Was dein Herz nicht fühlt können deine Augen nicht sehen.
Verblauungsperspektive – der Blick in die Entfernung.
Das weite Blau und der Blick in die Entfernung macht glücklich, das nennt man Verblauungsperspektive. Wir sitzen auf dem Dach der Welt und schauen in das tiefe Blau.
Vor uns türmen sich lauter Gipfel die 2000 m oder mehr in den Himmel ragen. Zu unseren Füßen liegt ein zauberhafter Blütenteppich, denn auf dieser Höhe ist gerade Frühjahr! Denn normalerweise ist es hier oben kalt. Jetzt aber strahlt die Sonne und die Blautöne funkeln mit den Blumen um die Wette.
Im Tal jagt eine Krise die andere, und oben in der Natur ist plötzlich alles vergessen.
Glück macht man selbst, die großen Einschläge, Krisen, Krankheiten, Kriege, die kann man nicht verhindern. Doch das große Glück findet man dazwischen. Für die wenigsten Dinge, die viel Spaß machen, braucht man viel Geld. Man setzt sich den Rucksack auf den Rücken, packt ein Butterbrot ein und zieht notfalls mit dem Postbus oder dem 9 Euro Ticket los und schon wird man an jeder Ecke wundervolle Dinge entdecken.
Für mich steckt das Glück im Blau, kaum etwas wirkt auf mich so euphorisierend wie der Blick in die Blaue Ferne oder auf das weite Wasser.
Zeigen was man sieht und fühlt!
Jeder der Maler steht vor der Herausforderung, zu zeigen was er sieht und fühlt. Dies gilt nicht nur für die gegenständlichen Maler und Malerin, sondern auch für die Menschen die abstrakt malen.
Wenn du den oberen Satz genau gelesen hast, dann hast du bemerkt, dass zwei Dinge aufeinanderprallen: Fühlen und Sehen.
Wenn man ganz genau malt, was man sieht, dann kann man trotzdem nicht immer zeigen, was man wahrnimmt. Es ist sehr schwierig auf einem 20 cm großen Stück Papier die mächtige Gewalt von Bergen, die über 2000 m hoch sind, zu zeigen. Diese Berge sind gewaltig und mit ihrer Größe verändert sich natürlich ihre Wirkung auf einem winzigen Blatt Papier.
Möchte ein Maler solche Phänomene trotzdem zeigen, dann muss er auf seine eigenen und auf die Lebenserfahrungen des Betrachters zurückgreifen.
In der Entfernung sind die Berge Blau,
Hier werden die natürlichen Farben durch die Wasserteilchen in der Luft blau gefärbt.
ToggenburgToggenburg 3
Verblauungsperspektive -warum ist der Begriff gut?
Wenn wir in die Entfernung schauen, dann schauen wir nicht durch reine Luft. In der Luft gibt es Feuchtigkeit, im Grunde schauen wir durch einen Swimmingpool in die Entfernung.
Jeder kleine Wassertropfen reflektiert ein bisschen vom Blau des Universums.
Deshalb nennt man die Verblauungsperspektive auch oft Luftperspektive.
Ich empfinde den Begriff Verblauungsperspektive jedoch wesentlich besser gewählt, denn wir haben nicht nur den Effekt das Dinge, die wir in der Entfernung durch die Luftmassen betrachten, verblauen. Es gibt noch einen zweiten Effekt und dieser hat ebenfalls mit der Farbe Blau zu tun. Wenn man Dinge von zwei Seiten betrachtet, dann gibt es immer eine helle und eine dunkle Seite. Die dunkle Seite liegt im Schatten, und Schatten sind immer bläulicher als die Originalfarben des Gegenstands. Halten wir also fest:
Schatten sind bläulich!
Wir, und auch unsere Betrachter haben also die Erfahrung gemacht, dass Entfernung und Perspektive ganz eng mit der Farbe Blau zu tun haben.
Gestärkt wird dieser Effekt noch dadurch, dass große Gegenstände im Hintergrund auch lange Schatten werfen, die ebenfalls bläulich sind.
Wir können also festhalten, das Perspektive und die Farbe Blau immer Hand in Hand gehen.
Und deshalb finde ich den Begriff Verblauungsperspektive so gut.
Wir können Perspektive malen, ohne einen einzigen nervigen Fluchtpunkt zu benutzen.
