Mischen lernen ist sehr einfach!
Wenn man weiß, wie! Nur leider braucht man dafür so viel Fachwissen, dass jeder Anfänger beim Erlernen des Farbenmischens heillos verloren ist. In jedem Buch über das Malen lernen gibt es ein Kapitel zum Mischen von Farben. Über dieses Kapitel könnte ich mich kaputtlachen.
Gelb + Blau = Grün
Gelb + Rot = Orange
Rot + Blau = Violett
Dazu wird ein hochtrabender Farbkreis gezeigt. In der Mitte liegen dann Schwarz und Grau.
Tatsache ist, dass diese kleine theoretische Betrachtung natürlich absolut stimmt, aber überhaupt nichts mit dem Alltag des Farbenmischens zu tun hat.
Denn wir Maler sind was Tolles,
denn ohne uns hätte das Chaos kein Zuhause!
Wir mischen mit allem! Unsere Farbkästen sind riesig, und ich habe bis jetzt nur sehr selten einen Menschen gesehen, der wirklich nur aus drei Grundfarben mischt!
Wir mischen dennoch aus einer chaotischen Menge an Farben. Niemand erklärt uns, wann und wie Farbe zusammenpasst.
Ein Schaubild mit drei Farben nützt uns gar nichts.
Es wird auch nicht erklärt, wie man Farben genauso hinbekommt, wie man sie haben möchte.
Unendlich viele Möglichkeiten!
Und nun macht sich der Schüler auf die Suche nach den richtigen Farben, was darin endet, dass man unendlich viele Farben kauft und doch nie die richtigen hat. Man verliert in der Masse der wunderschönen Farben einfach den Überblick. Und so werden die Grundmechanismen des Mischens undurchschaubar.
Mischen kann verwirrend sein!
Ein- bis zweimal im Jahr gehe ich zu Kollegen, um nicht zu vergessen, wie es ist, ein Schüler zu sein. Diesen Kollegen ging es genauso wie meinen Schülern. Obwohl der Maler seit Jahrzehnten Profi ist, hat er nicht begriffen, wie man Farben mischt. Er packte 5 Kästen mit ca. 120 Farben aus. Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf. Wenn man bedenkt, dass eine Tube Farbe ca. 14 – 20 Fr. kostet, legte der Mann einen Gegenwert von 1600-1800 Fr. auf den Tisch. Franken und Euro entsprechen sich im Moment. Ich möchte nur mal anmerken, dass mein erstes Auto weniger Geld gekostet hat.
Viel zu viel! Teuer und unpraktisch!
Eine gewaltige Materialschlacht!
Das Malen wird dadurch unglaublich teuer. Das Traurige daran ist, dass man fast alle Farben selbst mischen kann. An dieser Stelle sagen die meisten Lehrbücher, dass man alle Farben aus drei Grundfarben mischen kann.
Hier möchte ich absolut widersprechen, das kann man nicht! Es gibt sehr viele Farben mit speziellen Eigenschaften, die kann man nur erzeugen, wenn die speziellen chemischen Eigenschaften vorhanden sind.
Für das normale Mischen reichen sechs Farben. Wenn man von jeder Farbe eine kalte und warme Farbe hat, dann kann man zielgenau 99 % aller normalen Farben mischen. Dazu braucht man dann noch 2-5 Spezialfarben, um bestimmte Eigenschaften zu erzeugen, Granulation oder puderige Eigenschaften und so weiter.
Darum geht es heute aber nicht! Wie lernt man daraus Mischen?
Viel wichtiger ist es jedoch zu erlernen, wie man alle drei Farben gleichzeitig benutzt. Aus diesen Mischungen entstehen alle gebrochenen Töne sowie auch Grau und Braun.
Dadurch, dass man nur die drei Farben benutzt, wird man erfinderisch. So bemerkt man zum Beispiel, dass die Farbe von Dächern nicht aus Rot und Gelb gemischt werden kann. Die entstehende Farbe ist zu orange! Möchte man einen Ziegelton erzeugen, dann muss man der Mischung aus Rot und Orange noch eine kleine Spur Blau hinzufügen.
Man braucht also überwiegend zwei Farben und bricht sie dann mit einer Spur der dritten Grundfarbe.
Mischen lernen – eine Frage der Übersicht!
Wie du am Beispiel des Malers gesehen hast, können sich auch Profis in der Masse der Farben verlaufen. Dies liegt oft daran, dass man das Mischen mit drei Farben nicht richtig gelernt hat.
Oft landen wir beim Mischen in einem Farbkasten, der viel zu wenig Fläche zum Mischen hat.
Wenn man mit einem Farbkasten arbeitet, dann lernt man das Aufspannen nicht!
