Egal wo ich bin, ich möchte gerne malen!
Im Laufe der letzten Jahre bin ich immer mehr auf das Aquarell gekommen, gerade weil es draußen so praktisch ist, also bin ich immer auf der Suche nach dem optimalen Reiseaquarellkasten. Doch irgendwie bin ich nie zufrieden!
Reiseaquarellkasten für Unterwegs?
Aquarell ist sicher die praktischste aller Farben, wenn man unterwegs ist, aber es hat trotzdem eine ganze Reihe Nachteile über die ich mich immer wieder ärgere.
Meistens kämpfe ich enorm mit dem Gewicht der einzelnen Kunstmaterialien.
Ich mag keine Reiseaquarellkästen, denn ich bin Malerin mit Leib und Seele. Für mich fühlt sich ein Reiseaquarellkasten an wie alkoholfreier Gemüsewein in der Extra Light Variante. Kurzum, mir wird schmerzhaft bewusst, dass ich viel mehr will.
Gerade jetzt im Winter stoße ich Outdoor mit meinem Aquarellkasten an Grenzen, nicht selten schielt ein beunruhigter Bistrobesitzer verstört zu mir herüber, wenn ich meinen riesen Farbkasten auf den Tisch lege. In den Gesichtern, kann mal förmlich lesen, welche Verwüstungen am Inventar gerade durch den Kopf geistern.
klein und unauffällig soll er sein mein Reiseaquarellkasten
Gibt es andere Alternativen zum klassischen Aquarellkasten?
Mit Alternative meine ich jetzt nicht einen lächerlichen kleinen Reiseaquarellkasten mit sechs winzigen Näpfchen in dem ich mit meinem großen Pinsel verzweifelt herumbohre.
Wenn man etwas haben will, dann muss man es erschaffen!
Vor etwa zwei Jahren sah ich auf Indiegogo eine Annonce, dass zwei junge Männer einen neuen Aquarellkasten entwickeln wollten. Was versprochen wurde, war zu schön um wahr zu sein, der Aquarellkasten sollte unglaublich leicht sein, gefüllt mit absolut reinen Pigmenten. Da ich Optimist bin, steuerte ich 50 € für die Entwicklung bei, wie wahrscheinlich 10.000 anderer begeisterter Outdoormaler rund um den Erdball.
Vor einigen Monaten dann erreichte mich ein kleines Paket aus Indien, darin waren meine 3 neuen Reiseaquarellkästen.
Gute Lösungen sind überraschend Einfach
Zuerst einmal musste ich schlucken, als sich die Kästen auspackte, hatte ich das Gefühl: „Das war eine Fehlinvestition!“. Meine erste Regung: Wie bitte? Das soll ein vollwertiger Reiseaquarellkasten sein?
In der Hand hielt ich ein kleines Heftchen, das in jede Hosen- oder Hemdtasche passt.
Es sah aus wie ein dünnes Notizheftchen, ohne harten Einband, darin 8 farbige Seiten getrennt von Pergamentpapier.
Zugegebener Massen war ich nun etwas skeptisch! Funktioniert das? Denn auf den Seiten waren 16 Farben in einer hauchdünnen Pigmentschicht aufgebracht.
Viviva ein Erfahrungsbereicht
Dieser kleine Reiseaquarellkasten nennt sich Viva Colorsheet, das heißt so viel wie Farbenkärtchen. Vorsichtshalber nahm ich drei dieser kleinen Heftchen mit in den Urlaub, denn mein erster Gedanke war, da ist ja gar nichts drin! Ich möchte gerne mehr als zwei-dreimal malen!
Die Überraschung kam beim ersten Einsatz, die Pigmente sind in einer sehr dünnen Schicht auf 3 × 4 cm aufgebracht. Wenn man die Pigmente mit einem nassen Pinsel berührt, erlebt man sein blaues Wunder, sobald die Farbe aufs Papier und mit Wasser in Berührung kommt, explodiert sie regelrecht. Der Unterschied zu einem normalen Aquarellkasten ist, dass man hier mit absolut reinen Pigmenten malt, daran muss man sich erst mal gewöhnen.
Man benötigt die Farbe nur in winzigen Mengen
Das ist cool, aber auch beim malen etwas total knifflig. Ich glaube, dass so ein Heftchen lange hält, denn anders als man denkt, ist in dieser dünnen Schicht wirklich extrem viel Farbe verborgen. Man muss jedoch höllisch aufpassen, dass man nicht ständig Farbe verschwendet.
Handhabung der Vivina Colorsheets
Die Dosierung der Farbe ist gewöhnungsbedürftig. Das Problem habe ich für mich folgendermaßen gelöst, ich benutze eine Einmal-Tortenplatte. Das ist eine runde Pappe, plastikbeschichtet, die man in jedem Supermarkt in der Backabteilung bekommt. Die Tortenplatten habe ich mir auf die Größe meiner Skizzenbücher zugeschnitten, so ist sie die perfekte Mischpalette, denn hier kann ich Mischen und Pigmente aufbewahren.
Wer die Tortenplatten nicht findet, kann auf weiße beschichtete Einmal-Teller zurückgreifen.
