Malen macht glücklich!

Malen macht glücklich!

Wirklich? Hat sich Van Gogh nicht das Ohr abgeschnitten?

Malen macht glücklich? Mich auf jeden Fall – ja!

Wenn ich den Glückszustand bewahre.

Ich setze mich hin, mein Kopf hört auf zu kreiseln, und ich sehe mir das Schöne an. Plötzlich habe ich keinen Stress mehr, ich höre auf zu grübeln,  und die Schönheit und ich – wir haben Zeit füreinander!

Eine kleine, lebenslange Romanze! Wenn ich mit ihr zusammen bin, vergesse ich alles.

Oft hilft mir auch, dass das Malen schwierig ist – ich muss Entscheidungen treffen, und plötzlich bin ich raus aus der Mühle des Alltags … ich denke nur an das Malen.

Und das ist nicht nur bei mir so …

Die Wissenschaft weiß es! Nutzst du es?

Ja, es gibt erstaunlich viele wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, warum Malen uns zufrieden, ja manchmal sogar zutiefst glücklich macht. Und es ist kein Zufall, dass viele von uns beim Malen in einen Zustand geraten,

in dem die Zeit verschwindet und der Kopf endlich still wird.

Neurologie und Psychologie können heute recht genau erklären, was dabei im Gehirn geschieht – und warum gerade das bewusste Sehen, das Rausgehen in die Natur und das kreative Tun so wohltuend wirken.

Malen macht glücklich, weil es den Kopf abschaltet – manchmal zumindest.

Beginnen wir im Kopf:

Beim Malen schaltet das Gehirn von der sprachlich-analytischen linken Hemisphäre in einen Modus, der stärker von der rechten Hirnhälfte getragen wird – dort, wo räumliches Denken, Intuition und Emotion beheimatet sind. Dieser Wechsel entlastet das sogenannte Default Mode Network,

also jene Hirnregion, die ständig mit Grübeln, Planen und Selbstreflexion beschäftigt ist.

Die Welt ist so laut und kompliziert!

Sobald wir malen, wird dieses Dauerrauschen leiser.

Neurologisch messbar sinkt die Aktivität in Arealen, die mit Stress und Selbstkritik verbunden sind, während Bereiche, die mit Belohnung, Zufriedenheit aktiver werden.

So zumindest habe ich es gelesen und so fühle ich es auch.

Vertiefung ist Glück.

Der Psychologe Mihály Csíkszentmihályi hat den Begriff Flow geprägt – jenen Zustand völliger Vertiefung, in dem man aufhört, sich zu beobachten, und stattdessen ganz im Tun aufgeht.

Im Flow produziert das Gehirn vermehrt Dopamin und Endorphine, die uns euphorisch, aber gleichzeitig ruhig und klar machen. Künstler berichten dann oft:

„Ich war einfach weg – nur Farbe, Wasser und ich.“

Das ist kein poetischer Zufall, sondern Biochemie.

So geht es mir häufig beim Malen in der Natur.

Die Natur ist meine Kathedrale.

Dies hier ist einer meiner Lieblingsplätze – die Basler Schleuse mit Blick auf die Autobahn.

Malen macht Glücklich! Schwarzwaldbrücke Basel, Tine Klein Aquarell

Im Flow finde ich sogar Autobahnbrücken aus Beton höchst befriedigend.

Ich nutze das Malen, um das Schöne im Alltäglichen zu sehen.

Malen macht glücklich – und es lehrt sehen!

Doch Malen ist nicht nur Gehirnchemie – es ist auch Wahrnehmungsschulung.

Wer malt, sieht anders.

In der Natur den Schatten einer Wolke zu beobachten oder eben die Spiegelungen einer Autobahnbrücke – all das aktiviert unser visuelles System auf hohem Niveau. Neurowissenschaftlich ist bekannt, dass aktives Beobachten die Verbindungen zwischen sensorischen und emotionalen Zentren stärkt.

Sprich: Wir sind ganz im Fühlen und Beobachten.

Das bedeutet:

Was wir aufmerksam sehen, wird emotional bedeutsam.

Deshalb empfinden viele Künstler beim Malen in der Natur ein tiefes Glücksgefühl –

sie sind buchstäblich „auf Empfang“ für die Welt.

Und das klappt auch in einer Umwelt, die nicht perfekt ist.

Psychologisch betrachtet wirkt Malen wie eine achtsame Meditation.
Es entschleunigt, weil man lernt, wirklich hinzusehen, statt nur zu erkennen. Die Psychologin Ellen Langer beschreibt Achtsamkeit als

„aktives Wahrnehmen der Unterschiede“

– genau das passiert, wenn man draußen malt: Jeder Himmel ist anders, jeder Schatten erzählt eine andere Geschichte. Diese Art der Aufmerksamkeit zieht uns aus den Routinen des Alltags.

Lehrt uns zu sehen, aber nicht zu bewerten.

Sie ist das Gegenteil von Bildschirmzeit: Wir erleben direkt, körperlich, unmittelbar.

Hast du dich schon mal nach vier Stunden iPad oder Fernsehen durch und durch gut gefühlt?

War das befriedigend?

Gefühle akktivieren:

Hinzu kommt das Sinneserlebnis. Selbst ein Foto aktiviert beim Malen schöne Erinnerungen. Plötzlich kommen sogar Gerüche zurück, die du längst vergessen hattest – noch besser, wenn man draußen malt!

Beim Malen bin ich zufrieden, und das speichert mein Körper.

Selbst das Geräusch meines Wasserbechers und des Pinsels bringt mir Zufriedenheit – all das sind Eindrücke, die mein Gehirn mittlerweile liebt. Weil es weiß: Jetzt geht Tines gute Zeit los!

Lernen, Kreativität und Schönheit! Man könnte sagen: Beim Malen repariert sich das Gehirn selbst – es sortiert, beruhigt und erfindet sich neu.

Malen macht glücklich – besonders draußen!

Auch das Rausgehen spielt eine zentrale Rolle. Studien zeigen, dass der Aufenthalt in der Natur das Stresshormon Cortisol messbar senkt und gleichzeitig Serotonin ausschüttet. Wenn man nun malt, verstärkt sich dieser Effekt: Man wird vom Beobachter zum Teil der Umgebung.

Wer sich auf ein Motiv einlässt, atmet anders, steht still, hört genauer hin –

und findet dadurch jene Art von Ruhe, die weder auf der Couch noch im Fitnessstudio zu haben ist.

Es gibt also gute Gründe, warum das Malen glücklich macht.


Es ist kein esoterisches Geheimnis, sondern eine biologische Tatsache: Kreatives Tun, Naturerleben und konzentriertes Sehen bringen das Nervensystem in Balance. Sie erlauben es dem Geist, wieder mit dem Körper zu sprechen.

Während wir malen, tun wir unbemerkt etwas viel Größeres:

Wir heilen die Trennung zwischen Denken und Fühlen. Wir kommen buchstäblich zu uns selbst zurück.

Malen macht glücklich – aber nur, wenn du es zulässt!

Drum mach dir das Erlebnis nicht kaputt, indem du zu kritisch mit dir bist.

So ein Bild wie hier betrachte ich fast als Abfall.


Nicht, weil ich es nicht wertschätze, sondern weil es nur das Produkt der eigentlichen Kunst ist.

Die Kunst ist, zu beobachten, sich selbst und die Umwelt in eine gemeinsame Schwingung zu versetzen. Die Kunst ist, ganz in der Welt zu sein.

Was ist, wenn ich mit meinen Bildern dennoch nicht zufrieden bin?

Oft verfliegt das Glück direkt nach dem Malen. Dann kommt der Nörgler in uns raus!
Malen macht glücklich – aber was ist, wenn ich mit meiner Leistung absolut nicht zufrieden bin?

Nörgeln hilft nicht.

Beobachten aber schon! Beobachte deine Bilder wertungsfrei! Dann kann man von den eigenen Fehlern lernen. Mir hilft, dass ich mir selbst vorgaukle, dies sei nur die Vorzeichnung, die Skizze vor dem richtigen Bild.

Ich kann es ja nochmal tun! Durch diesen kleinen psychischen Trick bewahre ich das Glück.

Liebe Grüße ins Wochenende
Tine

Herzlichen Dank an alle, die gespendet haben!
Nach dem letzten Aufruf sind tatsächlich einige Spenden eingegangen – das hat mich sehr gefreut. Es zeigt, dass euch das Herz der Kunst am Herzen liegt.

Aber ich möchte euch eines bewusst machen: Die öffentliche Hand fördert eure Hobbys nicht. Unterstützung fließt fast ausschließlich in die großen Häuser, nicht in die freie Kunstszene, in Blogs oder in unabhängige Bildungsarbeit.

Ehrlich gesagt: Von über 5000 Leserinnen und Lesern im Monat spendet bisher nur eine Handvoll. Das ist schade, denn mit ein paar Euro von jedem könnte ich sehr viel mehr für euch auf die Beine stellen.

Ich möchte seit Jahren mehr für euch tun – aber das geht nur mit eurer Unterstützung.
Wenn ihr also mögt, dass Herz der Kunst weiter frei und unabhängig bleibt, dann helft mit. Jeder Beitrag, egal wie klein, bewirkt etwas.

Herzlichen Dank fürs Mittragen und Dabeisein!
Eure
Tine Klein

 

EUR

Aquarellfarben auf dem Papier mischen.

In eigener Sache:


Diese Woche startet die neue Kursreihe Licht und Schatten. Durch die Erkältungswelle wird immer mal wieder ein Platz frei! Eine Chance für alle Schüler, die sonst nie einen Platz bekommen haben.
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Aquarellfarben auf dem Papier mischen. Tine Klei Aquarell Weingut Heidegg

So bringst du Licht und Schatten zum Leuchten – Aquarellfarben auf dem Papier mischen

Liebe Leser,
alles, was man beim Malen tut, ist letztendlich ein Spiel von Licht und Schatten. Und oft sind es die Schatten, die ein Bild interessant machen – sie bestimmen, wie ein Bild wirkt.

Die Schatten sind die grauen Eminenzen.

Sie sind die Hintergrundregierung eines Bildes und entscheiden, ob es Licht gibt, ob eine Farbe strahlt und welche Stimmung ein Werk hat.

Der Inhalt dieses Blogs hängt ganz eng mit dem Beitrag der letzten Woche zusammen, denn das fachliche Wissen dahinter ist im Grunde derselbe Wirkmechanismus.

Möchtest du also ein tieferes Verständnis, lies auch den Blog der letzten Woche.

Heute geht es um das Thema Aquarellfarben auf dem Papier mischen

– und dieses Thema ist enorm wichtig für Licht und Schatten im Bild. Warum?

Ist der Schatten im Bild grau und langweilig, wird es für den Maler schwer, die Stimmung des Bildes zu steuern. Wird der Schatten langweilig, werden Bilder schnell mittelmäßig, denn du verlierst viele Möglichkeiten, die Farbwirkung zu beeinflussen.

Aquarellfarben auf dem Papier mischen ist ein Abenteuer!

Man glaubt, eine fertig angemischte Farbe zu benutzen, sei ein sicherer Hafen. Man greift zu Paynes Grey oder Neutraltinte.

Doch wer immer dieselbe Farbe verwendet, malt immer wieder denselben Lichteffekt – in monotoner Wiederholung.

Das Mischen auf dem Blatt dagegen entfesselt die wahre Kraft des Aquarells. Denn dort, wo das Wasser fließt und das Pigment im Strom mit sich reißt, beginnt das, was die Technik des Aquarells so einzigartig und schön macht.

Hier entsteht ein lebendiges Spiel aus Zufall und Kontrolle. Und ich muss dir Mut machen:

Denn die kleinen Entgleisungen, das, was an den Fehler grenzt, ist genau das, was deinem Bild den Wow-Effekt beschert!

Aquarellfarben auf dem Papier mischen – wie macht man das?

Das Aquarellpapier ist leicht geneigt, damit die Farbe fließen kann. Du brauchst dafür keine Profiausrüstung und keine Staffelei – oft reicht ein Päckchen Taschentücher unter dem Papier.

Dann setzt du zwei flüssige Farben nebeneinander, die sich von allein mischen.

Dabei gibt es für Anfänger zwei technische Feinheiten zu beachten:

  1. Ist die Farbe zu nass, entstehen wenig schöne Effekte – sie mischt sich einfach wie Milch und Kaffee. Dumm gelaufen! Die Farbe sollte also flüssig, aber nicht klatschnass sein. Diese Konsistenz braucht ein wenig Übung.

  2. Der Pinsel sollte, wenn du die zweite Farbe aufnimmst, nicht völlig mit Wasser vollgesogen sein, sonst schaufelst du zu viel Wasser aufs Papier, und es entstehen unschöne Wasserränder.

Die Technik ist also leicht zu verstehen, braucht aber Übung. Am Anfang ist oft zu viel oder zu wenig Wasser im Spiel. Doch freue dich über die „Unfälle“. Umarme sie, denn sie sind das wahre Potenzial dieser Technik!

Warum Aquarellfarben auf dem Papier mischen so viel mehr ist als nur eine Technik

Wenn du Farben direkt auf dem Papier mischst, passiert etwas, das keine Palette der Welt leisten kann. Die Pigmente reagieren mit der Feuchtigkeit des Papiers: Sie sinken unterschiedlich schnell ein, stoßen sich ab oder fließen ineinander.

Das Ergebnis sind Übergänge, die organisch wirken – wie in der Natur.

Kein künstliches Mischen kann diese Tiefe, Transparenz und Leichtigkeit erzeugen. Auch die Papierstruktur spielt eine Rolle, denn in den Vertiefungen des Papiers sammeln sich Pigmente – und so hat jedes Papier seine eigene Wirkung.

Es entstehen Farb- und Schattenflächen von enormer Schönheit.

Anstatt dass eine Fläche einfarbig ist, entsteht ein Spiel aus zwei oder mehreren Farbtönen.

Aquarellfarben auf dem Papier mischen. Weingut Heidegg Tine Klein

Schau mal in mein Bild: Der Schatten des linken Hauses besteht aus Cobaltblau, Französisch Ultramarin und Gebranntem Siena. Die Farbe wechselt zwischen Himmelblau, Graublau, Violett und einem orangen Licht.

Das macht eine einfache graue Wand zum Hingucker! Das Haus wird durch den Kontrast zwischen Hell und Dunkel verstärkt, aber gleichzeitig ist es nicht monoton grau. Alle Synapsen in deinem Auge beginnen zu feuern – die für Hell und Dunkel und die für Farbe! Das Auge übermittelt dem Gehirn viele interessante Dinge.
Was passiert, wenn die Fläche nur grau ist? Dann werden im Auge nur die Synapsen für Hell und Dunkel angesprochen – und das ist für den Betrachter längst nicht so fesselnd wie ein lebendiges Farbspiel.

Aquarellfarben auf dem Papier mischen ist schön!

Das Schöne daran: Diese Art des Mischens zwingt dich, hinzusehen. Du beobachtest, wie sich die Farben verhalten, greifst ein oder lässt los. Mit der Zeit lernst du zu „lesen“, was die Farbe dir anbietet – das ist fast wie eine Konversation mit dem Bild.

Oft ist es ein Schock, denn es entstehen Flecken. Doch mit der Übung kommt das Gefühl dafür, welche dieser Flecken und Farbeffekte dein Bild beleben.

Das Ergebnis ist spannend – selbst Flecken fügen sich ein, weil sie einen lebendigen Farbklang erzeugen. Siehst du oben in der Burg?

Das erfordert Mut, denn man gibt Kontrolle ab.

Doch genau das ist der Punkt: Aquarell lebt davon, dass man dem Zufall eine Bühne bietet.

Aquarellfarben auf dem Papier mischen heißt, dass Fehler zu Möglichkeiten werden.

Ein kleiner Tipp zum Schluss: Feuchte Farbe hat eine Bremse – sie fließt nicht von selbst auf trockenes Papier.

Natürlich läuft dabei nicht immer alles nach Plan. Eine zu nasse Stelle, eine Farbe, die plötzlich davonschießt – doch wer das Mischen auf dem Papier beherrscht, weiß: Fehler sind keine Katastrophen, sondern Chancen.

Ein verlaufener Rand kann später zur Lichtkante werden. Eine unerwartete Farbmischung bringt plötzlich eine neue Stimmung. Gerade in diesen Momenten offenbart sich, wie lebendig das Aquarell ist.

Jeder vermeintliche Fehler ist ein Hinweis: Hier war Bewegung, hier war Leben.

Das Mischen auf dem Papier erzieht zur Gelassenheit – und zur kreativen Spontaneität.

Es ist eine Haltung: nicht gegen den Zufall, sondern mit ihm.

Ich wünsche dir dieses enorm gute Gefühl, dass du dich beim Malen nicht für deine Fehler beschimpfst, sondern dich wie ein Kind über neue Entdeckungen freust!

Praktische Vorteile, die man nicht unterschätzen sollte

Neben dem künstlerischen Aspekt hat diese Technik auch ganz praktische Vorzüge:

– Die Farben bleiben reiner und brillanter, da sie sich erst auf dem Papier verbinden.
– Sie unterstützt die Transparenz, die das Aquarell so charakteristisch macht.
– Und sie fördert einen individuellen Stil, weil jeder Pinselstrich ein Unikat bleibt.

Im Bild siehst du, wie die Farben ständig wechseln. Du möchtest ein wenig Herbst in den Bäumen? Dann leg einfach Gelb und Rot darunter, lehn dich zurück und sieh zu, wie die Farbe die Stimmung selbst gestaltet!

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Noch ein bisschen Wissen zum Schluss:

Doch der Anfänger muss ein paar Dinge beachten: Male nicht zu wässerig, denn sonst entstehen Flecken und zu blasse Farben. Beginne mit zwei Farben – dann ist das Steuern der Effekte einfacher zu begreifen.
Bei Schattenfarben sind Komplementäre wie Blau und Orange wunderbar.
Wenn du jedoch klare und helle Farben wünschst, sollte die Technik nicht mit komplementären oder deckenden Farben geführt werden.

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Herbstfarben – wie man sie zum Strahlen bringt

Hallo ihr Lieben, das Herbstwetter bringt Erkältungen mit sich – und so sind plötzlich ein paar Plätze in meinen Kursen frei. Eine seltene Chance für alle, die sonst keinen Platz ergattern!

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Und gute Nachrichten: Der Mailverteiler funktioniert wieder, ihr könnt euch ab sofort neu anmelden. ❤

Herbstfarben Tutorial Aquarell Tine klein Schweiz

Herbstfarben – wie man sie zum Strahlen bringt

Auf ins Geschäft und strahlende Herbstfarben kaufen! Leider geht man damit oft baden.

