Komposition ist klasse!
Sie macht uns das Leben leichter, weil wir unglaublich selbstbewusst und sicher loslegen können, wenn die Komposition stimmt. ohne sie wäre ich an diesem Bild verzweifelt!
Leider machen wir uns viel zu selten Gedanken um eine gute Komposition.
Und dieser Mangel wendet sich oft gegen uns. Haben wir keine Komposition, dann stolpern wir oft in die Fehler, gerade wenn Motive schwer sind:
Hilfe ich komme ins Schleudern!
So ging es mir in Cadaques. Die Stadt ist für Maler ein Eldorado, denn die Küste und die Boote bieten viele gute Motive. Doch die steilen Hänge hinter der Stadt liegen in Schatten und so gibt es in jedem Motiv geniale Kontraste.
Diesen Blick wollte ich immer schon malen! Ich stellte mir den Blick über die Dächer als Selbstläufer vor. Doch dann stellte ich fest. Dunkler Berg und alle Häuser liegen im Schatten. Upps! Wenn man das Malen möchte, entsteht viel Dunkelheit!
Noch schwieriger war es, die Atmosphäre mit der Dunkelheit einzufangen. Das Städtchen wirkt heiter trotz der Dunkelheit, die Dächer leuchten, die Menschen schlendern am Kai und die Schiffchen schaukeln auf den Wellen.
Mein erster Farbtest war kläglich! Reale Farbe und empfundene Farbe wichen meilenweit voneinander ab.
Was nun? Ich beantworte mir meine Fragen, dafür sind Bildentwürfe da.
Bildentwürfe sind zum Probleme lösen da!
An der linken Seite des Motives liegt den ganzen Tag alles im Schatten. Was tun?
Zuerst einmal gehe ich meinem Problem an die Wurzel. Zack, ich schneide die Dunkelheit an der rechten Seite ab, damit genug Licht da ist, denn das Meer funkelt hell und freundlich.
Geht das? Ja funktioniert, doch nun habe ich rechts wenig vom Hauptmotiv und das ist auch noch ein dunklerer Häuserklotz. Jetzt muss ich das Ganze ausbalancieren.
Komposition: man braucht ein großes Repertoire!
Kunst ist aus nichts etwas zu machen und es dann zu verkaufen.
Frank Zappa
Tatsache ist, hat man am Anfang eines Bildes oft nichts in der Hand außer einen Haufen Probleme. Die Kunst ist dann nicht den Kopf in den Sand zu stecken wie der Vogel Straus.
Es ist wichtig, ein großes Repertoire an Bildentwurfstechniken zu kennen oder aber zu fühlen, dass etwas im Bild nicht stimmt. Tatsache ist, du musst das Auge deines Betrachters steuern! Und zwar genau dahin, wo du es haben möchtest!
Augensteuerung ist enorm wichtig! Für jeden, der einen Stift oder Pinsel in die Hand nimmt. Jeder Zeichner, Sketcher oder Maler hat in seiner Komposition ein Ziel, er möchte seinen Blick auf die Dinge sichtbar machen.
Das Meer glitzerte, aber die Stadt war umhüllt von Schatten! Einfacher wäre es, wenn ich dies als Fußnote schreiben könnte, doch blöderweise habe ich nur den Pinsel, um mit euch zu sprechen.
Ich möchte das ihr im Bild seht, das es ein schöner Tag war!
Die S-Kurve und ihre Macht auf die Komposition:
Damit ihr nicht in den Dunkelheiten versinkt, leite ich euer Auge an der Dunkelheit vorbei. Dafür benutze ich die S-Kurve.
Schon 1753 schrieb Hogarth in seinem Buch „An Analysis of the Beauty“, dass die S-Kurve magisch auf das Auge wirkt. Ich kann dies aus langjähriger Erfahrung bestätigen.
„Das Auge ist wie eine Katze, es muss der Bewegung folgen“ Tine Klein
Hat man eine gute Bewegung im Bild, dann folgt das Auge wie von selbst. Das Bild gewinnt an Dynamik und bindet man die Bildelemente an die Kurve, dann kann man nicht nur das Auge steuern.
Die Kurve verbindet die einzelnen Bildelemente miteinander. Selbst chaotische Bilder werden harmonisch. Weil die Kurve führt und leitet.
Langweilige Bilder wie Frontalansichten werden durch die Kurve dynamisch bereichert. Deshalb gehe ich in Kompositionsskizzen auf die Suche nach der besten Kurve.
Gerade Zuführungen wirken dagegen plump.
Die Wirkung zum Vergleich:
So etwas Einfaches wie die S-Kurve kann das Auge also leiten!
Wie sieht die perfekte S-eine Erfolgsgeschichte.
Hogarth war besessen von der richtigen Proportion. Man muss sich mal vorstellen, sein Buch wurde 1753 geschrieben und gilt noch heute als Klassiker der Komposition der Schönheit. Es wird immer noch verkauft! Die wievielte Auflage ist das wohl?
Das nenne ich Nachhaltigkeit.
Früher war es sehr schick Schönheit zu berechnen. Viele Kunstwerke und Statuen, die wir aus der Antike kennen, sind keine echten Menschen, sie sind pure Mathematik und Geometrie. Hogarth hat so etwas wie eine S-Kurven-Art begründet. Das S- in der Menschlichen Figur bis hin zum Chippendale Stuhl mit S-Beinen.
Das Perfekte S- für die Komposition:
Hogarth beschrieb: Einfachheit und Symmetrie sind dem Menschen sehr angenehm zum Hinschauen.
Doch die Krux daran ist, alles, was zu symmetrisch und perfekt ist, wird schnell langweilig.
‘How great share Variety has in producing beauty may be seen in the ornamental part of nature. The shapes and colours of plants, flowers, leaves, the paintings I butterflies’ wings, shells, etc. seem of little intended use than that of entertaining the eye with the pleasure of variety.’ Hogarth
Tut mir leid, das English ist halt schon ein bisschen in die Jahre gekommen! Die Idee dahinter nicht!
Wenn man es sehr schlicht ableitet, dann ist es Symmetrisch klasse, aber bitte mit der Sahne der Abwechslung!
Ich benutze es gern – kleiner Bogen – großer Bogen!
Das ist die einfachste Form der abwechslungsreichen Symmetrie!
Nicht alles, was man hochtrabend beschreibt, muss schwer sein!
Im Bild benutze ich einfach die reale Form des Kais. Ich erstelle eine S Kurve, das „S“ muss nicht immer nur 2 Bögen haben! Dies ist eine S- Kurve im weitesten Sinne! Aber ich benutze Hogarths Erkenntnisse.
Symmetrisch, aber variantenreich!
Das Kantige S- schleudert mein Auge durchs Bild! Und zwar dahin wo ich es möchte! Ins Licht!
Na, da hat uns wieder ein Ur-Ur-Opa der Kunst großartig geholfen!
Also folge mir über die S-Kurve ins Licht…haha
Liebe Grüße
Tine Klein
Wie immer bin ich für eine kleine Spende Dankbar. Denn schreiben und Recherche ist nicht wenig Arbeit: