Abstrahieren mit Genuss, weglassen aber was?

 


Ausmalen ist herrlich, weil man nicht denken muss!


Erwachsen werden ist blöd, da macht man sich Gedanken über so blöde Wörter wie abstrahieren!

Was war das noch schön als Jungs doof waren und man im Kunstwerk noch wusste wo es lang geht! Ausmalen ist herrlich und es entspannt!

Das erklärt auch warum es im Handel eine Vielzahl von Malbüchern für Erwachsene gibt:

Er mal herzhaft lachen möchte sollte mal auf Amazon eingeben Malbuch für Erwachsene!

Dann wird man von einer Flut von Büchern erschlagen.

Fast erstickt bin ich vor Lachen, als ich auf das folgende Malbuch stieß. Da bekommt der Begriff „Entspannung durch Malen“ ganz andere Dimensionen! Ein Malbuch für Männer! Das macht Lachfalten.

Nemt euch Zeit es zu gucken bis das Buch erscheint! Also Vorsicht! Kann aber auch zu Erstickungsanfällen führen!

Möpse ausmalen, es gibt nix was es nicht gibt! 

Auch wenn solche Malbücher natürlich total entspannen, schwarze Linien ausmalen hat nix mit Kunst zu tun!

Die Probleme beim Malen sehen ganz anders aus! Wir müssen so viel Realität auf ein kleines Blatt quetschen, das es schmerzt.

Abstrahieren, also weglassen mit mit Genuss? Das ist wohl ein Witz, für die meisten von uns ist es eine Qual. Frei, locker und ausdrucksstark sollen unsere Zeichnungen sein, doch malen viele von uns ganz kleinlich wie die Buchhalter, aus der Angst etwas falsch zu machen. Da werden Fenster gezählt und auf Teufel komm raus in winzige Häuser gequetscht.

 


Weglassen? Allheilmittel?


Ist Weglassen eine brillante Lösung?

Kann man einen Bobtail ohne Haare malen? Nö! Also sind wir genauso schlau wie vorher!

Viele glauben abstrahieren heißt weglassen! Ist schon recht, so ist es ja auch oft, aber jetzt mal in echt, was heißt abstrahieren?

Abstrahieren heißt: Schlüsse ziehen!

Und wenn man das weiß, dass abstrahieren nicht heißt, dass ich alles weglassen muss, dann wird es gleich viel einfacher und verständlicher.

Ich sitze im Urlaub im bayrischen Wald und hab ein altes Schulhaus vor der Nase

Ich folge der Frage:

Wie mache ich eine Form sichtbar und interessant? Was darf und muss beim abstrahieren bleiben?

Wenn ich jetzt im klassischen Sinne abstrahiere, also weglasse, dann sieht die Zeichnung so aus:

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Darf ich fragen? Strömt hier der bayrische Wald aus jeder Pore?

Nein! Dann ist klar, das diese Methode nicht sinnig ist! Ich nenne diese Art des Malens die Pappkiste.  Es ist so sinnvoll und nahrhaft, als wenn man  die Pappverpackung des Müslis ist anstatt des Müsli.

Die „Pappkiste“ ist eine sehr gefährliche Art zu malen, hier fehlt alles was ein Objekt spannend macht. Gähnend langweilig, so malt man Objekte, die man verschwinden lassen will.
Stift und Farbe geben die gleiche Information, alles wird umrandet.

Schon viel besser ist es, wenn man dem Häuschen seine typische Form gibt. Dabei muss man darauf achten, das man wirklich die Form herausarbeitet.

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Die charmanten Ecken machen es.

Die Ecken müssen ordentlich gezeigt werden, dann wird aus einer Box ein Häuschen.  Der Stift darf nicht nur umranden, er muss Dinge zeigen.

Abstrahieren heißt nicht alles weglassen was Spaß macht! Es geht viel besser!

Richtig zauberhaft wird es, wenn die Ecken betont sind, der Blickwinkel stimmt und das Besondere gezeigt wird.

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Abstrahieren heißt also, dass ich genau hingucke, was etwas zu etwas Besonderem macht!

Eine Aussage treffen! Ich zeige lieber 2 Fenster in ihrer Eigenart, als das ich alle male und man sieht nicht mehr den Unterschied zwischen Rokoko und Betonklotz!

Abstrahieren heißt nicht alles weglassen was Spaß macht! Es geht viel besser!

Es bleibt alles was typisch ist, zum Beispiel die Holzverkleidung. Tannen sind hier typisch, wenn sich also ein Laubbaum dorthin verirrt hat und ich räume auf im Bild, dann darf ich ihn getrost weglassen, weil er nichts für die Aussage des Bildes tut.

Faustregel: Alles was typisch ist halten und sogar übertreiben, alles was doppelt oder nicht aussagekräftig ist darf man weglassen.

 


Abstrahieren:  Machs mit Liebe!


1. Denk immer an die Ecken, den die geben die Form
2.Es ist sehr wichtig, dass sich der Stift von der Farbe löst. Umrahmen bringt nur dann etwas, wenn es wirklich Information gibt.
3. Was typisch ist, darf nicht weggelassen werden! Jägerzaun, Holzverlattung und Tannen sind sinnig im Bayrischen Wald, in Berlin wäre es anders.
4. Fenster sind keine Löcher, die exakte Anzahl ist weniger wichtig als die genaue Beobachtung. Weglassen ist Trumpf.
5. Wir sind keine Anstreicher, Farbe reflektiert und sieht erst gut aus, wenn sie abwechslungsreich gestaltet wird!

Und noch ein ganz wichtiger Tipp, lass niemals weg was Du liebst!

Von Herzen Tine

 

Ich wünsche euch ein tolles Wochenende. ich bin auf dem Weg nach Eutin wo wir gemeinsam das deutsche Urban Sketcher Treffen 2017 feiern.

 

 

Lust mehr zu lesen? Dann lies doch mal:  Weglassen ist eine Kunst 

 

 

 

5 commentaires sur “Abstrahieren mit Genuss, weglassen aber was?

  1. Da stimme ich von Herzen zu! Das Typische erfassen und sich nicht vom Klein-klein des Motivs nötigen lassen, und dem Ganzen dann noch eine persönliche Note geben – das ist wichtig und macht oft eine beeindruckende Slizze aus. Ich mag Deinen Ansatz sehr, dass das Herz auch mit auf dem Bild sein muss, und fühle mich darin durch Deine Blogeinträge immer wieder sehr bestärkt. Also danke für diesen Eintrag!

  2. Pingback: Alla prima: Malen in einem rutsch - Atelier Herz der Kunst

  3. Gestern duch Zufall draufgestossen – sehr erbaulich, dieser Blog. Hier wird mit einem Augenzwinkenr Wissen vermittelt – da liest Frau auch mal längere Passagen und schaut nicht nur Bilder. Hat mich sehr animiert und führt gerade zu einem frühmorgendlichen Kreativitätsentfaltungsversuch….

  4. Pingback: Was macht ein Motiv interessant? - Atelier Herz der Kunst

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