Warum sind meine Aquarellfarben zu blass?!

Es gibt eine Sache, über die ich immer wieder lachen muss.

Manchmal tun wir Dinge immer wieder, obwohl wir wissen, dass es so nicht klappt. Einfach duselig!

Wissen und nichts zu tun, ist wie nichts wissen!

Das ist ein Zitat des Dalai Lama, und ich musste lange darüber nachdenken. Irgendwie finde ich das Zitat merkwürdig.

Was steckt eigentlich dahinter? Wieso tun wir immer wieder das Gleiche? – Obwohl es nicht klappt?  Das ist doch ein bisschen verrückt! Wobei ein bisschen verrückt sein ja absolut sympathisch ist.

Eine dieser Fragen ist: Warum sind meine Aquarellfarben zu blass?

Verrückt ist: Die Aquarellfarben sind zu blass! Und wir malen immer wieder gleich.

Diesen Kampf beobachte ich bei meinen Schülern ständig! Ich finde das Zitat vom Dalai Lama wahrscheinlich so merkwürdig, weil wir manchmal Sachen die gerade vor unserer Nase liegen, doch nicht sehen!

Schade, denn die Sache liegt klar auf dem Tisch.

Warum sind meine Aquarellfarben zu blass?!

ChatGPT ist ein guter Hinweis darauf, was Leute im Netz so denken.

ChatGPT würde nun ein wenig rumschwurbeln, das zusammentragen, was man im Netz am häufigsten liest. Es sind die Farben! Es ist das Papier! Aber in einem Punkt hat ChatGPT recht!

Der häufigste Grund: zu viel Wasser, zu wenig Pigmente auf dem Papier!

Aber das wissen wir ja eigentlich!

Warum passiert es dann trotzdem? Blasse Farben?

Die Farben sind nicht blass, die Art wie wir sie verarbeiten macht sie blass.

Aquarellfarben zu Blass ein Tutorial von Tine Klein. Arosa HolzChalet

Ganz normale Aquarellfarben können sogar schwarz werden! Und diese Dunkelheit braucht man selbst in den hellsten Motiven.

Aquarellfarben zu Blass ein Tutorial von Tine Klein. Arosa HolzChalet

Aquarellfarben sind zu blass, weil wir Verarbeitungsfehler machen!

Aquarellfarben zu sind blass! Obwohl sie beim Malen klasse aussehen!?

Das erste Problem ist die Versuchung der Schönheit! Wenn meine Aquarellfarben beim Malen so schön aussehen und ich mich freue, wie wunderbar mein Bild ist, dann ist das Bild schon verdorben!

Wie bitte?

Sieht die Farbe beim Malen großartig aus, wird sie später zu blass! Farbe trocknet sehr viel heller.

Ein beim Malen gut aussehendes Bild hat also später keine Ausdrucksstärke!

Warum sind meine Aquarellfarben zu blass? Weil zu wenig Farbpigmente auf dem Papier sind und die Pigmente nicht mehr so leuchten, wenn sie trocken sind. Deshalb solltest du Farben viel greller malen, als du es gerne hättest.

Merke: Farben müssen beim Malen übertrieben werden.

Sieht dein Bild zu grell aus, ist es genau richtig!

Warum sind meine Aquarellfarben zu blass? Weil Pinsel wie Schwämme konstruiert sind!

Ein Pinsel ist dazu gebaut, Wasser aufzunehmen!

Wenn ich nun Farbe anrühre, gehe ich davon aus, dass diese Farbe passt. Dies stimmt auch oft, doch dann macht man einen unbewussten Fehler!

Ich mische meine Farbe, zum Beispiel Grün, gebe noch etwas Blau hinzu, und nun ist die Farbe dunkel genug! Damit ich meine Farbe nun nicht mehr verändere, wasche ich meinen blauen Pinsel ordentlich aus. Der Pinsel saugt sich voll Wasser, und unbewusst schaufle ich das Wasser in meine fertig gemixte Farbe.

Rumms!!

Dir ist das vielleicht nicht bewusst, aber so startest du von Anfang an mit zu blasser Aquarellfarbe, weil du nochmal Wasser reingerührt hast.

Verarbeitungsfehler haben Konsequenzen:

Die Fehler, die dazu führen, dass unsere Aquarellfarben zu blass sind, sind meist nicht bewusste Verarbeitungsfehler. Sie passieren immer dann, wenn der Pinsel in Wasser getaucht wird.

Du arbeitest eine Weile auf feuchten Aquarellfarben. Der Pinsel saugt das Wasser aus der Farbe in den Pinsel! Und so verdünnst du wiederum unbewusst deine angemischten Pigmente.

Tipp: Der Pinsel sollte von Zeit zu Zeit abgetrocknet werden, damit er nicht ständig Wasser abgibt, anstatt die angerührte Farbe aufzunehmen.

Anders als uns das in der Grundschule beigebracht wurde, muss der Pinsel nicht ständig in den Wassertopf, sondern von Zeit zu Zeit in den Lappen.

Wenn du dir berühmte Künstler bei der Arbeit ansiehst, wirst du immer feststellen, dass sie Strategien haben, um überschüssiges Wasser loszuwerden. Du wirst oft Schwämme auf dem Tisch sehen, Lappen – und achte mal darauf: Oft benutzen professionelle Aquarellisten ihren Wasserbehälter vergleichsweise selten.

Aquarellfarben zu blass, heißt zu viel Wasser.

Hier ein paar simple Tricks, die dir sofort kräftigere Farben bescheren:

– Mache deinen Wasserbehälter nicht ganz voll. So kannst du den Pinsel im Glas schütteln, um überschüssiges Wasser loszuwerden.
– Arbeitest du draußen, schlage den Pinsel aus!
– Mache den Pinsel nach dem Auswaschen mit dem Lappen trocken und sauge dann deine angerührte Farbe auf. Achtung, aus diesem Grund musst du wesentlich mehr Farbe anrühren als gewohnt!
– Es gibt wasseraufsaugende Schwämme, die speziell dafür gemacht sind, Wasser aus Pinseln zu saugen.

Ganz zum Schluss gebe ich dir noch 2 der wichtigsten Tipps:

Wer viele Pigmente braucht muss sie leicht aufnehmen können.

Wer nicht mit Tubenfarben arbeitet, sollte seinen Farbkasten mehrfach ansprühen.

Die Farbe wird cremig und so gibt der Kasten viel Pigment her.

Sieh dir aufmerksam an was du anrührst!

Beobachte die von dir angerührte Farbe auf der Palette. Ist sie wässrig-dünn, sind deine Aquarellfarben immer zu blass. Mit etwas Erfahrung und Beobachtung lernt man, dass die Farbe auf der Palette etwas dicker sein muss. Zieht man den Pinsel durch die Farbe, entstehen Schlieren. Je dicker die Farbe, desto deutlicher die Schlieren und desto ausdrucksstärker ist die Farbe. Die Schlieren in der feuchten Farbe sagen einem erfahrenen Maler, wie leuchtstark die Farbe nach dem Trocknen sein wird.

Achte darauf!

Die Beobachtung deiner Mischpalette ist der Schlüssel zum Erfolg!

5000 lesen – nur eine Handvoll spendet.
Ein bisschen peinlich… und deshalb ein umso größerer Dank an euch!
Ihr seid die stillen Heldinnen und Helden im Hintergrund.
Danke, dass ihr Kultur nicht nur genießt, sondern tragt. 💛🎨

 

CHF

 

Liebe Grüße Tine

 

Was Taugen Asiatische Kalligrafiepinsel im Aquarell?

Nimm dir einen Moment und stell dir vor, du hebst einen Pinsel an. Sein Griff ist aus einer Bambusstange. Warm liegt er in der Hand. Schon das erste Gefühl verrät: Dieses Werkzeug lebt anders, reagiert anders und verhält sich anders als die Pinsel, die du seit deiner Kindheit gewohnt bist.

Du stutzt, das gewohnte Malgefühl ist weg!

Jetzt kommt es auf deine Neugier an!

Bist du bereit, dich auf eine ganz andere Handwerkstradition einzulassen

– zu finden, was dir dieser Pinsel Neues bringen könnte?

Asiatische Kalligraphiepinsel haben andere Haare!

Asiatische Naturhaarpinsel bestehen am häufigsten aus Ziegenhaar. Aber man findet auch oft Wolf-, Wiesel- oder Pferdehaar.

Kolinsky oder moderne Synthetikmischungen verhalten sich ganz anders!

Bei asiatischen Kalligrahiepinseln formt sich die Pinselspitz nicht automatisch spitz. Das Haar gibt schneller nach, federt aber nicht so zurück in die Form, wie wir es gewohnt sind. Im ersten Moment ist man überrascht.

Man hat das Gefühl, die Pinselspitze tut absolut nicht das, was sie tun soll!

Wenn du schon hier aufgibst, wirst du niemals erfahren, was diese Art von Pinsel für dich tun kann!

Asiatische Kalligraphiepinsel – dahinter steckt eine andere Philosophie!

Sie sind nicht gebaut, um exakt zu sein! Sie wurden gebaut für Ausdrucksstärke!

Für viele Aquarellisten ist das ein Geschenk, dass es Pinsel gibt, die sich beim Malen völlig anders verhalten! Der Pinselkopf eines asiatischen Kalligraphiepinsels kann diverse Formen annehmen, und dies bringt eine wunderbare Leichtigkeit ins Arbeiten:

Linien werden lebendiger, wilder und Waschgänge fließender, große Farbflächen entstehen fast wie von selbst.

Im ersten Moment fühlt sich das an wie Unkontrollierbarkeit, denn Europäer sind eine konstante Pinselspitze gewohnt.

Asiatische Kalligraphie und ihre Bauweise.

Ein wesentlicher Grund für die Beliebtheit des asiatischen Kalligraphiepinsels liegt in der Bauweise. Asiatische Pinsel besitzen meist einen üppigen Bauch, der beeindruckende Mengen Wasser speichern kann.

Manchmal sind sie länger, als wir das von einem europäischen Pinsel gewohnt sind.

In der Praxis bedeutet das: Du ziehst lange, harmonische Verläufe, ohne ständig neu in die Farbe tauchen zu müssen. Ist der Pinsel mit Wasser vollgeladen, zerfallen viele dieser Pinsel zu Flachpinseln.

Die Form der Spitze unterscheidet sich oft deutlich von europäischen Pinseln. Während wir runde, feine Spitzen mit präziser Rückstellkraft gewohnt sind,

haben viele asiatische Pinsel eine keilförmige oder flach anmutende Spitze, wenn sie feucht sind.

Dies erinnert an die breiten Kalligrafiefedern in europäischen Füllhaltern.

Man merkt also: Die Bauform kommt aus der Kalligraphie und macht den Pinsel erstaunlich vielseitig. Mit derselben Spitze kannst du breite, weiche Flächen anlegen und im nächsten Moment zur scharfen Kante wechseln, um feine Linien oder rhythmische Akzente zu setzen.

Vielseitigkeit – Man muss den Pinsel nur wenden!

Gerade dieser Wechsel zwischen Fläche und Linie begeistert viele Künstler.

Asiatische Kalligraphiepinsel – ein Werkzeug, das man erforschen darf!

Natürlich hat auch dieses Werkzeug seine Eigenheiten. Die Weichheit des Haares ohne Punktspitze bedeutet zuerst ein Gefühl von Unsicherheit.

Das Ziegenhaar ist zwar weich und trotzdem irgendwie zäh!

Man kann es in eine Spitze formen. Das Haar bleibt irgendwie stehen, schnellt aber nicht automatisch in eine feine Spitze zurück.  Wer eine klare, exakt formbare Spitze sucht, wird sich zunächst umstellen müssen.

Ist der Pinsel voll Wasser, lasiert er wunderbar.

Wird er jedoch trockener, bricht die Spitze, macht gebrochene, ausdrucksstarke Striche. Schau dir mal die gebrauchten Pinsel an, ich habe sie in der Form, so wie sie waren, trocknen lassen.

Tine Klein Tutorial asiatische Kaligraphiepinsel

Mitunter verharrt der Pinsel stur in der Form, die du beim Malen erzeugt hast. Ein bisschen eigenwillig XD! Vom Strubbelkopf bis zur Doppelspitze, alles dabei.

Doch für viele Malerinnen und Maler liegt genau darin ein Gewinn: Die Pinsel fördern eine großzügige, gestische Handschrift und ermutigen dazu, die Kontrolle punktuell loszulassen.

Natur ist chaotisch – da ist ein wilder Pinsel ein Gewinn!

Apropos loslassen! Es gibt noch einen anderen Grund, warum der asiatische Pinsel so populär ist: Arbeitet man mit ihm trockener, benutzt ihn sogar gegen den Strich, dann beginnt er sich zu spreizen. Der Strich wird rauer, trockener, bricht in kleine Fragmente. Künstler „misshandeln“ den Pinsel regelrecht, bis die Haare strubbelig stehen – und genau dann zeigt er eine ganz eigene Schönheit.

Das ist perfekt für Vegetation!

Siehst du die hüpfende Kante am Baum?

Diese Art zu malen erzeugt äußerst natürliche, gebrochene Strukturen, die besonders für Vegetation, Steine oder Wolken faszinierend sind. Es entstehen weiche, wilde Kanten, die locker wirken, fast so, als hätte ein Windhauch die Farbe geformt. Für viele ist das einer der größten Reize dieser Pinsel: Sie erlauben Textur, ohne dass man sich dafür anstrengen muss.

Warum sind sie also so populär? Sie verbinden technische Möglichkeiten mit künstlerischer Freiheit.

Ist der Pinsel feucht, erlaubt er weiche Verläufe, breite atmosphärische Flächen. Benutzt man ihn feucht, entstehen dynamische Linien. Benutzt man ihn trocken und auf der Seite, entstehen trockene Striche und eine beeindruckende Ausdrucksstärke – alles mit einem einzigen Werkzeug!

Trockener Strich

Mal was Anderes!

Viele Aquarellisten empfinden das als inspirierenden Gegenpol zu unseren westlichen Pinseln, die eher auf Präzision und Formtreue ausgelegt sind.

Der asiatische Kalligraphiepinsel wäre aus dem Blick eines europäischen Pinselbauers einfach grauenhaft.

Für den Künstler ist er aber trotzdem ein Gewinn, weil er sich wie ein Chamäleon verhält.

Wie erhält man Steuerbarkeit des asiatischen Kalligraphiepinsels?

Die Steuerung des Pinsels erfolgt noch viel stärker als beim europäischen Pinsel durch die Menge an Wasser, die man in den Pinsel getankt hat. Ist viel Wasser im Pinsel, ist es ein weicher Flachpinsel, dessen Kante auch feine Linien machen kann.

Ist weniger Wasser im Pinselbauch, wird der Pinsel ausdrucksstärker, er wird unwilliger, seine Form zu ändern. Sein Strich wird wild und kratzig.

Kauf und Preis eines asiatischen Kalligraphiepinsels

In Europa bezahlt man für gute asiatische Naturhaarpinsel meist zwischen 7 und 40 Euro oder Franken, abhängig von Größe, Material und Hersteller. Oft sind die Pinsel atemberaubend schön verpackt. Vorsicht! Ein schöner Kasten sagt nichts über den Pinsel!

Viele dieser Pinsel stammen aus kleinen Werkstätten, oft Familienbetrieben, in denen traditionell gearbeitet wird. Das hat seinen Charme, bringt aber auch eine Eigenheit mit sich: Häufig lässt sich nicht zuverlässig nachvollziehen, welche Haare tatsächlich verarbeitet wurden. Manche Pinsel sind qualitativ eher einfach gebaut, die Haarmischungen nicht ganz klar definiert. Doch erstaunlicherweise schmälert das die besonderen Maleigenschaften kaum. Selbst ein Pinsel von eher schlichter Qualität kann unglaublich interessante Strukturen erzeugen, einen lebendigen Strich fördern und genau diese charaktervolle Wildheit besitzen, die wir an asiatischen Pinseln so schätzen.

Doch ihr nerviger Nachteil ist dann, dass sie Haare verlieren wie ein ungebürsteter Hund!

Für mich ist dieser Pinsel unverzichtbar! Er ist einer meiner Reisepinsel. Ich schätze an ihm, dass er mir hilft, Aquarellskizzen schnell und ausdrucksstark auf das Papier zu bringen. Das heutige Bild wurde damit gemalt.

Wie immer gilt: Probiere es einfach aus.

Liebe Grüße
Tine

Museen bekommen Fördergelder – ich nicht. Meine Arbeit lebt allein von Menschen wie dir. Tausende genießen die Inhalte, aber nur wenige tragen sie wirklich mit.

Wenn du willst, dass diese Kultur weiterlebt, liegt es in deiner Hand. Jede Spende zählt.
Danke, dass du den Unterschied machst.

CHF

Noch mehr kostbares Wissen über Pinsel:

Der richtige Pinsel fürs richtige Ergebnis!

https://blog.herz-der-kunst.ch/der-richtige-pinsel-fuers-richtige-ergebnis/

Pinselkunde: Feine Linien ziehen!

Liebe Leser,

diese Woche gibt es ausnahmsweise keinen neuen Blogbeitrag. Ich sitze nämlich an etwas Besonderem für euch – eine kleine Überraschung, die gerade Form annimmt und hoffentlich eure Neugier weckt.

Denn je tiefer man in die Welt der Materialien eintaucht, desto leichter öffnen sich Türen zu mehr Ausdruck, Feinheit und Freude beim Malen.

Wer schon einmal versucht hat, eine wirklich feine Linie mit dem Pinsel zu ziehen, spürt sofort, wie entscheidend gutes Materialwissen ist.

Materialwissen ist kein lästiger Anhang, sondern ein Schlüssel, der uns erlaubt, besser und freier zu arbeiten.

Linien ziehen mit Aquarellfarbe … Liner – Schlepper und Konsorten

In der kommenden Woche bleiben wir weiterhin bei den Pinseln, deshalb ist dies wichtiges Vorwissen!

Liebe Grüße
Tine

Leuchtende Farben in Aquarellen!

Manchmal treffe ich auf Menschen, die beim Malen von Aquarellen ungeduldig werden. Sie wollen alles gleichzeitig: die leuchtenden Farben, die satten Schatten, die Tiefe, die Atmosphäre. Und dann landen all diese Wünsche gleichzeitig auf dem Papier, vermischen sich fröhlich miteinander – und das Ergebnis wird matschig.

Und das erklärt, warum meine fröhlichsten und nettesten Schüler die matschigsten Bilder malen!

So nach dem Motto ohne uns hätte das Chaos kein Zuhause. XD X)

Möchtest du das vermeiden?

Dann lies diesen Artikel, denn es ist eganz einfach:

Einfach ist es wirklich. Hier siehst du eine schnelle Skizze vom Mont Saint-Michel mit Stempel. So siehst du, dass es wirklich fix und direkt vor Ort gemalt wurde.

Leuchtende Farben Aquarelle, Aquarell Mont Saint Michel Frankreich. Tutorial Tine Klein, Herz-der-Kunst

Die Technik zeige ich dir in einem Video, das am Sonntag ab 10:00 Uhr auf Instagram zu sehen ist. Und hier kommen wir zu einem wichtigen Thema: Große Kunsthäuser bekommen hohe Summen. Menschen, die Kultur für dich machen, bekommen nichts. Wenn dir also gefällt, was ich hier mache, dann lass aus eigenem Interesse auch mal eine Spende da. Denn es ist peinlich: 5000 lesen mit – und nur ein paar Helden spenden! Aber auch Kultur braucht ein Budget. Unten hängt ein Spenden Link an.

https://www.instagram.com/tine.klein/

Und noch wichtiger: Lass, wenn du das Video siehst, einen Kommentar und ein Like da! Reposte das Video und sende es an Freunde mit gleichen Interessen! Warum? Kultur hat es enorm schwer, sich gegen Katastrophen und Ärger durchzusetzen. Wir wollen Kultur und keine Katastrophe – also bitte hilf mit. Du tust etwas Gutes!

