Korrigieren im Aquarell? Ja – mit der Lifting Technik

Korrigieren Im Aquarell? Ja, klar mit der Lifting Technik. Tutorial Tine Klein Aquarell Lago Maggiore

Mythos zerplatzt: Warum Aquarell längst nicht mehr unkorrigierbar ist!

„Aquarell verzeiht nichts!“ – das ist wohl einer der hartnäckigsten Mythen überhaupt. Viele glauben, dass man im Aquarell keine Fehler machen darf, weil die Farbe nicht korrigierbar ist.

Warum du bei diesem Satz getrost die Augen gen Himmel drehen kannst, verrate ich dir heute!

Im Kern geht es darum, dass du getrost Fehler machen darfst – und wie du sie ganz leicht wieder loswirst.

„Aquarell ist nur etwas für Meister!“, „Da kann man ja nichts korrigieren!“, „Viel zu kompliziert fürs schnelle Zeichnen unterwegs!“

– kommt dir das bekannt vor? Diese Sätze höre ich oft, und sie stammen meist von Menschen, die wenig Ahnung von Aquarelltechniken haben.

Doch die Wahrheit ist: Moderne Aquarellfarben lassen sich sowohl im trockenen als auch im feuchten Zustand erstaunlich leicht verändern.

Heute gilt: Vergiss die alten Mythen! Das Aquarell hat sich in den letzten Jahren radikal verändert – und mit ihm die Möglichkeiten.

Eine der wichtigsten neuen Möglichkeiten ist die Lifting Technik im Aquarell.

Liften bedeutet, dass etwas vom Papier abgehoben wird

– das heißt, man nimmt Farbe einfach vom Papier herunter. Man korrigiert das Gemalte direkt, unkompliziert und manchmal sogar mit einem frechen Augenzwinkern.

Diess sieht man hier am Dach oder an den Fenstern.

Farben können angelöst, ausgewaschen oder übermalt werden – und so wird das moderne Aquarell flexibel, lebendig und unkompliziert.

Wichtig dabei: Die beschriebenen Methoden sind nicht nur Korrekturtechniken. Viele nutzen sie ganz bewusst gestalterisch, um schnell und locker zu malen.

Feuchte Lifting Technik

Man macht das Papier feucht und legt mit großen Pinselstrichen beispielsweise einen Himmel oder eine andere größere Fläche an. Dabei arbeitet man zügig und entfernt sofort mit einem Taschentuch oder Lappen die nasse Farbe an den Stellen, wo sie später stören würde.

Das heißt: Ich wische etwa einen Turm aus dem Himmel heraus, lasse die Himmelsfarbe aber dort stehen, wo ich ohnehin später mit dunkleren Farben arbeite.

Zu beachten ist: Die Farbe darf nicht antrocknen. Auch offenporige Papiere, die die Farbe sofort aufsaugen, sind für die feuchte Lifting Technik ungeeignet.

Diese Technik macht Hilfsmittel wie Abdeckflüssigkeit in vielen Fällen nahezu unnötig. Das Aquarell wird dadurch schnell, direkt und unkompliziert.

Ein Beispiel für diese Technik findet man bei Viktoria Prischedko.

Trockene Lifting Technik

Aquarell lebt – auch wenn es trocken ist.

Früher galt Aquarell als Diva: Einmal falsch gesetzt, und der Fehler blieb.

Doch moderne, hochwertige Farben haben eine andere Formel. Viele Marken setzen auf fein gemahlene Pigmente und Bindemittel, die sich zwar gut mit dem Papier verbinden – aber nicht unwiderruflich.

Einige Hersteller haben für lösliche Farben eigene Symbole.

Tipp: Teste deine Farben! Male eine Fläche, lass sie gut trocknen, benetze die Stelle, die heller werden soll, mit Wasser. Warte ein paar Sekunden und wische die Farbe dann beherzt aus.

Reaktivierbarkeit / Wiederanlösbarkeit

Einige Marken (z. B. Schmincke, Daniel Smith, White Nights) geben an, wie gut sich getrocknete Farbe wieder anlösen lässt. In den Produktbeschreibungen gibt es dafür Symbole – allerdings sind diese nicht genormt. Jeder Hersteller hat eigene Zeichen, die du auf den jeweiligen Farbkarten nachschauen musst.

– Oft ist es ein S. Dies bedeutet Staining– Ein offener Kreis oder leerer Punkt kann auf gute Wiederanlösbarkeit hinweisen.
– Bei White Nights findet sich gelegentlich ein Wassertropfensymbol, das bedeutet, dass die Farbe sich gut mit Wasser reaktivieren lässt.

Tipp: Lege dir eine eigene Testkarte an mit Notizen wie „Liftet gut / mäßig / schlecht“. Wer mit viel Licht in seinen Bildern arbeitet, ist gut beraten, Farben zu nutzen, die sich gut liften lassen.

So kann man Aquarell entspannter angehen als je zuvor.

Weitere Tipps zum Liften

Nicht jedes Papier ist für die Lifting Technik im Aquarell geeignet.

Hochwertige Baumwollpapiere sind oft wunderbar für die feuchte Technik.

Die eigentlichen Stars sind jedoch heißgepresste Aquarellpapiere.

Wie bitte? Angeblich sind das die minderwertigen Aquarellpapiere!

Daran steckt ein Körnchen Wahrheit. Für Nass-in-Nass-Techniken sind Baumwollpapiere tatsächlich besser, da sie lange feucht bleiben und weiche Übergänge erzeugen. Wasserflecken und harte Kanten entstehen dort seltener, weil man mehr Zeit zum Arbeiten hat.

Viele Maler haben jedoch auf heißgepresstem Papier angefangen – und so haben sich in der Aquarellszene unzählige neue Techniken entwickelt, die genau auf diese Papiere abgestimmt sind.

Die Lifting Technik im Aquarell ist eine davon. Man kann das Aquarell dann fast wie eine Bleistiftzeichnung bearbeiten: Mit dem richtigen Pinsel ist sogar ein „Radieren“ möglich.

Robuste, hochwertig verleimte Oberflächen funktionieren am besten. Leider geben die Hersteller diese Information kaum auf den Verpackungen an. Hier hilft nur: Testen!

Beispiele:
– Hahnemühle Anniversary Edition (400 g/m²) – robust und zuverlässig.
– Hahnemühle Le Rouge – sehr gutes Liftingverhalten, allerdings dünner und leicht wellig.
– Arches Glatt – Baumwollpapier, das ebenfalls gutes Lifting erlaubt.

Welche Papiere nutzt ihr? Teilt eure Erfahrungen gerne auf Facebook und Instagram – davon profitieren wir alle.

Der richtige Pinsel für die Lifting Technik

Generell funktionieren Kunsthaarpinsel besser als Naturhaarpinsel. Vorteilhaft ist, wenn der Pinsel kurz gebunden ist, denn dann ist er härter und kann Pigmente besser abheben.

Wo findet man diese Pinsel? Meist nicht in der Aquarellabteilung – eher bei Schulpinseln oder Pastellpinseln.

Fazit zur Lifting Technik im Aquarell

Der Charme des Aquarells liegt in frei fließenden Farben. Deshalb sollte man beim Liften nicht übertreiben: zu viel Schrubben zerstört Papier und Bild.

Die Lifting Technik im Aquarell entfaltet ihre Stärke, wenn man sie beherzt, aber dosiert einsetzt.

Liebe Grüße Tine

Museen und Theater bekommen Fördergelder. Aber wer fördert die Malenden?
Hier geht es um deine Kunst – bitte unterstütze uns mit einer Spende, damit diese Angebote auch morgen noch bestehen. Wir brauchen dich!

 

CHF

 

Euro und Franken unterscheiden sich nur um rund 10 Prozent.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kompositionsskizzen im Aquarell

Kleine Experimente mit großer Wirkung

Viele Malerinnen und Maler stürzen sich voller Begeisterung direkt ins Bild –

und merken erst später, dass etwas nicht stimmt.

Das direkte Malen im Aquarell klappt oft nur, wenn man nach Schema F arbeitet. Dann produziert man zwar gute Ergebnisse. Doch sie sind nicht neu, nicht erfrischend – oft gutes Handwerk, aber eben nicht genau an die Situation angepasst.

Den Wow-Effekt erzeugt man meist nur, wenn man etwas riskiert.

Und dann hat man anderthalb Stunden Arbeit und ein katastrophales Ergebnis. Und das ist mir schon oft so gegangen.

Die Farben wirken nicht so, wie man es im Kopf hatte. Die Stimmung kippt. Oder die Komposition zieht den Blick ins Leere und zeigt nicht das Schöne der Szene.

Genau hier kommen Kompositionsskizzen im Aquarell ins Spiel: kleine, schnelle Studien, die uns vor Enttäuschungen bewahren.

Ein Ort und tausend Arten, ihn zu malen:

Kompositionsskizzen im Aquarell Urania

Kompositionsskizzen im Aquarell Bahnhofsstraswse Zürich

Kompositionsskizzen im Aquarell Shilstrasse

Mir gefällt die letzte am besten – und dir?

Warum macht man Kompositionsskizzen im Aquarell?

Eine Kompositionsskizze ist wie ein Probeauftritt auf der Bühne. Man schaut: Wie wirkt der Tonwert? Stimmen Hell und Dunkel? Passt der Farbklang, also die Harmonie der Farbtöne?

Und vor allem: Trägt das Bild die Stimmung, die ich ausdrücken möchte?

Wer den Wow-Effekt möchte, muss etwas riskieren. Aber man braucht keine lange Zeit, um zu testen, was man im Kopf hat. Genau dafür sind Kompositionsskizzen im Aquarell gedacht.


Kleine Formate für große Erkenntnisse

Der Trick dabei: Die Skizze bleibt bewusst klein und einfach.

Keine Details, keine Perfektion. Es geht nicht um Schönheit, sondern um Erkenntnis. Manchmal reicht ein Kärtchen oder ein kleines Stück Aquarellpapier. So kann man spielerisch ausprobieren, ob das Bild trägt.

Das Schöne: Eine Serie kleiner Kompositionsskizzen im Aquarell zeigt, wie viele verschiedene Wege in einem Motiv stecken.

Schon durch winzige Änderungen in Format, Tonwertverteilung oder Farbwahl können völlig unterschiedliche Ergebnisse entstehen.

Direkt ins Aquarell – warum nicht?

Manche zeichnen Kompositionsskizzen mit Bleistift oder in Grauwerten. Doch gerade im Aquarell ist es spannend, sofort mit Farbe zu arbeiten.

Es sind die Farbverläufe und zarten Abstufungen des Wassers, die das Aquarell so zauberhaft machen.

Direktes Aquarell – „direct watercolor“ – heißt: ohne Vorzeichnung, ohne Umwege.

Pinsel ins Wasser, dann auf das Papier.

Der Vorteil: Man sieht sofort, ob der geplante Farbklang funktioniert. Farben reagieren aufeinander eben anders als im Kopf.

Fehler und Schlampigkeiten sind dabei nicht von Belang.

Es geht darum, zu testen, ob deine Idee funktioniert.

Tipps für Kompositionsskizzen im direct watercolor

– Halte die Formate klein, Postkartengröße reicht völlig.
– Arbeite mutig und schnell, lieber in Minuten als in Stunden.
Konzentriere dich auf die großen Flächen, nicht auf Details.
– Reduziere die Farbpalette – drei bis vier Farben genügen, um die Harmonie zu testen.
– Spiele bewusst mit Tonwerten: Was passiert, wenn ich dunkler werde? Oder alles heller halte?
– Probiere verschiedene Seitenverhältnisse: Hochformat, Querformat, quadratisch. Jedes erzählt eine andere Geschichte, erzeugt eine andere Wirkung.

Nimm die Skizzen ernst, aber nicht zu ernst: Sie sind Werkzeuge, keine Mini-Meisterwerke.

Geschichten erzählen mit Kompositionsskizzen im Aquarell

Das Geschichten-Erzählen ist in der Malerei sehr wichtig. Nur wer eine kleine Geschichte erzählt, zieht seine Betrachter in den Bann. Jede Kompositionsskizze im Aquarell ist ein Schritt, um genau diese Wirkung zu finden.

Fazit: Kompositionsskizzen im Aquarell sparen Zeit und Nerven

Kompositionsskizzen im Aquarell sind wie Landkarten: Sie zeigen uns den Weg durch das Bild.

Wer diesen kleinen Umweg macht, spart sich später viele Frustmomente.

Gleichzeitig entdeckt man, wie reich ein einziges Motiv sein kann, wenn man es in mehreren Varianten denkt.

Wer Lust hat, kann sich angewöhnen, vor jedem größeren Aquarell zwei, drei solcher Farbskizzen zu machen.

Man wird überrascht sein, wie sehr diese kleine Gewohnheit die eigene Malerei verändert.

Mein Tipp: Malen mit dem Timer

Wenn du in meine Skizzen schaust, dann sind sie nicht lange geplant, sondern spontan. Besser viele Skizzen als Perfektion. Oft ist die Skizze auch im Alltag die bessere Option, denn sie hilft dir, mehr Erfahrungen zu sammeln. 10-15 Minuten sind die optimale Zeit.

Wer sich dies antrainiert, lernt viel

Gerade wenn man nicht viel Zeit hat, ist es ein unterhaltsames Spiel. Man lernt und merkt, was funktioniert.

Das ist viel besser für die Seele als ein frustrierendes Bild, in dem der Zwang zur Perfektion steckt.

Hat man die Erfahrungen mit dem Motiv gesammelt, entsteht das eigentliche Aquarell wie von Zauberhand, denn man hat die Probleme des Motivs im Kopf geklärt. Auch wenn es sich merkwürdig anhört:

Kompositionsskizzen im Aquarell sparen viel Zeit und Nerven, wenn man sie als Spiel betrachtet.

Noch ein Tipp: Notan – die Kompositionsskizze in einer Farbe

Wenn dir das alles noch ein wenig zu kompliziert erscheint, solltest du meinen Artikel zum Notan lesen – einer Kompositionsskizze in nur einer Farbe.

Deine Unterstützung zählt

Deine Spende ist wichtig. Große Häuser wie das Fernsehen oder Opernhäuser bekommen viele Fördergelder. Bei deinem Hobby bist du aber selbst dafür zuständig, ein kleiner Gönner zu werden. Sorge dafür, dass wir die Möglichkeit haben, gute und informative Artikel für dich zu schreiben. Das kostet Zeit und Geld. Wir brauchen dich.

Weiter zum Thema:

https://blog.herz-der-kunst.ch/notan-und-der-bildentwurf/

Bäume im Aquarell: Tipps und Tricks für lebendige Naturmotive

Bäume im Aquarell, Aquarell Tine kleine, costa brava Pinie

Dinge zu beobachten gilt mehr als sie zu besitzen.

Bäume im Aquarell:

Wir alle haben eine bestimmte Vorstellung davon, wie ein Baum ausschaut.

Doch der Baum, den wir seit unserer Kindheit malen, unterscheidet sich gewaltig von realen Bäumen.

Unsere Vorstellungskraft ist oft so stark, dass sie uns den Blick auf die echten Bäume verstellt.

Beobachten ist etwas Wunderschönes.

Hausaufgaben für Dich ! Denn Malen ist beobachten.

Wenn du in den nächsten Tagen aus dem Haus gehst, schau, welche Farbe Baumstämme wirklich haben. Denn Baumstämme sind oft nur im Gegenlicht – wenn wir nach oben in die Sonne schauen – dunkel. In der Realität haben Baumstämme viele Farben. Oft sind sie heller als der Hintergrund.

Der dunkle, braune Baumstamm ist also ein Mythos.

Auch Formen und Farben von Bäumen sind sehr unterschiedlich. Im Aquarell stellt sich also die Frage: Wie malt man all das gut?

Das Geheimnis liegt in drei Dingen: beobachten, vereinfachen und die Aquarelltechnik für sich arbeiten lassen.

 

Bäume im Aquarell heißt vor allen Dingen Formen reduzieren

Bäume wirken kompliziert, doch eigentlich bestehen sie aus einfachen Grundformen.

Der Kern des Bäumemalen ist, sie auf ihre Grundform zu reduzieren.

Die Pinien, die ich hier in Katalonien gemalt habe, haben halbkreisförmige Baumkronen. Auch die Blattmassen beziehungsweise die Art, wie die Büschel aus Nadeln angeordnet sind, bilden halbkreisförmige Wolken aus einzelnen Ästen und Büscheln.

Halte ich mich an die Form, habe ich gewonnen, denn nur so zeigt man das Typische genau dieser Baumsorte.

Du musst – und du kannst – nicht alles vom Baum zeigen. Das kleine Format begrenzt die Details.

Stell dir vor, du malst nicht jeden einzelnen Ast und jedes Blatt, sondern die großen Formen von Licht und Schatten. Im Aquarell funktioniert das besonders gut mit Nass-in-Nass-Techniken, bei denen die Farben von allein ineinanderfließen und organische Strukturen bilden.

Also merke: Bäume malen im Aquarell heißt, die Grundform mit dem Pinsel herauszukitzeln.

Nachdem man die Grundform erfasst hat kommt die farbliche Gestaltung.

Bäume im Aquarell – Die Krone gestalten  

Die größte Falle beim Bäume malen ist die Krone.  Falsch gemalt sieht sie flach aus, oder wie ein Helm, vielleicht auch wie das zerrupfte Haar eines Strubbelpeters.

Man sollte sich strickt an die Grundform halten.

Doch es gibt einige Tricks, um diese interessant zu gestalten.

Bäume im Aquarell sind nicht all zu schwer zu malen, wenn man sich an die Grundform hält. Jedoch kommt es auf enorm auf die Pinseltechnik an um grossartige und imposante Baumkronen zu gestalten.

Vor jeder Technik steht eines: das großartige und wohltuende Beobachten.

Nimm dir Zeit, Bäume anzuschauen.

Sieh sie ohne Scheuklappen, denn genau das macht uns Kreative aus.

Tine Klein Tutorial Bäume im Aquarell

Betrachte nicht nur die Krone, sondern auch die Verästelungen, die Rinde, die Licht- und Schattenspiele. Ein Birkenstamm ist nicht „weiß“, er ist ein feines Mosaik aus Grau, Beige, Grün und manchmal Violett. Eine Buche kann rötlich schimmern, während junge Äste oft eine ganz andere Farbe haben als der Stamm, das Schimmern der Farben sieht man auch hier im Stamm.

Im Aquarell kannst du dieses grüne Farbenmeer einfangen, indem du mutig zu ungewöhnlichen Farben greifst.

Ein Hauch von sehr dunklem Blau tut dem Blattwerk gut. Trau dich, deine Farbeindrücke mutig umzusetzen. Ultramarin im Schatten oder ein Spritzer Siena in der Rinde lassen einen Baum viel lebendiger wirken als eintöniges Braun.

Sei niemals eintönig, denn die Natur ist die Mutter aller Farben.

Wichtig ist, Wege zu finden, die eigenen Eindrücke tatsächlich zu zeigen.

Deshalb sollte man sich nicht scheuen, zu starken Farben zu greifen. Die Dunkelheit in Bäumen ist oft extrem. Es kann rote und blaue Reflexe geben. Und Baumstämme sind nicht immer dunkelbraun.

Mein Tipp: Kaufe dir einige sehr dunkle Farben, zum Beispiel Indigo, um die tiefen Schatten der Bäume zu zeigen. Kaufe kein fertiges Grün, sondern mische es aus sehr unterschiedlichen Gelb-, Blau- und Ockertönen.

Farben und Licht
Im Gegenlicht und im Schatten sind Baumstämme, Blattwerk und Äste dunkel, im Seitenlicht dagegen eher hell und wirken manchmal sogar transparent. Deshalb achte darauf, dass du Farben von sehr hell bis zur absoluten Dunkelheit bereithältst.

Nun aber zur Technik->

Bäume im Aquarell – Pinseltechnik Baumkrone:

Befeuchte zuerst das Papier in der Form der gewünschten Baumkrone oder der einzelnen Blattmasse eines Zweiges. Nun machst du den Pinsel etwas trockener und tropfst ein sehr helles Grün in die feuchte Fläche.

