Heureka heißt, ich hab ˋs! Der Aufruf gehört zu dem Glücksgefühl, wenn man einen Durchbruch geschafft hat. Solche Momente wünscht man sich, wenn es darum geht, die „richtige“ Farbe für ein Bild zu finden!
Von den meisten Menschen wird es als richtig empfunden, in realen Farben zu malen.
Doch das ist nur die eine Seite der Medaille!
Farben finden ist vielschichtig!
Orte haben ihre ganz eigenen Farben! Oft wirken realfarbige Bilder sehr enttäuschend. Warum fühlen sich realfarbige Bilder falsch an? Je nachdem, welche Aussage wir in einem Bild machen wollen, gibt es eine „richtige“ Farbe, die ganz und gar nichts mit der realen Farbe zu tun hat.
Dies möchte ich einmal kurz erläutern: Will man ein Bild über Griechenland malen, gehören Blau-Weiß als Erkennungszeichen dazu.
Der Betrachter wird bei einem Terrakotta und Siena farbenen Bild schwerlich auf die Idee kommen, an Griechenland zu denken.
Wenn ich zeigen möchte, dass ein Ort super gemütlich ist, wird Grau nicht die richtige Farbe sein. Auch wenn das neue graue Sofa sehr gemütlich ist.
Für Regen und trübes Wetter ist Grau allerdings perfekt.
Du siehst, wir stecken in der Klemme, denn es gibt mehrere richtige Farben für ein Bild.
Heute geht es aber um ein anderes Thema:
Wie komme ich zu dem richtigen Farbkonzept für mein Bild und wie Schütze ich es dann, damit es am Ende richtig wirkt?
Farbkonzepte entwerfen – die richtige Farbe für dich finden.
Oft wünscht man sich wie im Comic die Glühbirne über dem Kopf, wenn es um die richtige Farbwahl für ein Bild geht.
Denn Farben auswählen, ist viel komplexer, als sich nur an die realen Farben zu halten. Farbe ist Kommunikation, und es gibt viele wahre Farben neben den wahren Farben, die wir sehen.
Wie kommt also so ein Aha – Moment zustande?
Die meisten Menschen haben damit unglaublich viele Probleme, denn für sie ist die reale Farbe die einzig richtige Farbe.
Dies scheint für viele ein unlösbares Problem.
Die Antwort ist einfach: Einen Moment lang die Augen schließen und sich fragen:“ Worum gehts hier überhaupt, und welche Farbe würde ich dieser Tatsache zuordnen?“
Dann wird es ganz einfach. Der Trick für ein Heureka – Erlebnis mit Farbe ist, dass man das Wort „Muss!“ verbannt und fragt, wie fühle ich das?
Der Trick liegt einfach daran, in der Situation entspannt umzudenken.
Mach dir einfach keinen Stress und probiere mal grundlegend unterschiedliche Möglichkeiten aus.
Du wirst sehen, es wird viel einfacher, wenn du andere Gedanken zulässt. Die richtige Farbe gibt es in sehr vielen verschiedenen Varianten.
Sprenge die Grenzen!
Ich möchte dir dies heute an zwei Bildern zeigen, die an das Thema kalte und warme Farben von letzter Woche anschließen.
Meine Stadt hat ein mediterranes Klima, letzte Woche hatten wir fast durchgängig Temperaturen über 30°. Oft auch viel höher, 38° war nicht selten. Die Sonne knallte vom Himmel, ein Brutofen in der Stadt.
Denke einmal kurz nach, welche Farbe hat eine 38° warme Sonne?
Antwort: Natürlich war der Himmel blau, doch eine 38° warme Sonne hat für mich ein sehr warmes Gelb.
Neben einem strahlend blauen Himmel ist also auch ein sehr warmes Gelb eine mögliche Grundfarbe.
Dann ist das Wetter umgeschlagen, vom Atlantik trieben über Frankreich riesige Wolkenberge heran. Es hat geregnet, so heftig und eimerweise über Tage, dass in der Luft nur noch Wasser und Gewitter stand.
Das Wasser in der Luft ist für mich blau. Alles ist nass, also ist alles blau.
Regenwetter ist für mich aber auch grau, deswegen gibt es in diesem Bild aber auch viele Blaugrautöne.
Ein Farbkonzept für die richtige Farbe!
Es hat gefunkt! Im Gehirn entsteht ein ganz anderes Denkmuster, wenn man ihm erlaubt, sich von der realen Farbe zu lösen und Situationen in Farbe umzusetzen.
