder Zeichner zwischen durch die Horizontlinie springen lässt!
Dann fluchten die Perspektivlinien schief und krumm. Der Betrachter sieht dann sofort, dass die strahlenförmigen Fluchtlinien nicht alle auf einen Fluchtpunkt zu laufen.
Das Ergebnis sieht falsch aus.
In der Vogelperspektive passieren immer mal wieder Fehler, weil man durcheinanderkommt.
Niemand ist perfekt:
Hier habe ich mich ordentlich verhaspelt.
Trotzdem schaut es gut und richtig aus.
Meine Fluchtlinie liegt in der dritten Etage.
Ich habe zuerst die komplette rechte Seite des Bildes gemalt. Und zwar mit meinem Fluchtpunkt, dann habe ich die Gebäude am Horizont eingefügt. Weil ich zwischendurch eine Pause gemacht habe und das Bild trocknete, habe ich vergessen, wo mein Fluchtpunkt lag.
Den Horizont habe ich intuitiv eingefügt. Intuitiv und total falsch!
Als ich nun begann, die rechte Seite zu malen, stellte ich fest:
“Ach du meine Güte! Ich habe zwei Horizontlinien!“
Das hieß, meine neue Häuserzeile auf der linken Seite hätte auf einen Fluchtpunkt fluchten müssen, der rund anderthalb bis 2 cm höher lag als der alte. Dies hätte nicht nur grauenhaft ausgesehen, weil ich damit den Blick auf die Straße abgeschnitten hätte. Noch chaotischer wäre gewesen, dass das graue Haus auf der rechten Seite vollkommen andere Fluchtlinie gehabt hätte als die Häuser auf der linken Seite.
Und wie ich oben schon beschrieben habe, sind dies schon Ungereimtheiten, die der Betrachter merkt und als unangenehm empfindet. Normalerweise müsse man das Bild wegwerfen.
Der Dreh und Angelpunkt, die Horizontlinie des Bildes, ist falsch!
Doch wer sich mit Perspektive auskennt, der weiß:
Jetzt bloß nicht in hektisches Korrigieren verfallen! Das merkt der Betrachter. Perspektive muss nicht richtig sein, sondern nur für den Betrachter logisch!
Was habe ich also getan?
Ich bin im unteren Teil meines Bildes konsequent in meinem Regelsystem geblieben.
Ich bin einfach bei meinem alten Fluchtpunkt geblieben und habe die linke Häuserzeile etwas gekürzt. Dies siehst du an dieser schnell vor Skizze der Raumeindruck ist etwas anders, 😆 haha! Die untere Perspektivlinie der Häuserzeile passt fast, denn da hatte ich meinen Irrtum schon bemerkt.
Der Betrachter ist äußerst gnädig, wenn allgemeine Naturgesetze befolgt werden.
Also habe ich in den Häusern links die obere Perspektivlinie ein wenig verwuschelt und nur wenige Andeutungen von Perspektive gezeigt.
Merke, keine hektischen Verschlimmbesserungen im Bild, konsequent nach einem Regelsystem arbeiten und den Rest verschleiern.
Dass der Horizont zu weit oben liegt, fällt nicht auf, denn Menschen, die in der Stadt leben, sehen den Horizont sowieso selten.
Wenn du ein paar Perspektiven unterwegs fälschen musst. Denk daran:
Es muss nicht stimmen, du musst sie nur überzeugend lügen! Bleibe bei einem Regelsystem und springe nicht hin und her mit den Perspektivlinien.
Vogelperspektive malen – der Pinguin-Trick:
Stell dir vor, du malst eine Stadtlandschaft. Hast du schon mal einen Film über die Antarktis gesehen? Da stehen tausende Pinguine rum und die Kamera ist immer über ihnen.
Also im doppelten Sinne eine Vogelperspektive …hahaha
Es sind so viele Pinguine, dass man in der Entfernung nur noch Punkte sieht.
Der Betrachter verliert den Überblick, weil es viele sind und in der Entfernung alles kleiner wird.
Mach es genauso mit den Menschen, wirf ein paar Pinguine ins Bild! Platziere sie kleiner werden in der Ferne und voilà – du hast sofort eine überzeugende Tiefenwirkung!
Das Einzige, was wichtig ist, dass von vorne nach hinten alles eindeutig kleiner wird! Und je weiter die Menschen weg sind, desto höher wandern sie bei der Vogelperspektive im Bild.
Dabei muss man sich keine allzu tiefgreifenden Gedanken über Perspektive machen. Es ist einfach nur wichtig zu wissen, dass es so ist.
Eine Sache musst du allerdings beachten, wenn du die kleinen Punkte wie Pinguine ins Bild streust.
Das Wichtige ist, das jeder Fleck nur so groß ist, das er durch die Türen der Häuser passt, die ihm nahe sind.
Kleine perspektivische Fehler verzeiht der Betrachter! Der Gesamteindruck muss stimmen.
Oder ist dir aufgefallen, dass das Auto vorne rechts viel zu klein ist?
Nein? Dann wirf deine Panik vom Panorama ab, auch Perspektive wird nicht so heiß gegessen wie gekocht. Kleinere Fehler kannst du dir erlauben, wenn du innerhalb eines Regelsystems bleibst.
Der Betrachter möchte keine Perfektion, sondern eine deutlich erkennbaren und nachvollziehbaren optischen Eindruck.
Der Betrachter wird nichts mit dem Lineal nachmessen!
Außerdem braucht man diese kleinen Fehler, um zu lernen, wie man entspannt mit Perspektive umgeht.
So wäre die Perspektive übrigens richtiger gewesen. Aber ist sie wirklich besser?
Darüber ließe sich trefflich streiten, die andere ist halt gut gelogen!
Liebe Grüße aus Basel Tine
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https://blog.herz-der-kunst.ch/alles-eine-frage-der-perspektive/
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Liebe Grüße ins Wochenende Tine.