Heute geht es um das perspektivisch Zeichnen, gerade bei Straßenszenen ist es kniffelig. Mit ein paar kleinen Tricks wird perspektivisch Zeichnen deutlich einfacher und stressfreier.
Perspektivisch zeichnen die Grundlagen, sind die klar und trotzdem klappts nicht?
Gerade in Straßen, wo die Gebäude parallel verlaufen, liegt der Fluchtpunkt der Zentralperspektive auf der Augenhöhe, meist mitten auf der Straße.
Doch auch wenn man den Fluchtpunkt kennt, ist das Zeichnen oft mühsam. Der Teufel steckt im Detail – und seien wir ehrlich: Gefühlt anderthalb Tausend Fenster können einen wirklich jeder Zeichnung in den Wahnsinn treiben!
Ist das Freihandzeichnen von komplizierten urbanen Motiven also wirklich nur ein Traum?
Nein! Mit ein paar einfachen Tricks wird es machbar und sogar entspannend. Diese kleinen Helferlein möchte ich dir heute verraten.
Gib dir zuerst ein Grundgerüst.
Zuerst überlege ich, wo die Fluchtpunkte liegen. Diese liegen immer auf der Höhe der Augen.
Mein erster Trick: Ich lasse strahlenförmig Linien auf den Fluchtpunkt zulaufen und schaffe so ein Orientierungsmuster. Dieses Raster dient mir als Hilfe, wenn ich perspektivisch zeichne. So stelle ich sicher, dass die Details im Motiv in die richtige Perspektive laufen. Schau genau hin, die Hilfslinien sieht man kaum.
Jetzt kann ich auch komplizierte Motive zeichnen, ohne ins Schleudern zu kommen.
Das Strahlenmuster kann man später radieren.
Vereinfachen ist der Schlüssel.
Die meisten von uns scheitern, wenn sie perspektivisch zeichnen, weil sie sich an unzähligen kleinen Details wie Fenstern oder Pflastersteinen festbeißen. Wenn dann ein Fehler passiert, möchte man alles hinwerfen. Hier helfen einige Tricks, um die Perspektive zu vereinfachen:
Oft ist es erstaunlich einfach eine perspektivische Zeichnung nur durch eine Linie zusammenzufassen. Dann sitzt alles an seinem Platz.
Schau genau hin! Eine einzige Linie führt von der linken Dachkante bis zum letzten Giebel auf der rechten Seite. In dieser Zeichnung wurde sie nur durch etwas Schnickschnack ergänzt.
Was ist der Trick daran?
Wenn man keine Häuser zeichnet, sondern nur eine durchgehende Linie, fällt dies unserem Gehirn viel leichter.
Warum?
Du hast deinem Gehirn einen ganz einfachen Arbeitsauftrag gegeben. Es verfolgt die Linie und wird nicht abgelenkt.
Simple Arbeitsanweisungen wie: Dreieck, leicht runter, dann stärker runterfallen unserem Kopf leichter als male dieses Haus mit 25 perfekten Fenstern.
Wenn das Gerüst steht, kannst du mit Details ergänzen, es ist nun viel einfacher.
Der Trick mit dem Schatten #perspektivischZeichnen
Eine Straßenseite liegt meist im Licht, die andere im Schatten. Nutze das! Zeichne die beschattete Seite nur als Silhouette mit wenigen Details. Zeige gerade so viel, dass die Perspektive erkennbar bleibt. So sparst du Zeit und Nerven und kannst deine Konzentration auf die beleuchtete Seite richten, die ohnehin das Hauptmotiv bildet.
Lange Perspektivlinien: wenig Aufwand, viel Effekt.
Perspektivische Tiefe kannst du ganz einfach erzeugen, indem du lange Linien auf den Fluchtpunkt zulaufen lässt.
Diese Linien lenken das Auge.
Diese Linien füllen die Straße, führen das Auge ins Motiv und sehen beeindruckend aus, ohne großen Aufwand zu erfordern. So kann man sehr effektvoll perspektivisch zeichnen.
