Herbstfarben Mischen

Herbstfarben mischen Tine Klein Tutorial Aquarell Meridian Park in Basel

Herbstfarben ganz schön gegensätzlich!

Zum Schönen gehört oft das Paradoxe: Etwas wird erst dann besonders, wenn es im Kontrast zu seinem Gegenstück steht. Genau diese Spannungen sind es, die der Malerei Leben einhauchen.
Kontraste machen ein Bild lebendig und fesselnd.
Denkt man an Herbstfarben, springen sofort das warme Goldgelb und das leuchtende Orange ins Auge. Doch das wahre Gesicht des Herbstes zeigt sich erst durch das Zusammenspiel mit sanftem Grau, gebrochenen Erdtönen und der aufziehenden Dunkelheit.
Es ist dieses Wechselspiel, das die Farben des Herbstes leuchten lässt – ein Tanz der Gegensätze, den das Auge mühelos erkennt und der den Herbst so unverwechselbar macht.

Herbstfarben von leuchtend bis gebrochen:

Herbstfarben mischen: Von leuchtend bis gebrochen

Das Erste, was einem bei gedämpften Farben einfällt, ist Grau.

Fügt man nur ein wenig Schwarz in eine Farbe, stellt sich die melancholische Novemberstimmung sofort ein.

Doch Schwarz hat seine Tücken: Es macht alle Farben grau und wirkt oft schmutzig. Genau deshalb meiden die meisten Maler Schwarz, egal ob sie mit Aquarell, Öl oder Acryl arbeiten – sie wissen, wie stark Schwarz die Farbstimmung beeinflusst.

Schwarz – ein Tabu, das Tristesse bringt

Aber warum eigentlich? Schwarz erzeugt doch auf Anhieb die gewünschte Novemberstimmung! Das Problem liegt darin, dass Schwarz den Farben die Lebendigkeit nimmt. Es bricht alle Farben auf dieselbe Weise und macht das Bild eintönig und stumpf.

Merke:

Schwarz verdreckt nicht nur die Farben, sondern verwandelt sie in einen monotonen Einheitsbrei. Es dominiert das Bild und reißt die Kontrolle an sich. Statt die Stimmung zu bereichern, erstickt es die Vielfalt der Farben.

Herbstfarben gedämpfte Töne mischen:

Es ist ganz leicht, gedämpfte Töne, zarte Grautöne und tiefe Dunkelheiten aus Herbstfarben zu mischen. Wer warme, gebrochene Orangetöne oder Brauntöne braucht, muss sie nicht extra kaufen. Mit wenigen Standardfarben, die jeder im Farbkasten hat, lassen sich wunderschöne Herbstfarben und satte Dunkelheiten zaubern.

Herbstfarben mischen heißt oft , das man die Farbe mit der Komplementärfarbe bricht.

Tine Klein Aquarell basel, Herbstfarben mischen , Meridian Park

Leuchtende, klare Farbe steht neben gebrochener Farbe.

Die klassische Herbstfarbe ist Orange – bis hin zu gebranntem Siena oder Ocker.

Für mich persönlich ist Orange die schönste Herbstfarbe. Besonders gern verwende ich Lasur-Orange. Diese Farbe gibt es bei vielen bekannten Farbmarken, und sie leuchtet besonders intensiv, weil sie transparent ist. Das Licht wird durch die Farbschicht hindurch zurückgeworfen – und das lässt das Orange fast von innen heraus strahlen.

Doch das leuchtende Orange kommt erst richtig zur Geltung, wenn es im Zusammenspiel mit gedämpften Herbsttönen steht.

Herbstfarben mischen -So entstehen Herbsttöne im Handumdrehen

Gedämpfte Herbsttöne muss man nicht kaufen. Mische einfach Orange mit Ultramarin oder Ultramarin Feinst, und du erhältst wunderschöne Grautöne, Brauntöne und auch tiefe Dunkelheiten. Ein kleiner Schuss Gelb dazu, und es entstehen warme, natürliche Brauntöne.

Tipp für Experten:

Wenn du statt Ultramarin französisches Ultramarin verwendest, erhältst du eine besondere Textur: Die Farbe zeigt kleine Tupfen, die man Granulation nennt. Mit diesem Effekt wirkt das Herbstlaub in deinen Bildern wie von selbst lebendig und natürlich.

Die starke Dunkelheit das eigentliche Geheimnis der Herbstbilder.

Tine Klein urban sketchings Kartause Ittingen Aquarell Skizze

Herbstfarben mischen hängt eng mit der Dunkelheit im Bild zusammen. Dunkelheiten sind der Schlüssel zu beeindruckenden Herbstbildern, denn unser Auge arbeitet durch Vergleiche. Es ist unser Gehirn, das Helligkeit und Dunkelheit in Relation setzt – gesteuert durch die Stäbchen in unserem Auge, die auf Kontraste reagieren.

 

Setze eine starke Dunkelheit neben eine helle Herbstfarbe, und diese beginnt regelrecht zu leuchten.

Herbstfarben mischen,Aquarellskizze Tine Klein über die Bedeutung von Dunkelheit

Oben sprachen wir bereits über die sehr nützliche Kombination von Orange und Ultramarin.