Leuchtende Farben durch 2 Schritte!

Ein gutes Aquarell entsteht in zwei klar voneinander getrennten Phasen. Was wie eine kleine organisatorische Entscheidung klingt, hat in Wahrheit etwas Befreiendes.

Man legt einfach los und braucht keine Fehler zu fürchten, wenn man dies beachtet…

In der ersten Phase geht es um Licht. Und mit Licht meine ich wirklich Licht in seiner reinsten malerischen Form: helle, leuchtende Farben, nichts Überschattetes.

Du malst flüssig in verwandten Farben,

zum Beispiel Gelb, Rot, Orange oder Blau, Gelb und Grün – also Farben, die im Farbkreis aneinander grenzen!

Tine Klein Aquarell Mont Saint Michel. Tutorial leuchtende Farben.

Leuchtet schon gut oder? Schnell, weil keine Details drin sind!

Wenn diese Grundlage stimmt, hat das ganze Aquarell später frische und leuchtende Farben.

Das liegt daran, dass sich die Pigmente nicht gegenseitig dämpfen. Keine Überlagerung, keine unnötigen Mischungen, kein Chaos.

Die Farben bleiben rein wie frisch ausgepackte Bonbons.

Und deshalb darfst du auch nicht in der Farbe herumrühren.

Du trägst sie auf – und dann: Pfoten weg!

Klare, leuchtende Farben entstehen durch Pfoten weg!!! Nichts ist schlimmer als 1000 Pinselstriche.

Damit diese Frische nicht verloren geht, gibt es eine wichtige Regel:

Keine Komplementärfarben in Phase eins.

Leuchtende Farben sterben durck komplementäre Farben!

Und hier lohnt es sich, einmal kurz wissenschaftlich zu werden.

Komplementärfarben – das sind jene Pärchen, die sich auf dem Farbkreis diametral gegenüberstehen:

Gelb und Violett, Rot und Grün, Blau und Orange. Sie haben die wunderbare Eigenschaft, sich gegenseitig auszubalancieren.

Wenn man sie mischt, wirken sie neutralisierend. Sprich sie werden Grau.

Das kann großartig sein, wenn man graue Töne, Schatten oder Erdigkeit braucht – aber eben ganz und gar nicht in der ersten Phase.

Benutzt man sie zu früh, nimmt man dem Aquarell die Strahlkraft, bevor es überhaupt anfangen darf zu leuchten.

Es ist ein bisschen, als würde man das Licht ausmachen, bevor man überhaupt im Raum ist.

Deshalb: Phase eins gehört den freundlichen, hellen Tönen.

Reines Gelb, heiteres Blau, frisches Türkis, zartes Rosa – alles, was den Frühling im Herzen weckt. Wenn Komplementärfarben nötig sind, setzt man sie so, dass sie sich nicht berühren. Kleine Abstände, klare Bereiche, feine Übergänge.

Und dann kommt Phase zwei: Leuchtende Farben zum Strahlen bringen.

Jetzt darf es spannend werden. Wenn die erste Phase das warme Sonnenlicht ist, so ist die zweite Phase der dunkle Gegenspieler.

Hier kommen die dunklen Farben, die Schatten, die Nuancen, die Kontraste ins Spiel.

Tine Klein Aquarell Mont Saint Michel. Tutorial leuchtende Farben.

Trotz des schlechten Wetters in der Bretagne, die Farbe leuchted ohne die Aussage zu verfälschen!

Und ja, hier dürfen Komplementärfarben ihre ganze Kraft entfalten. Jetzt sind sie nicht mehr destruktiv, sondern konstruktiv.

Sie machen Tiefe, sie machen Erzählung, sie machen das Bild glaubwürdig.

In dieser Phase male ich gerne sehr bewusst. Ich entscheide mich für Dunkelheiten, nicht weil ich sie „brauche“, sondern weil sie die hellen Bereiche zum Leuchten bringen. Dunkel ist nur interessant, wenn es hell gibt – und umgekehrt. Kontraste sind das, was uns aus Fotografien und Gemälden sofort anspringt.

Unser Gehirn liebt Unterschiede.

Durch den Abstand der Tonwerte entsteht ein visuelles Kribbeln, das das Auge immer wieder neu anregt. Die Farben scheinen zu glühen, nicht weil sie selbst so extrem kräftig wären, sondern weil ihre Umgebung ihnen die Bühne schenkt.

Ich nenne das Futter für die Augen. Leuchtende Farben entstehen durch diese Kontraste.

Diese Zweiteilung in leuchtende Farben und Schatten hat enorme Vorteile.

Der wichtigste: Man macht sich selbst das Leben leichter.

Statt alles im Auge behalten zu müssen – Farbsauberkeit, Tonwerte, Lichtführung, Komposition – trennt man die Aufgaben sauber. Zuerst die Atmosphäre, die Farbe und das Licht! Dann die Struktur.

Zuerst der Klang, dann der Rhythmus.

Man arbeitet in Schichten, lässt ganz bewusst die Farbe laufen, aber ruhig und gelassen, denn man weiß: Die Struktur kommt erst mit den Schatten.

Leuchtende Farben und Freiheit!

 

Ein zweiter Vorteil, den viele unterschätzen:

Das Aquarell bleibt flexibel.

Die erste Untermalung mit den leuchtenden Farben ist kein Gesetz!

Man kann daraus etwas ganz anderes machen, als man vorher plante.

Dies ist eine ganz wichtige Erkenntnis der Freiheit.

Ob Stift oder Schatten – beides ist frei, denn die dunklere Farbe ist mächtiger als die hellen!

Wenn man sich in Phase eins nicht schon dunkle Flecken hineingemalt hat, kann man später frei entscheiden, Wie man die Form legt.

Das Bild bleibt offen, und man kann spielerisch entscheiden, welche Elemente den Fokus erhalten. Ein helles Boot braucht einen dunklen Hintergrund, solche Entscheidungen lassen sich erst treffen, wenn man sieht, was los ist.

Die Aufteilung des Malens in zwei Schritte bringt also Freiheit und ein wenig Sicherheit.

Und schließlich schafft diese Methode etwas, das man mit Worten kaum erklären kann: Sie bringt Harmonie, die ein Bild lebendig macht.

Ein Aquarell, das in zwei Phasen entstanden ist, hat diese innere Ordnung. Es strahlt, es wirkt ruhig und gleichzeitig vibrierend.

Wenn man diese zwei Phasen einmal verinnerlicht hat, wird das Malen entspannter.

Man wird sicherer, weil man weiß, dass man nicht alles sofort entscheiden muss. Man gönnt dem Bild – und sich selbst – eine Pause zwischen Licht und Schatten. Und am Ende entsteht etwas, das ganz natürlich aussieht – obwohl es in Wahrheit das Resultat einer sehr bewussten Entscheidung ist.

Um die Sicherheit, die dir diese Methode gibt, zu nutzen, musst du jedoch einige Ketten in deinem Kopf abschütteln!

Liebe Grüße
Tine

Hilf mit! Sei ein Held der die Kultur hochhält!

CHF

Proportionen Zeichnen!

Weißt du, Proportionen zeichnen ist ein bisschen wie Abschmecken beim Kochen.

Proportionen Zeichnen! Und so sind die Resultate meiner schnellen Skizze. Die Klein Aquarell Schweiz Urban sketching

Wir suchen den Moment, wo alle Einzelteile harmonisch zusammenarbeiten. Erst wenn alles miteinander harmoniert, entsteht dieser leise Moment, in dem man spürt:

Jetzt passt es.

Und genau dahin wollen wir ja.

Anders als man denkt, geht es oft nicht um die millimetergenaue Abbildung von Proportionen, sondern um ihre Wirkung zusammen.

Also sollte man nicht sofort die Flinte ins Korn werfen, wenn man eine kleine Ungenauigkeit in der Zeichnung hat.

Proportionen erkennen – Proportionen Zeichnen.

Die gute Nachricht: Der Mensch ist ein Naturtalent im Erkennen von Verhältnissen.

Unser Gehirn liebt Muster. Blöd ist nur, dass wir beim Zeichnen ablenkbar wie die Katzen sind. Und noch eine schlechte Nachricht:

Beim Zeichnen bringt uns unser Denkorgan Apparat ständig in Schwierigkeiten, weil er uns einflüstert, wir wüssten schon, wie etwas aussieht. Und genau da beginnt das eigentliche Lernen.

Wenn ich Menschen Proportionen beibringe, arbeite ich am liebsten mit der Vergleichsmethode.

Du nimmst ein Element – zum Beispiel die Höhe eines Kopfes, die Breite einer Tasse, die Länge eines Bootes – und setzt alles andere dazu ins Verhältnis. Das ist wie ein ständiges leises Nachfragen:

Ist die Strecke kleiner oder größer als die andere Strecke?

Ist das wirklich so breit?

Wie schaut der Winkel der Strecke im Vergleich zur letzten Strecke aus?

Passt das zueinander?

Diese Methode zwingt dich, zu sehen statt zu glauben.

Und darum geht es im Kern.

Wir vergleichen  – und das bringt die Proportion!

Und dann schauen meine Vorzeichnungen so simpel aus! Null Details! Suchend nur die große Form.

Proportionen Zeichnen! Tine Klein Vorzeichnung

Hier ist mein Geschenk für dich: Ab Sonntagmorgen, so ab 10 Uhr, kannst du sehen, wie die Vorzeichnung zum Bild entsteht. Kultur zu machen ist nicht einfach. Kultur kommt im Kampf gegen Terror und Hass in den sozialen Netzwerken kaum an. Deswegen: Sei ein Held der Kultur! Kommentiere das Video und poste oder schicke es weiter. Damit die sozialen Netzwerke sehen, dass wir Kultur möchten – und nicht immer nur schlechte Nachrichten.
Du findest mich auf Instagram unter Tine.Klein. Nicht den Punkt vergessen!

https://www.instagram.com/tine.klein/

Proportionen Zeichnen ohne Ablenkung:

Wichtig ist dabei eine ruhige, neugierige Haltung. Du fängst an zu zeichnen und vergleichst jede Strecke nach Winkel und Länge mit der vorangegangenen.

