Das Spiel von Licht und Schatten in der Stadt

Licht und Schatten Tutorial von Tine Klein wie sich das sehen in der Nachtsicht verändert. Aquarell Basel Kohlenberg

 

Ich liebe Mary Poppins. Deshalb  hat  ihre grenzenlos positive Lebenseinstellung  meinen Geist sehr beeinflusst .

Mary Poppins Weisheiten für ein glückliches Leben sind immer großartig:

„Bedenkt, bevor der Tag vergeht, für etwas Spaß ist’s nie zu spät!“

Und schon sind wir beim heutigen Thema des Blogs: Für Spaß ist´s nie zu spät! Wie Hunderte von anderen Menschen mache ich im Moment Nachtspaziergänge. Sobald sich die meisten Menschen in ihre vier Wände verzogen haben, beginnen wir zu laufen, erobern die Stadt. Die Luft ist klar und die Stadt wunderschön beleuchtet. Im Moment machen wir Mondscheinspaziergänge und dabei ist mir etwas aufgefallen.

Der Purkinje -Effekt:

Wie bitte,  was?

Purkinje ist kein kleines haariges Monster, das durch die Straßen von Basel streift. Purkinje ist eine Veränderung des Sehens, wenn die Nachtsicht einsetzt. Dazu aber später.

Sonnenlicht ist sehr gelblich. Mondlicht ist das reflektierte Licht der Sonne.

Wieso hat Mondlicht dann eine andere Farbe?

Vielleicht ist dir schon mal aufgefallen, dass die Sonne sehr gelb wird, fast rot, wenn sie tief am Himmel steht. Der Mond steht sehr häufig noch tiefer als die Sonne, und deshalb ist das Licht, was er von der Sonne reflektiert,  noch etwas gelber!

Jetzt würde ich gerne durch meinen Computerbildschirm in dein dummes Gesicht gucken können!

Gelber! Ist die Tine jetzt irre geworden?

Mondlicht ist doch silbern!

Und nun sind wir ganz tief im Purkinje -Effekt:

Licht und Schatten beeinflussen, wie das Auge sieht. Der Purkinje -Effekt ist ein Effekt,  der in unserem Auge auftritt, wenn es um geringe Lichtstärke geht. Das fürchterliche Fachwort müsst ihr euch natürlich nicht merken. Doch ihr werdet sehen,  dieser kleine wissenschaftliche Exkurs lohnt sich, um tolle Bilder zu malen.

Hat das Auge so wenig Licht,  um normal zu sehen, dann fallen zuerst die Farbrezeptoren aus. Das Auge wechselt langsam auf  Nachtsicht. Zuerst verlieren wir unsere Sehkraft im warmen Bereich. Wir sehen die Rottöne nicht mehr gut.

D. h. in der Nacht oder im Schatten wird alles blauer! Und in der tiefen Nacht sind alle Katzen grau!

Meine Hausaufgabe für nächste Woche, beobachtet einmal den  Purkinje -Effekt am Abend.

Wir nehmen das Licht des Mondes als silbern wahr oder bläulich, weil unser Auge nicht mehr korrekt arbeitet.

Sprich, wir sehen die Farben in Licht und Schatten völlig anders. Das ist eine schöne Aufgabe für ein Late-Night-Spaziergang.

Der Purkinje -Effekt lässt sich in der Malerei ganz zauberhaft in Szene setzen!

Dieser Effekt, dass wir Licht und Schatten anders sehen,  gibt uns sehr viele Möglichkeiten in der Malerei.

In Wikipedia ist zu lesen:

“Vor allem manche Blautöne erscheinen im Dämmerungssehen wesentlich leuchtender. Daher wird in künstlerischen Darstellungen oder auch bei der Beleuchtung für Film- und Fernsehaufnahmen oft die Nachtstimmung durch einen höheren Anteil blauer Farbschattierungen verwendet. Dieser Trick wird „amerikanische Nacht“ genannt. Aus demselben Grund erscheint Mondlicht „kälter“ (bläulicher) als Sonnenlicht, obwohl der Farbreiz eigentlich geringfügig rötlicher ist.“

Weiß man, dass die Farben im Schatten blauer sind und im Licht rötlicher, kann man beim Kolorieren Farbwechsel zwischen warmen und kalten Farben einbauen.

