In eigener Sache:
Diese Woche startet die neue Kursreihe Licht und Schatten. Durch die Erkältungswelle wird immer mal wieder ein Platz frei! Eine Chance für alle Schüler, die sonst nie einen Platz bekommen haben.
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So bringst du Licht und Schatten zum Leuchten – Aquarellfarben auf dem Papier mischen
Liebe Leser,
alles, was man beim Malen tut, ist letztendlich ein Spiel von Licht und Schatten. Und oft sind es die Schatten, die ein Bild interessant machen – sie bestimmen, wie ein Bild wirkt.
Die Schatten sind die grauen Eminenzen.
Sie sind die Hintergrundregierung eines Bildes und entscheiden, ob es Licht gibt, ob eine Farbe strahlt und welche Stimmung ein Werk hat.
Der Inhalt dieses Blogs hängt ganz eng mit dem Beitrag der letzten Woche zusammen, denn das fachliche Wissen dahinter ist im Grunde derselbe Wirkmechanismus.
Möchtest du also ein tieferes Verständnis, lies auch den Blog der letzten Woche.
Heute geht es um das Thema Aquarellfarben auf dem Papier mischen
– und dieses Thema ist enorm wichtig für Licht und Schatten im Bild. Warum?
Ist der Schatten im Bild grau und langweilig, wird es für den Maler schwer, die Stimmung des Bildes zu steuern. Wird der Schatten langweilig, werden Bilder schnell mittelmäßig, denn du verlierst viele Möglichkeiten, die Farbwirkung zu beeinflussen.
Aquarellfarben auf dem Papier mischen ist ein Abenteuer!
Man glaubt, eine fertig angemischte Farbe zu benutzen, sei ein sicherer Hafen. Man greift zu Paynes Grey oder Neutraltinte.
Doch wer immer dieselbe Farbe verwendet, malt immer wieder denselben Lichteffekt – in monotoner Wiederholung.
Das Mischen auf dem Blatt dagegen entfesselt die wahre Kraft des Aquarells. Denn dort, wo das Wasser fließt und das Pigment im Strom mit sich reißt, beginnt das, was die Technik des Aquarells so einzigartig und schön macht.
Hier entsteht ein lebendiges Spiel aus Zufall und Kontrolle. Und ich muss dir Mut machen:
Denn die kleinen Entgleisungen, das, was an den Fehler grenzt, ist genau das, was deinem Bild den Wow-Effekt beschert!
Aquarellfarben auf dem Papier mischen – wie macht man das?
Das Aquarellpapier ist leicht geneigt, damit die Farbe fließen kann. Du brauchst dafür keine Profiausrüstung und keine Staffelei – oft reicht ein Päckchen Taschentücher unter dem Papier.
Dann setzt du zwei flüssige Farben nebeneinander, die sich von allein mischen.
Dabei gibt es für Anfänger zwei technische Feinheiten zu beachten:
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Ist die Farbe zu nass, entstehen wenig schöne Effekte – sie mischt sich einfach wie Milch und Kaffee. Dumm gelaufen! Die Farbe sollte also flüssig, aber nicht klatschnass sein. Diese Konsistenz braucht ein wenig Übung.
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Der Pinsel sollte, wenn du die zweite Farbe aufnimmst, nicht völlig mit Wasser vollgesogen sein, sonst schaufelst du zu viel Wasser aufs Papier, und es entstehen unschöne Wasserränder.
Die Technik ist also leicht zu verstehen, braucht aber Übung. Am Anfang ist oft zu viel oder zu wenig Wasser im Spiel. Doch freue dich über die „Unfälle“. Umarme sie, denn sie sind das wahre Potenzial dieser Technik!
Warum Aquarellfarben auf dem Papier mischen so viel mehr ist als nur eine Technik
Wenn du Farben direkt auf dem Papier mischst, passiert etwas, das keine Palette der Welt leisten kann. Die Pigmente reagieren mit der Feuchtigkeit des Papiers: Sie sinken unterschiedlich schnell ein, stoßen sich ab oder fließen ineinander.
Das Ergebnis sind Übergänge, die organisch wirken – wie in der Natur.
Kein künstliches Mischen kann diese Tiefe, Transparenz und Leichtigkeit erzeugen. Auch die Papierstruktur spielt eine Rolle, denn in den Vertiefungen des Papiers sammeln sich Pigmente – und so hat jedes Papier seine eigene Wirkung.
Es entstehen Farb- und Schattenflächen von enormer Schönheit.
Anstatt dass eine Fläche einfarbig ist, entsteht ein Spiel aus zwei oder mehreren Farbtönen.
Schau mal in mein Bild: Der Schatten des linken Hauses besteht aus Cobaltblau, Französisch Ultramarin und Gebranntem Siena. Die Farbe wechselt zwischen Himmelblau, Graublau, Violett und einem orangen Licht.
Das macht eine einfache graue Wand zum Hingucker! Das Haus wird durch den Kontrast zwischen Hell und Dunkel verstärkt, aber gleichzeitig ist es nicht monoton grau. Alle Synapsen in deinem Auge beginnen zu feuern – die für Hell und Dunkel und die für Farbe! Das Auge übermittelt dem Gehirn viele interessante Dinge.
Was passiert, wenn die Fläche nur grau ist? Dann werden im Auge nur die Synapsen für Hell und Dunkel angesprochen – und das ist für den Betrachter längst nicht so fesselnd wie ein lebendiges Farbspiel.
Aquarellfarben auf dem Papier mischen ist schön!
Das Schöne daran: Diese Art des Mischens zwingt dich, hinzusehen. Du beobachtest, wie sich die Farben verhalten, greifst ein oder lässt los. Mit der Zeit lernst du zu „lesen“, was die Farbe dir anbietet – das ist fast wie eine Konversation mit dem Bild.
Oft ist es ein Schock, denn es entstehen Flecken. Doch mit der Übung kommt das Gefühl dafür, welche dieser Flecken und Farbeffekte dein Bild beleben.
Das Ergebnis ist spannend – selbst Flecken fügen sich ein, weil sie einen lebendigen Farbklang erzeugen. Siehst du oben in der Burg?
Das erfordert Mut, denn man gibt Kontrolle ab.
Doch genau das ist der Punkt: Aquarell lebt davon, dass man dem Zufall eine Bühne bietet.
Aquarellfarben auf dem Papier mischen heißt, dass Fehler zu Möglichkeiten werden.
Ein kleiner Tipp zum Schluss: Feuchte Farbe hat eine Bremse – sie fließt nicht von selbst auf trockenes Papier.
Natürlich läuft dabei nicht immer alles nach Plan. Eine zu nasse Stelle, eine Farbe, die plötzlich davonschießt – doch wer das Mischen auf dem Papier beherrscht, weiß: Fehler sind keine Katastrophen, sondern Chancen.
Ein verlaufener Rand kann später zur Lichtkante werden. Eine unerwartete Farbmischung bringt plötzlich eine neue Stimmung. Gerade in diesen Momenten offenbart sich, wie lebendig das Aquarell ist.
Jeder vermeintliche Fehler ist ein Hinweis: Hier war Bewegung, hier war Leben.
Das Mischen auf dem Papier erzieht zur Gelassenheit – und zur kreativen Spontaneität.
Es ist eine Haltung: nicht gegen den Zufall, sondern mit ihm.
Ich wünsche dir dieses enorm gute Gefühl, dass du dich beim Malen nicht für deine Fehler beschimpfst, sondern dich wie ein Kind über neue Entdeckungen freust!
Praktische Vorteile, die man nicht unterschätzen sollte
Neben dem künstlerischen Aspekt hat diese Technik auch ganz praktische Vorzüge:
– Die Farben bleiben reiner und brillanter, da sie sich erst auf dem Papier verbinden.
– Sie unterstützt die Transparenz, die das Aquarell so charakteristisch macht.
– Und sie fördert einen individuellen Stil, weil jeder Pinselstrich ein Unikat bleibt.
Im Bild siehst du, wie die Farben ständig wechseln. Du möchtest ein wenig Herbst in den Bäumen? Dann leg einfach Gelb und Rot darunter, lehn dich zurück und sieh zu, wie die Farbe die Stimmung selbst gestaltet!
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Noch ein bisschen Wissen zum Schluss:
Doch der Anfänger muss ein paar Dinge beachten: Male nicht zu wässerig, denn sonst entstehen Flecken und zu blasse Farben. Beginne mit zwei Farben – dann ist das Steuern der Effekte einfacher zu begreifen.
Bei Schattenfarben sind Komplementäre wie Blau und Orange wunderbar.
Wenn du jedoch klare und helle Farben wünschst, sollte die Technik nicht mit komplementären oder deckenden Farben geführt werden.
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