Du suchst keine Perfektion, sondern Zusammenhänge.

Die gute Nachricht: Die meisten Menschen können dies mit ein wenig Übung ganz gut!

Wenn du eine Linie ziehst, sollte sie immer eine Antwort auf das sein, was du gerade beobachtet hast.

Die Zeichnung ist ein Gespräch zwischen Auge und Hand.

Doch wenn du dich ablenkst, dann wird’s schwierig.

Die größten Fehler? Ach, davon gibt es ein paar Klassiker.

Es gibt ein paar klassische Fehler, die das Proportionen Zeichnen fast unmöglich machen.

Der schlimmste ist, sich selbst durch kleine Details abzulenken!

Und damit kommen wir zu „Weniger ist mehr“. Das klingt wie eine Atelierfloskel, aber eigentlich ist es ein sehr praktischer Hinweis.

Wer sich nicht an die großen Linien der Proportion hält, verwirrt sich selbst.

Jedes zusätzliche Detail ist eine Ablenkung! Wir möchten durch Details unsere Zeichnung hübscher machen, doch das Gegenteil passiert! Wir malen kleine Fenster und irgendeinen Trallala.

Und dadurch vergisst unser Kurzzeitgedächtnis die Proportion.

Die Grundformen haben ihren Zusammenhang verloren, und damit führt jedes weitere Detail zum Vergessen.

Die Proportion fällt wie ein Kartenturm in sich zusammen.

Reduziere den Anfang unbedingt auf große Formen, einfache Verhältnisse und klare Achsen. Keine Ablenkungen!

Keine Details!

Wenn das sitzt, kannst du die Zeichnung später nach Herzenslust ausbauen – und plötzlich wirkt selbst eine schnelle Skizze erstaunlich sicher.

Proportionen zeichnen hat nichts mit Raten zu tun!

Der zweite von den fatalen Fehlern ist der:

„Ich-weiß-schon-wie-das-aussieht“-Reflex.

Er führt dazu, dass Köpfe zu groß werden. Eine Kaffeetasse ist aus unserer Perspektive oval.

Trotzdem malen wir sie rund, weil unser Gehirn ein kleiner Klugscheißer ist.

Wir wissen ja, dass es rund ist! Da hilft nur: Hingucken!

Fahre mit dem Stift über das Foto, bei direkter Beobachtung fährst du in der Luft über die Form. Dann merkst du ganz genau, dass eine gezeichnete Tasse kein Kreis ist.

Was hilft noch? Oh, einiges:

• Keine Angst vor falschen Linien. Halte deinen Stift sehr locker, fast ein bisschen weit hinten. Das schafft Distanz und verhindert Verkrampfen. Der Strich wird zart, dann kann man bei Fehlern einfacher korrigieren.
• Zeichne große Formen deines Motivs zuerst, in der oben beschriebenen Vergleichs-Methode. Es fühlt sich manchmal zu einfach an, ist aber die beste Versicherung gegen schiefe Verhältnisse.
• Schau öfter auf dein Motiv als auf deine Zeichnung.  Das wirkt banal, ist aber eine der effektivsten Übungen überhaupt. Versuche, deine Motorik so zu trainieren, dass du zeichnen kannst, ohne ständig auf deine Zeichnung zu sehen.

Wenn du Proportionen lernst, lernst du im Grunde, die Welt neu zu sehen. Es ist ein Training in Aufmerksamkeit, und das macht unglaublich viel Spaß, wenn man sich darauf einlässt.

Und irgendwann – ganz unspektakulär – merkst du, dass deine Hand beginnt, die Dinge so zu erfassen, wie sie wirklich sind.

Dann wird Zeichnen zum Entdecken statt zum Kämpfen. Und genau das ist der Moment, in dem es leicht wird.

Und dann darfst du loslassen!

Denn das ist der Moment, in dem du den Kopf frei hast, etwas Neues zu lernen. Denn dann kannst du lernen, der Zeichnung zu geben, was sie braucht, und nicht sklavisch am Motiv zu hängen.

Beim Loslassen beginnt die Kunst!

Und dann kannst du schnell hintereinander Skizzen machen:

Resultate aus meinen Workshops:

So schön ist die Schweiz Tutorial zum reduzierten Vorzeichnen. Proportionen Zeichnen! Aquarell von Tine Klein.

So schön ist die Schweiz Tutorial zum reduzierten Vorzeichnen. Proportionen Zeichnen! Aquarell von Tine Klein.

So schön ist die Schweiz Tutorial zum reduzierten Vorzeichnen. Proportionen Zeichnen! Aquarell von Tine Klein.

Und wenn du Zeit hast, lies den Artikel unten!

Und vergiss nicht Sonntag kommt ab 10 Uhr das Reel auf Instagram:

Du findest mich auf Instagram unter Tine.Klein. Nicht den Punkt vergessen!

https://www.instagram.com/tine.klein/

Kunst braucht Budget! 5000 lesen – und ein paar Helden spenden. Lass eine kleine Spende da, das macht die Arbeit leichter!

CHF

 

https://blog.herz-der-kunst.ch/jeder-maler-muss-3-mal-sehen-lernen/

Jeder Maler muss 3 Mal Sehen lernen!

Liebe Grüße Tine

Locker und frei! Wie vermeidet man den Ausmalbuch-Effekt beim Zeichnen.

Tine Klein Zeichnen und Malen Aquarellskizze

Die neuen Zeichenkurse sind offen!

Wie immer sind einige Plätze schon jetzt knapp, weil viele sich ihren Lieblingskurs ein Jahr im Voraus sichern. Aber lass dich davon nicht bremsen – melde dich trotzdem an! Wenn genügend Interesse da ist, können wir zusätzliche Gruppen öffnen, vorausgesetzt wir finden noch ein freies Plätzchen im Raumplan.

Und ganz wichtig: Trag dich unbedingt auf die Warteliste ein. So rutschst du zuverlässig nach, bekommst mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Platz – und ich kann viel besser planen, damit niemand draußen bleiben muss.

Unterentfelden 30-31.1.2026:

https://www.boesner.ch/niederlassungen/veranstaltungen/ausdrucksstark-zeichnen-5-21023

Münchwilen 13-14.2.26:

https://www.boesner.ch/niederlassungen/veranstaltungen/ausdrucksstark-zeichnen-3-21019

Aarberg 20-21.2.26:

https://www.boesner.ch/niederlassungen/veranstaltungen/ausdrucksstark-zeichnen-1-21015

Münchwilen: 6-7.3.26

https://www.boesner.ch/niederlassungen/veranstaltungen/ausdrucksstark-zeichnen-2-21017

Aarberg 13-14.4.26:

https://www.boesner.ch/niederlassungen/veranstaltungen/ausdrucksstark-zeichnen-21011

Wie vermeidet man Ausmalbuch-Effekte und wird locker und frei?

Heutzutage stehen graphische Elemente in Skizzen und Aquarellen hoch im Kurs.

 Das Arbeiten mit schwarzen Linien und Flächen hat große Vorteile, es lässt Farben strahlen und strukturiert Skizzen und Malerei enorm gut.

Alles wirkt schön plakativ! Doch manchmal wird es zu plakativ.

Und dann passiert etwas, das viele von uns nur zu gut kennen:

Die Bilder erinnern plötzlich an ein Kindermalbuch.

Linien stehen wie starre Gitter, Flächen werden brav bis zur Kante ausgefüllt. Das Bild wirkt ordentlich, vielleicht sogar nett, aber es hat keine Energie, keine Luft, keine Lebendigkeit. Es wirkt wie festgenagelt.

Und so stehen wir vor der zentralen Frage dieses Blogs:

Wie vermeidet man den Ausmalbuch-Effekt, der durch starre Linien und flächiges Ausfüllen entsteht?

Der Ausmalbuch-Effekt, ist mangeldes Spiel

Der Ausmalbuch-Effekt entsteht immer dann, wenn der graphische Effekt – also die dunkle Linie des Stiftes oder die dunklen, klaren Flächen im Aquarell – nicht mehr spielerisch sind.

Die Linie dominiert alles und lässt dem Aquarell oder der Skizze einfach keine Luft zum Atmen.

Besonders häufig entsteht dies, wenn die Zeichnung oder die dunklen, monotonen Flächen das Aquarell regelrecht umschließen wie ein Käfig. Die dunkle Linie reagiert dann nicht mehr auf die Farbe. Sie hält sie fest, klemmt sie ein wie eine Zange. Das Bild verliert seine Freiheit.

Die Hauptfehlerquellen, die zum Ausmalbuch-Effekt führen:

Eine charakterlose, harte und geschlossene Linie.

Hast du schon mal eine schöne, flüssige und ästhetische Handschrift bewundert?

Dann erkennst du sofort, dass der Schreiber ein Meister seines Fachs ist. Die Buchstaben fließen frei über das Blatt, sie tanzen, brechen, schweben.

Eine schöne Handschrift hat sich von vielen Regeln gelöst.

Sie schwingt in ihrer eigenen Art, verbunden mit dem Menschen am Stift. Und genau so ist eine gute Linie:

Sie lebt.

Eine Druckschrift dagegen wirkt starr. Sie folgt zu vielen Regeln, nimmt sich wenig Freiheit, ist abgehackt.

Sie ist korrekt, aber uninspiriert.

Und genau das passiert auch beim Malen. Wenn du deine Linie mit dem Stift oder dem Pinsel zu hart, zu langsam oder zu kontrolliert setzt, verliert sie ihre Lebendigkeit. Sie wird schwer.

Sie wird zur Grenze, zur Barriere, zum Rahmen, der das Bild einsperrt.

Muss die Linie also meisterlich sein, um diesen Effekt zu vermeiden?

Natürlich wäre das schön.

Ich wünsche dir eine meisterliche Linie.

Natürlich wäre das schön, aber um die Wahrheit zu sagen: Ich arbeite selbst immer noch daran. Und das Gute ist:

Es gibt zahllose Wege, die Linie freier und ausdrucksstärker werden zu lassen.