Arbeite nicht wie ein Anstreicher, sondern bewege den Pinsel so entspannt wie eine Eisprinzessin, die zu großartiger Musik über das Eis flitzt. Umspiele die Ränder der Fläche mit schnellen, kleinen Bewegungen, lasse Lücken stehen und franse die Kante aus. So entsteht der Eindruck von Blattwerk.

Tropfen,
Punkte,
Fransen und trockener Strich sind eine gute Idee.

Im ersten Schritt darf alles sehr feucht sein (siehe oben).

Im zweiten Schritt variierst du die Farbe.

 

Doch merke: Bei jedem Schritt wird der Pinsel ein wenig trockener.

Haha … du erwartest ja auch nicht, dass sich ein perfekter Baum malt, nur weil du Milch in deinen Kaffee kippst! Wir brauchen die Feuchtigkeit für die Weichheit der Schatten, aber es darf nicht alles nass sein.

Bäume malen im Aquarell -Schatten setzen:

 

 

Hier sieht man dunkle Farbe in helles, feuchtes Grün setzen, wirkt wunder.

Schritt 3: Nun werden die Schatten gesetzt.

Wichtig: Der Pinsel ist trocken, wenn du in sehr feuchter Farbe arbeitest!

Die Farbe muss sehr dunkel sein, denn sie wird durch die Flüssigkeit auf dem Blatt viel heller.

Nach unten hin ziehst du die dunkle Farbe ins trockene Papier, so kannst du die Äste in die Baumkrone modellieren.

Mein Tipp: Dein Blau darf sehr dunkel sein, aber nicht dreckig. Achte auf klare Farben, damit die Dunkelheiten den Baum nicht schmuddelig wirken lassen.

Schritt 4: Ist der Baumstamm dunkel, kannst du ihn ohne Bedenken an die Baumkrone ansetzen. Ist der Baumstamm jedoch hell, ist trocknen lassen das oberste Gebot, denn sonst verschmutzt du den Baumstamm.

 

Noch ein Tipp zum Schluss:


Mach ein paar Mini-Studien. Mische alle Blau-, Grün-, Rost- und Beigetöne. Dann wirst du wunderbar natürliche Kombinationen finden. Wenn du dir unsicher bist, beginne mit lockeren Skizzen – ein Baum lebt von seiner Geste, nicht von den Details.

CHF

Liebe Grüße Tine

Während die Oper Millionen bekommt, malen wir mit Herz und Gips am Arm.
Dieses Angebot lebt von Idealismus – nicht von Fördergeldern.
Hilf mit einer kleinen Spende, damit Kultur nicht nur im Elfenbeinturm stattfindet.

 

Sprühflasche im Aquarell – Malen wie ein Revoluzzer

Aquarell mit Sprühflasche – Segen und Chaos mit einem Pumpstoß

Entdecke kreative Techniken im Aquarell mit Sprühflasche: Farbe auflösen, Strukturen erzeugen und Hintergründe lebendig gestalten.

Wir alle kennen das Aquarell mit Sprühflasche zum Anfeuchten.

Dies ist sehr hilfreich, denn dadurch, dass die Farbe feucht bleibt, hat man mehr Zeit, sie zu bearbeiten, ohne dass harte Kanten oder Farbflecken entstehen.

Jeder, der das schon einmal versucht hat, stellt jedoch fest:

Das ist gar nicht so einfach.

Kommt man dem Aquarell mit Sprühflasche zu nahe, zerstört die Wasserzufuhr das Aquarell.

Es entsteht Chaos: Wasserflecken und Einschlagstellen in der Farbe, ausgewaschene Stellen, Wasserläufe und Ausbrüche quer ins Motiv.

Das Aquarell mit Sprühflasche hat mindestens genauso viele Bilder ruiniert wie verbessert.

Und so mancher Maler hat nach dem Fluchen bemerkt:

Genau das ist die große kreative Fähigkeit des Aquarells mit Sprühflasche.

Manchmal reicht ein Pinsel einfach nicht. Da steht man vor dem Blatt, die Farbe verläuft brav und wie geplant – vielleicht sogar zu brav – und man sehnt sich nach einem kleinen Funken Chaos.

Dieser kleine Funke Chaos ist es, der Aquarelle visuell interessant macht.

Natürlichere, lebendigere Bilder lösen mehr Emotionen bei Menschen aus.

Genau hier kommt das Aquarell mit Sprühflasche ins Spiel.

Es ist das Werkzeug für alle, die im Aquarell nicht nur malen, sondern auch gestalten, verändern und überraschen wollen.

Das Aquarell mit Sprühflasche ist mehr als nur ein Hilfsmittel, um Farbe anzufeuchten.

Es kann wie ein Radiergummi für Aquarell wirken, Strukturen wie kleine Sprenkel aus dem Nichts zaubern oder einen langweiligen Hintergrund wieder zum Leben erwecken. Kurz gesagt: Es ist das Werkzeug für mutige Eingriffe.

Und Mut braucht man dabei – denn der eigentliche Trick beim Aquarell mit Sprühflasche ist, dass man die Kontrolle bei diesem Eingriff abgibt und darauf vertraut, dass die Pigmente etwas Interessantes erzeugen.

Wofür man das Aquarell mit Sprühflasche benutzt


In der modernen Aquarellmalerei ist das Aquarell mit Sprühflasche ein Alleskönner:

Tine Klein, Aquarell Rheinfelden Ch, zum Tutorial: Entdecke kreative Techniken im Aquarell mit Sprühflasche: Farbe auflösen, Strukturen erzeugen und Hintergründe lebendig gestalten.

  • Ausputzen von Farbe: Du hast zu viel Farbe aufgetragen oder willst eine Stelle aufhellen? Ein gezielter Sprühstoß im Aquarell mit Sprühflasche löst die Pigmente an, sodass du sie mit einem sauberen Tuch oder Pinsel abnehmen kannst. Rechts im dunklen Grün kannst du es sehen – dort wurde etwas Farbe geliftet

  • Auflösen und Verblenden: Statt mühsam mit dem Pinsel zu wischen, kannst du Flächen weich ineinanderlaufen lassen. Der Sprühnebel im Aquarell mit Sprühflasche schafft sanfte Übergänge oder verwaschene Effekte. Im Himmel kannst du es erkennen: den weichen Übergang.

  • Strukturen erzeugen: Durch gezieltes Besprühen auf noch feuchte oder halbtrockene Farbe entstehen Muster, Wolkenstrukturen, Flecken oder ein Regen- bzw. Spritzeneffekt, der im Pinselstrich kaum zu erreichen ist. Neben der Industrieanlage, fast genau in der Mitte, blitzen helle Sprenkel auf, dort haben Wassertropfen die Pigmente wie kleine Radiergummis aus dem Bild gelöst.“

Wie man das Aquarell mit Sprühflasche zum Befeuchten anwendet – ohne Fleckenchaos


Der Trick im Aquarell mit Sprühflasche liegt im Abstand, im Sprühwinkel und in der Wassermenge.

  • Feiner Nebel: Wenn du einen gleichmäßigen Verlauf möchtest, stell die Düse fein ein. Halte die Flasche mindestens 30–40 cm entfernt und bewege sie gleichmäßig. So legt sich nur ein Hauch Wasser auf die Farbe, ohne harte Ränder zu erzeugen.

  • Kein Pfützenwasser: Zu viel Wasser lässt die Pigmente unkontrolliert wandern. Dann entstehen Flecken, die du nur schwer wieder herausbekommst. Lieber mehrmals fein sprühen, als einmal fluten.

Warum die Handhabung beim Aquarell mit Sprühflasche so anders ist als beim einfachen Befeuchten der Farbe


Wer nur Farbe befeuchtet, arbeitet passiv: Man macht die Fläche nass und lässt die Farbe hineinlaufen. Mit dem Aquarell mit Sprühflasche dagegen greift man aktiv ins Geschehen ein. Es ist nicht „malen wie gewohnt“ – es ist Eingreifen wie ein Revoluzzer: Du zerstörst Strukturen, um neue zu schaffen. Du zwingst die Farbe, sich zu bewegen, neu zu fließen, sich zu verändern.

  • Gezieltes Lösen: Willst du einzelne Stellen bearbeiten, geh nah ran (10–15 cm), aber sprühe kurz und kontrolliert. Arbeite danach sofort mit Pinsel oder Tuch weiter, bevor sich Ränder bilden.

Bei den Reflexionen kannst du es gut erkennen – ein Sprühstoß befeuchtete das Papier, und die Pigmente flossen mit dem Wasser nach unten. So entstanden die Reflexionen beinahe von selbst.

Beim normalen Anfeuchten steht die gleichmäßige Benetzung im Vordergrund. Beim Aquarell mit Sprühflasche dagegen geht es um gezielte Störungen – manchmal sanft wie ein Nieselregen, manchmal heftig wie ein Platzregen, um zum Beispiel helle Flecken in einer öden grünen Wiese zu erzeugen. Genau in diesem kontrollierten Chaos liegt der Reiz.

Besondere Tropfentechniken im Aquarell mit Sprühflasche


Möchtest du einen Tropfenregen für Flecken und Punkte erzeugen, benutze eine Sprühflasche, deren Ventil man verstellen kann. Stelle sie so ein, dass sie dicke und dünne Tropfen erzeugt, und lass sie unregelmäßig arbeiten.

Anwendung im Nass:
Lässt man die Tropfen in feuchte Farben einschlagen, entstehen hübsche Wasserblumen. Nur so viel Wasser benutzen, dass das Motiv nicht wegschwimmt.

Anwendung auf trockener Farbe:
Auch hier darauf achten, dass die Sprühflasche im Aquarell schön ungleichmäßig tröpfelt. Die Tropfen kurz einwirken lassen und dann mit einem weichen Baumwolltuch ausputzen. Voraussetzung: lösliche Aquarellfarben – das steht in der Materialbeschreibung.

