Komposition mit Kontrast

 

Komposition ist etwas Großartiges und sehr Kreatives. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich es unterrichten darf. Uhhh, das hört sich langweilig an, denken viele meiner Schüler! Weil sie denken, man müsse starren Regeln folgen, das schöne Glücksgefühl des Aus-dem-Bauch-heraus-Arbeitens sei weg! Doch so ist das nicht!

Komposition  ist ein riesiger Werkzeugkasten, der dir hilft, die Welt so zu zeigen, wie du sie siehst.

Die Welt kann alles sein, atemberaubend, riesig, friedlich oder energiegeladen oder hell oder düster, groß und majestätisch oder, oder, oder …

 

Und damit ich nicht in Panik gerate, wenn ich all das Großartige malen möchte, brauche ich Werkzeuge! Viele!

Komposition im Bild, ein Ziel ansteuern:

Das alles ist keine flammende Rede gegen das Aus-dem-Bauch-heraus -Malen!

Aber du bist ein Kapitän und du hältst das Steuerrad am Pinsel in der Hand!

Gut, wenn man mit dem Wind und den Wellen schwimmt! Trotzdem auch fein, wenn man etwas über Navigation weiß!

Komposition, eine intelligente Kombination vieler Werkzeuge:

Komposition bringt alles zusammen: Farbe, Licht, Fläche, Linie, Rhythmus, Zuleitung und noch einiges anderes. Es ist ein Spiel… vieles tanzt zusammen.

Gut, wenn man dafür ein Bauchgefühl entwickelt, denn es ist viel!

Doch die Kernfrage ist:

Was beeinflusst die Zusammensetzung all dieser Dinge? Wo liegt die Wechselwirkung!

 

Hauptelemente der Komposition:

  • Form (z.B. Rund, Eckig)
  • Linie (z.B.gerade oder geschwungen)
  • Licht (Tonwert) Kontrast von Hell und Dunkel
  • Farbe (Hier gibt es viele unterschiedliche Kontraste z.B. Komplementärkontrast, Strahlend zu Matt. Hell zu Dunkel)
  • Perspektive, die Gestaltung des Raumes (Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund)
  • Definition oder Nichtdefinition von Kanten und Formen. (Tiefenschärfe)
  • Struktur wie Oberflächen gestaltet sind)
  • Rhythmus (Wichtig bei Linien: Monotonie der Arrangements ist tödlich)
  • und zum Schluss, aber nicht zu verachten, die Art, wie und wo man Formen in einem Bild anhäuft oder gewichtet. (Verhältnis, klein zu groß) Man nennt es Massenkontrast.

Bei so vielen Einzelelementen ist klar, das totales Tohuwabohu entsteht, wenn diese Elemente wild durcheinanderpurzeln. Komponere heißt zusammenfügen, bitte behalte dies immer im Kopf!

Wer zeigen möchte, was er sieht, muss wie ein Kapitän durch all diese Einzelelemente navigieren, wie durch ein Riff. Er muss auf das zusteuern, was er an seinem Bild liebt!

In meinem heutigen Bild werden all meine Hauptelemente der Komposition auf einer Diagonale aufgereiht, wie Wäschestücke auf einer Leine.

Ich lege das Auge an die Leine! Es folgt der Leine. Ich locke wie eine Sirene! Auf der Leine habe ich Kontraste aufgereiht, denn die sind lecker für das Auge.

Heute möchte ich über Kontraste schreiben:

Der Kontrast ist ein mächtiges Werkzeug.

Oben habe ich die einzelnen Elemente der Komposition beschrieben. Man verwendet sie alle als Kontrast.

Man kann mit fast allen Elementen eines Bildes starke Kontraste erzeugen: Farbkontraste, Lichtunterschiede. Bei diesen Elementen ist dir das vielleicht klar, aber bei den Anderen?

Wie erzeugt man mit Flächen oder anderem Elementen Kontraste?

Das Auge merkt immer dann auf, wenn etwas anders ist!

Das ist das wichtigste Werkzeug, um das Auge zu steuern!

Anders als der Rest! Ist ein wichtiges Werkzeug im Bildentwurf!

Tine Klein Aquarell zum Thema Kontrast in der Komposition Palafrugell

Palafrugell vor 3 Wochen

 

Dieses Bild beruht auf Kontrast.