Eine Linie mit Charakter ist kein Gefängnisgitter.

Sie darf tanzen. Sie darf hüpfen.

Sie darf zeigen, dass sie von dir kommt.

Alles, was sie leisten muss, ist eine Grundform zu zeigen – nicht mehr. Lies dazu gern den Blog der letzten Woche: Was ist eine gute Form?

Wichtig ist, dass du deiner Linie erlaubst, erzählerisch zu verlaufen.

Im Schatten darf sie dunkler und kräftiger sein. Bei Blättern und Pflanzen darf sie organisch sein. Bei Gebäuden darf sie kantig und klar sein. Die Linie hat ihre eigene Sprache.

Der coole Sau-Effekt

Der coole Sau-Effekt entsteht genau hier. Es gibt Handschriften, bei denen man Luft holen muss, weil sie so viel über den Menschen erzählen. Wirf das „Ich muss“ zugunsten des „Ich darf“ ab. Frag nicht: „Darf ich das?“ Sag: „Ich fühl das so.“

Probier alles aus: Lass die Linie brechen, zittern, kippen, springen. Alles ist erlaubt.

Damit man den Stift so frei über das Papier rasen lassen kann, ist Vorzeichnen oft ein guter Weg. Denn wer gehemmt ist, zeichnet und malt nicht frei. Die Vorzeichnung gibt Sicherheit, aber sie soll nicht das endgültige Bild sein.

Ausmalbuch-Effekt und das Vorzeichnen:

Die Vorzeichnung soll dir Halt geben, nicht Fesseln.

Der häufigste Fehler ist, zu denken, dass in die Vorzeichnung alles hinein muss. Nein!

Die Vorzeichnung darf nur ganz leicht und zart Proportionen andeuten. Und erst dann lässt du den Stift darüber tanzen.

Der coole Sau-Effekt entsteht später, wenn du rasant, schnell und emotional zeichnest. Dadurch wird Energie freigesetzt.

Der Ausmalbuch-Effekt entsteht auch, wenn Linien oder Flächen als strenge Grenzen wahrgenommen werden.

Ein Bild zerbricht, wenn man Motivteile getrennt malt und zeichnet.

Die Fläche wird dann zum Innenraum, der ausgefüllt werden muss.

Oder man streicht eine Fläche einfach stumpf mit Schwarz oder Grau an. Dann wirkt das Bild wie ausgeschnitten.

Ganz falsch, denn die Form wird wie ein Diktator.

Die Skizze oder das Aquarell hat keine Luft zu atmen.

Um dies zu vermeiden, verändert man die Arbeitsweise:

Schritt 1
Lege die Aquarellfarben locker an. Denke an Umrisse, aber halte sie nicht fest. Lass die Farbe laufen. Denke an Licht, Bewegung, Stimmung. Exakte Formen entstehen später mit Dunkelheit und Linie. Farbe darf größer sein als das Objekt. Farbe darf frei sein.

Schritt 2
Wenn die Farbe trocken ist, entsteht eine sanfte Vorzeichnung.

Die Zeichnung orientiert sich an der Farbe, sie muss es aber nicht.

Wichtiger sind Spannung und Lebendigkeit. Die Linie entsteht schnell, aus dem Bauch, im Jetzt. Ohne Plan.

Lass Fehler abtropfen wie Regentropfen auf einer Windschutzscheibe.

Zeichne nicht, um zu erklären. Zeichne beim Fühlen.

Unser Gehirn liebt es, selbst zu ergänzen.

Und deshalb: Arbeite frei wie ein Vogel. Mach, was dir in den Kopf kommt.

Freiheit ist am Anfang schwer.

Aber genau sie erzeugt Spannung und Lebendigkeit.

Wenn du beim Zeichnen kaum aufs Papier schaust, sondern auf das Motiv, entstehen Ungenauigkeiten. Sie sind Gold. Sie machen das Bild menschlich und lebendig.

Wir suchen nicht Perfektion. Wir suchen Ausdruck.

Und darum: Geschwindigkeit hilft. Wer zögert, verliert Energie. Wer fließt, gewinnt Ausdruck.

Ein Bild lebt, wenn Linie und Farbe sich berühren, kreuzen, widersprechen dürfen.

Erst dann atmet es.

Der Ausmalbuch-Effekt etsteht nicht…

Wenn man diese freie Linie sanft betonnt und verdichtet, dafür braucht es keine geschlossenen Gitter!

Liebe Grüße
Tine

Weiterlesen bei Tine: Hilfreich wie erstellt man eine gute Form:

https://blog.herz-der-kunst.ch/die-macht-der-form-so-machst-du-interessante-aquarelle-und-skizzen/

Herzlichen Dank an alle, die gespendet haben!

CHF  

Nach dem letzten Aufruf sind tatsächlich einige Spenden eingegangen – das hat mich sehr gefreut. Es zeigt, dass euch das Herz der Kunst am Herzen liegt. Und ihr dürft euch freuen dadurch kann ich Artikel realisieren die Materialkosten haben!

Bitte bleibt dabei! Die öffentliche Hand fördert eure Hobbys nicht. Unterstützung fließt fast ausschließlich in die großen Häuser, nicht in die freie Kunstszene, in Blogs oder in unabhängige Bildungsarbeit.

Ehrlich gesagt: Von über 5000 Leserinnen und Lesern im Monat spendet bisher nur eine Handvoll. Das ist schade, denn mit ein paar Euro von jedem könnte ich sehr viel mehr für euch auf die Beine stellen.

Ich möchte seit Jahren mehr für euch tun – aber das geht nur mit eurer Unterstützung.
Wenn ihr also mögt, dass Herz der Kunst weiter frei und unabhängig bleibt, dann helft mit. Jeder Beitrag, egal wie klein, bewirkt etwas.

Die Macht der Form: So machst Du interessante Aquarelle und Skizzen

Bevor es hier mit der Macht der Form los geht:

Wenn dir mein Blog gefällt, habe ich eine kleine Bitte:
Kleine, liebevolle Kulturangebote wie dieses werden in den sozialen Medien kaum noch sichtbar – nicht, weil sie schlecht wären,

sondern weil wir keine Empörung und keinen Lärm produzieren.

Aber wir stehen für etwas anderes: für Schönheit, Ruhe, Bildung und Freude am Zeichnen und Malen.

Das sind Wir!

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ganz einfach und doch ein großes Zeichen.

Auf dich kommt es an!!!!!

Liebe Grüße
Tine

Tine Klein ein Aquarell am Zürisee zum Thema, wie macht man eine gute Form.

Was ist eine gute Form?

Die „gute Form“ ist kein Zufall. Sie ist eines der ältesten Themen der Kunsttheorie – von den Griechen über Leonardo da Vinci bis hin zur modernen Gestalttheorie.
Schon die alten Griechen wussten, dass Formen harmonisch wirken können.

Leonardo suchte sie in Proportionen, Goethe im „Urphänomen“ der Natur.

Aber Hand aufs Herz: Diese Theorien helfen einem oft wenig, wenn man mit zitternder Hand vor dem weißen Blatt sitzt!

Darum hier meine persönliche Übersetzung:

Gestalte deine Form so, dass sie einfach, klar, ausgewogen – und trotzdem spannungsvoll ist.

Klingt paradox? Ist es auch. Doch wer das Prinzip einmal verstanden hat, kann selbst aus dem simpelsten Motiv etwas Traumhaftes machen.

Faustregel:
Eine gute Form ist so einfach, dass man sie versteht – und so komplex, dass sie interessant bleibt.

Die Grundform vereinfachen!

Am Anfang steht immer die typische Form.
Man soll sie auf den ersten Blick erkennen: „Das ist ein Haus!“ oder „Das ist ein Stuhl!“.

Mach es dir ruhig einfach – die Grundform rockt das Ding!

Das nennt man das Gesetz der Prägnanz:


Wir merken uns die klarste, einfachste Struktur.

Ein Dreieck versteht das Auge schneller als ein krummes Vieleck. Ein Haus? Ein Viereck mit einem Dreieck obendrauf.

Das heißt: Die einfachste Struktur als Grundform ist die am besten verständliche Form.

Aber so einfach ist es dann doch nicht! Zu einfache Formen wirken wie von Kinderhand gemalt.
Das Ziel ist, eine Form zu entwickeln, die einfach, erkennbar und ausdrucksstark ist.

Die gute Foem Anleitung tine Klein Tutorial

Wie stärkt man die Aussage einer Form?

Eine interessante Form ist nicht überfrachtet mit Details, sondern klar genug, dass das Auge sie versteht – und komplex genug, dass sie den Betrachter beschäftigt.

Ich möchte ein ausgewogenes Gleichgewicht, aber auch ein bisschen „Entertainment“ in der Form.

Schau dir mal dieses einfache Motiv an:

Der weiße Bereich des Bauernhauses ist ganz klar als Haus zu identifizieren.
Also – ein Kasten mit einem Dreieck drauf!

Ob eine Form top oder flop ist, liegt an ihrer Aussagekraft.

Klappern gehört zum Geschäft!
Jetzt machen wir die Form interessanter. Dort, wo eine Form spannend wirken soll, stärkt man ihre Ecken!

Wenn wir eine Form betonen möchten, sind die Ecken von äußerster Bedeutung – sie machen eine Form verständlich!

Deshalb ziehe ich im Bild die Ecke meines Bauernhauses etwas weiter heraus.

Nun erkennt selbst ein flüchtiger Blick, dass es sich um ein Bauernhaus mit großem Dachüberstand handelt.

Das, was du an einem Motiv betonen möchtest, bekommt besonders interessante Ecken!

Und dies stärkt auch noch die erzählerische Kraft deiner Bilder.

Dadurch entsteht auch im Kopf des Betrachters eine Geschichte:
Ist das Süddeutschland oder die Schweiz?

Er zieht seine eigenen Schlüsse – und genau das wollen wir!

Aber Vorsicht – wir wollen das Motiv nicht einklemmen.
Das heißt nicht, dass man es beim Zeichnen zum Kasten machen muss.

Beim Zeichnen und Malen werden nur die wesentlichen Eigenschaften betont.

Alles, was weniger interessant sein soll, wird lockerer, lässiger behandelt.

So signalisierst du dem Betrachter: Hier darfst du zur Ruhe kommen.

Das siehst du im Bild deutlich – auf der linken Seite des Hauses und auch bei der Landschaft daneben.


Dort läuft alles ruhiger, weicher, mit weniger Betonung.


So lenke ich das Interesse gezielt auf die Hausform und lasse die Umgebung als Bühne wirken.

Im Bild  erkennt man das gut:


Der weiße Teil des Hauses bringt Ruhe und Klarheit, aber der linke Teil mit seiner leicht schrägen, unregelmäßigen Dachkante sorgt für Spannung und Überraschung.

Das ist die Kirsche auf der Torte!

Das bedeutet: Einerseits ist das Haus klar erkennbar, aber gleichzeitig leicht asymmetrisch, also unerwartet.
Dadurch bleibt das Auge länger interessiert – es will verstehen, was hier passiert.

So funktioniert übrigens auch der Goldene Schnitt:
Er rückt Motive ein wenig aus der Mitte und erzeugt so einen spannenderen Bildaufbau.
Wenn du also die Symmetrie leicht brichst, entsteht Bewegung und Spannung.

Setze ein Objekt leicht aus der Mitte herraus– das bringt schon viel.

Dann beginnt das Auge zu wandern – es sucht Balance, findet sie und bleibt dadurch länger in der Zeichnung oder im Aquarell.


Mehr dazu in einem anderen Blog (siehe unten).

Ein Profi wird unruhig, wenn seine Zeichnung zu symmetrisch ist!
Künstler wie Degas oder Hokusai haben Asymmetrien meisterhaft genutzt – sie geben dem Auge immer eine Aufgabe.
In ihren Bildern ist Bewegung.

Bauhaus-Weisheit: Spannung und Gleichgewicht

Mein Großvater war am Bauhaus und erzählte mir:
Im Unterricht dort lehrte man, dass jede Fläche oder Form dann „gut“ wirkt, wenn sie

Spannung und Gleichgewicht zugleich besitzt.

Gleichgewicht schafft visuelle Ruhe.
Ungleichgewicht bringt Energie.

Wenn beides vorhanden ist, hält das Auge still – aber aus Interesse, nicht aus Langeweile.

Daraus ergibt sich eine einfache Faustregel für die gute Form:


Halbiere dein Motiv einmal längs und einmal quer.

Sind beide Formen unterschiedlich und trotzdem interessant, hast du eine perfekte Form erzeugt.

Das ist keine ausgedachte Regel, sondern die praktische Anwendung einer komplexen Gestaltungstheorie.

Warum das funktioniert?


Weil dabei zwei Dimensionen der Balance geprüft werden – horizontal und vertikal.

So werden sowohl die Links-Rechts-Balance als auch die Oben-Unten-Balance berücksichtigt.

Unterschiedlichkeit erzeugt Spannung, Ausgewogenheit erzeugt Ruhe.


Wenn beide Hälften exakt gleich sind, wirkt es statisch.


Sind sie völlig ungleich, wirkt es chaotisch.
Die Regel fordert: Mach beide Teile interessant – aber lass sie zusammenwirken.

Etwas muss eine Seite mit der anderen verbinden.


Teilt man das Haus einmal längs und einmal quer, erkennt man, wie ich der Regel folgte.
Teilung vertikal: Das Haus ist rechts klar und weiß – eine gut erkennbare Form, die Ruhe bringt.
Die linke Seite ist kontrastreich, schräg und ein wenig anarchisch – das bringt Spannung.
Horizontale Teilung: Die obere Hälfte mit dem Dach gibt starke Formen, macht klar, dass es ein Haus ist, und bringt Spannung und Pfiff.
Unten haben wir Ruhe und eine klare Trennung von Licht und Schatten. Die Form passt.

Fazit zur guten Form beim Malen und Zeichnen

Eine gute Form ist kein theoretisches Gebilde, sondern eine Verabredung zwischen Auge, Herz und Gehirn.

  • ist klar, aber nicht banal

  • vereint Spannung und Ruhe

  • folgt einer inneren Logik oder Bewegung

  • erzählt eine Geschichte

Man könnte sagen:
Eine gute Form ist das Gespräch zwischen dir und dem, was du siehst.

Liebe Grüße
Tine

5000 lesen – nur eine Handvoll spendet.
Ein bisschen peinlich… und deshalb ein umso größerer Dank an euch!
Ihr seid die stillen Heldinnen und Helden im Hintergrund.
Danke, dass ihr Kultur nicht nur genießt, sondern tragt. 💛🎨

CHF

Weiterlesen zum Bildentwurf:

Der goldene Schnitt

https://blog.herz-der-kunst.ch/der-goldene-schnitt/

Zeichnung und Aquarell verbinden, Linie trifft Farbe

Zeichnung und Aquarell verbinden – wenn Linie und Farbe miteinander tanzen

Viele glauben, Zeichnen sei die Vorbereitung – die Pflicht, bevor die Kür des Malens beginnt.

Vorzeichnen, dann Malen.

Aber das stimmt nicht. Zumindest nicht, wenn man beides gleichzeitig benutzt.

Der Stift ist kein Diener der Farbe, er ist ihr Dirigent.

Die Linie ist die Macht, die alles sichtbar macht. Sie schafft Form, Tiefe und Rhythmus – selbst dann, wenn kaum Farbe da ist.

Ein kräftiger Strich kann den Blick lenken wie ein Blitz im Nebel.

Zeichnen:

Wenn man nur zeichnet, entsteht eine Welt aus Struktur, nur aus Linien. Der Fokus liegt auf dem Aufbau, auf Proportion, Richtung und Spannung.

Jedes Detail und jede Fläche müssen mit dem Stift gefüllt werden.

Das kann mitunter sehr viel Arbeit sein, denn kleine Linien müssen eine ganze Welt erschaffen.

Man sucht Wege, wie man Strukturen, Details und Schatten zusammenfügt.

Doch sobald Farbe ins Spiel kommt, ändert sich alles – der Zeichenstil wird weicher, offener, manchmal fast frecher. Plötzlich darf der Strich tanzen, darf weglassen, darf sich auch mal verirren. Farbe bringt Emotion, Licht und Atmosphäre hinein, und die Linie reagiert darauf, wie eine Jazzmusikerin auf den Rhythmus der Band.

Zeichnung und Aquarell verbinden, dann muss beides reagieren.

Oft ist das ein Schock und eine große Umstellung für den Zeichner, denn der Zeichenstil verändert sich. Wieso?

Ganz einfach: Man braucht keine doppelten Informationen!

Vieles lässt sich mit Farbe leichter darstellen als mit dem Stift. Eine Fläche malt man mit Leichtigkeit, da braucht man keinen Kasten aus Linien mehr wie bei der reinen Zeichnung. Es fallen also viele Striche weg, die man nicht mehr braucht.

Der Zeichenstil kann schlichter werden. Der Strich darf – und muss – nicht mehr alles machen.

Schau mal das Haus links neben der Kirche – es ist gemalt, nur das Dach ist gezeichnet!

Zeichnung und Aquarell verbinden – eine Variante ist: Erst malen, dann zeichnen

Wenn man die Reihenfolge einmal umkehrt – erst malt und dann zeichnet – öffnet sich eine ganz neue Freiheit.

Die Farbe gibt den Ton vor, legt Stimmungen an, schafft Flächen, ohne dass schon etwas definiert ist. Dann kommt der Stift und antwortet darauf. Er tastet sich an die Formen heran, betont, was wichtig ist, und ignoriert, was verschwimmen darf.

So entsteht ein Dialog zwischen Fläche und Linie: Die Farbe atmet, die Linie spricht.

Es ist ein wunderbares Gefühl, wenn sich das Verhältnis umdreht – wenn nicht mehr die Linie die Farbe fesselt, sondern die Farbe die Linie lockt.

Dann darf der Stift verspielt sein, darf übermalen, darf etwas verschieben, darf sogar Fehler machen.

Gerade diese kleinen Unstimmigkeiten zwischen Zeichnung und Aquarell bringen Leben. Wenn die Kontur nicht genau dort sitzt, wo die Farbe endet, entsteht Bewegung. Es wirkt, als ob das Motiv atmet. Das bringt oft Licht ins Bild – sieh die rechte Seite des Turmes!

Ich mag es besonders, wenn man beim Kolorieren den Mut hat, nicht alles zu treffen. Wenn die Farbe großzügig und formlos ist, während der Stift danach sucht, was sie andeutet. Diese kleinen Versätze, das Nicht-Perfekte – sie machen Bilder lebendig. Es ist, als würde man mit zwei Sprachen sprechen: Die Farbe erzählt, wie sich etwas anfühlt, und die Linie erklärt, was es ist.

Die Linie darf sich auch mal verhalten wie ein kleiner Kobold!

Sie ist mal größer und mal kleiner als die Farbe, hopst durchs Bild, neckt sie, widerspricht ihr.
Malen und Zeichnen – das ist ein Spiel und keine festgelegte Reihenfolge.

Spiele mit Malen und Zeichnen

Mein persönlicher Tipp: Spiele mit der Reihenfolge! Zeichne einmal locker und male danach – und beim nächsten Mal genau umgekehrt. Beobachte, wie unterschiedlich sich dein Denken verändert. Wenn du zuerst malst, denkst du in Flächen, in Licht und Schatten. Wenn du zuerst zeichnest, denkst du in Formen, in Strukturen. Und irgendwo dazwischen entsteht der Moment, wo beides sich trifft – wo aus Skizze und Farbe plötzlich Kunst wird.

Das Schönste daran: Man kann gar nichts falsch machen.

Malerei und Zeichnung sind wie zwei gute Freunde – sie verstehen sich am besten, wenn sie sich nicht zu sehr kontrollieren.