Diese Farbwechsel baut man nicht nur ein, weil es eben so ist, sondern weil sie sehr sexy für das Auge sind.

Also merke:

Der Wechsel von Licht und Schatten ist gleichzeitig an den Wechsel von kalten und warmen Farben gebunden.

Und das ist sozusagen LSD fürs Auge. Licht und Schatten plus kalt und warm, das kitzelt beide Rezeptoren im Auge.

Das ist für das Auge wie eine Orgie, hemmungsloses Sehen mit allen Möglichkeiten!

Licht und Schatten sexy inszenieren!

In der Stadt gibt es den ständigen Wechsel zwischen Hell und Dunkel.  Selbst bei strahlendem Sonnenschein.  Straßenschluchten haben es so an sich, dass eine Seite immer dunkel ist. Und dies gibt uns die Möglichkeit,  die Stadt in großartig strahlende Farbflächen zu unterteilen.

Der Kontrast aus strahlend kalten und leuchtenden warmen Farben  eröffnet dem Maler ein riesiges Spektrum an  für das Auge aufregenden Möglichkeiten.

Liest man auf Wikipedia weiter, so beschreiben die Autoren:

dass die Blautöne bei Beginn der Nachtsicht anfangen zu leuchten!

Und für Maler ist dies etwas ganz besonders Gutes. Wir können die Farben der Stadt ins komplette Blauspektrum verschieben, ohne dass das Bild grau wird.

Die ganze Palette der Blautöne

Um dies abwechslungsreich zu gestalten,  steht uns die gesamte Palette der Blautöne zu Verfügung. Zarte Blautöne, Lavendel oder Vergissmeinnicht sorgen für ganz zarte und pastellartige Effekte. Kalte und strahlende Blautöne können Bilder enorm aufregend machen.

Darüber hinaus darf man natürlich nicht vergessen, dass die Gegenstände, die wir betrachten, immer noch die gleiche Farbe haben wie tagsüber. Nur nimmt unser Auge die Rotanteile in der Farbe nicht mehr so gut wahr.

Deshalb stehen uns auch noch andere wundervolle Farben in der Nacht zur Verfügung. Dunkles Grün bis hin zum Türkis, und viele der Rottöne verwandeln sich in Violett, damit stehen einem in den Schattenbereichen wunderbare und strahlende Farben offen.

Wer glaubt,  dass alle Schatten grau sind, der irrt.

Zwar sagt das Sprichwort:

“In der Nacht sind alle Katzen grau!“

Doch als Mitteleuropäer des 21. Jahrhunderts kennen wir doch überhaupt keine Nacht!

Licht und Schatten in der abendlichen Stadt

In der Stadt findet man immer angestrahlte Flächen. Schöne Gebäude werden in fast jeder Stadt nachts angestrahlt. Auch Laternen sorgen selbst im Dorf in jeder Nacht für Licht.

D. h. wir haben in der Nacht immer Licht und Schatten. Und dies ist ein weiterer Glücksfall für Maler, denn wir können nun die großen schattigen und bläulichen Flächen in den Kontrast mit den warmen Farben der angestrahlten stellen.

Viele Häuser in Städten sind gelblich, die Dächer oft orange. Wenn man diese beiden Farben betrachtet, dann liegen sie sich im Farbkreis gegenüber. D. h. der Komplementärkontrast dieser beiden Farben sorgt dafür,  dass sie für unser Auge besonders strahlen.

Und so möchte ich euch diese Woche mit einem kleinen Abendspaziergang das Strahlen in die Augen zaubern.

Liebe Grüße ins Wochenende!

Tine

 




 

 

 

 

Weiterlesen bei Tine, die Farbe Blau:

https://blog.herz-der-kunst.ch/tipps-fuer-blautoene-in-urlaubsstimmung/

Das Fachwissen in Kürze Wikipedia sei dank!

https://de.wikipedia.org/wiki/Photopisches_und_skotopisches_Sehen#:~:text=Helligkeitswerte%20%C3%BCber%20dem%20sichtbaren%20Spektrum,ist%2C%20sobald%20die%20Dunkeladaption%20einsetzt.

 

 

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