Würde ich all das Geld für Farbfehlkäufe zurückbekommen, wäre ich heute eine reiche Frau. Juhhuu!

Die gute Nachricht ist: Man braucht erstaunlich wenig, um die perfekten Herbstfarben zu erzeugen. Denn die Wirkung entsteht vor allem durch ein paar malerische Tricks.

Der Herbst ist die Jahreszeit der Gegensätze. Und genau hier liegt der Schlüssel zu leuchtenden Farben.

Wer die Natur aufmerksam beobachtet, erkennt schnell, dass das Farbenspektakel aus den Kontrasten entsteht – im Grunde ist es nichts anderes als das Spiel von Licht und Schatten.

Die tiefstehende Sonne macht Schatten lang und dunkel, während die Farben gleichzeitig in goldenem Licht erstrahlen. Der Herbst bringt seine Strahlkraft also selbst hervor. Wenn wir diese Gegensätze bewusst einsetzen – leuchtende Farben neben Dunkelheiten – entstehen Bilder voller Spannung und Leuchtkraft.

Strahlende Herbstfarben sind also nicht allein eine Frage der speziellen Pigmente im Kasten, sondern vor allem das Ergebnis gezielter Kontraste.

Der erste Kontrast, der Herbstfarben zum Leuchten bringt, ist Hell gegen Dunkel.

Ein kleiner Tipp: Ein herbstliches Bild muss nicht düster wirken. Herbstfarben entfalten ihre Wirkung am besten, wenn man kleine Flecken sehr dunkler Farbe in die Nähe der leuchtenden setzt. So haben die Rezeptoren unseres Auges den direkten Vergleich – und die Farbe beginnt zu strahlen.

Links, in der hellgelben Wiese, liegen dunkelbraune Schatten und Zaunpfähle. Rechts grenzt die dunkle Hauswand an leuchtendes Orange und Gelb. Genau dieser Rhythmus aus Hell und Dunkel macht Herbstfarben lebendig.

Warm gegen Kalt – Spannung im Farbraum


Wie schon erwähnt, basiert die Leuchtkraft des Herbstes auf dem Spiel von Licht und Schatten.

Noch spannender wird es, wenn man zusätzlich warme und kalte Farben als Kontraste nutzt.

Die klassischen Herbstfarben – Ocker, Siena, Rotbraun, Orange, Weinrot – gehören zur warmen Farbpalette.

Ohne Gegenpol wirken sie jedoch schnell schwer und matt. Ergänzt man sie durch kühle Farben, erscheinen sie frischer und leuchtender.

Der orange Busch neben der Hütte wird belebt durch ein paar hellgrüne und blaue Spritzer. Du kannst viele Elemente nutzen: kühles Blau im Himmel, ein leicht grünliches Grau im Schatten oder ein Hauch von Türkis im Wasser. Dieses Wechselspiel von warm und kalt lässt die warmen Töne glühen.

Tipp: Verlasse dich nicht nur auf einfache Lösungen wie das Himmelsblau.

Viel besser wirkt der Kontrast, wenn du kleinflächig zwischen kalt und warm wechselst. Schau ins Bild: Links steht der kühle grüne Baum, der ein paar warme Spritzer in Orange erhalten hat. Auch an der Hütte findest du dieses Spiel aus kalt und warm.

Deckend gegen Transparent – Material als Gestaltungsmittel

Aquarell lebt von Transparenz. Aber gerade im Herbst lohnt es sich, ab und zu auch mit deckenderen Farben zu arbeiten. Einige wenige Akzente – etwa mit Ocker oder gebranntem Siena – können den transparenten Farben Gewicht geben. Dadurch wirkt das Bild satter und voller.

Tipp: Lass Blätter im Vordergrund mit einer deckenderen Schicht stehen, während die dahinterliegenden Schichten transparent bleiben. So entsteht Tiefe und Lebendigkeit. Und, seien wir ehrlich: Das Spiel von Licht und Schatten wird viel einfacher, wenn man ganz unkompliziert dunkle Farbe über helle legt.

Rechts bei den Lärchen neben der Hütte siehst du genau diesen Effekt.

Bunt gegen Grau – das Geheimnis der Leuchtkraft


Nichts bringt Farben so sehr zum Strahlen wie ihr Gegensatz zu gebrochenen Tönen. Der Herbst bietet sich dafür ideal an: graue Nebelschwaden, feuchte Wege, kahle Zweige. Ein leuchtendes Rot oder Orange wird inmitten von Grau besonders intensiv wahrgenommen.

Tipp: Mische deine Grautöne selbst – nicht nur mit Schwarz und Weiß oder fertigen Tubenfarben, sondern mit Komplementärfarben wie Rot und Grün oder Blau und Orange.

Diese gebrochenen Graus lassen die reinen Herbstfarben umso brillanter wirken.

Wie bringe ich mein Bild zum Strahlen?


Die dunklen Schatten lassen die leuchtenden Farben glühen wie Fackeln.

Dieses Wechselspiel von Hell und Dunkel ist der einfachste Weg, Herbstfarben zu aktivieren. Achte darauf, nicht alles gleichmäßig zu beleuchten – sonst verliert dein Bild an Spannung.

Das Strahlen entsteht, wenn der Betrachter Kontraste wahrnimmt. Zu viele kräftige Farben nebeneinander ermüden das Auge, genauso wie ein Bild voller Gleichmäßigkeit langweilt. Spiele also mit Gegensätzen – warm gegen kalt, hell gegen dunkel, bunt gegen grau – und baue dir bewusst Spannungsfelder im Bild auf.

Leuchtkraft entsteht weniger durch „mehr Farbe“, sondern durch das geschickte Inszenieren von Gegensätzen.

Liebe Grüße in den ersten Herbst
Tine

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CHF

Die kleine Serie im Aquarell.

Und noch eine kleine Nachricht am Rande: In meinem nächsten Kurs sind wegen einer Absage 2 Plätze frei – während der Zusatzkurs schon komplett ausgebucht ist. 😅 Den Link findest du im Blog!

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Lernen ist ein spannender Mix aus Wiederholung und Veränderung.

Unser Gehirn funktioniert wie ein Muskel – je öfter wir etwas üben, desto stärker werden die Verbindungen zwischen den Nervenzellen.

Genau deshalb ist Wiederholen so wertvoll: Es schafft Routine, Sicherheit und ein Fundament aus Wissen, auf dem wir aufbauen können. Aber: Einfach nur stumpf dasselbe hundert Mal tun, bringt uns nicht weiter.

Wer stumpf wiederholt, brennt sich seine eigenen Fehler tief in die Synapsen!

Wie schon Albert Einstein so treffend sagte:


„Es wäre Wahnsinn zu erwarten, wenn man etwas hundertmal gleich macht, dass es beim 101. Mal anders ist.“

Der Trick liegt darin, die Wiederholung leicht zu variieren.

Denn kleine Veränderungen öffnen die Tür zu neuem Lernen.

Wenn ein Pinselstrich nicht gelingt, kannst du die Richtung, den Druck, das Papier oder die Wassermenge ein bisschen anpassen, man kann die Farbgebung und die Techniken variieren, um etwas zu zeigen.

Jede Abweichung zeigt dir, was funktioniert – und was nicht.

Dein Gehirn verknüpft diese Unterschiede und baut so ein viel tieferes Verständnis auf.

Am besten wiederholt man also in kleinen Serien:


Ist dir schon mal aufgefallen, dass Maler in Ausstellungen sehr häufig Serien zeigen? Mit gutem Grund! Denn die Serie führt zur Meisterschaft.

Erst übst du mehrmals denselben Ablauf, dann veränderst du einen einzelnen Faktor. So erkennst du, welche Stellschraube den größten Effekt hat. Gerade beim Aquarell und Zeichnen ist dieses Prinzip Gold wert:

Wiederholung gibt dir Sicherheit, Variation schenkt dir Ausdruckskraft.

Ich muss meinem Kopf beibringen, weiterzukommen.

Eine Serie malen – das ist Nachdenken mit dem Pinsel!

Ein Bild mehrfach zu malen ist immer wieder überraschend! Man hat den direkten Vergleich und kann sehen, welcher Faktor welche Auswirkungen hat.

Malen lernen bedeutet beobachten – und dies tun wir heute an der folgenden Location:

Zürich Universitätskrankenhaus, Blick auf die Universität.

Bild eins:

Die kleine Serie, Blog zum Thema Aquarell Zürich Tine Klein

Bild 2:

Die kleine Serie, Blog zum Thema Aquarell Zürich Tine Klein

Vergleich und Erkenntnis in der kleinen Serie

Malen lernen – Beobachtung in der kleinen Serie 1:

Im ersten Bild benutzte ich Gelb, um das Licht in der Straße zu zeigen. Obwohl das Gelb des ersten Bildes dunkler ist als das sanfte rosa Licht des zweiten Bildes, wirkt das gelbe Bild heller. Eine optische Täuschung.

Tipp: Licht lässt sich am besten in gelben Farben zeigen.

Malen lernen – Beobachtung in der kleinen Serie 2:

Bild 1: Wir schauen von der Dunkelheit ins Licht. Das ist super, denn der Betrachter sieht, dass etwas im Vordergrund steht. Das lässt das Bild enorm tief wirken.

