Wir alle halten Übung beim Malen für wundervoll, denn wir haben gesehen, wie Menschen durch Übung großartig wurden.
Doch manche Menschen werden mit viel Übung zu wahren Meistern, während andere trotz all ihrer Bemühungen auf der Stelle treten.
Wie kommt das? Warum wird der eine ein Genie, während der andere, obwohl er besser wird, mittelmaßig bleibt? Ein spannendes Thema, dem wir uns widmen sollten.
Kann Übung beim Malen auch schaden?
Die überraschende Antwort lautet: Ja, das kann sie!
Die meisten Menschen beginnen zu malen, ohne große Schulung. Oft wird uns in der Grundschule oder am Küchentisch einfach ein Pinsel in die Hand gedrückt mit den Worten: „Mach mal!“. So haben wir uns nach und nach verbessert, entdeckt, wie man gut malen kann. Und wer jetzt diesen Blog liest, gehört bereits zur Elite! Wir alle haben besser malen gelernt als die meisten anderen. Herzlichen Glückwunsch dazu! Auch wenn du vielleicht kein Genie bist – viele andere beneiden dich um deine Fähigkeiten.
Weil Menschen durch Übung zwangsläufig besser werden, glauben viele, dass Übung immer zum Ziel führt.
Aber stimmt das wirklich?
Routine kann schaden – Eine überraschende Beobachtung!
In einem Kurs wollte ich eine großartige neue Technik lernen. Als Profi fiel es mir leicht, dem Unterricht zu folgen und die Technik schneller zu beherrschen als die anderen Kursteilnehmer.
Doch in der Praxis begegnete mir ein unerwartetes Problem.
Viele Maltechniken habe ich so oft geübt, dass sie vollständig automatisiert sind. Ich kann sie ohne nachzudenken anwenden – sie fließen von selbst. Genau das wurde mir nun zum Hindernis: Mein Unterbewusstsein und meine Motorik weigerten sich, die neue Technik zu akzeptieren. Obwohl ich sie verstand und umsetzen konnte, fühlte sie sich ungewohnt und mühsam an. Die alten, vertrauten Bewegungsmuster waren schlicht stärker.
Das brachte mich zu einer ernüchternden Erkenntnis:
Je routinierter und automatisierter man Techniken verinnerlicht hat, desto schwieriger wird es, einer neuen Fähigkeit Raum zu geben.
Falsche Übung beim Malen macht das Leben schwer:
Versteh mich nicht falsch, Routine ist großartig.
Sie erlaubt es uns, Bilder scheinbar mühelos entstehen zu lassen – genau das, wonach wir alle streben.
Doch Routine darf nicht dazu führen, dass wir Neues nicht mehr lernen können.
Schau dir die Stars in der Aquarell-, Sketching- oder Designwelt an: Sie alle machen etwas anders als die Masse, und genau das macht ihre Werke faszinierend und einzigartig. Diese Künstler haben sich nie darauf beschränkt, nur Standardtechniken zu beherrschen. Sie haben sich die Fähigkeit bewahrt, innovativ zu sein und ihre Routine zu durchbrechen.
Das Bild der Woche
Hier siehst du eines meiner Übungsbilder. In diesem Bild experimentiere ich bewusst mit neuen Ansätzen, um aus gewohnten Mustern auszubrechen. Statt einen Gegenstand wie gewohnt zu malen, arbeite ich mit der Negativtechnik und male ihn von außen. In anderen Fällen wasche ich Motivteile aus dunkler Farbe heraus oder überdecke bereits Gemaltes mit leuchtenden Farben.
Der Sinn dahinter?
Ich trainiere meine Technik und halte mein Gehirn flexibel, damit es nicht in Routine verfällt. Denn nur durch das Ausprobieren neuer Methoden bleibe ich kreativ und entwickle mich weiter.
Übung beim Malen -Wie du neue Techniken etablierst :
- Bewusstsein schaffen:
Der erste Schritt ist zu verstehen, warum eine neue Technik schwerfällt. Nicht, weil sie wirklich schwieriger ist, sondern weil unsere alten Methoden wie automatische Reflexe ablaufen. Frag dich, warum du die neue Technik lernen möchtest – wenn dir ihr Nutzen klar ist, fällt es leichter, die nötige Anstrengung in Kauf zu nehmen. - Routinen schaffen:
Eine neue Technik wird nur dann Teil deines Repertoires, wenn du sie ebenfalls zur Routine machst. Nutze die Vorteile der Übung beim Malen. Plane regelmäßige Übungszeiten für deine neuen Fähigkeiten ein. Kleine Übungen sind oft effektiver als das Malen eines komplizierten Bildes. - Kleine Schritte machen:
Du musst kein großes Kunstwerk erschaffen, um Fortschritte zu machen. Lieber jeden Tag ein paar Minuten konzentriert üben, als zu selten an großen Projekten zu arbeiten. - Mit Rückschlägen rechnen:
Alte Muster sind hartnäckig – sei nicht entmutigt, wenn du anfangs immer wieder unbewusst zu deinen gewohnten Techniken zurückkehrst. Das ist normal! Bleib geduldig und halte durch. Und bleib beim Thema! Lerne zwischendurch nichts anderes – dein Gehirn will dich nur ablenken! - Theorie und Praxis im Gleichgewicht:
Beschäftige dich intensiv mit der neuen Technik: Schau dir Videos und Tutorials an, beobachte Künstler, die diese Technik beherrschen, und analysiere ihre Vorgehensweise. Aber geh direkt danach selbst ans Werk! Nur durch regelmäßiges Tun wird dein Gehirn die Theorie in die Praxis übersetzen. - Motorik trainieren:
Verständnis allein reicht nicht – die Bewegungsabläufe müssen durch Wiederholung ins Muskelgedächtnis übergehen. Auch wenn es anfangs ungeschickt wirkt, wird sich die Technik nach 2–3 Monaten regelmäßiger Übung automatisieren. Wichtig ist, dran zu bleiben!
Am Ende ist das Lernen einer neuen Technik vor allem eine Frage von Geduld, bewusster Anstrengung und Ausdauer. Und wenn du sie einmal gemeistert hast, wird sie so selbstverständlich sein wie all die Fähigkeiten, die du schon lange beherrschst. Ich wünsche dir viel Erfolg – und eines Tages möchte ich stolz hören: „Tine Klein hat mir das beigebracht!“ 😊
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