Spontan Aquarell
Viele Menschen glauben, dass Skizzieren das gleiche ist, wie eine schnelle Zeichnung, für mich ist es das Spontan-Aquarell.
Skizze: Eine mit groben Strichen hingeworfene Zeichnung, die sich auf das Wesentliche beschränkt oder ein stichwortartiger Entwurf ist.
Jedoch hat sich die Skizze zu einer ganzen Kunstrichtung gemausert. Die Skizze hat etwas was vollkommen zauberhaft ist, die Skizze ist spontan und kann deshalb festhalten, was man mit langsameren oder komplizierteren Methoden nicht könnte.
Die Skizze fängt den perfekten Moment ein
Bei Skizze denke ich nicht an einen Bleistift, bei Skizze denke ich an den perfekten Moment und einen tollen Monet.
Bei mir selbst denke ich an das spontane Aquarell.Das spontane Aquarell gehört zu den Dingen, die mir am meisten Spaß machen. Der Moment des zauberhaften Lichts, der flüchtigen Bewegung, des Blickes oder der Eingebung.Wir wissen schon seit langem wie zauberhaft der Moment ist, auch ich bin ein Impressionist.
Der perfekte Moment ist mehr als nur eine dahin gekritzelte Zeichnung
Wenn ich an den perfekten Moment denke, dann fallen mir solche Bilder ein, wie das Mohnfeld von Monet. Zugegeben hoffnungslos altmodisch.
Aber wenn man sich diese Bilder mal ganz genau ansieht dann sind diese Bilder ganz anders als auf den schlechten Drucken in irgendwelchen Möbelhäusern. Wenn man das Bild von Monet im Original sieht, dann sieht man, dass es draußen gemalt wurde. Man kann sehen wie der warme Wind mit sanften Fingern nach dem Gras greift und sich die Samenkapseln über der Wiese wegen. Es entwickelt sich eine Art Sog, die einen in das Bild zieht, man kann den warmen Wind ganz genau sehen, wenn das kein Zauber ist, dann weiß ich auch nicht. Es ist eben der perfekte Moment, so etwas will ich auch können, auf meine Art!
In den Moment eintauchen
Das schnellste Medium neben dem Stift ist sicherlich das Aquarell. Für mich ist das Spontan-Aquarell der Inbegriff der frischen Skizze, für diese schnelle Spontanität braucht man auch bestimmtes Material. Tatsächlich haben wir heute die Mittel um wirklich impressionistisch zu arbeiten.
Die Technik, Spontan-Aquarell:
Die Technik beim spontanen Aquarell ist spontan, prinzipiell ist erst mal alles erlaubt. Damit man einen kleinen Moment festhalten kann, ist es gut, wenn man beim malen auf Geschwindigkeit kommt. Die Vorzeichnung beschränkt sich auf ein Minimum, weil man keine langen Trocknungszeiten möchte, man arbeitet in der Regel nass auf trocken, dabei muss es zügig gehen, damit keine Ränder entstehen. Im Grunde malt man das gesamte Bild an einem Stück und wenn man die Farbe wechselt, darf die angrenzende Farbe noch nicht trocken sein.
Im Grunde erfolgt der Farbauftrag als wäre es eine Linie, das ganze Bild hängt an einem Stück.
Kunst kommt von Können
Diese Technik muss man tatsächlich mehrmals üben bevor sie klappt. Sobald diese Technik aber beherrscht wird, erlaubt sie einem Aquarelle, für die man sonst eine oder anderthalb Stunden benötigen würde, innerhalb kürzester Zeit zu bewältigen.
Hier musste ich richtig Gas geben, denn ein Gewitter zog übers Moor und ich befürchtete innerhalb von wenigen Sekunden prasselt eine Starkregen auf mich herab, doch das Einzige was passierte war, dass die dunklen lila Wolken mein Papier über das Moor fegten.
Tine Klein Spontan-Aquarell: Neu Helgoland in Worpswede
Arbeiten ohne nachzudenken
Es geht bei dieser Malerei nicht um Hetze, denn wird die Technik erst einmal beherrscht, kann man sie völlig automatisch aufs Papier bringen. Diese entspannte Automatik erzeugt die Geschwindigkeit. Dafür braucht der Maler allerdings ein bisschen Mut zum Risiko, denn der Mischvorgang erfolgt nicht mehr sicher im Farbkasten, sondern direkt auf dem Papier. Wenn ich so male, dann verlange ich von einem Pinsel, dass er alle Kapriolen die ich gerade vorhabe mitmacht.
Das spontane Aquarell ist also die Technik für die Faszination der Sekunde.
Deshalb möchte ich, das dieser Pinsel am besten alles kann, er soll klotzen und kleckern! Ganz dick und ganz filigran malen.