Bild 2: Das Auto im Vordergrund (ist meines, es heißt Max) wächst mit den anderen Autos zusammen. Vordergrund und Hintergrund sind nicht mehr so stark getrennt. Der Raum verliert dadurch seine Tiefenwirkung. Das Monumentale des Universitätsgebäudes verliert sich

Tipp: Die optimale Tiefenwirkung wird von der Trennung von Vordergrund, Motiv und Hintergrund unterstützt.

Malen lernen – Beobachtung in der kleinen Serie 3:

Königin und Prinzen.

In Bildern geht es immer darum, die Aufmerksamkeit zu den spannenden Punkten des Bildes zu leiten.

Bild 1

In Bild 1 ist sicher das Ende der Straße am spannendsten: Licht, Farben und Bewegung. Das Ende der Straße ist das Ziel des Blickes – eindeutig die Königin des Bildes.

In Bild 2 ist die Kuppel der Universität super gemalt. Auch das Grün der Augen springt ins Auge. Die Bäume in der Straße sind spannender gestaltet. Trotz des gleichen Bildentwurfs ergibt sich kein eindeutiges Bildzentrum. Das macht es für das Auge unbequem!

Der Betrachter empfindet das Bild, obwohl es fa besser gemalt ist als das erste, als weniger überzeugend.

Es gibt keine Königin, nur lauter Prinzen.

Tipp: Wenn es im Bild kein eindeutiges Bildzentrum gibt, muss im Bildentwurf nachgeschärft werden. Das Bild braucht eine deutlich nachvollziehbare Bewegung oder ein stärkeres Bildzentrum.

Malen lernen – Beobachtung in der kleinen Serie 4:

Tiefenlinien sind enorm gut, um in ein Bild hineinzuführen.

Bild 2

Bild 2: Es wirkt enorm gut, dass die Linien im Dunklen hell sind und im Hellen dunkel.

Auch bei Bild 1 ist die Perspektivlinie gut, aber nicht so gelungen wie im zweiten Bild.

Merke: Formen an ihren Tonwert in der Umgebung anzupassen, bringt viel Wirkung.

Die kleine Serie im Aquarell.

Die kleine Serie im Aquarell ist ein enormes Werkzeug, um Wissen zu sammeln. Nutze sie, um dir Fragen zu stellen:
Wie wirkt ein Bild in einer anderen Farbkombination? Wie setze ich Dunkelheit am besten ein? Wie viele Grautöne braucht ein Bild und wie erzeuge ich Tiefenwirkung? Wer mit Köpfchen malt, kann sich bestimmte Fragen selbst beantworten!

Habe den Mut, smart zu malen!

Liebe Grüße
Tine

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CHF

Weiterlesen zur Serie:

https://blog.herz-der-kunst.ch/notan-und-der-bildentwurf/

Notan und der Bildentwurf!

Der richtige Pinsel fürs richtige Ergebnis!

Der richtige Pinsel: Beim Unterricht ist mir etwas Erschreckendes aufgefallen

Ich unterrichte oft Menschen, die schon lange und viel malen – Urban Sketcher, Aquarellisten und Skizzenbuchkünstler.

Viele Schüler malen mit Pinseln, von denen sie nicht wissen, was sie eigentlich tun.

Die einen mühen sich mit Pinseln, die ständig Wasser ins Bild spucken, und die anderen versuchen mit Pinseln, die kein Wasser halten können, feuchte Lasuren zu malen!

Der richtige Pinsel: Das kleine Geheimnis mit großem Effekt

Wir Aquarellmaler haben das Problem, dass sehr unterschiedliche Pinsel optisch vollkommen gleich aussehen.

Doch innerlich haben die Pinsel ganz unterschiedliche Funktionsmechanismen. Das mag überraschen, da die Pinsel äußerlich identisch wirken. Ein vergleichbares Problem hätte ein Tischler, wenn eine Säge und eine feine Feile gleich aussehen würden! Wir müssen uns diesem Problem stellen, denn …

Wichtig ist, das passende Werkzeug für die jeweilige Aufgabe zu wählen –
doch dumm, wenn man nicht weiß, was das passende Werkzeug ist!

Drei Pinsel und welche davon sind Lasurpinsel?

Auflösung später!

Wenn du es schaffst, diese Pinsel auseinanderzuhalten, dann ersparst du dir plötzlich viele Frusterlebnisse.

Techniken, die seit Jahren nicht funktionieren, könnten auf einmal klappen!

Es gibt im Aquarell bei den Rundpinseln zwei große Klassen:

 Die beiden Klassen sind Lasurpinsel und Pinsel fürs Malen und für Detailarbeiten.

Der Lasurpinsel sieht genauso aus wie der große Rundpinsel, doch er ist für ganz andere Techniken geschaffen!

Lasurpinsel:

Der Lasurpinsel ist das, was man sich unter einem wunderbaren Aquarellpinsel vorstellt: Er ist wertig, liegt wunderbar in der Hand und tankt gierig Pigmente und Wasser.

Benutzt man ihn, zaubert er weiche und zarte Übergänge zwischen traumhaften Lasuren!

Er erschafft, solange man ihn im Feuchten verwendet, wunderbare Lasuren und Farbübergänge. Zu Hochform läuft dieser Pinsel in Himmeln auf. Aber auch hier in den Bäumen, schaft er zauberhafte Farbwechsel.

Doch verwechselt man ihn mit einem „normalen Malpinsel“, verwandelt sich der wertvolle Pinsel in einen grauenhaften Begleiter.

Der Lasurpinsel ist ein Säufer!

Und wenn man mit ihm normale Malarbeiten ausführt, entleert er sich unkontrolliert ins Bild. Er ist eben ein Säufer – er „gießt“ das Wasser ins Bild. Wie die Leute, die morgens früh vom Oktoberfest torkeln und 10 riesige  Krüge mit Bier gesoffen haben.

Deshalb ist es sinnvoll, den Lasurpinsel beiseitezulegen, sobald die ersten Lasuren abgeschlossen sind.

Am besten legt man den Lasurpinsel sehr  weit weg vom Arbeitsplatz, denn jenseits der Lasuren löst dieser Pinsel nur noch Chaos im Bild aus.

Der falsche Einsatz von Lasurpinseln hat viele unangenehme Folgen:

  1. Wasserflecken entstehen, wenn ein sehr feuchter Pinsel auf etwas trockenere Farbe trifft.

  2. Die Farben des Aquarells verblassen, da der Pinsel immer zu viel Wasser führt.

  3. Deine Malerei wirkt plump und grob, da Lasurpinsel keine gute Spitze formen – sie sind einfach zu weich.

Doch die zauberhaften Farbwechsel hier in den Bäumen, die erschafft man nur mit einem Pinsel, der einiges im Tank hat.

Oft werde ich gefragt:

Sind Lasurpinsel deshalb generell schlecht?

Nein, natürlich nicht! Niemand würde einen Tischler fragen, ob eine Säge schlecht ist, nur weil es auch Feilen gibt.

Elsass Tine Klein Aquarell. Blick zum Rhein gemalt, zum Thema der richtige Pinsel

Der Lasurpinsel ist ein großartiger Pinsel. Er ist eben für streifenfreie Hintergrundlasuren geschaffen – und sieht leider genauso aus wie ein guter Allroundpinsel.

Der richtige Pinsel und wie man ihn erkennt

Die meisten Schüler haben einen Kasten voller Pinsel. Dies ist der Friedhof der Frustpinsel. Hier liegen all die Pinsel, die gekauft wurden und sich später als unpraktisch erwiesen.

Oder vielleicht nur falsch eingesetzt wurden?

Doch es gibt einen einfachen Test, der dir helfen kann:

Tauche deine Pinsel in ein Glas Wasser und halte sie darin, bis sie weich und vollkommen durchnässt sind. Drücke dann sofort auf den Pinsel:
– Gibt der Pinsel nur ein paar Tropfen Wasser durch die Spitze ab, ist es ein Allroundpinsel.
– Läuft ein kleiner Bach aus dem Pinsel, hast du mit großer Wahrscheinlichkeit einen Lasurpinsel in der Hand.

Der richtige Pinsel Laur- und Aquarellpinsel

1 und 3 sind Lasurpinsel. Es liegt aber nicht an der Optik.

Der richtige Pinsel und seine Bauart

Der richtige Pinsel ist natürlich der, der die Aufgabe, die du vorhast, auch wirklich erfüllt. Damit du Pinsel findest, die für dich funktionieren, erkläre ich kurz die Bauweise:

  1. Die Bindung von Lasurpinseln
    Lasurpinsel sind Spezialisten für große, gleichmäßige Farbflächen. Ihre Bindung ist so ausgelegt, dass sie maximal viel Wasser und Pigment speichern. Typisch ist:
    – Lange, weiche Haare (oft Naturhaar wie Fehhaar oder Mischungen), die Wasser regelrecht „tanken“.
    – Sobald der Pinsel mit Wasser in Kontakt kommt, wird der Pinselkopf breit und weich – dadurch lassen sich Flächen ohne harte Kanten anlegen.
    – Lockere Spannung in den Haaren: Der Pinsel ist weich und gibt kontinuierlich Wasser ab. Das macht weiche Übergänge leicht, aber feine Linien fast unmöglich.

Ergebnis: perfekte, fließende Verläufe – aber eben keine Kontrolle für Details.

Der richtige Pinsel – der Allrounder:

  1. Die Bindung von guten Allroundpinseln (Rundpinsel, Mop-artig, Kolinsky oder hochwertige Synthetik)
    Ein Allroundpinsel, der auch Feinarbeiten kann, ist anders konstruiert:
    – Dicht gebunden und spitz zulaufend: Die Haare stehen enger zusammen und laufen in einer präzisen Spitze aus.
    – Federkraft: Der Pinsel drückt sich bei Belastung auseinander, findet aber sofort wieder in seine Spitze zurück. Das ist entscheidend für kontrollierte Striche.
    – Ausgewogenes Wasserhaltevermögen: Er nimmt genug Flüssigkeit für mittlere Flächen, gibt das Wasser aber kontrolliert ab.

Gute Pinsel können sehr groß sein und trotzdem eine feine Spitze haben.

Ergebnis: Ein solcher Pinsel kann sowohl großzügige Lasuren als auch feine Linien, weil er zwischen Bauch (für Fläche) und Spitze (für Detail) wechseln kann.

Der Bauch und die Spitze dieses Pinsels sind spannend: Er kann mit der Spitze feine Linien malen, mit dem Bauch lasieren, wenn er sehr feucht ist und bei trockenem Pinsel gebrochene Strukturen erzeugen.

Elsass Tine Klein Aquarell. Blick zum Rhein gemalt, zum Thema der richtige Pinsel

Die dunkle Wolke kann man nur mit einem guten Allroundpinsel in den feuchten Himmel setzen. Warum? Aus dem Lasurpinsel kommt zu viel Wasser! Das wäre, als wenn man Milch in Kaffee kippt, da malt sich auch kein Monet von selbst!

Der große Unterschied


– Lasurpinsel = das Kamel mit Wassertank im Rücken – er ist der Marathonläufer für Himmel, Wände und Hintergründe und hat immer viel Wasser dabei. Oder bei sehr feuchten Farbwechseln wie im Baum.

Kaiseraugst Aquarell mit Lasurpinsel. Tutorial den richtigen Pinsel auswählen.


– Allroundpinsel = Chamäleon – er kann sich anpassen: breite Striche mit Druck, feine Linien mit der Spitze.

Das erklärt, warum ein Maler wie Dan Marshall sagt: „Nimm nicht für alles den größten, weichsten Pinsel.“ Der Lasurpinsel ist genial für den Anfang, aber sobald du ins Bild „hineinzoomst“, brauchst du die straffe Bindung und die präzise Spitze eines Allroundpinsels.

Liebe Grüße aus der Schweiz
Tine

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Korrigieren im Aquarell? Ja – mit der Lifting Technik

Korrigieren Im Aquarell? Ja, klar mit der Lifting Technik. Tutorial Tine Klein Aquarell Lago Maggiore

Mythos zerplatzt: Warum Aquarell längst nicht mehr unkorrigierbar ist!

„Aquarell verzeiht nichts!“ – das ist wohl einer der hartnäckigsten Mythen überhaupt. Viele glauben, dass man im Aquarell keine Fehler machen darf, weil die Farbe nicht korrigierbar ist.

Warum du bei diesem Satz getrost die Augen gen Himmel drehen kannst, verrate ich dir heute!

Im Kern geht es darum, dass du getrost Fehler machen darfst – und wie du sie ganz leicht wieder loswirst.

„Aquarell ist nur etwas für Meister!“, „Da kann man ja nichts korrigieren!“, „Viel zu kompliziert fürs schnelle Zeichnen unterwegs!“

– kommt dir das bekannt vor? Diese Sätze höre ich oft, und sie stammen meist von Menschen, die wenig Ahnung von Aquarelltechniken haben.

Doch die Wahrheit ist: Moderne Aquarellfarben lassen sich sowohl im trockenen als auch im feuchten Zustand erstaunlich leicht verändern.

Heute gilt: Vergiss die alten Mythen! Das Aquarell hat sich in den letzten Jahren radikal verändert – und mit ihm die Möglichkeiten.

Eine der wichtigsten neuen Möglichkeiten ist die Lifting Technik im Aquarell.

Liften bedeutet, dass etwas vom Papier abgehoben wird

– das heißt, man nimmt Farbe einfach vom Papier herunter. Man korrigiert das Gemalte direkt, unkompliziert und manchmal sogar mit einem frechen Augenzwinkern.

Diess sieht man hier am Dach oder an den Fenstern.

Farben können angelöst, ausgewaschen oder übermalt werden – und so wird das moderne Aquarell flexibel, lebendig und unkompliziert.

Wichtig dabei: Die beschriebenen Methoden sind nicht nur Korrekturtechniken. Viele nutzen sie ganz bewusst gestalterisch, um schnell und locker zu malen.

Feuchte Lifting Technik

Man macht das Papier feucht und legt mit großen Pinselstrichen beispielsweise einen Himmel oder eine andere größere Fläche an. Dabei arbeitet man zügig und entfernt sofort mit einem Taschentuch oder Lappen die nasse Farbe an den Stellen, wo sie später stören würde.

Das heißt: Ich wische etwa einen Turm aus dem Himmel heraus, lasse die Himmelsfarbe aber dort stehen, wo ich ohnehin später mit dunkleren Farben arbeite.

Zu beachten ist: Die Farbe darf nicht antrocknen. Auch offenporige Papiere, die die Farbe sofort aufsaugen, sind für die feuchte Lifting Technik ungeeignet.

Diese Technik macht Hilfsmittel wie Abdeckflüssigkeit in vielen Fällen nahezu unnötig. Das Aquarell wird dadurch schnell, direkt und unkompliziert.

Ein Beispiel für diese Technik findet man bei Viktoria Prischedko.

Trockene Lifting Technik

Aquarell lebt – auch wenn es trocken ist.

Früher galt Aquarell als Diva: Einmal falsch gesetzt, und der Fehler blieb.

Doch moderne, hochwertige Farben haben eine andere Formel. Viele Marken setzen auf fein gemahlene Pigmente und Bindemittel, die sich zwar gut mit dem Papier verbinden – aber nicht unwiderruflich.

Einige Hersteller haben für lösliche Farben eigene Symbole.

Tipp: Teste deine Farben! Male eine Fläche, lass sie gut trocknen, benetze die Stelle, die heller werden soll, mit Wasser. Warte ein paar Sekunden und wische die Farbe dann beherzt aus.

Reaktivierbarkeit / Wiederanlösbarkeit

Einige Marken (z. B. Schmincke, Daniel Smith, White Nights) geben an, wie gut sich getrocknete Farbe wieder anlösen lässt. In den Produktbeschreibungen gibt es dafür Symbole – allerdings sind diese nicht genormt. Jeder Hersteller hat eigene Zeichen, die du auf den jeweiligen Farbkarten nachschauen musst.

– Oft ist es ein S. Dies bedeutet Staining– Ein offener Kreis oder leerer Punkt kann auf gute Wiederanlösbarkeit hinweisen.
– Bei White Nights findet sich gelegentlich ein Wassertropfensymbol, das bedeutet, dass die Farbe sich gut mit Wasser reaktivieren lässt.

Tipp: Lege dir eine eigene Testkarte an mit Notizen wie „Liftet gut / mäßig / schlecht“. Wer mit viel Licht in seinen Bildern arbeitet, ist gut beraten, Farben zu nutzen, die sich gut liften lassen.

So kann man Aquarell entspannter angehen als je zuvor.

Weitere Tipps zum Liften

Nicht jedes Papier ist für die Lifting Technik im Aquarell geeignet.

Hochwertige Baumwollpapiere sind oft wunderbar für die feuchte Technik.

Die eigentlichen Stars sind jedoch heißgepresste Aquarellpapiere.

Wie bitte? Angeblich sind das die minderwertigen Aquarellpapiere!

Daran steckt ein Körnchen Wahrheit. Für Nass-in-Nass-Techniken sind Baumwollpapiere tatsächlich besser, da sie lange feucht bleiben und weiche Übergänge erzeugen. Wasserflecken und harte Kanten entstehen dort seltener, weil man mehr Zeit zum Arbeiten hat.

Viele Maler haben jedoch auf heißgepresstem Papier angefangen – und so haben sich in der Aquarellszene unzählige neue Techniken entwickelt, die genau auf diese Papiere abgestimmt sind.

Die Lifting Technik im Aquarell ist eine davon. Man kann das Aquarell dann fast wie eine Bleistiftzeichnung bearbeiten: Mit dem richtigen Pinsel ist sogar ein „Radieren“ möglich.

Robuste, hochwertig verleimte Oberflächen funktionieren am besten. Leider geben die Hersteller diese Information kaum auf den Verpackungen an. Hier hilft nur: Testen!

Beispiele:
– Hahnemühle Anniversary Edition (400 g/m²) – robust und zuverlässig.
– Hahnemühle Le Rouge – sehr gutes Liftingverhalten, allerdings dünner und leicht wellig.
– Arches Glatt – Baumwollpapier, das ebenfalls gutes Lifting erlaubt.

Welche Papiere nutzt ihr? Teilt eure Erfahrungen gerne auf Facebook und Instagram – davon profitieren wir alle.

Der richtige Pinsel für die Lifting Technik

Generell funktionieren Kunsthaarpinsel besser als Naturhaarpinsel. Vorteilhaft ist, wenn der Pinsel kurz gebunden ist, denn dann ist er härter und kann Pigmente besser abheben.

Wo findet man diese Pinsel? Meist nicht in der Aquarellabteilung – eher bei Schulpinseln oder Pastellpinseln.

Fazit zur Lifting Technik im Aquarell

Der Charme des Aquarells liegt in frei fließenden Farben. Deshalb sollte man beim Liften nicht übertreiben: zu viel Schrubben zerstört Papier und Bild.

Die Lifting Technik im Aquarell entfaltet ihre Stärke, wenn man sie beherzt, aber dosiert einsetzt.

Liebe Grüße Tine

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Kompositionsskizzen im Aquarell

Kleine Experimente mit großer Wirkung

Viele Malerinnen und Maler stürzen sich voller Begeisterung direkt ins Bild –

und merken erst später, dass etwas nicht stimmt.

Das direkte Malen im Aquarell klappt oft nur, wenn man nach Schema F arbeitet. Dann produziert man zwar gute Ergebnisse. Doch sie sind nicht neu, nicht erfrischend – oft gutes Handwerk, aber eben nicht genau an die Situation angepasst.

Den Wow-Effekt erzeugt man meist nur, wenn man etwas riskiert.

Und dann hat man anderthalb Stunden Arbeit und ein katastrophales Ergebnis. Und das ist mir schon oft so gegangen.

Die Farben wirken nicht so, wie man es im Kopf hatte. Die Stimmung kippt. Oder die Komposition zieht den Blick ins Leere und zeigt nicht das Schöne der Szene.

Genau hier kommen Kompositionsskizzen im Aquarell ins Spiel: kleine, schnelle Studien, die uns vor Enttäuschungen bewahren.

Ein Ort und tausend Arten, ihn zu malen:

Kompositionsskizzen im Aquarell Urania

Kompositionsskizzen im Aquarell Bahnhofsstraswse Zürich

Kompositionsskizzen im Aquarell Shilstrasse

Mir gefällt die letzte am besten – und dir?

Warum macht man Kompositionsskizzen im Aquarell?

Eine Kompositionsskizze ist wie ein Probeauftritt auf der Bühne. Man schaut: Wie wirkt der Tonwert? Stimmen Hell und Dunkel? Passt der Farbklang, also die Harmonie der Farbtöne?

Und vor allem: Trägt das Bild die Stimmung, die ich ausdrücken möchte?

Wer den Wow-Effekt möchte, muss etwas riskieren. Aber man braucht keine lange Zeit, um zu testen, was man im Kopf hat. Genau dafür sind Kompositionsskizzen im Aquarell gedacht.


Kleine Formate für große Erkenntnisse

Der Trick dabei: Die Skizze bleibt bewusst klein und einfach.

Keine Details, keine Perfektion. Es geht nicht um Schönheit, sondern um Erkenntnis. Manchmal reicht ein Kärtchen oder ein kleines Stück Aquarellpapier. So kann man spielerisch ausprobieren, ob das Bild trägt.

Das Schöne: Eine Serie kleiner Kompositionsskizzen im Aquarell zeigt, wie viele verschiedene Wege in einem Motiv stecken.

Schon durch winzige Änderungen in Format, Tonwertverteilung oder Farbwahl können völlig unterschiedliche Ergebnisse entstehen.

Direkt ins Aquarell – warum nicht?

Manche zeichnen Kompositionsskizzen mit Bleistift oder in Grauwerten. Doch gerade im Aquarell ist es spannend, sofort mit Farbe zu arbeiten.

Es sind die Farbverläufe und zarten Abstufungen des Wassers, die das Aquarell so zauberhaft machen.

Direktes Aquarell – „direct watercolor“ – heißt: ohne Vorzeichnung, ohne Umwege.

Pinsel ins Wasser, dann auf das Papier.

Der Vorteil: Man sieht sofort, ob der geplante Farbklang funktioniert. Farben reagieren aufeinander eben anders als im Kopf.

Fehler und Schlampigkeiten sind dabei nicht von Belang.

Es geht darum, zu testen, ob deine Idee funktioniert.

Tipps für Kompositionsskizzen im direct watercolor

– Halte die Formate klein, Postkartengröße reicht völlig.
– Arbeite mutig und schnell, lieber in Minuten als in Stunden.
Konzentriere dich auf die großen Flächen, nicht auf Details.
– Reduziere die Farbpalette – drei bis vier Farben genügen, um die Harmonie zu testen.
– Spiele bewusst mit Tonwerten: Was passiert, wenn ich dunkler werde? Oder alles heller halte?
– Probiere verschiedene Seitenverhältnisse: Hochformat, Querformat, quadratisch. Jedes erzählt eine andere Geschichte, erzeugt eine andere Wirkung.

Nimm die Skizzen ernst, aber nicht zu ernst: Sie sind Werkzeuge, keine Mini-Meisterwerke.

Geschichten erzählen mit Kompositionsskizzen im Aquarell

Das Geschichten-Erzählen ist in der Malerei sehr wichtig. Nur wer eine kleine Geschichte erzählt, zieht seine Betrachter in den Bann. Jede Kompositionsskizze im Aquarell ist ein Schritt, um genau diese Wirkung zu finden.

Fazit: Kompositionsskizzen im Aquarell sparen Zeit und Nerven

Kompositionsskizzen im Aquarell sind wie Landkarten: Sie zeigen uns den Weg durch das Bild.

Wer diesen kleinen Umweg macht, spart sich später viele Frustmomente.

Gleichzeitig entdeckt man, wie reich ein einziges Motiv sein kann, wenn man es in mehreren Varianten denkt.

Wer Lust hat, kann sich angewöhnen, vor jedem größeren Aquarell zwei, drei solcher Farbskizzen zu machen.

Man wird überrascht sein, wie sehr diese kleine Gewohnheit die eigene Malerei verändert.

Mein Tipp: Malen mit dem Timer

Wenn du in meine Skizzen schaust, dann sind sie nicht lange geplant, sondern spontan. Besser viele Skizzen als Perfektion. Oft ist die Skizze auch im Alltag die bessere Option, denn sie hilft dir, mehr Erfahrungen zu sammeln. 10-15 Minuten sind die optimale Zeit.

Wer sich dies antrainiert, lernt viel

Gerade wenn man nicht viel Zeit hat, ist es ein unterhaltsames Spiel. Man lernt und merkt, was funktioniert.

Das ist viel besser für die Seele als ein frustrierendes Bild, in dem der Zwang zur Perfektion steckt.

Hat man die Erfahrungen mit dem Motiv gesammelt, entsteht das eigentliche Aquarell wie von Zauberhand, denn man hat die Probleme des Motivs im Kopf geklärt. Auch wenn es sich merkwürdig anhört:

Kompositionsskizzen im Aquarell sparen viel Zeit und Nerven, wenn man sie als Spiel betrachtet.

Noch ein Tipp: Notan – die Kompositionsskizze in einer Farbe

Wenn dir das alles noch ein wenig zu kompliziert erscheint, solltest du meinen Artikel zum Notan lesen – einer Kompositionsskizze in nur einer Farbe.

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Weiter zum Thema:

https://blog.herz-der-kunst.ch/notan-und-der-bildentwurf/

Bäume im Aquarell: Tipps und Tricks für lebendige Naturmotive

Bäume im Aquarell, Aquarell Tine kleine, costa brava Pinie

Dinge zu beobachten gilt mehr als sie zu besitzen.

Bäume im Aquarell:

Wir alle haben eine bestimmte Vorstellung davon, wie ein Baum ausschaut.

Doch der Baum, den wir seit unserer Kindheit malen, unterscheidet sich gewaltig von realen Bäumen.

Unsere Vorstellungskraft ist oft so stark, dass sie uns den Blick auf die echten Bäume verstellt.

Beobachten ist etwas Wunderschönes.

Hausaufgaben für Dich ! Denn Malen ist beobachten.

Wenn du in den nächsten Tagen aus dem Haus gehst, schau, welche Farbe Baumstämme wirklich haben. Denn Baumstämme sind oft nur im Gegenlicht – wenn wir nach oben in die Sonne schauen – dunkel. In der Realität haben Baumstämme viele Farben. Oft sind sie heller als der Hintergrund.

Der dunkle, braune Baumstamm ist also ein Mythos.

Auch Formen und Farben von Bäumen sind sehr unterschiedlich. Im Aquarell stellt sich also die Frage: Wie malt man all das gut?

Das Geheimnis liegt in drei Dingen: beobachten, vereinfachen und die Aquarelltechnik für sich arbeiten lassen.

 

Bäume im Aquarell heißt vor allen Dingen Formen reduzieren

Bäume wirken kompliziert, doch eigentlich bestehen sie aus einfachen Grundformen.

Der Kern des Bäumemalen ist, sie auf ihre Grundform zu reduzieren.

Die Pinien, die ich hier in Katalonien gemalt habe, haben halbkreisförmige Baumkronen. Auch die Blattmassen beziehungsweise die Art, wie die Büschel aus Nadeln angeordnet sind, bilden halbkreisförmige Wolken aus einzelnen Ästen und Büscheln.

Halte ich mich an die Form, habe ich gewonnen, denn nur so zeigt man das Typische genau dieser Baumsorte.

Du musst – und du kannst – nicht alles vom Baum zeigen. Das kleine Format begrenzt die Details.

Stell dir vor, du malst nicht jeden einzelnen Ast und jedes Blatt, sondern die großen Formen von Licht und Schatten. Im Aquarell funktioniert das besonders gut mit Nass-in-Nass-Techniken, bei denen die Farben von allein ineinanderfließen und organische Strukturen bilden.

Also merke: Bäume malen im Aquarell heißt, die Grundform mit dem Pinsel herauszukitzeln.

Nachdem man die Grundform erfasst hat kommt die farbliche Gestaltung.

Bäume im Aquarell – Die Krone gestalten  

Die größte Falle beim Bäume malen ist die Krone.  Falsch gemalt sieht sie flach aus, oder wie ein Helm, vielleicht auch wie das zerrupfte Haar eines Strubbelpeters.

Man sollte sich strickt an die Grundform halten.

Doch es gibt einige Tricks, um diese interessant zu gestalten.

Bäume im Aquarell sind nicht all zu schwer zu malen, wenn man sich an die Grundform hält. Jedoch kommt es auf enorm auf die Pinseltechnik an um grossartige und imposante Baumkronen zu gestalten.

Vor jeder Technik steht eines: das großartige und wohltuende Beobachten.

Nimm dir Zeit, Bäume anzuschauen.

Sieh sie ohne Scheuklappen, denn genau das macht uns Kreative aus.

Tine Klein Tutorial Bäume im Aquarell

Betrachte nicht nur die Krone, sondern auch die Verästelungen, die Rinde, die Licht- und Schattenspiele. Ein Birkenstamm ist nicht „weiß“, er ist ein feines Mosaik aus Grau, Beige, Grün und manchmal Violett. Eine Buche kann rötlich schimmern, während junge Äste oft eine ganz andere Farbe haben als der Stamm, das Schimmern der Farben sieht man auch hier im Stamm.

Im Aquarell kannst du dieses grüne Farbenmeer einfangen, indem du mutig zu ungewöhnlichen Farben greifst.

Ein Hauch von sehr dunklem Blau tut dem Blattwerk gut. Trau dich, deine Farbeindrücke mutig umzusetzen. Ultramarin im Schatten oder ein Spritzer Siena in der Rinde lassen einen Baum viel lebendiger wirken als eintöniges Braun.

Sei niemals eintönig, denn die Natur ist die Mutter aller Farben.

Wichtig ist, Wege zu finden, die eigenen Eindrücke tatsächlich zu zeigen.

Deshalb sollte man sich nicht scheuen, zu starken Farben zu greifen. Die Dunkelheit in Bäumen ist oft extrem. Es kann rote und blaue Reflexe geben. Und Baumstämme sind nicht immer dunkelbraun.

Mein Tipp: Kaufe dir einige sehr dunkle Farben, zum Beispiel Indigo, um die tiefen Schatten der Bäume zu zeigen. Kaufe kein fertiges Grün, sondern mische es aus sehr unterschiedlichen Gelb-, Blau- und Ockertönen.

Farben und Licht
Im Gegenlicht und im Schatten sind Baumstämme, Blattwerk und Äste dunkel, im Seitenlicht dagegen eher hell und wirken manchmal sogar transparent. Deshalb achte darauf, dass du Farben von sehr hell bis zur absoluten Dunkelheit bereithältst.

Nun aber zur Technik->

Bäume im Aquarell – Pinseltechnik Baumkrone:

Befeuchte zuerst das Papier in der Form der gewünschten Baumkrone oder der einzelnen Blattmasse eines Zweiges. Nun machst du den Pinsel etwas trockener und tropfst ein sehr helles Grün in die feuchte Fläche.

Arbeite nicht wie ein Anstreicher, sondern bewege den Pinsel so entspannt wie eine Eisprinzessin, die zu großartiger Musik über das Eis flitzt. Umspiele die Ränder der Fläche mit schnellen, kleinen Bewegungen, lasse Lücken stehen und franse die Kante aus. So entsteht der Eindruck von Blattwerk.

Tropfen,
Punkte,
Fransen und trockener Strich sind eine gute Idee.

Im ersten Schritt darf alles sehr feucht sein (siehe oben).

Im zweiten Schritt variierst du die Farbe.

 

Doch merke: Bei jedem Schritt wird der Pinsel ein wenig trockener.

Haha … du erwartest ja auch nicht, dass sich ein perfekter Baum malt, nur weil du Milch in deinen Kaffee kippst! Wir brauchen die Feuchtigkeit für die Weichheit der Schatten, aber es darf nicht alles nass sein.

Bäume malen im Aquarell -Schatten setzen:

 

 

Hier sieht man dunkle Farbe in helles, feuchtes Grün setzen, wirkt wunder.

Schritt 3: Nun werden die Schatten gesetzt.

Wichtig: Der Pinsel ist trocken, wenn du in sehr feuchter Farbe arbeitest!

Die Farbe muss sehr dunkel sein, denn sie wird durch die Flüssigkeit auf dem Blatt viel heller.

Nach unten hin ziehst du die dunkle Farbe ins trockene Papier, so kannst du die Äste in die Baumkrone modellieren.

Mein Tipp: Dein Blau darf sehr dunkel sein, aber nicht dreckig. Achte auf klare Farben, damit die Dunkelheiten den Baum nicht schmuddelig wirken lassen.

Schritt 4: Ist der Baumstamm dunkel, kannst du ihn ohne Bedenken an die Baumkrone ansetzen. Ist der Baumstamm jedoch hell, ist trocknen lassen das oberste Gebot, denn sonst verschmutzt du den Baumstamm.

 

Noch ein Tipp zum Schluss:


Mach ein paar Mini-Studien. Mische alle Blau-, Grün-, Rost- und Beigetöne. Dann wirst du wunderbar natürliche Kombinationen finden. Wenn du dir unsicher bist, beginne mit lockeren Skizzen – ein Baum lebt von seiner Geste, nicht von den Details.

CHF

Liebe Grüße Tine

Während die Oper Millionen bekommt, malen wir mit Herz und Gips am Arm.
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Sprühflasche im Aquarell – Malen wie ein Revoluzzer

Aquarell mit Sprühflasche – Segen und Chaos mit einem Pumpstoß

Entdecke kreative Techniken im Aquarell mit Sprühflasche: Farbe auflösen, Strukturen erzeugen und Hintergründe lebendig gestalten.

Wir alle kennen das Aquarell mit Sprühflasche zum Anfeuchten.

Dies ist sehr hilfreich, denn dadurch, dass die Farbe feucht bleibt, hat man mehr Zeit, sie zu bearbeiten, ohne dass harte Kanten oder Farbflecken entstehen.

Jeder, der das schon einmal versucht hat, stellt jedoch fest:

Das ist gar nicht so einfach.

Kommt man dem Aquarell mit Sprühflasche zu nahe, zerstört die Wasserzufuhr das Aquarell.

Es entsteht Chaos: Wasserflecken und Einschlagstellen in der Farbe, ausgewaschene Stellen, Wasserläufe und Ausbrüche quer ins Motiv.

Das Aquarell mit Sprühflasche hat mindestens genauso viele Bilder ruiniert wie verbessert.

Und so mancher Maler hat nach dem Fluchen bemerkt:

Genau das ist die große kreative Fähigkeit des Aquarells mit Sprühflasche.

Manchmal reicht ein Pinsel einfach nicht. Da steht man vor dem Blatt, die Farbe verläuft brav und wie geplant – vielleicht sogar zu brav – und man sehnt sich nach einem kleinen Funken Chaos.

Dieser kleine Funke Chaos ist es, der Aquarelle visuell interessant macht.

Natürlichere, lebendigere Bilder lösen mehr Emotionen bei Menschen aus.

Genau hier kommt das Aquarell mit Sprühflasche ins Spiel.

Es ist das Werkzeug für alle, die im Aquarell nicht nur malen, sondern auch gestalten, verändern und überraschen wollen.

Das Aquarell mit Sprühflasche ist mehr als nur ein Hilfsmittel, um Farbe anzufeuchten.

Es kann wie ein Radiergummi für Aquarell wirken, Strukturen wie kleine Sprenkel aus dem Nichts zaubern oder einen langweiligen Hintergrund wieder zum Leben erwecken. Kurz gesagt: Es ist das Werkzeug für mutige Eingriffe.

Und Mut braucht man dabei – denn der eigentliche Trick beim Aquarell mit Sprühflasche ist, dass man die Kontrolle bei diesem Eingriff abgibt und darauf vertraut, dass die Pigmente etwas Interessantes erzeugen.

Wofür man das Aquarell mit Sprühflasche benutzt


In der modernen Aquarellmalerei ist das Aquarell mit Sprühflasche ein Alleskönner:

Tine Klein, Aquarell Rheinfelden Ch, zum Tutorial: Entdecke kreative Techniken im Aquarell mit Sprühflasche: Farbe auflösen, Strukturen erzeugen und Hintergründe lebendig gestalten.

  • Ausputzen von Farbe: Du hast zu viel Farbe aufgetragen oder willst eine Stelle aufhellen? Ein gezielter Sprühstoß im Aquarell mit Sprühflasche löst die Pigmente an, sodass du sie mit einem sauberen Tuch oder Pinsel abnehmen kannst. Rechts im dunklen Grün kannst du es sehen – dort wurde etwas Farbe geliftet

  • Auflösen und Verblenden: Statt mühsam mit dem Pinsel zu wischen, kannst du Flächen weich ineinanderlaufen lassen. Der Sprühnebel im Aquarell mit Sprühflasche schafft sanfte Übergänge oder verwaschene Effekte. Im Himmel kannst du es erkennen: den weichen Übergang.

