Die dunkle Jahreszeit hat viele wundervolle Sujet, wenn man genauer hinguckt, dann findet man jetzt viel Traumhaftes zum Malen.
„Genau hinguckt“ ist das Stichwort!
Für die deutschen Leser: Sujet ist ein schönes schweizerdeutsches Wort für Motiv, und dieses Wort trifft es viel genauer als das Wort Motiv, das Wort guckt genauer hin!
Ab jetzt solltest du jedes Motiv Sujet nennen! Denn es ist der Schlüssel zu großartigen Bildern!
Das schweizerdeutsche Wort Sujet ist enorm bedeutsam, denn es heißt Thema. Noch besser versteht man es, wenn man das Wort in einem Satz einbaut
Cést a quel sujet? – Worum geht?
Wer diese Frage beantwortet und dann konsequent verfolgt, der wird großartige Bilder malen. Versprochen!
Die Amerikaner haben in der Malausbildung einen festen Begriff für diese Frage:
Painting what really matters! – Male, was wirklich zählt!
In der deutschen Fachliteratur gibt es keinen feststehenden Begriff für dieses Problem beim Malen.
Sujet ist also viel genauer und besser für den Bildentwurf geeignet!
Abmalen führt zu Chaos:
Die meisten Laien benutzen beim Malen einen Bildentwurf, der von der Form ausgeht. Zuerst einmal die Form abmalen, dann die Farbe drauf.
Das ist das Klassische, erst die Linie machen, dann ausmalen.
Viele Menschen argumentieren damit, dass ein Bild genauso war, wie sie es gesehen haben. Diese Vorgehensweise erzeugt beim Malen jedoch Chaos.
Es erscheint zuerst viel einfacher, sich an das zu halten, was man sieht.
Doch ein Pinsel kann ein Bild nicht drucken. Viele Menschen verzweifeln dabei, denn wenn man anfängt so zu malen, als wenn man einen Fotoapparat benutzen würde, dann stellt man schnell fest, dass dies nicht funktioniert. All diese Probleme treten beim Malen auf und so wird das Malen eine Folge unangenehmer Überraschungen. Häufig ist den Malern dabei nicht bewusst, dass auch ein Fotograf ständig Entscheidungen treffen muss. Wenn man sich zuerst um diese Entscheidungen herumdrückt, dann hat man beim Malen ein schmerzhaftes Erwachen. Viele dieser Entscheidung treffen sich dann von selbst, es entstehen komische Farben, merkwürdige Formen und die Lichtverhältnisse sind auch nicht das Gelbe vom Ei. Oft werden die misslungenen Bilder damit entschuldigt, dass alles ja so war! Ich habe jedoch eher das Gefühl, dass die Ergebnisse rein zufällig entstehen, und zwar aufgrund dessen, welches Material gerade vorhanden ist.
Profis ersparen sich viele Probleme
Ein Profi beginnt mit dem Sujet.
Sujet im Sinne von „Was macht mich hier an?“
Die schönste Frage ist: Was weckt meine Leidenschaft? Was erfreut dich?
Himmel! Du hast deinen Mann auch nicht ausgesucht, weil der Typ ein Langweiler ist? Du suchst nichts aus, was dich kalt lässt!
Hier liegt der Schlüssel zum Erfolg!
Und deshalb geht ein Profi genau von diesem Punkt aus. Man kann dies bewusst oder unbewusst tun. Ob du nun mit dem Kopf herausfindest, was du magst, oder ob du‘s mit dem Bauch herausfindest, völlig egal. Hauptsache, schmeckt dir.
Dadurch, dass wir gefunden haben, was uns interessiert, ändert sich der Bildentwurf enorm.
Quatsch, er ändert sich brutal!
Ich zeige dir nun mal die heutige Straßenecke:
Sujet: Was ist das Licht aus den Fenstern so schön:
Was ist mit dem Weg zum Rhein? Der Frühling ist da!
17 Uhr: Rushhour und Gedrängel an der Bahn!
Je nachdem, wo ich sitze, was ich fühle, entstehen aus dem gleichen Motiv völlig unterschiedliche Sujets!
Es ist also unerlässlich, dass man das Warum klärt!
Vom Motiv zum Sujet -Mein Warum:
Was diese Jahreszeit wunderbar macht, ist der Kontrast zwischen der Kälte und der Dunkelheit und dem wunderbar warmen Licht aus den beleuchteten Fensterscheiben.