Das Zeichnen der einzelnen Fenster ist oft nicht mehr notwendig, die Zeichnung wirkt durch die Perspektivlinien tief und nicht vollgestopft.
Das wird im nächsten Beispiel noch deutlicher:
Hier erzeugen die langen Linien die Tiefe, Fenster wurden nicht ausgearbeitet.
Perspektivisch zeichnen in der Entfernung wird alles kleiner.
Dieser Effekt der Perspektive ist oft eine Herausforderung, kann dir aber auch helfen. Fenster und andere Details in der Entfernung werden so klein, dass ihre genaue Form kaum mehr sichtbar ist. Nutze dies, um dir die Arbeit zu erleichtern: Hinten im Bild reichen ein paar Striche, um die Illusion von Fenstern zu erzeugen. In mittlerer Entfernung genügt es, die Schattenformen der Fenster darzustellen. Dies spart Zeit und verleiht deiner Zeichnung Tiefe.
Der Trick mit langen Strichen.
In großer Entfernung kannst du mehrere Fenster oder Etagen mit wenigen langen Linien zusammenfassen. Das vereinfacht das Zeichnen und verhindert, dass du dich in Details verlierst.
Der wichtigste Tipp an diesem Bild ist…
Weglassen, weglassen, weglassen…
Effektiv perspektivisch Zeichen bedeutet nicht, dass man alles zeichnet.
Dann wird es so aufwendig, dass man niemals die Übung erhält, um locker und frei zeichnen zu können.
Zu viele Details machen dir das Zeichnen schwer. Wer schöne Zeichnungen und Bilder machen möchte sollte beim perspektivisch Zeichnen zu erst lernen, was wirkt!
Überraschender Weise sind einfache perspektivische Linien so wirkmächtig, dass sie zeichnerisch Straßen und Fenster vollkommen ersetzen können.
Perspektivlinien sind die Rutschbahn für das Auge!
Lockerheit als Geheimwaffe beim perspektivisch Zeichnen
Es sieht oft besser aus, wenn man beim perspektivischen Zeichnen locker bleibt und auch mal eine Linie verspringen lässt. Zu exakte Konstruktionen machen jeden Fehler sichtbar und lassen das Bild starr wirken. Lockerheit bringt dagegen Leben und Dynamik in deine Zeichnung. Warum das funktioniert?
- Lebendigkeit statt Perfektion: Kleine Abweichungen spiegeln die natürliche Unregelmäßigkeit der Welt wider und machen deine Zeichnung authentischer.
- Fehler fallen weniger auf: Bei lockeren Linien wirken kleine Ungenauigkeiten wie gewollte Teile des Ausdrucks.
- Energie im Strich: Lockeres Zeichnen gibt den Linien Bewegung und Dynamik, was den Betrachter anspricht.
- Fokus auf das Wesentliche: Weniger Perfektion bedeutet mehr Raum für den Gesamteindruck.
- Zeit und Freiheit: Lockeres Arbeiten spart Zeit und lässt dir Freiheit für Kreativität.
Fazit
Perspektivisches Zeichnen erfordert Grundlagen und ein Gefühl für Proportionen. Doch mit diesen Tricks kannst du Freihandzeichnungen schnell und effektiv umsetzen. Die Tipps sparen dir mühsame Detailarbeit und geben dir mehr Freiheit für das Wesentliche – den Ausdruck und die Wirkung deiner Zeichnung. So werden deine Straßenszenen lebendig, charmant und ganz persönlich.
Viel Freude beim Ausprobieren und Zeichnen! 😊
Kunst ist etwas wert! Wissen ist etwas wert! Jede Spende hilft, dieses Angebot zu erhalten.
Weiterlesen bei Tine:
https://blog.herz-der-kunst.ch/perspektive-verstehen-horizontlinie/
Ein Grundlagenvideo zum Thema:
https://studyflix.de/allgemeinwissen/zentralperspektive-5050