Aquarell mit Sprühflasche – mein Tipp für den Einstieg
Teste das Aquarell mit Sprühflasche auf Reststücken Aquarellpapier. Probiere verschiedene Düsen, Abstände und Wassermengen aus, um die Effekte zu erzeugen, die du brauchst. Achte darauf, wie die Pigmente reagieren – manche lösen sich leicht, andere bleiben hartnäckig. So lernst du, wann ein Sprühstoß rettet, belebt oder einfach nur Spaß macht.

Das Aquarell mit Sprühflasche ist kein Werkzeug für Angsthasen. Es ist das Instrument für alle, die mutig genug sind, im Bild die Kontrolle loszulassen – und genau dadurch Neues zu entdecken.

Der Effekt ist so „Wow!“, dass er sich lohnt.

Liebe Grüße
Tine

Kultur braucht nicht nur große Häuser – sie lebt auch in kleinen Projekten, wie diesem Blog.
Hier wird nicht verkauft, sondern geteilt.
Doch auch Unabhängigkeit hat ihren Preis: Farben, Papiere, Zeit.
Wenn du magst, dass es hier ehrlich und werbefrei bleibt – dann unterstütze diesen Blog.

CHF

Weiterlesen bei Tine: Zum Thema Wasser malen

https://blog.herz-der-kunst.ch/wasser-malen-aquarell-das-heisst-wasser/

Wasser malen – Aquarell, das heißt Wasser!

Licht malen – Das Geheimnis des Lichts!

Ihr Lieben,
nach meinem Fahrradunfall erscheint der Blog im Moment unregelmäßig. Wenn ihr keine neuen Beiträge verpassen möchtet, meldet euch gern an. So werdet ihr automatisch benachrichtigt, sobald ein neuer Artikel online geht.

 

Licht sehen und Licht malen:

Tine Klein Aquarell zum Tutorial Licht malen , Aquarell, urban sketching Pilcherberg

Bist du blind? Ich sehe dich schon schmunzeln – nein, die wenigsten Blinden lesen Blogartikel. Das meine ich aber nicht!

Jeder Mensch hat erstaunlich viele Tomaten auf den Augen.

Erst wer malen lernt, merkt, dass man erstaunlich wenig sieht. Die Sehfähigkeit des Menschen entwickelt sich erst langsam mit dem Malen.

Maler sind im Vorteil, denn im Alltag sieht der Mensch vermeintlich wenig.

Tomaten auf den Augen:

Es ist fast lustig, was der Mensch im Alltag nicht sieht.

Im Supermarkt finde ich ab und zu Dinge nicht, obwohl ich direkt davor stehe.

Ich muss wohl erst mit der Nase dran stupsen, um sie zu sehen.

Es gibt Versuchsaufbauten zum Thema Sehen, die fast erschreckend sind, weil der Mensch so blind ist. In dem Buch Der Affe mitten unter uns wird beschrieben, dass Menschen bei einem spannenden Thema nicht merken, wenn mitten im Vortrag der Sprecher durch einen anderen Menschen ausgetauscht wird – nicht einmal, wenn die Hautfarbe des Redners wechselt.

Da muss man kurz durchatmen, oder?

Die Menschheit lebt im Blindflug. Und genau das macht uns das Malen so schwer.

Licht malen heißt es erst mal sehen!

Und das ist nicht so einfach. Denn wir haben vorgefertigte Meinungen in unserem Kopf.

Ein weißes Boot sehen wir weiß, obwohl es durch Schatten und Reflexionen des Wassers blaugrau ist.

Tatsächlich ist das Boot nicht zwingend hell!

Eines der Boote ist tatsächlich hell – das vordere jedoch nicht. Trotzdem drängt uns das Gehirn oft dazu, Dinge, die eigentlich weiß sind, automatisch auch hell zu malen. Dabei ist der Gegenstand in Wirklichkeit durch Schatten und Lichtverhältnisse oft deutlich dunkler.

Licht sehen ist richtig schwer – nicht, weil es unsichtbar ist, sondern weil uns das Gehirn dazwischenfunkt!

Als Maler muss man bewusst den Sehmodus anstellen oder sich zwingen, etwas anderes zu malen als das, was man glaubt zu sehen!

Und auch dann ist es sehr schwer, das Licht ins Bild zu holen. Oft ist man sehr enttäuscht, weil ein strahlend heller und schöner Tag gemalt nur müde aussieht.

Doch es gibt Tricks, wie man das Licht auf das Blatt holt!

Heute möchte ich dir ein einfaches Spiel vorschlagen.

Zuerst die Einführung und das Know-how zum Licht malen:

Wenn pralle Sonne auf ein schwarzes Dach scheint, dann reflektiert sie. Das Dach ist nicht mehr schwarz.

Das Dach in unserem Kopf ist und bleibt jedoch schwarz.

Unser Wissen um Dinge ist für den Sehprozess eine Nebelbombe.

Die Ausgangsposition für unser heutiges Spiel ist die Frage:

Was ist hell? Licht malen heißt weglassen.

Dieses Mal versuchen wir aber nicht, den Tonwert abzuschätzen. Der Tonwert hieße, abzuschätzen, wie hell etwas ist. Und wie wir festgestellt haben, können wir das nicht.

Dieses Mal machen wir es wie Donald Trump: Wir behaupten einfach, es ist hell!

Wir bestimmen: Alles, was in der prallen Sonne ist, ist hell oder bleibt weiß.

Stärke deine Willenskraft! Denn es wird unendlich schwer sein, Dinge, die eigentlich schwarz oder dunkel sein sollten, weiß zu lassen.

Licht malen heißt weglassen.

Du wirst dein Gehirn überlisten müssen – doch es wird sich lohnen!

Plötzlich werden dann ganz schlichte, langweilige Motive zum Hingucker! Weil sie strahlen.

Licht malen, heißt es nicht zu malen – wir lassen das Papier weiß!

Und wenn wir dafür schamlos lügen!

Das Licht bleibt weiß.

Mit diesem einfachen Trick schnappt man sich das Licht.

Du wirst sehen, es lohnt sich.

Tipp eins: Mache zuerst eine Grauskizze und dann stürze dich mutig ins Aquarell.

Erst dann merkst du, was weiß bleiben muss.

Schau mal, hier ist das Bild bei der Berghütte – da habe ich konsequent alles, was im Licht war, weiß gelassen.

Liebe Grüße ins Wochenende,
Tine

Kultur braucht nicht nur große Häuser – sie lebt auch in kleinen Projekten, wie diesem Blog.
Hier wird nicht verkauft, sondern geteilt.
Doch auch Unabhängigkeit hat ihren Preis: Farben, Papiere, Zeit.
Wenn du magst, dass es hier ehrlich und werbefrei bleibt – dann unterstütze diesen Blog.

CHF

Deckende Farben im Aquarell-Lust und Frust

Hallo ihr Lieben,

Ich sehe momentan aus wie die Hauptdarstellerin im Film Die Mumie – nur ohne Abenteuer und Glamour. Warum?
Ich habe einen Abflug über den Lenker meines Fahrrades gemacht und mir dabei das Handgelenk gebrochen  Zum Glück ist es „nur“ das linke – so kann ich trotzdem weiter tüfteln und werkeln, wenn auch etwas langsamer und mit vielen Pausen.

Das Schreiben und Arbeiten fällt mir im Moment noch schwer, deshalb freue ich mich sehr, wenn ihr euch hier im Blog anmeldet. So bekommt ihr direkt eine Nachricht, sobald es etwas Neues gibt.

Vielleicht sehen wir uns ja bald persönlich? Ich würde mich riesig freuen, dich in einem meiner Boesner-Kurse begrüßen zu dürfen – schau doch mal unter Kurse vorbei! In ein paar Wochen findet außerdem ein zusätzlicher Himmel-Malkurs bei Boesner statt.

https://www.boesner.ch/unsere-standorte/unterentfelden/veranstaltungen/himmlisch-gut-2-16193

Die bisherigen Teilnehmer*innen waren begeistert, und ich kann es kaum erwarten, nach dieser kleinen Zwangspause wieder mit euch kreativ zu werden.

Bis bald und bleibt auch ihr gesund!
Herzlichst, Tine

Deckende Farben im Aquarell – ungeliebte Helfer mit großem Potenzial

In der Welt der Aquarellmalerei gelten Transparenz, Leichtigkeit und fließende Übergänge als das höchste Gut.

Die besondere Schönheit und Mystik unseres Mediums entsteht meist genau durch diese Eigenschaften, wo glasklare Farben sich unvorhersehbar mischen, aufblühen, überlagern – scheinbar schwerelos, leicht und strahlend, entstehen bei deckenden Farben wunderbare Lasuren.

Kein Wunder also, dass deckende Farben in diesem Zusammenhang oft ein Schattendasein führen. „Kreidig“, „müde“, „schwerfällig“ – wahrgenommen werden. Und an diesem Vorurteil ist etwas dran. Oft ruinieren deckende Farben beim Mischen die Strahlkraft der leuchtenden transparenten Farben.

Und doch: Warum führen eigentlich alle namhaften Hersteller deckende Farben mit Pigmenten wie Zinkweiß (PW4) oder Titanweiß (PW6) im Sortiment – und das nicht nur als Weiß?

Die schlichte Wahrheit ist, die ungeliebten Farben haben enormes Potenzial.

Sie bereiten nicht nur Frust, sondern auch Lust!

Schauen wir genauer hin. Denn wer lernt, diese Farben bewusst einzusetzen, entdeckt eine zusätzliche Ausdrucksebene, die mit lasierenden Farben allein nicht erreichbar ist.

Wenn man zum Beispiel die Wüste malt, dann ist sandig und kreidig gut.

Deckende Farben Wüste Tine Klein. Tutorial Aquarellfarben


Was macht eine Farbe deckend – und warum ist das wichtig?

Die Deckkraft einer Aquarellfarbe hängt im Wesentlichen vom verwendeten Pigment und seiner physikalischen Beschaffenheit ab. Besonders Pigmente wie Titanweiß (PW6), Kobaltblau (PB28), Kadmiumgelb (PY37) oder Zinkweiß (PW4) sind bekannt für ihre hohe Opazität. Im Gegensatz zu den transparenten, oft organischen Pigmenten bleiben diese Farben mehr „auf“ dem Papier liegen, statt sich mit der Oberfläche zu verbinden oder sich beim Überlagern farblich stark zu verändern.