Es ist nicht so, dass ich mir überlege: Oh, heute male ich ein Bild über Kontrast!

Es ist immer so!

Ein Bild und seine Kontraste müssen in ein für das Auge verständliches Grundmuster gebracht werden. Das mache ich, bevor ich anfange zu malen.

Die Winde jagen die Wolken über das Land. Ich ziehe meine Kapuze etwas dichter und beobachte, wie der Wind auch das Licht über die Landschaft schiebt.

Wo soll mein Betrachter hinschauen? Ich liebe das Haus und den Baum auf der Klippe. Ich suche mir eine Achse, die meine beiden Gestaltungselemente sinnvoll verbindet!

Das Motiv trägt alles in sich, ich unterstütze nur ein bisschen durch mein Fachwissen, um diese innere Verbindung für alle sichtbar zu machen. Ich begreife intuitiv, wie dieses Motiv wirkt, und unterstütze seine eigenen Grundmuster aus Kontrasten.

Wie stütze ich das eckigee Haus? Durch die runden Formen der Bäume. Alle Bäume sind dunkel und uniform, das Haus hell und es hat unterschiedliche Farben.

Es sind also die Kontraste, die die Musik machen!

Alle Bäume sind auf der Leine aufgereiht. Das Auge folgt ihnen. Ganz am Ende des Felsens steht einer allein! Das Auge wird nicht nur hingeführt, sondern es begreift: Oh ha, der Baum ist einzigartig! Keinem anderen Baum war es erlaubt, allein zu stehen!

So funktioniert Kontrast, etwas ist anders!

Wodurch wirkt Kontrast?

Kontrast wirkt durch scharfe Unterschiede.

Zum Beispiel hell und dunkel oder weich und hart oder Komplementärkontrast in der Farbe.

Jedes Motiv hat seine eigenen Ansatzpunkte für den Maler, man muss sie nur aufspüren. Man sollte dem Motiv nur eine natürliche und verständliche Ordnung geben, damit der Betrachter es begreift!

Kontraste zur Steuerung einsetzen:

In einer Regel sind sich fast alle Künstler einig! Ein Bild wirkt besser, wenn es ein Lieblingskind hat!

Sprich, wenn es ein Bildzentrum gibt.

Das Bildzentrum ist der Kernpunkt meines Blickes!

Ich liebe den Baum! (Obwohl er das Motiv auf den zweiten Blick ist.) Nun krümmt sich das Bild so, dass der Betrachter meinem Blick folgen kann.

Alle  Kontraste laufen auf meinen Baum zu!

Würdest du Linien ziehen, so würden alle Linien meinen Baum schneiden!

Was ich also tue, ist, dass ich die natürlichen Anlagen des Motivs benutze, um dem Betrachter zu zeigen:

“ Guck mal! Der Baum ist so schön!“

Im Grunde streben alle Linien und Farben in Richtung des Baumes! Auch wenn man zuerst das farbige Haus sieht! Der Baum ist mein kleiner Star am Ende des Weges.

Merke:

Kontraste muss man nicht nur im Bildzentrum anhäufen, man kann ihnen auch eine Richtung geben!

Trotzdem, das was man liebt muss stark sein! Deshalb male ich es stark! Ich lasse den kleinen Baum ausfransen, damit noch mehr Hell- und Dunkel-Kontraste zu sehen sind. Deshalb habe ich die anderen Bäume bewusst als eine Fläche gemalt, das wirkt ruhiger!

Gib deinen Liebsten die meisten Kontraste!

Komposition -Fazit:

Komposition ist etwas für einen spektakulären Zweck, wir teilen unsere Vision mit anderen Menschen.

Dafür hat man ein Regelwerk! Nein! Keine Zwangsjacke! Wir haben ein Klavier, auf dem wir spielen, unsere Melodie erschaffen!