Wir sprachen bereits über die Kombination von Orange und Ultramarin. Mit nahezu derselben Mischung lassen sich auch faszinierende, farbige Dunkelheiten erzeugen. Ersetzt man Orange durch gebranntes Siena, wird der Farbton fast schwarz.

Das Besondere: Diese Mischung erlaubt Variationen. Sie kann bläulicher, gräulicher oder rostbraun werden – je nach Dosierung. Dadurch entsteht eine natürliche Vielfalt, die deinen Bildern Tiefe und Abwechslung verleiht. Das Ergebnis: Deine Grautöne und dunklen Flächen wirken nicht eintönig, sondern lebendig und vielschichtig. Deine Bilder gewinnen spürbar an Attraktivität.

Profitipp:

Mit dieser Kombination schlägst du gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.

Erstens bringen die starken Dunkelheiten die leuchtenden Herbstfarben noch besser zur Geltung. Zweitens kannst du mit denselben Farben eine beeindruckende Vielfalt an Grautönen und Brauntönen erzeugen – perfekt für die Tiefe und Stimmung in deinen Herbstbildern.

Profitipp 2:

Wie wir bereits gesehen haben, bringen Dunkelheiten Herbstfarben zum Leuchten. Doch Vorsicht: Bleibt man bei nur einer einzigen Dunkelheit, wirkt das Bild schnell monoton. Kalte Dunkelheiten lassen sich leicht mit Ultramarin mischen.

Aber Herbstfarben sind nicht nur kühl – sie brauchen auch Wärme!

Eine warme Dunkelheit kann deinen Bildern zusätzlich Strahlkraft verleihen. Ein Rotton wäre ideal. Leider sind viele dunkle Rottöne stumpf und oft zu deckend. Hier lohnt es sich, nach einer transparenten Alternative zu suchen, um die Herbststimmung perfekt abzurunden.

Dunkle und warme Herbstfarben mischen:

Alizarin Crimson Deep: Ein Geheimtipp für Dunkelheiten

Alizarin Crimson Deep, Crimson Deep, Garance Brune oder Purpurlac – verschiedene Namen für eine Farbe, die dunkel, transparent und vielseitig ist. Achtung: Der Farbton variiert je nach Hersteller stark.

Ich bevorzuge die Variante von Sennelier – keine Schleichwerbung, nur persönliche Begeisterung! Dieses Rot kombiniert mit Ultramarin ergibt ein tiefes Violett, das fast schwarz wirkt.

Vielleicht fragst du dich jetzt: „Was soll ich mit einem ganz dunklen Violett für meine Herbstbilder?

Herbstfarben mischen -Warum ein dunkles Violett?

Die Antwort ist einfach: Gelb!

Gelb ist die zweite dominierende Herbstfarbe. Und auch Gelb kann durch Kontraste zum Strahlen gebracht werden.

Du möchtest, dass deine Bilder genauso leuchten wie die Herbstfarben in der Natur? Dann nutze den Komplementärkontrast – der einfachste Trick, Farben zum Strahlen zu bringen.

Komplementärfarben liegen im Farbkreis direkt gegenüber. Sie haben gegensätzliche Wellenlängen, die unser Auge als besonders stark wahrnimmt. Der Effekt: Die Farben verstärken sich gegenseitig.

Tine Klein, Tutorial, Herbstfarben mischen, Aquarell Basel Rochetürme

Schau mal unter die Bäume dort sind violette Schatten.

Orange lässt sich leicht zum Leuchten bringen, indem wir unsere Dunkelheiten aus Orange und Ultramarin – seiner Komplementärfarbe – mischen. Für gelbe Herbstbäume funktioniert der gleiche Trick: Statt Gelb mit seiner Komplementärfarbe zu mischen, greifen wir direkt zu einem dunklen Violett. Damit erzeugen wir starke Dunkelheiten, die das gelbe Herbstlaub strahlen lassen.

Herbstfarben mischen Tutorial Tine Klein. Aquarellskizze Basel Fischmarkt

Ich hoffe, dieser Blog hat dir genauso viel Freude gemacht wie mir beim Schreiben!

Liebe Grüße in den regnerischen, aber trotzdem wundervollen Herbst,
Tine 😊

Autoren verdienen bei Büchern oft nur einen Bruchteil des Verkaufspreises. 5 Prozent minus  aller Kosten! Besonders im Bereich Kunst und Malerei machen sie im deutschsprachigen Raum häufig Verluste. Ohne Unterstützung wird es immer schwieriger, hochwertige deutsche Inhalte zu schaffen. Statt dessen wird der Markt mit autoübersetzter amerikanischer Bücher geflutet mit anderem kulturellen Hintergrund. Schätzt du deutschsprachige Artikel und Bücher? Dann denke an eine kleine Spende – für die Autoren und den Erhalt einer lebendigen, kreativen Kultur in unserer Sprache.

CHF

weiterlesen bei Tine:

Herbstfarben – mehr als nur buntes Laub

 

https://blog.herz-der-kunst.ch/herbstfarben-mehr-als-nur-buntes-laub/

Schreibe einen Kommentar