Wie viel Inspiration ist eigentlich normal?
Noch mal zur Erinnerung im ersten Teil des Artikels habe ich berichtet, das mich das Fremdschämen packt, wenn ich sehe wie Felix Bilder hemmungslos abgekupfert werden.
Andererseits liebe ich es über alles von anderen Zeichnern zu lernen. Ich sammele Wissen so gierig wie ein trockener Schwamm…das macht mich so lebendig.
Jetzt meldet sich Felix zu Wort:
Felix Scheinberger antwortet auf Tine Klein:
Ich nehme das Abkupfern oft gar nicht mehr wahr
Ab und zu fliegt es dann doch auf:
So hat sich neulich bei uns jemand für einen Studienplatz in Münster mit einer Mappe beworben. Er hat unterschrieben, dass alle Bilder Originale sind und von ihm selbst gemacht. Leider waren die Bilder 1:1 von mir abgekupfert. (zum Teil einfach durchgezeichnete Illustrationen aus dem Netz). Die anderen Professoren haben ihn natürlich sofort gefragt, wo er denn die Inspiration her hätte. Sie haben den richtig in die Mangel genommen. Das war schon ein bisschen fies und ich hatte schon ein wenig Mitleid, aber andererseits wäre er sicher gut beraten gewesen mal auf unsre Homepage zu schauen ,welche Professoren an der FH Münster unterrichten 🙂
Der Gedanke vom Universalgenie wird uns nicht gerecht
Vielleicht muss man einfach mal mehr Neues erfinden. Aber das Universalgenie ist Quatsch mit Soße. Es ist Normal, viel Neues und Interessantes bei anderen zu entdecken.
Dabei geht es nicht um Klauen sondern um Inspiration.
In Frühzeichnungen hab ich mich manchmal heftig beeinflussen lassen. Ich denke heute: Das hätte ich mal besser gelassen, aber wenn man jünger ist, ist das normal.
Unerfahrene Zeichner lassen sich ein bisschen zu viel inspirieren, das ist halt so
Klauen ist nicht so gut, aber Inspirieren ist geil! Es gibt eine ganze Menge Zeichner die mich selbst inspiriert haben. Zum Beispiel: Toni Ungerer, Ralph Steadman oder David Hughs.
Schade ist es, wenn richtig begabte Zeichner kein Auskommen finden
Ich kenne einen Illustrator, der gewinnt einen Preis nach dem anderen und kann trotz internationaler Auszeichnungen nur mit ach und Krach von seinen Zeichnungen leben. Es ist nicht so schön, wenn Kopisten mehr Geschäftssinn haben als begabte Zeichner.
Generell ist unser Job nichts für Faulpelze, man muss richtig Bock drauf haben. Als Zeichner arbeitest du noch, wenn die anderen Feierabend haben und du wirst nicht gut dafür bezahlt.
– Sieh es mal so: Es gibt viele Menschen tun sinnlose, öde oder böse Dinge –
Die Arbeit als Zeichner ist sinnvoll und macht glücklich
Es ist wirklich wichtig, dass man die Sache, die man tut wirklich durchdringt. Als Zeichner muss man sich in jeder Form mit Bildsprache auseinander setzen. Ohne Fachwissen und Inspiration geht es nicht, sonst würde ich keine Bücher schreiben.
Wenn man dem Bauchgefühl viel Raum gibt, geht es oft besser
Das Magische an Zeichnungen entsteht oft aus dem Lockern der Kontrolle. Zum Beispiel in Ich-will-fertig-werden-Situationen, dann kann man plötzlich loslassen.
Wenn mann dem Bauchgefühl viel Raum gibt, ist das oft besser für Zeichnungen, das ist wie in der Musik, ohne Noten geht es nicht, das Fachwissen muss sein.
Erst ab einem bestimmten Niveau, wird der Fehler cool. Bei guten Zeichnern bekommt der Zufall eine andere Funktion, denn sie haben das Fachwissen ihn zu nutzen.
Der erfahrene Zeichner hat Murphys Law bestochen
Statistisch gesehen fällt ein gebutterter Toast zehn Mal auf die eine oder auf die andere Seite.
Wenn du Dich viel mit Zeichnen beschäftigst, fängt das Brot magischer Weise an, immer häufiger auf die richtige Seite zu fallen. Der Zufall ist mit dem Tüchtigen.
Als Kind zeichnet man locker und aus Spass
Ich sehe dieses super genaue Zeichnen als zeichnerische Pubertät. Man will alles Richtig machen. Als erfahrener Zeichner jedoch ist das Ziel Komponieren.
Heute haben Abbilder keine Funktion mehr, wir haben Fotos. Abzeichnen kann hübsch sein, aber es geht um andere Inhalte.
Tine: Mercí Felix, danke für deine Inputs. Ich mag deine kleinen und großen Frechheiten.
Originale haben ihren ganz eigenen Charme, Felix hat einen Garagenverkauf: