Das Erste, was mir beim Baohong Aquarellpapier auffällt, ist die sehr gute Beschriftung. Oft muss man auf der Verpackung nach allen wichtigen Daten suchen, aber die Chinesen wollen hier klar machen: „Hey, wir haben alles richtig gemacht!“ Eine gute Beschriftung finde ich klasse, denn nichts ist nerviger, als zu raten, was für ein Papier man gerade kauft.
Schon beim Öffnen der Verpackung bin ich leicht genervt. Das Papier ist zwar wunderschön mit einem Schutzpapier abgedeckt, was ich großartig finde. Allerdings lässt es sich schwer vom Block lösen, sodass ich mein erstes Blatt gleich verletzt habe. Ein weiterer Negativpunkt: Der Block hat außen eine Gummierung. Ich sehe oft Leute, die das Papier vor dem Malen vom Block entfernen, aber das sollte man niemals tun! Die Gummierung hält das Papier straff, wenn es mit Wasser in Kontakt kommt, und verhindert so das Wellen. Leider ist die Gummierung meines Blocks nicht einwandfrei – in der Mitte hat sich eine Seite gelöst.
Obwohl ich beide Papiere in der gleichen mittleren Körnung bestellt habe, wirkt das Baohong Aquarellpapier recht rau.
Diese raue Körnung ist speziell auf die Bedürfnisse von Aquarellisten ausgelegt, da sie einige Techniken, wie den trockenen Strich, erleichtert.
Beim Zeichnen hingegen kann ein raues Papier hinderlich sein. Bleistifte oder Füllfederhalter stoßen auf eine „Buckelpiste“, anstatt sanft über die Oberfläche zu gleiten.
Fazit: Dieses Papier ist eher für Aquarellisten und weniger für Zeichner geeignet.
Reaktion auf Wasser:
Beim Malen auf diesem Papier erlebe ich mein blaues Wunder.
Das Baohong Baumwoll Aquarellpapier ist sehr „agil“.
Es nimmt eine große Menge Wasser auf, was ein Zeichen von Qualität ist – aber es scheint ein regelrechter „Säufer“ zu sein. Es saugt das Wasser schnell auf und beginnt sich zu wellen.
Beim Auftragen der ersten Lasur explodieren die Farben förmlich in alle Richtungen.
Meine Pigmente verhalten sich auf der Oberfläche wie schnelle Ferraris – sie fließen regelrecht, und das ziemlich explosiv.
Das bedeutet, dass man für das Baohong Baumwoll Aquarellpapier ein sehr gutes Timing braucht. Für Anfänger könnte das schwierig sein, weil die Farben schnell und unkontrolliert fließen.
Leuchtkraft:
Was auch immer die Firma mit der Oberfläche des Papiers gemacht hat, die Farben sind sehr leuchtend. Allerdings muss der Pinsel für Details in der Nass-in-Nass-Technik trockener sein als bei anderen Papieren, was dazu führt, dass mehr reines Pigment aufs Blatt kommt.
Das Ergebnis sind stärkere Farben.
Lifting:
Die Lifting-Eigenschaften des Baohong Aquarellpapiers sind nicht ideal.
Häufig nutze ich die Technik, Pigmente nachträglich zu entfernen, um Licht- und Schatteneffekte zu erzeugen. Aber das Baohong hält die Farbe leider zu stark fest, sodass diese Methode nicht gut funktioniert. Man muss ausparen , sieht man oben.
Blending:
Das Blending funktioniert recht gut. Farben laufen auf dem Papier relativ sanft ineinander, und es entstehen ausdrucksstarke Effekte.
Hochwertigere Aquarellpapiere schaffen weichere Übergänge, aber für seine Preisklasse verhält sich das Baohong ziemlich gut.
Lasieren in Schichten:
Das Lasieren in Schichten klappt auf diesem Papier wunderbar.
Trocknung:
Das Papier bietet dem Künstler ausreichend Zeit, um mit Nass-in-Nass-Techniken zu arbeiten. Für spontanes Sketching trocknet es jedoch zu langsam.
Interessanterweise trocknen die obere Kante und die Ecken schneller als der Rest des Blattes, was möglicherweise mit der schnellen Bewegung des Wassers auf dem Papier zusammenhängt.
Fazit: Das Baohong Baumwoll Aquarellpapier ist kein minderwertiges Papier – ganz im Gegenteil, es eignet sich wunderbar zum Trainieren und bietet ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Farben werden leuchtend wiedergegeben, und die Farbeffekte sind ausdrucksstark. Aber für Anfänger ist dieses Papier weniger geeignet, da man Fingerspitzengefühl und gutes Timing braucht, um es zu kontrollieren.
