Von Skizzen zum Bild

Was unterscheidet eigentlich eine Skizze  von einem fertigen Bild?

Meistens nur die Geisteshaltung, denn Skizzen werden in vielen Berufen erst mal dazu benutzt die Gedanken für den Arbeitsprozess festzuhalten.

Eine Skizze ist ein sehr schneller Entwurf.

In der Kunst hat Spontanität allerdings einen anderen Stellenwert.

 

Skizzen sind hilfreich

Natürlich werden auch in der Kunst Skizzen oft benutzt um für Kunstwerke verschiedene Versionen durch zu spielen. Die wichtigsten Bereiche die ein Künstler durch Skizzen klären sollte sind:

  • Bildentwurf
  • Licht und Schatten
  • und Farbkombination

Genau diesen Prozess könnt ihr euch weiter unten anschauen.

Skizzen sind die Kunst

Man kann das aber auch ganz anders sehen, für mich sind Skizzen der eigentliche künstlerische Inhalt. In Skizzen hält der Künstler sehr schnell fest was er aktuell fühlt oder sieht.

Skizzen sind der eigentliche kreative Schaffensprozess

Meine Skizzen sind immer sehr unterschiedlich, mal sind sie fröhlich, mal sind sie düster.

Diese Woche war es sehr krass, denn das Licht und das Wetter wechselten sehr schnell.

Bei diesem Wetter wäre es natürlich unmöglich gewesen draußen zu skizzieren, doch Gott sei Dank gibt es in Feldbach einen Parkplatz mit großartiger Aussicht

Große, ausgefeilte Kunstwerke kann man in solchen Situationen natürlich nicht machen. Aber mit jeder Darstellung des Motivs wird man sich sicherer, was man wirklich machen möchte. Oft es ist auch so, dass der Augenblick einfach in mir haften bleibt.  Die spontane Arbeitsweise ist aber so in meiner Seele verankert dass jede Vorskizze oder Zeichnung völlig anders wird.

Ja, viele meiner Skizzen sind nicht schön, weil sie in der Geschwindigkeit des Augenblicks passieren, dennoch liegen sie mir vielmehr am Herzen als völlig ausgefeilte Kunstwerke, ganz einfach weil meine Seele darin steckt.

Skizzen sind die Funken die das Feuer zum Brennen bringen

Übrigens fühle ich mich oft wie ein FBI Agent, ich sitze in meinem kleinen Smart, mein Skizzenbuch auf den Knien, denn zwangsweise beobachte ich die über Anwohner, nach so einer Skizzenreihe habe ich jeden Hundebesitzer dieses Ortes observiert.

Der Prozess der Kreativität

Diese Skizze ist die Quelle. Sonntag vor 14 Tagen habe ich diesen tollen Ort entdeckt. Eigentlich fahre ich hier jeden Tag vorbei, doch ich bin nie ausgestiegen. Heute gehen wir hier mal spazieren und damit ich meinem Mann nicht auf die Nerven gehe, benutze ich nur den Kugelschreiber. Ich merke eindeutig, das Motiv ist perfekt so, dennoch will ich sie in Farbe umsetzen, dann brauche ich mehr Platz als für den Kugelschreiber..

Tine Klein von Skizzen zum Bild Tusche Zeichnung Feldbach am Zürichsee

 

Montag:

An den nächsten Tagen folgen weitere Skizzen, aber mit I-Pad, weil dies auf dem Parkplatz besser geht als zu aquarellieren. Hier lege ich keinen Wert auf Qualität, die Skizzen halten nur meine Gedanken fest, es sind Tests. Auch wenn diese Skizze nicht besonders gut ist, sie enthält genau das, was ich eigentlich zeigen möchte, das Licht hinter dem Berg.

Tine Klein von Skizzen zum Bild: Digitales Aquarell Feldbach am Zürichsee

Zusammen mit der ersten Skizze im Kugelschreiber und mit der zweiten Skizze, die die Idee nicht hinterm Berg in Farbe umgesetzt hat, weiss ich jetzt schon ganz genau wohin die Richtung gehen könnte. Viel Zeit setze sich in solche Skizzen nicht, 10-15 Minuten müssen reichen. Das erklärt auch, warum die iPad Skizze oben nicht gerade ausgefeilt ist.

Dienstag: Es hagelt und zwar heftig: Diese Woche war das Wetter echt krass. Das Wetter klappte von strahlendem Sonnenschein direkt herein in einen Schneesturm. Eigentlich wollte ich schon mit Aquarell loslegen, bin dann aber auf Kreide umgestiegen, weil ich ins Auto flüchten musst. Nicht mal der Hund hat Lust spazieren zu gehen.

Tine Klein von Skizzen zum Bild: Aquarell Feldbach am Zürichsee

Die Entwürfe sind für ein Kinderbuch, dort oben auf der Klippe wird ein kleiner Branddrache geboren. Der Ort ist real, das Wetter ist real und der kleine Drache wartet auf seine Geburt in meinem Kopf. So weiß sich hinterher auch kleine Details die ich in meine Erzählung einbinden kann.  Nichts geht über reales Erleben.

Mittwoch endlich strahlt die Sonne und heute werde ich einen freundlichen Ort malen. Heute nehme ich mir etwas mehr Zeit. Durch das Skizzieren sind jetzt alle Informationen gesammelt, ich kann sehr schnell eine neue Zeichnung anlegen, das geht jetzt Ruckzuck, denn ich weiß worum es geht.