Erwarte keine Wunder, die Teile deines Gehirns, die es gewohnt sind, immer nur reale Farben zu malen, werden nicht entzückt sein und gegen deine neue Art, die „richtige Farbe“ zu finden, ankämpfen. Das verhindert den Zündfunken im Gehirn sehr effektiv!
Ein kleiner Tipp:
Bevor du anfängst zu malen, mach die eine kleine Sammlung von Farben,
Regenwetter :
Mein Regenwetter besteht aus Lavendula, Fr. Ultramarin und Indigo, damit die Farben grau werden, kommt gebranntes Siena und Lasur Orange dazu. Vergrauung durch den Komplementärfarbeneffekt. Damit es nicht zu ungemütlich wird, läuft Magenta ins Spielfeld ein, Magenta macht Blau nicht grau, sondern angenehm lila.
Oder Farben zum Thema Heiß!
Heiß ist für mich Sonnen-Gelb! Deshalb bestehen weite Teile des Bildes aus einem warmen Indisch Gelb. Ich unterstütze das heiße Indische Gelb noch mit Lasurorange und Qinachidromegold. Das wirkt richtig warm! Auch die Stadt bleibt in warmen Tönen Rot, permanent Rosa und gebrannter Ocker.
Wieso sind die Bäume nicht grün? Bei Hitze verliert das Blattwerk Wasser, Staub hängt in der Luft. Blattwerk wirkt an heißen Tagen weniger grün.
Der poppige Kontrast von Rot, Gelb und Grün würde nicht heiß, sondern quietschig und aufgeregt wirken, das passt nicht zur Stimmung eines heißen Tages.
Dann malst du dein Bild in den von dir gesammelten Farben!
Du kannst also vorher ausprobieren, welche Farben zusammen prima wirken oder welche Basisfarbe du möchtest.
Frei von der Ablenkung realer Farben!
Viele Aha-Erlebnisse entstehen in den Momenten, in denen man entspannt ist und keine weiteren Ablenkungen hat.
Ich liebe das Draußen-Malen über alles, doch ich merke, manchmal ist es für die Schüler ungeheuer schwer.
Weil alleine der Blick auf die realen Farben im Gehirn einen ungeheuren Streit der einzelnen Gehirnzentren erzeugt.
Mein Tipp ist, dieses Konzept, ohne störende Farbeinflüsse, zu lernen.
Blende einmal alle Ablenkungen aus, benutze eine schwarz-weiße Vorlage, sodass du dir die Farbe dazu einfach ausdenken kannst.
Heureka-Momente entstehen oft in Ruhe, weil das Gehirn dann widerstreitende Empfindungen besser verarbeiten kann.
Erwarte nicht, dass es sofort klappt, schlaf mal drüber und geh das Thema entspannt an.
Die Gedanken sind frei, setz dich nicht unter Druck und mach dir erst beim Malen Gedanken über die Farben und versuche es so, wie ich es oben beschrieben habe. Sammle die Farben vorher, denn beim Malen gerätst du sonst unter Druck und dann blockiert das Gehirn.
Freiräume schaffen!
Kreativität und Farben trainieren
Versuche es einfach mal ganz ohne Erfolgszwang, mache die wildesten Farbkombinationen ohne irgend ein Ziel. Das Gehirn kann kreative Prozesse am besten umsetzen, wenn es keinen Druck hat.
Du wirst sehen, die Idee lauert unter der Oberfläche! Sie kommt aber nur raus, wenn man entspannt ist.
Nicht real, nicht rational und auch nicht konform zu sein, das ist nicht jedermanns Sache.
Damit haben viele meiner Schüler Probleme.
Doch Kreativität kann man einüben, wenn man es gewohnt ist, Dinge mal anders zu machen, fällt es einem immer leichter.
Belohne dich! Wenn etwas schiefgeht, darfst du dich nicht fertigmachen.
Andererseits ist es aber auch sehr hilfreich, die Bilder, bei denen etwas geklappt hat, zu rahmen!
Zeigt dir selbst, ich bin gut, und etwas anders zu machen, kann sich lohnen.
Die Motivation klappt einfach viel besser.
Die Aha-Momente in der Farbe wirken erst mal mysteriös.
Doch sie sind durchaus das Ergebnis eines anderen Regelwerkes. Dein Gehirn muss lernen, diese Querverbindungen zu ziehen, aber großartige Ideen brauchen Zeit und Übung.
Ich wünsche dir ein wunderbares Wochenende, probier das mal aus.