Malen und Zeichnen – warum Frechheit erlaubt ist

Vielleicht fragst du dich, warum ich mit der Farbe so herumschmieren darf – und warum das Bild trotzdem gut aussieht, selbst wenn der Stift sich nicht an die Farbe bindet.
Warum sehen solche Bilder nicht chaotisch aus, obwohl scheinbar nichts seine Ordnung hat?

Ganz einfach: Weil das Auge nach Beziehungen sucht, nicht nach Perfektion.

Es liebt das Spiel zwischen Linie und Fläche, weil dort Bewegung, Spannung und Rhythmus entstehen. Wenn Zeichnung und Aquarell ein wenig gegeneinander arbeiten, entsteht kein Fehler – sondern Energie.

Die künstlerische Erklärung:
In der Kunst lebt jede gute Arbeit vom Kontrast. Linie und Fläche, Hell und Dunkel, Präzision und Lockerheit – sie brauchen sich gegenseitig. Wenn man zu sauber arbeitet, verliert das Bild seine Lebendigkeit. Diese „Frechheit“ – das bewusste Nicht-Treffen, das…

Überlagern, das leicht Verschobene – erzeugt visuelle Reibung.

So entstehen jene kleinen Irritationen, die das Auge wach halten. Ein Bild, das zu perfekt ist, wird tot – man sieht es, und man ist fertig damit.
Aber ein Bild, in dem Linie und Farbe sich necken, bleibt spannend.

Die Wahrnehmung erklärt das ähnlich:
Unser Gehirn liebt Unschärfe, solange sie Sinn ergibt. Wenn sich Zeichnung und Aquarell leicht überlagern, versucht das Auge automatisch, die Verbindung herzustellen – es ergänzt, was fehlt, und rundet die Wahrnehmung ab.
Das erzeugt dieses wunderbare Gefühl von „lebendig“. Wir spüren Bewegung, obwohl alles still ist. Die kleinen Abweichungen sind das, was der Psychologe Rudolf Arnheim „visuelle Energie“ nannte – sie halten das Bild im Fluss.

Darum darf die Linie frech sein.
Darum darf die Farbe über den Rand laufen.

Und wenn du dich traust, beides frech zu vermischen, dann verbindest du nicht nur Zeichnung und Aquarell, sondern auch Denken und Fühlen, Kopf und Herz.

Liebe Grüße Tine

Zum Schluss ein kleiner, aber ernster Gedanke:
Ich stecke jede Woche viele Stunden in Herz der Kunst, damit du hier kostenlos lesen, lernen und staunen kannst.
Über 10 000 Menschen lesen regelmäßig mit – aber nur wenige spenden.
Ganz ehrlich: Das ist ein bisschen peinlich.
Wenn du diesen Text mochtest, wenn er dir etwas gebracht oder dich inspiriert hat, dann unterstütze bitte meine Arbeit mit einer kleinen Spende.
Denn so bleibt Herz der Kunst lebendig – und frei.

CHF

Sehen lernen ist Malen lernen!

Basel Herbst an der Promenade….

 

Sehen lernen: Wenn das Gehirn sieht – und nicht das Auge

Vielleicht kennst du das auch: Du bist ganz versunken in dein Motiv, konzentrierst dich auf das Licht auf dem Dach der Kirche, die Spiegelung im Wasser, die vibrierende Kante eines Schattens – und der Rest?

Verschwindet einfach.

Mist!!! Schon wieder was vergessen!

Muss ich konzentrierter sehen lernen?

Wir glauben, das Auge sei eine Kamera, die alles gleichzeitig erfasst.


Aber in Wahrheit ist es das Gehirn, das uns die Welt „zusammenbaut“ – wie ein Puzzle aus lauter kleinen Wahrnehmungsfragmenten.

Nur ein winziger Bereich deines Sehens – die sogenannte Fovea – liefert scharfe Informationen. Sie ist kaum größer als ein Daumennagel auf Armlänge.

Krass, oder? Unser Gehirn baut also das Motiv aus daumennagelgroßen Stückchen zusammen! Da kann man nur staunen, oder?

Alles drumherum ist unscharf, wird aber vom Gehirn ergänzt. Beim Malen, wenn du dich auf einen bestimmten Punkt konzentrierst, arbeitet dein Gehirn mit Hochdruck – aber eben nur dort.

Was daneben liegt, fällt durch das Raster.

Das heißt, ich muss nicht neu sehen lernen – ich vergesse beim Malen so viel, weil ich konzentriert bin!

Das selektive Sehen – warum Sehen lernen auch Fokussieren lernen ist

Unser Gehirn filtert ständig. Es entscheidet, was wichtig ist und was nicht.

Ohne diesen Filter würden wir in der Reizflut untergehen.

Beim Malen funktioniert dieser Filter allerdings anders:

Er folgt der künstlerischen Aufmerksamkeit, nicht der Logik.

Das heißt: Wenn ich immer wieder die Mauer an der Uferkante von Basel fast vergesse, sie kürze und die Ufermauer winzig im Vergleich zu ihrer echten Dimension male –

– dann liegt das daran, dass mein künstlerisches Interesse woanders liegt!

Wasser zu malen ist schwer, macht mir aber enorme Freude.
Das Schattenspiel auf dem Dach des Münsters in Basel fasziniert mich.
Auch die Bäume liebe ich … aber die Mauer? Der graue Stein!
Er stellt mir keine Herausforderung – und deshalb filtert mein Gehirn ihn frech raus!

Das ist kein Fehler – das ist Neurobiologie in Aktion.

Unser visuelles System wurde dafür gemacht, uns auf das zu konzentrieren, was Bedeutung hat.


Und Bedeutung ist immer emotional: das, was uns anzieht, was uns berührt oder was uns gerade eine malerische Lösung abverlangt.

Vergesse ich also etwas im Motiv, dann merkst du, dass es mich nicht berührt hat!

Mein Herz hat nicht daran geklebt!

Ich muss nicht neu sehen lernen – das Bild zeigt dir ganz genau, wo ich gut gesehen habe, weil mein Herz und meine Augen darauf zugeflogen sind.

Der Flow als Tunnel – Sehen lernen ist Weglassen lernen

Wenn wir im Flow sind, verändert sich die Art, wie unser Gehirn arbeitet.
Im Flow schaltet sich der präfrontale Cortex teilweise herunter – das ist der Bereich, der normalerweise für Planung, Selbstkritik und Ordnung zuständig ist.

Deswegen macht mich Malen so zufrieden und glücklich.

Das erklärt, warum sich das Malen manchmal „wie von selbst“ vollzieht, aber auch, warum wir dabei ganze Dinge „vergessen“.

Den Flow würde ich nicht für das Sehen lernen abgeben wollen!

Denn im Flow bin ich ganz ich – ich bin mit der Welt verbunden. Das ist ein wunderbares Gefühl.

Ich könnte sagen: Mein Auge ist verschmolzen mit mir und der Welt!

Im Flow sieht mein Kopf, was mir wichtig ist, und …

das ist wunderbar – nur nicht immer vollständig.

Warum wir bestimmte Teile nicht sehen – und was das mit Sehen lernen zu tun hat

Unser Sehen ist kein gleichmäßiger Scan, sondern eine Kette von kleinen, schnellen Augenbewegungen – sogenannten Sakkaden.

Zwischen diesen Momenten sind wir „blind“.

Unser Gehirn setzt die Welt zwischen diesen Blicksprüngen zusammen. Was dabei keine emotionale Relevanz hat oder nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit liegt, wird einfach ausgelassen.


Deshalb „sehen“ wir es nicht, obwohl es physisch da ist.

Merkwürdigerweise habe ich das oft beim Einkaufen – ich finde etwas nicht, obwohl es direkt vor meiner Nase steht!


Aber auch beim Malen vergesse ich Teile der Welt.

Beim Malen im Freien ist dieser Effekt noch stärker.
Draußen ändern sich Licht, Wind, Geräusche, Menschen ziehen vorbei – das Gehirn sortiert gnadenlos.
Es sagt: „Das ist wichtig, das nicht.“

Und trotz allem Bestreben nach dem Sehen lernen ist dies doch etwas sehr Schönes!

Frei nach dem Motto:

Vergiss doch den ganzen Scheiß!

Und genau deshalb entsteht dieses Paradoxon:

Die Bereiche, auf die du dich konzentrierst, werden intensiv und stark – der Rest verschwindet.

Das heißt: Mit jedem Bild zeigst du, wer du wirklich bist!

Wie man Sehen lernen kann, ohne sich selbst zu verleugnen

Man kann diesen Mechanismus trainieren – nicht abschalten, aber erweitern.
Es hilft, das Motiv vor dem Malen mit den Augen „abzuwandern“, wie ein Spaziergänger durch ein Gelände.

Nicht analysierend, sondern beobachtend.

Statt sofort loszumalen, kurz das Blickfeld schweifen lassen:

Man kann sich bewusst zwingen, auch das Unscheinbare zu bemerken – die Zwischenräume, die Übergänge, die Nebensächlichkeiten.

Aber man kann es mit Ruhe angehen.

Trotzdem ärgere ich mich oft, wenn ich etwas Wichtiges vergessen habe!

Doch ich stelle die Frage in den Raum:

Was ist wichtiger – das genaue Sehen oder die Art, die Welt zu sehen, wie ein Künstler sie sieht?

Und so werde ich ein Leben lang an der Balance zwischen Sehen lernen und die Welt sehen, wie sie mich interessiert, arbeiten.

Gott sei Dank kommt ja nicht die Malpolizei und stellt mich zur Rede, weil ich mal wieder die Uferwand des Münsters eingerissen habe.

Herzliche Grüße von Tine,
die immer noch nicht übers Wasser laufen kann –
und auch nicht richtig sehen kann und will.

Herzlichen Dank an alle, die gespendet haben!

CHF

Nach dem letzten Aufruf sind tatsächlich einige Spenden eingegangen – das hat mich sehr gefreut. Es zeigt, dass euch das Herz der Kunst am Herzen liegt. Und ihr dürft euch freuen dadurch kann ich Artikel realisieren die Materialkosten haben!

Bitte bleibt dabei! Die öffentliche Hand fördert eure Hobbys nicht. Unterstützung fließt fast ausschließlich in die großen Häuser, nicht in die freie Kunstszene, in Blogs oder in unabhängige Bildungsarbeit.