Aufspannen, eine Grundtechnik des Mischens
Das Aufspannen ist eine Technik des Mischens, ich habe dies in der Akademie beim Ölmalen gelernt. Maler, die mit Öl arbeiten, reihen ihre Farben am Rand der Palette auf und ziehen dann immer eine Spur der benötigten Farbe in die Mitte. Diese Technik nennt man Aufspannen.
Die Aufreihung erfolgt wie im Farbkreis!
Der Clou daran ist, dass man die Farben anordnet wie im Farbkreis, und so erhält man den Durchblick.
Finger weg von Mischfarben!
Die drei Grundfarben sind Blau, Gelb und Rot. Sollte eine dieser Farben schon in Richtung einer Mischfarbe tendieren, dann funktioniert das System nicht! Ist das Rot eher ein Orange oder das Blau fast ein Lila, wird diese Technik nicht funktionieren. Dann kann man die Funktionsweise des Mischens nicht erlernen.
Starte mit eindeutigen Primär-Farben!
Man mischt zuerst 2 Farben und beobachtet dann, was passiert, wenn man ein bisschen der 3. Farbe hinzufügt.
In der Mitte des Kreises entsteht eine Wolke aus Mischfarben , so begreift man die Einflüsse der einzelnen Farben.
Das nennt man Farbwolke! Diese Wolke ist die Basis eines Bildes und garantiert die Farbharmonie. Sie besteht immer aus 3 Farben.
Hier sieht man eindeutig wie aus Blau-Gelb-Grün Schwarz entsteht.
Bei der nächsten Wolke wurde das Blau ausgetauscht und nun dominieren Rot und Gelb. Durch die Mischerfahrung begreift man, wenig Blau oder schwaches Blau zu den beiden anderen Grundfarben erzeugt bräunliche Tönungen.
Durch die ursprünglich kreisförmige Anordnung der Farben begreift man leicht, wie sich Farben verändern, wenn man mischt:
Grundmechanismen erkennen!
So ist es dem Maler möglich, winzige Mengen der dritten Farbe in eine Mischfarbe zu geben. Bei dieser Methode entstehen alle gebrochenen Farben und Naturtönen.
Es ist wichtig, dass man beim Mischen- lernen zuerst nur mit drei Farben arbeitet!
Die Mischplatte hilft enorm, um Grundmechanismen zu erkennen!
In winzigen Mengen experimentieren!
Ich erzeuge zum Beispiel aus Blau und Gelb ein Grün. Was passiert nun, wenn ich dem Grün eine Spur Rot hinzufüge? Es entsteht ein herbstliches, bräunliches Grün.
Und so erkennt der Schüler, dass eine Spur Rot Grün immer altern lässt.
Immer dann, wenn man mit drei Farben arbeitet, dann begreift man die Mechanik des Farbenbrechens.
Dadurch, dass ich nur drei Farben habe, kann ich ganz genau begreifen, was passiert!
Sechs Grundfarben, warum?
In Standard- Farbkästen gibt es immer jeweils 2 der 3 Grundfarben.
Kalt und Warm
Bildet man das dreier Team aus nur kalten Farben, werden die Mischfarben aggressiv.
Diese Erkenntnisse sind unendlich wichtig für das Mischenlernen.
Bildet man das Dreier-Team aus nur warmen Farben, dann wirken die Farben reif und herbstlich, fast matschig: 3 meiner Lieblingsfarben, jedoch falsch kombiniert, weil alle warm sind.
Bildet man das 3er Team aus Kalt und Warm, entstehen sehr harmonische Töne.
Hier eine Mischung von kalten und warmen Farben im 3er Team.
Man sieht, dass die Farben harmonieren, in der Mitte entsteht Schwarz.
Nicht jedes 3er Team kann alles, das merkt man schnell beim Mischen. Hat man zum Beispiel ein warmes Blau und ein warmes Gelb im Team, dann kann man keine frischen Grüntöne mischen.
Schnappe dir die 6 Grundfarben deines Kastens und bilde 3er Teams! Versuch macht klug!
Tipp: Immer nur eine neue Farbe zu einem Team hinzufügen, so begreift man den Einfluss der neuen Farbe!
So passen dann auch alle Farben zusammen hier ein Bild mit 5 Farben:
Mischen lernen: das Mischbrett
Mischen lernen ohne Platz zum Mischen ist nicht möglich. Ein Mischbrett bietet genug Platz, um drei Farben zu erkunden. Generell kann man dafür jede weiße Oberfläche benutzen.
Die Mischpalette muss flach sein, damit die Farben nicht ineinanderlaufen.
Liebe Grüße ins Wochenende
Tine
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