Das Papier verhält sich wie ein Sportwagen: schnell und manchmal unkontrolliert, wenn man nicht genau weiß, wie man Gas gibt.
Hahnemühle Expression Baumwollaquarellpapier
Bretagne: Mit neuem Papier sollte man eigentlich nicht in den Urlaub, aber dieses Papier ist einfach zu beherrschen.
Kundeninformation:
Das Hahnemühle Expression Papier ist makellos beschriftet. Sogar Informationen, die bei Aquarellpapieren oft fehlen, wie die Oberflächenleimung, sind hier vorhanden.
Das gibt mir als Käufer ein gutes Gefühl, weil ich genau weiß, was ich erhalte.
Verpackung:
Die Verpackung ist funktional und schlicht. Ein Deckblatt fehlt, aber das stört mich nicht, da der Block außen noch einmal verpackt ist. Insgesamt wirkt der Block makellos.
Oberfläche:
Als ich das Hahnemühle Papier das erste Mal in der Hand hatte, dachte ich:
„Wow, das ist dünn!“
Das täuscht aber, denn das Papier hat nur eine feine Körnung. Diese zarte Körnung ist Geschmackssache – wer stärkere Texturen mag, könnte es als zu glatt empfinden.
Das Papier ist ideal für Künstler, die neben dem Aquarellieren auch gerne zeichnen, da man darauf gut vorzeichnen kann, auch mit dem Füllhalter.
Das ist besonders im Urban Sketching sehr wichtig.
Die Reaktion auf Wasser bestimmt das Verhalten von Baumwollaquarellpapier:
Ich würde diesem Papier den Titel „Das Gutmütige“ verleihen.
Es nimmt viel Wasser auf, reagiert aber gemächlich, was längere Bearbeitungszeiten ermöglicht. Bei moderatem Wassereinsatz wellt das Papier nur minimal und strafft sich nach der Trocknung wieder vollständig. Das ermöglicht weiche Verläufe und mühelose Übergänge, ohne Pfützen zu bilden. Trotzdem, die klassischen Aquarelleffekte macht es gut!
Lifting:
Die Oberflächenversiegelung des Hahnemühle Papiers ermöglicht ein einfaches Lifting –
das bedeutet, Pigmente können nachträglich entfernt werden, was gerade für Anfänger und Liebhaber der Lifting-Technik hilfreich ist.
Leuchtkraft:
Baumwollpapiere sind generell weniger leuchtend als heiß gepresste Papiere.
Dennoch erzielt das Hahnemühle Papier gute Tonwerte und leuchtende Farben und ist auch in dieser Hinsicht für Anfänger eine gute Wahl.
Die wesentliche Fähigkeit von Baumwollaquarellpapier ist Blending:
Die Pigmente bewegen sich auf diesem Papier langsamer, was weichere und ruhigere Farbverläufe ermöglicht. Verblenden und Lasuren in Schichten funktionieren sehr gut, und die Farben bilden weiche Übergänge in der Nass-in-Nass-Technik.
Die Trocknung :
Die Trocknungszeit ist moderat – schneller als das Baohong, aber nicht zu schnell. Das ermöglicht kontrolliertere Details und sanfte Farbverläufe.
Fazit: Hahnemühle Expression Baumwollaquarellpapier
Das Hahnemühle Expression Baumwollaquarellpapier ist ein großartiges Papier für Anfänger, da es kontrollierbar und gutmütig ist. Es bleibt formstabil, und Pfützenbildung tritt kaum auf. Insgesamt bietet es ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis und ist besonders empfehlenswert für Künstler, die die Pinselsteuerung noch üben müssen.
Preiswerte Baumwollpapiere – besser als gedacht:
Normalerweise bedeutet im Papierbereich „teuer ist gleich gut“, aber beide getesteten Papiere überraschten mich positiv. Für die meisten würde ich das Hahnemühle Papier empfehlen, weil es unkompliziert ist und sich für alle Pinseltechniken eignet, während das Baohong eher eine Herausforderung darstellt. Das Baohong bietet tolle Farbeffekte, aber es erfordert präzises Timing und ist deshalb für fortgeschrittene Maler interessanter. Wer gerne experimentiert und sich Herausforderungen stellt, wird es lieben – für Anfänger könnte es jedoch eher frustrierend sein.
Die Entscheidung liegt letztendlich bei euch – was passt besser zu eurem Stil und euren Fähigkeiten?
Beide Papiere sind Champions unter den preiswerten Papieren! Aquarellvergnügen unter einem Franken/Euro pro Blatt!
Liebe Grüße aus Basel. Tine
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