  • Strukturen erzeugen: Durch gezieltes Besprühen auf noch feuchte oder halbtrockene Farbe entstehen Muster, Wolkenstrukturen, Flecken oder ein Regen- bzw. Spritzeneffekt, der im Pinselstrich kaum zu erreichen ist. Neben der Industrieanlage, fast genau in der Mitte, blitzen helle Sprenkel auf, dort haben Wassertropfen die Pigmente wie kleine Radiergummis aus dem Bild gelöst.“

Wie man das Aquarell mit Sprühflasche zum Befeuchten anwendet – ohne Fleckenchaos


Der Trick im Aquarell mit Sprühflasche liegt im Abstand, im Sprühwinkel und in der Wassermenge.

  • Feiner Nebel: Wenn du einen gleichmäßigen Verlauf möchtest, stell die Düse fein ein. Halte die Flasche mindestens 30–40 cm entfernt und bewege sie gleichmäßig. So legt sich nur ein Hauch Wasser auf die Farbe, ohne harte Ränder zu erzeugen.

  • Kein Pfützenwasser: Zu viel Wasser lässt die Pigmente unkontrolliert wandern. Dann entstehen Flecken, die du nur schwer wieder herausbekommst. Lieber mehrmals fein sprühen, als einmal fluten.

Warum die Handhabung beim Aquarell mit Sprühflasche so anders ist als beim einfachen Befeuchten der Farbe


Wer nur Farbe befeuchtet, arbeitet passiv: Man macht die Fläche nass und lässt die Farbe hineinlaufen. Mit dem Aquarell mit Sprühflasche dagegen greift man aktiv ins Geschehen ein. Es ist nicht „malen wie gewohnt“ – es ist Eingreifen wie ein Revoluzzer: Du zerstörst Strukturen, um neue zu schaffen. Du zwingst die Farbe, sich zu bewegen, neu zu fließen, sich zu verändern.

  • Gezieltes Lösen: Willst du einzelne Stellen bearbeiten, geh nah ran (10–15 cm), aber sprühe kurz und kontrolliert. Arbeite danach sofort mit Pinsel oder Tuch weiter, bevor sich Ränder bilden.

Bei den Reflexionen kannst du es gut erkennen – ein Sprühstoß befeuchtete das Papier, und die Pigmente flossen mit dem Wasser nach unten. So entstanden die Reflexionen beinahe von selbst.

Beim normalen Anfeuchten steht die gleichmäßige Benetzung im Vordergrund. Beim Aquarell mit Sprühflasche dagegen geht es um gezielte Störungen – manchmal sanft wie ein Nieselregen, manchmal heftig wie ein Platzregen, um zum Beispiel helle Flecken in einer öden grünen Wiese zu erzeugen. Genau in diesem kontrollierten Chaos liegt der Reiz.

Besondere Tropfentechniken im Aquarell mit Sprühflasche


Möchtest du einen Tropfenregen für Flecken und Punkte erzeugen, benutze eine Sprühflasche, deren Ventil man verstellen kann. Stelle sie so ein, dass sie dicke und dünne Tropfen erzeugt, und lass sie unregelmäßig arbeiten.

Anwendung im Nass:
Lässt man die Tropfen in feuchte Farben einschlagen, entstehen hübsche Wasserblumen. Nur so viel Wasser benutzen, dass das Motiv nicht wegschwimmt.

Anwendung auf trockener Farbe:
Auch hier darauf achten, dass die Sprühflasche im Aquarell schön ungleichmäßig tröpfelt. Die Tropfen kurz einwirken lassen und dann mit einem weichen Baumwolltuch ausputzen. Voraussetzung: lösliche Aquarellfarben – das steht in der Materialbeschreibung.

Aquarell mit Sprühflasche – mein Tipp für den Einstieg
Teste das Aquarell mit Sprühflasche auf Reststücken Aquarellpapier. Probiere verschiedene Düsen, Abstände und Wassermengen aus, um die Effekte zu erzeugen, die du brauchst. Achte darauf, wie die Pigmente reagieren – manche lösen sich leicht, andere bleiben hartnäckig. So lernst du, wann ein Sprühstoß rettet, belebt oder einfach nur Spaß macht.

Das Aquarell mit Sprühflasche ist kein Werkzeug für Angsthasen. Es ist das Instrument für alle, die mutig genug sind, im Bild die Kontrolle loszulassen – und genau dadurch Neues zu entdecken.

Der Effekt ist so „Wow!“, dass er sich lohnt.

Liebe Grüße
Tine

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Weiterlesen bei Tine: Zum Thema Wasser malen

https://blog.herz-der-kunst.ch/wasser-malen-aquarell-das-heisst-wasser/

Wasser malen – Aquarell, das heißt Wasser!

Licht malen – Das Geheimnis des Lichts!

Ihr Lieben,
nach meinem Fahrradunfall erscheint der Blog im Moment unregelmäßig. Wenn ihr keine neuen Beiträge verpassen möchtet, meldet euch gern an. So werdet ihr automatisch benachrichtigt, sobald ein neuer Artikel online geht.

 

Licht sehen und Licht malen:

Tine Klein Aquarell zum Tutorial Licht malen , Aquarell, urban sketching Pilcherberg

Bist du blind? Ich sehe dich schon schmunzeln – nein, die wenigsten Blinden lesen Blogartikel. Das meine ich aber nicht!

Jeder Mensch hat erstaunlich viele Tomaten auf den Augen.

Erst wer malen lernt, merkt, dass man erstaunlich wenig sieht. Die Sehfähigkeit des Menschen entwickelt sich erst langsam mit dem Malen.

Maler sind im Vorteil, denn im Alltag sieht der Mensch vermeintlich wenig.

Tomaten auf den Augen:

Es ist fast lustig, was der Mensch im Alltag nicht sieht.

Im Supermarkt finde ich ab und zu Dinge nicht, obwohl ich direkt davor stehe.

Ich muss wohl erst mit der Nase dran stupsen, um sie zu sehen.

Es gibt Versuchsaufbauten zum Thema Sehen, die fast erschreckend sind, weil der Mensch so blind ist. In dem Buch Der Affe mitten unter uns wird beschrieben, dass Menschen bei einem spannenden Thema nicht merken, wenn mitten im Vortrag der Sprecher durch einen anderen Menschen ausgetauscht wird – nicht einmal, wenn die Hautfarbe des Redners wechselt.

Da muss man kurz durchatmen, oder?

Die Menschheit lebt im Blindflug. Und genau das macht uns das Malen so schwer.

Licht malen heißt es erst mal sehen!

Und das ist nicht so einfach. Denn wir haben vorgefertigte Meinungen in unserem Kopf.

Ein weißes Boot sehen wir weiß, obwohl es durch Schatten und Reflexionen des Wassers blaugrau ist.

Tatsächlich ist das Boot nicht zwingend hell!

Eines der Boote ist tatsächlich hell – das vordere jedoch nicht. Trotzdem drängt uns das Gehirn oft dazu, Dinge, die eigentlich weiß sind, automatisch auch hell zu malen. Dabei ist der Gegenstand in Wirklichkeit durch Schatten und Lichtverhältnisse oft deutlich dunkler.

Licht sehen ist richtig schwer – nicht, weil es unsichtbar ist, sondern weil uns das Gehirn dazwischenfunkt!

Als Maler muss man bewusst den Sehmodus anstellen oder sich zwingen, etwas anderes zu malen als das, was man glaubt zu sehen!

Und auch dann ist es sehr schwer, das Licht ins Bild zu holen. Oft ist man sehr enttäuscht, weil ein strahlend heller und schöner Tag gemalt nur müde aussieht.

Doch es gibt Tricks, wie man das Licht auf das Blatt holt!

Heute möchte ich dir ein einfaches Spiel vorschlagen.

Zuerst die Einführung und das Know-how zum Licht malen:

Wenn pralle Sonne auf ein schwarzes Dach scheint, dann reflektiert sie. Das Dach ist nicht mehr schwarz.

Das Dach in unserem Kopf ist und bleibt jedoch schwarz.

Unser Wissen um Dinge ist für den Sehprozess eine Nebelbombe.

Die Ausgangsposition für unser heutiges Spiel ist die Frage:

Was ist hell? Licht malen heißt weglassen.

Dieses Mal versuchen wir aber nicht, den Tonwert abzuschätzen. Der Tonwert hieße, abzuschätzen, wie hell etwas ist. Und wie wir festgestellt haben, können wir das nicht.

Dieses Mal machen wir es wie Donald Trump: Wir behaupten einfach, es ist hell!

Wir bestimmen: Alles, was in der prallen Sonne ist, ist hell oder bleibt weiß.

Stärke deine Willenskraft! Denn es wird unendlich schwer sein, Dinge, die eigentlich schwarz oder dunkel sein sollten, weiß zu lassen.

Licht malen heißt weglassen.

Du wirst dein Gehirn überlisten müssen – doch es wird sich lohnen!

Plötzlich werden dann ganz schlichte, langweilige Motive zum Hingucker! Weil sie strahlen.

Licht malen, heißt es nicht zu malen – wir lassen das Papier weiß!

Und wenn wir dafür schamlos lügen!

Das Licht bleibt weiß.

Mit diesem einfachen Trick schnappt man sich das Licht.

Du wirst sehen, es lohnt sich.

Tipp eins: Mache zuerst eine Grauskizze und dann stürze dich mutig ins Aquarell.

Erst dann merkst du, was weiß bleiben muss.

Schau mal, hier ist das Bild bei der Berghütte – da habe ich konsequent alles, was im Licht war, weiß gelassen.

Liebe Grüße ins Wochenende,
Tine

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