Liebe Grüße Tine

Übrigens, es ist noch ein Workshopplatz in Bern frei. am 19 und 20.11 in Bern. Das Thema ist drunter und drüber! Es geht darum, bekanntes Kunstmaterial anders und vielseitig einzusetzen. Infos bei den Urban Sketchers in Bern! Zum Beispiel: Eine Stift unter nasser Farbe, in nasser Farbe oder auf trockener Farbe – überraschend unterschiedliche und tolle Möglichkeiten eröffnen sich für deine Skizzen! Und vieles mehr! Infos bei den Urban Sketchers in Bern!
https://www.instagram.com/urbansketchersbern/

Dieser kostenlose Unterricht ist viel Arbeit, wer regelmäßig liest und es sich erlauben kann, darf gerne mit einer Spende unterstützen:

EUR

Weiter zum Thema:

Der goldene Schnitt

https://blog.herz-der-kunst.ch/der-goldene-schnitt/

 

Ich habe ein tolle Video zum Thema auf Youtube gefunden:

Frau Schimpf, sehr emfehlenswert, auch wenn ich nichts mit dem Inhalt zu tun habe:

https://www.youtube.com/watch?v=O3IkKsdLpWI

 

 

Komposition – Wie man ein Bild zusammenfügt.

Komposition ist klasse!

Sie macht uns das Leben leichter, weil wir unglaublich selbstbewusst und sicher loslegen können, wenn die Komposition stimmt. ohne sie wäre ich an diesem Bild verzweifelt!

Leider machen wir uns viel zu selten Gedanken um eine gute Komposition.

Und dieser Mangel wendet sich oft gegen uns. Haben wir keine Komposition, dann stolpern wir oft in die Fehler, gerade wenn Motive schwer sind:

Hilfe ich komme ins Schleudern!

So ging es mir in Cadaques. Die Stadt ist für Maler ein Eldorado, denn die Küste und die Boote bieten viele gute Motive. Doch die steilen Hänge hinter der Stadt liegen in Schatten und so gibt es in jedem Motiv geniale Kontraste.

Diesen Blick wollte ich immer schon malen! Ich stellte mir den Blick über die Dächer als Selbstläufer vor. Doch dann stellte ich fest. Dunkler Berg und alle Häuser liegen im Schatten. Upps! Wenn man das Malen möchte, entsteht viel Dunkelheit!

Noch schwieriger war es, die Atmosphäre mit der Dunkelheit einzufangen. Das Städtchen wirkt heiter trotz der Dunkelheit, die Dächer leuchten, die Menschen schlendern am Kai und die Schiffchen schaukeln auf den Wellen.

Mein erster Farbtest war kläglich! Reale Farbe und empfundene Farbe wichen meilenweit voneinander ab.

Was nun? Ich beantworte mir meine Fragen, dafür sind Bildentwürfe da.

Bildentwürfe sind zum Probleme lösen da!

An der linken Seite des Motives liegt den ganzen Tag alles im Schatten.  Was tun?

Zuerst einmal gehe ich meinem Problem an die Wurzel. Zack, ich schneide die Dunkelheit an der rechten Seite ab, damit genug Licht da ist, denn das Meer funkelt hell und freundlich.

Geht das? Ja funktioniert, doch nun habe ich rechts wenig vom Hauptmotiv und das ist auch noch ein dunklerer Häuserklotz. Jetzt muss ich das Ganze ausbalancieren.

Komposition: man braucht ein großes Repertoire!

Kunst ist aus nichts etwas zu machen und es dann zu verkaufen.

Frank Zappa

Tatsache ist, hat man am Anfang eines Bildes oft nichts in der Hand außer einen Haufen Probleme. Die Kunst ist dann nicht den Kopf in den Sand zu stecken wie der Vogel Straus.

Es ist wichtig, ein großes Repertoire an Bildentwurfstechniken zu kennen oder aber zu fühlen, dass etwas im Bild nicht stimmt. Tatsache ist, du musst das Auge deines Betrachters steuern! Und zwar genau dahin, wo du es haben möchtest!

Augensteuerung ist enorm wichtig! Für jeden, der einen Stift oder Pinsel in die Hand nimmt. Jeder Zeichner, Sketcher oder Maler hat in seiner Komposition ein Ziel, er möchte seinen Blick auf die Dinge sichtbar machen.

Das Meer glitzerte, aber die Stadt war umhüllt von Schatten! Einfacher wäre es, wenn ich dies als Fußnote schreiben könnte, doch blöderweise habe ich nur den Pinsel, um mit euch zu sprechen.

Ich möchte das ihr im Bild seht, das es ein schöner Tag war!

Die S-Kurve und ihre Macht auf die Komposition:

Damit ihr nicht in den Dunkelheiten versinkt, leite ich euer Auge an der Dunkelheit vorbei. Dafür benutze ich die S-Kurve.

Schon 1753 schrieb Hogarth in seinem Buch „An Analysis of the Beauty“, dass die S-Kurve magisch auf das Auge wirkt. Ich kann dies aus langjähriger Erfahrung bestätigen.

„Das Auge ist wie eine Katze, es muss der Bewegung folgen“ Tine Klein

Hat man eine gute Bewegung im Bild, dann folgt das Auge wie von selbst. Das Bild gewinnt an Dynamik und bindet man die Bildelemente an die Kurve, dann kann man nicht nur das Auge steuern.

Die Kurve verbindet die einzelnen Bildelemente miteinander. Selbst chaotische Bilder werden harmonisch. Weil die Kurve führt und leitet.

Langweilige Bilder wie Frontalansichten werden durch die Kurve dynamisch bereichert. Deshalb gehe ich in Kompositionsskizzen auf die Suche nach der besten Kurve.

Gerade Zuführungen wirken dagegen plump.

Die Wirkung zum Vergleich:

Tine Klein urban sketchings Kartause Ittingen Aquarell Skizze, Komposition

So etwas Einfaches wie die S-Kurve kann das Auge also leiten!

Wie sieht die perfekte S-eine Erfolgsgeschichte.

Hogarth war besessen von der richtigen Proportion. Man muss sich mal vorstellen, sein Buch wurde 1753 geschrieben und gilt noch heute als Klassiker der Komposition der Schönheit. Es wird immer noch verkauft! Die wievielte Auflage ist das wohl?

Das nenne ich Nachhaltigkeit.

Früher war es sehr schick Schönheit zu berechnen. Viele Kunstwerke und Statuen, die wir aus der Antike kennen, sind keine echten Menschen, sie sind pure Mathematik und Geometrie. Hogarth hat so etwas wie eine S-Kurven-Art begründet. Das S- in der Menschlichen Figur bis hin zum Chippendale Stuhl mit S-Beinen.

Das Perfekte S- für die Komposition:

Hogarth beschrieb: Einfachheit und Symmetrie sind dem Menschen sehr angenehm zum Hinschauen.

Doch die Krux daran ist, alles, was zu symmetrisch und perfekt ist, wird schnell langweilig.

 ‘How great share Variety has in producing beauty may be seen in the ornamental part of nature. The shapes and colours of plants, flowers, leaves, the paintings I butterflies’ wings, shells, etc. seem of little intended use than that of entertaining the eye with the pleasure of variety.’ Hogarth

Tut mir leid, das English ist halt schon ein bisschen in die Jahre gekommen! Die Idee dahinter nicht!

Wenn man es sehr schlicht ableitet, dann ist es Symmetrisch klasse, aber bitte mit der Sahne der Abwechslung!

Ich benutze es gern – kleiner Bogen – großer Bogen!

Das ist die einfachste Form der abwechslungsreichen Symmetrie!

Komposition Tine Klein Aquarell Catalonien, Catalunya

Nicht alles, was man hochtrabend beschreibt, muss schwer sein!

Im Bild benutze ich einfach die reale Form des Kais. Ich erstelle eine S Kurve, das „S“ muss nicht immer nur 2 Bögen haben! Dies ist eine S- Kurve im weitesten Sinne! Aber ich benutze Hogarths  Erkenntnisse.

Symmetrisch, aber variantenreich!

Das Kantige S- schleudert mein Auge durchs Bild! Und zwar dahin wo ich es möchte! Ins Licht!

Na, da hat uns wieder ein Ur-Ur-Opa der Kunst großartig geholfen!

Also folge mir über die S-Kurve ins Licht…haha

Liebe Grüße

Tine Klein

Wie immer bin ich für eine kleine Spende Dankbar. Denn schreiben und Recherche ist nicht wenig Arbeit:

CHF

Weiterlesen zum Thema:

Komposition – Das Auge leiten

https://blog.herz-der-kunst.ch/komposition-das-auge-leiten/

https://en.wikipedia.org/wiki/The_Analysis_of_Beauty