Ehrlich gesagt: Von über 5000 Leserinnen und Lesern im Monat spendet bisher nur eine Handvoll. Das ist schade, denn mit ein paar Euro von jedem könnte ich sehr viel mehr für euch auf die Beine stellen.

Ich möchte seit Jahren mehr für euch tun – aber das geht nur mit eurer Unterstützung.
Wenn ihr also mögt, dass Herz der Kunst weiter frei und unabhängig bleibt, dann helft mit. Jeder Beitrag, egal wie klein, bewirkt etwas.

Weiterlesen zum Thema:

https://blog.herz-der-kunst.ch/jeder-maler-muss-3-mal-sehen-lernen/

Malen macht glücklich!

Malen macht glücklich!

Wirklich? Hat sich Van Gogh nicht das Ohr abgeschnitten?

Malen macht glücklich? Mich auf jeden Fall – ja!

Wenn ich den Glückszustand bewahre.

Ich setze mich hin, mein Kopf hört auf zu kreiseln, und ich sehe mir das Schöne an. Plötzlich habe ich keinen Stress mehr, ich höre auf zu grübeln,  und die Schönheit und ich – wir haben Zeit füreinander!

Eine kleine, lebenslange Romanze! Wenn ich mit ihr zusammen bin, vergesse ich alles.

Oft hilft mir auch, dass das Malen schwierig ist – ich muss Entscheidungen treffen, und plötzlich bin ich raus aus der Mühle des Alltags … ich denke nur an das Malen.

Und das ist nicht nur bei mir so …

Die Wissenschaft weiß es! Nutzst du es?

Ja, es gibt erstaunlich viele wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, warum Malen uns zufrieden, ja manchmal sogar zutiefst glücklich macht. Und es ist kein Zufall, dass viele von uns beim Malen in einen Zustand geraten,

in dem die Zeit verschwindet und der Kopf endlich still wird.

Neurologie und Psychologie können heute recht genau erklären, was dabei im Gehirn geschieht – und warum gerade das bewusste Sehen, das Rausgehen in die Natur und das kreative Tun so wohltuend wirken.

Malen macht glücklich, weil es den Kopf abschaltet – manchmal zumindest.

Beginnen wir im Kopf:

Beim Malen schaltet das Gehirn von der sprachlich-analytischen linken Hemisphäre in einen Modus, der stärker von der rechten Hirnhälfte getragen wird – dort, wo räumliches Denken, Intuition und Emotion beheimatet sind. Dieser Wechsel entlastet das sogenannte Default Mode Network,

also jene Hirnregion, die ständig mit Grübeln, Planen und Selbstreflexion beschäftigt ist.

Die Welt ist so laut und kompliziert!

Sobald wir malen, wird dieses Dauerrauschen leiser.

Neurologisch messbar sinkt die Aktivität in Arealen, die mit Stress und Selbstkritik verbunden sind, während Bereiche, die mit Belohnung, Zufriedenheit aktiver werden.

So zumindest habe ich es gelesen und so fühle ich es auch.

Vertiefung ist Glück.

Der Psychologe Mihály Csíkszentmihályi hat den Begriff Flow geprägt – jenen Zustand völliger Vertiefung, in dem man aufhört, sich zu beobachten, und stattdessen ganz im Tun aufgeht.

Im Flow produziert das Gehirn vermehrt Dopamin und Endorphine, die uns euphorisch, aber gleichzeitig ruhig und klar machen. Künstler berichten dann oft:

„Ich war einfach weg – nur Farbe, Wasser und ich.“

Das ist kein poetischer Zufall, sondern Biochemie.

So geht es mir häufig beim Malen in der Natur.

Die Natur ist meine Kathedrale.

Dies hier ist einer meiner Lieblingsplätze – die Basler Schleuse mit Blick auf die Autobahn.

Malen macht Glücklich! Schwarzwaldbrücke Basel, Tine Klein Aquarell

Im Flow finde ich sogar Autobahnbrücken aus Beton höchst befriedigend.

Ich nutze das Malen, um das Schöne im Alltäglichen zu sehen.

Malen macht glücklich – und es lehrt sehen!

Doch Malen ist nicht nur Gehirnchemie – es ist auch Wahrnehmungsschulung.

Wer malt, sieht anders.

In der Natur den Schatten einer Wolke zu beobachten oder eben die Spiegelungen einer Autobahnbrücke – all das aktiviert unser visuelles System auf hohem Niveau. Neurowissenschaftlich ist bekannt, dass aktives Beobachten die Verbindungen zwischen sensorischen und emotionalen Zentren stärkt.

Sprich: Wir sind ganz im Fühlen und Beobachten.

Das bedeutet:

Was wir aufmerksam sehen, wird emotional bedeutsam.

Deshalb empfinden viele Künstler beim Malen in der Natur ein tiefes Glücksgefühl –

sie sind buchstäblich „auf Empfang“ für die Welt.

Und das klappt auch in einer Umwelt, die nicht perfekt ist.

Psychologisch betrachtet wirkt Malen wie eine achtsame Meditation.
Es entschleunigt, weil man lernt, wirklich hinzusehen, statt nur zu erkennen. Die Psychologin Ellen Langer beschreibt Achtsamkeit als

„aktives Wahrnehmen der Unterschiede“

– genau das passiert, wenn man draußen malt: Jeder Himmel ist anders, jeder Schatten erzählt eine andere Geschichte. Diese Art der Aufmerksamkeit zieht uns aus den Routinen des Alltags.

Lehrt uns zu sehen, aber nicht zu bewerten.

Sie ist das Gegenteil von Bildschirmzeit: Wir erleben direkt, körperlich, unmittelbar.

Hast du dich schon mal nach vier Stunden iPad oder Fernsehen durch und durch gut gefühlt?

War das befriedigend?

Gefühle akktivieren:

Hinzu kommt das Sinneserlebnis. Selbst ein Foto aktiviert beim Malen schöne Erinnerungen. Plötzlich kommen sogar Gerüche zurück, die du längst vergessen hattest – noch besser, wenn man draußen malt!

Beim Malen bin ich zufrieden, und das speichert mein Körper.

Selbst das Geräusch meines Wasserbechers und des Pinsels bringt mir Zufriedenheit – all das sind Eindrücke, die mein Gehirn mittlerweile liebt. Weil es weiß: Jetzt geht Tines gute Zeit los!

Lernen, Kreativität und Schönheit! Man könnte sagen: Beim Malen repariert sich das Gehirn selbst – es sortiert, beruhigt und erfindet sich neu.

Malen macht glücklich – besonders draußen!

Auch das Rausgehen spielt eine zentrale Rolle. Studien zeigen, dass der Aufenthalt in der Natur das Stresshormon Cortisol messbar senkt und gleichzeitig Serotonin ausschüttet. Wenn man nun malt, verstärkt sich dieser Effekt: Man wird vom Beobachter zum Teil der Umgebung.

Wer sich auf ein Motiv einlässt, atmet anders, steht still, hört genauer hin –

und findet dadurch jene Art von Ruhe, die weder auf der Couch noch im Fitnessstudio zu haben ist.

Es gibt also gute Gründe, warum das Malen glücklich macht.


Es ist kein esoterisches Geheimnis, sondern eine biologische Tatsache: Kreatives Tun, Naturerleben und konzentriertes Sehen bringen das Nervensystem in Balance. Sie erlauben es dem Geist, wieder mit dem Körper zu sprechen.

Während wir malen, tun wir unbemerkt etwas viel Größeres:

Wir heilen die Trennung zwischen Denken und Fühlen. Wir kommen buchstäblich zu uns selbst zurück.

Malen macht glücklich – aber nur, wenn du es zulässt!

Drum mach dir das Erlebnis nicht kaputt, indem du zu kritisch mit dir bist.

So ein Bild wie hier betrachte ich fast als Abfall.


Nicht, weil ich es nicht wertschätze, sondern weil es nur das Produkt der eigentlichen Kunst ist.

Die Kunst ist, zu beobachten, sich selbst und die Umwelt in eine gemeinsame Schwingung zu versetzen. Die Kunst ist, ganz in der Welt zu sein.

Was ist, wenn ich mit meinen Bildern dennoch nicht zufrieden bin?

Oft verfliegt das Glück direkt nach dem Malen. Dann kommt der Nörgler in uns raus!
Malen macht glücklich – aber was ist, wenn ich mit meiner Leistung absolut nicht zufrieden bin?

Nörgeln hilft nicht.

Beobachten aber schon! Beobachte deine Bilder wertungsfrei! Dann kann man von den eigenen Fehlern lernen. Mir hilft, dass ich mir selbst vorgaukle, dies sei nur die Vorzeichnung, die Skizze vor dem richtigen Bild.

Ich kann es ja nochmal tun! Durch diesen kleinen psychischen Trick bewahre ich das Glück.

Liebe Grüße ins Wochenende
Tine

Herzlichen Dank an alle, die gespendet haben!
Nach dem letzten Aufruf sind tatsächlich einige Spenden eingegangen – das hat mich sehr gefreut. Es zeigt, dass euch das Herz der Kunst am Herzen liegt.

Aber ich möchte euch eines bewusst machen: Die öffentliche Hand fördert eure Hobbys nicht. Unterstützung fließt fast ausschließlich in die großen Häuser, nicht in die freie Kunstszene, in Blogs oder in unabhängige Bildungsarbeit.

Ehrlich gesagt: Von über 5000 Leserinnen und Lesern im Monat spendet bisher nur eine Handvoll. Das ist schade, denn mit ein paar Euro von jedem könnte ich sehr viel mehr für euch auf die Beine stellen.

Ich möchte seit Jahren mehr für euch tun – aber das geht nur mit eurer Unterstützung.
Wenn ihr also mögt, dass Herz der Kunst weiter frei und unabhängig bleibt, dann helft mit. Jeder Beitrag, egal wie klein, bewirkt etwas.

Herzlichen Dank fürs Mittragen und Dabeisein!
Eure
Tine Klein

 

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