Aus all das was sich in den letzten Tagen erlebt habe steckt in Bild.

Skizzen und ihre Ergebnisse

Mein persönliches Fazit ist das mir das Malen und Zeichnen unter realen Bedingungen und unter Druck am meisten Spaß macht. Die kleine Skizze diese dunkel ist die hat mir richtig Freude gemacht, Gott sei Dank sind die Sitze meines Autos schwarz.

Ich fühle mich dann so voll mit Kreativität, ihr seht ja selbst dabei geht natürlich so einiges schief. Aber die Skizzen stecken voll mit Leben, und dies bringt  Erfahrung und Erfahrung macht  gut.

Das Ungeplante bringt dich aus deinem Trott, und dies lässt sich neue Erfahrungen machen.

Die Zeichnung fürs Kinderbuch möchte ich euch nicht vorenthalten.

Tine Klein von Skizzen zum Bild: Digitales Aquarell ink and Watercolor Feldbach am Zürichsee

Ich zweifele noch sehr, vielleicht füge ich noch grün ein, aber im Moment gibt es noch gar kein grün. Das was später zum Kinderbuch wird sind tatsächlich Urban Sketchings.

Aber seit doch mal ehrlich, das Haus oberhalb der S7 sieht doch tatsächlich aus wie das wahre Zuhause eines Drachens.

Zeitverschwendung?

Manchmal denke ich, das alles ist doch Zeitverschwendung, doch diese Skizzen dauern, wenn man sich daran gewöhnt hat, tatsächlich nicht lange. Spontanes Arbeiten ist ohnehin unersetzbar, weil es einen auf Ideen bringt, die man vorher nicht hatte.

Natürlich mache ich das alles nicht bei jedem Bild. Doch gerade für die unsicheren Zeitgenossen ist dies eine großartige Möglichkeit. Seien wir doch mal ehrlich, der Zweifel plagt jeden von uns! Wie mache ich dieses, oder wie mache ich das?

Letztendlich glaube ich dass diese Vorgehensweise oft sogar sehr viel Zeit spart, vorausgesetzt man verinnerlicht das eine Skizze schnell ist und nicht unbedingt immer völlig ausgefeilt sein muss. Für viele Menschen dürfte es sehr praktisch scheint zu wissen, dass man seine Malleidenschaft auch ganz wunderbar auf einem großen Handy oder einem Tablett ausüben kann.

Das Bild was ihr jetzt seht, hat, glaube ich, nicht viel länger gedauert als die Skizzen. Warum nicht gleich so? Aus einem ganz einfachen Grund, wenn ein Motiv so komplex ist, wie dieses kann ich es später ganz schnell aufs Blatt werfen, aber ich brauche nicht mehr zu zögern, denn mein Auge hat gelernt.

Es ist niemals Zeitverschwendung sich die Welt in Ruhe anzuschauen, ein Motiv aufzumalen ist einfach enorm empfehlenswert, denn nur wer das tut bemerkt, dass die Welt voller unterschiedlicher Lösungen steckt

Gut wird wer eben gerne und viel malt und die Skizze ist einfach das, was man im Alltag am Leichtesten unterbringen kann. Das sind meine 20 Minuten, die ich mir täglich gönne bevor ich einkaufen gehe.

Und nun möchte ich euch auch noch den eigentlichen Auslöser der Zeichnung verraten, unten unter dem Haus standen die ersten blühenden Haselsträucher, die haben mein Auge angezogen und plötzlich habe ich das Motiv entdeckt an dem ich schon tausendmal vorbeigefahren bin.

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende

Tine

P:S: Ich weiß gar nicht wie diese kleinen Dinger heißen. Es sind nicht die hübschen kleinen Weidenkätzchen, sondern  gelbe kleine Schwänzchen die die Haselsträucher bekommen. Auf meinem Spaziergang am Sonntag habe ich dieses wundervolle Motiv in Feldbach entdeckt. Ich sehne mich so nach Sonne und Licht und dann sind eine Reihe von Skizzen entstanden die zeigen, wie man ein Bild entwickelt.

 

 

 

 

 

 

 

4 commentaires sur “Von Skizzen zum Bild

  1. Vielen Dank für den wie immer sehr enthusiastischen Blogbeitrag, liebe Tine. Bei uns heißen sie Lämmerschwänzchen, so haben wir es in der Kindheit schon gelernt. Und gerade heute wurde ich wieder daran erinnert und habe ein Bild davon gemalt, wie sie im Wind wehen. Liebe Grüße von Karin

  2. Liebe Tine, sehr schöner Beitrag wieder! Meistens sind bei mir die ersten Skizzen auch die endgültigen (aber nicht immer). Und wenn ich ein „richtiges“ Bild male brauche ich meist keine Skizzen, da die intuitiv aus dem Bauch kommen. Natürlich ist das bei der Vorbereitung einer Illustration etwas ganz anderes, da sind Skizzen natürlich hilfreich.
    Schön das Du auch gelegentlich mit dem iPad zeichnest, ich komme mir manchmal schon wie ein Verräter vor, wenn ich die bösen Blicke und bissigen Bemerkungen von den Kollegen bekomme – wie kan man nur. Aber für Skizzen ist Procreate einfach Klasse.
    Ich wünsche Dir und Deiner Familie ein schönes Wochenende! Liebe Grüße Rolf

    PS: Es sind die „männlichen Kätzchen“, diese kleinen Schwänzchen die Dich in Ihren Bann gezogen haben.

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