Diese physikalische Trägheit kann in bestimmten malerischen Situationen von großem Vorteil sein – wenn man weiß, wie.


Vorteile deckender Farben im Aquarell

1. Harmonie durch Mattheit

Zuerst einmal gelten deckende Farben mit Zink und Titan als Matt. Sie ruinieren die Strahlkraft von Farben.

Deckende Farben haben oft eine weichere, samtigere Oberfläche. Das kann gerade bei Abend- oder Morgenstimmungen genau richtig sein.

Das Aquarell lebt nicht nur von Leuchtkraft, sondern auch von Kontrasten!

In einem Aquarell, das von starker Leuchtkraft lebt, kann eine matte Passage mit deckenden Tönen einen ruhigen Gegenpol schaffen – Die Leuchtkraft im Gegensatz zum Gedämpften.

Tine Klein Aquarell Calella, costa brava, tutorial deckende Farben

Das sieht man hier ganz wunderbar. Das Leuchten auf dem Meer entsteht dadurch, das eine leuchtende transparente Farbe (Lasurorange) auf eine zinkhaltige, matte und leicht deckende Farbe trifft (Siena Natur +Titanweiß). Das Auge hat den Vergleich zwischen strahlend und nicht strahlend, so entsteht Licht.

1. Kontrolliertes Lasieren

Ein Paradebeispiel: Lasieren mit Blau über Gelb. Mit transparenten Farben ergibt das – gewollt oder nicht – ein sattes Grün.

Insbesondere bei Himmeln ist dies enorm ärgerlich so. Einen Kermit grünen Himmel kann man nun wirklich nicht brauchen.

Tine Klein Aquarell Calella, costa brava, tutorial deckende Farben

Schau mal auf den Horizont im Bild. Hier treffen sich eine sehr feuchte blaue und feuchte,  gelbe Lasur und es entsteht kein Grün. Nur ein wenig Dämmerung. Dies ist natürlich perfekt, um Tageszeiten zu malen. Aber wie geht das?

Weil deckende Pigmente schwerer sind, „fallen“ sie schneller zu Boden.

Das hat zur Folge, dass sie sich im nassen Papier nicht so stark ausbreiten wie transparente Farben. Wer atmosphärische Wolkenstrukturen malen will, kann das gezielt nutzen: Während lasierende Pigmente frei in die Umgebung diffundieren, bleibt eine deckende Farbe eher an ihrem Platz – was eine ruhige, zarte Wirkung erzeugen kann.

Der Profitipp: Das Ganze gilt aber nur unter drei Bedingungen. Nummer 1: Du arbeitest feucht, flutest aber nicht mit Wasser. Der Pinsel reibt nicht in der Lasur rum. Und du benutzt reaktionsunfreudige Farben, z.B. hier Royalblau und siena Natur und etwas Titanweiß =schwer).

2. Gegenlicht und helle Nebel

Deckende Farben sind exzellente Werkzeuge für Lichteffekte – gerade in feuchten, atmosphärischen Szenen. Ein sanft deckendes Zinkweiß, in eine Farbfläche eingewoben, kann den Eindruck von Dunst oder Gegenlicht erzeugen, ohne dass man gleich zum „Gouache-Trick“ greifen muss. Auch Lichtkanten an Wolken, Gischt oder Morgennebel profitieren davon, dass sich deckende Farben nicht so schnell mit ihrer Umgebung vermischen.


Nachteile – und wie man sie umgeht

Natürlich sind deckende Farben nicht frei von Tücken:

  • Verlust der Leuchtkraft: Decken bedeutet auch immer: Licht wird gestoppt. Die Farben erscheinen stumpfer. Der Trick: sparsam und bewusst einsetzen. Die Farben dürfen nicht mit den Farben die Strahlkraft vermitteln, gemischt werden.

  • Schwer mischbar: Viele deckende Pigmente haben eine träge Reaktion beim Mischen – man erhält schneller „Kalkgrau“ als eine leuchtende Sekundärfarbe. Das kann bei Schatten extrem hilfreich sein, leuchtende Farben ruiniert es.

  • „Kreidiger“ Look:  Ist zum Beispiel bei Abendstimmungen perfekt. Wer dies jedoch ohne Kontraste und Lichter malt. Erzeugt vergraute und unattraktive Bilder (siehe unten). Das deckende, fast schwarze Indigo bringt die Farben zum Strahlen.

Fazit: Nicht verteufeln, sondern verstehen

Deckende Farben sind kein Makel in der Aquarellmalerei – sie sind ein Gestaltungsmittel. Richtig eingesetzt, bieten sie eine Palette an Ausdrucksmöglichkeiten, die weit über das klassische Lasieren hinausgeht. Statt sich auf die reine Transparenz zu versteifen, lohnt es sich, das volle Potenzial des Materials zu erkunden. Gerade die Kombination aus transparenten und einer kleinen Menge deckenden Farben eröffnet dem Malenden eine reiche Bandbreite an Möglichkeiten.

Es braucht etwas Übung, ein feines Gespür – und vielleicht auch ein wenig Mut zur „Unreinheit“. Doch wer einmal erfahren hat, wie Zinkweiß eine Landschaft zum Leuchten bringt oder wie ein deckendes Blau Kontraste erzeugt und die Farben zum Strahlen bringt, wird diese Farben nicht mehr missen wollen.


Tipp zum Schluss: Lust und Frust vermeiden

Menschen, die ihren Farbkasten nur ab und zu benutzen, sollten zumindest beim Kauf genau lesen ob, ihre Farben deckende Pigmente enthalten. Deckende Farben zum Beispiel mit weißen Pigmenten. Sollten im Farbkasten eine getrennte Position haben. Das heißt Achtung diese Farben vergrauen die transparenten Farben. Durch den eigenen Platz außerhalb der normalen Farben kannst du auch dann, wenn du vergessen hast, welche Farbe es ist, dich erinnern: Achtung, diese Farbe ist deckend!


Liebe Grüße Tine

Während die Oper Millionen bekommt, malen wir mit Herz und Gips am Arm.
Dieses Angebot lebt von Idealismus – nicht von Fördergeldern.
Hilf mit einer kleinen Spende, damit Kultur nicht nur im Elfenbeinturm stattfindet.

CHF

Weiterlesen bei Tine:

https://blog.herz-der-kunst.ch/signalfarben-farben-mit-aha-effekt/

Merging Shapes – Ausdrucksstark malen mit Aquarell

Liebe Leser die neuen Kurse sind da!

Besonders himmlisch: Es gibt einen Zusatztermin!
Viele von euch haben lange gewartet – jetzt ist es endlich so weit: Himmlisch gut findet nochmal statt!

Ein paar Plätze sind noch frei.
Alle Infos findet ihr wie immer bei den Kursen.

Aktuelle Kurse mit Tine Klein

https://blog.herz-der-kunst.ch/aktuelle-kurse/

 

Tine Klein Aquarell von Fontanilles in Catalonien. Aquarell costa brava. Tutorial zum Thema Merging shapes

Wie du durch das Verschmelzen von Formen stärker malst

Dieser Artikel ist für eine Frau aus den Urban Sketchers Girona. Sie schaute auf mein Bild und sagte: „Das ist keine Skizze.“ Wir halten hier den Augenblick fest. Sie konnte überhaupt nicht glauben, dass Aquarell schneller und perfekter sein kann als das vermeidlich schnelle und unkomplizierte Arbeiten mit dem Stift. Hier verrate ich dir, wie man diese Stärke und Geschwindigkeit mit dem Pinsel erreicht – und zwar mit der Technik der Merging Shapes.

Wir alle starten gleich: mit dem Gedanken, dass man jedes einzelne Objekt ordentlich, vollständig und klar getrennt malen muss. Dazu lädt der Stift ein. Ein Haus ist ein Haus. Ein Baum ist ein Baum. Und das Menschlein auf der Bank?

Natürlich bekommt alles seine eigene kleine Bühne.

Mit dieser Art zu malen hat man jedoch viel Mühe …

Doch halt! – Es gibt gute Gründe, genau das nicht zu tun.

Gerade im Aquarell-Sketching ist das „ordentliche Auseinanderhalten“ von Formen oft kontraproduktiv.

Denn wenn wir jedes Ding wie ein kleines Einzelwesen behandeln, wirken unsere Bilder schnell überladen, kleinteilig und unruhig.

 Und du? Du verzettelst dich in Einzelteilen, brauchst viel Zeit und bist am Ende vielleicht doch nicht ganz zufrieden, trotz all deiner Mühe.

Die gute Nachricht: Es geht auch anders – und oft sogar besser.

Kennst du das? Ein Maler wirft ein Bild aufs Papier und es sieht nach kurzer Zeit einfach stimmungsvoll und großartig aus?

Wie kann es so einfach sein?

Die Magie der Merging Shapes – Formen verschmelzen statt trennen

In der englischsprachigen Malerei- und Zeichenlehre spricht man vom Konzept der Merging Shapes, also dem bewussten Verschmelzen von Formen.

Die Idee: Du verzichtest auf trennende Linien und harte Kanten zwischen benachbarten Objekten – dann nämlich, wenn sie in Licht, Tonwert oder Farbwirkung ohnehin ähnlich sind.

Oft geht zum Beispiel der Schatten eines Hauses einfach in die Bäume über. Statt in klar abgegrenzten Objekten zu denken, arbeitest du mit gemeinsamen Flächen, mit sogenannten Form-Clustern oder Flächenzusammenhängen.

Klingt abstrakt? Ist es gar nicht.

 Warum also jede Figur einzeln herausarbeiten, wenn sie im Licht ohnehin eine zusammenhängende Fläche bildet?

Also schau mal hier in das Bild. Ich habe das Bild in zwei Teile geteilt: Himmel und Landschaft. Schaust du in die Landschaft, wirst du feststellen, dass überall Siena natur durchblitzt.

Tine Klein Aquarell von Fontanilles in Catalonien. Aquarell costa brava. Tutorial zum Thema Merging shapes

Was habe ich also getan? Ich habe die Grundform gemalt – ohne Trennungen – und zwar alles in Gelb- und Terracottatönen. Ich habe Baum, Haus und Strauch zusammengefasst. Unser großer Vorteil dabei ist: Durch das Zusammenfassen geht das Malen blitzschnell.

