Fächerpinsel und Co, die ideale Wahl für Natur und Wolken

Tine Klein Tutorial Fächerpinsel

Ist ein Fächerpinsel sinnvoll?

Die Suche nach dem richtigen Pinsel begleitet uns Künstler oft ein Leben lang. Es ist eine Mischung aus Sucht, Lust und manchmal auch ein bisschen Frust. Wer hat nicht schon einmal ein besonders geniales Bild gesehen und sich gefragt: „Wie wurde das nur gemacht?“

Hat der Pinsel diesen Effekt erzeugt?

Die Materialindustrie schlägt aus diesem Wissensdurst Kapital. Für jede Anwendung gibt es spezielle Pinsel – einige davon sind wirklich hilfreich, andere eher fragwürdig. Viele Künstler fragen sich:

Welcher Pinsel ist der Richtige?

Das liegt auch daran, dass heutzutage das Wissen über Pinsel in der breiten Masse verloren gegangen ist. Die meisten Menschen malen, wissen aber nicht wirklich, wie ihr Pinsel funktioniert, was dazu führt, dass oft immer teurere Pinsel gekauft werden in der Hoffnung, bessere Ergebnisse zu erzielen. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die ausschließlich preiswerte Wassertankpinsel kaufen, weil dies praktisch erscheint. Doch das Gegenteil ist der Fall:

Das Malen wird schwer, wenn man das falsche Werkzeug benutzt.

Wie funktioniert ein Pinsel?

Der Aufbau eines Pinsels beeinflusst maßgeblich, wie er arbeitet. Die meisten Rundpinsel sind so konstruiert, dass alle Haare auf die Spitze zulaufen. Das sorgt dafür, dass die Pinselspitze kontinuierlich mit Wasser und Pigmenten versorgt wird. Die Farbe fließt gleichmäßig und erlaubt präzise, kontrollierte Striche.

Doch was ist, wenn du genau das nicht möchtest?

Wenn du eine unregelmäßige, chaotische Struktur erzeugen willst – wie sie in der Natur häufig vorkommt, z.B. in Wolken oder Bäumen – stößt du mit einem präzisen Pinsel oft an Grenzen. Der Pinsel macht, was er soll, aber eben nicht, was du für diese spezielle Aufgabe brauchst.

Das Problem mit der Vorhersehbarkeit

Wer zum Beispiel Wolken oder Vegetation malt, will keinen exakten, gleichmäßigen Strich. Chaotische, unregelmäßige Strukturen sind schwer zu malen –

unsere Gehirne sind darauf programmiert, Muster und Ordnung zu schaffen.

Das wird offensichtlich, wenn du Schüler bittest, die Äpfel an einem Baum nicht zu regelmäßig zu malen. Dann entstehen die Punkte auf dem Baum so regelmäßig, als sei er ein Regenschirm mit roten Punkten. Das Chaos liegt nur wenigen Menschen im Blut!

Nichts ist schwieriger, als etwas absichtlich „unordentlich“ zu malen.

Menschen tendieren von Natur aus dazu, Dinge zu strukturieren. Doch genau hier liegt die Herausforderung:

Das Chaos in der Natur zu imitieren.

Fächerpinsel und Co. – Wie sieht ein Pinsel aus, der natürliche Strukturen erzeugen kann?

Pinsel mit ausgefransten Pinselköpfen sind perfekt, um natürliche Strukturen zu erzeugen.

Alte Pinsel mit kaputten Pinselspitzen, Fächerpinsel oder Pinsel mit Borsten sind dafür besonders gut geeignet.

Ihre unregelmäßig angeordneten Borsten erzeugen zufällige Striche, die die unvorhersehbaren Formen der Natur perfekt einfangen.

Im Gegensatz zu Rundpinseln, die sehr kontrolliert sind, lassen Fächerpinsel die Farbe ungleichmäßig aufs Papier fließen – das führt zu abwechslungsreichen Strukturen, die sich ideal für Vegetation, Gras, Blätter oder Wolken eignen.