Wenn ich meinen Abendspaziergang mache, dann finde ich die warmen Lichter so wunderbar wie eine Motte.
Die Sujet-Technik:
Schritt Nummer 2. Die Form:
Wenn man weiß, dass die Form nichts zur Sache tut, kann man sie einfach weglassen oder vereinfachen.
Der erste Schritt verändert also grundlegend das Vorzeichen. Deswegen werden die meisten Maler im Laufe ihres Lebens immer reduzierter.
In meinem heutigen Bild bedeutet dies, dass ich nur die grobe Grundform der Häuser brauche, denn sie sind ja nur die Umrahmung für das Licht aus den Schaufenstern.
Halten wir mal fest, die Idee mit dem Sujet ist super, weil sie hilft, die notwendigen Formen zu vereinfachen.
Der dritte Schritt im Bildentwurf ist die Hierarchie von Licht und Schatten.
Die meisten Menschen haben das Bedürfnis, die Umgebungsverhältnisse genau abzumalen. Sie möchten das wie eine Kamera tun. Sie denken immer daran, wie großartig das beim Foto aussieht. Tatsächlich kann man selten die tatsächlichen Tonwerte der Umgebung übernehmen. Kaum einer macht sich klar, dass heutige Kameras mit sehr ausgeklügelten Software-Routinen arbeiten, um das tatsächlich vorhandene Licht für das Auge gut erkenntlich in Licht- und Schattenverhältnisse umzuwandeln. Die traurige Wahrheit ist, dass ein Maler nicht anders arbeitet als die Softwareroutinen, er muss gut verständliches Licht erzeugen.
Schritt Nummer 4: Farbe
Erst im letzten und vierten Schritt werde ich mich um die Farben kümmern.
Auch hier ist es oft wichtig, dass das Bild andere Farben hat, als du sie in der Realität siehst. Tatsächlich gibt es für ein Bild immer zwei Realitäten, das eine sind die sichtbaren Farben, das andere sind die Gefühle, die wir an einem bestimmten Ort haben. Reale Farbe und gefühlte Farbe können voneinander abweichen.
In meinem Bild wandle ich Feuchtigkeit und Kälte in Blau um. Das Haus fühlt sich im Januar blau und kalt an.
Sujet, wie wird’s zum Bild?
In den vorhergegangenen Absätzen habe ich formuliert, wie die Frage:“ Worum geht es?“, zu Veränderungen in der Bilddarstellung führt. Das Motiv wird über die Frage, was uns daran berührt, zum Sujet, und dies führt zu gewaltigen Umbrüchen im Bildentwurf.
Für ein gelungenes Bild muss man all diese Bestandteile zusammenführen und, um ehrlich zu sein, man muss auch oft Dinge hinzufügen.
Erfahrene Maler lügen oft Dinge in reale Szenen hinein.
Ich benutze gerne reale Dinge, um ein Bild zu vervollständigen.
Im heutigen Bild bleiben die Menschen ganz oft vor den Schaufenstern stehen. Und dann bilden ihre dunklen Silhouetten eine Form, die die Idee des Bildes enorm stützt.
Motten werden vom Licht angezogen.
Auch hier zeigt sich, wie enorm hilfreich die Sujet- Technik ist.
Ich finde die Technik macht Bilder viel besser, weil sie dir selbst klar macht, was du suchst.
Summary:
Erstens: Motiv daraufhin betrachten, was du magst. So wirds zum Sujet: Worum gehts!
Zweitens: Beim Vorzeichen und Malen die Formen vereinfachen, wenn sie nicht zur Aussage gehören.
Drittens: Untersuchen, ob Licht und Schatten mit der Idee des Sujets zusammenpassen.
Viertens: Eine harmonische Farbauswahl treffen, die zu den realen Gegebenheiten passt.
Wenn du das nächste Mal startest, dann solltest du einmal über das Sujet nachdenken. Es funktioniert genauso gut, wenn man seinem Bauchgefühl wie ein Spürhund folgt.
Liebe Grüße ins Wochenende!
Tine
Ich danke herzlich:
Super, vielen Dank!
Das hat mich an ein berühmtes TED Video erinnert. So einfach, so wahr…why what how
https://www.ted.com/talks/simon_sinek_how_great_leaders_inspire_action/up-next?language=de