Warum sind meine Aquarellfarben zu blass?!

Es gibt eine Sache, über die ich immer wieder lachen muss.

Manchmal tun wir Dinge immer wieder, obwohl wir wissen, dass es so nicht klappt. Einfach duselig!

Wissen und nichts zu tun, ist wie nichts wissen!

Das ist ein Zitat des Dalai Lama, und ich musste lange darüber nachdenken. Irgendwie finde ich das Zitat merkwürdig.

Was steckt eigentlich dahinter? Wieso tun wir immer wieder das Gleiche? – Obwohl es nicht klappt?  Das ist doch ein bisschen verrückt! Wobei ein bisschen verrückt sein ja absolut sympathisch ist.

Eine dieser Fragen ist: Warum sind meine Aquarellfarben zu blass?

Verrückt ist: Die Aquarellfarben sind zu blass! Und wir malen immer wieder gleich.

Diesen Kampf beobachte ich bei meinen Schülern ständig! Ich finde das Zitat vom Dalai Lama wahrscheinlich so merkwürdig, weil wir manchmal Sachen die gerade vor unserer Nase liegen, doch nicht sehen!

Schade, denn die Sache liegt klar auf dem Tisch.

Warum sind meine Aquarellfarben zu blass?!

ChatGPT ist ein guter Hinweis darauf, was Leute im Netz so denken.

ChatGPT würde nun ein wenig rumschwurbeln, das zusammentragen, was man im Netz am häufigsten liest. Es sind die Farben! Es ist das Papier! Aber in einem Punkt hat ChatGPT recht!

Der häufigste Grund: zu viel Wasser, zu wenig Pigmente auf dem Papier!

Aber das wissen wir ja eigentlich!

Warum passiert es dann trotzdem? Blasse Farben?

Die Farben sind nicht blass, die Art wie wir sie verarbeiten macht sie blass.

Aquarellfarben zu Blass ein Tutorial von Tine Klein. Arosa HolzChalet

Ganz normale Aquarellfarben können sogar schwarz werden! Und diese Dunkelheit braucht man selbst in den hellsten Motiven.

Aquarellfarben zu Blass ein Tutorial von Tine Klein. Arosa HolzChalet

Aquarellfarben sind zu blass, weil wir Verarbeitungsfehler machen!

Aquarellfarben zu sind blass! Obwohl sie beim Malen klasse aussehen!?

Das erste Problem ist die Versuchung der Schönheit! Wenn meine Aquarellfarben beim Malen so schön aussehen und ich mich freue, wie wunderbar mein Bild ist, dann ist das Bild schon verdorben!

Wie bitte?

Sieht die Farbe beim Malen großartig aus, wird sie später zu blass! Farbe trocknet sehr viel heller.

Ein beim Malen gut aussehendes Bild hat also später keine Ausdrucksstärke!

Warum sind meine Aquarellfarben zu blass? Weil zu wenig Farbpigmente auf dem Papier sind und die Pigmente nicht mehr so leuchten, wenn sie trocken sind. Deshalb solltest du Farben viel greller malen, als du es gerne hättest.

Merke: Farben müssen beim Malen übertrieben werden.

Sieht dein Bild zu grell aus, ist es genau richtig!

Warum sind meine Aquarellfarben zu blass? Weil Pinsel wie Schwämme konstruiert sind!

Ein Pinsel ist dazu gebaut, Wasser aufzunehmen!

Wenn ich nun Farbe anrühre, gehe ich davon aus, dass diese Farbe passt. Dies stimmt auch oft, doch dann macht man einen unbewussten Fehler!

Ich mische meine Farbe, zum Beispiel Grün, gebe noch etwas Blau hinzu, und nun ist die Farbe dunkel genug! Damit ich meine Farbe nun nicht mehr verändere, wasche ich meinen blauen Pinsel ordentlich aus. Der Pinsel saugt sich voll Wasser, und unbewusst schaufle ich das Wasser in meine fertig gemixte Farbe.

Rumms!!

Dir ist das vielleicht nicht bewusst, aber so startest du von Anfang an mit zu blasser Aquarellfarbe, weil du nochmal Wasser reingerührt hast.

Verarbeitungsfehler haben Konsequenzen:

Die Fehler, die dazu führen, dass unsere Aquarellfarben zu blass sind, sind meist nicht bewusste Verarbeitungsfehler. Sie passieren immer dann, wenn der Pinsel in Wasser getaucht wird.

Du arbeitest eine Weile auf feuchten Aquarellfarben. Der Pinsel saugt das Wasser aus der Farbe in den Pinsel! Und so verdünnst du wiederum unbewusst deine angemischten Pigmente.

Tipp: Der Pinsel sollte von Zeit zu Zeit abgetrocknet werden, damit er nicht ständig Wasser abgibt, anstatt die angerührte Farbe aufzunehmen.

Anders als uns das in der Grundschule beigebracht wurde, muss der Pinsel nicht ständig in den Wassertopf, sondern von Zeit zu Zeit in den Lappen.

Wenn du dir berühmte Künstler bei der Arbeit ansiehst, wirst du immer feststellen, dass sie Strategien haben, um überschüssiges Wasser loszuwerden. Du wirst oft Schwämme auf dem Tisch sehen, Lappen – und achte mal darauf: Oft benutzen professionelle Aquarellisten ihren Wasserbehälter vergleichsweise selten.

Aquarellfarben zu blass, heißt zu viel Wasser.

Hier ein paar simple Tricks, die dir sofort kräftigere Farben bescheren:

– Mache deinen Wasserbehälter nicht ganz voll. So kannst du den Pinsel im Glas schütteln, um überschüssiges Wasser loszuwerden.
– Arbeitest du draußen, schlage den Pinsel aus!
– Mache den Pinsel nach dem Auswaschen mit dem Lappen trocken und sauge dann deine angerührte Farbe auf. Achtung, aus diesem Grund musst du wesentlich mehr Farbe anrühren als gewohnt!
– Es gibt wasseraufsaugende Schwämme, die speziell dafür gemacht sind, Wasser aus Pinseln zu saugen.

Ganz zum Schluss gebe ich dir noch 2 der wichtigsten Tipps:

Wer viele Pigmente braucht muss sie leicht aufnehmen können.

Wer nicht mit Tubenfarben arbeitet, sollte seinen Farbkasten mehrfach ansprühen.

Die Farbe wird cremig und so gibt der Kasten viel Pigment her.

Sieh dir aufmerksam an was du anrührst!

Beobachte die von dir angerührte Farbe auf der Palette. Ist sie wässrig-dünn, sind deine Aquarellfarben immer zu blass. Mit etwas Erfahrung und Beobachtung lernt man, dass die Farbe auf der Palette etwas dicker sein muss. Zieht man den Pinsel durch die Farbe, entstehen Schlieren. Je dicker die Farbe, desto deutlicher die Schlieren und desto ausdrucksstärker ist die Farbe. Die Schlieren in der feuchten Farbe sagen einem erfahrenen Maler, wie leuchtstark die Farbe nach dem Trocknen sein wird.

Achte darauf!

Die Beobachtung deiner Mischpalette ist der Schlüssel zum Erfolg!

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