Diese Art zu malen hat die folgenden Vorteile:

Warum Merging Shapes funktionieren – und dein Bild stärken

Dieses Zusammenfassen von Formen bringt mehrere Vorteile mit sich. Erstens entsteht mehr Ruhe in der Komposition: Anstelle von zwanzig Einzelteilen, die gegeneinander arbeiten, hast du nur noch wenige große Flächen. Das gibt dem Auge Halt – und deinem Bild Struktur.

Zweitens verbessert sich die Lesbarkeit: Unser Auge liebt Klarheit. Wenn Licht, Schatten und Tonwerte gut durchdacht sind, wirkt dein Bild stimmig – auch wenn es skizzenhaft bleibt.

Drittens wird der Fokus gestärkt: Weniger ist oft mehr. Wenn du unwichtige Bereiche zusammenfasst, bekommen wichtige Stellen Raum zum Atmen. So springt der Blick auf das Wesentliche – zum Beispiel auf ein helles Gesicht inmitten einer dunklen Gruppe.

Und nicht zuletzt: mehr Atmosphäre! Gerade im Aquarell ist Merging Shapes ein Geschenk. Wenn Farben ineinanderfließen, entsteht ein Gefühl von Licht, Luft und Weichheit – etwas, das mit klaren Linien kaum zu erreichen ist.

Licht und Tonwert: Der Schlüssel zur Technik der Merging Shapes

Wenn du Formen zusammenfassen möchtest, musst du vor allem auf zwei Dinge achten: Lichtführung und Tonwert.

Überlege dir, woher das Licht kommt. Welche Objekte liegen gemeinsam im Schatten? Sobald mehrere Dinge im gleichen Licht oder Schatten liegen, kannst du sie als eine Fläche behandeln. Beispiel: Ein Haus wirft einen Schatten über Büsche oder Steine – alles wird zu einer Form.

Und dann ist da der Tonwert: Was gleich hell oder gleich dunkel ist, darf ebenfalls zu einer Form verschmelzen. Du musst das nicht exakt messen – achte einfach darauf, wie nah die Helligkeiten beieinanderliegen. Zwei benachbarte Objekte im Mittelton? Perfekt für eine gemeinsame Fläche.

Tipp: Blinzele mit den Augen! Wenn du die Augen leicht zusammenkneifst, siehst du nur noch grobe Helligkeitsunterschiede – so erkennst du sofort, welche Flächen du vereinen kannst.

Und wie geht das in der Praxis?

Starte deine Skizze mit einem lockeren Aufbau – gerne in Linien, aber ohne dich in Details zu verlieren.

Ganz grobe Skizzen von Licht und Schatten anlegen.

Male zusammenhängende Bereiche in einer gemeinsamen Helligkeitsstufe. In meinem Beispiel wurden alle Häuser, der Boden und auch teilweise die Bäume zunächst in Hellgelb und Terrakotta angelegt.

Nachdem wir die ganze Scene in einer Farbe gemalt haben,

Was ist der nächste Schritt?

Überlege dir früh, welche Tonwertblöcke du hast.

„Was jetzt dunkler ist, darf übermalt werden – ganz ohne Bedenken.“

Wo kannst du ähnliche Bereiche zusammenfassen? Der nächste Schritt ist die Dunkelheiten zusammenzufassen. Also dunkle Farben und Schatten.

Male große Formen zuerst – das ist der Schlüssel. Du musst dich nur trauen, alles zusammen zu malen. Der Schatten des linken Hauses taucht nahtlos in die Vegetation ein – als wären Haus und Natur miteinander verbunden. Lieber eine gemeinsame Schattenfläche als fünf winzige Einzelteile.

Lass Übergänge bewusst weich werden – besonders dort, wo das Licht diffus ist. Und hebe nur einzelne Details hervor – genau dort, wo der Fokus liegen soll.

Fazit: Merging Shapes bringen Zusammenhalt und Ausdruck

Das Konzept der Merging Shapes ist kein Trick – es ist ein Denkansatz. Du betrachtest Dinge nicht mehr als Einzelteile, sondern als zusammenhängende visuelle Einheiten. Du hörst auf, alles „richtig“ machen zu wollen, und beginnst, in Beziehungen zu denken.

Und ganz nebenbei: Du malst freier. Schneller. Ausdrucksstärker.

Probiere es einfach mal aus. Suche dir eine Szene – vielleicht einen Park, eine Straßenecke oder ein Café – und frage dich: Was kann ich zu einer gemeinsamen Form zusammenfassen? Und dann? Pinsel raus. Wasser drauf. Fließen lassen.

„Die besten Ideen entstehen oft da, wo kein Geld fließt – weil Kultur „gratis“ sein soll.
Aber weißt du was? Diese Vorstellung kommt aus Zeiten, in denen nur Mächtige bestimmten, welche Kunst zählen darf.
Was ist mit den leisen Stimmen, den freien Köpfen – mit deiner Kultur?
Wir brauchen dich. Kultur braucht dein Ja – und ein Budget.“

Schatten clever einsetzen – Formgebung in der Aquarellskizze.

Achtung, Zusatzkurs!
Weil letztes Jahr so viele von euch keinen Platz im Himmelskurs bekommen haben, gab es ordentlich Frust. Boesner war jetzt so nett und hat einen zusätzlichen Termin für uns gefunden – damit alle, die wollten, auch wirklich mitmachen können!

https://www.boesner.ch/unsere-standorte/unterentfelden/veranstaltungen/himmlisch-gut-2-16193

Formgebung durch Schatten im Aquarell

TIne Klein Calella schnelle Aquarellskizze zum Thema Schatten

 

Schnelles Urban Sketching: 20-Minuten-Aquarellskizze aus Calella.

Das Aquarell sieht am schönsten aus, wenn es locker, schnell und luftig ist. Der größte Feind des Aquarells ist die Überarbeitung – das heißt, das Aquarell oder eine Skizze wird nicht besser durch zu viel. Im Gegenteil: Je mehr wir darüber brüten, je mehr wir korrigieren, umso schwerfälliger wirkt das Bild. Und plötzlich ist die Leichtigkeit dahin, die das Aquarell doch so unverwechselbar macht.

Doch wie schafft man es, mit wenigen Pinselstrichen Formen zu gestalten, Raum zu zeigen und dabei die Frische zu bewahren? Eine der schönsten und zugleich raffiniertesten Möglichkeiten ist das Malen mit Schatten – und das bewusste Gestalten von Negativformen.

Gestalten durch Negativform – das Unsichtbare durch Schatten sichtbar machen

Man kann das ganze Haus durch den blauen Hintergrund dahinter zeigen. Doch raffinierter und spannender wird das Prinzip an weniger offensichtlichen Beispielen.

Vielleicht kennst du das: Ein weißer Sonnenschirm spannt sich auf, und obwohl der Stoff fast blendend hell ist, wird der Schirm vor allem durch die Schatten darunter sichtbar.

Wenn man den Schirm malt, dann verliert das gesamte Bild sein Licht.

TIne Klein Calella schnelle Aquarellskizze zum Thema Schatten

Deshalb wird der Schirm selbst nicht gemalt, sondern das, was ihn umgibt – der Schattenwurf auf dem Boden, die kühle Fläche auf dem Tisch, das Halbdunkel der Stuhlbeine unter dem Schirm.

Genau das ist das Prinzip der Negativform. Wir malen nicht den Gegenstand – wir malen das Drumherum, das, was den Gegenstand erst sichtbar macht.

Der weiße Sonnenschirm braucht keinen Pinselstrich auf seiner Fläche. Er erscheint von selbst, wenn wir den Schatten darunter und um ihn herum andeuten.

Dieses Konzept ist ein Schlüssel zu einer lebendigen, lockeren Malerei.

Das Raffinierte dabei ist, dass der Sonnenschirm keine Umrahmung hat.

Auch wenn es uns unangenehm vorkommt, eine Form nicht ganz konkret zu malen oder zu zeichnen.

Auch wer mit dem Stift arbeitet, darf hier keine Umrahmung setzen, denn diese zerstört die Wirkung des Lichts. Statt jede Fläche mühsam auszumodellieren, lassen wir Formen entstehen, auch wenn das bedeutet, dass Teile der Form nicht genau definiert sind. Unser Vorteil ist: Wir werden effizient, indem wir nur gezielt das Umfeld gestalten.

Und Schatten sind dafür ideal – sie sind wie die sanften Helfer, die mit einem einzigen Pinselstrich Raum, Tiefe und Licht ins Bild zaubern.

Warum Schatten- und Negativformen so gut zusammenpassen

Schatten sind wie dafür geschaffen, um Negativformen zu gestalten. Sie umschreiben, umfließen, rahmen. Ein gut gesetzter Schatten lenkt den Blick des Betrachters automatisch auf das Licht. Statt Licht zu malen – was im Aquarell oft schwer ist, weil das Papier ja bereits unser hellstes „Pigment“ ist – malen wir die Schatten.

Schatten geben den Formen Halt. Schatten definieren.

Auch Zeichner sollten dies tief im Herzen behalten: Das Licht braucht keine scharfe Umrandungslinie, es wird sichtbar durch den Schattenwurf, der ja die direkte Auswirkung des Lichts ist.

 So entsteht mit wenig Aufwand ein vielschichtiges, lebendiges Bild.

Calella Palafrugel Aquarell Tine Klein modelieren durch Schatten.

Mehr als nur Grau

Viele malen Schatten in neutralen Tönen. Doch Schatten sind ein wunderbares Feld, um Farbe ins Spiel zu bringen. Sie können Stimmungen transportieren, das Bild interessanter und harmonischer machen.

Denk zum Beispiel an den Halbschatten am Giebel eines Hauses: Ein klein wenig Orange im Schatten lässt das Dach lebendiger wirken, gibt dem Betrachter schnell die Idee: „Ach ja, die Ziegel sind ja Terrakotta!“

So spielt man durch die Farbe des Schattens mit der Fantasie des Betrachters.

Der Schattenwurf auf einem sonnigen Platz darf einen Hauch von Blau oder Violett haben, um die Wärme des Lichts der Umgebung zu betonen. (siehe oben)

Schatten und Komplementärfarben


Gebrochene graue Töne entstehen oft durch komplementäre Farben. Meine schönsten Paare sind:

• Ultramarin und Siena gebrannt
• Kaltrot (z. B. Opera Rose) und Türkis
• Violett und gelbliches Braun

Wie du an den Beispielen merkst:

Die Paarung der Farben muss nicht lehrbuchhaft komplementär sein.

Es reicht, wenn die Farben so nahe am Komplementärkontrast liegen, dass für die Schatten schöne gedämpfte Töne erzeugt werden.

Bloß nicht zu viel mischen!

Schatten wirken dann besonders schön, wenn sie nicht monoton grau sind.

Wer fertig angerührte Schatten kauft, bezahlt damit, dass die Farbgestaltung nicht mehr so schön und lebhaft ist.

Ein Schatten wirkt oft gerade dann sehr attraktiv, wenn die Mischfarben aufblitzen. Mische ich also einen Schatten aus Burnt Sienna und Ultramarin, so ist der Schatten nicht nur grau, sondern ich kann ihn mal orange oder blau blitzen lassen!

Dies ist besonders wichtig, weil die Komplementäre sich gegenseitig zum Leuchten bringen.

Gerade in den Halbschatten kannst du mit Komplementärfarben spielen: Ein grüner Baum bekommt Tiefe, wenn der Schatten darunter einen leichten Rotton enthält. Es lohnt sich, hier mutig zu sein. Der Schatten muss nicht exakt „richtig“ sein – er muss wirken.

Weniger ist mehr – der Charme des Unvollendeten

Das Schöne an dieser Art des Malens ist: Du musst gar nicht alles ausarbeiten.

Der Betrachter füllt mit seinen Augen und seinem Gefühl aus, was du nur andeutest.

Wir brauchen nur die guten Formen des Schattens, der Rest entsteht wie von Zauberhand.

Du solltest dir die Frage stellen: Ist das nötig?

Stützt es die Form oder die Aussage des Bildes? Wenn nicht, lass es weg. All diese kleinen Dinge machen ein Bild sonst so unordentlich wie die Wohnung eines Messies.

Der weiße Raum des Papiers ist dein Verbündeter, weil er deine Bilder frisch, klar und übersichtlich macht!

Fazit: Schatten sind Formgeber mit Charme

Verschattungen im Aquarell sind weit mehr als nur graue Flächen. Sie sind das Werkzeug, mit dem du Licht sichtbar machst, Formen entstehen lässt und dein Bild mit Leben füllst. In Kombination mit dem Malen von Negativformen entfalten sie ihre ganze Kraft und Geschwindigkeit.

Sie erlauben es dir, luftig und locker zu bleiben, Wenn du minimalistisch malst dann gebe den Schatten Liebe.

Faustregel: nicht nur Grau, sondern teilweise wunderbar farbig.

Liebe Grüße
Tine

Kultur braucht Budget!
Wenn du diese ehrenamtliche Arbeit liest und sie dir hilft, denk bitte daran: Der Staat fördert große Kultureinrichtungen – aber nicht dein Skizzenbuch.
Eine kleine Spende hilft, damit solche Inhalte weiterhin frei für alle bleiben können.

CHF

Weiterlesen zum Thema:

https://americanwatercolor.net/what-your-shadows-have-been-missing/

What Your Shadows Have Been Missing

https://blog.herz-der-kunst.ch/die-macht-der-schatten/

Kreativität durch Wiederholung – Wie man meisterlich malen lernt

Langeweile kann ein guter Lehrer sein.

Es gibt einen Maler in Rom, den ich sehr bewundere. Immer wieder hat er die tollsten Motive. Dann seufze ich tief in meinen Kaffee und wünsche mir, ich hätte so eine wunderbare Vielfalt direkt vor der Tür. Ich bin schwerstens neidisch.

Doch die einfache Wahrheit ist: Das braucht man gar nicht.

Auch bei uns in der Stadt gibt es mehrere wunderschöne Motive. Aber mein „place to be“ ist einfach der Fluss – und den male ich immer wieder. Wieder und wieder.

Eigentlich ist das langweilig!? Wirklich?

Einfach Dinge vor der Haustür zu malen, hat enorme Vorteile. Man findet Ruhe und Schönheit in dem, was einen ohnehin umgibt. Und:

Die stetige Wiederholung eines Motivs hilft dabei, die eigenen Fähigkeiten und die eigene Kreativität durch Wiederholung zu vervollkommnen – wenn man nicht der Versuchung unterliegt, sich in der Betriebsblindheit festzufressen.

Wiederholung statt Reizüberflutung – warum Wiederholung kreativ macht

Die Motive vor der Haustür haben einen enormen Vorteil: Man kann sie entspannt angehen. Man kennt bereits die Herausforderungen – und kann deshalb ganz locker und ohne Stress malen.

Viele meiner Schüler haben das Gefühl: Wenn man ein Motiv einmal gemalt hat, ist es „fertig“.

Man glaubt, jetzt alles zu wissen, was es darüber zu wissen gibt.

Doch das ist ein Irrtum. Gerade an den Motiven, die man schon häufig gemalt hat, lernt man am meisten.

Denn unser Gehirn braucht Vergleichsmöglichkeiten, um zu lernen. Und es gibt unendlich viele kleine Variationen, die man an einem Motiv ausprobieren kann.

Fazit: Wer sich auf die Wiederholung einlässt, findet enorm viele Wege, Lösungen und Verbesserungen. Und ja – man merkt leider auch, was gar nicht geht. Aber Fehler gehören zum Prozess.

Kreativität durch Wiederholung -Die Kirche und immer wieder die Kirche:

Kreativität durch Wiederholung - Tine Klein Aquarell Basel Münster

Seufz… Ich wünschte, ich würde für die Bilder bezahlt, die ich wegwerfe!

Bildentwurf: Kreativität durch Wiederholung und Variation

Du kannst ein Motiv immer wieder neu darstellen. Dabei lernst du ganz von selbst, wie man es am besten zeigt: Hochformat, Quadrat oder Querformat? Das ganze Motiv oder ein spannender Bildausschnitt?

Weil du das Motiv schon kennst, kannst du dich bewusst zwingen, von deinen ausgetretenen Pfaden abzuweichen – und so entdeckst so neue Möglichkeiten.

Das ist genau der Moment, in dem sich Kreativität durch Wiederholung entfaltet.

Farbwelten meistern: Kreativität durch Wiederholung in der Farbgestaltung

Tine Klein Aquarell Basel Münster Kreativität durch Wiederholung

Tine Klein Aquarell Basel Münster Kreativität durch Wiederholung

Bilder bekommen eine enorme Ausstrahlung, wenn die Farbe variiert wird. Dieses Spiel mit Farbe nennt man „Schwingen“: Eine Farbe verändert sich von hell nach dunkel, von kalt nach warm und von leuchtend zu gedämpft.

Dazu habe ich bereits andere Artikel geschrieben – schaut sie euch gerne an!

Das Schwingen der Farben macht Bilder interessant und lebendig. Gerade deshalb hat jeder Maler seine Vorlieben. Aber durch die Wiederholung eines Motivs lernt man, neue und schöne Farbklänge zu erschaffen. Auch hier zeigt sich: Kreativität durch Wiederholung ist kein Widerspruch, sondern eine Methode.

Du verstehst dein Motiv – durch Wiederholung mit Ziel

Jedes Motiv hat seine Probleme. Ich zum Beispiel bin regelmäßig genervt davon, dass die Flussseite mit den schönsten Motiven immer im Schatten liegt.

Weil ich das Motiv aber immer wieder male, muss ich mich dieser Herausforderung stellen. Jedes Mal aufs Neue muss ich es schaffen, das dunkle Flussufer ins rechte Licht zu setzen.

Das hat zur Folge, dass ich mein Motiv wirklich verstehe.

Beim ersten Mal sieht man oft nur das Offensichtliche: Form, Farbe, Stimmung. Man arbeitet oft so, dass man auf der sicheren Seite ist – sprich: Man macht alles wie immer.

Tine Klein Aquarell Basel Münster Kreativität durch Wiederholung

Wiederholung ist kein stumpfes Kopieren – sie ist Vertiefung. Genau hier entsteht oft echte Kreativität durch Wiederholung.

Wenn man wiederholt, sieht man andere Aspekte des Motivs – oder man macht Dinge einfach anders!

Du wirst freier im Ausdruck – durch wiederholtes Malen

Oft merkt man: Eigentlich will ich das Motiv ganz anders malen!

Beim ersten Mal ist man noch vorsichtig. Beim zweiten Mal kennt man das Motiv – und traut sich mehr.

Tine Klein Aquarell Basel Münster Kreativität durch Wiederholung

– Du wirst lockerer im Strich
– Du findest mutigere Farbkombinationen
– Du gehst freier und mutiger mit dem Licht um
– Du beginnst, zu vereinfachen – und das macht das Bild oft stärker

Wiederholung ist kein Zeichen von Einfallslosigkeit – sie ist der Weg zum eigenen Stil. Kreativität durch Wiederholung wird hier ganz konkret sichtbar.

Du entwickelst Technik durch Praxis – Wiederholung macht den Unterschied

Du kannst dir hundert Videos über Aquarelltechniken anschauen – aber sie wirken erst, wenn du sie mehrfach ausprobierst. Denn unser Gehirn liebt Wiederholungen. Und unsere Hände auch.

Was durch Wiederholung passiert:

– Du erinnerst dich besser an Farbmischungen
– Deine Pinselstriche werden sicherer
– Du lernst, wie viel Wasser „genau richtig“ ist
– Du erkennst typische Fehler schneller

Tipp: Male dieselbe Szene in drei verschiedenen Techniken – z. B. nass-in-nass, mit Trockenpinsel und dann reduziert als Farbfleckskizze. So lernst du, wie Technik den Ausdruck verändert – und wie Kreativität durch Wiederholung sich in handwerklichem Können zeigt.

Du lernst, dich selbst zu beobachten – und entwickelst dich künstlerisch weiter

Wenn du ein Motiv mehrfach malst, merkst du:

– Wo bleibe ich hängen?
– Wo klappt es gut?
– Was mache ich aus Gewohnheit – und was aus Überzeugung?

Das klingt banal, ist aber ein riesiger Entwicklungsschritt. Wiederholung macht dich zum wachen Beobachter deiner eigenen Entwicklung.

Wiederholung bringt Ruhe ins Herz – und Freiheit in den Pinsel

Ich könnt ausrasten, wenn es nicht so klappt, wie ich will! Ich habe gefühlt in der Steinzeit am Feuer gesessen und gedacht: Eine Zentralheizung und eine Klimaanlage wären schön. Es hat einige Versuche gebraucht – aber wir haben es!

Wer vorwärtskommen möchte, muss etwas verändern.

Aquarellieren kann auch stressen – wenn man immer nur aufs Ergebnis schaut. Aber der Weg ist das Ziel. Und der Fehler lässt dich lernen!

Wiederholung nimmt den Druck raus. Du weißt: Ich darf nochmal. Und nochmal. Und ich darf besser werden.

Das wiederholte Motiv bringt dir Sicherheit, Gelassenheit und Freude am Prozess.

Du darfst üben. Du darfst entdecken. Du darfst wachsen.

Stell dir jedes Mal eine neue Frage:
An einem Tag arbeitest du an Farbwelten, beim nächsten Mal beschäftigst du dich mit Bildaufbau oder Licht.

Mach dich frei, hab Spaß – und werde nicht zum Opfer deiner Gewohnheiten.

Auf meinem Blog Herz-der-Kunst.ch findest du jede Woche neue Tipps rund ums Malen, deshalb vergiss bitte nicht ab und zu eine kleine Spende da zu lassen. Denn solche Angebote brauchen ein Budget, denn nur so können wir interessante Artikel auf die Beine stellen.

CHF

Viele liebe Grüße Tine

Licht lenkt den Blick – so machst du deine Bilder interessant!

Der Blick wird angezogen, als hänge er am Faden…

Aquarell Cannobio, wie man seine bilder durch Licht verbessert.

Das weiße Fenster ist wie ein Angelhaken für das Auge.

Kennst du das Gefühl, wenn du ein Aquarell betrachtest und dein Blick sofort dorthin wandert, wo die Musik spielt – ins Herz des Bildes?

Genau das ist kein Zufall, sondern gute Planung.

Licht ist in der Malerei weit mehr als nur Helligkeit: Es ist der unsichtbare Dirigent, der dem Auge den Weg weist.

Wer Tonwerte klug einsetzt, schafft Orientierung, Tiefe und Atmosphäre – und so zeigst du in deinen Bildern, was du wirklich zeigen möchtest.

Warum das Auge Führung braucht

Unser Sehsinn liebt Ordnung.

Wer seine Bilder ordentlich Gegenstand für Gegenstand malt, erzeugt oft Verwirrung. Zwar ist alles gut gemalt, doch das Auge vermisst ein Ordnungsmuster für das gesamte Motiv.

Ein Bild mit vielen gleich starken Farben oder Tonwerten wirkt chaotisch –

– das Auge sucht vergeblich nach einem Ruhepunkt. Ohne Kontraste irrt der Blick umher, wie in einer wilden Landschaft ohne Wegweiser.

Deshalb ist es so wichtig, dass wir als Maler den Blick des Betrachters bewusst lenken.

Das gelingt am besten durch gezielte Lichtführung – und das Werkzeug dazu sind die Tonwerte.

Tonwerte sind Licht: Die stille Macht im Aquarell

Tonwerte sind nichts anderes als die Helligkeit oder Dunkelheit einer Farbe – also wie viel Licht sie reflektiert. Auch im Aquarell, das ja oft für seine leuchtenden Farben bekannt ist, sind Tonwerte der Schlüssel zur Bildwirkung.

Denn es gibt kein Licht ohne Dunkelheit.

Oft ist mein Liebster verwirrt, wenn ich vor scheußlichen Motiven in Begeisterung ausbreche. Bin ich irre? Na ja, vielleicht ein bisschen, aber meine Begeisterung hat fachliche Gründe:

Nicht die Schönheit macht gute Bilder, sondern die Kontraste!

Sortiert man die Tonwerte im Motiv, dann schafft man ein klar verständliches Ordnungsmuster für das Auge.

Typische Wege, mit Tonwerten Orientierung zu schaffen:

• Hell-Dunkel Kontraste im Hauptmotiv – sie ziehen den Blick magisch an.
• Vordergrund dunkler – Hintergrund heller – das gibt Tiefe.
• Mittelgrund als Brücke – vermittelt zwischen beiden Extremen. Kann aber gerade  dadurch die Hauptrolle spielen.
• Nicht alles darf gleich dramatisch sein.

Vordergrund, Motiv und Hintergrund, deutlich erkennbar muss es sein!

Es gibt einige sehr hilfreiche gestalterische Prinzipien, mit denen du gezielt Lichtverhältnisse, Tonwerte und Bildtiefe organisieren kannst:

1. Dreiteilung in Vordergrund – Mittelgrund – Hintergrund – das Licht ist der Schlüssel

Diese Staffelung sorgt nicht nur für Tiefe, sondern auch für Spannung. Du kannst sie gezielt mit Licht, Tonwert und Detailgrad gestalten:
• Vordergrund: Dunkel, aber nicht zu aufregend
• Mittelgrund: Mittlere Tonwerte, leuchtende Farben und starke Kontraste.
• Hintergrund: Helle, weiche Töne, kaum Details – schafft Atmosphäre und Raum.

Aquarell Cannobio, wie man seine bilder durch Licht verbessert.

Ein klassisches Beispiel: In diesem Bild (Cannobio am Largo Maggiore) sind die alten Häuser das Thema. Sie haben am meisten Farbe und Kontraste, hier findet sich Weiß, Schwarz und Farbe!

Das weisse Fenster ist der Aufhänger des Bildes

Der Hintergrund, luftig und weich bring Entfernung ins Bild. Der Vordergrund dunkel führt ins Bild und stärkt die Farbe des Hauptmotivs.
Allerdings gibt es noch anderer Gestaltungsprinzipien.

2. Hell auf Dunkel / Dunkel auf Hell

Ein starkes Hell-Dunkel-Spiel im Hauptmotiv lenkt den Blick zuverlässig. Setze dein Motiv in Kontrast zur Umgebung:
• Eine helle Hauswand vor einem dunklen Wald.
• Ein heller Himmel hinter einem dunklen Turm.
In diesem Bild grenzt der schwarze Giebel an den weißen Himmel.
Das erzeugt Fokus – wie ein Bühnenlicht.

3. Weniger Kontrast und Licht = weniger Aufmerksamkeit

Willst du, dass ein Bereich im Bild in den Hintergrund tritt, dann reduziere die Tonwertunterschiede. Bereiche mit weichen Übergängen und ähnlichen Helligkeiten wirken automatisch ruhiger.
Beispiel: Schaue dir das linke Haus an. Es gehört nicht mehr zum Hauptmotiv, es wurde bewusst ohne aufregende Farben und Kontraste gemalt.

Der Hauptdarsteller braucht die Bühne

Die wichtigsten Kontraste gehören dorthin, wo der Betrachter hinschauen soll: ins Hauptmotiv.

Helle Lichter neben dunklen Schatten erzeugen Spannung und machen ein Motiv plastisch.

Wenn du aber überall im Bild starke Hell-Dunkel-Gegensätze verteilst, verliert das Auge die Orientierung – das ist wie ein Theaterstück mit zehn Hauptrollen.

Faustregel für die Augensteuerung durch Licht:

Die größten Tonwertunterschiede gehören ins Zentrum der Handlung.
Das Licht gibt dem Motiv seine Bedeutung. Das sieht man auch hier, das weiße Fenster zieht das Auge magisch an.

Warum der Vordergrund oft dunkler sein darf

Es mag zunächst widersinnig klingen – aber ein dunkler Vordergrund oder dunkle Seiten des Bildes können dein Bild leichter und leuchtender machen. Warum?

1. Rahmung des Motivs: Ein dunkler Vordergrund oder dunkle Bildecken wirken wie eine Vignette – sie rahmen das Bild und lenken den Blick in die Mitte.

2. Luftperspektive: In der Natur wirkt der Hintergrund oft heller, weil Luft und Dunst Licht streuen. Ein dunkler Vordergrund schafft also Tiefe und Atmosphäre.

3. Lichtwirkung steigern: Wenn du den Vordergrund oder die Seiten des Bildes absichtlich etwas abdunkelst, wirken helle Bildteile noch strahlender – das ist optische sexy.
Natürlich sollte der Vordergrund nicht immer dunkel sein – aber wenn du ihn sparsam einsetzt, kann er das Licht im Bild regelrecht zum Leuchten bringen.

Fazit: Licht führt – du entscheidest, wohin

Licht und Tonwert sind die Regisseure deines Bildes. Wenn du sie klug einsetzt, entsteht wie von selbst Ordnung, Tiefe und Atmosphäre. Besonders im Aquarell, wo du mit transparenten Farbschichten arbeitest, ist die Tonwertplanung Gold wert.

Denk beim nächsten Mal daran: Nicht das Motiv allein entscheidet, ob dein Bild wirkt – sondern wie du es ins Licht rückst.

Gib dem Auge eine Bühne, einen Fokus, einen Ruhepunkt, weil der Betrachter dann hinschaut.
Auf meinem Blog Herz-der-Kunst.ch findest du jede Woche neue Tipps rund ums Malen, deshalb vergiss bitte nicht ab und zu eine kleine Spende da zu lassen. Denn solche Angebote brauchen ein Budget, denn nur so können wir interessante Artikel auf die Beine stellen.

Viel Spaß beim Malen – und beim Spielen mit Licht!

Liebe Grüße Tine

 

CHF

 

Weiterlesen zum Thema:

https://blog.herz-der-kunst.ch/top-oder-flop-tonwerte-entscheiden-ob-ein-bild-wunderbar-wird/

https://blog.herz-der-kunst.ch/licht-ist-meine-lieblingsfarbe/

Licht ist meine Lieblingsfarbe!