Verblauungsperspektive – Blau ist gleich Blau:
Durch die Verblauungsperspektive verwendet man insbesondere in Landschaftsbildern viel Blau. Doch man verwendet nicht nur Blau, generell geht es darum, das Farben in der Entfernung kühler werden als die Farben im Vordergrund. Es reicht also, wenn ein grüner Berg beim Mischen einen kleinen Blaustich erhält. Der Betrachter begreift sofort, dass dieser Berg im Hintergrund steht.
Die perspektivische Wirkung von Blau entfaltet sich voll und ganz!
Doch da blau eine kalte Farbe ist, muss man etwas aufpassen, dass die Bilder nicht ungemütlich werden. Die Stimmung des Bildes sollte zu deinen Gefühlen und dem Wetter passen.
Deshalb reicht es nicht einfach nur Blau zu benutzen, man muss überlegen welche Wirkung man mit genau diesem Blau erzeugen möchte.
Hier kannst du sehen wie sich unterschiedliche Blau-, Blaugrün- und Graugrüntöne sich auf die Stimmung eines Bildes auswirken.
Braungrün, Blaugrün und Graugrün wirken nicht nur entfernter, sondern auch härter, man denkt dabei an Stein. Das Mischen wird zu Kunst, denn man möchte den Stein zeigen, ohne dass das gesamte Bild ungemütlich wirkt.
Je wärmer die Blautöne sind, desto freundlicher wirkt das Bild.
Freundliche Blautöne sind französisch Ultramarin oder Royalblau das für gutes Wetter steht.
Als Faustregel kann gelten, je mehr ein Blau ins rötliche oder violette geht, desto freundlicher wirkt es.
Der Mensch verbindet mit verschiedenem Blau- und Grüntönung auch ein bestimmtes Wetter, oder eine bestimmte Stimmung. Ein babyblauer Himmel steht für gutes Wetter.
Das erste Bild ist auf 1200 m Höhe gemalt, dort habe ich viel kältere Blautönen gesehen. Dies liegt auch daran, das die Umgebung kälter ist. Das untere Bild im Tal gemalt hat wärmere Blautöne und wirkt dadurch wesentlich freundlicher.
Kombinationen aus Kalt und Warm:
Die Farben Verblauungsperspektive wird in der Regel am besten, wenn man verschiedene Blautöne miteinander einsetzt. Dies sieht man im folgenden Bild.
Der royalblaue Himmel steht für gutes Wetter. Das blasse Blau des kleinen Berges lässt ihn so erscheinen, als stände er im Hintergrund. Der große Berg im Hintergrund ist überwiegend Graugrün, dadurch springt er nicht nur zurück, sondern er wirkt auch steinig.
Je näher wir in den Vordergrund kommen desto wärmer und grüner werden die Farben.
Eines solltest du bis jetzt begriffen haben, ohne Mischen, kommt man bei solchen Bildern nicht aus. Die einzelnen Blautönen finden sich natürlich auch in den Grüntönen wieder.
Benutzt man gekaufte Grüntöne, dann werden diese nicht optimal zu dem benutzten Blautönen passen.
Eines darf ich noch sagen, blau kommt in fast jedem Bild vor. In jedem Himmel, in jeder reflektierenden Fensterscheibe, im Wasser und auch in jedem Schatten.
Deshalb ist es sinnvoll viele unterschiedliche Blautöne im Kasten zu haben.
Mein Tipp werfe Mischfarben aus deinem Farbkasten heraus. Investiere lieber in unterschiedliche Blautöne, denn mit dieser primären Farbe wirst du viele unterschiedliche grün und Violetttöne mischen können.
Ich habe in meinem Farbkasten Blautönen mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften. Ich achte immer darauf, dass ich kalte und auch warme Blautöne in meinem Kasten habe. Aber auch ein Royalblau = Babyblau darf im Kasten einfach nicht fehlen, weil dieses weiche Blau gutes Wetter macht. Grundfarben sind jedenfalls vielseitiger einsetzbar als fertig gemischte Sekundärfarben.
Ich weiß nicht, ob ich so viele Blautönen in meinem Kasten habe, weil ich das dringende Bedürfnis habe blauzumachen.
Solche blauen Tage tun auf jeden Fall gut und ich danke meiner Freundin Claudia dafür, dass sie immer bereit ist mit mir den Rucksack aufzusetzen und mit guter Laune und Pinsel unterwegs zu sein.
Liebe Grüße ins Wochenende Tine
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