Beispiel: Fächerpinsel und Co. im Einsatz

Bäume voller zufälliger Strukturen sind niemals gleich und exakt. Mit einem Fächerpinsel oder einem Pinsel mit steifen Borsten kannst du dieses Chaos wunderbar nachahmen. Ich habe in meinen Bildern einen alten Borstenpinsel benutzt. Die Borsten verteilen die Farbe ungleichmäßig, sodass Lücken entstehen, die genau die Unregelmäßigkeit der Natur widerspiegeln.

Der Fächerpinsel und der Trockeneffekt

Tine Klein Aquarell, Aquaerelle, france, Cap Fréhel, Fächerpinsel

Tine Klein Aquarell Cap Frehél Bretagne

Strubbelpinsel und Fächerpinsel sind perfekt für den Trockeneffekt. Wenn du mit wenig Wasser und Farbe arbeitest, erzeugt der Pinsel trockene, brüchige Striche. Diese Technik ist ideal für die Darstellung von natürlichen Kanten und Oberflächen. Mit wenig Farbe auf dem Fächerpinsel kannst du feine, strukturierte Striche ziehen, die zum Beispiel in Landschaftsbildern wie hier bei den Felsen sehr nützlich ist. Mit einem leichten Tippeln kannst du auch Sprenkeleffekte oder Tropfen andeuten.

Wenn du einmal ins Bild schaust, wirst du sehen, dass ich hier genau diese Technik benutzt habe. So wurden das Wasser, der Fels, aber auch die Kanten der Wolken regelrecht ins Bild gekratzt. Auch wenn nicht alle diese Strukturen sehr unterschiedlich sind, haben sie eines gemeinsam: Sie sind ein wenig zufällig und sehr unregelmäßig.

Beispiel: Wolken

Tine Klein Aquarell, Aquaerelle, france, Cap Fréhel,fächerpinsel

Auch Wolken sind ein perfektes Beispiel für chaotische Strukturen. Die Kanten von Wolken sind oft zerfetzt, unregelmäßig und schwer vorhersehbar. Mit einem Fächerpinsel, Borsten oder einem alten, kaputten Pinsel kannst du die weichen Übergänge der Wolkenränder wunderbar darstellen, indem du die Borsten leicht über das Papier „zupfst“. Dabei sorgt der Mangel an Wasser im Pinsel für das Brechen des Strichs – das gibt den Wolken ihre unregelmäßige, flauschige Form.

Tine Klein Aquarell, Aquaerelle, france, Cap Fréhel Fächerpinsel

Fächerpinsel oder Borste? Die richtigen Pinsel für chaotische Strukturen

Pinsel, die dir helfen, unregelmäßige und natürliche Strukturen zu malen, dürfen nicht zu stark kontrollierbar sein. Viele Menschen malen deshalb mit professionellen Fächerpinseln. Gerade für feine und weiche Strukturen oder zum Verblenden sind Fächerpinsel perfekt.

Doch einen Nachteil haben diese Pinsel: Sie sind wegen ihrer Form und Struktur sehr empfindlich.

Ein kleines Geheimnis: Der Allzweck-Katzenzungenpinsel mit Borste – verhält sich wie ein Fächerpinsel

Mein persönlicher Favorit ist ein preiswerter Katzenzungenpinsel mit Borsten. Diese Pinsel haben eine robuste Struktur und nehmen weniger Wasser auf, was den Strich brüchiger macht. Sein Vorteil ist seine Unkontrollierbarkeit. Zusammen mit einer spielerischen Handbewegung kannst du chaotische, unvorhersehbare Muster erzeugen – etwas, das mit einem klassischen Pinsel oft nur schwer möglich ist. Das siehst du im Bild. Egal, ob du Wolken, Bäume, Felsen oder raue Landschaften malen möchtest – ein günstiger Borstenpinsel kann dein bester Freund sein. Die investierten 2,50 Franken lohnen sich allemal, denn sie helfen dir, mit Leichtigkeit natürliche Strukturen zu erzeugen.

Danksagung: Diesen Trick und meine Technik verdanke ich meinem Künstlervater Leif Skoglöf. Danke dir herzlich du hast mich glüclklich gemacht.

Liebe Grüße,
Tine

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Pinsel, Souveränität und Alter

Fächerpinsel im Einsatz: 😆

https://www.youtube.com/watch?v=nmg1JbFZgP4

Wie findet man den richtigen Aquarellpinsel?

Wie findet man den richtigen Aquarellpinsel? Tine Klein Tutorial. Blog Herz der Kunst. Zurich, Zürich Bellevue

Pinselkunde – Wie findet man einen wirklich guten Aquarellpinsel?

Die Frage ist berechtigt!

Einen wirklich guten Aquarellpinsel zu finden, ist gar nicht so einfach. Besonders in den sozialen Netzwerken sieht man oft Produkte, die zwar angesagt, aber nicht unbedingt gut sind. Hier werden Materialien oft beworben, weil Influencer dafür bezahlt werden oder nur das empfehlen können, was sie selbst kennen.

Ein Beispiel: Auf einem Aquarellfestival in Spanien sah ich einen bekannten Künstler, der „den besten Aquarellpinsel der Welt“ vorführte – oder es zumindest versuchte. Angeblich war dies sein liebster Aquarellpinsel!  Merkwürdig daran war, dass er den superteuren Pinsel umständlich aus einer neuen Verpackung fummeln musste. Nichts klappte, es war klar, dass dies nicht sein vertrauter Pinsel war.

Habe mich kaputt gelacht. Schleichwerbung mit Hindernissen. 😂😂😂

Gute Aquarellpinsel, gute Beratung tut not.

Was wäre die Alternative? Im Laden fragen? Doch auch hier kann man Pech haben, denn oft sind die Verkäufer keine erfahrenen Künstler. Sie können nur theoretisches Wissen weitergeben. So läuft es häufig darauf hinaus, dass man entweder einen preiswerten, von der breiten Masse gekauften Pinsel angeboten bekommt. Oder das genaue Gegenteil den teuersten Pinsel des Ladens, ohne dass er wirklich den eigenen Bedürfnissen entspricht.

Statt auf Empfehlungen und Werbung zu setzen, ist es daher besser, sich selbst ein Basiswissen anzueignen. Um herauszufinden, was einen guten Aquarellpinsel ausmacht, ist es wichtig zu verstehen, dass nicht alle Rundpinsel gleich sind. Die Funktion eines Pinsels hängt stark von seiner Form, seinem Material und seiner Herstellung ab.

Die Vielfalt der Rundpinsel: Welcher Rundpinsel passt zu dir?

Ein guter Aquarellpinsel sollte die Technik unterstützen, die du einsetzen möchtest.

Dabei wird schnell klar, dass es verschiedene Arten von Rundpinseln gibt, die für unterschiedliche Zwecke konzipiert sind.

Allround-Rundpinsel:

Der klassische Rundpinsel ist ein wahres Multitalent und wird oft als „Allrounder“ bezeichnet. Er hat eine leicht konische Form und eine feine Spitze, die präzise Details und auch mittlere Flächen möglich macht. Diese Pinsel können eine moderate Menge Wasser aufnehmen und gleichmäßig abgeben, was gleichmäßige Verläufe und kontrollierte Striche erleichtert. Für kleinere und mittlere Formate sind synthetische Allround-Pinsel oft sogar die bessere Wahl, da sie weniger Wasser abgeben und dadurch unschöne Wasserflecken vermeiden.

Moderne synthetische Haare können eine großartige Spitze formen und stabiler bleiben als weiche Naturhaare.

Das ist besonders hilfreich für Anfänger, da sie den Pinsel leichter führen können, ohne dass dieser Wasserflecken macht.

2. Der „Säufer“ – Rundpinsel für Verwaschungen und Lasuren:

Neben dem Allrounder gibt es die Rundpinsel, die ich liebevoll als „Säufer“ bezeichne.

Diese Pinsel sind darauf ausgelegt, große Mengen Wasser aufzunehmen und abzugeben, wodurch sie ideal für Lasuren und großflächige Verläufe sind. Sie sind perfekt für weiche Übergänge und streifenfreie Flächen.

Typische Vertreter dieser Pinselart sind Mop-Pinsel, Lasurpinsel oder Verwaschpinsel.

Oft verlieren diese Pinsel ihre Spitze, wenn sie mit viel Wasser gefüllt sind, was keine Zeichen schlechter Qualität ist – es verhindert, dass eine harte Spitze die sanften Farbverläufe stört.

Aquarelpinsel: Lasurpinsel

Hier kann man links den Allrounder und rechts den Lasurpinsel mit der sanften Spitze erkennen. Doch normalerweise sind diese Unterschiede kaum zu sehen.

Wieder links der Allrounder, rechts der Mop-/Lasurpinsel.

Test zur Unterscheidung der Pinseltypen:

Im trockenen Zustand sehen alle Rundpinsel nahezu gleich aus, sodass man manchmal gar nicht mehr weiß, welchen Pinseltyp man gekauft hat. Ein einfacher Test kann hier helfen: Tauche den Pinsel ins Wasser und schüttle ihn leicht ab. Drücke dann den Pinselkörper sanft zwischen den Fingern. Wenn nur wenig Wasser austritt, handelt es sich wahrscheinlich um einen Allround-Pinsel. Macht der Pinsel „Pipi“ und fließt dagegen ein regelrechter Wasserstrahl heraus, ist es vermutlich ein Verwasch- oder Lasurpinsel, der für Nasstechniken und große Flächen gedacht ist.

Der runde Aquarellpinsel Worauf du beim Kauf achten solltest

Ein guter Pinsel hat seinen Preis, doch lohnt sich die Investition in einen hochwertigen Allround-Rundpinsel. Hier gilt: Kaufe lieber einen etwas größeren Pinsel von guter Qualität. Ein großer Rundpinsel kann eine genauso feine Spitze haben wie ein kleiner Pinsel, bietet aber den Vorteil eines größeren „Tanks“. Dadurch kannst du feine Linien malen, aber auch größere Flächen abdecken, ohne ständig Farbe nachladen zu müssen.

Wenn du dir also einen neuen Pinsel zulegst, beschreibe dem Verkäufer genau, wofür du ihn verwenden möchtest. Begriffe wie „Mop“, „Verwaschpinsel“ oder „Lasurpinsel“ sind Hinweise darauf, dass der Pinsel für sanfte Übergänge und fließende Farbverläufe, nicht jedoch für präzise Details geeignet ist.

Für feine Linien und kontrollierte Maltechniken ist ein stabiler, synthetischer Allrounder oft die beste Wahl.

Ein guter Mop-Verwaschpinsel ist jedoch ebenfalls eine gute Investition, hier kann Naturhaar wirklich die bessere Wahl sein.

Mit diesen Tipps wird es dir viel leichter fallen, den passenden Aquarellpinsel für deine Bedürfnisse zu finden und damit die Freude am Malen voll auszukosten!

Museen werden öffentlich gefördert, auch wenn es wundert Autoren bekommen für Kunstbücher so wenig Honorar das es ein Minus geschäft ist sie zu schreiben. Möchtest du also über dein Hobby mit Qualität lesen, dann wäre es schön wenn du ans spenden denkst.

Liebe Grüße Tine:

CHF

https://blog.herz-der-kunst.ch/liner-schlepper-und-konsorten/

Linien ziehen mit Aquarellfarbe … Liner – Schlepper und Konsorten

Top oder Flop: Tonwerte entscheiden, ob ein Bild wunderbar wird.

„Für Schwarz-Weiß-Denker hört die Welt dort auf, wo sie bunt zu werden beginnt“,

hat der österreichische Dichter Ernst Ferstl einmal gesagt. Doch in der Malerei sieht es anders aus. Wir Menschen sind von Natur aus auf Farben fixiert – vermutlich, weil sie uns so viel über unsere Umwelt verraten. Farben zeigen uns, ob ein Lebensmittel reif, giftig oder verdorben ist, und sind daher ein entscheidender Faktor für unser Überleben.

Diese Fixierung auf Farbe kann jedoch beim Malen zu Problemen führen. Wer hat sich nicht schon einmal über ein Bild geärgert, das trotz schöner Farben irgendwie langweilig wirkte? Oft liegt das daran, dass die Tonwerte, also die Helligkeit und Dunkelheit einer Farbe, nicht richtig eingeschätzt wurden. Wenn die Tonwerte falsch sind, wirken Bilder flach und unausgewogen, auch wenn man es nicht sofort benennen kann.

Warum ist das Thema so wichtig in der Malerei?

Tonwerte sind das Rückgrat jedes Bildes. Sie sind die verschiedenen Schattierungen von hell bis dunkel, die du in einem Bild siehst. Stell dir ein Schwarz-Weiß-Foto vor – es gibt nicht nur reines Weiß und tiefes Schwarz, sondern eine ganze Reihe von Grautönen dazwischen.

Diese Abstufungen sind die Tonwerte.

Warum ist das so wichtig? Stell dir vor, ein Bild wäre farbig, aber alle Farben hätten dieselbe Helligkeit. Es würde flach und langweilig wirken wie ein schlecht gezeichnetes Comic. Erst durch die Abweichungen zwischen hell und dunkel wird ein Bild lebendig. Tonwerte helfen uns, die dreidimensionale Welt auf einer zweidimensionalen Fläche darzustellen. Ohne sie könnten wir keine Formen richtig erkennen, keine Stimmung einfangen und keine Atmosphäre schaffen.

Warum fällt es uns so schwer, Tonwerte richtig einzuschätzen?

Hier kommt ein wenig Wissenschaft ins Spiel. Unser Auge ist ein kleines Wunderwerk, aber es hat auch seine Tücken. Wir haben zwei Arten von Sehzellen in unseren Augen: die Zapfen und die Stäbchen. Die Zapfen sind für das Farbensehen verantwortlich, während die Stäbchen in der Dämmerung und bei schwachem Licht arbeiten. Sie sind es, die uns helfen, Tonwerte zu sehen.

Das Problem: Unsere Augen und unser Gehirn sind darauf programmiert, sich mehr auf Farben als auf Tonwerte zu konzentrieren. Wir sind einfach nicht daran gewöhnt, auf Tonwerte zu achten. Unser Gehirn möchte immer die Farben analysieren, weil sie uns helfen, die Welt um uns herum zu erkennen und zu verstehen. Normalerweise sehen wir die Tonwerte unbemerkt im Hintergrund. Doch wenn du malst, musst du lernen, diese farbliche Vorliebe beiseitezulegen und stattdessen die Tonwerte zu sehen.

Was bedeuten Tonwerte für das Malen?

Tonwerte zu verstehen und richtig einzusetzen, ist wie eine geheime Superkraft für Künstlerinnen und Künstler. Wenn du die Tonwerte in einem Bild richtig erfasst, kannst du realistischere, stimmungsvollere und ausdrucksstärkere Werke schaffen. Aber – und das ist ein großes „Aber“ – es ist oft schwierig, das in die Praxis umzusetzen. Du siehst eine rosige Rose, und dein Gehirn schreit: „Rot!“. Du tauchst den Pinsel in die Farbe und malst ein mittleres Rot. Doch in der Rose verbergen sich viele andere Farben und Tonwerte, die du übersiehst. Das Rot ist quasi ein Vorurteil!

Wir neigen zur visuellen Vereinfachung. Anstatt die Extreme von Licht und Schatten genau zu reproduzieren, wählen viele Menschen mittlere Tonwerte – nach dem Motto: „Passt schon!“ Doch „Passt schon“ produziert viele Fehler. Menschen malen mittlere Tonwerte, weil sie Angst vor Extremen haben, die ein Bild schnell ruinieren können. Und dann kommt hinzu, dass Farben, die auf dem Papier zuerst gut aussehen, nach dem Trocknen viel heller wirken. Das Resultat: Ein blasses, ausdrucksloses Bild.

Farbe und ihre Tücken:

  • Gelb wird oft als heller wahrgenommen, als es tatsächlich ist. Selbst wenn Gelb einen ähnlichen Tonwert wie andere Farben hat, erscheint es aufgrund seiner hohen Leuchtkraft heller.
  • Blau wird oft als dunkler eingeschätzt, als es in Wirklichkeit ist. Blaue Töne neigen dazu, visuell zurückzutreten und können daher dunkler erscheinen, als sie sind.
  • Rot wird oft als dunkler oder intensiver wahrgenommen, besonders im Vergleich zu Gelb und Orange. Rot zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich, doch seine Leuchtkraft entfaltet sich erst in dunkler Umgebung.
  • Grün kann sowohl heller als auch dunkler wirken, abhängig von den benachbarten Farben. Auch hier gibt es viele Vorurteile, Tannengrün ist nicht immer dunkel und Türkis ist nicht hell, weil es strahlt.

 

Tonwerte erkennen und üben:

Keine Sorge, das ist nichts, was du nicht lernen kannst! Es braucht nur ein wenig Übung und Geduld.

Viele Ratgeber empfehlen Schwarz-Weiß-Übungen, doch das allein ist nicht genug. Es hilft zwar bei der Planung deines Bildes, aber du lernst dadurch nicht, Farbe in ihrem richtigen Tonwert einzuschätzen.

Ein Schwarz-Weiß-Foto deines Bildes kann dir aber trotzdem zeigen, wie du die Farben einschätzt und wie sie tatsächlich vom Tonwert her wirken.

Mir gelingt die Einschätzung von Tonwerten meistens recht gut, und meine Bilder sehen oft aus, als wären sie in Schwarz-Weiß gemalt. Doch mir passieren dennoch klassische Fehler beim Einschätzen von Tonwerten.

Bauschänzli Zürich Aquarell Tutorial Tonwerte

Bauschänzli Zürich

Beispielsweise habe ich einmal mit einem sandfarbenen Himmel begonnen. Da mein Auge keinen Vergleichsmaßstab hatte, schätzte ich die gelbe Farbe etwas heller ein, als sie tatsächlich war. Dadurch entstanden oben links im Himmel zwei dunkle Flecken, weil ich nicht glaubte, dass mein Gelb so dunkel ist.

Tonwerte Aquarell Tine Klein Bauschänzli Zürich

 

Ein weiterer Fehler entstand, als ich Indigo – eine Farbe, die fast schwarz wirkt – viel dunkler einschätzte als das grünbraune Wasser. Das Wasser hätte heller sein sollen, doch der Indigo-Schatten unter der Brücke ist viel heller als das Wasser in der Mitte des Bildes. Dies ist ein klassischer Übertragungsfehler entsteht, weil man denkt, Türkis und Gebrannter Siena seien viel heller als das „schwarze“ Indigo. Im Schwarz-Weiß Schnappschuss sieht man dies deutlich.

Fazit:

Schau dir deine Bilder in Schwarz-Weiß an: Ein Foto deines Bildes sollte aussehen wie eine meisterhafte Kohlezeichnung.

 

Mache ein Schwarz-Weiß Fotos deiner Bilder. Analysiere, wo du zu dunkel oder zu hell bist, und lerne daraus. Auch wenn es schwierig ist. Sei besonders vorsichtig bei Gelbtönen, denn sie können viel dunkler sein, als du wahrnimmst. Jeder von uns hat Vorurteile im Kopf, die man nur loswird, indem man sich die Tonwerte sichtbar macht. Ein einfaches Handy zeigt dir schnell, was du gemalt hast – viele Modelle haben eine Funktion für Schwarz-Weiß-Fotografie. Hier siehst du sofort, wo deine Fehler liegen.  Zeige deinem Gehirn, was es falsch bewertet, und du wirst lernen, Tonwerte meisterhaft wiederzugeben.

Tonwerte sind das Herz und die Seele deiner Malerei. Sie bringen Licht und Schatten in deine Werke, verleihen ihnen Tiefe und Leben. Auch wenn es nicht immer leicht ist, sie richtig zu erkennen und einzusetzen, wird Übung und Geduld dich dorthin bringen, wo du hinmöchtest. Das nächste Mal, wenn du mit deinem Skizzenbuch arbeitest, denk daran, nicht nur die Farben zu sehen, sondern auch die Töne dazwischen. Denn genau dort, in diesen Schattierungen, liegt die Magie der Kunst.

Liebe Grüße aus Basel Tine

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Tipps uns Trick für dunkle Farben!

Baumwollaquarellpapier – 2 preiswerte im Test

Für meinen nächsten Kurs brauche ich Baumwollaquarellpapier– aber nicht irgendeins, sondern das richtige, damit meine Schüler die besten Voraussetzungen haben, um wirklich zu lernen. Lernen bedeutet nämlich auch, Fehler zu machen und diese Fehler mit offenen Armen zu empfangen. Fehler gehören zum Lernen wie der Name an der Haustür. Wer Fehler umarmen kann, wird auch große Fortschritte machen!

Wer noch nie einen Fehler gemacht hat, hat noch nie was ausprobiert. Einstein

Doch wenn es ums Malen auf Baumwollaquarellpapier geht, kann das ziemlich teuer werden.

Baumwollaquarellpapier -Ist gut immer teuer?

Meistens leider ja. Denn Baumwollaquarellpapier ist ja kein Massenprodukt wie Druckerpapier.

Und wer bisher nur auf heiß gepressten Industriepapieren gearbeitet hat, erlebt bei der Umstellung auf hochwertiges Baumwollpapier womöglich sein blaues Wunder.

Das Verhalten des Papiers ist völlig anders, und plötzlich scheint nichts mehr so zu funktionieren, wie man es gewohnt ist.

Auch wenn das neue, hochwertige Papier „wunderbar“ sein soll, hat man erst mal das Gefühl, dass gar nichts klappt.

Natürlich stellt sich dann die Frage: Warum überhaupt umsteigen, wenn man doch nur Bilder verdirbt und frustriert ist?

Die Antwort ist jedoch glasklar:

Viele Techniken lassen sich nur auf Baumwollpapier erlernen.

Es lohnt sich also unbedingt, sich mit Baumwollaquarellpapier auseinanderzusetzen.

Wer weiß, wie man auf verschiedenen Papieren malt, erleichtert sich das Leben ungemein. Denn je nach Papier verhält sich das Malen anders, und dieses Wissen hilft, künstlerische Darstellungen leichter und gezielter umzusetzen.

Da ich natürlich weiß, dass meine Schüler noch üben müssen, werden sie nicht gleich jedes Bild perfekt hinbekommen. Deshalb habe ich damit begonnen, preiswerte Baumwollpapiere zu testen – damit niemand Unsummen für das falsche Papier ausgeben muss.

Ich möchte meine Erfahrungen gerne mit euch teilen, denn damit lässt sich nicht nur Geld sparen, sondern auch viel Frust vermeiden.

Beim Testen der Papiere gehe ich sehr persönlich vor, denn Malen ist etwas sehr Individuelles. Jeder hat seinen eigenen Stil und seine eigenen Vorlieben. Mein Ziel ist es, die Papiere so genau wie möglich zu beschreiben, damit du herausfinden kannst, ob ein bestimmtes Papier für dich geeignet ist.

Heute habe ich zwei Papiere im Test:

  1. Baohong Artist Watercolor Paper (grüne Version) Academy watercolor paper Pad
  2. Hahnemühle Expression

Achtung alle Beobachtungen sind nicht allgemeingültig, wie ein Papier reagiert liegt immer am Malstil des Malers!

Das eine Papier 24 x 30 das andere 26 x 38 beide Blöcke haben ca. 15 Franken/Euro gekostet.

Beide Papiere sind zu
100 % Baumwolle,
Säure frei,
kalt gepresst,
und haben 300 g
CHF

 

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