Wie weit kommt man mit 3 Grundfarben?
Die Antwort: Verdammt weit!
Ich bin keine Extreme, die predigt, dass man mit drei Farben auskommen muss.
Ich kann deine Leidenschaft und Liebe zu Farben absolut nachvollziehen.
Doch ich bilde viele Menschen am Pinsel aus, und eines ist sicher richtig:
Es gehen mehr Bilder an zu vielen Farben und der Unfähigkeit zu mischen zugrunde als an zu wenigen Farben.
Was machen wir Farbliebhaber nun?
Ich schlage vor, wir beschäftigen uns mit Farbe. Heute steht die Frage im Raum:
Wie weit komme ich mit drei Farben?
Was ist zu beachten?
Wenn du im Aquarell mit nur drei Grundfarben malen möchtest, brauchst du Farben, die vielseitig mischbar sind und ein breites Farbspektrum ermöglichen.
Der Traum dabei wäre, drei so ausgewogene Grundfarben zu finden, dass man alle Farben mischen kann.
Mit Grundfarben mischen wie ein Drucker?
Die Aussage, dass man im Aquarell mit nur drei Primärfarben alle Farben mischen kann, klingt auf den ersten Blick logisch – schließlich basiert der Farbkreis auf den drei Primärfarben Gelb, Rot und Blau.
Doch in der Praxis sieht das ganz anders aus.
Alle Farbdrucker arbeiten mit drei Farben, und wenn es so einfach wäre, mit drei Farben brillante Bilder zu machen, dann ließe sich wohl kaum erklären, warum so ziemlich alle Farbausdrucke so be… bescheiden aussehen.
Schon kleine Abweichungen bei den Grundfarben haben enorme Auswirkungen auf die Mischungen und Wirkungen der Bilder.
Aber genug der Theorie.
Schauen wir mal, wie weit wir in der Praxis mit drei Primärfarben kommen.
Drei Grundfarben und ein Farbset
Mit drei Grundfarben kommt man ganz schön weit!
Man kann tolle Farbstimmungen erzeugen. Doch es gibt auch Stolpersteine!
Freud und Leid liegen hier ganz schön nah beieinander. Bei den Tests bin ich positiv überrascht, und manchmal möchte ich mir die Haare ausreißen.
Jeder Künstler hat seine eigenen Ansprüche. Wenn ich losziehe, dann zieht es mich an die schönsten Orte. Dort setze ich mich hin, um zu malen und zu genießen.
Im Optimalfall kann ich die drei Grundfarben so kombinieren, dass es mir gelingt, die Seele des Ortes wiederzugeben.
Ich bin wie ein kleines Trüffelschweinchen auf der Suche nach den schönsten Farbstimmungen.
Man kann mit 3 Farben tolle Bilder malen, doch die Farbstimmungen zu beeinflussen ist extrem schwer.
Das Grundfarben Basisset des Testes:
- Sennelier Gelb – etwas wärmer und leuchtend
- Quinacridone Rot – ein leuchtendes, leicht kühles Rot
- Ascheblau – anders als der Name vermuten lässt, extrem kalt leuchtend
Ich schaue auf drei Pröbchen mit sehr schönen Farben: Wie weit komme ich damit?
Optisch wirkt das Set wie die drei Farben, die man zum Drucken verwendet. Das Rot ähnelt Magenta, das Blau schaut aus wie Cyan, und das Gelb ist auf den ersten Blick auch nahe am kalten Primärgelb.
Die Mischfarben sind vielfältig:
Kann ich nun alle Farben mischen wie ein Drucker?
Ich beginne mit Rot und Gelb und bin begeistert. Die entstehenden Rot- und Orangetöne sind wunderbar strahlend und leuchtend. Fügt man den Orangetönen ein wenig Blau hinzu, entstehen gute, aber kalte Grautöne. Schon mal vorne weg, mit den drei Farben lässt sich ein gutes Bild malen.
Das Bild wirkt farbstark, niemand käme auf den Gedanken, das ich nur mit 3 Farben gemalt habe.
Doch bald stellt sich heraus, dass mir eine der drei Farben Probleme bereitet.
Das Blau ist nicht dunkel genug, sodass sich satte, dunkle Töne nur mit Mühe mischen lassen.
Die Dunkelheiten im Set erzeuge ich eher mir dem Rot!
Ich merke schnell, das Blau ist nicht meins.
Das Blau lässt sich mit dem Rot zusammen kaum modellieren. Gebe ich einen Hauch rot dazu, wird es nicht wärmer sonder kippt sofort ins Lila. Einen warmen Himmel bekomme ich nicht hin.
Merke:
In der Praxis lassen sich die Grundfarbene nicht so einfach variieren wie in der Theorie.
Immer dann, wenn eine der Farben großflächig sichtbar wird, drückt sie der Mischung ihre Wirkung auf, deshalb arbeite ich lieber mit 6 Grundfarben.
Wer schnell und unkompliziert mischen möchte, kommt mit 3 Farben nicht gut klar, 6 sind besser, dazu aber nächste Woche.
Tipp 1: Die Primärfarben müssen sehr weise ausgesucht werden, denn sie übertragen ihre Eigenschaften auf alle Mischungen.
Die Folge für diese 3er Paarung:
Das Blau ist deckend und kalt. Alle Grüntöne sind deshalb kalt und matt. Wärme ich die Farben mit dem Rot auf, brechen sie ins Bräunliche. Mir gelingt die Steuerung der grünen Mischungen nicht. Alles Grün- und Violetttöne bleiben matt. Es geliegen nur kühle Himmel.
Tipp 2: Die 3er Paarung der Grundfarben sollte so ausgesucht werden, dass sie zu den Farbstimmungen des Motives passt.
Gesamtbewertung der Kombination
- Großartige und farbige Kombination für winterliche Landschaften
- Das Blau ist kalt und deckend→ Deshalb überträgt es seine Farbstimmung über den Himmel, weil es dort großflächig zu sehen ist!
- Grüntöne in der Landschaft → Sie sind schön, aber haben immer einen hohen deckenden Blauanteil und sind deshalb matt und kalt.
- Alle Rot- und Orangetöne sind brillant und wunderbar.
Tipp 3: Die meisten 3er Kombinationen aus Grundfarben haben beim Mischen Schwächen!
Eine der Mischfarben ist nach meinen Erfahrungen immer schlecht. Mit 3 Farben kann man eben nicht alles haben. Entweder das Orange, das Grün oder das Lila sind schwach.
Künstler haben ihre persönlichen Vorlieben! Wer mit wenigen Farben arbeitet muss lernen, seine eigene Farbwelt abzubilden!
3 Grundfarben eine Farbe austauschen verändert alles:
Tipp 4: Aber Lieblingsfarben wirken keine Wunder!
Ich schnappe mir das Indigo von Sennelier meine Lieblingsfarbe. Es ist extrem dunkel. Dieses ist zwar ein wenig deckend, hat aber enorme Vorteile. Ich liebe es weil es starke Dunkelheiten macht und tolle Grüntöne erzeugt.
Die Farbe liebe ich zwar sehr, ist aber nicht Teil meiner 6 Grundfarben mit denen ich meine Mischungen aufbaue. Indigo hat in meinem Kasten Platz, weil ich es liebe.
Doch in der Rot-Gelb Kombi mit dem Grundset arbeitet es nicht gut.
Tip 5: 3er Sets aus Grundfarben müssen so gewählt werden, dass die Farben zusammenarbeiten und zum Motiv passen.
Wieder drückt das Blau seine Farbstimmung auf und das Blau ist wieder nicht perfekt. Der Tag wirkt düster und aus Indigo macht man beim Mischen niemals ein Babyblau XD.
So verändert sich das Bild durch Indigo.
Die satten Grüntöne helfen mir in diesem Motiv nicht. Durch das Indigo entsteht eine gedämpfte Stimmung.
Bild mit Indigo:Zum Vergleich die Kombi mit Ascheblau:
Zum Vergleich die Kombi mit Ascheblau:
Dunkelheiten bringen die hellen Farben zum Glühen.
Das Indigo ist der Knaller! → Mit ihm lassen sich tiefe Dunkelheiten erzeugen und interessante Bilder mit großer Tonwertspreizung malen. Doch in der Dreierkombination ist es nicht zu gebrauchen, weil es beim Mischen vergraut.
Tipp 6: Die perfekte 3er Kombination ist die, in der die Grundfarben zusammen arbeiten.
Grundfarben Set, diesmal mit Ultramarin gemalt:
Jetzt entwickelt sich eine andere Dynamik, weil das Rot und das Gelb zum Blau komplementär ist. Das Blau lässt sich nun anders als in den beiden anderen Grundfarben Sets varieren.
Bei Mischen merkt man, dass das Set gut harmoniert. Farben lassen sich leicht mischen.
Die Dunkelheiten enstehen mühelos durch die Wirkung von Komplimentärfarben.
Ein Set das gut zusammenarbeitet, macht das Mischen vielfältig und einfach.
Tipp 7: Dunkelheiten, die aus Komplimentären entstehen, machen Grundfarbensets vielfältig und wandelbar.
Erkenntnisse über das Malen mit 3 Grundfarben:
- Wer mit nur drei Farben arbeitet, muss genau aufpassen, welche Farben er wählt.
- Nicht jede Dreierkombination aus Grundfarben ist in der Lage, deine Bedürfnisse zu befriedigen.
- Schon der Austausch einer Farbe kann darüber entscheiden, ob die Kombination optimal ist oder nicht.
- Es kommt nicht nur auf die Schönheit der einzelnen Grundfarben an, sondern auch darauf, wie sie zusammenarbeiten.
- Einzelne Eigenschaften von Farben übertragen sich beim Mischen – das kann Fluch oder Segen sein.
Drum wähle weise!
Sennelier: Gelb, Quinacridone Rot, Ascheblau
Sennelier: Gelb, Quinacridone Rot, Indigo
Sennelier: Gelb, Quinacridone Rot, Ultramarin
Liebe Grüße Tine
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