Wie sind die Farben?
Für den Malgenuss-Menschen ist natürlich die wichtigste Frage:
Wie sind die Farben?!
Die Farben sind einfach schön! Klar, brillant und farbenfroh.
Irgendwie merkt man, dass die Farben aus dem warmen Süden kommen.
Die Farben sind irgendwie bunt, sehr bunt und wenn ich das sage, dann will das was heißen. Mein zweiter Vorname ist bunt. Bunt soll in diesem Fall auf keinen Fall heißen billig, sondern mega farbig. Man hat 16 absolut transparente und farbstarke Farben zur Verfügung, das Ergebnis ist auf jeden Fall leuchtend.
Ich finde die Farben besonders gut dazu geeignet Blumen, Farbiges oder auch Transparentes darzustellen.
Wer aber Abgetötetes möchte, muss auf jeden Fall mischen, deshalb würde ich auf jeden Fall empfehlen, eine der oben beschriebenen do-it yourself Paletten mitzunehmen.
Handhabung
Die Farben, in dem Heftchenfarbkasten, sind sehr logisch angeordnet. Trotzdem muss man am Anfang ganz schön suchen, erstens ist man beim Malen das Blättern nicht gewohnt, zweitens haben verdichtete Pigmente oft eine völlig andere Farbe als man sich das so vorstellt. Ein leuchtendes Flieder wirkt als Pigment eher Tannengrün.
Die Farbzusammenstellung ist sehr schön und wirkt harmonisch.
Ein wenig störend empfinde ich, dass die meisten Farben eher warm sind, einen richtig kalten Gelbton gibt es nicht. So wirken die Farben immer satt, saftig und warm.
Die Handhabung mit dem Pinsel ist extrem einfach, doch auf 2 Dinge sollte man achten.
Immer mit dem sauberen Pinsel arbeiten und der Pinsel darf auch nicht super nass sein, denn dann fängt es an zu tropfen und das ist bei purem Pigment eine Sauerei.
Die Handhabung ist aber nach kurzer Zeit kein Problem, auch im nassen Heft lässt sich blättern, denn die Farben sind mit Pergament abgedeckt.
Aufbewahrung
Die Größe und das Gewicht der kleinen Colorsheets sind absolut optimal. Das kleine Heftchen, das wirklich einem Reiseaquarellkasten entspricht, passt optimal in die Hand oder auch in die Hemdentasche.
Es gibt eine kleine Halterung mit der man das Heftchen an das Skizzenbuch festkleben oder ein haken kann, finde ich aber eher unpraktisch, denn anders als in einem normalen Reiseaquarellkasten, muss man ja blättern um an seine Farbe zu kommen.
Die Aufbewahrung ist super einfach, ich habe ein enges Gummiband um das Skizzenbuch, dort schiebe ich das Colorsheet, meinen Pinsel und meinen Füllhalter herein.
Das Ergebnis ist optimal, die komplette Malausrüstung passt in eine kleine Handtasche.
Summary
- Größe und Gewicht: absolut Super, deshalb volle Punktzahl
- Farben absolut brillant, aber zumindest ein kühles Gelb fehlt genauso wie ein kaltes Signalrot
- Die Farben scheinen extrem ergiebig: angeblich entsprechen die Pigmente einem halben Napf Aquarellfarbe, nachteilig ist, dass es die Kärtchen bis jetzt nur als gebundenes Heft gibt
- Handhabung am Anfang ein bisschen kniffelig
- Beim Preis einmal Luft holen, auch wenn ähnlich viele Pigmente in dem Heftchen sind wie in einem billigen Reiseaquarellkasten. Der Preis von 18 Euro oder 25 Franken fühlt sich für ein Papierheftchen mit ein paar Seiten komisch an.
Trotzdem Daumen hoch!
Trotzdem, ich bin happy! Für mich hat das Ding eine ganze Menge Probleme gelöst, da ich durch meine Finanzierungsaktion einige Hefte bekommen habe, steckt nun in jeder Handtasche ein Füller, mein Heftchen-Farbkasten und ein Mini-Skizzenbuch.
Kurz um ich bin happy!
Am Ende des Jahres werde ich berichten wie sich die Viviva Colorsheets im Dauereinsatz geschlagen haben.
Ach, ein tolles Spielzeug!
Ganz liebe Grüße
Tine
Habt ihr auch ungewöhnliches, was Jeder kennen sollte dann schreibt mir!
Hier noch ein kleiner Winterbeitrag:
Zeichenurlaub, ich freue mich schon!
Shoppingwahnsin 2.0 zu den Entwicklern des Vivia auf Indigogo geht es hier lang:
Der Link auf Indiegogo
Sehr spannend, ich hatte die auch irgendwo gesehen und fand es spannend. Und zum Festklemmen würde ich eine Dokumenten- oder Buchbinderklemme nehmen. 😉 Hab ich immer dabei, damit im stürmischen Norden die Seiten vom Skizzenbuch da bleiben, wo sie sein sollen.
Hatte mich verlesen. 😉 Kein und klein sind sich doch zu ähnlich.
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