Bei diesen Ansprüchen ist euch sicherlich klar, dass sich nicht mit den üblichen Wassertankpinseln im Skizzenbuch male.
Oben im Bild seht ihr mit welchen Pinseln ich male, ich benutze sehr oft Schwert- Pinsel, denn diese Pinsel können genau das, was ich beschrieben habe: Klotzen und Kleckern.
Man muss es ein paar Mal üben!
Dennoch die Mühe lohnt sich, denn dann kann man sozusagen ein ganzes Aquarell an einem Pinselstrich malen.
Ich bevorzuge für diese Technik ebenfalls eine Pinselart für die man auch etwas Fingerspitzengespür braucht.
Der Schwertpinsel
Der Schwertpinsel ist der optimale Reise-Pinsel
Durch die asymmetrische Form das Schwertpinsels, ersetzt er gleichzeitig mehrere Pinsel. Die breite Seite des Schwertpinsels eignet sich optimal um großflächige Waschungen zu machen. Arbeitet man dann mit der Schmalseite des Pinsel, kann man den Pinsel in zwei Richtungen bewegen, bewegt man ihn mit der spitzen Seite von sich weg wird der Schwerpinsel zum Schlepper und man kann mit ihm sehr, sehr feine Strukturen zeichnen, andersherum hat der Pinsel eine mittlere Strichstärke.
Zusammenfassend kann man sagen dass der Schwertpinsel dem Maler optimale Voraussetzungen gibt um schnell alles was er will und sieht aufs Papier zu bringen.
Man kann enorme Mengen Wasser und Farbe auf einem Bild gleichmäßig verteilen und mit dem selben Pinsel unglaublich feine Strukturen malen.
Der Schwertpinsel kann beim Skizzieren den Stift problemlos ersetzen.
Am Anfang ist der Schwertpinsel genauso wie das Spontan-Aquarell sehr gewöhnungsbedürftig.
Es braucht eine Weile bis man verinnerlicht hat, dass der Pinsel je nach Bewegungsrichtung eine völlig andere Strichstärke hat. Ist einem jedoch das Bewegungsmuster ins Blut übergegangen, dann kann man in unglaublicher Geschwindigkeit höchst unterschiedliche Strukturen erzeugen und das mit ein und demselben Pinsel. Schaut einmal in alle Bildbeispiele ihr werdet dort jeweils sehr große flächige Elemente finden und sehr kleine Strukturen.
Regen über Porto: Spontan-Aquarell mit Schwertpinsel von Tine Klein
Ich glaube in diesem Bild wird ganz deutlich, was ein Schwertpinsel wirklich kann, er ist ein Pinsel für Waschungen kann aber gleichzeitig die chaotischen Strukturen einer Stadt einfangen.
Der Schwertpinsel ist der Pinsel für Maler die auch Zeichner sind
Das obige Bild ist nur mit einem Pinsel gemalt. Der Schwertpinsel vereint also alles was man sonst nur mit mehreren Pinseln oder dem Stift erzeugen kann. Die Sanftheit der Waschung und das gerade sSrenge eines Linierers.
Materialtipp:
Ich besitze selber drei Schwertpinsel, ich wechsele die Größe je nach Papierformat.
Ich arbeite sehr gerne in sehr großen Skizzenbüchern, deshalb bevorzuge ich den Schwertpinsel von Da Vinci Größe 14.
In normal großen Skizzenbüchern arbeite ich mit dem Da Vinci Größe 10, und für meine Handtaschenformate habe ich den wundervollen Taschen-Schwert-Pinsel von Rosemaries.
Anders als bei anderen Pinseln rate ich beim Schwertpinsel nicht dazu ihn in übergroß zu kaufen. Wer noch etwas ungeübt ist, sollte mit diesem Pinsel in einer etwas kleineren Größe beginnen, denn die Handhabung braucht etwas Übung.
Beim Schwerpinsel kommt es auf die Spitze an, funktioniert diese nicht, ist der Pinsel witzlos, deshalb rate ich hier zur guten Qualität zu greifen.
Liebe Grüße
Tine
In den folgenden 14 Tagen bin ich auf Malreise und deshalb wird es nur kurze spontane Beiträge im Blog geben. Ich werde euch die Anwendung des spontane Aquarell und die Handhabung des Pinsel live aus Porto zeigen. Es sei denn, ich sitze im Funkloch.
Ich bin schon total aufgeregt, am liebsten würde ich all meinen Malmaterial mit nach Porto nehmen, blöderweise passen nur 20 Kilo in den Koffer. Deshalb muss ich wohl frische Unterhosen in meine Jackentaschen stopfen, der Koffer ist ja voll mit mal Material.
Liebe Grüße Tine
Wie man einen Schwertpinsel benutzen kann: